Blue Max
29.11.2008, 11:47
Nachdem hier in mehreren Strängen von der Gründung einer rechten Partei die Rede war, die das rechts von der Union entstandene Machtvakuum ausfüllen könnte und die deutsche Parteienlandschaft wieder bereichern würde, so sprachen sich einige hier für die Union aus (haihunter) bzw. brachten ihre Hoffnung zum Ausdruck, die Union werde in Zukunft wieder einen konservativen Kurs fahren wie zu Beginn der BRD in den 50er und 60er Jahren (lexiphon).
Für wie realistisch haltet ihr einen zukünftigen Rechtsruck der Union, wenn dieser in Zukunft aus Enttäuschung über ihre zur Zeit linke Politik die Wähler wegbleiben?
Dazu habe ich in der Jungen Freiheit ein interessantes Interview gefunden, das ich euch nicht vorenthalten möchte:
(...)Sie haben sich Anfang der neunziger Jahre von Weikersheim getrennt. Warum?
Rohrmoser: Die Idee bei der Gründung war eine geistig-ethische Erneuerung unseres Landes, die aus unserem christlichen Ursprung und europäisch-deutschen kulturellen Erbe ihre Kraft schöpfen sollte. Diese Zielsetzung wäre nur zu erreichen gewesen, wenn das Institut konsequent überparteilich hätte arbeiten können und alle Personen guten Willens, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, sich auf dieser Basis hätten zusammenfinden können.(...)
Ist mit seiner Distanzierung von Weikersheim die "Affäre Oettinger" zu Ende?
Rohrmoser: Nein. Gegenfrage: Was hat eigentlich Weikersheim mit der Trauerrede Oettingers für Hans Filbinger zu tun, mit der am 14. April alles begann? Nichts! Eine "Verbindung" gibt es nur dann, wenn man annimmt, daß die beanstandeten Passagen der Rede nicht einfach eine Meinungsäußerung darstellen, sondern einer politische Strategie entspringen. Dann wäre die nächste Frage: Wo kommt das her? In den Zeitungen liest man als Antwort darauf bereits von einer Art Weikersheim-Fraktion im Baden-Württembergischen Staatsministerium. Wenn es gelingt, diese Verschwörungstheorie glaubhaft unters Volk zu bringen, dann bietet sie einen wunderbaren Keil, um immer tiefer in die Union einzudringen. Die Affäre ist also keineswegs erledigt, vielmehr beginnt ihre Tiefen- und Langzeitwirkung nun erst. Schon setzt SPD-Chef Kurt Beck nach und empfiehlt Angela Merkel eine Reinigung der CDU unter der politisch korrekten Tarnformulierung "Klärung der Haltung zu Vergangenheit und rechtem Rand". Natürlich geht es letztlich nicht um Weikersheim, sondern darum, die Konservativen in der CDU, die es noch in allen Landesverbänden gibt, möglichst endgültig ins Aus zu stellen und die Partei so weltanschaulich - und damit auch in vielen praktischen politischen Fragen, etwa in puncto Zuwanderung oder Gesellschaftspolitik - unter Kontrolle zu bringen. (...)
Warum hat sich Merkel entschieden, lieber die eigene Partei zu beschädigen, als den politischen Kampf aufzunehmen?
Rohrmoser: Weil sie keine andere Wahl hatte. Denn die politische Durchsetzungsfähigkeit einer Partei - auch darüber habe ich viel mit Peter Glotz gesprochen - hängt von der Frage ab, wer die geistig-kulturelle Hegemonie im Land innehat. Und nachdem die CDU diese vor fast vierzig Jahren verloren hat und seitdem auch nicht in der Lage oder willens war, sie zurückzuerobern, ist der Kurs der geistigen Unterwerfung der Partei einschließlich all der sich regelmäßig daraus ergebenden großen Demütigungen - von Filbinger über Jenninger bis zu Oettinger - und der zahllosen kleinen Demütigungen eine zwangsläufige Folge. Wenn eine Volkspartei wie die CDU, der wir alle entscheidenden Erfolge im Aufbau der Bundesrepublik und im Ansehen in der Welt verdanken und die lange Zeit die Mehrheit der Wähler für sich zu gewinnen in der Lage war, heute nicht einmal mehr kampagnenfähig ist, so ist das eine politische Bankrotterklärung. Was die Union nicht begreift, ist, daß es im Kern um das von Joschka Fischer einmal mit dem Satz "Auschwitz als Gründungsmythos der Bundesrepublik" beschriebene Absolutum geht, das den zutiefst mit der CDU verbundenen Aufbaumythos der Gründerjahre ersetzt hat und die Union in weiten Bereichen politikunfähig macht. Und das von seinen politischen Nutznießern mit all ihrer diffamatorischen, politischen und medialen Macht mit Zähnen und Klauen bis zum Schluß verteidigt werden wird.(...)
http://www.jf-archiv.de/archiv07/200718042710.htm
Was meint ihr dazu? Haben die Konservativen in der Union noch eine Chance, oder werden sie zur Bedeutungslosigkeit verkommen?
Kann sich die Union dem medialen Druck beugen und wieder konservative Positionen stärken, oder will sie das gar nicht mehr, weil sie mittlerweile ihre Identität aufgegeben hat?
Bin gespannt auf eure Antworten!
Für wie realistisch haltet ihr einen zukünftigen Rechtsruck der Union, wenn dieser in Zukunft aus Enttäuschung über ihre zur Zeit linke Politik die Wähler wegbleiben?
Dazu habe ich in der Jungen Freiheit ein interessantes Interview gefunden, das ich euch nicht vorenthalten möchte:
(...)Sie haben sich Anfang der neunziger Jahre von Weikersheim getrennt. Warum?
Rohrmoser: Die Idee bei der Gründung war eine geistig-ethische Erneuerung unseres Landes, die aus unserem christlichen Ursprung und europäisch-deutschen kulturellen Erbe ihre Kraft schöpfen sollte. Diese Zielsetzung wäre nur zu erreichen gewesen, wenn das Institut konsequent überparteilich hätte arbeiten können und alle Personen guten Willens, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, sich auf dieser Basis hätten zusammenfinden können.(...)
Ist mit seiner Distanzierung von Weikersheim die "Affäre Oettinger" zu Ende?
Rohrmoser: Nein. Gegenfrage: Was hat eigentlich Weikersheim mit der Trauerrede Oettingers für Hans Filbinger zu tun, mit der am 14. April alles begann? Nichts! Eine "Verbindung" gibt es nur dann, wenn man annimmt, daß die beanstandeten Passagen der Rede nicht einfach eine Meinungsäußerung darstellen, sondern einer politische Strategie entspringen. Dann wäre die nächste Frage: Wo kommt das her? In den Zeitungen liest man als Antwort darauf bereits von einer Art Weikersheim-Fraktion im Baden-Württembergischen Staatsministerium. Wenn es gelingt, diese Verschwörungstheorie glaubhaft unters Volk zu bringen, dann bietet sie einen wunderbaren Keil, um immer tiefer in die Union einzudringen. Die Affäre ist also keineswegs erledigt, vielmehr beginnt ihre Tiefen- und Langzeitwirkung nun erst. Schon setzt SPD-Chef Kurt Beck nach und empfiehlt Angela Merkel eine Reinigung der CDU unter der politisch korrekten Tarnformulierung "Klärung der Haltung zu Vergangenheit und rechtem Rand". Natürlich geht es letztlich nicht um Weikersheim, sondern darum, die Konservativen in der CDU, die es noch in allen Landesverbänden gibt, möglichst endgültig ins Aus zu stellen und die Partei so weltanschaulich - und damit auch in vielen praktischen politischen Fragen, etwa in puncto Zuwanderung oder Gesellschaftspolitik - unter Kontrolle zu bringen. (...)
Warum hat sich Merkel entschieden, lieber die eigene Partei zu beschädigen, als den politischen Kampf aufzunehmen?
Rohrmoser: Weil sie keine andere Wahl hatte. Denn die politische Durchsetzungsfähigkeit einer Partei - auch darüber habe ich viel mit Peter Glotz gesprochen - hängt von der Frage ab, wer die geistig-kulturelle Hegemonie im Land innehat. Und nachdem die CDU diese vor fast vierzig Jahren verloren hat und seitdem auch nicht in der Lage oder willens war, sie zurückzuerobern, ist der Kurs der geistigen Unterwerfung der Partei einschließlich all der sich regelmäßig daraus ergebenden großen Demütigungen - von Filbinger über Jenninger bis zu Oettinger - und der zahllosen kleinen Demütigungen eine zwangsläufige Folge. Wenn eine Volkspartei wie die CDU, der wir alle entscheidenden Erfolge im Aufbau der Bundesrepublik und im Ansehen in der Welt verdanken und die lange Zeit die Mehrheit der Wähler für sich zu gewinnen in der Lage war, heute nicht einmal mehr kampagnenfähig ist, so ist das eine politische Bankrotterklärung. Was die Union nicht begreift, ist, daß es im Kern um das von Joschka Fischer einmal mit dem Satz "Auschwitz als Gründungsmythos der Bundesrepublik" beschriebene Absolutum geht, das den zutiefst mit der CDU verbundenen Aufbaumythos der Gründerjahre ersetzt hat und die Union in weiten Bereichen politikunfähig macht. Und das von seinen politischen Nutznießern mit all ihrer diffamatorischen, politischen und medialen Macht mit Zähnen und Klauen bis zum Schluß verteidigt werden wird.(...)
http://www.jf-archiv.de/archiv07/200718042710.htm
Was meint ihr dazu? Haben die Konservativen in der Union noch eine Chance, oder werden sie zur Bedeutungslosigkeit verkommen?
Kann sich die Union dem medialen Druck beugen und wieder konservative Positionen stärken, oder will sie das gar nicht mehr, weil sie mittlerweile ihre Identität aufgegeben hat?
Bin gespannt auf eure Antworten!