PDA

Vollständige Version anzeigen : Zeitgeiständerungen: Die Schweigespirale



-SG-
17.11.2008, 16:23
Wie entsteht ein "Zeitgeist", eine öffentliche Meinung?

Diese Theorie hat folgende Erklärung dazu:

- Menschen brauchen soziale Anerkennung und wollen mit ihrer Meinung nicht isoliert sein (insbesondere, da 95% der Menschen nicht als "Ideologen", sondern bestenfalls als Halb-Ideologen oder Mitläufer charakterisiert werden können)

- Daher beobachten sie, insbesondere in den Massenmedien, was gerade Mehrheitsmeinung oder aufstrebende Meinung zu sein scheint.

- Wenn sie mit dieser konform gehen, trauen sie sich eher, in der Öffentlichkeit ihren Standpunkt verbal, mit Symbolen usw. zur Schau zu stellen. Die anderen schweigen.

- Das führt aber dazu, dass die erste Meinung wiederum noch mehr an Gewicht gewinnt in der öffentlichen Auseinandersetzung usw. usf. -> Das kann dazu führen, dass bestimmte Meinungen "aussterben" bzw. nicht mehr ins Gewicht fallen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Schweigespirale

So, jetzt vergegenwärtigt man sich dazu noch, dass die Mehrheit der Journalisten in Deutschland rot/grün gesonnen ist. Allein krass überproportionale 30% aller Journalisten sind Grünenanhänger (deutlich mehr als CDU).

Dann bekommt man eine dumpfe Ahnung, warum in den letzten Jahren sich der Zeitgeist in bestimmte Richtungen gewandelt hat.

Badener3000
21.11.2008, 20:23
Der Mensch ist ein Herdentier, diese naturgegebene Tatsache wiederspricht der Definition der Demokratie. Demokratie ist für den Mensch ein nicht erreichbares Ideal.

Sauerländer
21.11.2008, 20:29
Spengler hat gegen Ende des UdA dieses Phänomen angesprochen und dargelegt, inwiefern die Pressefreiheit letztlich gerade zur Perfektion der Massenkonditionierung dient, die mit überparteilicher Information nichts zu tun hat.
Es ist immer wieder erhellend, gerade diesen letzten Teil des Unterganges zu lesen und einen Realitätsabgleich zu vollziehen.

Odin
21.11.2008, 20:47
Es gibt Führer und Geführte. Das kann man sich nicht aussuchen. Man bleibt, was man ist.



Wohlan, folgt mir!

-SG-
21.11.2008, 20:59
Spengler hat gegen Ende des UdA dieses Phänomen angesprochen und dargelegt, inwiefern die Pressefreiheit letztlich gerade zur Perfektion der Massenkonditionierung dient, die mit überparteilicher Information nichts zu tun hat.
Es ist immer wieder erhellend, gerade diesen letzten Teil des Unterganges zu lesen und einen Realitätsabgleich zu vollziehen.

Kannst Du mir da eine Textstelle nennen? Unterkapitel reicht, die Seitennummern in den Ausgaben sind wohl eh unterschiedlich.

Sauerländer
21.11.2008, 21:04
Kannst Du mir da eine Textstelle nennen? Unterkapitel reicht, die Seitennummern in den Ausgaben sind wohl eh unterschiedlich.
Sekunde...
EDIT:
Kapitel 4 ("Der Staat"), Unterkapitel "Philosophie der Politik", Sinnabschnitt 18.

Klopperhorst
21.11.2008, 21:51
...
- Menschen brauchen soziale Anerkennung und wollen mit ihrer Meinung nicht isoliert sein ...

Guter Punkt. Und da ich von Natur ein Einzelgänger und Einzelkämpfer bin, ja selbst in meinem Beruf habe ich immer alles, was ich brauchte, selbst gelernt (ohne fremde Hilfe) und selbst erfunden, erarbeitet ... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.

Man sollte es so formulieren, wie es Odin schon richtig sagte.

Es gibt Leithammel und Herdentiere. 95% sind Herdentiere. Aber eine Herde zu stoppen, ist so schwer, wie wünschenswerth.


---

Geronimo
21.11.2008, 21:55
Guter Punkt. Und da ich von Natur ein Einzelgänger und Einzelkämpfer bin, ja selbst in meinem Beruf habe ich immer alles, was ich brauchte, selbst gelernt (ohne fremde Hilfe) und selbst erfunden, erarbeitet ... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.

Man sollte es so formulieren, wie es Odin schon richtig sagte.

Es gibt Leithammel und Herdentiere. 95% sind Herdentiere. Aber eine Herde zu stoppen, ist so schwer, wie wünschenswerth.


---

In der Tat. Wem sagst du das! Wenn eine Büffelherde in Wallung kommt, stoppst du sie nur wenn du das Leittier erschießt. Der Rest bleibt dann brav stehen.
Oh, war das jetzt eine korrekte Analogie?

Geronimo
(Büffeljäger aus Passion)

Klopperhorst
21.11.2008, 21:58
In der Tat. Wem sagst du das! Wenn eine Büffelherde in Wallung kommt, stoppst du sie nur wenn du das Leittier erschießt. Der Rest bleibt dann brav stehen.
Oh, war das jetzt eine korrekte Analogie?

Geronimo
(Büffeljäger aus Passion)

Oder du ersetzt das Leittier. Politik ist Kampf um die Weltanschauung, und die Büffelherde glaubt das, was der größte Hammel herausbrüllt und läuft diesem natürlich nach, bis in den Untergang.

Es ist erschreckend zu erkennen, wie dumm und manipulierbar die meisten Menschen sind, daß sie nicht fähig sind zu eigenem, kreativen Denken sondern nur nachkauen, was man ihnen vorsetzt.


---

Geronimo
21.11.2008, 22:03
Oder du ersetzt das Leittier. Politik ist Kampf um die Weltanschauung, und die Büffelherde glaubt das, was der größte Hammel herausbrüllt und läuft diesem natürlich nach, bis in den Untergang.

Es ist erschreckend zu erkennen, wie dumm und manipulierbar die meisten Menschen sind, daß sie nicht fähig sind zu eigenem, kreativen Denken sondern nur nachkauen, was man ihnen vorsetzt.


---

In der Tat. Bedeutet in der Konsequenz: willst du die bestehenden Verhältnisse ändern, beseitige das Führungspersonal der Herde und führe selbst! Auf die Masse ist da keinerlei Verlass. Bedeutet auch: drastischer Politikwechsel, und ich meine wirklich drastisch, wird auf friedlichem Wege nicht zu machen sein!
Hatte Mao mit seiner "permanenten Revolution" also doch Recht?

Gruss
Gero

-SG-
21.11.2008, 22:14
Danke Sauerländer, ich lese schon:)

Guter Punkt. Und da ich von Natur ein Einzelgänger und Einzelkämpfer bin, ja selbst in meinem Beruf habe ich immer alles, was ich brauchte, selbst gelernt (ohne fremde Hilfe) und selbst erfunden, erarbeitet ... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.

Man sollte es so formulieren, wie es Odin schon richtig sagte.

Es gibt Leithammel und Herdentiere. 95% sind Herdentiere. Aber eine Herde zu stoppen, ist so schwer, wie wünschenswerth.


---

Es waren immer starke Persönlichkeiten, die vom Zeitgeist abwichen.

1933 waren es vereinzelte Intellektuelle, die entweder in ihrem persönlichen, elitären Kreise diesen Meinungsdruck nicht hatten, oder die eben eine starke Persönlichkeit waren, die vom Zeitgeist abwichen, wie Tucholsky oder dann Th. Mann.

Heute ist zwar Got sei Dank nicht mehr unmittelbar Dein Leben bedroht, wenn Du eine abweichende Meinung vertrittst, aber die wirksame mediale Verfolgung, öffentliche Brandmarkung, Karriere-Aus und soziale Ächtung sind für 98% der Menschen zu hohe Sanktionsdrohungen, um eine abweichende Meinung überhaupt ins Mögliche rücken zu lassen.
Daher sind - im Westen! - auch die meisten rechtskonservativen Ideologen verhältnismäßig starke Persönlichkeiten (ganz wertfrei gesagt).

-25Grad
21.11.2008, 22:52
Der Mensch ist ein Herdentier, diese naturgegebene Tatsache wiederspricht der Definition der Demokratie. Demokratie ist für den Mensch ein nicht erreichbares Ideal.Amen.

Ich möchte niemanden beschimpfen oder menschlich abwerten ( denn ich halte mich in keinster Weise für einen wie auch immer gearteten Teil einer Elite ), aber ich habe, gerade in meiner Schulzeit während bestimmten Diskussionen innerhalb des Unterrichts immer wieder gemerkt, die angesprochenen 95 Prozent der Bevölkerung vertreten, wenn sie denn gezwungen sind, überhaupt einen Standpunkt zu vertreten, nicht die Früchte irgend einer Überlegung ( ihren Standpunkt könnten sie nämlich nicht begründen; sie vertreten ihn aber trotzdem und halten ihn oft für gleichberechtigt neben anderen, wohl begründeten Standpunkten! ), sondern folgen irgendwelchen Trieben und Gefühlen. Diese Gefühle werden wohl vor allem vom Zeitgeist bestimmt.

Halten wir uns das vor Augen ist die Demokratie natürlich ziemlich witzlos.

Sauerländer
21.11.2008, 23:08
Ich möchte niemanden beschimpfen oder menschlich abwerten ( denn ich halte mich in keinster Weise für einen wie auch immer gearteten Teil einer Elite ), aber ich habe, gerade in meiner Schulzeit während bestimmten Diskussionen innerhalb des Unterrichts immer wieder gemerkt, die angesprochenen 95 Prozent der Bevölkerung vertreten, wenn sie denn gezwungen sind, überhaupt einen Standpunkt zu vertreten, nicht die Früchte irgend einer Überlegung ( ihren Standpunkt könnten sie nämlich nicht begründen; sie vertreten ihn aber trotzdem und halten ihn oft für gleichberechtigt neben anderen, wohl begründeten Standpunkten! ), sondern folgen irgendwelchen Trieben und Gefühlen. Diese Gefühle werden wohl vor allem vom Zeitgeist bestimmt.
Nun könnte man darin im Unterricht natürlich auch fallweise einen Ausweis von zynischer Intelligenz sehen, indem sich die entsprechenden Leute das Erringen brauchbarer Benotung möglichst einfach machten. Das setzt natürlich voraus, dass die jeweiligen Lehrkräfte nicht selbstständiges Denken und gegebenfalls den Mut zu daraus abgeleiteten kontroversen Statements honorieren (wie es ja eigentlich sein sollte und ich es dankenswerterweise gerade im für das Gegenteil prädestinierten Geschichts-LK erlebt habe), sondern die "richtige" Haltung.
Da mag sich manch einer denken, es sei doch nur vernünftig, das zu äußern, was ja offenbar verlangt wird, wenn auch ohne jede wirkliche innere Beteiligung an dieser jeweiligen Position.

Halten wir uns das vor Augen ist die Demokratie natürlich ziemlich witzlos.
Als System einer breiten Schicht infortmierter, interessierter, debattierender Menschen ist sie damit vom Tisch.
Die Frage nach der Rolle der Eliten, der Meinungsbilder und -führer, war eigentlich schon immer eine der Schwachstellen der allermeisten Demokratietheorien.

-SG-
21.11.2008, 23:11
Schon 1964 hat Philip Converse in einem richtungsweisenden Aufsatz festgestellt, dass nur etwa 5% der Bevölkerung dazu in der Lage ist, eine politische Ideologie zu begreifen, konsistent durchzudenken und Schlüsse daraus abzuleiten. Ein weiterer Teil konnte immerhin grob aus Werten Einstellungen ableiten, aber inhaltlich nicht konsistent. Die meisten waren schlicht politisch inkompetent.

Das heißt aber nicht, dass wir Demokratie gleich über den Haufen werfen müssen. Wir müssen nur Konsequenzen für ihre Ausgestaltung daraus ziehen. In erster Linie selbstverständlich muss das repräsentative Element genannt werden. Für Max Weber war die demokratische Methode die wirksamste, Führungskräfte auszuwählen, da sie sonst innerhalb einer Kaste mehr oder weniger willkürlich selegiert werden würden und aufgrund der fehlenden periodischen Legitimation auch nicht an Erfolge oder Misserfolge gebunden seien.

Theoretisch ist es heute so, dass Politiker mit Hinblick auf die nächste Wahl sich aus eigenem Interesse am Gemeinwohl orientieren, um nicht aus dem Amt gefegt zu werden. Dadurch müssen es natürlich fähige Politiker sein, die die Parteien aus ihrer Mitte auswählen. Sie müssen die klügsten, entschlossensten, charismatischsten, fähigsten Leute auftreten, um gegen die ebenso auswählende Gegenpartei zu bestehen.

Dass wir in der Realität von Witzfiguren regiert werden, die nach Belieben Wahlversprechen brechen, katastrophale Politik machen können, und trotzdem wiedergewählt werden, das ist in der Tat ein Phänomen, dass zu denken gibt.
Und da ist dieser Gedankengang hier eben ein Erklärungsansatz, indem man sagt: Dass sich Wähler so irrational verhalten, das kann nur daran liegen, dass die meisten vollkommen des eigenen Denkens unfähig und nicht mutig genug sind.

-25Grad
21.11.2008, 23:13
(...) Da mag sich manch einer denken, es sei doch nur vernünftig, das zu äußern, was ja offenbar verlangt wird, wenn auch ohne jede wirkliche innere Beteiligung an dieser jeweiligen Position.(...)Das ist durchaus korrekt. Mir ist die Unterrichtssituation auch lediglich als ein Beispiel eingefallen, in der auch der Normalo ( d.h. politisch kaum interessierte ) gezwungen oder wenigstens gedrungen gewesen wäre, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Es ist jedoch auch ohne einen solchen Druck ( wie sie die Anwesenheit des Lehrers bedeuten kann ) nicht anders gewesen.

Ich muß aber auch sagen, ich habe gerade mit den Lehrern, die wirklichen Wert auf Diskussionen im Unterricht legten, ähnlich gute Erfahrungen wie Du im Geschichtsunterricht.

Sauerländer
21.11.2008, 23:24
Das heißt aber nicht, dass wir Demokratie gleich über den Haufen werfen müssen. Wir müssen nur Konsequenzen für ihre Ausgestaltung daraus ziehen. In erster Linie selbstverständlich muss das repräsentative Element genannt werden. Für Max Weber war die demokratische Methode die wirksamste, Führungskräfte auszuwählen, da sie sonst innerhalb einer Kaste mehr oder weniger willkürlich selegiert werden würden und aufgrund der fehlenden periodischen Legitimation auch nicht an Erfolge oder Misserfolge gebunden seien.
Die erheblichen Probleme bei dieser Annahme sind sogar noch recht zeitnah zu Weber eindrucksvoll vorgeführt worden.

Theoretisch ist es heute so, dass Politiker mit Hinblick auf die nächste Wahl sich aus eigenem Interesse am Gemeinwohl orientieren, um nicht aus dem Amt gefegt zu werden. Dadurch müssen es natürlich fähige Politiker sein, die die Parteien aus ihrer Mitte auswählen. Sie müssen die klügsten, entschlossensten, charismatischsten, fähigsten Leute auftreten, um gegen die ebenso auswählende Gegenpartei zu bestehen.
Dass wir in der Realität von Witzfiguren regiert werden, die nach Belieben Wahlversprechen brechen, katastrophale Politik machen können, und trotzdem wiedergewählt werden, das ist in der Tat ein Phänomen, dass zu denken gibt.
Und da ist dieser Gedankengang hier eben ein Erklärungsansatz, indem man sagt: Dass sich Wähler so irrational verhalten, das kann nur daran liegen, dass die meisten vollkommen des eigenen Denkens unfähig und nicht mutig genug sind.
Man sollte allerdings auch bedenken, dass wir heute einem meinungsbildenden Totalitarismus unterliegen, der zum einen durch die technische Weiterentwicklung und zum anderen gerade durch die Abwesenheit eines offen totalitären Regimes in aller seiner Subtilität viel wirksamer ist, als es jede Regimepropaganda vergangener Zeiten je hat sein können. Vor allen Dingen das Fernsehen, jenes Medium, dass die Grenze zwischen Realem und Virtuellem sowieso immer mehr verschwimmen lässt, ist von einer Allgegenwart im Denken, die ein Goebbels sich in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hätte. Gerade WEIl es sich mit keinem konkreten Kopf verbindet, daher anonym und abstrakt bleibt, und damit für die Meisten vom Verdacht des Unwahren schon weitgehend frei ist.
Dann ist alles nur noch eine Frage der ausreichenden Wiederholung und der Präsentation.
Wie soll auch der normale Konsument bei einem Gutteil der Informationen ihren Wahrheitsgehalt beurteilen, wenn alternative Informationsquellen in aller Regel von genau dem selben Charakter sind?
Ich erinnere mich gerade an die bitterböse Satire "Wag the dog", in der eine US-Präsidentenwahl dadurch entschieden wird, dass im Fernsehen von einem Krieg gegen Albanien berichtet wird - der aber gar nicht stattfindet.
Parole dessen, der sich das ausgedacht hat: "Es ist passiert - ich habe es schließlich im Fernsehen gesehen..."

Sauerländer
21.11.2008, 23:30
Das ist durchaus korrekt. Mir ist die Unterrichtssituation auch lediglich als ein Beispiel eingefallen, in der auch der Normalo ( d.h. politisch kaum interessierte ) gezwungen oder wenigstens gedrungen gewesen wäre, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Es ist jedoch auch ohne einen solchen Druck ( wie sie die Anwesenheit des Lehrers bedeuten kann ) nicht anders gewesen.
Aber das Schema findet sich auch andernorts. Etwa bei den seligen "XY gegen Rechts"-Kampagnen. Da kann man das Mitmachen verweigern - aber das offen zu tun, ist schon ein Statement, das bemerkt wird, und einem das Leben nicht unbedingt leichter macht. Gleichzeitig ist es da extrem billig, für praktisch keine Leistung auch zu den "Guten" gezählt zu werden.
Ohne dass von all den Kampagnenteilnehmern da mehr als eine krasse Minderheit erklären könnte, was das eigentlich sein soll - "Rechts".

Ich muß aber auch sagen, ich habe gerade mit den Lehrern, die wirklichen Wert auf Diskussionen im Unterricht legten, ähnlich gute Erfahrungen wie Du im Geschichtsunterricht.
Ich fühle mich dahingehend noch einigermaßen privilegiert - denn was ich mittlerweile von so einigen Kommilitonen über deren damaligen Unterricht gehört habe, lässt mich häufig nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen - das erinnert doch extrem an DDR und "Lernziel erfüllt!" - bemerkenswerterweise im Hinblick auf erwähnte DDR mit eindeutig feindseliger Ausrichtung, aber das nur am Rande.:rolleyes:

-SG-
21.11.2008, 23:40
Sauerländer: War das nicht "Molwanien" oder irgendein anderes, frei erfundenes Land?:D

Aber ich sehe im Zusammenhang mit den Medien noch ein anderes Problem. Selbst wenn es alternative Informationsquellen gibt, wie es sich durch das Internet verstärkt darbietet, ändert das nicht viel daran.
Die Menschen haben eine biologische Veranlagung, einmal internalisierte Ansichten nicht einfach ablegen zu können.
Wenn einer von Kind an das Mainstream-Geplapper gewöhnt ist, dann wird er auch nicht von sich aus sagen: Ab jetzt bezieh ich meine Indormationen aus dem "Themen des Tages"-Subforum im CPF oder den "Zeitgeist"-Strang im "Politische Theorien". Und selbst wenn er das machen würde, könnte ihn das wenn überhaupt dann nur sehr langfristig und langsam von seinen internalisierten Kategorien und Normen abbringen.
Ich will mich ja da gar nicht ausklammern. Ich denke zwar schon, dass ich mich durch eine gewisse faktengestützte Argumention überzeugen lasse, aber wenn jetzt die "Junge Welt" titeln würde: "Studie zeigt: Migranten klüger als Deutsche" (dummes Beispiel), dann würde ich das wahrscheinlich schon aus Prinzip nicht glauben.

Ein interessanets Beispiel: Eine Bekannte von mir äußerte von sich aus Bedenken gegenüber Überfremdung und Islam und dergleichen... Als dann aber - kurz darauf - im Fernsehen CSU-Politiker zu sehen waren, reagierte sie mit einem Spruch à la "Haut ab ihr scheiß Rechten".
Das fand ich interessant. Man hat also offenbar wenn man gewisse Dogmen internalisiert hat (rechts = böse oder anderes), die Tendenz, diese reflexartig wiederzugeben, so wie der Pawlowsche Hund sabbert wenn es klingelt.
Und auch ein Beispiel dafür, dass Menschen des konsistenten Denkens unfähig sind.

Sauerländer
21.11.2008, 23:58
Sauerländer: War das nicht "Molwanien" oder irgendein anderes, frei erfundenes Land?:D
Nein, das war schon Albanien. Hervorragend dafür, den Effekt auszulösen: "Albanien?! Warum zum Teufel Albanien?".
Weit weg, kein Amerikaner kennt das oder kann sagen, wo es liegt, im Grunde interessiert es auch niemanden - perfekt für eine Inszenierung, deren Wahrheitsgehalt unüberprüfbar bleiben soll.

Aber ich sehe im Zusammenhang mit den Medien noch ein anderes Problem. Selbst wenn es alternative Informationsquellen gibt, wie es sich durch das Internet verstärkt darbietet, ändert das nicht viel daran.
Die Menschen haben eine biologische Veranlagung, einmal internalisierte Ansichten nicht einfach ablegen zu können.
Wenn einer von Kind an das Mainstream-Geplapper gewöhnt ist, dann wird er auch nicht von sich aus sagen: Ab jetzt bezieh ich meine Indormationen aus dem "Themen des Tages"-Subforum im CPF oder den "Zeitgeist"-Strang im "Politische Theorien". Und selbst wenn er das machen würde, könnte ihn das wenn überhaupt dann nur sehr langfristig und langsam von seinen internalisierten Kategorien und Normen abbringen.
Ich will mich ja da gar nicht ausklammern. Ich denke zwar schon, dass ich mich durch eine gewisse faktengestützte Argumention überzeugen lasse, aber wenn jetzt die "Junge Welt" titeln würde: "Studie zeigt: Migranten klüger als Deutsche" (dummes Beispiel), dann würde ich das wahrscheinlich schon aus Prinzip nicht glauben.
Ein interessanets Beispiel: Eine Bekannte von mir äußerte von sich aus Bedenken gegenüber Überfremdung und Islam und dergleichen... Als dann aber - kurz darauf - im Fernsehen CSU-Politiker zu sehen waren, reagierte sie mit einem Spruch à la "Haut ab ihr scheiß Rechten".
Das fand ich interessant. Man hat also offenbar wenn man gewisse Dogmen internalisiert hat (rechts = böse oder anderes), die Tendenz, diese reflexartig wiederzugeben, so wie der Pawlowsche Hund sabbert wenn es klingelt.
Und auch ein Beispiel dafür, dass Menschen des konsistenten Denkens unfähig sind.
Es gibt diese Konditionierung. Man kann sie von aussen erhalten, man kann sie sich auch selbst bewusst beibiegen, sie kann aber auch unbewusst durch Gewohnheit entstehen.
Auch ich kann mich davon nicht ausnehmen: Beim Stichwort "Liberalismus" setzt bei mir mittlerweile ein gewisser Automatismus ein. In der Mehrzahl der Fälle kann ich den zwar hinterher mehr oder weniger vernünftig untermauern, aber das ändert nichts daran.
Im Sinne dieser Konditionierung sucht man sich natürlich auch ein Stück weit eher die eigene Position bestätigende Informationskanäle. Möglicherweise bin ich da in gewissem Sinne in einer glücklichen Lage, insofern es meiner Position wirklich entsprechende regelmäßige Publikationen allenfalls jeweils für die Dauer von fünf bis zehn Ausgaben in sektenhaften Auflagen von ein paar hundert Stück gibt, und ich daher eher gezwungen bin, mir in ideologisch mitunter wirr anmutender Manier von hier und da etwas zusammenzulesen. Aber daran, dass ich das intuitiv häufig als suboptimal empfinde (nicht denke, empfinde), merke ich, dass der Wunsch nach Bestätigung statt kritischer Erwägung auch mir innewohnt.

Das ist auch ein Punkt, der Ausweichräume wie etwa das Weltnetz ein gutes Stück weit entwertet: Informationen gibt es zuhauf, ja man wird förmlich damit erschlagen. Aber wer nutzt das wirklich dafür, sich ein breites Bild mit Berücksichtigung aller relevanten Positionen zu machen? Das ist auch nur in sehr begrenztem Ausmaß wirklich möglich.
Und so sucht man sich dann auch dort seine drei, vier Seiten, die am ehesten das eigene Denken wiederspiegeln.
Foren wie dieses hier bieten in seltenen und kostbaren Momenten die Chance, dieses Schema ein Stück weit zu durchbrechen.

Rikimer
22.11.2008, 00:00
In der Tat. Bedeutet in der Konsequenz: willst du die bestehenden Verhältnisse ändern, beseitige das Führungspersonal der Herde und führe selbst! Auf die Masse ist da keinerlei Verlass. Bedeutet auch: drastischer Politikwechsel, und ich meine wirklich drastisch, wird auf friedlichem Wege nicht zu machen sein!
Hatte Mao mit seiner "permanenten Revolution" also doch Recht?

Gruss
Gero

Aber: Willst du das bestehende System erhalten, so beseitige alle selbständig und kritisch denkenden Menschen, welche eventuell Führungsqualitäten, vorher aber Rebellionscharakter, vielleicht auch genetisch bzw. durch Umgebungsvorbilder vererbt, beweisen könnten. So gesehen könnte man auch die Ausrottung allen möglichen eventuellen Widerstands durch die real existierenden Kommunisten in allen real existierenden sozialistischen Systemen verstehen. Das Ergebnis von leicht zu haltenden Massenherden an Menschen sollte dann nicht mehr erstaunen.

MfG

Rikimer

-SG-
22.11.2008, 00:11
Möglicherweise bin ich da in gewissem Sinne in einer glücklichen Lage, insofern es meiner Position wirklich entsprechende regelmäßige Publikationen allenfalls jeweils für die Dauer von fünf bis zehn Ausgaben in sektenhaften Auflagen von ein paar hundert Stück gibt, und ich daher eher gezwungen bin, mir in ideologisch mitunter wirr anmutender Manier von hier und da etwas zusammenzulesen.

:D Was gab's/gibt's denn da nennenswertes?


Aber daran, dass ich das intuitiv häufig als suboptimal empfinde (nicht denke, empfinde), merke ich, dass der Wunsch nach Bestätigung statt kritischer Erwägung auch mir innewohnt.

Das kenne ich leider auch. Man ist irgendwann müde von den Diskussionen, spürt ein gewisses Unbehagen, weiß ganz genau, dass es Argwohn und Verwunderung auslöst, was man jetzt gleich sagt, will insgeheim vielleicht doch mal als "gut" gelten - aber es nützt ja nichts. Ich laufe dann zwar oft mit einem komischen Gefühl im Bauch herum, aber es bringt ja auch nichts, sich anzulügen.


Das ist auch ein Punkt, der Ausweichräume wie etwa das Weltnetz ein gutes Stück weit entwertet: Informationen gibt es zuhauf, ja man wird förmlich damit erschlagen. Aber wer nutzt das wirklich dafür, sich ein breites Bild mit Berücksichtigung aller relevanten Positionen zu machen? Das ist auch nur in sehr begrenztem Ausmaß wirklich möglich.
Ja, eben. Daher darf man nicht denken, heute wäre das Volk weniger demagogisch mobilisierbar als noch dannunddann.

Sauerländer
22.11.2008, 00:31
:D Was gab's/gibt's denn da nennenswertes?
Da ich annehme, dass sich das jetzt auf die Veröffentlichungen quantitativ geringeren Ausmaßes bezieht: Ein Beispiel wäre der "Fahnenträger", aber das ist auch schon wieder ein Weilchen her.
So hat man dann meist doch nur die Wahl, sich entweder mit Schriftgut für meinen Geschmack deutlich zu bürgerlich-liberaldemokratischen Charakters zu befassen (etwa die JF, wobei ich gerade deren Kultur/Literatur-Part gleichwohl äußerst genießbar finde), oder relativ parteinahe Blätter der Lektüre zu unterziehen, was auch immer einen gewissen schalen Beigeschmack hinterlässt (und mich bislang noch etwa von "hier & jetzt" einen gewissen Abstand nehmen lässt).
Auf jeden Fall ist der Blick, den man mitunter erntet, wenn man im Bahnhofsladen die JF und "Unsere Zeit" mitnimmt, schon für sich genommen ein ausreichender Grund, erwähnten Kauf zu unternehmen. ;) :D

Das kenne ich leider auch. Man ist irgendwann müde von den Diskussionen, spürt ein gewisses Unbehagen, weiß ganz genau, dass es Argwohn und Verwunderung auslöst, was man jetzt gleich sagt, will insgeheim vielleicht doch mal als "gut" gelten - aber es nützt ja nichts. Ich laufe dann zwar oft mit einem komischen Gefühl im Bauch herum, aber es bringt ja auch nichts, sich anzulügen.
Man muss am Ende des Tages ohne Ekel in den Spiegel schauen können.
Aber der Weg, das zu erreichen, hat seine Hürden, Tücken und Fallen.

Ja, eben. Daher darf man nicht denken, heute wäre das Volk weniger demagogisch mobilisierbar als noch dannunddann.
Eher sogar ist es erheblich mobilisierbarer. Je weiter die Atomisierung voranschreitet, desto leichter ist es, die Leute als Masse hin und her wogen zu lassen, da immer weniger Sonderbindungen ihnen einen Halt geben, der sie gegen Einpeitscher und Lenker immunisiert. In Kombination mit den zusätzlichen Informationskanälen, die der technische Fortschritt auf den Plan bracht und die eine permanente Agitierbarkeit der Menschen ermöglichen, ist das Ideal des selbstständig denkenden und für die herrschenden Kräfte in seinem Denken nicht zugreifbaren Menschen weiter als je zuvor davon entfernt, realitätsnah zu sein.

Hombre
22.11.2008, 00:36
Da die Menschen weniger kohärent in ihrem Weltbild sind, hilft da vielleicht die "Macht der Worte".
Zum Beispiel mit Bekanntem zu spielen.
HeuschreckenKapitalismus -> HeuschreckenSozialismus

Das erzeugt Widerspruch und Widerspruch regt zum Denken an.

Es lassen sich noch mehr Beispiele finden, mit denen man kreativ spielen kann.

Stechlin
22.11.2008, 01:39
Es gibt Führer und Geführte. Das kann man sich nicht aussuchen. Man bleibt, was man ist.



Wohlan, folgt mir!

Wohin, großer Weiser?

Klopperhorst
22.11.2008, 11:09
Wohin, großer Weiser?

Um mich als Psychologe zu betätigen, NITUP scheint mir der Typ des Untertans zu sein. Erst Putin nachbeten, dann dem alten Fritz (oder beiden zu gleich).

Du suchst nach einem Führer, der dir den Weg zeigt und dir Sicherheit gibt.

Daher auch deine Affinität zum kategorischen Imperativ, zum Sollen und zum Befehl.


----

1871
22.11.2008, 14:12
... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.


Genau das glaubt allerdings auch der Großteil der 95% der "Herdentiere". Zeichnet den aktuellen Zeitgeist nicht gerade aus, dass sich allzu viele Menschen dazu berufen fühlen, "besonders" zu sein?

Badener3000
22.11.2008, 14:40
Schon 1964 hat Philip Converse in einem richtungsweisenden Aufsatz festgestellt, dass nur etwa 5% der Bevölkerung dazu in der Lage ist, eine politische Ideologie zu begreifen, konsistent durchzudenken und Schlüsse daraus abzuleiten. Ein weiterer Teil konnte immerhin grob aus Werten Einstellungen ableiten, aber inhaltlich nicht konsistent. Die meisten waren schlicht politisch inkompetent.

Das heißt aber nicht, dass wir Demokratie gleich über den Haufen werfen müssen. Wir müssen nur Konsequenzen für ihre Ausgestaltung daraus ziehen. In erster Linie selbstverständlich muss das repräsentative Element genannt werden. Für Max Weber war die demokratische Methode die wirksamste, Führungskräfte auszuwählen, da sie sonst innerhalb einer Kaste mehr oder weniger willkürlich selegiert werden würden und aufgrund der fehlenden periodischen Legitimation auch nicht an Erfolge oder Misserfolge gebunden seien.

Theoretisch ist es heute so, dass Politiker mit Hinblick auf die nächste Wahl sich aus eigenem Interesse am Gemeinwohl orientieren, um nicht aus dem Amt gefegt zu werden. Dadurch müssen es natürlich fähige Politiker sein, die die Parteien aus ihrer Mitte auswählen. Sie müssen die klügsten, entschlossensten, charismatischsten, fähigsten Leute auftreten, um gegen die ebenso auswählende Gegenpartei zu bestehen.

Dass wir in der Realität von Witzfiguren regiert werden, die nach Belieben Wahlversprechen brechen, katastrophale Politik machen können, und trotzdem wiedergewählt werden, das ist in der Tat ein Phänomen, dass zu denken gibt.
Und da ist dieser Gedankengang hier eben ein Erklärungsansatz, indem man sagt: Dass sich Wähler so irrational verhalten, das kann nur daran liegen, dass die meisten vollkommen des eigenen Denkens unfähig und nicht mutig genug sind.


Man könnte sagen, die Demokratie funktioniert tatsächlich, aber eben nur in den obersten Bevölkerungsschichten, die auf Grund ihrer Position in der Lage sind die Meinung zu bilden.

Die oberste Schicht bildet die Meinung
Die mittlere plappert sie nach
Die unterste geht eh nicht wählen, kappiert nichts und bewirkt nichts.

Wie bei der Vermögensverteilung hat sich die Verteilung der Meinungsmacht auch nach oben zugespitzt in den letzten jahrzehnten.

Ajax
22.11.2008, 16:11
Man könnte sagen, die Demokratie funktioniert tatsächlich, aber eben nur in den obersten Bevölkerungsschichten, die auf Grund ihrer Position in der Lage sind die Meinung zu bilden.

Die oberste Schicht bildet die Meinung
Die mittlere plappert sie nach
Die unterste geht eh nicht wählen, kappiert nichts und bewirkt nichts.

Wie bei der Vermögensverteilung hat sich die Verteilung der Meinungsmacht auch nach oben zugespitzt in den letzten jahrzehnten.

Deswegen muss entweder das Wahlrecht geändert oder die Demokratie gleich abgeschafft werden. Das Dreiklassenwahlrecht wäre eine Alternative oder ein Wahlrecht nach Intelligenz. Jedoch halte ich auch das für bedenklich, denn die meisten auch hochgebildeten Menschen sind allesamt dem Zeitgeist verfallen und präferieren somit antinationale, linke Positionen. Auch sie sind nur Herdentiere, die schön meinungskonform gehen. Bloß keine falsche Meinung haben! Deswegen eignet sich die Demokratie nicht als Staatsform.

Aldebaran
22.11.2008, 18:39
Guter Punkt. Und da ich von Natur ein Einzelgänger und Einzelkämpfer bin, ja selbst in meinem Beruf habe ich immer alles, was ich brauchte, selbst gelernt (ohne fremde Hilfe) und selbst erfunden, erarbeitet ... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.

Man sollte es so formulieren, wie es Odin schon richtig sagte.

Es gibt Leithammel und Herdentiere. 95% sind Herdentiere. Aber eine Herde zu stoppen, ist so schwer, wie wünschenswerth.


---


Nicht die dritte Kategorie vergessen, nämlich die Einzelgänger, die nicht führen wollen! Dazu zähle ich mich. Ich hoffe, die mir möglichen Wirkungen anonym und ohne Einnahme einer "Führungsposition" erzielen zu können.

Außerdem muss man die Leithammel in zwei Kategorien einteilen, nämlich diejenigen, die sich um des Führens willen und der damit verbundenen Vorteile an die Spitze setzen, also die "Alpha-Männchen", und die Minderheit, die primär eine Agenda verfolgt. Letztere sind nicht unbedingt die besseren Führer, denn zu dieser Gruppe zähle ich z.B. auch Hitler.


Aber auch die Herde hat zumindest langfristig ein Eigenleben. Es gibt Prozesse, die man Wertewandel nennen kann und die offenbar kaum zu steuern sind. Wäre es anders, hätte der real existierende Sozialismus nicht zusammenbrechen können. Irgendwann werden die Parolen von oben nur noch ohne Überzeugung nachgeplappert. Kommt es zu einer Krise, wird plötztlich klar, dass sich niemand mehr zur Verteidigung des Systems oder der herrschenden Ideologie aufraffen wird.


Ich denke, dass die linke Diskursherrschaft im gesamten Westen ihren Zenit längst überschritten hat. Es steht allerdings niemand bereit, sie zu übernehmen, so dass eine Orthodoxie geistig steriler Epigonen früherer "Bewegungen" immer noch das Feld beherrschen kann.

Aldebaran
22.11.2008, 18:42
Man könnte sagen, die Demokratie funktioniert tatsächlich, aber eben nur in den obersten Bevölkerungsschichten, die auf Grund ihrer Position in der Lage sind die Meinung zu bilden.

Die oberste Schicht bildet die Meinung
Die mittlere plappert sie nach
Die unterste geht eh nicht wählen, kappiert nichts und bewirkt nichts.

Wie bei der Vermögensverteilung hat sich die Verteilung der Meinungsmacht auch nach oben zugespitzt in den letzten jahrzehnten.


Eher im Gegenteil. Die Auflösung der Milieus (Arbeiter=SPD, katholisch=CDU) und die Vervielfältigung der Medien hat die Arbeit der politischen Klasse stark erschwert. Sie ist jetzt vom Medienapparat abhängiger, muss präsenter (z.B. in Talkshows) und "stromlinienförmiger" sein.

Badener3000
22.11.2008, 19:46
Deswegen muss entweder das Wahlrecht geändert oder die Demokratie gleich abgeschafft werden. Das Dreiklassenwahlrecht wäre eine Alternative oder ein Wahlrecht nach Intelligenz. Jedoch halte ich auch das für bedenklich, denn die meisten auch hochgebildeten Menschen sind allesamt dem Zeitgeist verfallen und präferieren somit antinationale, linke Positionen. Auch sie sind nur Herdentiere, die schön meinungskonform gehen. Bloß keine falsche Meinung haben! Deswegen eignet sich die Demokratie nicht als Staatsform.


Die Position den Zeitgeist zu bilden gibt 1000 Mal mehr Macht, als das Wahlrecht.

Das Wahlrecht ist in unserer "Demokratie" in der nur die oberste Spitze der Leitbullen die Meinung macht, einen Dreck wert.

Besser wäre es dafür zu sorgen, die Schicht der Meinungsmacher von oben in Richtung Mitte wieder etwas breiter zu machen.

Badener3000
22.11.2008, 19:53
Eher im Gegenteil. Die Auflösung der Milieus (Arbeiter=SPD, katholisch=CDU) und die Vervielfältigung der Medien hat die Arbeit der politischen Klasse stark erschwert. Sie ist jetzt vom Medienapparat abhängiger, muss präsenter (z.B. in Talkshows) und "stromlinienförmiger" sein.


Ja sicher, aber du hast mich nicht ganz verstanden.

Zu "Meinungsmachern" und damit Trägern der Macht zähle ich auch Politiker, aber nicht nur. Sehr großen Einfluß haben Medienmacher. Ein Redaktionsleiter hat u. U. mehr politische Macht als ein BT Abgeordneter.

Jedenfalls hat sich die Verteilung der Macht der Meinungsbildung nach oben verlagert. Weniger Menschen können stärker die meinung der Öffentlichkeit beeinflussen, als noch vor 30 Jahren in der BRD.

Klopperhorst
22.11.2008, 20:17
...
Jedenfalls hat sich die Verteilung der Macht der Meinungsbildung nach oben verlagert. Weniger Menschen können stärker die meinung der Öffentlichkeit beeinflussen, als noch vor 30 Jahren in der BRD.

Das Internet ermöglicht glücklicherweise Gegenbewegungen. Stichwort "Graswurzeljournalismus".

---

Stechlin
22.11.2008, 20:34
Um mich als Psychologe zu betätigen, NITUP scheint mir der Typ des Untertans zu sein. Erst Putin nachbeten, dann dem alten Fritz (oder beiden zu gleich).

Du suchst nach einem Führer, der dir den Weg zeigt und dir Sicherheit gibt.

Daher auch deine Affinität zum kategorischen Imperativ, zum Sollen und zum Befehl.


----

Hättest Du nicht eher "mich als Demokraten" schreiben sollen? Oder welcher Alternative schenkst Du den Vorzug?

PS: Als mein Vater mich im zarten Alter von sechs Jahren nach Sans Souci "schleppte" und mir dabei so allerhand Geschichten über den ehemaligen Hausherren erzählte, da wusste ich damals schon, wem mein zukünftiges Interesse zu gelten habe. Das ist also keine spontane Laune, sondern eine sehr langgereifte Überzeugung, die, das sei zugegeben, in den letzten Jahren an Konkretisierung und Vertiefung gewann. Oder hätte ich etwa ewig den roten Phantasten hinterherlaufen sollen?

Geronimo
22.11.2008, 21:19
Hättest Du nicht eher "mich als Demokraten" schreiben sollen? Oder welcher Alternative schenkst Du den Vorzug?

PS: Als mein Vater mich im zarten Alter von sechs Jahren nach Sans Souci "schleppte" und mir dabei so allerhand Geschichten über den ehemaligen Hausherren erzählte, da wusste ich damals schon, wem mein zukünftiges Interesse zu gelten habe. Das ist also keine spontane Laune, sondern eine sehr langgereifte Überzeugung, die, das sei zugegeben, in den letzten Jahren an Konkretisierung und Vertiefung gewann. Oder hätte ich etwa ewig den roten Phantasten hinterherlaufen sollen?

Das hat dein Herr Papa sehr gut gemacht!:] Und das zu Zonen-Zeiten.:respekt:

Stechlin
22.11.2008, 21:45
Das hat dein Herr Papa sehr gut gemacht!:] Und das zu Zonen-Zeiten.:respekt:

Ist doch besser als das Märchenschloss in Disney-Land...;)

Badener3000
23.11.2008, 11:49
Das Internet ermöglicht glücklicherweise Gegenbewegungen. Stichwort "Graswurzeljournalismus".

---


Der Graswurzeljournalismus den wir hier betreiben hat bis jetzt auf das öffentliche Leben nicht mehr Auswirkung, als ein einzelnes Staubkorn in der Wüste.
Im Gegenteil, bis jetzt ist dein Graswurzeljournalismus nicht mehr als eine Ausheulecke, die verhindert, daß draussen in der Welt sich der Wind dreht.

Klopperhorst
23.11.2008, 11:54
Der Graswurzeljournalismus den wir hier betreiben hat bis jetzt auf das öffentliche Leben nicht mehr Auswirkung, als ein einzelnes Staubkorn in der Wüste.
Im Gegenteil, bis jetzt ist dein Graswurzeljournalismus nicht mehr als eine Ausheulecke, die verhindert, daß draussen in der Welt sich der Wind dreht.

Ich meine weniger die Diskussionen hier sondern Blogs und privater Journalismus, auch die Möglichkeit, daß man sich alternative Bildung herunterladen kann (Verbotene Bücher, Videos mit Systemkritikern etc.).

Ein großes Beispiel war auch diese Anti-Bewegung zum Klimawandel, vor allem durch das Internet populär geworden.

Steter Tropfen höhlt den Stein. Und generell ist seit einigen Jahren eine Abnahme des linken Mainstreams zu erkennen. Selbst große Zeitungen berichten heute unverblühmter über MultiKulti und anderes.

Daß das Pendel der Geschichte nach den 68ern und ihren Flausen auch wieder zurückschwingen wird, ist so gewiss wie nur irgendetwas. Nur über den Zeitpunkt kann man noch nichts genaues sagen.


----

Denkpoli
23.11.2008, 12:14
Zeichnet den aktuellen Zeitgeist nicht gerade aus, dass sich allzu viele Menschen dazu berufen fühlen, "besonders" zu sein?

Sicher! Heutzutage wird man sogar gezielt dazu erzogen, etwas "Besonderes" zu sein, z. B. ein ( zu spät geborener ) Widerstandskämpfer. Und das Geniale: Es ist dermaßen einfach, dass das jeder kann. Man muss nur Muku - Propaganda nachplappern.

Denkpoli
23.11.2008, 12:19
Der Graswurzeljournalismus den wir hier betreiben hat bis jetzt auf das öffentliche Leben nicht mehr Auswirkung, als ein einzelnes Staubkorn in der Wüste.
Im Gegenteil, bis jetzt ist dein Graswurzeljournalismus nicht mehr als eine Ausheulecke, die verhindert, daß draussen in der Welt sich der Wind dreht.

Richtig, nur ist die Tendenz wichtiger als der Ist - Zustand. Vor allem junge Leute beziehen immer mehr Infomationen ( auch politische ) aus dem Internet.

Rikimer
23.11.2008, 19:20
Richtig, nur ist die Tendenz wichtiger als der Ist - Zustand. Vor allem junge Leute beziehen immer mehr Infomationen ( auch politische ) aus dem Internet.

Und eben deshalb wird die Internetzensur, zur Bekämpfung des Terrors und zur eigenen Sicherheit (als Begründung für unsere Eliten in der Politik) in nicht allzu ferner Zukunft total sein. Und diese freie Informationsbeschaffung durch das Netz ein Ende haben.

MfG

Rikimer

Don
24.11.2008, 17:49
Wie entsteht ein "Zeitgeist", eine öffentliche Meinung?
.


Aufgrund einer Art von Spiegelneuronen im Gehirn.

Es sind prinzipiell dieselben Funktionen die Empathie, etc. möglich machen.

Menschen die besonders gefühlsbetont sind fallen auch besonders schnell auf öffentliche Manipulation herein. Mangelnde Intelligenz wirkt dabei als Booster.

Don
24.11.2008, 17:55
Guter Punkt. Und da ich von Natur ein Einzelgänger und Einzelkämpfer bin, ja selbst in meinem Beruf habe ich immer alles, was ich brauchte, selbst gelernt (ohne fremde Hilfe) und selbst erfunden, erarbeitet ... so bin ich natürlich auch im politischen einer besonderen Meinung zugetan.


---

Da haben wir ein verbindendes Element in den gravierenden Unterschieden zwischen uns, die paradoxerweise genau dadurch entstanden.;)

Humer
24.11.2008, 20:14
Meine These: Wäre der Zeitgeist politisch rechts, national, fremdenfeidlich usw. käme hier keiner auf die Idee von der dummen, verführbaren Herde zu sprechen.
Dann nämlich, würde man die Weisheit des einfachen Vokes preisen.

-SG-
24.11.2008, 20:52
Meine These: Wäre der Zeitgeist politisch rechts, national, fremdenfeidlich usw. käme hier keiner auf die Idee von der dummen, verführbaren Herde zu sprechen.
Dann nämlich, würde man die Weisheit des einfachen Vokes preisen.

Dies war in den 30ern bekanntlich der Fall, und sehr wohl würde ich da von der dummen, verführbaren Herde sprechen. (Hat selbst Goebbels nach seiner Sportpalast-Rede).

Und von den heutigen gestandenen AntifaschistInnen hätten gleichermaßen damals auch nur eine Minderheit das geistige Vermögen, die Persönlichkeit und den inneren Mut dazu gehabt, in der Tendenz à la Tucholsky wider den damaligen Zeitgeist zu einzustehen. Die meisten wären wie heute Zeitgeistreiter gewesen. Das ist gar nicht böse gemeint sondern eine schlichte sozialpsychologische Erkenntnis, die zeitlich stabil ist.

Rikimer
24.11.2008, 22:46
Meine These: Wäre der Zeitgeist politisch rechts, national, fremdenfeidlich usw. käme hier keiner auf die Idee von der dummen, verführbaren Herde zu sprechen.
Dann nämlich, würde man die Weisheit des einfachen Vokes preisen.
Bestreite ich. Denn du setzt rechts dümmlicherweise mit fremdenfeindlich gleich. Und ich als Rechter bin alles andere als pauschal fremdenfeindlich. Außerdem ist mein Charakter solcherart, das ich per se gegen jegliche Art von Autorität bin. Ich liebe die Freiheit total, bin aber dennoch so vernunftbegabt, das ich weiß das eine Masse von Menschen in einer totalen Freiheit nicht zu bewerkstelligen ist. Ich bin also ein freiheitsliebender pragmatischer Rechter. Und wahrscheinlich etwas, was deine einfache Weltanschauung sprengen würde. Darüber hinaus ist weder das einfache Volk noch die Elite meiner Meinung nach weise. Weisheit ist absolut rar gesät und macht sich weder am Vermögen, noch am Stand, noch an der Intelligenz fest. Dennoch ist in Bezug auf die Demokratie zu fragen wo die Mitbestimmungsmöglichkeiten für das einfache Volk denn bleiben, wo wurde es denn wirklich gefragt, wo gehört? Um die real existierende Demokratie als Schein zu demaskieren bedarf es der Zuspitzung, der Hinterfragung. Alles ist viel komplexer als du es dir vorstellen kannst...

MfG

Rikimer

Friedrich.
25.11.2008, 20:57
Meine These: Wäre der Zeitgeist politisch rechts, national, fremdenfeidlich usw. käme hier keiner auf die Idee von der dummen, verführbaren Herde zu sprechen.
Dann nämlich, würde man die Weisheit des einfachen Vokes preisen.

:rofl:

Würde auf einige zutreffen. Doch Chanans Einwand ist noch viel bedeutender: Hätten wir Zustände wie 1938, würde der Großteil der rückgratlosen Multikultiverherrlicher mit dem rechten Arm in der Luft den Zeitgeist preisen!

Nationale und Fremdenfeindliche können heute also wenigstens von sich sagen, dass sie dem Zeitgeist offensiv widersprechen. Ursachen für diese Einstellungen gibt es viele, vom Gebrauch seines Verstandes über die panische Angst vor Fremdem eines schwachen Geistes bis hin zu traumatischen oder zumindest lehrreichen Erlebnissen.

Die Charakterstärke, die es benötigt, solch einem Zeitgeist offensiv zu widersprechen, ist nur bei einer Minderheit der Menschen vertreten. Von daher kann man annehmen, dass es unter heutigen Nationalen und sogar unter den fremdenfeindlichen Idioten einen immens hohen Anteil an Menschen gibt, die 1938 auch dem Zeitgeist widersprochen hätten; wohingegen der Anteil im linksliberalen Mainstream sehr viel niedriger sein dürfte - obwohl es oberflächlich genau andersherum erscheint.

Klopperhorst
25.11.2008, 21:08
...
... Von daher kann man annehmen, dass es unter heutigen Nationalen und sogar unter den fremdenfeindlichen Idioten einen immens hohen Anteil an Menschen gibt, die 1938 auch dem Zeitgeist widersprochen hätten; ...


Kritik an Hitler hätte ich geübt, aufgrund der lebensfremden Idee, ein Millionenvolk durch einen Stammeshäuptling mit Absolutheitsvollmacht regieren zu können.

Man wird als Oppositioneller geboren, aber gegen was man widerspricht, ist nicht universell.

----