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Vollständige Version anzeigen : HH: Parteilinkenvordenker Niels Annen von Jusos weggeputscht



mentecaptus
16.11.2008, 10:55
HAMBURG: Niels Annen verliert sein Direktmandat

Das Ergebnis ist denkbar knapp: Mit nur einer Stimme zu wenig unterlag der prominente SPD-Linke Annen beim Kampf um die Direktkandidatur für die Bundestagswahl im kommenden Jahr. Die Wahl gilt als umstritten. Der siegreiche SPD-Mann Ilkhanipour sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt.

(...)

In den vergangenen Wochen hatte es lange so ausgesehen, als wäre die erneute Aufstellung des Abgeordneten Annen lediglich eine reine Formalie. Schließlich war er der einzige Bewerber. In insgesamt acht Distriktversammlungen stellte Annen sich der Basis. In jeder Versammlung wurden Delegierte für die Wahlkreiskonferenz gewählt. Nachdem das letzte Basistreffen vorbei war, meldete sich dann überraschend der Gegenkandidat: Der 27-jährige Jurastudent Ilkhanipour, Vorsitzender der konservativen Hamburger Jusos.

Dann stellte sich auch noch heraus, dass die Jusos die Distriktversammlungen gezielt unterwandert hatten und in großer Zahl in der Wahlkreiskonferenz vertreten waren.

(...)

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,590683,00.html

Götterdämmerung in der SPD, die "Konservativen" schlagen zurück, nach Steinmeier und Münteferings Inthornisation und der Entmachtung von Generalsekretär Heil werden nun systematisch die Linken kaltgestellt. Mit Annen verliert die SPD-Bundestagsfraktion einen ihrer Wortführer. Nachdem in Hessen der Linksruck durch Ysilanti brutalst-möglich gescheitert ist, geht der Flügelkampf in der SPD in die nächste Runde. Ausgang ungewiss, mit Vorteilen bei den "Rechten".

EmilS
16.11.2008, 11:14
Wer hätte das gedacht. Ich jedenfalls, hätte nicht vermutet, daß die gemäßigten Sozialisten den linken Plärrern in dieser roten Jauche noch die Stirn bieten könnten.

Atheist
16.11.2008, 11:17
Ein linker geht, ein Musel kommt... hält sich doch die Wage^^

mentecaptus
16.11.2008, 16:28
Niels Annen, Vorgänger von Andrea Nahles als Bundes-Juso-Vorsitzender, ist wie diese ein Aushängeschild der Linken in der SPD, wie zB Ottmar Schreiner. Dass die SPD-Bundestagsfraktion den Dauerstudenten Annen als ihr "außenpolitisches Sprachrohr" bezeichnet, zeigt doch das eklatante Personalproblem der Sozis.

Hexenhammer
16.11.2008, 17:35
Man sollte sich von solchen Kompetenzen nicht trennen.

...Ein Studium der Geschichte, Geographie und Lateinamerika-Studien an der Universität Hamburg brach Annen nach 26 Semestern (!) ab.

Niels Annen bricht nach 14 Jahren Studium ab (http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2008/6/19/news-56745456/detail.html)

lupus_maximus
16.11.2008, 17:43
Man sollte sich von solchen Kompetenzen nicht trennen.

...Ein Studium der Geschichte, Geographie und Lateinamerika-Studien an der Universität Hamburg brach Annen nach 26 Semestern (!) ab.

Niels Annen bricht nach 14 Jahren Studium ab (http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2008/6/19/news-56745456/detail.html)


Linke Studenten übersetzen wohl immer Semester mit Sylvester.
Tolle Leistung: Abbruch nach 14 Sylvestern!

berty
16.11.2008, 17:55
Niels Annen, Vorgänger von Andrea Nahles als Bundes-Juso-Vorsitzender, ist wie diese ein Aushängeschild der Linken in der SPD, wie zB Ottmar Schreiner. Dass die SPD-Bundestagsfraktion den Dauerstudenten Annen als ihr "außenpolitisches Sprachrohr" bezeichnet, zeigt doch das eklatante Personalproblem der Sozis.

Wie kommst du denn drauf, dass Annen seitens der Fraktion als außenpolitisches Sprachrohr bezeichnet wird. Hier im Link ist er, wenn ich nichts übersehen habe, überhaupt nicht vorhanden.

http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_rubrik/0,,3153,00.html#arbeitsgruppen

mentecaptus
18.11.2008, 23:15
Wie kommst du denn drauf, dass Annen seitens der Fraktion als außenpolitisches Sprachrohr bezeichnet wird. Hier im Link ist er, wenn ich nichts übersehen habe, überhaupt nicht vorhanden.

http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_rubrik/0,,3153,00.html#arbeitsgruppen

Hier (http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_dok/0,,35952,00.html?wp=16&agnr=03) ist er doch, in der "Arbeitsgruppe Außenpolitik".

Ruepel
19.11.2008, 00:02
Man sollte sich von solchen Kompetenzen nicht trennen.

...Ein Studium der Geschichte, Geographie und Lateinamerika-Studien an der Universität Hamburg brach Annen nach 26 Semestern (!) ab.

Niels Annen bricht nach 14 Jahren Studium ab (http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2008/6/19/news-56745456/detail.html)

Und das Proletariat,hats gezahlt!

Hexenhammer
19.11.2008, 00:21
Und das Proletariat,hats gezahlt!

So funktioniert eben der Sozialismus.

Gärtner
19.11.2008, 00:43
Die Sozen lassen derzeit aber auch wirklich keine Gelegenheit aus, sich überzeugend als Chaostruppe zu inszenieren. Strategie, Konzepte, Zukunfstfähigkeit? Dabei täte ab September 2009 eine funktionierende Opposition not.

Cash!
19.11.2008, 06:02
Die Sozen lassen derzeit aber auch wirklich keine Gelegenheit aus, sich überzeugend als Chaostruppe zu inszenieren. Strategie, Konzepte, Zukunfstfähigkeit? Dabei täte ab September 2009 eine funktionierende Opposition not.

Siehst du die SPD 2009 schon in der Oppositionsrolle?

Tze...

Zum Thema: Irgendwo stand dazu, dass sich hier das letzte Aufgebot, quasi der Volkssturm, der SPD gegenseitig bekämpft.
Links setzten die Tiefflieger der Linken zum Überholen an und "Rechts" drängt die Wischi-waschi Union in die Mitte.

Das verspricht spannend zu werden, oder anders und weil es so gut zu "ältesten Partei" Deutschlands passt...."Alter schützt vor dem Tode nicht, ganz im Gegenteil".

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,591128,00.html

Gärtner
19.11.2008, 10:52
Siehst du die SPD 2009 schon in der Oppositionsrolle?

Eine Partei, die sich so meisterhaft selbst zerlegt, und in der graue Aktensortierer wie Steinmeier und Figuren wie Schäfer-Gümbel den Retter geben sollen, scheint geradezu lustvoll auf die Opositionsrolle zuzusteuern.

Da hat sich die SPD ohnehin immer wohler gefühlt. Da kann man sich genüßlich der reinen Lehre hingeben und muß sich nicht von solch lästigen Dingen wie etwa der Wirklichkeit stören lassen, wie das beim kompromißträchtigen Regieren leider unvermeidlich ist.

Preuße
19.11.2008, 10:56
Eine Partei, die sich so meisterhaft selbst zerlegt, und in der graue Aktensortierer wie Steinmeier und Figuren wie Schäfer-Gümbel den Retter geben sollen, scheint geradezu lustvoll auf die Opositionsrolle zuzusteuern.

Da hat sich die SPD ohnehin immer wohler gefühlt. Da kann man sich genüßlich der reinen Lehre hingeben und muß sich nicht von solch lästigen Dingen wie etwa der Wirklichkeit stören lassen, wie das beim kompromißträchtigen Regieren leider unvermeidlich ist.

Die verfolgen ne ganz einfache Taktik. Schäfer-Gümbel soll in Hessen die Karre vor die Wand fahren, damit sie sich dann bei der nächsten Wahl mit 2 oder 3% Gewinn als Wahlgewinner darstellen können. Hessen haben sie von 2009 bis 2014 aufgegeben.

Wassiliboyd
19.11.2008, 11:12
Götterdämmerung in der SPD, die "Konservativen" schlagen zurück, nach Steinmeier und Münteferings Inthornisation und der Entmachtung von Generalsekretär Heil werden nun systematisch die Linken kaltgestellt. Mit Annen verliert die SPD-Bundestagsfraktion einen ihrer Wortführer. Nachdem in Hessen der Linksruck durch Ysilanti brutalst-möglich gescheitert ist, geht der Flügelkampf in der SPD in die nächste Runde. Ausgang ungewiss, mit Vorteilen bei den "Rechten".
Dann wäre die SPD für viele wieder wählbar.

Hexenhammer
19.11.2008, 11:43
Dann wäre die SPD für viele wieder wählbar.
Wenn sie ihr Parteiprogramm noch zusätzlich grundlegend ändern, vielleicht.

Beverly
19.11.2008, 12:02
Götterdämmerung in der SPD, die "Konservativen" schlagen zurück, nach Steinmeier und Münteferings Inthornisation und der Entmachtung von Generalsekretär Heil werden nun systematisch die Linken kaltgestellt. Mit Annen verliert die SPD-Bundestagsfraktion einen ihrer Wortführer. Nachdem in Hessen der Linksruck durch Ysilanti brutalst-möglich gescheitert ist, geht der Flügelkampf in der SPD in die nächste Runde. Ausgang ungewiss, mit Vorteilen bei den "Rechten".

Ich komme selbst aus einem zugleich konservativen und sozialdemokratischem familiären Umfeld. Aber für die Gestalten, die du da "konservativ" nennst, hat man da nur noch Verachtung oder Gleichgültigkeit übrig. Weil sie weder "konservativ" noch "links" sind. Sondern nur asozial X( ! Deshalb schaufelt sich mit deren Durchmarsch die SPD selbst ihr Grab. Und du braucht als Unions-Funktionär nicht darüber zu grinsen, sondern solltest dich für deine Truppe besser auch nach preiswerten Beerdigungsmöglichkeiten umsehen.

Weil sowohl die "Konservativen" bei der SPD wie bei der Union das ganze Elend des deutschen Nachkriegs-Konservatismus offenbaren. In den ersten Jahrzehnten hatten sie bei allem Autoritarismus und schädlicher Bevormundung noch einen Sinn für soziale Gerechtigkeit und klare Strukturen. "Arbeit, Familie, Vaterland" halt, "soziale Marktwirtschaft", sogar - man glaubt es kaum - zeitweise staatliche Bildungsförderung.

Dieser Sinn ist ihnen abhanden gekommen und ihre Liberalität beschränkt sich darauf, Wasser zu predigen und den Wein nun nicht mehr im Geheimen, sondern öffentlich zu trinken. Sie pflegen einen geradezu krankhaften Amoklauf gegen alle klare Strukturen und zeigen durch ihr Gebaren, dass sie bis heute die autoritären Arschlöcher geblieben sind, die sie immer waren. Nur können sie nicht mal mehr den Schein wahren, sondern sind einfach nur noch lächerlich :)

Beverly
19.11.2008, 12:05
Die Sozen lassen derzeit aber auch wirklich keine Gelegenheit aus, sich überzeugend als Chaostruppe zu inszenieren. Strategie, Konzepte, Zukunfstfähigkeit? Dabei täte ab September 2009 eine funktionierende Opposition not.

Deswegen braucht die Linke 20 Prozent und wir müssen vielleicht sogar die braune Kröte NPD mit 5-6 Proezent im Bundestag schlucken.

Beverly
19.11.2008, 12:22
(...)Das verspricht spannend zu werden(...)

Was soll daran spannend werden?

Auf der Rechten haben wir im Wesentlichen zwei Unterströmungen:

1. die ganz Harten, die uns eine Wertediktatur wie im Iran bescheren würden mit Verfolgung von Homos, Todesstrafe und Deportation von Einwanderern. Die wollen mehr Repression, um ihr Wertesystem allen aufzuzwingen.

2. die "rechtsbla" - also rechtsliberal, rechte Mitte, liberalkonservativ, konservativ liberal, konservativ bla, blabla. Die wollen im Grunde Kapitalismus und Individualismus so behalten, wie er ist. Nur halt mehr Repression, um mit den Folgen davon fertig zu werden.

Nicht zu vergessen Kombinantionen von 1. und 2. die das Ganze auch nicht attraktiver machen.

Es geht weiter mit

3. der Mitte so von Union bis zur SPD. Potpourri der Peinlichkeiten und Absurditäten, des politischen Gruppensex - "jede demokratische Partei muss mit jeder koalieren können", wo keiner hinsehen mag. Weil da immer und immer wieder und immer neu die Totengräber am Werk sind :rolleyes:

4. der Linken, die kaum mehr ist als Sand im Getriebe. Selbst diese Rolle nimmt sie oft nicht richtig an. Um selbst dann Sand im Getriebe zu werden, wenn sie - wie in Hessen - Schmieröl sein wollte.
Wobei sie aber unter den gegebenen Umständen kaum mehr sein kann, als Sand im Getriebe. Weil der ganze Dreck auf legalem Wege kaum zu korrigieren oder zu ändern ist.

Die einzige Spannung resultiert daraus, dass die Linke auch 2009 eine Mehrheit für Schwarz-Gelb oder Rot-Grün verhindern wird. Und der Frage, ob die Große Koalition schon 2009 oder erst 2013 ihre Mehrheit verlieren wird.

Ausonius
19.11.2008, 12:22
Obwohl ich eher für seinen Flügel der SPD bin, sind die ganzen Umstände seiner Politkarriere derart skurril, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Zumal ich der altmodischen Meinung bin, dass ein Berufspolitiker erst Erfahrung in Wirtschaft, Verwaltung oder an Hochschulen gesammelt haben sollte.

Beverly
19.11.2008, 12:23
Dann wäre die SPD für viele wieder wählbar.

sie wird immer mehr die realpolitische Alternative zur APPD

Ausonius
19.11.2008, 12:25
Und das Proletariat,hats gezahlt!

Das Proletariat ist aber vom Studium nicht ausgeschlossen, und das Akademikeriat zahlt nach dem Studium die nächsten Generationen mit.

Hamburg scheint mir im übrigen noch einen sehr "liberalen" Umgang mit Langzeitstudenten zu haben.

Beverly
19.11.2008, 12:26
Obwohl ich eher für seinen Flügel der SPD bin, sind die ganzen Umstände seiner Politkarriere derart skurril, dass ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Zumal ich der altmodischen Meinung bin, dass ein Berufspolitiker erst Erfahrung in Wirtschaft, Verwaltung oder an Hochschulen gesammelt haben sollte.

Ein Unternehmer muss in seiner Firma auf der Matte stehen, der hat keine Zeit fürs Kasperletheater :rolleyes: (jedenfalls kann ich mir die Vereinbarung von beiden schlecht vorstellen).

Und was haben denn die ganzen Lehrer und Beamten der Politik gebracht?

Warum soll nicht einer Politiker werden, der das auch studiert hat?

Ausonius
19.11.2008, 12:32
Ein Unternehmer muss in seiner Firma auf der Matte stehen, der hat keine Zeit fürs Kasperletheater :rolleyes: (jedenfalls kann ich mir die Vereinbarung von beiden schlecht vorstellen).

Und was haben denn die ganzen Lehrer und Beamten der Politik gebracht?

Warum soll nicht einer Politiker werden, der das auch studiert hat?

Ich habe etliche dieser Jungpolitiker persönlich kennengelernt. Das läuft alles über "Networking", nicht mal die Inhalte des eigenen Studiums sind sonderlich relevant für die spätere Karriere (mit Ausnahme vielleicht bei den Juristen). Politologen werden die nur, weil das ganze Fach noch ein bißchen verklüngelter ist. Im Idealfall zieht man sich ein Stipendium von den parteinahen Stiftungen, hockt dann im Asta (eine Institution, die während meines Studiums weitgehend unsichtbar blieb) und macht ab und an ein Praktika, um sich bei einem der Abgeordneten einzuschl.. bzw. spätere Kontakte anzubahnen. Soweit so gut - nur steckt man so von Anfang in der kleinen Parteiwelt fest, anstelle praktische Erfahrungen in verschiedenen Gebieten zu sammeln.

Ausonius
19.11.2008, 12:35
Und was haben denn die ganzen Lehrer und Beamten der Politik gebracht?


Ein gewisser Anteil an Beamten gehört eigentlich in jedem Staat in die Politik, weil sie am besten mit den für den Laien oft "unsichtbaren" rechtlichen Vorschriften und Gesetzen vertraut sind. Deswegen gibt es ja in den "höheren Etagen" der deutschen Politik so viele Volljuristen, was man natürlich auch kritisch sehen kann. Lehrer (eigentlich ja auch Beamte) sind ein Spezialfall - qua Beruf haben sie natürlich ein wenig mehr Zeit, sich zusätzlich beruflich zu betätigen.

Beverly
19.11.2008, 12:47
Ein gewisser Anteil an Beamten gehört eigentlich in jedem Staat in die Politik, weil sie am besten mit den für den Laien oft "unsichtbaren" rechtlichen Vorschriften und Gesetzen vertraut sind. Deswegen gibt es ja in den "höheren Etagen" der deutschen Politik so viele Volljuristen, was man natürlich auch kritisch sehen kann. Lehrer (eigentlich ja auch Beamte) sind ein Spezialfall - qua Beruf haben sie natürlich ein wenig mehr Zeit, sich zusätzlich beruflich zu betätigen.

Idealerweise haben wir dann den verbeamteten Volljuristen in der Politik. Wodurch sich die Gewaltenteilung erledigt hat und die Trennung zwischen Legislative (Gesetzgeber), Judikative (Rechtsprechung, Konfliktlösung) und Exekutive (Vollzug von Gesetzen) nur noch formal besteht. Während realiter in allen drei Bereichen die gleichen Personen und Parteien, Klassenfraktionen und Interessen bestehen.
So geht die innersystemische Kontrolle gegen 0 und Druck kann nur von Außen aufgebaut werden. Tut mir Leid, aber da muss man selbst dann Extremisten und Radikale wählen, wenn man eigentlich Demokratie und Bürgerrechte will. Um überhaupt eine wirksame Kontrollinstanz zu haben.

Ausonius
19.11.2008, 12:52
Idealerweise haben wir dann den verbeamteten Volljuristen in der Politik. Wodurch sich die Gewaltenteilung erledigt hat und die Trennung zwischen Legislative (Gesetzgeber), Judikative (Rechtsprechung, Konfliktlösung) und Exekutive (Vollzug von Gesetzen) nur noch formal besteht. Während realiter in allen drei Bereichen die gleichen Personen und Parteien, Klassenfraktionen und Interessen bestehen.
So geht die innersystemische Kontrolle gegen 0 und Druck kann nur von Außen aufgebaut werden. Tut mir Leid, aber da muss man selbst dann Extremisten und Radikale wählen, wenn man eigentlich Demokratie und Bürgerrechte will. Um überhaupt eine wirksame Kontrollinstanz zu haben.

Ist so nicht ganz richtig. Denn wenn ein Beamter Abgeordneter oder auch Bürgermeister etc. wird, muss er sein Amt aufgeben. Der Rest ist tendenziell richtig, deswegen sprach ich auch von einem Anteil, der dabei sein muss. Weil Beamten sozusagen Experten für den Staatsaufbau sind. Aber insgesamt macht es die Mischung, es sollten im Grunde Experten aus verschiedenen Bereichen zusammen kommen. Ich plädiere hier lediglich gegen den Berufspolitiker, der unbeleckt von Sachproblemen seinen Weg über die Parteiseilschaften macht.

Beverly
19.11.2008, 13:03
Ich habe etliche dieser Jungpolitiker persönlich kennengelernt. Das läuft alles über "Networking", nicht mal die Inhalte des eigenen Studiums sind sonderlich relevant für die spätere Karriere (mit Ausnahme vielleicht bei den Juristen). Politologen werden die nur, weil das ganze Fach noch ein bißchen verklüngelter ist. Im Idealfall zieht man sich ein Stipendium von den parteinahen Stiftungen, hockt dann im Asta (eine Institution, die während meines Studiums weitgehend unsichtbar blieb) und macht ab und an ein Praktika, um sich bei einem der Abgeordneten einzuschl.. bzw. spätere Kontakte anzubahnen. Soweit so gut - nur steckt man so von Anfang in der kleinen Parteiwelt fest, anstelle praktische Erfahrungen in verschiedenen Gebieten zu sammeln.

Das mag nicht gut sein und so stelle ich mir die zukünftigen Volksvertreter auch nicht vor. Aber ist diese kleine Parteiwelt nicht nur ein Ausschnitt sonstiger Klüngel und Netzwerke? Dadurch, dass die als Architekten, Lehrer oder Juristen mauscheln sollen, ehe sie in die Politik gehen, wird es auch nicht besser. Sie werden da vermutlich immer in den gleichen Kreisen mit dem gleichen geistigen und Klassenhintergrund verkehren und um den Rest der Welt einen großen Bogen machen, sich durch geistige und materielle Zäune von ihm trennen.

Die Abgehobenheit, die du schilderst, liegt nämlich nicht darin begründet, Kader einer Partei zu sein. Man könnte auch und gerade als Parteikader dem Leben, der Welt und den Menschen sehr zugewandt sein. Weil man ja meint, Menschen für sich gewinnen und Einfluss auf die Welt haben zu müssen. Gab es nicht gerade in der Arbeiterbewegung Kader, die sich um das tägliche Leben, die Sorgen und Nöte ihrer Klientel kümmerten? Obwohl ich extremistische Parteien in vieler Hinsicht nicht mag und eine gewisse ganz besonders nicht, so hat doch die Vorstellung, dass die Kader solcher Parteien auf die Straßen gingen und gerade an den "sozialen Brennpunkten" aktiv waren (weil da die Frustrierten aufzulesen waren) etwas Sympathisches. Damals hatten vielleicht Suppenküchen ein etwas drastischeres Dekor mit viel Rot an den Wänden als das heute bei den Tafeln der Fall ist. Parteien müssen da nicht den lieben langen Tag ihre Ideologie predigen, sie können auch ganz praktisch eine Gegenwelt schaffen. Was mehr Sinn macht, als schwachsinnige Ideologien an die Macht zu boxen.

Fazit: nicht das Sein als Parteikader macht den Politiker weltfremd und zynisch, sondern die Art, wie er Kader ist. Wie er sich den von dir beschriebenen Netzwerken zu- und von der Welt und den Menschen abwendet.

Wassiliboyd
23.11.2008, 16:19
Am schlimmsten sind jene "Politiker",
die von der Parteischülerorganistion über die Studentenorganisation in die Parlamente "gewählt", d.h. von den Parteien hineingehievt werden.
Leute also, die vom richtigen Leben keine Ahnung haben und schon garnicht von den Problemen jener, die sie vorgeben, zu vertreten.

Edmund
23.11.2008, 18:28
Ein linker geht, ein Musel kommt... hält sich doch die Wage^^
Da wurde ein Systempolitiker erfolgreich umgevolkt.
Ganz nach bundesdeutscher Polit-Agenda.
Er sollte sich demnach eigentlich freuen.
Wie für alle anderen Landsleute auch, ist ihm als Deutscher nur noch die Rolle eines Zaungastes zugedacht, sobald es Ersatz in Gestalt eines Zivilokkupanten gibt.