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Vollständige Version anzeigen : Können extreme Positionen die Welt richtig beschreiben?



Lichtblau
16.11.2008, 00:28
Wenn man das politische Spektrum von links nach rechts betrachtet, findet man an beiden Polen die extremsten und totalsten Beschreibungen der Welt.

Können überhaupt extreme Positionen die Realität korrekt wiedergeben, oder liegt die Wahrheit immer in der Mitte?

Rikimer
16.11.2008, 00:45
Die Wahrheit liegt weder in der Mitte, noch an den extremen Rändern.

Denn wieso sollten Meinungen, Ideologien, Religionen, Weltanschauungen, Stimmungen etc. überhaupt richtig und wahr sein? ?(

Woher wollen wir eigentlich wissen was wahr und was falsch, was gut und was böse ist? Wie ist die Welt? Ist es so wie es Philosophien, Ideologien, Religionen etc. beschreiben? Sind wir überhaupt in der Lage die Welt richtig zu beschreiben? Oder eher beschränkt in unserer Wahrnehmung durch beschränkte Sinne der Rasse Mensch? Wenn ja, dann ist eine absolute Erkenntnis unmöglich und damit ebensolches gültig für alles was der Mensch anfäßt und denkt. Und damit alles, auch der Mensch, zum stetigen ewiglichen scheitern verurteilt.

MfG

Rikimer

Aldebaran
16.11.2008, 01:01
Wenn man das politische Spektrum von links nach rechts betrachtet, findet man an beiden Polen die extremsten und totalsten Beschreibungen der Welt.

Können überhaupt extreme Positionen die Realität korrekt wiedergeben, oder liegt die Wahrheit immer in der Mitte?


Das ganze Elend steckt ja schon in dem einen Wort "Wahrheit", und zwar ganz grundlegend in dem Sinne, was von der Welt wahrgenommen wird.

Eine Analogie aus der Physik fällt mir ein: Wenn wir das Universum betrachten, wie wie es mit unseren Augen sehen, dann sehen wir ein total verzerrtes Bild von ihm. Wir sehen die leuchtende Materie und selbst darin gibt es enorme Abstufungen: Die größten Sterne sind 1 Million mal heller als die Sonne, obwohl sie nur 100 mal mehr Masse haben. Am anderen Ende gibt es die vielen, unscheinbaren roten Zwerge, die die große Mehrheit der Sterne stellen, die amn aber schon nach ein paar Lichtjahren aus den Augen verliert.

In anderen Frequenzbereichen sieht das Universum wieder ganz anders aus. Das Röntgenuniversum ist ein anderes als das Mikrowellenuniversum. Und dann gibt es noch Materie, die sich nur durch ihre Schwerkraft bemerkbar macht, wie man seit gerade erst etwa 20 Jahren weiß. Nicht nur, dass sie da ist, sie ist auch in der Übermacht und wahrscheinlich sogar der eigentliche Verantwortliche für die großen Strukturen im Universum, für die Haufen und "Fäden" aus Galaxien, die sich an den Rändern riesiger Leerräume befinden. Jemand hat die leuchtende Materie mit den Schaumkronen von Wellen verglichen, die zum größten Teil unsichtbar sind.

Um von diesen Nachtgedanken zum Thema zurückzukommen: So ähnlich versuche ich auch die Welt zu betrachten. Es gibt nicht den einen großen "prime mover", die Kraft, die alles bestimmt. Deshalb gibt es auch nicht die eine Theorie, die alles erklärt. Es kommt auf den "Frequenzbereich" an, in dem man die Welt betrachtet. Die "millenaren" Tendenzen werden von anderen Kräften bestimmt als die säkularen. Konjunkturschwankungen haben andere Ursachen als langfristige Entwicklungsunterschiede usw.

Das heißt aber gerade nicht, dass man immer die Mitte suchen müsse, wenn man die Welt erklären will. Im Gegenteil: Extrempositionen können einen großen heuristischen Wert haben. Ich erinnere mich z.B. an die etwas fruchtlose Diskussion mit einem Foristen über eine gänzlich konsumlose Wirtschaft. Mit solchen Gedankenexperimenten lässt sich sehr gut die Wirkung eines bestimmten Faktors auf die Gesamtheit einschätzen.

Das reale Optimum findet sich dann meistens aber doch irgendwo zwischen den Extremen.

Aldebaran
16.11.2008, 01:08
Die Wahrheit liegt weder in der Mitte, noch an den extremen Rändern.

Denn wieso sollten Meinungen, Ideologien, Religionen, Weltanschauungen, Stimmungen etc. überhaupt richtig und wahr sein? ?(

Woher wollen wir eigentlich wissen was wahr und was falsch, was gut und was böse ist? Wie ist die Welt? Ist es so wie es Philosophien, Ideologien, Religionen etc. beschreiben? Sind wir überhaupt in der Lage die Welt richtig zu beschreiben? Oder eher beschränkt in unserer Wahrnehmung durch beschränkte Sinne der Rasse Mensch? Wenn ja, dann ist eine absolute Erkenntnis unmöglich und damit ebensolches gültig für alles was der Mensch anfäßt und denkt. Und damit alles, auch der Mensch, zum stetigen ewiglichen scheitern verurteilt.

MfG

Rikimer


Was uns fehlt, ist ein allgemein akzeptiertes Fortschrittskriterium in der Betrachtung der Welt. Wenn wir von den primitiven Mythen längts vergangener Zeiten absehen, ist heute immer noch alles an Welterklärungen im Umlauf, was in den letzten ca. 2500 Jahren ersonnen und ersponnen wurde.

Wir werden wohl nie die einzig richtige und wahre Therie der menschlichen Welt finden, aber es wäre schon viel gewonnen, wenn man enstcheiden könnte, welche Theorie die bessere ist und welche Änderung ihren erklärenden Wert erhöht.

Leider kann man anders als in den Naturwissenschaften - von der Astrophysik und Kosmolgie abgesehen, die deshalb gewisse Ähnlichkeiten mit Weltdeutungen nicht naturwissenschaftlicher Art aufweisen - keine Experimente machen, um Voaraussagen zu prüfen.

Sauerländer
16.11.2008, 13:37
Wenn man das politische Spektrum von links nach rechts betrachtet, findet man an beiden Polen die extremsten und totalsten Beschreibungen der Welt.

Können überhaupt extreme Positionen die Realität korrekt wiedergeben, oder liegt die Wahrheit immer in der Mitte?
Wenn wir von einer absoluten, erkennbaren Wahrheit ausgehen, und die Mitte als Kompromiss verstehen, dann ist es die Mitte, die einen nicht auf den Weg zur Wahrheit führen wird.

Vielleicht sollte man sich übrigens das politische Spektrum eher als Dreieck denken, mit den Eckpunkten links, rechts und liberal.
Ein reines Links/Rechts-Schema führt nämlich oft dazu, dass "liberal" für "Mitte und damit als für alle gangbarer Kompromiss angesehen wird.

Frank3
16.11.2008, 17:48
Wahrheit
Die Wahrheit ?
Wahrheit ist HAUPTSÄCHLICH vom WISSENSSTAND abhängig !!! Und weißt du mehr als die anderen , willst ihnen das erklären halten sie dich für Verrückt und du willst doch nur WAHRHEIT sagen und bekommst . . . ( was ich habe )
Die Wahrheit ist das der Nachthimmel NICHT Schwarz ist sondern farblos , nur weil das Licht NICHTS zum reflektieren findet sehen wir Schwarz , ist aber NICHT .
Der Tod ist auch NICHT Schwarz , kalt oder heiß sondern auch NICHTS also FARBLOS .
Das Universum ist auch NICHT unendlich sondern ENDET an der Grenze zum NICHTS und das „ NICHT ist „ ist UNENDLICH .
Noch Fragen was DIE WAHRHEIT IST ?

Friedrich.
16.11.2008, 18:11
Können extreme Positionen die Welt richtig beschreiben?

Nein. Das hast du doch vortrefflich bewiesen :)


Die Welt ist komplex. Somit können nur komplexe Positionen die Welt richtig beschreiben. Extremen Positionen ist es aber eigen, mangels Hirnleistung ihrer Urheber größtmöglichst auf Komplexität zu verzichten und somit maßlos zu vereinfachen. Eine ernstzunehmende Beschreibung der Welt ist so nicht möglich.

PSI
16.11.2008, 18:20
Können extreme Positionen die Welt richtig beschreiben?

Können sie; aber wie alles, was von Menschen erdacht und gemacht ist, nur zum Teil und nie perfekt bzw. absolut.

Vorstrafenregister
17.11.2008, 15:23
Wenn man das politische Spektrum von links nach rechts betrachtet, findet man an beiden Polen die extremsten und totalsten Beschreibungen der Welt.

Können überhaupt extreme Positionen die Realität korrekt wiedergeben, oder liegt die Wahrheit immer in der Mitte?

Eine Wahrheit ist erst dann erwiesen wenn sich alles herausgestellt hat, doch wann ist alles herausgestellt? Warheit ist ja nicht immer eine objektive Sache, sondern ist je nach persönlichem Empfinden verschieden. Wahrheit ist, speziell auf emotionale und moralische Fälle bezogen, extrem schwer zu formulieren.

Gladius et Titulus
17.11.2008, 19:20
Die Welt ist ein Extrem, daher auch nur mit Extremen zu erklären.

Gladius et Titulus
17.11.2008, 19:21
Nein. Das hast du doch vortrefflich bewiesen :)


Die Welt ist komplex. Somit können nur komplexe Positionen die Welt richtig beschreiben. Extremen Positionen ist es aber eigen, mangels Hirnleistung ihrer Urheber größtmöglichst auf Komplexität zu verzichten und somit maßlos zu vereinfachen. Eine ernstzunehmende Beschreibung der Welt ist so nicht möglich.

Durch und durch, aber denkt man zu komplex sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Witzige ist ja, wenn man versucht es einfach zu sehen, dann entstehen oft die komplexesten Gedanken, die oft zur Endlösung führen.

Rikimer
18.11.2008, 05:34
Durch und durch, aber denkt man zu komplex sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Witzige ist ja, wenn man versucht es einfach zu sehen, dann entstehen oft die komplexesten Gedanken, die oft zur Endlösung führen.
Wenn gerade diese Endlösung nicht eine Illusion bzw. Täuschung ist.

MfG

Rikimer

Gladius et Titulus
18.11.2008, 12:00
Wenn gerade diese Endlösung nicht eine Illusion bzw. Täuschung ist.

MfG

Rikimer

Sowas kann man ja leider nie wissen. ;)

Friedrich.
18.11.2008, 16:23
Durch und durch, aber denkt man zu komplex sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht. Das Witzige ist ja, wenn man versucht es einfach zu sehen, dann entstehen oft die komplexesten Gedanken, die oft zur Endlösung führen.

Richtig, einerseits ist es notwendig, innerhalb komplexer Ansichten und Modelle bestimmte Akzente und Betonungen zu setzen, um die Prioritäten klar herauszustreichen und somit Handlungsfähigkeit zu fördern - andererseits können aus einfachen Grundgedanken auch komplexe Modelle entstehen, wenn man sie mit der Realität abgleicht.

Zum Beispiel geht man von der marxistischen Behauptung, der Mensch würde dazu erzogen, nur nach Geld zu streben, aus, und stellt dann fest, dass er darüber hinaus auch nach Anerkennung, Achtung und Macht strebt. Desweiteren wird er auch dazu erzogen, die moralischen Regeln seiner Gesellschaft zu befolgen. Mitgefühl für seine Nächsten ist ihm ebenso eigen. Im wertelosen Kapitalismus werden Mitgefühl und moralische Regeln aber zu Gunsten der Profitsucht gedehnt, großzügig interpretiert und gelegentlich auch einfach mal unter den Tisch gekehrt oder neu ausgelegt.

Von daher hat der einfache, extreme, Gedanke nicht ausgereicht, die Welt zu erklären, aber er lieferte einen wichtigen Baustein dazu.

Bleibt man jedoch im Extrem verhaften, kommt keine sinnvolle Welterklärung dabei heraus. Paradebeispiel ist der Themenstarter Tschuikow, dessen Beiträge nur von derartigen Vereinseitigungen wimmeln. Die marxistische Propaganda, die er sich zu Gemüte führte, hätte er vielleicht erstmal verstehen sollen, dann wären seine Beiträge nicht ganz so dämlich ausgefallen. Ich erinnere mich zum Beispiel an folgende Behauptung von ihm: Nationalismus sei eine Erfindung der bürgerlichen Oligarchie um soziale Unruhen im Volk zu unterdrücken.

Wie man sieht: Einfache Erklärung für viel komplexeren Umstand. Deshalb auch falsch.

Gladius et Titulus
18.11.2008, 18:05
Richtig, einerseits ist es notwendig, innerhalb komplexer Ansichten und Modelle bestimmte Akzente und Betonungen zu setzen, um die Prioritäten klar herauszustreichen und somit Handlungsfähigkeit zu fördern - andererseits können aus einfachen Grundgedanken auch komplexe Modelle entstehen, wenn man sie mit der Realität abgleicht.

Zum Beispiel geht man von der marxistischen Behauptung, der Mensch würde dazu erzogen, nur nach Geld zu streben, aus, und stellt dann fest, dass er darüber hinaus auch nach Anerkennung, Achtung und Macht strebt. Desweiteren wird er auch dazu erzogen, die moralischen Regeln seiner Gesellschaft zu befolgen. Mitgefühl für seine Nächsten ist ihm ebenso eigen. Im wertelosen Kapitalismus werden Mitgefühl und moralische Regeln aber zu Gunsten der Profitsucht gedehnt, großzügig interpretiert und gelegentlich auch einfach mal unter den Tisch gekehrt oder neu ausgelegt.

Von daher hat der einfache, extreme, Gedanke nicht ausgereicht, die Welt zu erklären, aber er lieferte einen wichtigen Baustein dazu.

Bleibt man jedoch im Extrem verhaften, kommt keine sinnvolle Welterklärung dabei heraus. Paradebeispiel ist der Themenstarter Tschuikow, dessen Beiträge nur von derartigen Vereinseitigungen wimmeln. Die marxistische Propaganda, die er sich zu Gemüte führte, hätte er vielleicht erstmal verstehen sollen, dann wären seine Beiträge nicht ganz so dämlich ausgefallen. Ich erinnere mich zum Beispiel an folgende Behauptung von ihm: Nationalismus sei eine Erfindung der bürgerlichen Oligarchie um soziale Unruhen im Volk zu unterdrücken.

Wie man sieht: Einfache Erklärung für viel komplexeren Umstand. Deshalb auch falsch.

Korrekt. Wenn man einmal zu einem bestimmten Thema seine Gedanken schweifen lässt, dann können dabei die aberwitzigsten Dinge heraus kommen. Die komplexesten Themen beginnt man mit Leichtigkeit zu erklären und die einfachsten Zusammenhänge arten in ungekannte Dimensionen der Kalkulation und Variation aus. Ich kann die Welt nicht NUR mit extremen, einfachen, bündigen oder komplexen Positionen erklären.

Rowlf
19.11.2008, 12:18
Extrem liegt im Auge des Betrachters.

Ajax
22.11.2008, 16:44
Extreme Positionen können die Welt nie richtig beschreiben. Sie gehen von einem idealistischen, vorgefertigten Menschenbild aus, das es so nicht gibt. Extreme Ideologien neigen dazu, die Menschen nach ihrem Willen zu formen, was sie allesamt totalitär macht. Sowas kann dann im Endeffekt nur schief gehen.

Man kann die Welt nicht einfach in ein Schema stecken. Dazu ist sie viel zu komplex. Außerdem sind alle Ideologien künstlich und von Menschen erdacht. Nur die natürliche Grundordnung kann als einzig gültige Beschreibung der Welt herhalten. Alles andere sind von Menschen erdachte Abstraktionen und Konstrukte, die versuchen, die Welt in Kategorien einzuteilen, um sie leichter zu erfassen.

Aldebaran
22.11.2008, 18:03
Extreme Positionen können die Welt nie richtig beschreiben. Sie gehen von einem idealistischen, vorgefertigten Menschenbild aus, das es so nicht gibt. Extreme Ideologien neigen dazu, die Menschen nach ihrem Willen zu formen, was sie allesamt totalitär macht. Sowas kann dann im Endeffekt nur schief gehen.

Man kann die Welt nicht einfach in ein Schema stecken. Dazu ist sie viel zu komplex. Außerdem sind alle Ideologien künstlich und von Menschen erdacht. Nur die natürliche Grundordnung kann als einzig gültige Beschreibung der Welt herhalten. Alles andere sind von Menschen erdachte Abstraktionen und Konstrukte, die versuchen, die Welt in Kategorien einzuteilen, um sie leichter zu erfassen.


Beschreiben schon, aber nicht als Handlungsanweisung dienen.

Extreme Positionen können sozusagen als Koordinatenachsen dienen wie z.B. das Konstrukt des "homo oeconomicus". Natürlich ist der Mensch nicht nur ein rational seinen Nutzen maximierendes Wirtschaftssubjekt, aber einen Anteil davon hat er in sich. Aus dem Vergleich der Realität mit den Folgerungen aus dem Modell kann man eben auch schließen, wie groß dieser Anteil ist.

Zugegebenermaßen sind die meisten Menschen zu einer solchen Vewendung extremer Positionen nicht fähig und verwechseln sie mit der Realität, indem sie alles nicht Passende an ihr einfach ausblenden.