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Vollständige Version anzeigen : Nach Erdwärme-Bohrung: Eine Stadt zerreißt



Candymaker
15.11.2008, 14:45
NACH ERDWÄRME-BOHRUNG
Eine Stadt zerreißt

Von Jens Lubbadeh

Vorbildlich ins Desaster: Mit Erdwärme wollte man das Rathaus im südbadischen Staufen heizen. Doch kurz nach den Bohrungen begann der Horror. Überall in der Stadt taten sich tiefe Risse auf. Keiner weiß, was noch kommt - und wer eigentlich Schuld an der Sache hat. (...)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,589944,00.html

lupus_maximus
15.11.2008, 14:52
NACH ERDWÄRME-BOHRUNG
Eine Stadt zerreißt

Von Jens Lubbadeh

Vorbildlich ins Desaster: Mit Erdwärme wollte man das Rathaus im südbadischen Staufen heizen. Doch kurz nach den Bohrungen begann der Horror. Überall in der Stadt taten sich tiefe Risse auf. Keiner weiß, was noch kommt - und wer eigentlich Schuld an der Sache hat. (...)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,589944,00.html
Beim Bau eines Mini-Meilers wäre dies nicht passiert!

dZUG
15.11.2008, 14:53
Da hat es in der Tiefe eine chemische Reaktion gegeben,
da wurde eine Schicht mit Kalk durchbohrt und diese kam mit
Grundwasser in Berührung. Diese Geschichte wurde bereits vor ein paar Monaten,
ich glaube, in der ARD gesendet. :D

lupus_maximus
15.11.2008, 15:06
http://blog.snaefell.de/wp-content/images/erdbeben2-1.jpg

NACH ERDWÄRME-BOHRUNG
Eine Stadt zerreißt

Von Jens Lubbadeh

Vorbildlich ins Desaster: Mit Erdwärme wollte man das Rathaus im südbadischen Staufen heizen. Doch kurz nach den Bohrungen begann der Horror. Überall in der Stadt taten sich tiefe Risse auf. Keiner weiß, was noch kommt - und wer eigentlich Schuld an der Sache hat. (...)

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,589944,00.html
Soviel mir bekannt ist wurden die Eigentumsverhältnisse durch die Verwendung nicht verletzt. Das Bild ist weiterhin im Besitz des Eigentümers.

Alfred
15.11.2008, 15:59
Musste so ein Riesenbild sein Pole?

Frei-denker
15.11.2008, 16:09
Tja, da haben die Ingenieure wohl geologische Gegebenheiten nicht richtig eingeschätzt. Irren ist bekanntlich menschlich.

Abgesehen davon ist Erdwärme-Nutzung eine prima Sache. Ich hatte dazu vor Kurzem noch einen Thread aufgemacht. Man kann z.B. das Warmwasser aus alten Bergwerken energietechnisch nutzen.

Ausonius
15.11.2008, 16:10
Wenn man die Fotostrecke sieht, scheint mir die Story etwas überdramatisiert zu sein. Erinnert mich daran, wie in einem Dorf meiner Nähe von einer Heuschreckenplage berichtet wurde und das Thema es sogar ins Fernsehen geschafft hat. Wir fuhren hin - alles war wie immer.

Das Ende
15.11.2008, 16:13
Tja, da haben die Ingenieure wohl geologische Gegebenheiten nicht richtig eingeschätzt. Irren ist bekanntlich menschlich.

Abgesehen davon ist Erdwärme-Nutzung eine prima Sache. Ich hatte dazu vor Kurzem noch einen Thread aufgemacht. Man kann z.B. das Warmwasser aus alten Bergwerken energietechnisch nutzen.

Ja ja. In unserem Ort sind sie auch schon dabei.

Da wird es angepreisen als:

sauber
umweltfreundlich
effizient
unabhängig
billig
bla bla

und was lese ich dann in der Zeitung?


die EON Bayern "kümmert" sich um dieses Kraftwerk.


Wo war das nochmal mit der Unabhängigkeit?

Das ist ein verdammt noch mal schlechter Witz. Wir müssten komplett weg von diesen großen Konzernen und hin zum dezentraler Versorgung.

Aber das kann man so auch vergessen.

franjo
15.11.2008, 16:13
Technische Panne, oder wie man auch sagt, "Sorgfältige Planung ersetzt den Zufall durch den Irrtum"

franjo

Frei-denker
15.11.2008, 16:20
Ja ja. In unserem Ort sind sie auch schon dabei.

Da wird es angepreisen als:

sauber
umweltfreundlich
effizient
unabhängig
billig
bla bla

und was lese ich dann in der Zeitung?


die EON Bayern "kümmert" sich um dieses Kraftwerk.


Wo war das nochmal mit der Unabhängigkeit?

Das ist ein verdammt noch mal schlechter Witz. Wir müssten komplett weg von diesen großen Konzernen und hin zum dezentraler Versorgung.

Aber das kann man so auch vergessen.

Ja, die Monopolisierung und die daraus resultierende Abzockerei der Bevölkerung ist ein ernstes Problem in D.

Die Technik selber hingegen ist fazinierend.

romeo1
16.11.2008, 08:00
Da hat es in der Tiefe eine chemische Reaktion gegeben,
da wurde eine Schicht mit Kalk durchbohrt und diese kam mit
Grundwasser in Berührung. Diese Geschichte wurde bereits vor ein paar Monaten,
ich glaube, in der ARD gesendet. :D

Ergänzung. Es wurde eine Anhydritschicht angebohrt. Vermutlich wurden die Bohrungen im Spülbohrverfahren abgeteuft, so daß durch den Einfluss des Wassers aus dem Anhydrit Gips wurde. Dieser quoll auf, was Spannungen im Untergrund erzeugte. Die Erdoberfläche hob und senkte sich ungleichmäßig, was die inzw. bekannten fatalen Auswirkungen auf die Gebäude hatte.

Was ich an dieser Geschichte nicht verstehe. Für Bohrungen ab einer Teufe von 100 m ist eine bergrechtliche Genehmigung erforderlich. Daß durch das Wasser Anhydrit sich zu Gips wandeln kann und es zu einer Volumenvergrößerung kommt ist schon lange bekannt. Wieso wurde dann eine Genehmigung für Bohrungen in diese problematische Schicht genehmigt?? Im Zweifelsfall hätte nicht so tief gebohrt erden dürfen - auch wenn dies ein paar weitere teure Bohrungen zur Folge gehabt hätte. Für mich hat hier eindeutig das zuständige Bergamt versagt.

lupus_maximus
16.11.2008, 08:10
Ergänzung. Es wurde eine Anhydritschicht angebohrt. Vermutlich wurden die Bohrungen im Spülbohrverfahren abgeteuft, so daß durch den Einfluss des Wassers aus dem Anhydrit Gips wurde. Dieser quoll auf, was Spannungen im Untergrund erzeugte. Die Erdoberfläche hob und senkte sich ungleichmäßig, was die inzw. bekannten fatalen Auswirkungen auf die Gebäude hatte.

Was ich an dieser Geschichte nicht verstehe. Für Bohrungen ab einer Teufe von 100 m ist eine bergrechtliche Genehmigung erforderlich. Daß durch das Wasser Anhydrit sich zu Gips wandeln kann und es zu einer Volumenvergrößerung kommt ist schon lange bekannt. Wieso wurde dann eine Genehmigung für Bohrungen in diese problematische Schicht genehmigt?? Im Zweifelsfall hätte nicht so tief gebohrt erden dürfen - auch wenn dies ein paar weitere teure Bohrungen zur Folge gehabt hätte. Für mich hat hier eindeutig das zuständige Bergamt versagt.
Ich glaube eher, vor lauter Geilheit auf alternative Energiekonzepte, hat bei denen der Verstand ausgesetzt.

Don
16.11.2008, 09:18
Ergänzung. Es wurde eine Anhydritschicht angebohrt. Vermutlich wurden die Bohrungen im Spülbohrverfahren abgeteuft, so daß durch den Einfluss des Wassers aus dem Anhydrit Gips wurde. Dieser quoll auf, was Spannungen im Untergrund erzeugte. Die Erdoberfläche hob und senkte sich ungleichmäßig, was die inzw. bekannten fatalen Auswirkungen auf die Gebäude hatte.

Was ich an dieser Geschichte nicht verstehe. Für Bohrungen ab einer Teufe von 100 m ist eine bergrechtliche Genehmigung erforderlich. Daß durch das Wasser Anhydrit sich zu Gips wandeln kann und es zu einer Volumenvergrößerung kommt ist schon lange bekannt. Wieso wurde dann eine Genehmigung für Bohrungen in diese problematische Schicht genehmigt?? Im Zweifelsfall hätte nicht so tief gebohrt erden dürfen - auch wenn dies ein paar weitere teure Bohrungen zur Folge gehabt hätte. Für mich hat hier eindeutig das zuständige Bergamt versagt.

Endlich eine vernünftige Äußerung zu diesem Thema, danke.

Ich vermute, daß die Umwelt und CO2 Hysterie inzwischen soweit gediehen ist daß Du alles machen darfst, wenn Du das Etikett "Klimaschutz" draufpappst. Was sind schon ein paar Häuser gegen erträumte 0,0000000000014% Verminderung der Erderwärmung? ;)

franjo
16.11.2008, 09:24
Ergänzung. Es wurde eine Anhydritschicht angebohrt. Vermutlich wurden die Bohrungen im Spülbohrverfahren abgeteuft, so daß durch den Einfluss des Wassers aus dem Anhydrit Gips wurde. Dieser quoll auf, was Spannungen im Untergrund erzeugte. Die Erdoberfläche hob und senkte sich ungleichmäßig, was die inzw. bekannten fatalen Auswirkungen auf die Gebäude hatte.

Was ich an dieser Geschichte nicht verstehe. Für Bohrungen ab einer Teufe von 100 m ist eine bergrechtliche Genehmigung erforderlich. Daß durch das Wasser Anhydrit sich zu Gips wandeln kann und es zu einer Volumenvergrößerung kommt ist schon lange bekannt. Wieso wurde dann eine Genehmigung für Bohrungen in diese problematische Schicht genehmigt?? Im Zweifelsfall hätte nicht so tief gebohrt erden dürfen - auch wenn dies ein paar weitere teure Bohrungen zur Folge gehabt hätte. Für mich hat hier eindeutig das zuständige Bergamt versagt.

Moin

Was Du schreibst stimmt m.M.nach so. Was ich zu bedenken gebe, ist, daß keiner von uns genau weiß, wie tief dort gebohrt werden sollte.
Wie mmer ist der Sachverhalt in der Presse sehr allgemein gehalten. Wahrscheinlich ist von dem wenigen dargestellten noch die Hälfte falsch........nichts neues.

Ich habe in der jüngeren Vergangenheit verfolgt, daß man sich im Hessischen Ried stark für die Keuper-Gips Schichten interessiert. Das geschieht vor dem Hintergrund der landwirtschaftlichen Bewässerung. Dort wird eine Feuchtigkeitsanreicherung der oberen Bodenschichten interessant, seit Treibstoffe teuer sind, wie derzeit.

Kurzum, was ich schreiben wollte. Während in Gegenden im Kreis Groß Gerau die Gipsschichten etwa 1000mm tief lagen und ein Stärke von wenigen mm aufweisen, gibt es im Südhessischen Ried um Bürstadt und Biblis überwiegend Schichten mit einer Mächtigkeit von 800-1200mm. Die Lager sind in einer Tiefe um die 8-10m-

Will sagen, wenn nicht bergrechtlich untersucht wurde, die Geologen den SAchverhalt falsch einschätzten, haben sie Roulette gespielt und verloren.

franjo

romeo1
16.11.2008, 09:57
Moin

Was Du schreibst stimmt m.M.nach so. Was ich zu bedenken gebe, ist, daß keiner von uns genau weiß, wie tief dort gebohrt werden sollte.
Wie mmer ist der Sachverhalt in der Presse sehr allgemein gehalten. Wahrscheinlich ist von dem wenigen dargestellten noch die Hälfte falsch........nichts neues.

Ich habe in der jüngeren Vergangenheit verfolgt, daß man sich im Hessischen Ried stark für die Keuper-Gips Schichten interessiert. Das geschieht vor dem Hintergrund der landwirtschaftlichen Bewässerung. Dort wird eine Feuchtigkeitsanreicherung der oberen Bodenschichten interessant, seit Treibstoffe teuer sind, wie derzeit.

Kurzum, was ich schreiben wollte. Während in Gegenden im Kreis Groß Gerau die Gipsschichten etwa 1000mm tief lagen und ein Stärke von wenigen mm aufweisen, gibt es im Südhessischen Ried um Bürstadt und Biblis überwiegend Schichten mit einer Mächtigkeit von 800-1200mm. Die Lager sind in einer Tiefe um die 8-10m-

Will sagen, wenn nicht bergrechtlich untersucht wurde, die Geologen den SAchverhalt falsch einschätzten, haben sie Roulette gespielt und verloren.

franjo

Schwer zu sagen, wie tief dort ursprünglich gebohrt werden sollte. ist auch egal, da die gepante Bohrteufe nur mit einer bergrechtlichen Genehmigung möglich ist (vereinfachtes Verfahren für Bohrungen zwischen 100...400 m Teufe). Außerdem gibt es für Dtl. ein sehr umfangreiches geologisches Kartenwerk, in das jeder Einblick nehmen kann. Nur mit einem kurzen Blick in das Kartenwerk hätte man erkennen MÜSSEN, daß man plant, in eine Anhydritschicht zu bohren. Jeder Geologe oder Bohrtechniker hätte es erkennen müssen, daß diese Schicht zu Problemen führen kann.

franjo
16.11.2008, 11:02
Schwer zu sagen, wie tief dort ursprünglich gebohrt werden sollte. ist auch egal, da die gepante Bohrteufe nur mit einer bergrechtlichen Genehmigung möglich ist (vereinfachtes Verfahren für Bohrungen zwischen 100...400 m Teufe). Außerdem gibt es für Dtl. ein sehr umfangreiches geologisches Kartenwerk, in das jeder Einblick nehmen kann. Nur mit einem kurzen Blick in das Kartenwerk hätte man erkennen MÜSSEN, daß man plant, in eine Anhydritschicht zu bohren. Jeder Geologe oder Bohrtechniker hätte es erkennen müssen, daß diese Schicht zu Problemen führen kann.

Moin

Du setzt voraus, daß das LV für das Gewerk eingehalten wurde.
Das muß nicht sein. Das ist zwar rechtlich nicht in Ordnung, aber so etwas gibt es.
Z.B. könnte es sein, daß ein Bohrspülverfahren angeboten war, das ohne Wasser auskommt (unangesehen der Tatsache, ob das geht oder nicht, ausgeschrieben wurde das von einer Stadtverwaltung, die haben in der Regel keine Ahnung), die ausführende Firma hingegen mit Wasser spülte. Nur eine Idee, die ein Versagensrisiko birgt. Wenn m an länger überlegt wird es noch das eine oder andere Szenario geben.

Wahrscheinlich werden das entsprechend Gutachten auch belegen.

franjo

romeo1
16.11.2008, 11:27
Moin

Du setzt voraus, daß das LV für das Gewerk eingehalten wurde.
Das muß nicht sein. Das ist zwar rechtlich nicht in Ordnung, aber so etwas gibt es.
Z.B. könnte es sein, daß ein Bohrspülverfahren angeboten war, das ohne Wasser auskommt (unangesehen der Tatsache, ob das geht oder nicht, ausgeschrieben wurde das von einer Stadtverwaltung, die haben in der Regel keine Ahnung), die ausführende Firma hingegen mit Wasser spülte. Nur eine Idee, die ein Versagensrisiko birgt. Wenn m an länger überlegt wird es noch das eine oder andere Szenario geben.

Wahrscheinlich werden das entsprechend Gutachten auch belegen.

franjo

Sämtliche Spülbohrverfahren funktionieren ausschließlich mit Wasser. Alternativ gibt es das Lufthebebohrverahren und das Hammerbohrverfahren, die pneumatisch betrieben werden. Alternativ kann man im Festgestein das Hammerbohrverahren einsetzen. Das funktioniert ähnlich schnell wie das Spülbohren, ist aber ggf. gefährlich, wenn in porösen Zwischenschichten Druckluft angereichert wird, die sich ggf. explosionsartig entalden kann.
Die Ausschreibungen laufen i.d.R. über Ing.-Büros, die mit der Materie vertraut sind und die ggf. die Auswertung des Bieterverfahrens vornehmen und Vorschläge zu Auftragserteilung machen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die so inkompetent sind und den Unterschied zw. pneumatischen und Spülbohrverfahren nicht mitbekommen. Die zuständige Genehmigungsbehörde hat auch ein gewichtiges Wort mitzureden.
Irgendwie ist in dieser Kette etwas gewaltig schiefgelaufen, aus den spärlichen Medienberichtes kann man aber leider nicht viel konkretes entnehmen.

franjo
16.11.2008, 13:29
Sämtliche Spülbohrverfahren funktionieren ausschließlich mit Wasser. Alternativ gibt es das Lufthebebohrverahren und das Hammerbohrverfahren, die pneumatisch betrieben werden. Alternativ kann man im Festgestein das Hammerbohrverahren einsetzen. Das funktioniert ähnlich schnell wie das Spülbohren, ist aber ggf. gefährlich, wenn in porösen Zwischenschichten Druckluft angereichert wird, die sich ggf. explosionsartig entalden kann.
Die Ausschreibungen laufen i.d.R. über Ing.-Büros, die mit der Materie vertraut sind und die ggf. die Auswertung des Bieterverfahrens vornehmen und Vorschläge zu Auftragserteilung machen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die so inkompetent sind und den Unterschied zw. pneumatischen und Spülbohrverfahren nicht mitbekommen. Die zuständige Genehmigungsbehörde hat auch ein gewichtiges Wort mitzureden.
Irgendwie ist in dieser Kette etwas gewaltig schiefgelaufen, aus den spärlichen Medienberichtes kann man aber leider nicht viel konkretes entnehmen.

Gefettet von mir

Das meinte ich mit meinen vorsichtigen Umschreibungen.

franjo