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Vollständige Version anzeigen : "Rom vor dem Fall" - was treibt unsere Totengräber?



Beverly
19.10.2008, 21:53
Wir kennen sie alle: vom kleinen Sachbearbeiter über den korrupten Lokalpolitiker bis zum Minister und zur Kanzlerin. Ergänzt werden sie durch Gestalten, die "Vereine" grünen, um auf Staatskosten von der Ausbeutung von Hartz-IV-Empfängern zu leben, die überheblichen und unfähigen Manager in der Wirtschaft, Börsianer und Bankiers ... sie treten als Inhaber von Ämtern und Mandaten, als gekaufte Journalisten und ebenso gekaufte "Experten" oder gar als "Unternehmer" auf. Sie durchseuchen den Staatsapparat ebenso wie die frieie Wirtschaft, Verwaltungen ebenso wie die Medien.

Ihr Wirken jedoch hat nichts mit den Tätigkeiten zu tun, die in einem geordnetem System Staatsangestellte und Beamte, Unternehmer und Manager, Journalisten, Wissenschaftler, gewählte Abgeordnete oder Inhaber von Parteiämtern nachgehen sollten.

Es zeichnet sich vielmehr durch folgende Merkmale aus

- es es nicht produktiv, sie schaffen keine eigenen Werte, sondern stehlen oder vernichten die Werte anderer
- sie erbringen keine nachvollziehbaren organisatorischen oder geistigen Leistungen, betrachten sich aber doch als "weisungsbefugt" oder gar als Teil der Eliten
- sie schaden der Gesellschaft, indem sie für die Gesellschaft notwendige Funktionen innehaben, auf ihren Positionen jedoch diese Funktionen nicht ausüben
- sie zerstören im Großen und Kleinen das Leben anderer Menschen
- nur zu oft ruinieren sie die ihnen anvertrauten Entitäten - ein Gemeinwesen, ein Unternehmen, eine Partei ... - kommen aber trotzdem ungeschoren oder sogar mit Belohnungen davon
- sie konzentrieren politische und wirtschaftliche Macht
- sie schaffen politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Monopole und Oligopole aller Art, was umgangssprachlich in dem Satz "die stecken doch alle unter einer Decke" zum Ausdruck kommt
- ihre Diskurse zeichnen sich durch die Abwesenheit jeder Art von "Vision" oder "Projekt" aus und sie reduzieren alles auf "Schadensbegrenzung" und "Krisenmanagement"

Da stellt sich die Frage:

Was treibt unsere Totengräber?

1. Fatalismus
die vorhandenen Probleme sind eh unlösbar, also suchen wir wenigstens bei ihrer Verwaltung unseren Vorteil

2. Gleichgültigkeit
um in den Apparaten nach oben zu kommen, muss man so betriebsblind werden, dass man jeden Sinn für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge verliert

3. Gier
in der Sprache der Psychoanalyse heißt das "anal-hortend". Man hortet Macht und Besitz als Selbstzweck, ohne das noch weiter zu hinterfragen

4. Phantasielosigkeit
"Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" und wer Visionen hat, wird eines NICHT: Teil der herrschenden Eliten und ihren Apparates

5. Sadismus
es bereitet ihnen auf die eine oder andere Art Freude oder Genugtuung, andere Menschen leiden zu lassen

6. Herrentum
sie halten sich für etwas anderes und besseres als die einfachen Menschen, weshalb sie deren Belange, Interessen und Träume wieder interessieren noch sie sie teilen

7. sie haben alles erreicht
die Welt, die für viele Menschen nur ein Alptraum ist, ist für sie eine Utopie oder kommt der Utopie zumindest recht nahe

8. Gedankenlosigkeit
sie verfügen zwar über eine hoch entwickelte "Baunerschläue" und die Instinkte der Intrigangen, sind aber zur Reflexion über ihr Tun und seine Folgen nicht in der Lage

9. Handeln als Agenten
viele mögen im Auftrag interessierte Lobbys gegen die Interessen der ihnen anvertrauten Gemeinwesen, Einrichtungen oder Unternehmen handeln

klartext
19.10.2008, 22:03
Wie man einen Hartz4 - Empfänger ausbeutet, musst du mir noch erklären. Einem nackten Mann in die Tasche zu greifen, ist wirklich eine Kunst, die mir unbekannt ist, möglicherweise ein ganz neues Geschäftsfeld.

Beverly
19.10.2008, 22:21
Ich habe mich für Folgendes entschieden:


7. sie haben alles erreicht
die Welt, die für viele Menschen nur ein Alptraum ist, ist für sie eine Utopie oder kommt der Utopie zumindest recht nahe

Das ist der Ausgangspunkt: für die Eliten gibt es keinen äußeren oder inneren Zwang mehr anders zu handeln als sie es tun. Die führenden kapitalistischen Indurstriestaaten haben keine äußeren Feinde und keine nennenswerte Opposition gegen das System. Zudem lebt es sich für die Eliten und die oberen Schichten heute sehr viel besser als in früheren Epochen. Da kann man fröhlich dem Niedergang frönen :)


2. Gleichgültigkeit
um in den Apparaten nach oben zu kommen, muss man so betriebsblind werden, dass man jeden Sinn für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge verliert

4. Phantasielosigkeit
"Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" und wer Visionen hat, wird eines NICHT: Teil der herrschenden Eliten und ihren Apparates

8. Gedankenlosigkeit
sie verfügen zwar über eine hoch entwickelte "Baunerschläue" und die Instinkte der Intrigangen, sind aber zur Reflexion über ihr Tun und seine Folgen nicht in der Lage

Ich halte die geistigen Defizite für ganz entscheidend. Es sind keine Leistungs- oder Funktionseliten mehr, sondern nur noch reine Machteliten, deren Horizont auf die Erlangung und den Erhalt von Macht reduziert ist.
Gier und Größenwahn - "Herrentum" - hat die Angehörigen der Eliten wohl zu allen Zeiten getrieben. Mal waren die Ergebnisse katastrophal, weil sich da Großverbrecher mit Kriegen und Massakern im Geschichtsbuch verewigten, mal waren sie genial, wenn Künstler und Wissenschaftler nach ewigem Ruhm strebten. Nicht selten waren sie gemischt - so gierte Alexander der Große nach Ruhm und Eroberungen und hielt sich für einen Gott, aber von Ägypten bis Afghanistan gründete er eine Stadt nach der anderen.
Nichts davon bei unseren hiesigen Eliten - es ist eine Tyrannei von Kleingeistern, deren Eifer bei der Rettung des maroden Finanzsektors nur von ihrer erschreckenden Fantasielosigkeit zeugt.

Es ist so eine Situtation, wo ich mir eine Talkshow mit Karl Marx und Oswald Spengler zum Thema "Untergang" wünsche: Marx und seine Jünger werden den Niedergang mit politökonomischen Faktoren erklären, auf die Überakkumulation und Verelendung verweisen. Oswald Spengler steht meines Wissens für die geistigen und kulturellen Aspekte des Niedergangs.
Ich neige zu der Ansicht, das selbst eine kapitalistische Gesellschaft in der das Geistigen intakt ist, wo Visionen entwickelt und die Zusammenhänge gesehen werden, sich vor dem Marxschen Verdikt des Untergangs aufgrund ökonomischer Gesetzmäßigkeiten "drücken" kann. Mit voller Wucht treffen diese Gesetzmäßigkeiten allerdings eine Gesellschaft, die sich von Visionen verabschiedet hat und wo die Diskurse von BWL-Fundamentalisten bestimmt werden.

Beverly
19.10.2008, 22:24
Wie man einen Hartz4 - Empfänger ausbeutet, musst du mir noch erklären.

Indem man ihm die Lebenschancen verweigert, die es noch vor einer Generation selbst für Facharbeiter mit Hauptschulabschluss gegeben hat.


Einem nackten Mann in die Tasche zu greifen, ist wirklich eine Kunst, die mir unbekannt ist, möglicherweise ein ganz neues Geschäftsfeld.

Dem "nackten Mann" hat man nicht in die Taschen gegriffen, man hat ihm die Taschen mitsamt der übrigen Kleidung gestohen X(

Bärwolf
21.10.2008, 13:12
...

Was treibt unsere Totengräber?

1. Fatalismus
die vorhandenen Probleme sind eh unlösbar, also suchen wir wenigstens bei ihrer Verwaltung unseren Vorteil

2. Gleichgültigkeit
um in den Apparaten nach oben zu kommen, muss man so betriebsblind werden, dass man jeden Sinn für gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge verliert

3. Gier
in der Sprache der Psychoanalyse heißt das "anal-hortend". Man hortet Macht und Besitz als Selbstzweck, ohne das noch weiter zu hinterfragen

4. Phantasielosigkeit
"Wer Visionen hat sollte zum Arzt gehen" und wer Visionen hat, wird eines NICHT: Teil der herrschenden Eliten und ihren Apparates

5. Sadismus
es bereitet ihnen auf die eine oder andere Art Freude oder Genugtuung, andere Menschen leiden zu lassen

6. Herrentum
sie halten sich für etwas anderes und besseres als die einfachen Menschen, weshalb sie deren Belange, Interessen und Träume wieder interessieren noch sie sie teilen

7. sie haben alles erreicht
die Welt, die für viele Menschen nur ein Alptraum ist, ist für sie eine Utopie oder kommt der Utopie zumindest recht nahe

8. Gedankenlosigkeit
sie verfügen zwar über eine hoch entwickelte "Baunerschläue" und die Instinkte der Intrigangen, sind aber zur Reflexion über ihr Tun und seine Folgen nicht in der Lage

9. Handeln als Agenten
viele mögen im Auftrag interessierte Lobbys gegen die Interessen der ihnen anvertrauten Gemeinwesen, Einrichtungen oder Unternehmen handeln

Ich habe 1 - 9 angekreuzt, weil ja alles irgendwie zutrifft. Es ist also meist eine Kombination mehrer aufgeführter Punkte. ;)

Bärwolf
21.10.2008, 13:25
Wie man einen Hartz4 - Empfänger ausbeutet, musst du mir noch erklären. Einem nackten Mann in die Tasche zu greifen, ist wirklich eine Kunst, die mir unbekannt ist, möglicherweise ein ganz neues Geschäftsfeld.

Die Ausbeutung liegt in der modernen Form des Sklaventums. Es gibt inzwischen tausende dubiose Vereine in der BRD, die davon leben sich Hartz IV-Empfänger über die BfA-JobCenter zu rekrutieren. Diese müssen dort "arbeiten", d.h. wenn sie es ablehnen, wird ihnen jegliche Zuwendung gestrichen.
Diese Vereine erhalten sich nur über die BfA am leben, d.h. sie stoßen sich mit Steuergeldern gesund. Inhaltlich wird da überwiegend Nonsense verbreitet.
So gibt es in Berlin die Aufgabe für Hartz IV-Sklaven, durch die Stadt zu laufen und Brunnen zu zählen und dann aufzulisten welche Wasser sprudeln lassen und welche trocken sind. Das selbe machen ein halbes Jahr später wieder andere Sklaven, beim nächsten Maßnahmedurchgang. In Chemnitz darf man Bäume im Wald zählen. Das ist alles kein Witz, es ist die traurige Realität in diesem Land: Doppelmoral (niemand soll auf der faulen Haut liegen) und Potemkinsche-Dörfer bauen, also vortäuschen von Aktivitäten.

Beverly
21.10.2008, 16:37
Die Ausbeutung liegt in der modernen Form des Sklaventums. Es gibt inzwischen tausende dubiose Vereine in der BRD, die davon leben sich Hartz IV-Empfänger über die BfA-JobCenter zu rekrutieren. Diese müssen dort "arbeiten", d.h. wenn sie es ablehnen, wird ihnen jegliche Zuwendung gestrichen.
Diese Vereine erhalten sich nur über die BfA am leben, d.h. sie stoßen sich mit Steuergeldern gesund. Inhaltlich wird da überwiegend Nonsense verbreitet.
So gibt es in Berlin die Aufgabe für Hartz IV-Sklaven, durch die Stadt zu laufen und Brunnen zu zählen und dann aufzulisten welche Wasser sprudeln lassen und welche trocken sind. Das selbe machen ein halbes Jahr später wieder andere Sklaven, beim nächsten Maßnahmedurchgang. In Chemnitz darf man Bäume im Wald zählen. Das ist alles kein Witz, es ist die traurige Realität in diesem Land: Doppelmoral (niemand soll auf der faulen Haut liegen) und Potemkinsche-Dörfer bauen, also vortäuschen von Aktivitäten.

Umgekehrt ist es so, dass sich in den Straßen in meinem wohnviertel derzeit das Laub häuft und ich es immer von meinen Absätzen klauben darf. Und froh sein darf, nicht auf nassem Laub auszurutschen und mir die Beine zu brechen (das passiert dann der 83jährigen Oma).
FRÜHER war es wohl so, dass es da eine Straßenreinigung mit Leuten gab, die zwar nicht üppig, aber nach irgendeinem Tarif bezahlt werden. Als festangestellte BSR-Mitarbeiter, vielleicht auch saisonal, um im Winter Straßen und Gehwege frei zu halten.
Nun stapelt sich das Laub und sollte es mal viel Schnee geben, macht den auch keiner mehr weg. Wobei ich das voll und ganz verstehe! Denn es ist mittlerweile so geworden:

1. Hinter irgendwelchen Schreibtischen sitzen die, welche die Arbeit anderer "verwalten" und diese anderen wie Dreck behandeln!

2. Wer da noch arbeitet, ist selbst schuld und kommt nie auf einem grünen Zweig, mag auch trotz Vollzeit-Stelle von "ergänzenden Hartz IV-Leistungen" abhängig sein.

3. Immer mehr Menschen kommen zur gleichen Einsicht wie die APPD (http://www.appd.de): "Arbeit ist Scheiße."

So passe ich auf auf den Gehwegen und hoffe, dass sich beim nassen Laub einer den Hals bricht, der es verdient.

Humer
21.10.2008, 17:07
An der Behauptung dass Harz IV Empfänger ausgebeutet werden, ist was dran.
Gemmeinützige Vereine werden gegründet um die bereitgestellten Gelder abzugreifen und diese fragwürdigen Beschäftigungen anzubieten. Die Wohlfahrtsorganisationen und ihre Funktionäre sind eingebunden in das System und leben davon. Strukturelle Veränderungen sind nicht ihr Thema, ob sie überhaupt darüber nachdenken, halte ich für fraglich. Diese Organisationen stellen sich nicht selbst in Frage, so wenig wie andere Organisationen auch.
Vorher wurden aber die Gesetze gemacht und Fördermittel bereitgestellt, die Elendsverwalter nutzen sie nur aus.

Die vorherrschende und aus allen Medienkanälen verbreitete Grundüberzeugung, dass kein besseres System möglich ist und jede Veränderung im Stalinismus endet, blockiert das Denken wirksam. Ich glaube selbst in der jetzigen Krise lautet die Devise: Im Prinzip - weiter so!

Beverly
21.10.2008, 19:13
An der Behauptung dass Harz IV Empfänger ausgebeutet werden, ist was dran.
Gemmeinützige Vereine werden gegründet um die bereitgestellten Gelder abzugreifen und diese fragwürdigen Beschäftigungen anzubieten. Die Wohlfahrtsorganisationen und ihre Funktionäre sind eingebunden in das System und leben davon. Strukturelle Veränderungen sind nicht ihr Thema, ob sie überhaupt darüber nachdenken, halte ich für fraglich. Diese Organisationen stellen sich nicht selbst in Frage, so wenig wie andere Organisationen auch.
Vorher wurden aber die Gesetze gemacht und Fördermittel bereitgestellt, die Elendsverwalter nutzen sie nur aus.

Die vorherrschende und aus allen Medienkanälen verbreitete Grundüberzeugung, dass kein besseres System möglich ist und jede Veränderung im Stalinismus endet, blockiert das Denken wirksam. Ich glaube selbst in der jetzigen Krise lautet die Devise: Im Prinzip - weiter so!

War das nicht schon immer so: Eliten machten so weiter, bis Folgendes geschah:

1. sie gingen unter
2. das von ihnen beherrschte Gemeinwesen ging unter
3. sie und das von ihnen beherrschte Gemeinwesen gingen unter

Wobei die Eliten gegen 2. nicht so viel einzuwenden hätten, wenn es nicht sie selbst betrifft. Ihre Opfer sind wohl eher für 1., aber je schlimmer und auswegloser die Tyrannei wird, desto eher finden sie sich auch mit 3. ab.

Bärwolf
22.10.2008, 10:18
Umgekehrt ist es so, dass sich in den Straßen in meinem wohnviertel derzeit das Laub häuft und ich es immer von meinen Absätzen klauben darf. Und froh sein darf, nicht auf nassem Laub auszurutschen und mir die Beine zu brechen (das passiert dann der 83jährigen Oma).
FRÜHER war es wohl so, dass es da eine Straßenreinigung mit Leuten gab, die zwar nicht üppig, aber nach irgendeinem Tarif bezahlt werden. Als festangestellte BSR-Mitarbeiter, vielleicht auch saisonal, um im Winter Straßen und Gehwege frei zu halten.
Nun stapelt sich das Laub und sollte es mal viel Schnee geben, macht den auch keiner mehr weg. Wobei ich das voll und ganz verstehe! Denn es ist mittlerweile so geworden:

1. Hinter irgendwelchen Schreibtischen sitzen die, welche die Arbeit anderer "verwalten" und diese anderen wie Dreck behandeln!

2. Wer da noch arbeitet, ist selbst schuld und kommt nie auf einem grünen Zweig, mag auch trotz Vollzeit-Stelle von "ergänzenden Hartz IV-Leistungen" abhängig sein.

3. Immer mehr Menschen kommen zur gleichen Einsicht wie die APPD (http://www.appd.de): "Arbeit ist Scheiße."

So passe ich auf auf den Gehwegen und hoffe, dass sich beim nassen Laub einer den Hals bricht, der es verdient.

Na, dann stöckel mal am Boxi lang oder durch die Kreutziger Str. in Friedrichshain, da hast du das alles noch gehäuft (incl. Hundehaufen:D ). Diese Straße (eine Sackgasse mit Fußgänger-Hausdurchgang zur Frankfurter Allee) dürfte diesbezüglich Spitzenreiter sein. Die Autos versperrren sich selbst den Weg, zweireihig wird auf beiden Seiten geparkt, s. d. in kürzester Zeit nichts mehr geht. Das Ordnungsamt meidet die Straße, keine Ahnung warum, die könnten hier Knöllchen ohne Ende verteilen. Fußgänger müssen überwiegend auf der Straße gehen, weil auf den Bürgersteigen irgendwelche Baugerüste, sonstige Absperrungen oder Hindernisse sind. Und biegt man in die Frankfurter Alle ein, wird man auf dem Fußgängerweg überwiegend durch rücksichtslose Fahrradfahrer belästigt, für Omas ist das alles lebensgefährlich.

Sirius
22.10.2008, 10:34
War das nicht schon immer so: Eliten machten so weiter, bis Folgendes geschah:

1. sie gingen unter
2. das von ihnen beherrschte Gemeinwesen ging unter
3. sie und das von ihnen beherrschte Gemeinwesen gingen unter

Wobei die Eliten gegen 2. nicht so viel einzuwenden hätten, wenn es nicht sie selbst betrifft. Ihre Opfer sind wohl eher für 1., aber je schlimmer und auswegloser die Tyrannei wird, desto eher finden sie sich auch mit 3. ab.

Die Lösung: Alle umbringen, soll Gott die Seinen aussortieren! ;)

Bärwolf
22.10.2008, 10:41
An der Behauptung dass Harz IV Empfänger ausgebeutet werden, ist was dran.
Gemmeinützige Vereine werden gegründet um die bereitgestellten Gelder abzugreifen und diese fragwürdigen Beschäftigungen anzubieten. Die Wohlfahrtsorganisationen und ihre Funktionäre sind eingebunden in das System und leben davon. Strukturelle Veränderungen sind nicht ihr Thema, ob sie überhaupt darüber nachdenken, halte ich für fraglich. Diese Organisationen stellen sich nicht selbst in Frage, so wenig wie andere Organisationen auch.
Vorher wurden aber die Gesetze gemacht und Fördermittel bereitgestellt, die Elendsverwalter nutzen sie nur aus.

Die vorherrschende und aus allen Medienkanälen verbreitete Grundüberzeugung, dass kein besseres System möglich ist und jede Veränderung im Stalinismus endet, blockiert das Denken wirksam. Ich glaube selbst in der jetzigen Krise lautet die Devise: Im Prinzip - weiter so!

Ja, besser kann man es nicht sagen. Es verdienen zuviele an diesem Elend und halten sich so ihre Positionen im Mittelstand. Die doppelmoraligen Bonzen in den Wohlfahrtsverbänden und die Vorstände dubioser Abgreifvereine würden ja selber auf Hartz IV sitzen, wären sie nich auf die geniale Idee gekommen, das System für sich auszunutzen. Und natürlich stellen sie sich nicht selbst in Frage, das wäre ja für sie der Todesstoss.
Der normal arbeitende Steuerzahler LieschenMüller-und Ottonormalverbraucher hat kaum eine Vorstellung davon was da abgeht (es sei denn er hat Verwandte oder Bekannte die in dieser Situation sind), ansonsten merkt er es erst, wenn er selber in Hartz IV abrutscht.

Xenes
22.10.2008, 14:34
Wie man einen Hartz4 - Empfänger ausbeutet, musst du mir noch erklären. Einem nackten Mann in die Tasche zu greifen, ist wirklich eine Kunst, die mir unbekannt ist, möglicherweise ein ganz neues Geschäftsfeld.


Ist das keine Ausbeutung, wenn z. B. ältere Arbeitnehmer zu Hartz-4-Empfängern werden, die jahrzehntelang geschuftet und in die Sozialsysteme eingezahlt haben und dann kalt enteignet und in die Armut getrieben werden, nur weil deutsche Unternehmen keine Arbeitnehmer über 50 Jahren einstellen wollen??

Beverly
22.10.2008, 17:41
Ja, besser kann man es nicht sagen. Es verdienen zuviele an diesem Elend und halten sich so ihre Positionen im Mittelstand. Die doppelmoraligen Bonzen in den Wohlfahrtsverbänden und die Vorstände dubioser Abgreifvereine würden ja selber auf Hartz IV sitzen, wären sie nich auf die geniale Idee gekommen, das System für sich auszunutzen. Und natürlich stellen sie sich nicht selbst in Frage, das wäre ja für sie der Todesstoss.
Der normal arbeitende Steuerzahler LieschenMüller-und Ottonormalverbraucher hat kaum eine Vorstellung davon was da abgeht (es sei denn er hat Verwandte oder Bekannte die in dieser Situation sind), ansonsten merkt er es erst, wenn er selber in Hartz IV abrutscht.

Vor einiger Zeit hatte ich eine Diskussion, dass es auf der politischen Ebene eine "Zerdoppelung" gibt. Das bedeutet es gibt das Spektrum

linksradikal - sozialdemokratisch - liberal - Mitte - konservativ - rechts

einmal als Teil des bestehenden Systems und dann gibt das gleiche Spektrum außerhalb des Systems. So gibt es Linke resp. sich radikal gebende Leute, die mit viel Geschwurbel alles schön- und kleinreden und "Gemäßigte", die enttäuscht, resigniert oder gar wütend sind.

Die gleiche "Zerdoppelung" gibt es auf der wirtschaftlichen Sphäre und die scheint die Wichtigere zu sein, weil sich da die Politik ihre Pfründe holt. In der Wirtschaft haben wir

Besitzer von Kapital (Geldkapital) - Besitzer von Produktionsmitteln (Betrieben) - abhängig Beschäftigte - Empfänger von Transferleistungen

Aber auch dieses Spektrum gibt es zweimal: einmal, die im System, einmal die außerhalb des Systems. Ein Banker oder Fabrikant mag ab einer gewissen Größe durch seine mit wirtschaftlicher Macht einhergehende politische Macht Teil des Systems sein, aber so sicher ist das nicht. Da scheint es Mechanismen zu geben, die selbst mittelständische Betriebe rausdrängen und unsere Global Player kriegen selbst mittelgroße Betriebe klein :rolleyes: Spätestens bei der Pleite mit folgendem Hartz IV weiß dann der kleine Krauter, dass er doch noch dazu gehört. Auch bei den anderen Gruppen ist diese Spaltung da. Man denke nur daran, wie leicht es für große Teile der Nachkriegsgeneration war, erträgliche Rentenansprüche anzusammeln und was unsereins heute als Rentenprognose bekommt :rolleyes: Bei den Transferleistungen hat sich zu den Erwerbslosen nun das Bankenwesen gesellt und da haben alle gestaunt wie viel Geld plötzlich da war.

All diese Spaltungen machen die Gesellschaft noch chaotischer und gemeinsames Handeln noch schwerer.

Beverly
22.10.2008, 17:45
Ist das keine Ausbeutung, wenn z. B. ältere Arbeitnehmer zu Hartz-4-Empfängern werden, die jahrzehntelang geschuftet und in die Sozialsysteme eingezahlt haben und dann kalt enteignet und in die Armut getrieben werden, nur weil deutsche Unternehmen keine Arbeitnehmer über 50 Jahren einstellen wollen??

Es fängt damit an, ob es rechtens ist, eine Zwangsabgabe - Beiträge zur Arbeitslosenversicherung - als "Versicherung" zu deklarieren. Wenn es eine Versicherung wäre, müsste die IMHO auf Freiwilligkeit beruhen und der Versicherte hätte Anspruch auf seinen Zahlungen entsprechende Leistungen. Ferner könnte das Unternehmen meines Erachtens nicht willkürlich die Vertragsbedigungen zu seinen Gunsten verändern.

Bärwolf
22.10.2008, 18:45
Vor einiger Zeit hatte ich eine Diskussion, dass es auf der politischen Ebene eine "Zerdoppelung" gibt. Das bedeutet es gibt das Spektrum

linksradikal - sozialdemokratisch - liberal - Mitte - konservativ - rechts

einmal als Teil des bestehenden Systems und dann gibt das gleiche Spektrum außerhalb des Systems. So gibt es Linke resp. sich radikal gebende Leute, die mit viel Geschwurbel alles schön- und kleinreden und "Gemäßigte", die enttäuscht, resigniert oder gar wütend sind.

Die gleiche "Zerdoppelung" gibt es auf der wirtschaftlichen Sphäre und die scheint die Wichtigere zu sein, weil sich da die Politik ihre Pfründe holt. In der Wirtschaft haben wir

Besitzer von Kapital (Geldkapital) - Besitzer von Produktionsmitteln (Betrieben) - abhängig Beschäftigte - Empfänger von Transferleistungen

Aber auch dieses Spektrum gibt es zweimal: einmal, die im System, einmal die außerhalb des Systems. Ein Banker oder Fabrikant mag ab einer gewissen Größe durch seine mit wirtschaftlicher Macht einhergehende politische Macht Teil des Systems sein, aber so sicher ist das nicht. Da scheint es Mechanismen zu geben, die selbst mittelständische Betriebe rausdrängen und unsere Global Player kriegen selbst mittelgroße Betriebe klein :rolleyes: Spätestens bei der Pleite mit folgendem Hartz IV weiß dann der kleine Krauter, dass er doch noch dazu gehört. Auch bei den anderen Gruppen ist diese Spaltung da. Man denke nur daran, wie leicht es für große Teile der Nachkriegsgeneration war, erträgliche Rentenansprüche anzusammeln und was unsereins heute als Rentenprognose bekommt :rolleyes: Bei den Transferleistungen hat sich zu den Erwerbslosen nun das Bankenwesen gesellt und da haben alle gestaunt wie viel Geld plötzlich da war.

All diese Spaltungen machen die Gesellschaft noch chaotischer und gemeinsames Handeln noch schwerer.

Sehr interessante Gedanken Beverly. Bei mir gesellt sich die Frage hinzu, kann man überhaupt ausserhalb des Systems sein. Ich meine das nicht im Widerspruch zu deinem gesagten!

Beverly
22.10.2008, 19:03
Sehr interessante Gedanken Beverly. Bei mir gesellt sich die Frage hinzu, kann man überhaupt ausserhalb des Systems sein. Ich meine das nicht im Widerspruch zu deinem gesagten!

Wenn man ganz außerhalb eines Systems ist, ist man selbst ein anderes System oder Teil eines anderen Systems. Das sagt mir jedenfalls die abstrakte Logik. Für die Wirklichkeit muss ich das exakter definieren. Denn

GANZ draußen aus diesem System und somit in einem anderen System wäre dann erstrebenswert, wenn das andere System den eigenen Interessen mehr entspricht.

So ist es aber nicht. Alle sind "drin", nur auf jeweils andere Weise.
Die eine Schicht ist drin, indem sie abgesichert ist und entsprechend ihrer Position in der Hierarchie Besitz, Einkommen, Einfluss auf Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten für das eigene Leben hat. Dafür müssen die aber allesamt Teil des herrschenden Diskurses sein und sich ihm anpassen. Da scheinen heute ganz, ganz schlechte Zeiten für wirkliche Nonkonformisten und echte Querdenker zu sein und man muss sich rigide an die Vorgaben halten.

Bei der anderen Schicht - am besten wird da das perverse Zusammenspiel von "drin" und "draußen" bei den "working poor" deutlich. Mensche, die in so reichen Ländern wie der BRD oder den USA für 700 Euro oder Dollar Vollzeit arbeiten sollen, sind in vieler Hinsicht ganz draußen. Unzureichender Lohn, miese Arbeit, keine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ... zugleich sollen sie mit ihrer Arbeit das System, dass sie quasi ausgestoßen hat, am Laufen halten. Sie leisten möglicherweise mehr zum Erhalt des Systems als die, die davon profitieren.
Ähnliche Gedanken mögen auch Menschen weiter oben haben - ich habe das Gefühl, dass die wirklichen Leistungsträger in einer Schicht diejenigen sind, die am wenigsten bekommen und am meisten arbeiten.

Bärwolf
23.10.2008, 11:17
... Alle sind "drin", nur auf jeweils andere Weise.
...


Das habe ich sagen wollen! ;)