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Vollständige Version anzeigen : Ich darf das, ich bin Jude



aerwin
17.10.2008, 20:06
Das gefällt mir nicht, der § 130 ist für ALLE da.

FOCUS Online: Wo hört der Spaß auf?

Polak: Ich würde mein Programm “Beschnitten oder am Stück“ nennen, aber nicht “Ein Jude gibt Vollgas“.

Ich finde unsere Jüd. Mitbürgerinnen sollten sich nicht über Deutsche Gesetze lustig machen. Wenn so was Schule macht, wo sind dann die Grenzen, die sollten doch im §130 geregelt sein. Das muss für alle Deutschen Gültigkeit haben, egal ob Ev., Kath., Moslem oder Jude. Wer weiss, vielleicht kommt ja dann mal einer auf die Idee ein Holocaust-Musical, natürlich werden darin nur die bösen Nazis verulkt, selbstvertändlich mit Bezug auf die gegenwärtige pol. Landschaft.
Ne, Ne Herr Polak, unterste Schublade.
Gruß vom aerwin

Quelle: http://www.focus.de/kultur/buecher/tid-12163/literatur-ich-darf-das-ich-bin-jude_aid_341411.html

JensVandeBeek
17.10.2008, 20:08
...und was wolltest uns eigentlich mitteilen ?

Mütterchen
17.10.2008, 20:11
...und was wolltest uns eigentlich mitteilen ?

Der Frage möchte ich mich anschließen @aerwin, ich hab leider auch nicht verstanden, worauf du hinaus möchtest....

arnd
17.10.2008, 20:17
Das gefällt mir nicht, der § 130 ist für ALLE da.

FOCUS Online: Wo hört der Spaß auf?

Polak: Ich würde mein Programm “Beschnitten oder am Stück“ nennen, aber nicht “Ein Jude gibt Vollgas“.

Ich finde unsere Jüd. Mitbürgerinnen sollten sich nicht über Deutsche Gesetze lustig machen. Wenn so was Schule macht, wo sind dann die Grenzen, die sollten doch im §130 geregelt sein. Das muss für alle Deutschen Gültigkeit haben, egal ob Ev., Kath., Moslem oder Jude. Wer weiss, vielleicht kommt ja dann mal einer auf die Idee ein Holocaust-Musical, natürlich werden darin nur die bösen Nazis verulkt, selbstvertändlich mit Bezug auf die gegenwärtige pol. Landschaft.
Ne, Ne Herr Polak, unterste Schublade.
Gruß vom aerwin

Quelle: http://www.focus.de/kultur/buecher/tid-12163/literatur-ich-darf-das-ich-bin-jude_aid_341411.html

Danke für den Buchtip .
Scheint ein gutes und lustiges Buch zu sein.

Haspelbein
17.10.2008, 20:23
Jemand, der sich ueber eine auferlegte Betroffenheit lustig macht, kann so verkehrt eigentlich nicht sein. Bei seinem Alf-Vergleich musste ich schon lachen.

Ein bischen peinlich fand ich die Nachfrage des Focus, als Polak von "wir Deutschen" sprach. Irgendwo schien hier der Interviewer den Witz nicht verstanden zu haben.

Mütterchen
17.10.2008, 20:33
So, jetzt hab ichs auch gelesen.

Ich versteh jetzt auch nicht so ganz, wo da das Problem ist - da ist doch auch sehr viel Selbstironie dabei. Seine Erfahrung mit der Judendeportation finde ich sehr lustig!
Es gibt eben verschiedene Arten von Humor, ich kann z.B. diesem Mario Barth absolut nichts abgewinnen, dabei ist der so erfolgreich - aber was ich da in diesem Online-Artikel über Oliver Polak gelesen habe, fand ich wirklich witzig.

Haspelbein
17.10.2008, 20:36
So, jetzt hab ichs auch gelesen.

Ich versteh jetzt auch nicht so ganz, wo da das Problem ist - da ist doch auch sehr viel Selbstironie dabei. Seine Erfahrung mit der Judendeportation finde ich sehr lustig!
Es gibt eben verschiedene Arten von Humor, ich kann z.B. diesem Mario Barth absolut nichts abgewinnen, dabei ist der so erfolgreich - aber was ich da in diesem Online-Artikel über Oliver Polak gelesen habe, fand ich wirklich witzig.

Es ist halt ein tiefschwarzer Humor. Jedoch sagt Polak im Interview ebenfalls, dass es Dinge gibt, die man nur mit Humor ertragen kann. Da ist irgendwo etwas dran.

aerwin
17.10.2008, 20:37
...und was wolltest uns eigentlich mitteilen ?

Ich habe das Buch nicht gelesen, nur das Interview.

FOCUS Online: Die meisten Zuschauer lachen aber erst im zweiten Moment.

Polak: Auch gut. Bei mir muss ja niemand lachen, wenn er es nicht witzig findet. Ich sage schließlich nicht, dass alle, die nicht lachen, Nazis sind.

Kommt jetzt die kommödiantische Keule.
Worüber ich lache bestimme ich selbst. Schön wär's ja, aber ein Kommödiant, der
mir zugesteht kein Nazi zu sein, trotzdem ich nicht lache...
@JensVandeBeek, was will uns Herr Polak sagen....?

arnd
17.10.2008, 20:47
Ich habe das Buch nicht gelesen, nur das Interview.

FOCUS Online: Die meisten Zuschauer lachen aber erst im zweiten Moment.

Polak: Auch gut. Bei mir muss ja niemand lachen, wenn er es nicht witzig findet. Ich sage schließlich nicht, dass alle, die nicht lachen, Nazis sind.

Kommt jetzt die kommödiantische Keule.
Worüber ich lache bestimme ich selbst. Schön wär's ja, aber ein Kommödiant, der
mir zugesteht kein Nazi zu sein, trotzdem ich nicht lache...
@JensVandeBeek, was will uns Herr Polak sagen....?

Zwingt dich jemand etwas von dem Mann zu lesen oder dir sein Programm anzusehen.
Kunst und dazu gehört auch Satire ist Geschmackssache.

Wo ist dein Problem?

Hexenhammer
17.10.2008, 20:55
...Ich finde unsere Jüd. Mitbürgerinnen sollten sich nicht über Deutsche Gesetze lustig machen...

Doch das sollten sie, denn manche davon sind eben einfach lächerlich.

Mütterchen
17.10.2008, 20:59
Es ist halt ein tiefschwarzer Humor. Jedoch sagt Polak im Interview ebenfalls, dass es Dinge gibt, die man nur mit Humor ertragen kann. Da ist irgendwo etwas dran.


Ja, da ist sicher was dran.

Andererseits drängt der FOCUS ja auch während des ganzen Interviews immer wieder in diese eine Richtung.....
Naja, mir ist es jedenfalls viel lieber, wenn dieses leidige Thema mit Humor angegangen wird. Das ist auf alle Fälle mal was anderes.

Was @ aerwin da im Eingangsbeitrag geschrieben hat....es gibt einen amerikanischen Film, ich glaube, der heißt Frühling für Hitler.... da bekommen die Nazis tatsächlich ihr eigenes Musical gewidmet. :]
Für D ist diese Art von Witz aber sicher wirklich Neuland.

aerwin
17.10.2008, 20:59
Zwingt dich jemand etwas von dem Mann zu lesen oder dir sein Programm anzusehen.
Kunst und dazu gehört auch Satire ist Geschmackssache.

Wo ist dein Problem?

Ich hab damit kein Problem...
Aber (Satire an) Ich schreibe gerade das Drehbuch zum Holocaust-Musical.
Als Symbolische Verbrüderung zwischen Deutschen und Juden lasse ich AH und Anne Frank im Duett das allseits beliebte Lied, Bab' i've got you, von Sony und Cher singen.
(Satire aus). Ich trau mich nichtmal den vollen Namen von AH auszuschreiben. Soviel zum Thema Zwang. Jetzt bin ich ja mal gespannt ob ich nun gesperrt werde
Gruß vom aerwin

arnd
17.10.2008, 21:03
Ich hab damit kein Problem...
Aber (Satire an) Ich schreibe gerade das Drehbuch zum Holocaust-Musical.
Als Symbolische Verbrüderung zwischen Deutschen und Juden lasse ich AH und Anne Frank im Duett das allseits beliebte Lied, Bab' i've got you, von Sony und Cher singen.
(Satire aus). Ich trau mich nichtmal den vollen Namen von AH auszuschreiben. Soviel zum Thema Zwang. Jetzt bin ich ja mal gespannt ob ich nun gesperrt werde
Gruß vom aerwin

Warum solltest du gesperrt werden ,wenn du Aaron Herzl und Anne Frank im Duett singen lassen möchtest.:D

aerwin
17.10.2008, 21:05
So, jetzt hab ichs auch gelesen.

Ich versteh jetzt auch nicht so ganz, wo da das Problem ist - da ist doch auch sehr viel Selbstironie dabei. Seine Erfahrung mit der Judendeportation finde ich sehr lustig!
Es gibt eben verschiedene Arten von Humor, ich kann z.B. diesem Mario Barth absolut nichts abgewinnen, dabei ist der so erfolgreich - aber was ich da in diesem Online-Artikel über Oliver Polak gelesen habe, fand ich wirklich witzig.

Zitat Focus Interview:Ihre Großeltern wurden von den Nazis ermordet. Ihr Vater kehrte als einziger aus dem KZ zurück.

Bitte @Mütterchen ich versteh nicht was lustig war

arnd
17.10.2008, 21:08
Zitat Focus Interview:Ihre Großeltern wurden von den Nazis ermordet. Ihr Vater kehrte als einziger aus dem KZ zurück.

Bitte @Mütterchen ich versteh nicht was lustig war

Bist du der Erwin?

Haspelbein
17.10.2008, 21:12
Ja, da ist sicher was dran.

Andererseits drängt der FOCUS ja auch während des ganzen Interviews immer wieder in diese eine Richtung.....
Naja, mir ist es jedenfalls viel lieber, wenn dieses leidige Thema mit Humor angegangen wird. Das ist auf alle Fälle mal was anderes. [...]

Begegnest du Juden in den USA, selbst wenn sie Angehoerige im Holocaust verloren haben, so findest du oftmals auch da diesen Humor. Selbst in Filmen juedischer Komoedianten wird manchmal ueber den Holocaust gelacht, z.B. wenn sich ein "Barbie Museum" auf das sich das Kinde freut, sich ploetzlich als ein Museum zu "Klaus Barbie" entpuppt.



Was @ aerwin da im Eingangsbeitrag geschrieben hat....es gibt einen amerikanischen Film, ich glaube, der heißt Frühling für Hitler.... da bekommen die Nazis tatsächlich ihr eigenes Musical gewidmet. :]
Für D ist diese Art von Witz aber sicher wirklich Neuland.

Ich glaube, du beziehst auf das Musical "The Producers". "Hitler in Springtime" ist da ein Musical im Musical. Die Produzenten wollen Versicherungsbetrug begehen, und schrieben dazu ein Stueck, dass nie Erfolg haben koennte. "Hitler in Springtime" entpuppt sich jedoch als Publikumserfolg ...

Mütterchen
17.10.2008, 21:12
Zitat Focus Interview:Ihre Großeltern wurden von den Nazis ermordet. Ihr Vater kehrte als einziger aus dem KZ zurück.

Bitte @Mütterchen ich versteh nicht was lustig war


Zitat aus dem Interview:
Die wöchentliche vierstündige Fahrt zum Bar-Mizwa-Vorbereitungsunterricht, während der Sie die Udo-Jürgens-Kassetten Ihrer Mutter hören mussten, kommentieren Sie: „Als ich zum ersten Mal das Wort ´Juden-Deportation´ hörte, dachte ich spontan: ´Ja, das kenne ich!´

Das finde ich lustig.

Du offenbar nicht. Aber, wie gesagt, es gibt eben verschiedene Arten von Humor und man muss ihn ja nich mögen.
Sieh mal, das Verhältnis zwischen Juden und den Deutschen, das ist so schwierig, so belastet - ich finde das wirklich mal eine erfrischende Abwechslung, wie dieser Mann sich gibt. Nervig finde ich eher den FOCUS, der eben genau wie gewohnt vorgeht - du hast das oben ja selbst zitiert.

aerwin
17.10.2008, 21:15
Ja, da ist sicher was dran.

Andererseits drängt der FOCUS ja auch während des ganzen Interviews immer wieder in diese eine Richtung.....
Naja, mir ist es jedenfalls viel lieber, wenn dieses leidige Thema mit Humor angegangen wird. Das ist auf alle Fälle mal was anderes.

Was @ aerwin da im Eingangsbeitrag geschrieben hat....es gibt einen amerikanischen Film, ich glaube, der heißt Frühling für Hitler.... da bekommen die Nazis tatsächlich ihr eigenes Musical gewidmet. :]
Für D ist diese Art von Witz aber sicher wirklich Neuland.

Da stimm ich dir fast zu. Als Kinder haben wir Judenwitze erzählt, oder erzählt bekommen.
Wir waren aber Kinder und diese Witze waren für mich nicht verständlich, wenn da von VW und Aschenbecher erzählt wurde. Ich habs erst später verstanden.
Gruß vom aerwin

Mütterchen
17.10.2008, 21:16
Begegnest du Juden in den USA, selbst wenn sie Angehoerige im Holocaust verloren haben, so findest du oftmals auch da diesen Humor. Selbst in Filmen juedischer Komoedianten, wird manchmal ueber den Holocaust gelacht, z.B. wenn sich ein "Barbie Museum" auf das sich das Kinde freut, sich ploetzlich als ein Museum zu "Klaus Barbie" entpuppt.

Ja, den Film kenne ich, und ich finde das wirklich sehr lustig, wie die jüdische Familie dann im Barbie-Museum zwischen all den NeoNazis Blut und Wasser schwitzt! :))




Ich glaube, du beziehst auf das Musical "The Producers". "Hitler in Springtime" ist da ein Musical im Musical. Die Produzenten wollen Versicherungsbetrug begehen, und schrieben dazu ein Stueck, dass nie Erfolg haben koennte. "Hitler in Springtime" entpuppt sich jedoch als Publikumserfolg ...

Ja, das meinte ich- ich habs sehr schlecht erklärt ....

aerwin
17.10.2008, 21:44
Bist du der Erwin?
Nei!
Diese nahnem habe ich meinem Onkel entliehen, der U-Boot Fahrer war und überlebt hat. Der hieß, allerdings, Erwin. Da es den aber schon gab hab ich aerwin gewählt.
tschuldigung, wenn ich auf Fragen antworte die nichts mit dem Thema zu tun haben.
Gruß vom aerwin

Hexenhammer
17.10.2008, 21:50
Bist du der Erwin?

aerwin r analyst? :))

aerwin
17.10.2008, 22:19
aerwin r analyst? :))
versteh ich nicht
gruß vom aerwin (übrigens keine Signatur, schreib ich immer extra, wegen der nettiqutte :D )

Stechlin
17.10.2008, 23:41
...und was wolltest uns eigentlich mitteilen ?

Kann ich Dir sagen: Ein Jude empfindet es als Provokation zu erwähnen, dass er ein Jude ist. Was teilt er uns mit? Seine Opferrolle natürlich. Seht her, ich bin ein Jude! Und ihr dürft darüber lachen. Nur dass das Lachen hier zur Mitleidsbekundung wird, denn man lacht ja mit dem Gefühl, gar nicht lachen zu dürfen. Was uns als lockerer Umgang mit dem Thema Antisemitismus daherkommen soll, ist in Wirklichkeit nur eine etwas andere Variante der Auschwitzkeule. Vielleicht eine watteumwickelte. Dumpf ist der Schlag dennoch; aber er tut seine Wirkung.



Polak: Sind Sie jüdisch?

FOCUS Online: Nein.

Polak: Dann dürfen Sie so einen Witz auch nicht machen.

Das ist die versteckte Botschaft. Das will uns der Jude Polak mitteilen.

Ich vermute mal, dass dieser Polak bald irgendeinen Preis bekommen wird. Natürlich für seinen Mut! Und die Laudation wird Michel Friedmann halten, während Lottchen Knobloch eine Träne in eines von Angela Merkels Knopflöchern vergießt.

Doof waren die noch nie. Das muss man ihnen lassen.

Stechlin
17.10.2008, 23:45
Danke für den Buchtip .
Scheint ein gutes und lustiges Buch zu sein.

Das war ja klar gewesen. Genau für solche Schmierenkomödianten wie Dich ist dieser Quark gemacht. Du bist das Musterbeispiel eines treuen Michels dieses Systems und springst über jedes Stöckchen, das man Dir hinhält.

Oh je...

Stechlin
17.10.2008, 23:59
Es ist halt ein tiefschwarzer Humor. Jedoch sagt Polak im Interview ebenfalls, dass es Dinge gibt, die man nur mit Humor ertragen kann. Da ist irgendwo etwas dran.

So? Welche denn?

Stechlin
18.10.2008, 00:07
Zitat aus dem Interview:
Die wöchentliche vierstündige Fahrt zum Bar-Mizwa-Vorbereitungsunterricht, während der Sie die Udo-Jürgens-Kassetten Ihrer Mutter hören mussten, kommentieren Sie: „Als ich zum ersten Mal das Wort ´Juden-Deportation´ hörte, dachte ich spontan: ´Ja, das kenne ich!´

Das finde ich lustig.

Den "Witz"? Oder die Tatsache, dass ihn ein Jude erzählt hat? Wärest Du auch bescherzt gewesen, erzählte man Dir diesen "Witz" in der Brandenburger Provinz?

The Dude
18.10.2008, 01:59
Jemand, der sich ueber eine auferlegte Betroffenheit lustig macht, kann so verkehrt eigentlich nicht sein. Bei seinem Alf-Vergleich musste ich schon lachen.

Ein bischen peinlich fand ich die Nachfrage des Focus, als Polak von "wir Deutschen" sprach. Irgendwo schien hier der Interviewer den Witz nicht verstanden zu haben.

"Manche Dinge sind so traurig, dass man sie nur mit Humor ertragen kann."

Verdammt fucking wahr. Das klingt sehr gut. Hoffentlich nicht nur Ethno-Humor, glaube ich aber sowieso nicht.

Gruß,

The Dude

Mütterchen
18.10.2008, 08:42
Den "Witz"? Oder die Tatsache, dass ihn ein Jude erzählt hat? Wärest Du auch bescherzt gewesen, erzählte man Dir diesen "Witz" in der Brandenburger Provinz?

Ich weiß schon, wie du das meinst - ich sehe das trotzdem nicht so wie du.

Einen Witz finde ich dann nicht mehr komisch, wenn dabei der andere verächtlich gemacht wird.
Von daher kommt es schon darauf an, wer ihn erzählt -und wie er erzählt wird. Und was die Intention dafür ist.

Ich hab doch über diesen Polak jetzt nur diesen kurzen Artikel gelesen, mehr weiß ich über den Mann doch gar nicht... und mir kam das jetzt beim Durchlesen nicht so vor wie offenbar dir.


Wie gesagt, in diesem Interview kam mir eher der FOCUS so vor, als sei er praktisch auf der Suche nach irgend einer Möglichkeit, wieder auf die allseits bekannte Schiene aufzuspringen.

bvb-fan
18.10.2008, 11:07
Ich habe das Buch nicht gelesen, nur das Interview.

FOCUS Online: Die meisten Zuschauer lachen aber erst im zweiten Moment.

Polak: Auch gut. Bei mir muss ja niemand lachen, wenn er es nicht witzig findet. Ich sage schließlich nicht, dass alle, die nicht lachen, Nazis sind.

Kommt jetzt die kommödiantische Keule.
Worüber ich lache bestimme ich selbst. Schön wär's ja, aber ein Kommödiant, der
mir zugesteht kein Nazi zu sein, trotzdem ich nicht lache...


hast du überhaupt verstanden, was herr polak gesagt hat? hast du das wort nicht samt seiner inhaltlichen aussage wahrgenommen?
scheinbar nein :rolleyes:

bvb-fan
18.10.2008, 11:09
Den "Witz"? Oder die Tatsache, dass ihn ein Jude erzählt hat? Wärest Du auch bescherzt gewesen, erzählte man Dir diesen "Witz" in der Brandenburger Provinz?

wo ist da die relevanz? aber diesen witz von einem juden zu hören, macht ihn doch gerade erst lustig.

aerwin
18.10.2008, 16:27
hast du überhaupt verstanden, was herr polak gesagt hat? hast du das wort nicht samt seiner inhaltlichen aussage wahrgenommen?
scheinbar nein :rolleyes:

Ich habe Herrn Polak verstanden, wahrscheinlich nicht so wie du, aber ich hab verstanden. Schließlich verstehe ich ja auch anspruchsvolles Kabarett, a la Scheibenwischer.
Bitte, schreib über deine Meinung bezügl. der inhaltlichen Aussage des Interviews.
Auch deine Wahrnehmung interessiert mich.
Gruß vom aerwin

Stechlin
18.10.2008, 18:18
Ich habe Herrn Polak verstanden, wahrscheinlich nicht so wie du, aber ich hab verstanden. Schließlich verstehe ich ja auch anspruchsvolles Kabarett, a la Scheibenwischer.
Bitte, schreib über deine Meinung bezügl. der inhaltlichen Aussage des Interviews.
Auch deine Wahrnehmung interessiert mich.
Gruß vom aerwin

:)) :))

aerwin
18.10.2008, 19:06
:)) :))

Danke, weg treten!
Gruß vom aerwin

Stechlin
18.10.2008, 20:19
Danke, weg treten!
Gruß vom aerwin

:)) :)) :))

Der kritische Denker
18.10.2008, 21:37
Der §130 ist für mich sowas wie das Cannabis-Verbot: Eine Anmaßung des Staates, dass ihm garnicht zusteht.

Sarah Silverman ist eine meiner Lieblingskomikerinnen. :]

The Dude
18.10.2008, 22:03
Sarah Silverman ist eine meiner Lieblingskomikerinnen. :]

Echt? Ich habe mir aufgrund des Hypes vor ca. einem Monat etwa die Hälfte der ersten Staffel von The Sarah Silverman Program angesehen und fand es überhaupt nicht witzig. Selbst die surrealen Elemente, die ich für eine gute Idee hielt, haben nicht richtig gezündet. Sarah Silverman ist nicht witzig, kann nicht schauspielern, dieses Klein-Mädchen-Getue ist nervig und der restliche Cast ist öde und ebenfalls nicht komisch.

Gruß,

The Dude

Der kritische Denker
18.10.2008, 22:07
Echt? Ich habe mir aufgrund des Hypes vor ca. einem Monat etwa die Hälfte der ersten Staffel von The Sarah Silverman Program angesehen und fand es überhaupt nicht witzig. Selbst die surrealen Elemente, die ich für eine gute Idee hielt, haben nicht richtig gezündet. Sarah Silverman ist nicht witzig, kann nicht schauspielern, dieses Klein-Mädchen-Getue ist nervig und der restliche Cast ist öde und ebenfalls nicht komisch.

Gruß,

The Dude

Geschmäcke sind halt verschieden. :]

The Dude
18.10.2008, 22:23
Geschmäcke sind halt verschieden. :]

Richtig, Zustimmung. (Aha, Konsens, kurz und knapp: alles im Lot)

Gut, daß du nicht geschrieben hast: "über Geschmack kann man bekanntlich streiten"... ;)

Gruß,

The Dude

Stechlin
18.10.2008, 22:31
Richtig, Zustimmung. (Aha, Konsens, kurz und knapp: alles im Lot)

Gut, daß du nicht geschrieben hast: "über Geschmack kann man bekanntlich streiten"... ;)

Gruß,

The Dude

Wo ihr schon beim Thema seid: Was hat die Schmierenkomödie des Polak mit "Geschmack" zu tun?

The Dude
18.10.2008, 22:56
Wo ihr schon beim Thema seid: Was hat die Schmierenkomödie des Polak mit "Geschmack" zu tun?

Ich kann nicht beurteilen, ob das eine Schmierenkomödie ist. Ich kenne das Buch nicht, ich kenne den Autor nicht, ich fand das Interview aber lustig.

Gruß,

The Dude

Stechlin
18.10.2008, 23:34
Ich kann nicht beurteilen, ob das eine Schmierenkomödie ist. Ich kenne das Buch nicht, ich kenne den Autor nicht, ich fand das Interview aber lustig.

Gruß,

The Dude

Wasch mich, aber mach mich nicht nass. So liest sich das.

Tut mir leid...

The Dude
19.10.2008, 00:01
Wasch mich, aber mach mich nicht nass. So liest sich das.

Tut mir leid...

Muss dir nicht leid tun.

Nee, das liest sich: Ich kenne es nicht, halte das nicht für eine Sensation und auch nicht für einen Aufreger.

Ich kann dich beruhigen, ich werde mir das nicht kaufen und will es auch nicht lesen. :cool:

Gruß,

The Dude

Stechlin
19.10.2008, 00:50
Muss dir nicht leid tun.

Nee, das liest sich: Ich kenne es nicht, halte das nicht für eine Sensation und auch nicht für einen Aufreger.

Ich kann dich beruhigen, ich werde mir das nicht kaufen und will es auch nicht lesen. :cool:

Gruß,

The Dude

Das greift zu kurz. Ich muss das Buch nicht gelesen haben, mir reicht dieses Interview. Es geht doch nicht um Geschmack, Humor und was er darf oder nicht darf. Es geht um die Intention des ganzen. Ich empfinde es als absurd, einen Tabubruch zu "wagen", dessen Reiz darin besteht, von der Exklusivität des Tabubrechers zu leben. Das Ergebnis ist nämlich, dass es ein Tabu bleibt! Das ist nicht nur absurd, sondern auch perfide. Das schreckliche daran ist, dass der Jude Polak uns auch noch ganz frech darauf hinweist, und niemand bekommt es mit. Weil die Botschaft wie so oft subtil ist. Wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Die Guten bleiben die guten. Und bleiben weiterhin im Gespräch.

Wie sagt man so schön? Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Und die Polak-Sache stinkt gewaltig.

The Dude
19.10.2008, 01:38
Das greift zu kurz. Ich muss das Buch nicht gelesen haben, mir reicht dieses Interview. Es geht doch nicht um Geschmack, Humor und was er darf oder nicht darf. Es geht um die Intention des ganzen. Ich empfinde es als absurd, einen Tabubruch zu "wagen", dessen Reiz darin besteht, von der Exklusivität des Tabubrechers zu leben. Das Ergebnis ist nämlich, dass es ein Tabu bleibt!

Das ist wirklich gut gesagt und stimmt.


Das ist nicht nur absurd, sondern auch perfide. Das schreckliche daran ist, dass der Jude Polak uns auch noch ganz frech darauf hinweist, und niemand bekommt es mit. Weil die Botschaft wie so oft subtil ist. Wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Die Guten bleiben die guten. Und bleiben weiterhin im Gespräch.

Ja. Die Selbstironie des Autors im Interview finde ich witzig, so wie sie da steht, und fertig, so was kann mich nicht subtil manipulieren.

Gruß,

The Dude

Herr K.
19.10.2008, 01:59
Das greift zu kurz. Ich muss das Buch nicht gelesen haben, mir reicht dieses Interview. Es geht doch nicht um Geschmack, Humor und was er darf oder nicht darf. Es geht um die Intention des ganzen. Ich empfinde es als absurd, einen Tabubruch zu "wagen", dessen Reiz darin besteht, von der Exklusivität des Tabubrechers zu leben. Das Ergebnis ist nämlich, dass es ein Tabu bleibt! Das ist nicht nur absurd, sondern auch perfide. Das schreckliche daran ist, dass der Jude Polak uns auch noch ganz frech darauf hinweist, und niemand bekommt es mit. Weil die Botschaft wie so oft subtil ist. Wie ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Die Guten bleiben die guten. Und bleiben weiterhin im Gespräch.

Wie sagt man so schön? Es ist etwas faul im Staate Dänemark. Und die Polak-Sache stinkt gewaltig.

Nun, die Shoa ist eines der letzverbliebenen Tabus. Daneben noch die archaichen des Todes und der Inzest, viel mehr scheint nach Abschmelzung der Tabuzonen nicht mehr übriggeblieben. Prekäres Terrain jedenfalls. Wer da mit Biss herangeht, tritt manchem auf die Füße, muß sich darauf einstellen, flott ins Abseits gestellt zu werden. Nun wagt sich jemand vor, erwartungsgemäß ein Jude. Erwartungsgemäß aber nicht deswegen, weil hier eine filiigranere Variante der von Dir - ich laß es mit einigem Erschrecken- erwähnten "Auschwitzkeule" geschwungen würde, sondern eher deshalb, weil er das reflektiert, was gemeinhin als jüdischer Witz bschrieben wird. U.a. die humoristische Gabe, sich dem Leiden auf eine spezifische Art zu nähern, welches ihm etwas seiner ansonsten erdrückenden Last nehmen kann. Ein Modus der Auseinandersetzung, dem ich keine perfide Disziplinierungsabsicht nachsagen würde.


Noch eins zum Tabu. Ich sähe ich Umgang mit der Shoa nichts gewonnen, würden sich Krethi und Plethi ihre Unbefangenheit bezüglich des Mordes abertausender Unschuldiger künftig dadurch beweisen, dass sie aus Ausschwitz einen Schenkelklopfer der dumpfsinnigen Machart eines Barths machen. Es kommt also weniger auf das "ob", als auf das "wie" an.

ortensia blu
19.10.2008, 09:19
...
Noch eins zum Tabu. Ich sähe ich Umgang mit der Shoa nichts gewonnen, würden sich Krethi und Plethi ihre Unbefangenheit bezüglich des Mordes abertausender Unschuldiger künftig dadurch beweisen, dass sie aus Ausschwitz einen Schenkelklopfer der dumpfsinnigen Machart eines Barths machen. Es kommt also weniger auf das "ob", als auf das "wie" an.

Entscheidend ist das "wer", alles übrige ist nebensächlich.

Stechlin
19.10.2008, 20:50
Ja. Die Selbstironie des Autors im Interview finde ich witzig, so wie sie da steht, und fertig, so was kann mich nicht subtil manipulieren.

Gruß,

The Dude

Ja eben nicht! Keine Selbstironie, sondern Kalkül.

Stechlin
19.10.2008, 21:24
Nun, die Shoa ist eines der letzverbliebenen Tabus. Daneben noch die archaichen des Todes und der Inzest, viel mehr scheint nach Abschmelzung der Tabuzonen nicht mehr übriggeblieben. Prekäres Terrain jedenfalls. Wer da mit Biss herangeht, tritt manchem auf die Füße, muß sich darauf einstellen, flott ins Abseits gestellt zu werden. Nun wagt sich jemand vor, erwartungsgemäß ein Jude.

Ich gäbe Dir ja gerne Recht. Nur der Punkt ist nicht der Tabubruch als solcher. Denn bekanntermaßen folgt einem Tabubruch der Wegfall des Tabus, sonst wäre er ja keiner. Erwartungsgemäß muss es sogar ein Jude sein, der dieses "präkäre Terrain" (eine treffende Beschreibung) als erster betritt. Allerdings kündet er außergewöhnliches, nämlich den Erhalt des Tabus:



Polak: Sind Sie jüdisch?

FOCUS Online: Nein.

Polak: Dann dürfen Sie so einen Witz auch nicht machen.


Erwartungsgemäß aber nicht deswegen, weil hier eine filiigranere Variante der von Dir - ich laß es mit einigem Erschrecken- erwähnten "Auschwitzkeule" geschwungen würde, sondern eher deshalb, weil er das reflektiert, was gemeinhin als jüdischer Witz bschrieben wird. U.a. die humoristische Gabe, sich dem Leiden auf eine spezifische Art zu nähern, welches ihm etwas seiner ansonsten erdrückenden Last nehmen kann. Ein Modus der Auseinandersetzung, dem ich keine perfide Disziplinierungsabsicht nachsagen würde.

Woher nimmt er dann die moralische Überlegenheit für sich in Anspruch, darüber zu entscheiden, wer diesen "Modus der Auseinandersetzung" bedienen darf und wer nicht?

Ich will Dir ganz offen sagen, warum das eine Auschwitzkeule ist: Es geht um die Opferexklusivität der Juden. Nehmen wir nur Herrn Broder, der ja höchstselbst in seiner Eigenschaft als Jude vor kurzem kundtat, dass kein Leiden während des Faschismus so groß gewesen sei wie das jüdische. Das ist einfach ein Skandal! Eine Frechheit und ein Schlag ins Gesicht von 49 Millionen Toten, die dieses faschistische Terrorregime ebenfalls auf dem Gewissen hat.

Natürlich ist der industrieelle Völkermord an den europäischen Juden eine Singularität der Geschichte, ein Verbrechen, welches seines Gleichen bis heute sucht. Das ist konsens. Der Punkt ist der Mensch! Ist da in den Gaskammern von Auschwitz ein Mensch oder ein Jude vergast worden? Wenn ich in Berlin-Mitte vorm sogenannten Holocaustmahnmal stünde, dann gedenke ich nicht jedem, der in Auschwitz vergast, zu tode gefoltert und verbrannt wurde. Ich finde das unerträglich, weil es zudem den Faschismus auch noch auf geradezu abenteuerliche Art und Weise verharmlost. Denn die Botschaft von Broder, Knobloch und Polak. ist, dass es für den "Rest" gar nicht so schlimm gewesen ist.

Die Shoah ist nicht das Wesen des Faschismus gewesen, sondern lediglich ein Aspekt von vielen. Der Kommissarbefehl war genau so ein Verbrechen wie die Lampenschirme aus Menschenhaut oder Zyklon B in den Gaskammern von Auschwitz. Es waren immer Menschen, die Opfer waren. Und warum und wieso sie ihr Leben verloren, macht sie nicht zu wichtigeren oder unwichtigeren Opfern. Am H-Mahnmal jedoch soll mir genau das erzählt werden. Das ist absurd!

Und zur Krönung dieser Schmierenkomödie betritt ein Jude die Bühne, und verkündet im Namen der Opfer, jetzt lachen zu dürfen. Aller Opfer? Ist das Tabu "deutscher Faschismus" gebrochen, wenn ich über Judenwitze nun offiziell lachen darf?

Reduziert auf eine Formel: Faschismus verhält sich zu Shoah wie Opfer zu Jude. Bumm! Da hast Du sie, die Auschwitzkeule.


Noch eins zum Tabu. Ich sähe ich Umgang mit der Shoa nichts gewonnen, würden sich Krethi und Plethi ihre Unbefangenheit bezüglich des Mordes abertausender Unschuldiger künftig dadurch beweisen, dass sie aus Ausschwitz einen Schenkelklopfer der dumpfsinnigen Machart eines Barths machen. Es kommt also weniger auf das "ob", als auf das "wie" an.

Wenn Du mich fragst, dann kann ich auf eine humoristische Unbefangenheit gegenüber dem Faschismus gerne verzichten. Ich wüßte auch nicht, welchem Zweck es dienen könnte. Wenn es nur die pure Unterhaltung sein soll, sprich mal ein "neues" Feld der allabendlichen Hedonismuserruption erschließen, weil die anderen schon zu langweilig geworden sind, dann wäre die ganze Sache noch verwerflicher, als sie es ohnehin schon ist.

Mittlerweile ist es ja schon fast obligatorisch geworden, ein Tabu nach dem anderen zu Fall zu bringen. Dabei merkt leider niemand, dass es keine Tabus sind, die hier fallen, sondern ethische Richtlinien! Man lacht nicht über vergaste Menschen. Man macht sich auch nicht lustig über die Deportation von Menschen, die dem sicheren Tod geweiht sind. Mir persönlich vergeht dabei jegliche Ambition, auch nur im entferntesten das ganze ulkig zu finden.

Erinnern heißt, das Grauen nicht zu vergessen. Das Erinnern ist weder Gegenstand der Unterhaltung und schon gar nicht des Vergnügens.

Geronimo
19.10.2008, 21:49
Ach NITUP, lallst du jetzt auch schon die Lüge von den Lampenschirmen nach? Oh Junge......arm.

Stechlin
19.10.2008, 23:35
Ach NITUP, lallst du jetzt auch schon die Lüge von den Lampenschirmen nach? Oh Junge......arm.

Spitzfindigkeiten. Schämer Er sich!

Geronimo
20.10.2008, 00:42
Spitzfindigkeiten. Schämer Er sich!

Wenn du eine solche unterirdische Grausamkeit (die nie stattgefunden hat) die unserem Volke zugeschrieben wird als "Spitzfindigkeit" befindest....schäme ER sich! Aber gründlich und dauerhaft! Ekel überkommt mich ob solcher Lügen.....

Stechlin
20.10.2008, 13:27
Wenn du eine solche unterirdische Grausamkeit (die nie stattgefunden hat) die unserem Volke zugeschrieben wird als "Spitzfindigkeit" befindest....schäme ER sich! Aber gründlich und dauerhaft! Ekel überkommt mich ob solcher Lügen.....

Was willst Du mir denn sagen? Dass die Grausamkeiten des KZ-Alltages das Werk des deutschen Volkes gewesen sind? Das willst Du ernsthaft behaupten?

Lampenschirme hin oder her -das Leiden, das den Menschen in einem KZ angetan wurde, definiert sich kaum ausschließlich über dieses Detail. Es wäre nur eine Facette von vielen, die das abschließende Urteil über die Barbarei des deutschen Faschismus nicht großartig anders ausfallen ließe: schuldig!

Wenn Du allerdings eine Kollektivschuld daraus machen willst -"die unserem Volke zugeschrieben wird"- , dann sei Dir das unbenommen. Merkwürdig finde ich das allerdings schon, und der Vorwurf der Spitzfindigkeit eher ein Phänomen am Rande denn der Kern des Problems.

bvb-fan
20.10.2008, 21:58
Ich habe Herrn Polak verstanden, wahrscheinlich nicht so wie du, aber ich hab verstanden. Schließlich verstehe ich ja auch anspruchsvolles Kabarett, a la Scheibenwischer.
Bitte, schreib über deine Meinung bezügl. der inhaltlichen Aussage des Interviews.
Auch deine Wahrnehmung interessiert mich.
Gruß vom aerwin

ganz einfach: dieses buch ist ne mischung aus satire, comedy und selbstironie.
es ist wie mit allen sachen in der kunst und literatur, manchen gefällts, manchen nicht.
ich persönlich kann darüber lachen. ich habe aber auch absolut klein problem mit dem judentum, im gegenteil.

wir sollten aufhören, alles so bitter ernst zu nehmen. es muss nicht über jede kleinigkeit gesritten werden.
einfach mal zurücklehnen und lachen. das hilft...

Vorstrafenregister
22.10.2008, 13:41
Das gefällt mir nicht, der § 130 ist für ALLE da.

FOCUS Online: Wo hört der Spaß auf?

Polak: Ich würde mein Programm “Beschnitten oder am Stück“ nennen, aber nicht “Ein Jude gibt Vollgas“.

Ich finde unsere Jüd. Mitbürgerinnen sollten sich nicht über Deutsche Gesetze lustig machen. Wenn so was Schule macht, wo sind dann die Grenzen, die sollten doch im §130 geregelt sein. Das muss für alle Deutschen Gültigkeit haben, egal ob Ev., Kath., Moslem oder Jude. Wer weiss, vielleicht kommt ja dann mal einer auf die Idee ein Holocaust-Musical, natürlich werden darin nur die bösen Nazis verulkt, selbstvertändlich mit Bezug auf die gegenwärtige pol. Landschaft.
Ne, Ne Herr Polak, unterste Schublade.
Gruß vom aerwin

Quelle: http://www.focus.de/kultur/buecher/tid-12163/literatur-ich-darf-das-ich-bin-jude_aid_341411.html

Ach komm, ich finde das lustig. Dass es den jeweiligen Opfergruppen immer eher gegönnt ist Witze über Geschehnisse zu machen, liegt doch auf der Hand. Wenn du Witze über Behinderte machen würdest, würde man das auch extrem geschmacklos finden. Sobald das ein Betroffener macht, lacht man schon eher drüber.

eintiroler
22.10.2008, 13:43
Finde ich gut. Zumindest die Juden können ungestraft dieses System verarschen. Obwohl es sich quasi selbst verarscht...

Herr K.
24.10.2008, 01:11
Ich gäbe Dir ja gerne Recht. Nur der Punkt ist nicht der Tabubruch als solcher. Denn bekanntermaßen folgt einem Tabubruch der Wegfall des Tabus, sonst wäre er ja keiner. Erwartungsgemäß muss es sogar ein Jude sein, der dieses "präkäre Terrain" (eine treffende Beschreibung) als erster betritt. Allerdings kündet er außergewöhnliches, nämlich den Erhalt des Tabus:


Stellt sich die Frage, ob das Ankratzen eines Tabus notwendigerweise dessen Wegfall zum Ziel haben muß? Oder es nicht auch darum gehen kann, neue Wege zu finden, eine Thematik, welche ansonsten in der Sphäre des Undurchdringlichen störungsfrei unter Verschluß gehalten wird, in das Bewußtsein von Menschen zu bringen, die diesem, werden sie nicht per offiziösem Aufruf zum Schuldgefühl angehalten, nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Ich sehe nicht unbedingt, dass die modifizierte Annäherung an eine tieftraurige und belastende Gegebenheit bedeuten muß, diese in einer Art Umdeutung zu einem der flachen Erheiterung freigegebenen Allerweltsthema verkommen zu lassen. Demgemäß zielt der in Rede stehende Autor, nimmt man seine "Deportationspointe" als Beispiel, m.E. keineswegs darauf ab, die Verbringung Unschuldiger in ein Konzentrationslager als etwas witziges darzustellen, sondern verleiht in schwarzhumoriger Weise seine Erkenntnis Ausdruck, selbiges hätte auch ihm, befände er sich nicht im Gnadenstand der späten Geburt, wiederfahren können.

Das Angehen eines Tabus muß nicht zwingend auf den Bruch desselben abzielen, sondern kann auch Mittel der Suche nach einer Umgangsform mit ihm sein.




Woher nimmt er dann die moralische Überlegenheit für sich in Anspruch, darüber zu entscheiden, wer diesen "Modus der Auseinandersetzung" bedienen darf und wer nicht?

Reklamiert er diese denn für sich? Sehe ich jedenfalls nicht so. Geht es hierbei doch weniger um Überlegenheit, als um die schlichte Tatsache des persönlichen Hintergrunds. Wird sich eine Jude im Regelfall kaum verdächtig machen, die Shoa als eine Spaßveranstaltung zu verspotten, sähe es im Fall eines Deutschen schon anders aus, parlierte er beschwingt über Deportationen gen Ausschwitz. Man kommt bei der Beschäftigung mit der Shoa nicht um das Faktum herum, dass die Opfer- bzw. Täterrolle hierbei unzweifelhaft zu bestimmen ist. Damit wir uns nicht mißverstehen, dies sagt nichts über das zu lebenden Verhältnis der Nachgeborenen im Sinne einer hinzunehmenden Ungleichverteilung von Rechten und Pflichten aus. Über die Unterschiedlichlichkeit der Gegebenheit abweichender Auseinandersetzungformen mit dem millionenfachen Judenmord hingegen schon.

Was mir an seiner Aussage eher aufstößt, ist der pauschale Auschluß anderer Opfergruppen. Den Nachfahren dieser hat niemand vorzuschreiben, wie sie das Leid ihrer Vorfahren zu thematisieren gedenken. Da es sich aber um ein, für gewöhnlich Aussagen kürzendes Zeitungsinterview handelt, kann man nur spekulieren, wie er zu dieser Frage steht.



Ich will Dir ganz offen sagen, warum das eine Auschwitzkeule ist: Es geht um die Opferexklusivität der Juden. Nehmen wir nur Herrn Broder, der ja höchstselbst in seiner Eigenschaft als Jude vor kurzem kundtat, dass kein Leiden während des Faschismus so groß gewesen sei wie das jüdische. Das ist einfach ein Skandal! Eine Frechheit und ein Schlag ins Gesicht von 49 Millionen Toten, die dieses faschistische Terrorregime ebenfalls auf dem Gewissen hat.

Natürlich ist der industrieelle Völkermord an den europäischen Juden eine Singularität der Geschichte, ein Verbrechen, welches seines Gleichen bis heute sucht. Das ist konsens. Der Punkt ist der Mensch! Ist da in den Gaskammern von Auschwitz ein Mensch oder ein Jude vergast worden? Wenn ich in Berlin-Mitte vorm sogenannten Holocaustmahnmal stünde, dann gedenke ich nicht jedem, der in Auschwitz vergast, zu tode gefoltert und verbrannt wurde. Ich finde das unerträglich, weil es zudem den Faschismus auch noch auf geradezu abenteuerliche Art und Weise verharmlost. Denn die Botschaft von Broder, Knobloch und Polak. ist, dass es für den "Rest" gar nicht so schlimm gewesen ist.

Aber, aber. Zum einen spricht Herr Broder ganz sich nicht in "seiner Eigenschaft als Jude" - was soll das überhaupt aussagen, so etwas wie eine Amtsbezeichnung? -, sondern als notorischer Dampfplauderer, dem ein Mikrophon zu viel unter die hochgereckte Nase gehalten wurde, zum anderen kann man Polak kaum vorwerfen, er würde einer "Opferexklusivität" das Wort reden. Ließ nur mal, wie er den ZdJ in seinem Buch der Einfachheit halber zu nennen pflegt. Machte man dies, wäre man der Ansicht, jede Äußerung eines jüdischen Funktionsträger sei quasi Himmelsgebot?

Ich kann Deine Wut hinsichtlich des Fehlens eines allen Opfern des Faschismus gedenkenden Mahnmals an zentraler Stelle sehr gut verstehen. Auch ich vermag mich manchmal des bitteren Gedankens nicht zu erwehren, hier würde die widerwärtige Praxis der Selektion über den Tod der Opfer hinaus fortgesetzt. Leid läßt sich nicht messen, das grausige Schicksal jedes einzelnen der Vernichtung zum Opfer gefallenen Menschen ist für sich gesehen das Schlimmste. Nur kann man nach meinen Dafürhalten aus der Existenz des Holocaust-Mahnmals, ganz richtig schreibst Du in diesem Zusammenhang von einem in seiner radikalen Konsequenz geschichtlich singulären Verbrechen, nicht ablesen, heute lebende Juden würden die erlittenen Qualen anderer zu Tode gekommener als nachrangig einstufen. Steht dieser Einschätzung doch schon der jüdische Ausspruch entgegen, der sinngemäß sagt, der Tod eines jeden unschuldigen Menschen bedeute den Untergang einer ganzen Welt. Dies gilt eben auch für russische Soldaten, deutsche Behinderte, Homosexuelle, polnische Katholiken, Dresdner Bombenopfer usw.

Weiß man um die Worte Bubiz zum Mahnmal in Berlin, läßt sich die Aussage, dort solle effektvoll ein Opferexklusivität zementiert werden, nur schwerlich erhärten.





Die Shoah ist nicht das Wesen des Faschismus gewesen, sondern lediglich ein Aspekt von vielen. Der Kommissarbefehl war genau so ein Verbrechen wie die Lampenschirme aus Menschenhaut oder Zyklon B in den Gaskammern von Auschwitz. Es waren immer Menschen, die Opfer waren. Und warum und wieso sie ihr Leben verloren, macht sie nicht zu wichtigeren oder unwichtigeren Opfern. Am H-Mahnmal jedoch soll mir genau das erzählt werden. Das ist absurd!

Na, der Antisemitismus ist schon als konstitutives Element der NS-Ideologie zu bewerten. Propagandistisch unverzichtbar, war er das Hauptmotiv des völkischen Rassismus. Ohne ihn hätte sich die Theorie des Marxschen Klassenkampfs schwerlich in die des endzeitlichen Rassenkampfs umlügen lassen können. Hitler sah in der Auslöschung der "Untermenschen" eine quasi heilsgeschichtlich zu nennende Aufgabe. Zieht man dann noch in Betracht, daß die Juden sowohl für die wirtschaftliche Not, die Härten des Versailler Vertrages und das Schreckgespenst des Kommunismus verantwortlich gemacht wurden, läßt sich kaum verhehlen, daß der Judenhass hinsichtlich der weltanschaulichen Konzeption mehr war, als nur ein Aspekt unter vielen.

Eins teilen wir aber unbestreitbar. Die Ausrichtung auf den Menschen als solchen, wollen wir das Unheil fassen. Abstufungen zwischen Opfern kann man nicht deutlich genug verurteilen.




Reduziert auf eine Formel: Faschismus verhält sich zu Shoah wie Opfer zu Jude. Bumm! Da hast Du sie, die Auschwitzkeule.

Hierzu nur eins: Wer - im bildhaften Sinne - mit einer Keule auf den Kopf eines Menschen zielt, der mit dem sie zeichnenden Etikett nichts zu schaffen hat, verfehlt sein eigentliches Ziel und prügelt sich nur selber.

---

Auf den Rest Deines Beitrags komme ich gerne nächstens zurück.

Stechlin
26.10.2008, 00:45
Stellt sich die Frage, ob das Ankratzen eines Tabus notwendigerweise dessen Wegfall zum Ziel haben muß?

Über diese Frage habe ich ernsthaft nachgedacht, und mir fiel kein Beispiel ein, welches diese These stützt. Der Fall Polak wäre in der Tat ein Präzedensfall.


Oder es nicht auch darum gehen kann, neue Wege zu finden, eine Thematik, welche ansonsten in der Sphäre des Undurchdringlichen störungsfrei unter Verschluß gehalten wird, in das Bewußtsein von Menschen zu bringen, die diesem, werden sie nicht per offiziösem Aufruf zum Schuldgefühl angehalten, nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Ich sehe nicht unbedingt, dass die modifizierte Annäherung an eine tieftraurige und belastende Gegebenheit bedeuten muß, diese in einer Art Umdeutung zu einem der flachen Erheiterung freigegebenen Allerweltsthema verkommen zu lassen. Demgemäß zielt der in Rede stehende Autor, nimmt man seine "Deportationspointe" als Beispiel, m.E. keineswegs darauf ab, die Verbringung Unschuldiger in ein Konzentrationslager als etwas witziges darzustellen, sondern verleiht in schwarzhumoriger Weise seine Erkenntnis Ausdruck, selbiges hätte auch ihm, befände er sich nicht im Gnadenstand der späten Geburt, wiederfahren können.

Mit Verlaub, aber das Thema ist so omnipräsent, dass dieser plötzlich lockere Umgang damit um so befremdlicher erscheinen muss. Der Aufruf zum Schuldgefühl geschieht ja weniger offiziös als vielmehr subtil. Kein Mensch hat bei der Einweihung des "Holocaustmahmals" (HCM) davon gesprochen, es solle Schuldgefühle auslösen -und dennoch ist es seine Aufgabe. Größe, Ort und Opfer-"Wahl" deuten darauf hin. Es gibt sogar eigens einen kalendarischen Gedenktag hierzulande, den 27. Januar -dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz. Irrsinnigerweise ist der folgende 8.Mai dann plötzlich kein Tag der Befreiung mehr. Aber das mal nur am Rande.

Ich bestreite, dass wir eine "modifizierte Annäherung" an das Thema benötigen -denn ehrlich gesagt sehe ich darin auch keinen Sinn. Das ist ja überhaupt die Frage, worin die Intention des Ganzen besteht? Was soll damit erreicht werden? Du schreibst, er wolle mit seinem schwarzhumoristischen Umgang uns mitteilen, dass es auch ihn getroffen haben könnte, genieße er nicht die Gnade der späten Geburt. Na bitte, da haben wir sie doch wieder, die exklusive Opferrolle! Warum sonst bemüht er seine Eigenschaft als Jude zur Legitimation? Soll uns damit die Gefahr einer Wiederholung der Shoah suggeriert werden? Nimm´s mir nicht krumm, aber das sind die Fragen, die sich mir hier auftun.

Ich bestreite grundsätzlich den Bedarf, das Thema mit solchen Mitteln"an den Mann zu bringen". Ich will ja nicht auf die Tränendrüse drücken, aber die Grausamkeit des faschistischen Alltages für jedes(!) Opfer lässt keinen Raum für ein befreiendes Lachen -in welcher Hinsicht auch immer. Es soll und muss tieftraurig bleiben, sonst verlieren wir das Gespür für das Leid dieser Menschen-wenn es sowieso nicht schon längst in der Erinnerungsdiktatur erdrückt worden ist.

Ich kann nur darüber spekulieren, wie die Intention Polaks wirklich aussieht. Mag sein, dass er meint, etwas gutes und im Sinne der Opfer zu tun. Dann allerdings begeht er die Fahrlässigkeit, die Sensibilität für die Dimension des faschistischen Verbrechens aufzuweichen -und wenn er noch so oft behauptet, das Gegenteil bewirken zu wollen.


Das Angehen eines Tabus muß nicht zwingend auf den Bruch desselben abzielen, sondern kann auch Mittel der Suche nach einer Umgangsform mit ihm sein.

Ich würde Dir gerne zustimmen, aber in diesem Fall gesteht er ja offen ein, einen Tabubruch zu begehen, und nicht, nur anders mit ihm umzugehen.


Reklamiert er diese denn für sich? Sehe ich jedenfalls nicht so. Geht es hierbei doch weniger um Überlegenheit, als um die schlichte Tatsache des persönlichen Hintergrunds. Wird sich eine Jude im Regelfall kaum verdächtig machen, die Shoa als eine Spaßveranstaltung zu verspotten, sähe es im Fall eines Deutschen schon anders aus, parlierte er beschwingt über Deportationen gen Ausschwitz. Man kommt bei der Beschäftigung mit der Shoa nicht um das Faktum herum, dass die Opfer- bzw. Täterrolle hierbei unzweifelhaft zu bestimmen ist. Damit wir uns nicht mißverstehen, dies sagt nichts über das zu lebenden Verhältnis der Nachgeborenen im Sinne einer hinzunehmenden Ungleichverteilung von Rechten und Pflichten aus. Über die Unterschiedlichlichkeit der Gegebenheit abweichender Auseinandersetzungformen mit dem millionenfachen Judenmord hingegen schon.

Bist Du Dir da absolut sicher? Was ist mit den Ungarn? Den Balten? Den Polen? Den Westukrainern? Stehen in Budapest, in Riga, Tallin, Vilnius, Warschau und Kiew auch riesengroße HC-Mahnmale rum? Natürlich nicht. Dabei hat der dortige Antisemitismus weit mehr Juden ans Messer geliefert als in Deutschland. Die Ungarn waren in diesem Punkt am "fleißigsten". Mag ja sein, dass Himmler, Eichmann und Co. Deutsche gewesen waren. Ja und? Soll das die Legitimation dafür sein, uns Deutschen irgendwelche Pflichten aufzuerlegen, wie wir mit diesem Thema umzugehen haben? Nur uns allein?

Warum stinkt mir die Sache so gewaltig? Haben die Juden etwa vergessen, dass Erschießungskommandos nicht immer aus Deutschen bestanden? Haben die Juden etwa all die Progrome im Osten vergessen? Haben sie vergessen, dass sie woanders auch mit der gleichen bestialischen Brutalität wie Vieh behandelt wurden? Oder warum soll immer daran erinnert werden, dass die Vernichtung der europäischen Juden ausschließlich das Werk der Deutschen war? Während man in Estland SS-Denkmäler enthüllt, werden in Deutschland die Schuldglocken immer noch geläutet.

Nein. Ich widerspreche mit Leidenschaft: Die Täterrollen sind nicht einwandfrei bestimmt worden.

Das Ziel ist es, aus der Singularität des Verbrechens auch eine Singularität der Tätergruppe zu machen. Anders kann ich mir das Verschließen der Augen vor anderen "Tätergruppen" nicht erklären.


Was mir an seiner Aussage eher aufstößt, ist der pauschale Auschluß anderer Opfergruppen. Den Nachfahren dieser hat niemand vorzuschreiben, wie sie das Leid ihrer Vorfahren zu thematisieren gedenken. Da es sich aber um ein, für gewöhnlich Aussagen kürzendes Zeitungsinterview handelt, kann man nur spekulieren, wie er zu dieser Frage steht.

Schön wäre es! Auf den Konjunktiv bestehe ich. :cool2:


Aber, aber. Zum einen spricht Herr Broder ganz sich nicht in "seiner Eigenschaft als Jude" - was soll das überhaupt aussagen, so etwas wie eine Amtsbezeichnung? -, sondern als notorischer Dampfplauderer, dem ein Mikrophon zu viel unter die hochgereckte Nase gehalten wurde, zum anderen kann man Polak kaum vorwerfen, er würde einer "Opferexklusivität" das Wort reden. Ließ nur mal, wie er den ZdJ in seinem Buch der Einfachheit halber zu nennen pflegt. Machte man dies, wäre man der Ansicht, jede Äußerung eines jüdischen Funktionsträger sei quasi Himmelsgebot?

Der Punkt ist nicht, dass Broder diese Behauptung aufgestellt hat. Der Punkt ist, dass ihm niemand wiedersprach. Keine Empörung, kein Zurückweisen -nichts, gar nichts. Herr Broder ist ja nicht irgendwer, und das Thema auch keines vom Stammtisch. Wenn Frau Eva Blond (geborene Hermann) "Autobahn" in die öffentlich-rechtlichen Kameras blökt, dann steht die Nation Kopf. Aber wenn Broder behauptet, Opfer waren nur "wir", dann erstarren alle plötzlich in ehrfurchtsvoller Ignoranz.

Frei nach Shakespeare: Da ist was faul im Staate Dänemark.


Ich kann Deine Wut hinsichtlich des Fehlens eines allen Opfern des Faschismus gedenkenden Mahnmals an zentraler Stelle sehr gut verstehen. Auch ich vermag mich manchmal des bitteren Gedankens nicht zu erwehren, hier würde die widerwärtige Praxis der Selektion über den Tod der Opfer hinaus fortgesetzt. Leid läßt sich nicht messen, das grausige Schicksal jedes einzelnen der Vernichtung zum Opfer gefallenen Menschen ist für sich gesehen das Schlimmste. Nur kann man nach meinen Dafürhalten aus der Existenz des Holocaust-Mahnmals, ganz richtig schreibst Du in diesem Zusammenhang von einem in seiner radikalen Konsequenz geschichtlich singulären Verbrechen, nicht ablesen, heute lebende Juden würden die erlittenen Qualen anderer zu Tode gekommener als nachrangig einstufen.

Natürlich ist das nicht abzulesen. Nur was anderes sonst soll man aus der Tatsache schließen, dort nicht aller Vergasten von Auschwitz zu gedenken? Warum nur für Juden? Ob es Absicht war oder nicht, spielt gar keine Rolle. Hier findet eine zweite Selektion von Menschen statt, die ich unerträglich finde. Es mutet absurd an, aber die Forderung nach Gleichberechtigung für die Opfer des Faschismus ist erschreckend notwendig.

Aber vielleicht verstehe ich ja auch die Welt nicht mehr? Selbstzweifel sollen ja sehr gesund sein...


Steht dieser Einschätzung doch schon der jüdische Ausspruch entgegen, der sinngemäß sagt, der Tod eines jeden unschuldigen Menschen bedeute den Untergang einer ganzen Welt.

Also soweit ich weiß, steht das im Koran. "Wer einen Menschen tötet, der tötet die ganze Welt". Wäre ja mal interessant, welche unserer beiden Versionen stimmt. Falls ein Fachkundiger mitliest, kann er uns ja helfen.

Aber sei es drum: Selbst, wenn´s so wäre, dann nimmt "der Jude" ja immer noch für sich in Anspruch, "sein" Leiden stellvertretend für alle zum Gedenken freizugeben. Das ist und bleibt vermessen. Egal, was nun im Koran oder im Talmud steht.


Weiß man um die Worte Bubiz zum Mahnmal in Berlin, läßt sich die Aussage, dort solle effektvoll ein Opferexklusivität zementiert werden, nur schwerlich erhärten.

Hilf mir mal auf die Sprünge. Die Stellungnahme Bubizs kenne ich nicht.


Na, der Antisemitismus ist schon als konstitutives Element der NS-Ideologie zu bewerten. Propagandistisch unverzichtbar, war er das Hauptmotiv des völkischen Rassismus. Ohne ihn hätte sich die Theorie des Marxschen Klassenkampfs schwerlich in die des endzeitlichen Rassenkampfs umlügen lassen können. Hitler sah in der Auslöschung der "Untermenschen" eine quasi heilsgeschichtlich zu nennende Aufgabe. Zieht man dann noch in Betracht, daß die Juden sowohl für die wirtschaftliche Not, die Härten des Versailler Vertrages und das Schreckgespenst des Kommunismus verantwortlich gemacht wurden, läßt sich kaum verhehlen, daß der Judenhass hinsichtlich der weltanschaulichen Konzeption mehr war, als nur ein Aspekt unter vielen.

Dass er ein wesentlicher Faktor war, ist unbestreitbar. Aber gleiches hatte die NS-Rassenideologie auch mit den Ostslawen, insbesondere den Russen vorgehabt. Nach dem "Sieg über Rußland" war es geplant, riesige Arbeits-und Vernichtungslager hinter dem Ural zu errichten, um dort die "slawischen Untermenschen" auszurotten. Stalingrad hat dies verhindert. Und Auschwitz wäre dagegen ein Prototyp gewesen. Wie groß hätten wir denn diesen Aspekt eingeschätzt?

Die Dimension des Faschismus mag in der Tat nicht quantitativ zu selektieren sein: Der Versuch, aus dem Antisemitismus der Nazis so eine Art Katalysator ihres zweifelhaften "Erfolges" zu machen, stößt jedoch in genau dieses Horn. Der Hass der Faschisten war gegenüber dem aufrechten Katholiken oder Protestanten, gegenüber dem standhaften Sozialdemokraten oder Kommunisten genauso groß wie gegenüber dem Juden. Denn am Ende stand für alle der Tod. Und dieser Aspekt ist absolut.


Eins teilen wir aber unbestreitbar. Die Ausrichtung auf den Menschen als solchen, wollen wir das Unheil fassen. Abstufungen zwischen Opfern kann man nicht deutlich genug verurteilen.

Wir teilen aber auch die Leidenschaft, inhaltlich und respektvoll miteinander zu streiten. ;)


Hierzu nur eins: Wer - im bildhaften Sinne - mit einer Keule auf den Kopf eines Menschen zielt, der mit dem sie zeichnenden Etikett nichts zu schaffen hat, verfehlt sein eigentliches Ziel und prügelt sich nur selber.

Zumindest erreicht er das Gegenteil dessen, was in seiner Absicht lag. Man munkelt, dass einige der Keulenschwinger das nur allzu gut wissen.

Beste Grüße,
NITUP.

Geronimo
26.10.2008, 03:51
Was willst Du mir denn sagen? Dass die Grausamkeiten des KZ-Alltages das Werk des deutschen Volkes gewesen sind? Das willst Du ernsthaft behaupten?

Lampenschirme hin oder her -das Leiden, das den Menschen in einem KZ angetan wurde, definiert sich kaum ausschließlich über dieses Detail. Es wäre nur eine Facette von vielen, die das abschließende Urteil über die Barbarei des deutschen Faschismus nicht großartig anders ausfallen ließe: schuldig!

Wenn Du allerdings eine Kollektivschuld daraus machen willst -"die unserem Volke zugeschrieben wird"- , dann sei Dir das unbenommen. Merkwürdig finde ich das allerdings schon, und der Vorwurf der Spitzfindigkeit eher ein Phänomen am Rande denn der Kern des Problems.

Ach NITUP, komm. So habe ich das doch nie gesagt. Vllt ist es falsch angekommen. Aber es gehört nun mal zu den Stereotypen des Bildes "der Deutschen" im Ausland. Wie oft habe ich mir diesen Scheiß in GB, F oder USA anhören müssen. Und es ist definitiv unwahr! Auch wenn es nur ein Detail ist, der Holocaust ist von mir ja unbestritten, so müssen wir aber doch nicht die Gräuelpropaganda, die allem noch ein Sahnehäubchen aufsetzt, goutieren. So war das gemeint.

Gruß
Gero