Atheist
13.10.2008, 17:04
http://img.stern.de/_content/64/17/641785/Teaser_250.jpg
Als kleine Jungen waren sie gut in der Schule. Sie wollten Arzt werden, Richter oder Astronaut. Dann wurden sie junge Männer und entdeckten, dass Respekt anscheinend wichtiger ist als Lernen und Beruf. Aber niemand respektierte sie. Und heute? Heute wissen sie nicht weiter, sind arbeitslos, vorbestraft. Die Geschichte von Khaled, Hamad Sherif, Rams und Sonu, die sich nicht "Gang" nennen, sondern "Familie".
Khaled sagt: "Da hat der Teufel mit mir gespielt." Hat ihm einen Schlagring auf die rechte Hand gesteckt und ihn hinabgeschickt: Drei Treppenstufen auf einmal, Khaled flog über sie hinweg, der Kopf klopfte, das Herz auch. Noch im Schwung holte Khaled aus, schon beim ersten Schlag platzte Mehmets (Name von der Redaktion geändert) Hinterkopf auf, halb drehte er sich um, da stieß Khaleds glitzernde Faust in seine Nase. Mehmet fiel gegen eine Werbevitrine voller Bücher. Durch ihr Glas fraß sich ein Riss.
Khaled und Mehmet, in den Katakomben standen sie sich gegenüber, die Augen weit geöffnet. Zuerst waren sie nur Rivalen, hatten sich kritisch beäugt, Wochen später beleidigten Worte die Ehre der Familie. Und nun der Ausbruch. Khaled keuchte, Blut tropfte auf den Betonboden. Mehmet hielt sich den Kopf und rannte weg. Khaled schaute ihm nach, "ich war wie gelähmt, Mann!" Irgendjemand zog ihn schließlich weg, hinaus ans Tageslicht und in ein Auto, schnell davon.
[...]
Vor ein paar Jahren sah er im Staat noch nicht die “anderen”, mit denen man nicht spricht. Mit zwölf gehörte er zu den Klassenbesten, wollte Arzt werden. Hamad Sherif wollte damals Richter werden, Khaled Diplomkaufmann und Sonu Astronaut. Alle vier hatten gute Noten, sie gingen gerade auf die Realschule und hatten das Gymnasium im Blick, da passierte etwas. Rams: “Ich sah, wie man ältere Jungs respektierte, die hingen alle in Gangs ab.” Khaled: “Ab der siebten Klasse muss man sich beweisen - nicht in der Schule, sondern vor ihr, auf der Straße.” (…) Mit der Schule konnte man nicht prahlen in ihrer Welt. Mit einer Narbe am Hinterkopf schon. Und alle vier stürzten sich in ein Geflecht archaischer Faustkämpfe um Ehre und Ansehen. Weil das viele um sie herum so machten. Und weil sie sich darin gefielen. Es war so einfach. “Wenn du einen Kampf verlierst, bist du ein Hund”, sagt Khaled über früher. “Dann hast du keine Mauer mehr, keinen Schutz, und alle schauen auf dich herab.” Schlage, um nicht geschlagen zu werden. Ehre ist eine Burg.
[...]
Hier, das ist der Busfahrer, der sieben Deutsche ohne Ticketkontrolle hineinlässt und dann Khaleds Fahrschein genau studiert. Oder Lehrer B., der sagt: “Jedem das Seine.” Der die Zwei beim Deutschen kritisiert und die Drei beim Araber als “Meisterleistung” kommentiert. Und da ist Lehrer S., der, Sonu erinnert sich noch genau daran, auf sein Heft spuckt und sagt: “Ihr bringt es doch eh zu nichts.” Mit zwölf macht das schnell wütend. “Da nahmen wir uns den Respekt mit Fäusten”, sagt Khaled.
[...]
Der stern machte die Probe: Khaled bewarb sich auf 30 Ausbildungsangebote zum Friseur. Der stern schickte zeitgleich bei denselben Adressaten einen deutschen Namen mit gleicher Qualifikation ins Rennen. Ergebnis: Khaled erhielt nicht mal eine Absage, der deutsche Name zwei Einladungen zum Gespräch. Derweil stagniert die Gewalt unter Einwandererkindern auf hohem Niveau. Aber umso stärker wächst ihre Armut.
[...]
Heute, sagt Hamad Sherif, lohnt ein richtiger Job doch nicht. Hartz IV und Schwarzarbeit, dazu kleine Geschäfte hier und dort: Ein Friseur verdient weniger.
Kleine Geschäfte? Vielleicht "Straßengeld" so wie der "Gangster-Kurde" bei Oliver Geißen? "Straßengeld, weist du , so paar Opfers geschlagen - Moderator: Tschuldige, wen? - Na Deutsche!"
http://de.youtube.com/watch?v=qSw8WJp56wo
[...]
Die vier schauen immer hin und nie weg. Das sorgt in Deutschland für Missverständnisse. Vielleicht werden sie deshalb ein-, zweimal in der Woche von der Polizei angehalten und untersucht. Das macht ruppig. Und fordert nur heraus, den Harten zu spielen
ganzer Artikel hier:
http://www.stern.de/politik/panorama/:Jugendgangs-In-Straen-Moabit/641785.html
Als kleine Jungen waren sie gut in der Schule. Sie wollten Arzt werden, Richter oder Astronaut. Dann wurden sie junge Männer und entdeckten, dass Respekt anscheinend wichtiger ist als Lernen und Beruf. Aber niemand respektierte sie. Und heute? Heute wissen sie nicht weiter, sind arbeitslos, vorbestraft. Die Geschichte von Khaled, Hamad Sherif, Rams und Sonu, die sich nicht "Gang" nennen, sondern "Familie".
Khaled sagt: "Da hat der Teufel mit mir gespielt." Hat ihm einen Schlagring auf die rechte Hand gesteckt und ihn hinabgeschickt: Drei Treppenstufen auf einmal, Khaled flog über sie hinweg, der Kopf klopfte, das Herz auch. Noch im Schwung holte Khaled aus, schon beim ersten Schlag platzte Mehmets (Name von der Redaktion geändert) Hinterkopf auf, halb drehte er sich um, da stieß Khaleds glitzernde Faust in seine Nase. Mehmet fiel gegen eine Werbevitrine voller Bücher. Durch ihr Glas fraß sich ein Riss.
Khaled und Mehmet, in den Katakomben standen sie sich gegenüber, die Augen weit geöffnet. Zuerst waren sie nur Rivalen, hatten sich kritisch beäugt, Wochen später beleidigten Worte die Ehre der Familie. Und nun der Ausbruch. Khaled keuchte, Blut tropfte auf den Betonboden. Mehmet hielt sich den Kopf und rannte weg. Khaled schaute ihm nach, "ich war wie gelähmt, Mann!" Irgendjemand zog ihn schließlich weg, hinaus ans Tageslicht und in ein Auto, schnell davon.
[...]
Vor ein paar Jahren sah er im Staat noch nicht die “anderen”, mit denen man nicht spricht. Mit zwölf gehörte er zu den Klassenbesten, wollte Arzt werden. Hamad Sherif wollte damals Richter werden, Khaled Diplomkaufmann und Sonu Astronaut. Alle vier hatten gute Noten, sie gingen gerade auf die Realschule und hatten das Gymnasium im Blick, da passierte etwas. Rams: “Ich sah, wie man ältere Jungs respektierte, die hingen alle in Gangs ab.” Khaled: “Ab der siebten Klasse muss man sich beweisen - nicht in der Schule, sondern vor ihr, auf der Straße.” (…) Mit der Schule konnte man nicht prahlen in ihrer Welt. Mit einer Narbe am Hinterkopf schon. Und alle vier stürzten sich in ein Geflecht archaischer Faustkämpfe um Ehre und Ansehen. Weil das viele um sie herum so machten. Und weil sie sich darin gefielen. Es war so einfach. “Wenn du einen Kampf verlierst, bist du ein Hund”, sagt Khaled über früher. “Dann hast du keine Mauer mehr, keinen Schutz, und alle schauen auf dich herab.” Schlage, um nicht geschlagen zu werden. Ehre ist eine Burg.
[...]
Hier, das ist der Busfahrer, der sieben Deutsche ohne Ticketkontrolle hineinlässt und dann Khaleds Fahrschein genau studiert. Oder Lehrer B., der sagt: “Jedem das Seine.” Der die Zwei beim Deutschen kritisiert und die Drei beim Araber als “Meisterleistung” kommentiert. Und da ist Lehrer S., der, Sonu erinnert sich noch genau daran, auf sein Heft spuckt und sagt: “Ihr bringt es doch eh zu nichts.” Mit zwölf macht das schnell wütend. “Da nahmen wir uns den Respekt mit Fäusten”, sagt Khaled.
[...]
Der stern machte die Probe: Khaled bewarb sich auf 30 Ausbildungsangebote zum Friseur. Der stern schickte zeitgleich bei denselben Adressaten einen deutschen Namen mit gleicher Qualifikation ins Rennen. Ergebnis: Khaled erhielt nicht mal eine Absage, der deutsche Name zwei Einladungen zum Gespräch. Derweil stagniert die Gewalt unter Einwandererkindern auf hohem Niveau. Aber umso stärker wächst ihre Armut.
[...]
Heute, sagt Hamad Sherif, lohnt ein richtiger Job doch nicht. Hartz IV und Schwarzarbeit, dazu kleine Geschäfte hier und dort: Ein Friseur verdient weniger.
Kleine Geschäfte? Vielleicht "Straßengeld" so wie der "Gangster-Kurde" bei Oliver Geißen? "Straßengeld, weist du , so paar Opfers geschlagen - Moderator: Tschuldige, wen? - Na Deutsche!"
http://de.youtube.com/watch?v=qSw8WJp56wo
[...]
Die vier schauen immer hin und nie weg. Das sorgt in Deutschland für Missverständnisse. Vielleicht werden sie deshalb ein-, zweimal in der Woche von der Polizei angehalten und untersucht. Das macht ruppig. Und fordert nur heraus, den Harten zu spielen
ganzer Artikel hier:
http://www.stern.de/politik/panorama/:Jugendgangs-In-Straen-Moabit/641785.html