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Vollständige Version anzeigen : Das Ende des ersten Weltkrieges und die Anfänge der Weimarer Republik



Dubidomo
03.10.2008, 13:25
Das ist bestimmt ein interessantes Thema, weil es da um die berühmte Dolchstoßlegende geht und den Usurpationsversuch einer Rosa Luxemburg im Januar 1919.

In beiden Themen steckt immer noch genug Feuer.
Einmal bezieht sich der Vorwurf eines Hindenburg nicht auf die Novemberrevolution von 1918 und zweitens waren es die Kommunisten die das behauptet haben. Und wenn sie dergleichen Lügen zu Vorgängen der deutschen Geschichte in die Welt setzten, dann ist es notwendig zu fragen, welche Gründe sie hatten so massiv zu lügen.

Und was passte einer Rosa Luxemburg nicht ins Konzept, dass sie die Vorgaben des Arbeiter- und Soldatenrätekongresses vom Dezember 1918 mit der Macht, die aus den Gewehrläufen kommt, aufzuheben versuchte. Eines ist sicher, die Dame hatte trotz aller schönen Worte aus ihrem Mund mit der Demokratie nie was am Hut gehabt. Sie war vielmehr geprägt von russischer Tyrannis in ihrer Kindheit und Jugendzeit in Warschau. Und dann kommt sie nach Deutschland und bildet sich ein, sie hätte was zu bestimmen, ganz ohne nachzufragen, und dürfte aus eigener Machtvollkommenheit vorschreiben, wie der deutsche Staat zu gestalten sei. Sie unterscheidet sich im Wesentlichen darin von Lenin, dass Lenin die Oktoberrevolution auf der Basis der Mehrheit der Bolschewiken in den Sowjets durchgesetzt hat. Eine Rosa Luxemburg braucht sowas natürlich nicht. Allein ihre Intelligenz reicht aus es besser zu wissen als die Leut und was den Leut gut zu tun hat. Sie glaubte wie die Zaren in Russland, dass ein Ochse immer dann säuft, wenn er zum Brunnen geschleift wird. Beide besaßen also dieselbe dümmliche Unwissenheit in bezug auf den normalen Arbeitsalltag und hatten dann auch dasselbe dümmliche Schicksal. Ist das nicht schon sehr komisch? Sie hatte wie der Zar übersehen, dass sie nicht der liebe Gott ist, der keine anderen Götter neben sich dulden muss.

Sauerländer
04.10.2008, 01:53
Überraschung, Überraschung: Nicht alle Menschen und erst recht nicht alle Revolutionäre auf diesem Planeten sind Demokraten, Überraschung zum Zweiten, nicht alle, die keine Demokraten sind, sind einfach als dämlich abzutun.

Freiherr
04.10.2008, 10:31
Und nicht alle SPDler waren unvernünftig. Überraschung!

Beverly
04.10.2008, 13:57
Soll hier nun die Verantwortung für den Zusammenbruch der alten Ordnung von den Personen an der Spitze, von Zaren, Kaisern, Königen und Präsidenten und den Eliten um sie herum abgewälzt werden?
Die Figuren saßen doch 1914 überall noch fest im Sattel und haben doch mit dem Krieg selbst ihre Machtbasis untergraben und sich das eigene Schicksal bereitet. Sie mussten ja den "Großen Krieg" bis zum Ausbluten ihrer Völker führen. In einem alten Geschichtsbuch über die Oktoberrevolution stand sogar drin, der Zar wurde Anfang 1917 von den Bürgerlichen auf Betreiben der Entente gestürzt, weil er mit Deutschland Frieden schließen wollte. Wobei es dem Deutschen Reich wiederum darum ging, sich imperial zu vergrößern. Und den Alliierten wohl darum, den lästigen Rivalen los zu werden.
Da braucht man keine Arbeiter und Soldaten, da braucht man keine Frau Luxemburg, wenn man Schuldige für das sucht, was kam. Schon damals wurden Umstürze nicht von unten, sondern letztendlich von oben gemacht. Weil das Oben maßlos verblendet und weltfremd war. Oder skrupelllos und intrigant. Oder beides.

Beverly
04.10.2008, 14:03
Und nicht alle SPDler waren unvernünftig. Überraschung!

Was war daran vernünftig, 1918/19 ein System ins Leben zu rufen, das zum Aufmarschgelände für einen der größten Massenmörder der Geschichte und seine Hintermänner wurde?
Was war daran vernünftig, den gescheiterten Protagonisten des kaiserlichen Deutschlands in der WR die Gelegenheit zu einem Comeback zu geben, dass ich ob seiner Verrohung unter dem Kaiserreich selbst für kaum vorstellbar halte?
Was war daran vernünftigt, die politisch, militärisch und ideologisch für den verlorenen Krieg Verantwortlichen sich aus dem Staub machen zu lassen, um sich dann ob des Umgangs mit den Folgen von ihnen auf übelste Weise beschimpfen lassen?

Freiherr
04.10.2008, 14:06
Was war daran vernünftig, 1918/19 ein System ins Leben zu rufen, das zum Aufmarschgelände für einen der größten Massenmörder der Geschichte und seine Hintermänner wurde?
Was war daran vernünftig, den gescheiterten Protagonisten des kaiserlichen Deutschlands in der WR die Gelegenheit zu einem Comeback zu geben, dass ich ob seiner Verrohung unter dem Kaiserreich selbst für kaum vorstellbar halte?
Was war daran vernünftigt, die politisch, militärisch und ideologisch für den verlorenen Krieg Verantwortlichen sich aus dem Staub machen zu lassen, um sich dann ob des Umgangs mit den Folgen von ihnen auf übelste Weise beschimpfen lassen?

Es war von Ebert und Co vernünftig nicht den Freunden des Kommunismus zu folgen.

Dubidomo
04.10.2008, 15:00
Was war daran vernünftig, den gescheiterten Protagonisten des kaiserlichen Deutschlands in der WR die Gelegenheit zu einem Comeback zu geben, dass ich ob seiner Verrohung unter dem Kaiserreich selbst für kaum vorstellbar halte?


Da muss ich dich bremsen. Wir Deutsche lebten auch damals nicht allein auf der Welt. Zumindest hatten wir einen demokratischeren Staat als die USA.
Und die Mär von den bösen kaiserlichen Beamten, die in der Weimarer Republik das Rad der Geschichte zurückdrehen wollten, stimmt auch nicht.
Die gab es gar nicht im 2. Kaiserreich. Das hängt mit der Struktur des Reiches zusammen. Außer in den Ministerien und in der Marine gab es keinerlei kaiserliche Beamte.
Was linke Geschichtsklitterer immer wieder so gerne behaupten wollen. Wo die nur die Fakten hernehmen wollen, für etwas, was es nicht gab?
Es gab viele Arbeitnehmer, die vor 1914 klotzig vedient hatten und nun im Reich der seligen Demokratie, maßgeblich gesteuert von den Sozialdemokraten, nun mit 36 Pfennig pro Stunde auskommen mussten. Da wird man richtig stolz auf Demokratie. Das überzeugt ungemein.

Und wenn man wie die Sozialdemokratie so wenig von Demokratie versteht, dass man ein Demokratieideal dem real Machbaren vorzieht, dann kommt es zu dem, was ab 1930 in Deutschland begann.
Wer das Grundprinzip jeder Demokratie, das Mehrheitsprinzip, durch das Verhältnisprinzip konterkariert, muss sich über die Folge eines verwässerten demokratischen Systems mit vielen ungelösten und liegen gebliebenen Problemen nicht beschweren. Wenn dann zur Dauerkrise des System noch eine Weltwirtschaftskrise hinzukommt, dann purzelt das System. Aus einer Krise der Wirtschaft wird eine Krise des Systems. Wenn mehr als 20 Millionen hungern oder vom Hunger bedroht sind, hat das politische System nachhaltig versagt.
6 Mio offiziell registrierter Arbeitsloser - Die Eigner kleiner Handwerksbetriebe und Kleingewerbetreibende wurden da nicht mitgezählt noch registriert noch aus dem Topf der Arbeitslosenversicherung unterstützt. - plus drei Familienangehörige, die vom Einkommen des Arbeitnehmers lebten, ergeben dann 4 X 6 gleich 24 Millionen von der Arbeitslosigkeit direkt Betroffener.
Plus die nichtregistrierten Hungerleider ergibt sich dann eine Zahl der von Wirtschaftskrise Betroffenen von ca. 30 Mio. Bürgern. Bei etwas mehr als 60 Mio Gesamtbevölkerung ist das kein Papenstiel mehr.
Dann sind 38% Wählerstimmen für die NSDAP auf dem Höhepunkt der Krise im Juli 1932 doch recht kommod. Man hätte auch mehr erwarten dürfen.

Die Ursachen der franz. Revolution dürften jedem Historiker geläufig sein; denn dort haben wir eine ähnliche Situation: Eine aktuelle Krise trifft auf ein marodes System, das seit Jahren jede Menge ungelöster Probleme vor sich herschob.