PDA

Vollständige Version anzeigen : Gedanken zur Vergangenheitsbewältigung



Jiri
28.12.2004, 20:30
Es ist nicht auszudenken, wenn mir das damals wiederfahren wäre lange genug, war ich ziemlich unpolitisch und hatte nichts besseres zu tun als die Verhältnisse zu ignorieren. Zugegeben, man belastet sich nicht unnötig der Preis dabei ist jedoch die Ignoranz vor der Vergangenheit in jeder Form. Mann könnte sagen: Das verdrängen der Vergangenheit ist glechzusetzen mit dem Ignorieren der Leiden und des Sterbens von so vielen aufrechten Menschen verschiedenster Colleur die uns im Nachkriegsdeutschland die Möglichkeit gaben, vor der Weltgemeinschaft unter Generalverdacht angeklagt, ein Veto gegen die Pauschalverurteilung zu erheben.

Viele Menschen kamen in den Jahren des Nationalsozialismus um. Dies ist eine Historische Tatsache die von keinem ernsthaft denkenden Menschen bezweifelt wird. Doch die Erinnerung an die Leiden, das Sterben, Morden und Quälen der Menschen unter dem Joch des Nationalsozialismus, sein Rassenwahn die Deportationsaktionen kompletter ethnischer Gruppierungen, in unmenschlicher Steigerung zum rasseideologischen Genozid an Juden, Zigeunern und vielen dem Rassewahn unerwünschten Menschen, dabei ist auch die Euthanasie Behinderter zu erwähnen. Wird in unseren Tagen nur noch am Rande und kaum beachtet der Nachfolgenden Generation vermittelt.
Es wird heutzutage ein Film über die letzten Tage von Hitler in die Kinos, in erstklassiger schauspielerischer Besetzung gebracht, der alsbald zum Kassenschlager avanciert jedoch sind, die wenigsten der sogenannten Historienfilmbesucher sich darüber bewusst was wirklich geschah. Die Dokumentationen der öffentlich rechtlichen Fernsehsender hierbei sei z.b. die Serie Hitlers Helfer genannt, vermögen es jedoch nicht ein Publikum zu erreichen und dieses zu Aufmerksamkeit und Interesse an diese Zeit zu wecken.
Gerade der Umgang a la Hollywood mit diesem Thema halte ich für falsch und fordere alle Verantwortlichen dazu auf der Vergangenheit des Deutschen und Europäischen Volkes mehr Respekt und Augenmerk einzuräumen. Gerade in einer Zeit in denen die letzten Augenzeugen für immer diese Welt verlassen ist es wichtig das die Thematik aus der Historikerebene in der es zweifelsohne wichtige Forschungsergebnisse und Erkenntnisse auf die Bevölkerungsebene zurückzuleiten.
Ich habe manchmal das Gefühl das dass begangene Unrecht nicht gerne in das Kollektivbewusstsein der Deutschen als Dejavue -Erinnerung und die Akzeptierung des geschehenen, ohne einen Versuch der Relativierung und Opferaufrechnung erfolgt.

Sicherlich sind die Vertreibungen und Ermordungen nach 1945 deutscher Flüchtlinge ein ebenso traumatisches Erlebnis Europäischer Geschichte, doch ist nicht zu vergessen das dies auch auf die Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus zurückzuführen ist.
Die Forderungen der Vertriebenenverbände sind in Historischer Hinsicht berechtigt und die Aufarbeitung des Unrechts bitter nötig. Was nicht akzeptabel ist, ist eine Aufrechnung der Opfer des Nationalsozialismus und der Opfer der nachfolgenden Vertreibungen.
Der entbrannte Streit zu einer Zentralen Gedenkstätte zur Vertreibung und Deportation der Europäischen Bevölkerungsgruppen kann von mir nur als destruktiv und nicht nachvollziehbar verstanden werden.
Durch die Vertriebenenverbände wird die Alleinvertreterschaft angestrebt die den historischen Tatsachen entgegensteht. Vertreibungen und Deportationen haben sich in ganz Europa abgespielt Bevölkerungsübergreifend als Deportierte und Deportanten dabei sei allein einmal die polnische Bevölkerung angeführt.
Es wird Zeit dass Thema NS Zeit, deren Ursachen und Folgen in der Allgemein öffentlichen Diskussion sowie in der schulischen und politischen Ausbildung unserer Kinder endlich wieder ernstgenommen und umgesetzt wird.
Darüber hinaus ist es notwendig das Bewusstsein und die aktive Teilnahme der Lehrerschaft gefördert durch das Kultusministerium zu erreichen.
Es ist nicht damit getan Willens- und Ehrenbezeugungen abzugeben, sondern aktiv zu werden und endlich der Vergangenheit außerhalb von Hollywoodschlachten und Historienfilmchen zu begegnen.
Erst eine aufgeklärte Jugend kann auch eine politisch aktive und mündige Jugend werden.

In Historischen Maßstäben ist Dachau, Auschwitz und der Völkermord erst gestern geschehen.
Der Gang in das 21 Jahrhundert sollte nicht der deutsche Gang des Vergessens sein, nur weil die letzten Augenzeugen nicht mehr berichten können.

prinzregent
28.12.2004, 20:49
Der Gang in das 21 Jahrhundert sollte nicht der deutsche Gang des Vergessens sein, nur weil die letzten Augenzeugen nicht mehr berichten können.

Die Berichte der Augenzeugen waren einst, das diese weg sterben kommt der Gesellschaft doch recht. Man kann sich die Geschichte unabhängig selbst zusammen reimen. Ich fühle mich nicht verantwortlich für das vor 60 Jahren.

Roter Prolet
28.12.2004, 21:08
Die Zeit des Hitler-Faschismus war in der Tat die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte. Die Frage ist nicht welches Volk diese Verbrechen, sondern welches Regime zu verantworten hat. Dieses wird schnell bewusst (auch unbewusst) verharmlost, in dem Nationalisten und andere rechtsextreme Kräfte die Kriegsschuld den Westmächte oder auch (bevorzugt!) der Sowjetunion in die Schuhe schieben.
Und natürlich sollten die Ursachen des Faschismus nicht oberflächlich erkundigt werden, sondern durch intensive gesellschaftswissenschaftlichen (am besten sozialökonomische) Analysen erforscht werden und dementsprechend handeln.

Ich betone: Nicht das deutsche Volk ist schuld am Verbrechen, sondern das Hitler-Regime.

Leyla
28.12.2004, 21:25
Ich halte auch nichts von der Kollektivschuld-These. Aber gerade deshalb war es für mich wichtig, alte Widerstandskämpfer kennenzulernen. Ich bin froh dass ich mit ihnen gesprochen und gesehen habe, dass es ganz normale Deutsche waren - teilweise aus sehr einfachen Verhältnissen - die diesen faulen Zauber schon früh erkannt und mutig bekämpft haben.

Kaiser
28.12.2004, 22:17
Wie "bewältigt" man denn Geschichte? :rolleyes:

prinzregent
28.12.2004, 22:19
Wie "bewältigt" man denn Geschichte? :rolleyes:

Mit dem Spruch:

"Mein Großvater war ein Mörder und ich bin Schuld daran!"

Leyla
28.12.2004, 23:58
Mit dem Spruch:

"Mein Großvater war ein Mörder und ich bin Schuld daran!"
Wer hat dir das denn erzählt?

MoJo
29.12.2004, 08:09
...
Ich betone: Nicht das deutsche Volk ist nicht schuld am Verbrechen, sondern das Hitler-Regime.
ähm, war die doppelte Negation hier gewollt? ?(
Gruss

MoJo

MoJo
29.12.2004, 08:11
Ich halte auch nichts von der Kollektivschuld-These. Aber gerade deshalb war es für mich wichtig, alte Widerstandskämpfer kennenzulernen. Ich bin froh dass ich mit ihnen gesprochen und gesehen habe, dass es ganz normale Deutsche waren - teilweise aus sehr einfachen Verhältnissen - die diesen faulen Zauber schon früh erkannt und mutig bekämpft haben.
Du willst also sagen, dass die, mit denen Du da mal reden durftest, ihr Leben auf's Spiel gesetzt haben um gegen das NS-Regime anzugehen? Bring doch mal'n bischen mehr davon, ja? :rolleyes:

prinzregent
29.12.2004, 08:26
Wer hat dir das denn erzählt?

Ist das ein schöner Spruch der hier mit etwas Sarkasmus versehen worden ist, der einen täglich von Medien etc eingeflößt werden soll.

Jiri
29.12.2004, 10:03
Ich seh schon, das nicht wirklich etwas sinnvolles zum Thema beigetragen wird.

prinzregent
29.12.2004, 10:08
Ich seh schon, das nicht wirklich etwas sinnvolles zum Thema beigetragen wird.

Die Kommunisten sehen keine Kollektivschuld und die Nationalisten können die Heuchelei nicht mehr hören, zumal das Wort "Vergangenheitsbewältigung" als Substantiv für Reue und Schmach genommen wird.

Geschichte ist Geschichte - aus ihr können wir lehren und lernen, aber nicht bewältigen.

sunbeam
29.12.2004, 10:16
Geschichte ist Geschichte - aus ihr können wir lehren und lernen, aber nicht bewältigen.

Guter Satz!!!

Kaiser
29.12.2004, 10:27
Geschichte ist Geschichte - aus ihr können wir lehren und lernen, aber nicht bewältigen.

Die Geschichte erteilt keine Lehren, sondern die Leute die sie schreiben. Das ist ein ziemlicher Unterschied.

prinzregent
29.12.2004, 10:38
Die Geschichte erteilt keine Lehren, sondern die Leute die sie schreiben. Das ist ein ziemlicher Unterschied.

Die Geschichte erteilt wohl Lehren. Wer unter vernüftigen Verstand lebt, der wird merken, das z.B. Fehler der Historie nicht wiederholt werden dürfen, somit wird aus ihr gelehrt.

Kaiser
29.12.2004, 10:41
Die Geschichte erteilt wohl Lehren. Wer unter vernüftigen Verstand lebt, der wird merken, das z.B. Fehler der Historie nicht wiederholt werden dürfen, somit wird aus ihr gelehrt.

Wer sagt dir denn was ein Fehler war und was nicht? Woher nimmst du die Informationen dazu?

prinzregent
29.12.2004, 10:42
Wer sagt dir denn was ein Fehler war und was nicht? Woher nimmst du die Informationen dazu?
Man wird immer im Nachhinein wissen, wie man etwas besser arrangieren hätte können.

Kaiser
29.12.2004, 10:44
Man wird immer im Nachhinein wissen, wie man etwas besser arrangieren hätte können.

Aufgrund der Informationen die dir ein oder eine Vielzahl von Authoren vorsetzen.

prinzregent
29.12.2004, 10:46
Aufgrund der Informationen die dir ein oder eine Vielzahl von Authoren vorsetzen.

Woher ich die Informationen beziehe ist in der Tat ein wesentlicher Faktor. Bloß man darf auch nicht davon ausgehen, das jeder Autor und Historiker falsche Forschungen angestellt hat. Geschichte wird eben immer ein Wanken sein.

Kaiser
29.12.2004, 11:22
Woher ich die Informationen beziehe ist in der Tat ein wesentlicher Faktor. Bloß man darf auch nicht davon ausgehen, das jeder Autor und Historiker falsche Forschungen angestellt hat. Geschichte wird eben immer ein Wanken sein.

"Falsch" ist gerade in der Geschichte ein recht schwieriger Begriff. Nein, eher eine selektive Sichtweise die darauf beruht im positiven Fall einfach nicht alle Informationen darstellen bzw. zu verfügen können oder im negativen Fall sein eigenes Paragidma beweisen zu wollen.

Eine objekte Geschichtsschreibung kann nur in einer wertfreien schlichten Chronologie der Ereignisse erfolgen.

Doch wer Lehren aus der Geschichte erteilen bzw. ziehen will, tut dies immer von bzw. im Hinblick auf einen bestimmten politischen Standpunkt aus, welcher von vornerein Weg und Ziel dieser Lehre prägt.

Und exakt das meine ich, wenn ich sage, das die Geschichte keine Lehren erteilt, sondern die Leute die sie schreiben.

Leyla
29.12.2004, 11:58
Du willst also sagen, dass die, mit denen Du da mal reden durftest, ihr Leben auf's Spiel gesetzt haben um gegen das NS-Regime anzugehen? Bring doch mal'n bischen mehr davon, ja? :rolleyes:
Ich habe damit nicht gemeint, dass sie alle im bewaffneten Untergrund aktiv waren - es sollte eigentlich bekannt sein, dass auch ganz "unspektakuläre" Aktionen, wie die Verbreitung von Flugblättern, damals gefährlich waren. Allerdings habe ich auch ehemalige Resistance-Kämpfer wie Peter Gingold auf Diskussionsveranstaltungen erlebt. Der sagt z.B. er wäre gerne Pazifist geworden, wenn die Umstände es ihm ermöglicht hätten.

Quaresma
29.12.2004, 15:20
Die Geschichte erteilt wohl Lehren. Wer unter vernüftigen Verstand lebt, der wird merken, das z.B. Fehler der Historie nicht wiederholt werden dürfen, somit wird aus ihr gelehrt.

Geschichte wird von Siegern geschrieben.

Roter Prolet
29.12.2004, 15:23
ähm, war die doppelte Negation hier gewollt? ?(
Gruss

MoJo

Pardon, da war ein "nicht" zuviel.

Rechtsaussen
30.12.2004, 17:31
Jiri, hinter dir verbirgt sich nicht zufälligerweise Iris Berben oder Claudia Roth?

Jiri
30.12.2004, 18:45
@ Rechtaussen

Wie kommen den deine Hirnwindungen dazu solche, zugegeben originelle Verdächtigungen auszusprechen?
In welchen Sätzen hast du Paralelen der Denkweise erkennen können?
Welche Ziele sollten wir wohl gemeinsam verfolgen?

Es würde mich mal aus rein menschlicher Sensationslüsternheit und fasziniert ausgelebten Gaffertum interessieren welche Krankheitsgeschichte hinter deiner rechten Stirnplatte, nach den abstrusen Thesen und Antithesen eines ahnungslosen Armbehinderten Mitläufers, das dieses Forum durchzieht wie Fettadern ein gutes T-Bone Steak, steckt.

- Dies ist durchaus, als Lob und Ansporn gedachte Jiri-polemik -

walfiler
30.12.2004, 18:51
Wie kommen den deine Hirnwindungen dazu solche, zugegeben originelle Verdächtigungen auszusprechen?
[...]
Es würde mich mal aus rein menschlicher Sensationslüsternheit und fasziniert ausgelebten Gaffertum interessieren welche Krankheitsgeschichte hinter deiner rechten Stirnplatte, nach den abstrusen Thesen und Antithesen eines ahnungslosen Armbehinderten Mitläufers, das dieses Forum durchzieht wie Fettadern ein gutes T-Bone Steak, steckt.
Na komm schon, mach ihn nicht so vertig, im Gegensatz zu dir bekommt er seine theorien nicht vorgelogen sondern muß sie sich mühsam selbst erarbeiten. Du jedoch glaubst unreflektiert, dass alles was du so liest stimmt hasst jeden der selbst denkt und daher zu anderen Schlüssen kommt. Wer von euch beiden ist denn da der ärmere?


Wird in unseren Tagen nur noch am Rande und kaum beachtet der Nachfolgenden Generation vermittelt.
Man wird der Lüge müde.

Jiri
30.12.2004, 19:08
Sollte man doch meinen, das man sich damit befasst bevor man davon spricht.
Dies scheint hier jedoch nicht der Fall zu sein.
Melde deinem HauptsturmFührer gleich mal den nächsten politischen für eure Liste.
Damit ihr mich dann ohne Zeitverzögerung in "Schutzhaft" nehmen könnt.

walfiler
30.12.2004, 19:18
Melde deinem HauptsturmFührer gleich mal den nächsten politischen für eure Liste.
Oh überschätz dich nicht, das geht zunächst einmal an den Rottenführer.

Allerdings neigen wir nicht dazu Adressen zum anonymen Terrorisieren zu veröffentlichen wie es die Antifa mit ihren politischen Gegnern tut.