marc
24.08.2008, 22:19
Bekanntermassen hat Franziska Augstein, Tocher des großen Rudolf, schon vor geraumer Zeit ganz richtig festgestellt, dass der SPIEGEL kein Leitmedium mehr sei, sondern "ein geschwätziges Medium unter vielen."
Das sich dieser Trend verschärfen würde, wenn erstmal Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo (vorher: Hauptstadtbüro und SpOn) das Ruder übernehmen, war spätestens dann offensichtlich, als man von Seiten des "Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG" erfahren konnte, dass es auch um eine "Verjüngung" gehe - sowohl auf Seiten der Redaktion, als auch auf Seiten des Zielpublikums - und dass Verjüngung mit Verdummung gleichzusetzen ist, wurde erneut bestätigt. Da ist das Dekolleté von Angela Merkel auf einmal interessanter als die kühne Architektur von Kjetil Thorsen, da setzt sich sowohl der Kulturteil als auch der "Kulturspiegel" vorallem aus Berichten über "alternative" Popbands, Comicverfilmungen, "HipHop-Stars" und "junge Schriftstellerinnen" (mit Vaginalbonus) zusammen und der gesellschafts-politische Kernteil des Magazins ist eine üble halb-journalistisch-halb-romanhafte Nachplapperung der gutmenschlich-herrschenden Diskurse. ("Schlaue Mädchen, dumme Jungs")
Zugegeben: Das ist Polemik, aber leider nicht ausschließlich.
Interessant jedenfalls - und deswegen der Titel des Threads ist die Berichterstattung über den US-amerikanischen Wahlkampf. Wir erinnern uns:
http://img231.imageshack.us/img231/1440/obama1ik5.jpg (http://imageshack.us)
http://img231.imageshack.us/img231/3316/obama2xy3.jpg (http://imageshack.us)
Obama akbar!
Schön auch bei Bild eins: "Gespräch mit John McCain: Wir brauchen mehr Deutsche in Afghanistan!" Das schafft natürlich auch so eine demagogisch-messianische Stimmung: Die Sehnsucht nach einem neuen Amerika, der gute, gutaussehende Negerjüngling und der böse McCain! Brrr!
Das Obama von den ganzen Klonkriegern bejubelt wurde, obwohl er ganz ähnlich denkt, geht natürlich unter. Wir denken nur an seine fürchterliche Berlin-Rede:
Die Frage ist doch, warum es für viele so große Relevanz besitzt, dass Obama ein guter Rhetoriker ist, ich meine: was heißt das schon? Er kann gut rednen und inszeniert sich geschickt als eine Mischung von Messias und Rockstar. So what.
Finde ich eher unsympathisch aber wichtig ist ja, was er sagt und nicht, wie er es sagt. Die Blödheit zeigt sich aber auch darin, dass manchen Menschen schon zugejubelt wird, wenn sie Worthülsen verwenden, für die man andere kritisieren würde. Man stelle sich vor, George Bush hätte die gleiche Rede gehalten wie Obama!
"Das afghanische Volk braucht unsere Truppen und ihre Truppen!"
Ansonsten nur vages, unscharfes. Die Iraker müssen unterstützt werden. Aha.
Warum will er dann die US-amerikanischen Soldaten so schnell abziehen, und in 18 Monaten genug irakische Sicherheitskräfte ausgebildet haben, obwohl man die doppelte Zeit braucht, um sich zu ner Kindergärtnerin ausbilden zu lassen?
Wie will er einen dreifachen Konflikt zwischen Schiiten und Suniten, zwischen Kurden und Irakern, zwischen Al-Quiada und dem Rest beschwichtigen, wenn er diejenigen, die in der Mitte dieses Konfliktes steht (Coalition + irakische Armee) schwächt, indem er die Truppen abzieht?
Von einem Politiker erwarte ich mir Realpolitik, keine vagen Visionen. (Vgl. Schmidt)
Als Schriftsteller und Fernsehprediger könnte ich mir Obama schon eher vorstellen.
http://img67.imageshack.us/img67/7246/20080725usaobamaberlinrzw2.jpg (http://imageshack.us)
Hoffnung, Wandel, Zukunft, Charisma, Sehnsucht, Neues, Frieden.
Mit diesen Vokabeln könnte man die Essenz der Berichterstattung über ihn zusammenfassen. Und nun der aktuelle SPIEGEL über Mister McCain:
http://img216.imageshack.us/img216/9420/mccaintp9.jpg (http://imageshack.us)
McCain - der KALTE KRIEGER!
Der Text selber ist zum wahnsinnig werden. "Entscheidungen aus der Wut heraus", würde er fällen, er sei völlig "unberechenbar", ein halber Psychopath, dieser McCain, seine Frau nur "zu bemitleiden" und schon seine Vorfahren hätten angeblich "dutzendweise Indianer getötet"(!) Auch seine früheren Vorfahren hätten selbstverständlich "fest an Gott geglaubt, während sie Bomben fallen ließen."
Auf die Problematik der verschiedenen Kriege im Irak wurde natürlich nicht eingegangen (siehe mein Zitat). Auch keine Rede davon, dass Mister McCain Fundi-Christen schonmal als "Agenten der Intoleranz" beschimpft hat, keine Rede von der McCain-Kennedy-Gesetzesvorlage!! keine Rede von seinem "OK to gays' legal accords", aber seine Forderung nach Ölböhrungen unter dem Motto[I] Drill here, drill now wird natürlich als "schön stumpf" bezeichnet - obwohl sie viel realistischer ist als das hochgejubelte "Yes, we caaaaaaaan!"
Naja. Aber wie hat Liebermann
http://img228.imageshack.us/img228/1995/liebermann2wb8.gif (http://imageshack.us)
so schön gesagt:
Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte.
Das ist natürlich ebenfalls etwas polemsich, zugute halten könnte man noch das Interview über den freien Handel et cetera, aber ... im Grunde ist diese Berichterstattung eben durch ein Ungleichgewicht gekennzeichnet, durch einen Mangel an Fairness, durch die Unfähigkeit, differenzierte Positionen zu reflektieren und den Unwillen, notfalls auch weniger populäre Meinungen im nivellierten deutschen Blätterdschungel zu verkünden.
Das sich dieser Trend verschärfen würde, wenn erstmal Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo (vorher: Hauptstadtbüro und SpOn) das Ruder übernehmen, war spätestens dann offensichtlich, als man von Seiten des "Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG" erfahren konnte, dass es auch um eine "Verjüngung" gehe - sowohl auf Seiten der Redaktion, als auch auf Seiten des Zielpublikums - und dass Verjüngung mit Verdummung gleichzusetzen ist, wurde erneut bestätigt. Da ist das Dekolleté von Angela Merkel auf einmal interessanter als die kühne Architektur von Kjetil Thorsen, da setzt sich sowohl der Kulturteil als auch der "Kulturspiegel" vorallem aus Berichten über "alternative" Popbands, Comicverfilmungen, "HipHop-Stars" und "junge Schriftstellerinnen" (mit Vaginalbonus) zusammen und der gesellschafts-politische Kernteil des Magazins ist eine üble halb-journalistisch-halb-romanhafte Nachplapperung der gutmenschlich-herrschenden Diskurse. ("Schlaue Mädchen, dumme Jungs")
Zugegeben: Das ist Polemik, aber leider nicht ausschließlich.
Interessant jedenfalls - und deswegen der Titel des Threads ist die Berichterstattung über den US-amerikanischen Wahlkampf. Wir erinnern uns:
http://img231.imageshack.us/img231/1440/obama1ik5.jpg (http://imageshack.us)
http://img231.imageshack.us/img231/3316/obama2xy3.jpg (http://imageshack.us)
Obama akbar!
Schön auch bei Bild eins: "Gespräch mit John McCain: Wir brauchen mehr Deutsche in Afghanistan!" Das schafft natürlich auch so eine demagogisch-messianische Stimmung: Die Sehnsucht nach einem neuen Amerika, der gute, gutaussehende Negerjüngling und der böse McCain! Brrr!
Das Obama von den ganzen Klonkriegern bejubelt wurde, obwohl er ganz ähnlich denkt, geht natürlich unter. Wir denken nur an seine fürchterliche Berlin-Rede:
Die Frage ist doch, warum es für viele so große Relevanz besitzt, dass Obama ein guter Rhetoriker ist, ich meine: was heißt das schon? Er kann gut rednen und inszeniert sich geschickt als eine Mischung von Messias und Rockstar. So what.
Finde ich eher unsympathisch aber wichtig ist ja, was er sagt und nicht, wie er es sagt. Die Blödheit zeigt sich aber auch darin, dass manchen Menschen schon zugejubelt wird, wenn sie Worthülsen verwenden, für die man andere kritisieren würde. Man stelle sich vor, George Bush hätte die gleiche Rede gehalten wie Obama!
"Das afghanische Volk braucht unsere Truppen und ihre Truppen!"
Ansonsten nur vages, unscharfes. Die Iraker müssen unterstützt werden. Aha.
Warum will er dann die US-amerikanischen Soldaten so schnell abziehen, und in 18 Monaten genug irakische Sicherheitskräfte ausgebildet haben, obwohl man die doppelte Zeit braucht, um sich zu ner Kindergärtnerin ausbilden zu lassen?
Wie will er einen dreifachen Konflikt zwischen Schiiten und Suniten, zwischen Kurden und Irakern, zwischen Al-Quiada und dem Rest beschwichtigen, wenn er diejenigen, die in der Mitte dieses Konfliktes steht (Coalition + irakische Armee) schwächt, indem er die Truppen abzieht?
Von einem Politiker erwarte ich mir Realpolitik, keine vagen Visionen. (Vgl. Schmidt)
Als Schriftsteller und Fernsehprediger könnte ich mir Obama schon eher vorstellen.
http://img67.imageshack.us/img67/7246/20080725usaobamaberlinrzw2.jpg (http://imageshack.us)
Hoffnung, Wandel, Zukunft, Charisma, Sehnsucht, Neues, Frieden.
Mit diesen Vokabeln könnte man die Essenz der Berichterstattung über ihn zusammenfassen. Und nun der aktuelle SPIEGEL über Mister McCain:
http://img216.imageshack.us/img216/9420/mccaintp9.jpg (http://imageshack.us)
McCain - der KALTE KRIEGER!
Der Text selber ist zum wahnsinnig werden. "Entscheidungen aus der Wut heraus", würde er fällen, er sei völlig "unberechenbar", ein halber Psychopath, dieser McCain, seine Frau nur "zu bemitleiden" und schon seine Vorfahren hätten angeblich "dutzendweise Indianer getötet"(!) Auch seine früheren Vorfahren hätten selbstverständlich "fest an Gott geglaubt, während sie Bomben fallen ließen."
Auf die Problematik der verschiedenen Kriege im Irak wurde natürlich nicht eingegangen (siehe mein Zitat). Auch keine Rede davon, dass Mister McCain Fundi-Christen schonmal als "Agenten der Intoleranz" beschimpft hat, keine Rede von der McCain-Kennedy-Gesetzesvorlage!! keine Rede von seinem "OK to gays' legal accords", aber seine Forderung nach Ölböhrungen unter dem Motto[I] Drill here, drill now wird natürlich als "schön stumpf" bezeichnet - obwohl sie viel realistischer ist als das hochgejubelte "Yes, we caaaaaaaan!"
Naja. Aber wie hat Liebermann
http://img228.imageshack.us/img228/1995/liebermann2wb8.gif (http://imageshack.us)
so schön gesagt:
Ich kann gar nicht soviel essen, wie ich kotzen möchte.
Das ist natürlich ebenfalls etwas polemsich, zugute halten könnte man noch das Interview über den freien Handel et cetera, aber ... im Grunde ist diese Berichterstattung eben durch ein Ungleichgewicht gekennzeichnet, durch einen Mangel an Fairness, durch die Unfähigkeit, differenzierte Positionen zu reflektieren und den Unwillen, notfalls auch weniger populäre Meinungen im nivellierten deutschen Blätterdschungel zu verkünden.