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Vollständige Version anzeigen : Schriftsteller Alexander Solschenizyn gestorben



Florian
15.08.2008, 12:32
Falls es schon einen Beitrag zu diesem Thema gibt, bitte ich um Entschuldigung. Dieser Nachruf kommt an dieser Stelle so wie so viel zu spät.



"...Im Zweiten Weltkrieg war er (Solschenizyn) Offizier und Batteriechef mit dauerndem Fronteinsatz, er sah den strategischen Pfusch der Stalinschen Armeeführung in der ersten Phase des Krieges, er sah die sowjetischen Greuel beim Einmarsch in Ostpreußen während der Schlußphase, und er schrieb darüber an Vertraute, ohne hinreichend an die „tausend Augen und Ohren“ (Brecht) der Partei zu denken. Das, so bekannte er später achselzuckend, sei der große Fehler seiner Jugend gewesen. Er brachte ihm acht Jahre „verschärfte Lagerhaft“ ein, mit „anschließender ewiger Verbannung“ nach Kasachstan. ..."


Kultur

Dienstag, 05.08.2008

Nachruf: Alexander Solschenizyn gab dem Leid eine Stimme, die durch die Zeiten tönt

Blitze zucken hier und da

Von Günter Zehm

Ein stolzes Leben, wie es Gott gefällt. Alexander Issajewitsch Solschenizyn, der letzten Sonntag im neunzigsten Lebensjahr verstorbene russische Schriftsteller, brauchte sich keiner Minute seiner bewußten Existenz zu schämen. Er mochte irren hier und da, er mochte manchmal ungeduldig werden, aber seine Sprache und sein künstlerisches Ingenium blieben stets rein und unantastbar.

Als ihm 1970 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, konnte er es nicht wagen, die Auszeichnung persönlich in Stockholm entgegenzunehmen; die in Moskau herrschenden Sowjets hätten ihn vielleicht ausreisen lassen, die Rückkehr in die Heimat wäre ihm aber mit Sicherheit verwehrt worden. So schickte Alexander Issajewitsch – auf geheimen, verschlungenen Pfaden – eine Dankesrede, und darin stand der lapidare Satz: „Ein Wort der Wahrheit überwindet die ganze Welt.“

Darin war nicht die geringste Anmaßung, Solschenizyn sprach aus purer Erfahrung. Sein Buch „Archipel Gulag“, erschienen im Westen, erschütterte buchstäblich den Erdkreis, veränderte globusweit und ein für allemal das intellektuelle Klima, wirkte mit Urgewalt auf das wankende Sowjetregime ein.

Schier uferloses dokumentarisches Material

Und die Art und Weise, wie der Autor dieses Riesenwerk direkt unter den Augen des KGB geschrieben und es vor den Zugriffen der Häscher und vor der Vernichtung gerettet hatte, war (und ist nach wie vor) ein einzigartiges Lehrstück über die Macht des Wortes und seiner Urheber, wenn diese nur mutig und kaltblütig zu ihm stehen.

Schon das Sammeln und Erinnern des schier uferlosen dokumentarischen Materials unter widrigsten Umständen erscheint heute wie ein Wunder. Denn keine Bibliothek, kein Archiv stand Solschenizyn zur Verfügung, alles war sekretiert und kriminalisiert, mußte – statt im Computer – im Kopf gespeichert werden oder auf Zetteln, die jederzeit einer Haussuchung zum Opfer fallen konnten und die deshalb in doppelter und dreifacher Ausfertigung zu erstellen und sofort zu diversifizieren, an verschiedenen Stellen zu verstecken und zu vergraben waren.

Natürlich konnte ein einzelner das nicht allein bewältigen, Solschenizyn mußte eine – selbstverständlich illegale, ständig aufs höchste bedrohte – eigene Organisation aus Korrespondenten, Kurieren und Vervielfältigern schaffen, mußte die Loyalität und Standfestigkeit der Mitarbeiter bei zu erwartenden Verhören und Folterungen testen, unsichere Kantonisten und bloße Schwätzer abwehren.


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Kenshin-Himura
16.08.2008, 16:21
Er wurde offensichtlich mal wieder ziemlich totgeschwiegen, nur sehr vorsichtige Erinnerungen an ihn.

- Daniel. -