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Vollständige Version anzeigen : Entislamisierung als Mythos für Europa?



-SG-
13.08.2008, 15:35
Ein Mythos ist, wie Georges Sorel den Begriff prägte, ein utopisches Ziel als Antreiber einer Bewegung, ein "Schlachtengemälde", als Beispiel nannte er etwa den Generalstreik als Mythos der Arbeiterbewegung; im napoleonisch besetzten Preußen oder dem deutsch besetzten Frankreich war der bestimmende Mythos für die Menschen sicherlich der Freiheitskampf gewesen.

Es ist also eine Art sinngebendes Element, ein Lebensinhalt, etwas, das verbindet und abgrenzt, Identität stiftet. Dass es daran heutzutage in Europa mangelt, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Die Leute vegetieren im Hier und Jetzt vor sich hin, geschichtslos und ohne Zukunftsambtionen, versuchen die ihnen bleibende Zeit möglichst bequem 'rumzubekommen.

Glauben haben sie ohnehin keinen mehr, "Nation" oder "Volk" sind verpönt, der jahrtausende alte Reichsgedanke ohnehin, politische (kollektive) Ziele gibt es keine, nur kurzfristige, dem eigenen Nutzen dienende.

Gäbe es in absehbarer Zeit Eurer Meinung nach eine ernsthafte Chance, dass in diese selbstgeschaffene Leere die "Überfremdung", "Islamisierung" oder wie immer man es nennen will, springt, und einen neuen Mythos für eine neue Bewegung schafft?

Ausonius
13.08.2008, 15:38
Wäre durchaus ein löbliches Ziel, aber es sollte ganz allgemein um eine Entmonotheisierung Europas gehen. Angestrebtes Ziel sollte natürlich der Atheismus sein, allerdings sind auch noch die friedlicheren polytheistischen Religionen akzeptabel.

-SG-
13.08.2008, 15:45
Wäre durchaus ein löbliches Ziel, aber es sollte ganz allgemein um eine Entmonotheisierung Europas gehen. Angestrebtes Ziel sollte natürlich der Atheismus sein, allerdings sind auch noch die friedlicheren polytheistischen Religionen akzeptabel.

Mir geht es nicht unbedingt darum, irgendwelche Ziele moralisch zu bewerten. Die Frage ist zunächst mal, ob dieser Gedanke/dieses Ziel in naher Zukunft die Macht haben könnte, sinnstiftend für eine Bewegung zu sein. Z.B. ein Generalstreik hat i.d.R. auch keine sonderlich löblichen Folgen für die Arbeiterschaft. Aber der Gedanke daran hielt die Bewegung zusammen.

Man könnte in einem zweiten Schritt natürlich fragen, ob man das gutheißen würde. Aber so weit sind wir ja noch nicht...

malnachdenken
13.08.2008, 15:49
Also ein Mythos allein auf eine Contrabewegung zu bauen, halte ich nicht für konstruktiv. Lieber allgmeinere Ziele: Freiheit, Gleichberechtigung etc.

Bruddler
13.08.2008, 15:50
Von mir aus koennen sich Christen, Juden, Orthodoxen, Hindus, Buddhisten, Zeugen Jehovas oder Scientologen und wie sie alle heißen in Europa breitmachen - aber dieser steinzeitliche, barbarische Islam möchte ich hier nicht sehen !

-SG-
13.08.2008, 15:58
Also ein Mythos allein auf eine Contrabewegung zu bauen, halte ich nicht für konstruktiv. Lieber allgmeinere Ziele: Freiheit, Gleichberechtigung etc.

Identität geschieht immer auch über Abgrenzung. "Freiheit" als allgemeines Wort ins Leere gerufen hat wenig Sinn. Freiheit von was? Und schon sind wir wieder bei der "Contrabewegung".

Moloch
13.08.2008, 16:10
Das Feindbild Islam hat schon eine recht starke Überzeugungskraft, was durch die Vielzahl an antiislamischen Beiträgen und Blogs, die es heute schon gibt, bewiesen wird. Ich würde mir allerdings hoffen, daß wir schliesslich doch noch zu einem positiven Zukunftsideal finden. Möglicher Auslöser könnten vielleicht die Verwerfungen sein, die das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Krieg aus dem Erwerbsleben auslösen wird. Mein eigener Antrieb ist der Wunsch nach einer Bewahrung der abendländischen Zivilisation.

Moloch
13.08.2008, 16:15
Also ein Mythos allein auf eine Contrabewegung zu bauen, halte ich nicht für konstruktiv. Lieber allgmeinere Ziele: Freiheit, Gleichberechtigung etc.

Unsere totalitäre Auffassung von Freiheit und Gleichberechtigung sind gerade hauptverantwortlich für unseren Niedergang. Wer den Englischen mächtig ist, kann mit Lawrence Auster's Blog (http://www.amnation.com/vfr/) zu einem besseren Verständnis finden, was im Westen passiert, was unsere Gesellschaften zerstört.

-SG-
13.08.2008, 16:51
Das Feindbild Islam hat schon eine recht starke Überzeugungskraft, was durch die Vielzahl an antiislamischen Beiträgen und Blogs, die es heute schon gibt, bewiesen wird. Ich würde mir allerdings hoffen, daß wir schliesslich doch noch zu einem positiven Zukunftsideal finden. Möglicher Auslöser könnten vielleicht die Verwerfungen sein, die das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge nach dem Krieg aus dem Erwerbsleben auslösen wird. Mein eigener Antrieb ist der Wunsch nach einer Bewahrung der abendländischen Zivilisation.

Das wäre auch meiner, allerdings finden sich dafür gegenwärtig keine Mitstreiter. Es muss wohl erst zur Katastrophe kommen, die dann nach dem völligen Abgang von allem, was die Bezeichnung abendländische Kultur verdient, einen kompletten Neuanfang hervorbringen könnte. Dieser Neuanfang geschähe natürlich in einer "überfremdeten" Umgebung, weshalb erst eine negative Freiheitsdefinition hermuss.

malnachdenken
13.08.2008, 17:09
Identität geschieht immer auch über Abgrenzung. "Freiheit" als allgemeines Wort ins Leere gerufen hat wenig Sinn. Freiheit von was? Und schon sind wir wieder bei der "Contrabewegung".

Nun gut, wie bleibt dann aber der Mythos erhalten, wenn der Islam aus Europa verdrängt wird? Dann hat sich der Mythos ja selbst überlebt. Also ich finde das zu kurz gedacht. Vorallem was ist mit den Moslems, die hier beheimatet sind und im Grunde nur auf dem Papier Moslems sind?

-SG-
13.08.2008, 19:23
Nun gut, wie bleibt dann aber der Mythos erhalten, wenn der Islam aus Europa verdrängt wird? Dann hat sich der Mythos ja selbst überlebt. Also ich finde das zu kurz gedacht. Vorallem was ist mit den Moslems, die hier beheimatet sind und im Grunde nur auf dem Papier Moslems sind?

Zunächst hat jeder Mythos das Problem, dass er im günstigsten Fall nicht eintrifft. Ist der Feind besiegt, das "Endziel" erreicht, die Menschheit gerettet, das Volk befreit oder sonstwas, hat man immer das Problem, was denn dann folgt.

Was glaubst Du wieso all die Heldentaten- und Abenteuerfilme nach dem Happy End aprupt enden? :)) Stell Dir mal vor, wie es 10 Jahre nach dem grandiosen Endsieg über wasauchimmer ausgesehen hätte. Die Gloria wäre vergessen und der nüchterne Alltag samt neuer Probleme würden auftreten. Nicht selten wird der große Befreier des Volks kurz darauf wieder rausgeputscht. Was war nach dem kalten Krieg? Es gab kurz paar Tänze auf der Berliner Mauer, Feuerwerke in Prag usw., aber dann? Hat dann die "Geschichte geendet"? Nein, der Mythos der Befreiung der DDR oder der Verhinderung des Atomkriegs ist wahr geworden und heute kräht kein Hahn mehr danach. Das ist immer das Problem!

In den frühen USA z.B. hat man darauf insofern reagiert, als man mit einem Meer von Denkmälern, Feiertagen, Hymnen und Freiheitsgerede den Mythos auch nach der Unabhängigkeitserklärung irgendwie wachhalten können. Ich denke, das ist mittelfristig ein ganz probates Mittel. Hierzulande lebt man geschichtslos, das muss sich in Zukunft ändern.

Zu den Einzelheiten (Moslems, die hier beheimatet sind) kann ich nichts sagen, weil ich hier keinen Plan vorstellen will, sondern die grundsätzliche zukünftige Bewegungsfähigkeit eines solchen Mythos diskutieren will. Generell müssen meiner Meinung nach nicht "alle Moslems raus". Es muss nur in erster Linie in der öffentlichen Sphäre klar sein, welche Kultur hier beheimatet ist.

Mahatma Germany
14.08.2008, 23:50
Wäre durchaus ein löbliches Ziel, aber es sollte ganz allgemein um eine Entmonotheisierung Europas gehen. Angestrebtes Ziel sollte natürlich der Atheismus sein, allerdings sind auch noch die friedlicheren polytheistischen Religionen akzeptabel.

Atheismus...:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:
Gehts noch du pubertierendes Kind

Rheinlaender
15.08.2008, 03:34
Es ist also eine Art sinngebendes Element, ein Lebensinhalt, etwas, das verbindet und abgrenzt, Identität stiftet.

Wie es einfach damit zufrieden zu sein, die Bude halbwegs am Laufen zu halten. Das ist schon beachtenswert genug und sollte vollkommen ausreichen.

---

Wer sich unbedingt einen Lebensinhalt sucht - nun: Ich denke, dass die Aufarbeitung der Akten des Reichskammergerichts oder des engl. Privy Councils noch nicht abgeschlossen ist und zur Rechtssprechung der Kurtrierischen Gerichte gibt es auch wenig Literatur. Das duerfte fuer ein Leben dicke ausreichen.

marc
15.08.2008, 08:56
Gäbe es in absehbarer Zeit Eurer Meinung nach eine ernsthafte Chance, dass in diese selbstgeschaffene Leere die "Überfremdung", "Islamisierung" oder wie immer man es nennen will, springt, und einen neuen Mythos für eine neue Bewegung schafft?

Wenn du den Begriff des Mythos so weich definierst, dass selbst die Opposition gegenüber islamischen Migranten als Fundament für einen Mythos dienen könnte, oder ihn schon zusammenfasst ("Hauptsache keine Musls!"), dann hast du tatsächlich das Problem, dass die Gegenbewegung alleine kaum etwas sinnstifendes darstellen kann, was sich schon daran deutlich machen lässt, dass die Gründe für diese Ablehnung völlig unterschiedlich sind und die Ziele, die zu erreichen der Islam verhindert, ebenfalls andere sind. Eine Feministin dürfte den Islam aus anderen Gründen ablehnen, als ein Katholik - obwohl der möglicherweise mit der Feministin größere Probleme hat als mit den Muslimen, da fängt es schon an.

Wahrscheinlich besteht das Problem auch gar nicht aus zuwenig, sondern aus zuvielen Mythen - zuviel Heilserwartung, zuviele Rituale, zuviele Führer, zuviele Endziele, zuviele Erlösungsphantasien, zuviel von außen vorgegebener "Sinn" etc. pp.

Wir bräuchten wohl eher eine mythologische Abrüstung.

Bruddler
15.08.2008, 09:11
Nun gut, wie bleibt dann aber der Mythos erhalten, wenn der Islam aus Europa verdrängt wird? Dann hat sich der Mythos ja selbst überlebt. Also ich finde das zu kurz gedacht. Vorallem was ist mit den Moslems, die hier beheimatet sind und im Grunde nur auf dem Papier Moslems sind?

malnachdenken, Du bist so gutgläubig bzw. blauäugig......

glaubst Du wirklich, dass sich die Musel, die hier geboren wurden und einen deutschen Pass besitzen sich von der "*islamischen Sache" distanzieren ?
Nur weil viele Muslime ihren Glauben nicht offen praktizieren, wenn es hart auf hart kommt, werden sich auch diese Muslime daran erinnern, dass sie Muslime sind.....
Im Übrigen sind Lippenbekenntnisse von Muslimen nichts anderes
als Lippenbekenntnisse !

*weltweite Expansion und Dominanz des Islam.

Sauerländer
15.08.2008, 09:13
Gäbe es in absehbarer Zeit Eurer Meinung nach eine ernsthafte Chance, dass in diese selbstgeschaffene Leere die "Überfremdung", "Islamisierung" oder wie immer man es nennen will, springt, und einen neuen Mythos für eine neue Bewegung schafft?
Nach meinem Dafürhalten können wir gegenwärtig bereits beobachten, wie das geschieht.
Die Frage ist, ob das wünschenswert ist, wenn es nicht einhergeht mit einer Rückbesinnung auf einen Inhalt, auf ein "Für", dass sich mit diesem "Gegen" verbindet.
Denn wenn das Reich lange tot, Gott lange als irrelevant abgehakt und Volk diskreditiert und zudem in Auflösung begriffen ist - wozu dann eigentlich irgendwas "gegen den Islam" haben? Der beseitigt doch nichts, worum es einem leid tun müsste.
Ob die Gesellschaft nun so läuft, dass sie einem überhaupt nicht in den Kram passt, indem jeden Morgen vom Minarett der Weckruf erschallt, ich kein Schweinefleisch mehr essen und kein Bier mehr trinken darf und die Frauen alle nur noch verschleiert rumlaufen, oder indem sich die Gesellschaft in "Toleranz" und "freier Selbstentfaltung" für jeden ergeht, mit Antidiskriminierungsschwachsinn, Gender Mainstreaming, allgemeinem Aufklärungsmist und all das noch vor dem Hintergrund einer kapitalistischen Ordnung - Scheisse ist es so oder so.
Wozu sich in den Dienst der einen Scheisse und ihrer Träger nehmen lassen, um sie gegen die andere zu verteidigen?

Nein, was wir brauchen, ist ein neuer Mythos des FÜR. Den inhaltlich verteidigend jeweils natürlich auch ein GEGEN angezeigt sein kann.
Ob der ausgehend von einer rein instrumentellen Verteidigung der gegenwärtigen Ungesellschaft, wage ich zu bezweifeln.

Sauerländer
15.08.2008, 09:14
Wie es einfach damit zufrieden zu sein, die Bude halbwegs am Laufen zu halten.
Nö.
Dass die Bude läuft, ist kein Selbszweck.

Rheinlaender
15.08.2008, 09:27
Nö.
Dass die Bude läuft, ist kein Selbszweck.

Nicht ganz - das Bude laeuft bedeutet im einfachsten Falle recht grosse Sicherheit vor Verbrechen (*), Aufrechterhaltung der Zivilisationseinrichtungen (Transport, Energie, Krankenhaeuser etc.), Weiterentwicklung des technischen Fortschritts und dessen konsequente Umsetzung, Eerhoehung der individuellen Freiheiten, etc.

Das ist wahrer Zweck - mehr als ausreichend und besser zu begruenden als jeder Reichsmythos.

---
(*) jetzt nicht wieder die Leier von boesen jetzigen Zeit, sonst schmeisse ich Euch mit Gerichtsfaellen aus 17-19 Jahrhundert und Statistiken tod!

------

PS.: Warum kann man mit Forensoftware eigentlich keine Fussnoten anstaendig schrieben?

Sauerländer
15.08.2008, 09:34
Nicht ganz - das Bude laeuft bedeutet im einfachsten Falle recht grosse Sicherheit vor Verbrechen (*), Aufrechterhaltung der Zivilisationseinrichtungen (Transport, Energie, Krankenhaeuser etc.), Weiterentwicklung des technischen Fortschritts und dessen konsequente Umsetzung, Eerhoehung der individuellen Freiheiten, etc.
Das ist wahrer Zweck - mehr als ausreichend und besser zu begruenden als jeder Reichsmythos.
In einer Zeit, in der man ständig den selten dämlichen Spruch "Der Weg ist das Ziel" hört, kann man das wohl so sehen.
Das ändert aber nichts daran, dass die Verwechslung von Methode und Zweck keine allzu sinnige Angelegenheit ist.

Rheinlaender
15.08.2008, 09:54
In einer Zeit, in der man ständig den selten dämlichen Spruch "Der Weg ist das Ziel" hört, kann man das wohl so sehen.
Das ändert aber nichts daran, dass die Verwechslung von Methode und Zweck keine allzu sinnige Angelegenheit ist.

Wir sollten uns abschminken, dass es soetwas wie "ein grosses Ziel" gibt. Wie ein Erwachsener Mensch auch versucht "ueber die Runden zu kommen", sein Auskommen zu haben dabei seine "Knabenmorgen-Bluetentraeume" sicher beerdigt hat, so sollte auch unsere Gesellschaft ihre Kindereien abstreifen und die Welt nuechtern und sachlich sehen.

Klopperhorst
15.08.2008, 10:01
Wir sollten uns abschminken, dass es soetwas wie "ein grosses Ziel" gibt. Wie ein Erwachsener Mensch auch versucht "ueber die Runden zu kommen", sein Auskommen zu haben dabei seine "Knabenmorgen-Bluetentraeume" sicher beerdigt hat, so sollte auch unsere Gesellschaft ihre Kindereien abstreifen und die Welt nuechtern und sachlich sehen.

Manchmal muss ich Rheinländer sogar zustimmen.


---

Sauerländer
15.08.2008, 10:25
Wir sollten uns abschminken...
Wir?

...dass es soetwas wie "ein grosses Ziel" gibt. Wie ein Erwachsener Mensch auch versucht "ueber die Runden zu kommen", sein Auskommen zu haben dabei seine "Knabenmorgen-Bluetentraeume" sicher beerdigt hat, so sollte auch unsere Gesellschaft ihre Kindereien abstreifen und die Welt nuechtern und sachlich sehen.
Und zum Beispiel endlich begreifen, dass sie mit dem Kult des Individualismus und Kosmopolitismus schleunigst Schluss machen muss, wenn sie morgen noch als solche bestehen will.

-jmw-
15.08.2008, 11:07
so sollte auch unsere Gesellschaft ihre Kindereien abstreifen und die Welt nuechtern und sachlich sehen.
Wer wollte schon in so einer Welt leben?
Kaum jemand, glaube ich.

-SG-
15.08.2008, 11:48
Wenn du den Begriff des Mythos so weich definierst, dass selbst die Opposition gegenüber islamischen Migranten als Fundament für einen Mythos dienen könnte, oder ihn schon zusammenfasst ("Hauptsache keine Musls!"), dann hast du tatsächlich das Problem, dass die Gegenbewegung alleine kaum etwas sinnstifendes darstellen kann, was sich schon daran deutlich machen lässt, dass die Gründe für diese Ablehnung völlig unterschiedlich sind und die Ziele, die zu erreichen der Islam verhindert, ebenfalls andere sind. Eine Feministin dürfte den Islam aus anderen Gründen ablehnen, als ein Katholik - obwohl der möglicherweise mit der Feministin größere Probleme hat als mit den Muslimen, da fängt es schon an.

Wahrscheinlich besteht das Problem auch gar nicht aus zuwenig, sondern aus zuvielen Mythen - zuviel Heilserwartung, zuviele Rituale, zuviele Führer, zuviele Endziele, zuviele Erlösungsphantasien, zuviel von außen vorgegebener "Sinn" etc. pp.

Wir bräuchten wohl eher eine mythologische Abrüstung.

Wie ich schon schrieb (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2304739&postcount=11), ist jeder Freiheitsmythos eine Gegenbewegung, oder was waren die doch sicher sehr sinnstiftenden amerikanischen Unabhängigkeitskriege, die napoleonischen Befreiungskriege oder die frz. Résistance?

Eine "mythologische Abrüstung" ist angesichts der gegenwärtigen Inhaltsleere wohl kaum nötig, im Gegenteil. Von "Gott" über "Vaterland" bis "Sitten" sind doch alle metaphysisch-kulturellen Begriffe in Deutschland eigentlich nur noch pejorativ gebraucht um eine Sache zu diskreditieren oder ins Lächerliche zu ziehen.
Nur eine "mythologische Aufrüstung" kann überhaupt den Impuls zur Selbsterhaltung der Kulturen Europas geben.

Rheinlaender
15.08.2008, 11:52
Wer wollte schon in so einer Welt leben?
Kaum jemand, glaube ich.

Ich wuerde mich dort wohler fuehlen - weniger Schwachkoepfe.

Rheinlaender
15.08.2008, 11:56
Und zum Beispiel endlich begreifen, dass sie mit dem Kult des Individualismus und Kosmopolitismus schleunigst Schluss machen muss, wenn sie morgen noch als solche bestehen will.

Der Individualismus ist kein Kult, sondern entschlicht daraus, wenn wir ueber das nachdenken, was wir als bewusster Mensch sind: Ein von 1200 g Hirnmasse erzeugtes dort eingekappelstes Bewusstsein, das in letzter in diesen 1200 g alleine ist und mit einer ihm zunaechst fremdem Umgebung agieren muss.

Der Kosmopolitismus ist schlicht die Erkenntnis, dass die anderen ca. 6 Mrd. Einheiten von 1200 g Hirn nicht so verschieden sind von einem selber.

-SG-
15.08.2008, 11:57
Wir sollten uns abschminken, dass es soetwas wie "ein grosses Ziel" gibt. Wie ein Erwachsener Mensch auch versucht "ueber die Runden zu kommen", sein Auskommen zu haben dabei seine "Knabenmorgen-Bluetentraeume" sicher beerdigt hat, so sollte auch unsere Gesellschaft ihre Kindereien abstreifen und die Welt nuechtern und sachlich sehen.

Zu den grundlegenden Fehlschlüssen gehört, die eigene Ideologie als "sachlich" zu betrachten und lediglich allen anderen normative Aufladung zuzuschreiben.

Ist das Weltbild des homo oeconomicus, der seinen individuellen Nutzen maximiert und auf sonstige soziale, kulturelle oder gar metaphysische Bindungen nüchtern lächelnd verzichtet etwa kein normatives Konzept? Das wirst Du ja wohl kaum behaupten. Die Realität trifft es ja nicht im Geringsten, also muss es ja eine Normativität sein, ein ebenso wertbehaftetes Gesellschaftsideal wie irgendwelche anderen Mythen und Träumereien.

Es reicht eben den meisten nicht, "über die Runden zu kommen", satt vor sich hinzuvegetieren und auf die feuchte Erde zu warten.

Rheinlaender
15.08.2008, 11:58
Nur eine "mythologische Aufrüstung" kann überhaupt den Impuls zur Selbsterhaltung der Kulturen Europas geben.

Jeder Mythos wird von der Aufklaerung, der ureigensten Idee Europas ("schon die alten Griechen ...") zerstoert und zwar auf der Stelle.

Nur eine Begruendung der Gesellschaft, die sich klar rational ableitet aus der Zweckmaessigkeit heraus kann dem Angriff der Aufklaerung widerstehen. Sie ist also unendlich stabiler ale jeder Mythos.

-SG-
15.08.2008, 12:04
Der Individualismus ist kein Kult, sondern entschlicht daraus, wenn wir ueber das nachdenken, was wir als bewusster Mensch sind: Ein von 1200 g Hirnmasse erzeugtes dort eingekappelstes Bewusstsein, das in letzter in diesen 1200 g alleine ist und mit einer ihm zunaechst fremdem Umgebung agieren muss.

Der Kosmopolitismus ist schlicht die Erkenntnis, dass die anderen ca. 6 Mrd. Einheiten von 1200 g Hirn nicht so verschieden sind von einem selber.

Setz doch mal ein Kind im Wald aus und sag ihm: Auf gehts, verwirkliche Dich selbst!

Du bist, was Deine Sprache, Sitten, Mentalität, Kultur angeht, dermaßen von Deiner Umwelt geformt, ohne die wärst Du nicht im geringsten lebensfähig, mal ganz abgesehen von der Interdependenz in einer arbeitsteiligen Gesellschaft.

Mit dieser Umwelt kommst Du am besten zurecht, wenn sie Dir kulturell nahe steht, ihr die selbe Sprache sprecht, ähnliche Wertvorstellungen habt etc.
Daraus entsteht die Abgrenzung von anderen Haufen Menschen, die sich ihrerseits unter sich wohler fühlen als in Deinem Haufen.

Würde eine Gruppe sich aufmachen und den Rest der Welt ausrotten um eine Sprache, eine Kultur, eine Religion zu etablieren, dann wäre Kosmopolitismus sinnvoll. So, bei dem real existierenden Kulturenpluralismus, natürlich nicht. Die Neutralisierung kultureller Unterschiede und deren Auflösung in eine universale Konsumorientierung mag man als ebensolches Programm anerkennen, einen Kosmopolitismus strukturell zu ermöglichen, aber die Realität sieht nunmal so aus, dass dieses Programm trotz geographisch unterschiedlicher Anfangserfolge scheitern wird.

elas
15.08.2008, 12:04
Nun gut, wie bleibt dann aber der Mythos erhalten, wenn der Islam aus Europa verdrängt wird? Dann hat sich der Mythos ja selbst überlebt. Also ich finde das zu kurz gedacht. Vorallem was ist mit den Moslems, die hier beheimatet sind und im Grunde nur auf dem Papier Moslems sind?

Papier Moslems? was soll das sein?

Entweder ich bin Moslem oder ich bin keiner.

Moslems haben keine Taufe.

Dann eben: Religion: keine oder ---

-SG-
15.08.2008, 12:10
Jeder Mythos wird von der Aufklaerung, der ureigensten Idee Europas ("schon die alten Griechen ...") zerstoert und zwar auf der Stelle.

Nur eine Begruendung der Gesellschaft, die sich klar rational ableitet aus der Zweckmaessigkeit heraus kann dem Angriff der Aufklaerung widerstehen. Sie ist also unendlich stabiler ale jeder Mythos.

Träumerei. Die "Zweckmäßigkeit" des Daseins ist disponibel für beliebige Ausfüllungen durch die Menschen.

Mögen die einen ein "gottgefälliges" Leben als zweckmäßig ansehen, sehen dies andere in der Rettung der Pottwale, wieder andere wollen die Herrenrasse etablieren und sonst welche wollen konsummaximierend dem Tod entgegen siechen.

Alles mitnichten "rational" aus irgendeiner Natur ableitbar.

Sauerländer
15.08.2008, 14:30
Der Individualismus ist kein Kult, sondern entschlicht daraus, wenn wir ueber das nachdenken, was wir als bewusster Mensch sind: Ein von 1200 g Hirnmasse erzeugtes dort eingekappelstes Bewusstsein, das in letzter in diesen 1200 g alleine ist und mit einer ihm zunaechst fremdem Umgebung agieren muss.
Das ist aber nicht Gegenstand der Ideologie des Individualismus.
Was Du ansprichst, ist die relativ banale Grunderkenntnis, dass wir Menschen kein Kollektivbewusstsein haben, keine Schwarmgesellschaft sind, sondern unser Bewusstsein innerhalb der Grenzen des Individuums funktioniert.
Individualismus, das -ismus deutet es an, ist mehr, ist eben eine ideologische Festlegung des Individuums als letztem, einzig wesentlichem, autonomen Subjekt fernab aller sozialen Zusammanhänge und Fragen nach Bedingungen der Möglichkeit seiner Existenz und seines Wohllebens, im letzten Kern eine Negation jeder gesellschaftlichen Bindung, die sich erdreisten könnte, die Freiheit eben dieses Individuums einzuschränken.

Der Kosmopolitismus ist schlicht die Erkenntnis, dass die anderen ca. 6 Mrd. Einheiten von 1200 g Hirn nicht so verschieden sind von einem selber.
Auch das ist wiederum biologisch banal. Wir gehören zur selben Art - und?
Zwei Wolfsrudel, die um ein Territorium streiten, gehören auch zur selben Art.
Die biologische weitgehende Einheit der Menschheit ist eine Feststellung von zoologischem Interesse - mehr nicht.

Sauerländer
15.08.2008, 14:37
Jeder Mythos wird von der Aufklaerung, der ureigensten Idee Europas ("schon die alten Griechen ...") zerstoert und zwar auf der Stelle.
Nur eine Begruendung der Gesellschaft, die sich klar rational ableitet aus der Zweckmaessigkeit heraus kann dem Angriff der Aufklaerung widerstehen. Sie ist also unendlich stabiler ale jeder Mythos.
Auch im alten Griechenland hat man den "Aufklärern" oft genug den Vorwurf gemacht, im Wesentlichen Zersetzer und Sittenverderber zu sein.
Nietzsche zufolge beginnt mit Sokrates das Elend.

Der Urgrund des Europas unserer Tage, soweit da noch etwas Sinnvolles besteht, ist das Ineinanderlaufen von Germanentum und Christentum, von römischem Universalismus und germanischem Kampfgeist.

marc
16.08.2008, 10:50
Wie ich schon schrieb (http://www.politikforen.net/showpost.php?p=2304739&postcount=11), ist jeder Freiheitsmythos eine Gegenbewegung, oder was waren die doch sicher sehr sinnstiftenden amerikanischen Unabhängigkeitskriege, die napoleonischen Befreiungskriege oder die frz. Résistance?

Natürlich sind sie das und das müssen sie auch sein, aber sie waren nur deshalb gegen etwas, weil es dem, wofür sie waren, im Wege stand.
Und wenn die Ziele, wegen deren man gegen eine "Islamisierung" Europas ist, sich teilweise diametral entgegenstehen, dann hast du sicher kein Fundament, das stabil genug ist, um einen Mythos darauf zu errichten.

Katholische Kreuzkrieger, nordische Freizeitrassisten, Feministinnen, Schwule, Atheisten, Liberale, Humanisten und viele mehr haben zwar Interesse daran, eine "Islamisierung" zu verhindern, aber sie haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie das wollen - und damit einher geht auch eine unterschiedliche Zielsetzung, denn den Einen geht es schlichtweg darum, religiöse Spinner in ihre Schranken zu weisen, anderen wollen fremde "Rassen" aus Europa vertreiben, wiederum andere wollen ihre eigenen religiösen Spinnereien unters Volk bringen und sehen im Islam einen Konkurrenten auf dem freien Markt der Lebenshilfe.



Eine "mythologische Abrüstung" ist angesichts der gegenwärtigen Inhaltsleere wohl kaum nötig, im Gegenteil. Von "Gott" über "Vaterland" bis "Sitten" sind doch alle metaphysisch-kulturellen Begriffe in Deutschland eigentlich nur noch pejorativ gebraucht um eine Sache zu diskreditieren oder ins Lächerliche zu ziehen.
Nur eine "mythologische Aufrüstung" kann überhaupt den Impuls zur Selbsterhaltung der Kulturen Europas geben.

Diese mythologische Abrüstung brauchen wir global betrachtet und wir täten auch aus egoistischen Gründen gut daran, die freiheitlichen und säkularen Kräfte in anderen Nationen zu unterstützen und hätten die Türkei beispielsweise viel früher an die EU binden und in sie aufnehmen sollen.

Die Vorstellung jedenfalls, ich muss es nochmal wiederholen, man könne Gefahren, die durch mythologische Überhöhungen entstanden sind, entschärfen, indem man ebenfalls mythologisch überhöht, ist so unsinnig wie die Vorstellung, man könne bürgerliche Freiheiten beschützen, wenn man diese überwachungsstaatlich eisnchränken würde. Und der Versuch, bei einem plötzlichen Wettrüsten mitzumachen, hat Deutschland schon einmal nicht gut getan.

Ich bin da viel pragmatischer: wenn du mehr Kinder willst, dann brauchst du flächendeckend Kinderkrippen und keinen Muttermythos, der sowieso nicht mehr funktionieren würde. So ein Rollback ist einfach unrealistisch. Und wenn du dann noch nicht genug Steuerzahler hast, dann musst du halt Migranten ins Land lassen und wenn es dir Sorgen bereitet, dass die "falschen" Menschen Kinder zeugen, dann musst du nicht zwangsläufig dafür sorgen, dass die "falschen" weniger udn die "richtigen" mehr Kinder bekommen, sondern dass diejenigen aus den Unterschichtsfamilien ebenfalls eine Chance bekommen, das Abitur zu machen und zu studieren.

Moloch
16.08.2008, 11:55
Ich bin da viel pragmatischer: wenn du mehr Kinder willst, dann brauchst du flächendeckend Kinderkrippen...

Haben wir doch längst, in Ostdeutschland. Führt dort aber nicht zu mehr Kindern.


...und keinen Muttermythos, der sowieso nicht mehr funktionieren würde. So ein Rollback ist einfach unrealistisch. Und wenn du dann noch nicht genug Steuerzahler hast, dann musst du halt Migranten ins Land lassen und wenn es dir Sorgen bereitet, dass die "falschen" Menschen Kinder zeugen, dann musst du nicht zwangsläufig dafür sorgen, dass die "falschen" weniger udn die "richtigen" mehr Kinder bekommen, sondern dass diejenigen aus den Unterschichtsfamilien ebenfalls eine Chance bekommen, das Abitur zu machen und zu studieren.

Funktioniert nicht, weil (mangelnde) Intelligenz erblich ist. Aber vielleicht wird sich auch Chanan noch die Mühe machen, Dir das zu erklären.

Krabat
16.08.2008, 12:30
Katholische Kreuzkrieger, nordische Freizeitrassisten, Feministinnen, Schwule, Atheisten, Liberale, Humanisten und viele mehr haben zwar Interesse daran, eine "Islamisierung" zu verhindern, aber sie haben ganz unterschiedliche Gründe, warum sie das wollen...

Die Gründe sind egal. Jeder, der es will, will hier das Richtige.



Diese mythologische Abrüstung brauchen wir global betrachtet und wir täten auch aus egoistischen Gründen gut daran, die freiheitlichen und säkularen Kräfte in anderen Nationen zu unterstützen und hätten die Türkei beispielsweise viel früher an die EU binden und in sie aufnehmen sollen.


Nein, wir unterstützen mit der Aufnahme der Türkei nichts anderes als die Islamisierung und Überfremdung und schaufeln unser eigenes Grab.

Sauerländer
16.08.2008, 13:56
Die Gründe sind egal. Jeder, der es will, will hier das Richtige.
Krabat, mit Verlaub, Du irrst dich. Diverse Antiislambewegte sind ebenso antichristlich bzw antikirchlich bewegte Linksliberale, die am Islam exakt das ablehnen, was den gelegentlich noch sympathisch macht.

-SG-
16.08.2008, 14:25
Natürlich sind sie das und das müssen sie auch sein, aber sie waren nur deshalb gegen etwas, weil es dem, wofür sie waren, im Wege stand.
Und wenn die Ziele, wegen deren man gegen eine "Islamisierung" Europas ist, sich teilweise diametral entgegenstehen, dann hast du sicher kein Fundament, das stabil genug ist, um einen Mythos darauf zu errichten.


Gerade wegen der Pluralität der Wünsche und Vorstellungen jedes Herrn und Fräuleins kann ich mich nicht vor die ganzen satten Weltbürger stellen und ihnen sagen, ich wolle die Moderne wegfegen und durch ein autarkes Kulturvolk . ersetzen. Da würde ich ein mild aufgeklärtes Lächeln ernten.
Das Thema war ja gerade, dass es für mehr im Moment leider nicht reicht als für diesen "Gegen"-Mythos. Dass das eine absurde Koalition wie weiland 1942 gibt, ist klar.


Die Vorstellung jedenfalls, ich muss es nochmal wiederholen, man könne Gefahren, die durch mythologische Überhöhungen entstanden sind, entschärfen, indem man ebenfalls mythologisch überhöht, ist so unsinnig wie die Vorstellung, man könne bürgerliche Freiheiten beschützen, wenn man diese überwachungsstaatlich eisnchränken würde
Das sehe ich anders. Die gegenwärtige Identitätsleere und kulturelle Beliebigkeit auch anderen Kulturen wärmstens zu empfehlen wird scheitern. Die skeptischen, entmythologisierten Epochen waren in der Geschichte stets die, nach denen der große Zusammenbruch kam. Die weltbürgerlichen Traumtänzer in den "goldenen Zwanzigern" waren nicht sonderlich erfolgreich im Entmythologisieren der Nazis und Kommunisten. Ähnlich wird es uns ergehen, wenn wir versuchen, aus den Moslems atheistische Konsumidioten zu machen. Da ein Mythos als Antriebskraft stärker ist als ein Nichts, werden wir nur die Wahl haben, freiwillig einen zu wählen, oder uns andernfalls einem aufgezwungen zu sehen.


Ich bin da viel pragmatischer: ...
Das was Du da vorschlägst ist eher Idealismus denn Pragmatismus. Die Wirklichkeiten von der naturgesetzmäßigen Instabilität kulturpluraler Gesellschaften oder der Unmöglichkeit, aus schwach begabten Kindern per Abitur-schenkung hochbegabte zu machen, und auf Grundlage dieser Wirklichkeiten handeln, das wäre nüchterner Pragmatismus.

-SG-
16.08.2008, 14:29
Krabat, mit Verlaub, Du irrst dich. Diverse Antiislambewegte sind ebenso antichristlich bzw antikirchlich bewegte Linksliberale, die am Islam exakt das ablehnen, was den gelegentlich noch sympathisch macht.

Zuerst einte Bismarck die 39 deutschen Ländchen im Frankreichfeldzug und in der Euphorie dieses Erfolgs setzte er flugs seinen eigenen Gedanken durch.

Hätte er 1962 höflich um die Reichsgründung unter dem preußischen König gebeten, hätte er von Bayern bis Hannover schallendes Gelächter geerntet.

Krabat
16.08.2008, 15:16
Krabat, mit Verlaub, Du irrst dich. Diverse Antiislambewegte sind ebenso antichristlich bzw antikirchlich bewegte Linksliberale, die am Islam exakt das ablehnen, was den gelegentlich noch sympathisch macht.

Das ist ja das Problem. Anstatt gemeinsam gegen den Islam zu ziehen, sehen einige die Chance auch gegen das Christentum vorzugehen.

Sauerländer
16.08.2008, 15:27
Das ist ja das Problem. Anstatt gemeinsam gegen den Islam zu ziehen, sehen einige die Chance auch gegen das Christentum vorzugehen.
Weil sie das Christentum als ebenso überholt und unfreiheitlich ansehen.
Wer von einer säkular-liberalen Ordnung ausgeht, MUSS das mehr oder weniger so sehen.
Und da eben momentan hier eine säkulare, bis zum Erbrechen pluralistische und "weltoffene" Gesellschaft herrscht, also eben tendenziell das, was solche Gestalten wollen, stehe ich der Aussicht eines raumgreifenden Islam relativ gelassen gegenüber.
Ernsthaft: Was würde der denn schon noch beschädigen, was zu erhalten sich lohnt?

marc
16.08.2008, 15:37
Haben wir doch längst, in Ostdeutschland. Führt dort aber nicht zu mehr Kindern.

Ein flächendeckendes Angebot an Kinderkrippen haben wir in der BRD bisher nirgends. Die von der Leyen gab als Ziel ja an, bis 2013 35% der Kleinkinder in Krippen versorgen zu können, d.h. es sollten etwa 750K Plätze zur Verfügung stehen. Bisher sind es circa 250K. In Frankreich besucht die Hälfte aller Zweijährigen eine Krippe und fast 100% aller Dreijährigen. Als Resultat davon wächst Frankreich weiter, hatte vor kurzem die höchste Geburtenrate seit fast 30 Jahren, die weiter ansteigt und hat jetzt eine höhere Geburtenrate als der Iran!
(Wobei nur circa zehn Prozent der französischen Kinder eine ausländischer Mutter hatten. Die allermeisten waren Einheimische, die älter als 30 Jahre sind. Circa 55%)



Funktioniert nicht, weil (mangelnde) Intelligenz erblich ist.

Ich bin weiß Gott niemand, der bestreitet, dass der Mensch auch eine Biologie hat, eine Natur und ich halte Leute für realitätsfremd, die immer noch glauben, dass der Mensch "keine Natur, sondern nur Kultur" habe, dass er als Tabula Rasa auf die Welt komme, als ein unbeschriebenes Blatt, das man formen und konstruieren könne, wie es politisch gerade gewollt ist. (Vielleicht ist genau das der Mythos unserer Gegenwart: ein über-natürlicher Hermaphrodit, den man formen, biegen und bauen kann, wie es einem gerade in den Kram passt.)

Aber die Vorstellung, dass sich Intelligenz einfach nur vererben würde, halte ich für genauso unhaltbar wie die Vorstellung, sie sei zu 100% konstruiert. Die neuere Hirnforschung jedenfalls kommt zu völlig anderen Schlüßen und man kann diesen Leuten mit Sicherheit nicht vorwerfen, um politische Korrektheit bemüht zu sein.
Trotzdem ist der Faktor der sozialen Prägung letztlich der viel entscheidendere.

Wolf Singer sagt sehr schön "Unser Gehirn ist ein Produkt der Erziehung"

"Dazu muss ich gleich sagen, dass man im Gehirn zwischen Hard- und Software nicht unterscheiden kann. Das Programm für die Funktionen, welches determiniert, wie wir wahrnehmen, wie wir denken, entscheiden, handeln - dieses Programm liegt in der Verknüpfungsarchitektur der Nervenstränge. Wie diese miteinander verschaltet sind, wie stark die Verbindungen untereinander sind, bestimmt letztendlich das Programm. (...) Man kann zeigen, dass Verbindungen, die nach der Geburt angelegt werden, zunächst im Überschuss angelegt sind und dann unter dem Einfluss der Erfahrung die passenden und funktionellen Kriterien herausgesucht werden."

So - und wenn du jetzt schaust, dass Migrantenkinder etwa überdurchschnittlich häufig vor dem Fernseher abgesetzt werden und Gewaltfilme konsumieren (nachlesbar z.B. bei Christian Pfeiffer) dann hast du auch die Antwort, warum sie dümmer sind und warum sie häufiger zu Gewalt neigen. Deswegen wäre auch eine Ganztagsschule lohnenswert.



Die Gründe sind egal. Jeder, der es will, will hier das Richtige.

Das mag ja sein, aber es ging halt um die Frage des Mythos und wenn du Krabat und Marc zusammenbringst, dann sind wir uns zwar in unserem Ziel einig, Europa zu entislamisieren, aber wir werden nur sehr eingeschränkt einen gemeinsamen Mythos errichten können. Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, dass sich in Deutschland Atheisten mit Christen streiten, und in der Türkei sollen sich Atheisten mit Muslimen streiten, hrhr. :D ;)

Aber naja, meine Ansicht zu dieser Frage variiert sehr oft. Manchmal bin ich regelrecht hasserfüllt und würde die nächste Hinterhofmoschee am liebsten eigenhändig anzünden, manchmal sehe ich das rationaler und entspannter und es geht mir lediglich darum, diejenigen einzuschränken, die ich der Einfachheit halber als "religiöse Spinner" bezeichne.

Aber ... ich denke mir halt auch: so mit 15 - 17, da hatte ich so meine Punk, Gruftie, irgendwas Phase und naja, da gab es WIZO, diese Band, die Ärger bekam, weil sie ein Cartoon als Logo benutzte, auf dem ein Schwein am Kreuz hing, dann gab es die Gothics mit ihrer modischen Christenfeindlichkeit und so, und man hat sich mit Christen vielleicht mal gestritten, aber sich ansonsten mit ihnen verstandne, das waren harmlose Menschen. Diejenigen, die ich persönlich gekannt haben gehörten auch zu den nettesten, hilfsbereitesten und ausgeglichensten Leuten, die ich kennengelernt habe. Spätestens mit dem aktuellen Irak-Krieg hat sich das allerdings verändert. Diese Religiösen waren nicht mehr nett, das waren keine älteren Herren und keine sensiblen Mädchen, die so einer theologischen Lagerfeuerromantik gehuldigt haben, sondern das waren gewalttätige, primitive Arschlöcher - und als Reaktion darauf sind die Leute eingeknickt! Diejenigen, die gestern noch Religionskritiker waren mit Feuerbach, Nietzsche und Co. beteuerten auf einmal die ganze Zeit, dass Islam ja nur Frieden heiße und diese Leute ausserdem irgendwie Recht damit hätten, uns zu hassen und ... ja. Aber das nur mal am Rande.



Ähnlich wird es uns ergehen, wenn wir versuchen, aus den Moslems atheistische Konsumidioten zu machen. Da ein Mythos als Antriebskraft stärker ist als ein Nichts, werden wir nur die Wahl haben, freiwillig einen zu wählen, oder uns andernfalls einem aufgezwungen zu sehen.

Die Gefahr besteht natürlich und es ist nicht so, dass ich jetzt alles irgendwie rosarot sehen würde, aber ich denke doch, dass nicht nur die Wahl zwischen religiösen Fundamentalisten besteht und dem, was du als "atheistische Konsumidioten" bezeichnest. Das Ideal wären eher aufgeklärte, humanistische und demokratische Individuen, die dem Konsum als Sinnerfüllung ebenfalls kritisch gegenüberstehen - wobei natürlich auch die Frage ist, was man konsumiert.

Und selbst wenn man keine Hochkultur konsumiert, ist doch die westliche Möglichkeit, sich ganz banal an schönen Frauen, an "süßem Nektar" und an "himmlischen Klängen" zu erfreuen, viel erstrebenswerter als die wage Aussicht, dass mal irgendwann im Jenseits zu bekommen, wenn man sich dem auf der Erde entsagt und in einer U-Bahn in die Luft sprengt. Und ohne eine Wertung vornehmen zu wollen, glaube ich, dass alle Menschen gerne konsumieren möchten und gerne die Möglichkeit besitzen wollen, zwischen Konsumartikeln nach individuellem Belieben wählen zu können. Und das bietet eben die westliche Moderne. Ebenfalls glaube ich, dass alle Menschen gerne lieben möchten, sich gerne binden möchten und angenehme Emotionen erfahren möchten. Das allerdings im zwischenmenschlichen Bereich. Liebe z.B. ist gleichzeitig wundervoll und gleichzeitig biologisch, biochemisch -wie du willst- bedingt und begründet.

Wenn es um Liebe und um menschliche Bindungen geht, besteht der Defekt nicht darin, dass diese "nur" auf konkrete Menschen bezogen wird und nicht auch auf abstrakte Dinge wie die Umma, sondern es ist ganz im Gegenteil so, dass man Menschen erstmal den Fehler anerziehen muss, zwischenmenschliche Gefühle auf abstrakte Kategorien wie "die nordische Rasse" zu beziehen. Erst wenn jemand ausgegrenzt wird, wenn er keine Möglichkeiten mehr findet, zu partizipieren, fängt er an, sich an diese Dinge zu wenden. Die Türken, die bei mir im Tutorium sitzen, die würden so Sachen sagen wie "ICH LIEBE DIE TÜRKEI, MEIN VATERLAND, DAFÜR WERDE ICH KÄMPFEN!" oder sowas. Solche Sachen sagen dir die Leute in den Ghettos, die nichts anderes mehr haben. Schopenhauer sagt sehr schön: "jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein."

Das heißt natürlich n i c h t, dass das zwangsläufig so wäre. Ich glaube nicht, dass du ein erbärmlicher Tropf bist, aber in der Tendenz ist das gerade heute sehr zutreffend.



Das was Du da vorschlägst ist eher Idealismus denn Pragmatismus. Die Wirklichkeiten von der naturgesetzmäßigen Instabilität kulturpluraler Gesellschaften oder der Unmöglichkeit, aus schwach begabten Kindern per Abitur-schenkung hochbegabte zu machen, und auf Grundlage dieser Wirklichkeiten handeln, das wäre nüchterner Pragmatismus.

Es geht nicht darum, die Anforderungen für das Abitur z.B. so weit herunterzuschrauben, dass auch der letzte Depp den N.C. für das Medizin-Studium erlangt, sondern schlichtweg darum, Kinder aus "bildungsfernen Schichten" an Bildung heranzuführen und oftmals einfach darum, sie vor ihren eigenen Eltern zu beschützen, oder diese Eltern zu unterstützen, wenn die ihr Kind zwar fördern wollen, aber aufgrund mangelnder Bildung damit überfordert sind. S.o. meine Antwort auf den Moloch. Jetzt hab ich aber auch erstmal genug geschrieben. :D

-SG-
16.08.2008, 15:50
Weil sie das Christentum als ebenso überholt und unfreiheitlich ansehen.
Wer von einer säkular-liberalen Ordnung ausgeht, MUSS das mehr oder weniger so sehen.
Und da eben momentan hier eine säkulare, bis zum Erbrechen pluralistische und "weltoffene" Gesellschaft herrscht, also eben tendenziell das, was solche Gestalten wollen, stehe ich der Aussicht eines raumgreifenden Islam relativ gelassen gegenüber.
Ernsthaft: Was würde der denn schon noch beschädigen, was zu erhalten sich lohnt?

Das sehe ich anders, in den Pausen, in denen ich Luft hole, zwischen den Speianfällen, die die sich selbst verwirklichenden BWL-Studenten bushidohörend auf dem Weg zum Flughafen in den Pauschaltürkeiurlaub verursachen, verstehe ich neben all dem Denglischgeschwätz immerhin noch ein paar deutsche Worte, während ein Muezzinruf mich pausenlos kotzen lässt.

Die moderne deutsche "Kultur" verachte ich, nicht mehr. Die soll vor sich hinvegetieren und verrecken, einen anderen Anspruch hat sie ja eh nicht.
Den Islam dagegen verachte ich nicht. Er ist der "andere", er steht, wie Carl Schmitt sagte, "auf meiner eigenen Ebene. Aus diesem Grunde muss ich mich mit ihm kämpfend auseinandersetzen, um das eigene Maß, die eigene Grenze, die eigene Gestalt zu gewinnen“. Der Islam will Europa, ich will Europa. Ich erkenne ihn an, kann aber natürlich nicht akzeptieren, was er will. Daraus entsteht die "natürliche Feindschaft". Ich will einen Dom und Glockenläuten, er will eine Moschee und Muezzinrufe. Beides geht nicht. Entweder Du machst Spaghetti mit Sahnesoße oder mit Tomatensoße. Beides gleichzeitig geht nicht und daher muss die Tomatensoße die Sahnesoße naturgemäß als Konkurrenten hassen. Der lumpige Haufen identitätsloser Konsumidioten, der dazwischen liegt und Spaghetti ohne alles will, der interessiert mich einen Scheiß. Der wird so oder so zugrundegehen weil es ohne alles einfach nach nichts schmeckt.

marc
16.08.2008, 15:54
Der wird so oder so zugrundegehen weil es ohne alles einfach nach nichts schmeckt.

Vielleicht werdet ihr einfach Beide untergehen. :D Aber jemand wie ich geht dann vielleicht ebenfalls unter, weil mein humanistisch-hochkulturelles und ob du es glaubst oder nicht: teilweise auch konservatives Ideal unter den Mühlen der Kulturindustrie und des globalen Kapitalismus zerschlagen wird. :D

-SG-
16.08.2008, 16:03
Ein flächendeckendes Angebot an Kinderkrippen haben wir in der BRD bisher nirgends.

Ist uninteressant. Der Kindermangel entsteht aus der objektiven ökonomischen Unrentabilität von Kindern gegenüber der beruflichen Selbstverwirklichung. Da helfen keine 500€ Kindergeld und keine 10 Mio Krippen. Die Deutschen wollen 1,4 Kinder und bekommen 1,2. Mit 10 Mio Krippen würden sie also vielleicht die 1,4 kriegen. Um 2,1 zu bekommen braucht es andere Instrumente. Eine massive ökonomische Aufwertung wäre denkbar. Lohnnebenkosten für alle mit 2 Kindern streichen z.B., für die anderen erhöhen. Damit wären Kinder bei der Bewerbung ähnlicher Standortfaktor wie ein 1-er-Abi. Lieber wäre es mir, wenn sich dieser durchökonomisierte Geist änderte, dann bräuchte man hier die Moderne auch nicht mit "eigenen Mitteln" bekämpfen, aber mittelfristig wird das wohl nichts.


Trotzdem ist der Faktor der sozialen Prägung letztlich der viel entscheidendere.
Nein, es ist der weniger entscheidende, da 40-80% (http://www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?artid=1224534) über die Anlagen bestimmt sind.


So - und wenn du jetzt schaust, dass Migrantenkinder etwa überdurchschnittlich häufig vor dem Fernseher abgesetzt werden und Gewaltfilme konsumieren (nachlesbar z.B. bei Christian Pfeiffer) dann hast du auch die Antwort, warum sie dümmer sind
Nein, eben nicht;) Ein verstärkender Effekt ist keine Ursache.

-SG-
16.08.2008, 16:05
Vielleicht werdet ihr einfach Beide untergehen. :D Aber jemand wie ich geht dann vielleicht ebenfalls unter, weil mein humanistisch-hochkulturelles und ob du es glaubst oder nicht: teilweise auch konservatives Ideal unter den Mühlen der Kulturindustrie und des globalen Kapitalismus zerschlagen wird. :D

Das kann natürlich sein, es wäre zu prüfen, ob überbordender Wohlstand bei allen Völkern die Auflösungserscheinungen wie hierzulande fördern würde, aber letztlich sieht man gerade am Beispiel Islam, dass es nich so ist, da ja unter den Wohlhabenderen nachweislich die Radikalen überrepräsentiert sind.

-SG-
16.08.2008, 16:18
Und selbst wenn man keine Hochkultur konsumiert, ist doch die westliche Möglichkeit, sich ganz banal an schönen Frauen, an "süßem Nektar" und an "himmlischen Klängen" zu erfreuen, viel erstrebenswerter als die wage Aussicht, dass mal irgendwann im Jenseits zu bekommen, wenn man sich dem auf der Erde entsagt und in einer U-Bahn in die Luft sprengt. Und ohne eine Wertung vornehmen zu wollen, glaube ich, dass alle Menschen gerne konsumieren möchten und gerne die Möglichkeit besitzen wollen, zwischen Konsumartikeln nach individuellem Belieben wählen zu können. Und das bietet eben die westliche Moderne.


Na sicher wie gesagt, die Konsumidioten sind mir auch lieber als die Islamfundis. Gegen "Konsumieren" habe ich ja nichts, nur der Selbstzweck als Identitätsersatz erscheint mir verachtungswürdig.


Wenn es um Liebe und um menschliche Bindungen geht, besteht der Defekt nicht darin, dass diese "nur" auf konkrete Menschen bezogen wird und nicht auch auf abstrakte Dinge wie die Umma, sondern es ist ganz im Gegenteil so, dass man Menschen erstmal den Fehler anerziehen muss, zwischenmenschliche Gefühle auf abstrakte Kategorien wie "die nordische Rasse" zu beziehen. Erst wenn jemand ausgegrenzt wird, wenn er keine Möglichkeiten mehr findet, zu partizipieren, fängt er an, sich an diese Dinge zu wenden.
Nein, es ist eher so, dass das "Eigene", d.h. Sprache, Kultur, Mentalität usw., dem Einzelnen zwangsläufig näher steht als das "Fremde", das ist ja ganz klar. Es ist ihm vertraut, mit Leuten, die diese Dinge teilen, kommt er besser zurecht, weil die Interaktionen besser klappen bei geteiltem Instrumentarium. Versteht sich von selbst. Daher hat jeder ein ureigenes Interesse daran, dass seine Umwelt eher derart gestaltet ist, wie er es gewohnt ist. Es gibt keinen objektiven Grund, warum ich "Haus" sage und nicht "maison", "casa" oder sonstwas. Aber WEIL ich es gewöhnt bin, habe ich von Natur aus eher ein Interesse, dass ich von Häusern umgeben bin als von maisons oder case. So ist es mit allem. Daher "liebt" jemand sein "Vaterland", seine Religion oder sonstwas. Nicht weil er rationale Gründe hat, dass A-Land besser ist als B-Land (auch wenn das oft versucht wird, zu konstruieren, indem man sagt: a-ländische Literatur ist so toll, a-ländische Verfassung, blabla), sondern weil das seine Identität ist, die er sich nicht aussuchen kann, aus Gewohnheit.


Es geht nicht darum, die Anforderungen für das Abitur z.B. so weit herunterzuschrauben, dass auch der letzte Depp den N.C. für das Medizin-Studium erlangt, sondern schlichtweg darum, Kinder aus "bildungsfernen Schichten" an Bildung heranzuführen
Ja das ist lobenswert aber wie gesagt kein sinnvolles alleiniges Programm. Du kannst nur sagen: Gut, wenn wir schon auch Schwache haben, lasst die wenigstens fördern. Aber Du kannst nicht Schwache fördern als ERSATZ für Starke haben meinen. Das muss in die Hose gehen. Du kannst in Deiner Mannschaft die Fußballgurken fördern und verbessern zu versuchen, aber wenn Deine Mannschaft aus 11 Leuten mit 22 linken Füßen besteht, ist es unsinnig zu meinen, dann fördern wir einfach noch viel mehr und gewinnen übermorgen die Championsleague.;)

Moloch
16.08.2008, 16:19
Weil sie das Christentum als ebenso überholt und unfreiheitlich ansehen.
Wer von einer säkular-liberalen Ordnung ausgeht, MUSS das mehr oder weniger so sehen.
Und da eben momentan hier eine säkulare, bis zum Erbrechen pluralistische und "weltoffene" Gesellschaft herrscht, also eben tendenziell das, was solche Gestalten wollen, stehe ich der Aussicht eines raumgreifenden Islam relativ gelassen gegenüber.
Ernsthaft: Was würde der denn schon noch beschädigen, was zu erhalten sich lohnt?

Deutschland ist voller wunderschöner Kirchen und christlicher Kunstwerke, Forschung und Kunst sind frei und finden auch in großem Umfang statt, Menschen, die die deutsche, christlich geprägte, abendländische Kultur noch leben, darunter sowohl Christen als auch Atheisten, können dies in Deutschland wenigstens noch. Dies alles ist durch einen weiter vordringenden Islam bedroht.

Genau das, wofür Du den Liberalismus verurteilst, nämlich seine gegenüber unserem kulturellen Erbe teils indifferente, teils ablehnende Haltung, vertrittst Du hier selbst. Weisst Du überhaupt, was Du willst? In deinem destruktiven Haß auf den Liberalismus gehst Du soweit, daß Du zum Feind überläufst. Ich finde das abstossend.

Bin übrigens Atheist, schon immer gewesen. Und will gerade deshalb unser christlich geprägtes kulturelles Erbe verteidigen.

-SG-
16.08.2008, 16:26
Richtig.
Zuerst einte Bismarck die 39 deutschen Ländchen im Frankreichfeldzug und in der Euphorie dieses Erfolgs setzte er flugs seinen eigenen Gedanken durch.

Hätte er 1962 höflich um die Reichsgründung unter dem preußischen König gebeten, hätte er von Bayern bis Hannover schallendes Gelächter geerntet.

Nachtrag: Nie wäre es ihm eingefallen, gegen Demokratie und Kleinstaaterei anzugehen, indem er sich mit dem ebenfalls monarchischen Frankreich gegen die anderen deutschen Länder verbündete!

Sauerländer
16.08.2008, 16:27
Das sehe ich anders, in den Pausen, in denen ich Luft hole, zwischen den Speianfällen, die die sich selbst verwirklichenden BWL-Studenten bushidohörend auf dem Weg zum Flughafen in den Pauschaltürkeiurlaub verursachen, verstehe ich neben all dem Denglischgeschwätz immerhin noch ein paar deutsche Worte, während ein Muezzinruf mich pausenlos kotzen lässt.
Die moderne deutsche "Kultur" verachte ich, nicht mehr. Die soll vor sich hinvegetieren und verrecken, einen anderen Anspruch hat sie ja eh nicht.
Den Islam dagegen verachte ich nicht. Er ist der "andere", er steht, wie Carl Schmitt sagte, "auf meiner eigenen Ebene. Aus diesem Grunde muss ich mich mit ihm kämpfend auseinandersetzen, um das eigene Maß, die eigene Grenze, die eigene Gestalt zu gewinnen“. Der Islam will Europa, ich will Europa. Ich erkenne ihn an, kann aber natürlich nicht akzeptieren, was er will. Daraus entsteht die "natürliche Feindschaft". Ich will einen Dom und Glockenläuten, er will eine Moschee und Muezzinrufe. Beides geht nicht. Entweder Du machst Spaghetti mit Sahnesoße oder mit Tomatensoße. Beides gleichzeitig geht nicht und daher muss die Tomatensoße die Sahnesoße naturgemäß als Konkurrenten hassen. Der lumpige Haufen identitätsloser Konsumidioten, der dazwischen liegt und Spaghetti ohne alles will, der interessiert mich einen Scheiß. Der wird so oder so zugrundegehen weil es ohne alles einfach nach nichts schmeckt.
Ein Stück weit kann man meine diesbezügliche Haltung wohl mit der der russischen Bolschewisten gegen Ende des Ersten Weltkriegs vergleichen - die fanden ihren Hauptfeind auch im eigenen Land, weil sie zunächstmal eine grundsätzlich andere Ordnung wollten, damit es für sie überhaupt einen Sinn haben konnte, das Land dann zu verteidigen. Bis dahin schien ihnen eher alles, was das etablierte Regime in die Krise stürzt, begrüßenswert.

Sauerländer
16.08.2008, 16:35
Deutschland ist voller wunderschöner Kirchen und christlicher Kunstwerke, Forschung und Kunst sind frei und finden auch in großem Umfang statt, Menschen, die die deutsche, christlich geprägte, abendländische Kultur noch leben, darunter sowohl Christen als auch Atheisten, können dies in Deutschland wenigstens noch.
Setzen wir es in den Konjunktiv - sie könnten. Es wird ihnen nicht verboten. Das ist auch in der Masse alles.

Dies alles ist durch einen weiter vordringenden Islam bedroht.
Bedroht wird in der Masse eine rein theoretische Freiheit, die kaum noch eine tatsächliche Nutzung erfährt.

Genau das, wofür Du den Liberalismus verurteilst, nämlich seine gegenüber unserem kulturellen Erbe teils indifferente, teils ablehnende Haltung, vertrittst Du hier selbst. Weisst Du überhaupt, was Du willst? In deinem destruktiven Haß auf den Liberalismus gehst Du soweit, daß Du zum Feind überläufst. Ich finde das abstossend.
Was ich will, dessen bin ich mir durchaus bewusst, und könnte es hier seitenlang darlegen. Ich habe aber auch einen Blick für gewisse gesellschaftliche Realitäten und die gegen Unendlich tendierende Differenz zwischen denen und meinen Vorstellungen.
Das, worin ich schwanke, ist lediglich die Hoffnung auf eine positive Entwicklung "von selbst" dadurch, dass auch von anderen die Unhaltbarkeit des Gegenwärtigen erkannt wird.
Es gibt Phasen, da hege ich unter verschiedenen Gesichtspunkten noch eine solche Hoffnung.
Und es gibt andere, da habe ich den Eindruck, dass der Feind, dass das Böse bereits final triumphiert hat, dass bereits alles Gute und Schöne vernichtet ist, und dass mit keinem Deut einzusehen ist, wozu man irgendeinen Aufwand betreiben sollte, diesen Zustand zu erhalten, man viel eher zumindest mit aller möglichen Gewalt noch denen einen mitgeben sollte, die diesen Zustand begrüßenswert finden.

Moloch
16.08.2008, 17:48
Setzen wir es in den Konjunktiv - sie könnten. Es wird ihnen nicht verboten. Das ist auch in der Masse alles.

Bedroht wird in der Masse eine rein theoretische Freiheit, die kaum noch eine tatsächliche Nutzung erfährt.

Ich erzähle Dir wohl kaum etwas Neues, wenn ich Dir sage, daß in Deutschland eine riesige Menge unschätzbarer Kulturgüter unterhalten und gepflegt werden. In vielen Städten werden im Krieg zerstörte Gebäude wieder so aufgebaut, wie sie früher einmal waren. Jeden Monat werden in Deutschland Tausende Bücher veröffentlich, viele beschäftigen sich mit deutscher Kultur, deutscher Geschichte, der Geschichte anderer Völker, objektiv und und im Geiste der Aufklärung, sie behandeln ihr Thema ohne Scheu vor religiösen Tabus. In den Universitäten wird in demselben Sinne geforscht und das gesammelte Wissen des Abendlandes bewahrt und gepflegt. Wer das sehen will, der sieht, daß das Gute und Schöne, das unser Land und unsere Kultur ausmacht, immer noch da ist und das in enormer Menge.

Klopperhorst
16.08.2008, 17:55
Der Islam steht nicht zum ersten Mal vor unseren Türen, aber es ist ihm noch niemals gelungen, so tief in nordische Gefile vorzudringen.

Ein Mythos wäre gut, aber was haben wir ihnen entgegenzusetzen?

Das Christentum ist seit Jahrhunderten reformiert und aufgeklärt, taugt nicht mehr für die breiten Massen als Sinnstiftung und somit Verteidigungsinstrument gegen fremde Einflüsse.

Die Demokratie und der Humanismus haben eher etwas verordnetes an sich, die Mehrheit der Europäer profitiert von ihnen, aber niemand kann ihren Wert wirklich einschätzen.

Der Nationalismus und das Volk sind in Verruf geraten, durch das 3. Reich und in Deutschland wahrscheinlich noch in 100 Jahren keine ernstzunehmende Alternative, um die orientalische Besiedlung abzuwehren.

Der Kommunismus ist gescheitert, und seine Reste taugen höchstens für eine weiße Verliererschicht.

Alles in allem haben wir keine Waffen gegen den Islam, um einen Mythos auch verteidigen zu können.

---

-SG-
17.08.2008, 13:50
Ein Mythos wäre gut, aber was haben wir ihnen entgegenzusetzen?



Nation, Volk und Religion sind auch im 21. Jahrhundert noch die grundlegenden Quellen zur Mythenbildung. Klar, diejenigen, die in der Geschichte eine lineare Entwicklung hin zum atheistischen, liberalen Weltbürgertum westlicher Prägung sehen, verneinen das, aber die Realität sieht von Nord- bis Südpol anders aus.

Man muss das als grundlegende Konstante menschlicher Massengesellschaften ansehen, dass sie sich durch diese Faktoren sinnstiftend konstituieren und von anderen abgrenzen. Die "formlose und daher geschichtslose Masse", die sich hierzulande gebildet hat, "bedeutet die Abdankung der Nation innerhalb der Geschichte, nicht zugunsten des ewigen Friedens, sondern zugunsten anderer." (Spengler)

Es geht also darum, zu diesen Kategorien zurückzufinden, wenn man nicht abdanken will, egal was wie in "Verruf" geraten ist.

Moloch
17.08.2008, 21:38
http://www.youtube.com/watch?v=RbGz6iHcbTU