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Vollständige Version anzeigen : Der "Verfassungspatriotismus"



Kaiser
16.12.2004, 21:57
Was soll das sein? Kann das jemand mal ausführen?


In wie fern soll man sich mit einem Stück Papier identifizieren, das wohl die allerwenigsten Deutschen je zur Gänze gelesen haben oder gar verstehen? Am wenigsten wohl diejenigen, die sich selbst Verfassungspatrioten nennen.

Ich bitte um Posts. Am besten von "Verfassungspatrioten"

Kaiser
16.12.2004, 22:39
Verfassungspatrioten scheinen sich ja hier anscheinend nicht gerade viele zu tummeln bzw. sie wissen keine Antwort auf diese einfachen Fragen.

Vielleicht sollte ich die Frage an die Userschaft der Politikarena stellen. :2faces:

Hexemer
16.12.2004, 22:48
Die bundesrepublikanische Verfassung ist mehr oder weniger identisch mit der vieler anderer westlicher Länder. Weshalb sollte ich ausschließlich darauf patriotisch sein? Meiner Meinung nach kann eine Verfassung keinen Patriotismus begründen.

Kaiser
16.12.2004, 22:53
Die bundesrepublikanische Verfassung ist mehr oder weniger identisch mit der vieler anderer westlicher Länder. Weshalb sollte ich ausschließlich darauf patriotisch sein? Meiner Meinung nach kann eine Verfassung keinen Patriotismus begründen.

Eine gute Frage. Ob ein Verfassungspatriot gerade die kleinen Wesensunterschiede des Grundgesetzes z.B. zur amerikanischen Verfassung betont und darauf stolz ist? Kennt er sie denn überhaupt, wenn er nicht gerade ein Jurist ist? Oder sind z.B. amerikanische und deutsche "Verfassungspatrioten" beliebig austauschbar?

Fragen über Fragen.

moxx
17.12.2004, 10:46
ich glaube in amerika sind die vorzeichen etwas anders, dort ist derjenige patriot, der verfassungspatriot ist (gibt aber bestimmt noch andere gründe). denn ein wichtiges element der usa ist die verfassung.
so ist auch zu verstehen, dass ein angriff auf z.Zt. bush, viel schlimmer ist als er normalerweise ist, da bush das amt des präsidenten bekleidet und dieses amt zählt mehr als die person an sich.

deutschland ist aber nicht nur die verfassung, somit ist ein vergleich zu den usa nicht zu ziehen. es gibt noch viel mehr, was mit deutschland zu tun hat. "verfassungspatriotismus" ist also nur der stolz auf ein juristisches meisterwerk.

Kaiser
17.12.2004, 11:01
ich glaube in amerika sind die vorzeichen etwas anders, dort ist derjenige patriot, der verfassungspatriot ist (gibt aber bestimmt noch andere gründe). denn ein wichtiges element der usa ist die verfassung.
so ist auch zu verstehen, dass ein angriff auf z.Zt. bush, viel schlimmer ist als er normalerweise ist, da bush das amt des präsidenten bekleidet und dieses amt zählt mehr als die person an sich.

deutschland ist aber nicht nur die verfassung, somit ist ein vergleich zu den usa nicht zu ziehen. es gibt noch viel mehr, was mit deutschland zu tun hat. "verfassungspatriotismus" ist also nur der stolz auf ein juristisches meisterwerk.

Soweit ich weiß, gibt es in den USA kein Äquivalent für "Verfassungspatriot". Wenn dort von Patriotismus die Rede ist, wird immer vom amerikanischen Land und Volk nicht von der Verfassung geredet. Egal ob man der Präsident oder ein Tellerwäscher ist.

Und ein Angriff auf Bush würde nicht primär als Angriff gegen die Verfassung sondern als Angriff auf das Land gewertet werden.

moxx
17.12.2004, 11:05
ich lebe mit einem amerikaner zusammen, der hat es mir erzählt. nachgeprüft habe ich es nicht, es ist nur die einzelmeinung, meines wg-nachbarn.

Kaiser
17.12.2004, 11:19
ich lebe mit einem amerikaner zusammen, der hat es mir erzählt. nachgeprüft habe ich es nicht, es ist nur die einzelmeinung, meines wg-nachbarn.

Du hast doch sicher genug Reden amerikanischer Politiker gehört und amerikanische Filme gesehen, um selbst beurteilen zu können ob ein Stück Papier oder das Land beim amerikanischen Patriotismus im Vordergrund steht.

Leyla
17.12.2004, 11:25
Und ein Angriff auf Bush würde nicht primär als Angriff gegen die Verfassung sondern als Angriff auf das Land gewertet werden.
Den Angriff eines Amerikaners auf Bush würde ich als heroische, selbstlose patriotische Handlung bezeichen.

Beverly
27.12.2004, 08:11
Das Grundgesetz besteht m. E. aus drei Teilen:

1. Den unveräußerlichen Menschenrechten, die allen zustehen, z. B. Recht auf körperliche Unversehrtheit.
2. Den Bürgerrechten, die nur deutschen Staatsbürgern zustehen, z. B. aktives und passives Wahlrecht.
3. Den Grundlagen für unsere Institutionen.

Man kann es gut finden oder ablehnen, aber wie man demgegenüber "patriotisch" sein kann ist mir ein Rätsel. Ich finde die Menschenrechte gut, aber sie gelten für alle Menschen und könnten demnach höchstens einen "Menschheitspatriotismus" begründen.

Deutscher Patriotismus ist mir im Internet in zwei Formen über den Weg gelaufen:

1. Schwarz-Weiß-Rot, der Rekurs auf das Kaiserreich oder das Dritte Reich, die Hervorhebung Preußens als Gründer des Deutschen Reiches
2. Schwarz-Rot-Gold, wovon der so genannte "Verfassungspatriotismus" wohl eine Unterart ist.

Ich halte beide Patriotismen für gleichermaßen nutzlos, wenn nicht schädlich. Beide pervertieren das Bedürfnis der Menschen nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe und nach Identifikation mit etwas für billige machtpolitische Zwecke. Führer und Bundespräsident erzählen dem Pöbel, man sei doch ein Volk, um ihn in Weltkriegen zu verheizen oder mit Hartz IV und co. endzulagern. Betrug dankend erhalten, die Flagge zu Putzlappen verarbeitet.

Leyla
27.12.2004, 08:49
Man kann es gut finden oder ablehnen, aber wie man demgegenüber "patriotisch" sein kann ist mir ein Rätsel.
Ich würde die deutsche Verfassung dem jetzigen EU-Verfassungsentwurf eindeutig vorziehen, aber das hat politisch-inhaltliche Gründe. Sie ist nicht deshalb automatisch besser, weil "Deutsch" draufsteht.

Lutz
27.12.2004, 10:06
Das Grundgesetz - man kann es gut finden oder ablehnen, aber wie man demgegenüber "patriotisch" sein kann ist mir ein Rätsel. Ich finde die Menschenrechte gut, aber sie gelten für alle Menschen und könnten demnach höchstens einen "Menschheitspatriotismus" begründen.


Mir leuchtet es in gewisser Hinsicht schon ein: Ein Verfassungspatriot hält nach meinem Verständnis das GG hoch und respektiert es, besonders die Menschen- und Grundrechte. Er hat somit die bundesrepublikanische Demokratie akzeptiert und ihre Vorzüge ggü. vor allem dem 3. Reich erkannt, das ist der Hauptknackpunkt. Daher sind nach meinem Verständnis all die Bundesrepublikaner Verfassungspatrioten, die Deutschland eben nicht "gegen die Wand" fahren wollen und genauso wenig unsere demokratischen Grundfeste umzustoßen suchen.

Dem Wort Patriotismus wird sowieso eine überspitzte und nicht mehr zeitgemäße Bedeutung zugeschrieben. "Verfassungspatriot" des GGs zu sein schließt gleiches bei der europäischen Verfassung in keinster Weise aus - beides ergänzt sich vielmehr.

Somit ist es keineswegs ein Unding, "patriotisch" auf die Verfassung zu sein, denn dort kann man genau nachlesen, worauf sich der Patriotismus begründet. Hingegen lässt dein Stolz/Patriotismus aufs Land, Kaiser, alles offen und dein Patriotismus könnte sich unter Umständen auf ein "anderes Deutschland" beziehen, wenn du verstehst, was ich meine.

Kaiser
28.12.2004, 00:16
Mir leuchtet es in gewisser Hinsicht schon ein: Ein Verfassungspatriot hält nach meinem Verständnis das GG hoch und respektiert es, besonders die Menschen- und Grundrechte. Er hat somit die bundesrepublikanische Demokratie akzeptiert und ihre Vorzüge ggü. vor allem dem 3. Reich erkannt, das ist der Hauptknackpunkt. Daher sind nach meinem Verständnis all die Bundesrepublikaner Verfassungspatrioten, die Deutschland eben nicht "gegen die Wand" fahren wollen und genauso wenig unsere demokratischen Grundfeste umzustoßen suchen.


Aha, wer also ein Stück Papier hervorhebt, das er in der Regel nicht einmal wirklich kennt, ist ein Verfassungspatriot.



Dem Wort Patriotismus wird sowieso eine überspitzte und nicht mehr zeitgemäße Bedeutung zugeschrieben.


Das einzige Land in dem das mit entsprechender Resonanz behauptet wird, ist Deutschland.



"Verfassungspatriot" des GGs zu sein schließt gleiches bei der europäischen Verfassung in keinster Weise aus - beides ergänzt sich vielmehr.


Aha, und die europäische Verfassung kennen die Verfassungspatrioten auch? :rolleyes:



Somit ist es keineswegs ein Unding, "patriotisch" auf die Verfassung zu sein, denn dort kann man genau nachlesen, worauf sich der Patriotismus begründet.


In welchem Artikel kann man das nachlesen?



Hingegen lässt dein Stolz/Patriotismus aufs Land, Kaiser, alles offen und dein Patriotismus könnte sich unter Umständen auf ein "anderes Deutschland" beziehen, wenn du verstehst, was ich meine.

Wie man sieht, hast du das Wesen des Patriotismus nicht verstanden. Der Patriotismus bezieht sich immer auf das Land und Volk, nicht auf das herrschende System das nur der politische Überbau ist.

Ein einfaches Beispiel. Deutschland führt Krieg gegen ein beliebiges Land. Ein Patriot dient in der eigenen Armee egal ob ein Bundeskanzler, ein Kaiser, ein Führer oder ein Generalsekretär Deutschland führt.

Das ist eben der entscheidende Unterschied zum "Verfassungspatriotismus". Das Stück Papier kann theoretisch in jedem Land durch gleiche bzw. ähnliche Verfassungen Gültigkeit haben. Es kann jederzeit geändert oder übergeordneten Verfassungen wie zukünftig der der EU unterworfen werden. Es knüpft nicht wirklich an ein Land oder Volk, sondern ist nur das Fundament eines x-beliebigen politischen Systems das derzeit Deutschland beherrscht. Ein Fundament, das du zum größten Teil in jedem demokratischen Staat der Welt finden kannst.

Wie soll man demgegenüber also einen Patriotismus entwickeln?

Beverly
28.12.2004, 07:55
Der Patriotismus bezieht sich immer auf das Land und Volk, nicht auf das herrschende System das nur der politische Überbau ist.


"Land" und "Volk" gehören selbst zum Überbau des in Wirklichkeit auf der Kontrolle über die Produktionsmittel basierenden Systems.


Ein einfaches Beispiel. Deutschland führt Krieg gegen ein beliebiges Land. Ein Patriot dient in der eigenen Armee egal ob ein Bundeskanzler, ein Kaiser, ein Führer oder ein Generalsekretär Deutschland führt.

Unter dem Generalsekretär hat ein diktatorischer Staat alle Produktionsmittel an sich gerissen. Unter Kaiser, Führer und den ersten Bundeskanzlern teilten sich Staat und Bourgeoisie die Kontrolle über die Produktionsmittel - der Staat gab Impulse und machte die "Generalplanung", die Bougeoisie hatte das Eigentumsrecht und Privilegien. Doch derzeit reißt die Bourgeoisie die alleinige Kontrolle über die Produktionsmittel an sich und wird unser Land damit ebenso zugrunde richten, wie es in den USA und Großbritannien geschehen ist. Für ein solches System werden nur die Armen - aus Armut Berufssoldat geworden - in den Krieg ziehen. Die Deppen sind durch den Turbo-Kapitalismus zu egoistisch dafür.


Das ist eben der entscheidende Unterschied zum "Verfassungspatriotismus". Das Stück Papier kann theoretisch in jedem Land durch gleiche bzw. ähnliche Verfassungen Gültigkeit haben. Es kann jederzeit geändert oder übergeordneten Verfassungen wie zukünftig der der EU unterworfen werden. Es knüpft nicht wirklich an ein Land oder Volk, sondern ist nur das Fundament eines x-beliebigen politischen Systems das derzeit Deutschland beherrscht. Ein Fundament, das du zum größten Teil in jedem demokratischen Staat der Welt finden kannst.

Wie soll man demgegenüber also einen Patriotismus entwickeln?
Wenn der "Verfassungspatriotismus" nicht schon eine begriffliche Totgeburt wäre, wäre er Loyalität zu einer bestimmten Ideologie, so wie Kommunismus oder Faschismus.

Lutz
28.12.2004, 09:22
Aha, wer also ein Stück Papier hervorhebt, das er in der Regel nicht einmal wirklich kennt, ist ein Verfassungspatriot.
Ich kenne das GG. Zwar nicht auswendig, doch die Grundaussage gerade der ersten 20 Artikel ist klar und deutlich formuliert und bildet eine klare Basis für die Verfassungspatrioten (*wasn dummes Wort*).



Das einzige Land in dem das mit entsprechender Resonanz behauptet wird, ist Deutschland.
Dein Patriotismus ist nicht zeitgemäß, er ist von gestern, siehe unten.



Aha, und die europäische Verfassung kennen die Verfassungspatrioten auch?
Ja, die sollten sie zumindest kennen lernen, weil sie die erweiterte Basis unseres Handelns und unseres Verständnisses ist. Ihre Bedeutung ist für die unmittelbare Zukunft Europas enorm.



In welchem Artikel kann man das nachlesen?
In allen. Natürlich ist dort nirgens Patriotismus definiert, wieso auch? Der "Patriotismus" ergibt sich aus der Gesamtheit der Artikel, wobei jeder Artikel unterschiedlich wiegt.



Wie man sieht, hast du das Wesen des Patriotismus nicht verstanden. Der Patriotismus bezieht sich immer auf das Land und Volk, nicht auf das herrschende System das nur der politische Überbau ist.

Das sagst du als Systemgegner - ich sehe keine klare Trennung zwischen Land, Volk und Herrschenden, da letztere ja, wie du weist, vom Volk legitimiert sind.



Ein einfaches Beispiel. Deutschland führt Krieg gegen ein beliebiges Land. Ein Patriot dient in der eigenen Armee egal ob ein Bundeskanzler, ein Kaiser, ein Führer oder ein Generalsekretär Deutschland führt.


Ein schlechtes Beispiel, so war es in der Vergangenheit leider bis 45 in Deutschland, ich würde es eher als souveränitätsabtretenden blinden Gehorsam beschreiben. Das hat die sogenannte rechte Alternative so ansich, will unbedingt Souveränität abtreten - in allen Lebenslagen. Immer auf der Suche nach einem Führer, der sie führt, unfähig oder unwillens, selbst Verantwortung zu übernehmen.



Das ist eben der entscheidende Unterschied zum "Verfassungspatriotismus". Das Stück Papier kann theoretisch in jedem Land durch gleiche bzw. ähnliche Verfassungen Gültigkeit haben. Es kann jederzeit geändert oder übergeordneten Verfassungen wie zukünftig der der EU unterworfen werden. Es knüpft nicht wirklich an ein Land oder Volk, sondern ist nur das Fundament eines x-beliebigen politischen Systems das derzeit Deutschland beherrscht. Ein Fundament, das du zum größten Teil in jedem demokratischen Staat der Welt finden kannst.
Wie soll man demgegenüber also einen Patriotismus entwickeln?

Ja, Verfassungen gehen mit der Zeit, starre Gleichheit und Stillstand wirst du da nicht erleben. Die Verfassung wird, wenn überhaupt, wieder durch vom Volk legitimierte Vertreter geändert, die Schranken dafür sind bekannter Maßen sehr hoch. Du siehst, deine propagierte strikte Trennung von Land, Volk und Staat ist nicht praktikabel, nicht zeitgemäß.
Fällt es dir tatsächlich schwer, zB ggü den Menschenrechten Patriotismus zu entwickeln? Patriotismus ist auch hier wieder das falsche Wort. Vielmehr respektiere ich sie und trete für ihre Verbreitung und Gültigkeit ein.

Beverly
28.12.2004, 09:30
Das einzige Land in dem das mit entsprechender Resonanz behauptet wird, ist Deutschland.


Dein Patriotismus ist nicht zeitgemäß

Man sollte aber nicht vergessen zu erwähnen, dass "zeitgemäßer" Patriotismus etwa in den USA und Großbritannien nur die Funktion hat, enorme soziale Gegensätze zu kaschieren und den Menschen die Illusion zu vermitteln, sie seien ein Volk anstatt eine Ansammlung von Klassen mit unvereinbaren Interessen.

Lutz
28.12.2004, 09:40
Kann sein! Das die USA einen anderen Patriotismus praktizieren als wir hier in der BRD, ist klar. Ich will an dieser Stelle keine Wertung vornehmen.

l_osservatore_uno
28.12.2004, 11:11
Eigentümlich Wortgeschöpf?!

Vielleicht als Ersatz für:

Kastrierter Patriot?
Patriotismuskastrat?

:D

Für wie dumm hält uns eigentlich Köhler?

:D

mauerfall
10.01.2005, 23:41
Ein einfaches Beispiel. Deutschland führt Krieg gegen ein beliebiges Land. Ein Patriot dient in der eigenen Armee egal ob ein Bundeskanzler, ein Kaiser, ein Führer oder ein Generalsekretär Deutschland führt..

Bullshit, das ist lediglich ein dummes schaf, dass dem hammel willenlos folgt. Ein patriot hinterfragt, was gut ist für seine nation. deiner logik nach trifft die herrschende clique per se die richtige entscheidung.


Aha, wer also ein Stück Papier hervorhebt, das er in der Regel nicht einmal wirklich kennt, ist ein Verfassungspatriot. .


Es geht um die eckpfeiler des GG, nicht um jedes einzelne wort. Um die symbolizität dessen, was das GG ausstrahlt. Das GG war in der nachkriegszeit wenig akzeptiert, erst das wirtschaftswunder hat ihm zu seinem status verholfen und die tatsache, dass die leute die gewonnenen freiheiten erstmal schätzen lernen mussten.


Aha, und die europäische Verfassung kennen die Verfassungspatrioten auch? .

Ob es der europäischen verfassung gelingt, kann man erst in 10 oder 20 jahren wirklich beurteilen, würde ich mal behaupten.

DichterDenker
12.01.2005, 17:16
@Thema

Also, dass ein Verfassungspatriot ist m.E. jemand, der sich mit den Grundwerten seiner Nation (die ja in der Verfassung stehen) identifiziert und diese zu schützen und zu würdigen gedenkt. Ein Verfassungspatriot ist also ein echter Patriot, im Gegensatz zum "echten" Patrioten, der auch u.U. die Grundwerte seiner Nation ablehnt, solange er glaubt im Sinne seiner Nation zu handeln. D.h. einer der bedingungslos in einem Krieg seinem KAiser, Führer oder Bundeskanzler dient und auch einem Befehl gehorcht, der nicht mit den Grundwerten des Landes zu vereinbaren ist.

Benny
12.01.2005, 17:22
Was soll das sein? Kann das jemand mal ausführen?


In wie fern soll man sich mit einem Stück Papier identifizieren, das wohl die allerwenigsten Deutschen je zur Gänze gelesen haben oder gar verstehen? Am wenigsten wohl diejenigen, die sich selbst Verfassungspatrioten nennen.

Ich bitte um Posts. Am besten von "Verfassungspatrioten"

Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Definiere "Verfassungspatriot".

Kaiser
12.01.2005, 17:29
Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Definiere "Verfassungspatriot".

Das war meine Frage.

mauerfall
12.01.2005, 19:02
tja benny vielleicht mal die seite 2 des topics lesen?!

Benny
12.01.2005, 20:33
Das war meine Frage.
Ich meine, wie kommt man auf so eine Frage? Hast du das irgendwo gelesen, oder irgendwo im Gespräch aufgeschnappt? Ich kann mir echt nichts darunter vorstellen. Das scheint so eine Wortschöpfung irgendeiner mir wohlbekannten Klientel zu sein, die gerne mit neuen Wortschöpfungen auf sich aufmerksam macht. So wie KREUZritter oder Hüter des KREUZES und ähnliche, verstehst du?
Deshalb mache ich mir echt keine Gedanken über so einen hirnrissigen Schrott und beobachte lieber...

mauerfall
12.01.2005, 20:40
der begriff stammt aus einer rede von dolf sternberger anlässlich des 30 jahrestages des GG. ein text, der 1979 in der FAZ erschien.

Benny
12.01.2005, 20:45
der begriff stammt aus einer rede von dolf sternberger anlässlich des 30 jahrestages des GG. ein text, der 1979 in der FAZ erschien.
Und wieso pult ihr so einen alten Schmarren wieder aus?
Erzähl mir nicht das es einfach aus Interesse geschieht.

Ich erkläre hiermit den Begriff "Verfassungspatriot" zum Unwort des Jahres 2005.
Ihr werdet sehen, der Begriff macht noch die Runde. Wie "Leitkultur" oder andere.

mauerfall
12.01.2005, 20:54
der begriff ist ein zentrales element der frage: worauf sind wir deutschen stolz, womit identifizieren wir uns? antwort: GG = verfassungspatriotismus

Cornelia
13.01.2005, 12:19
Grundgesetzpatriotismus.

Isch abe gar keine Verfassung!

Kaiser
13.01.2005, 20:33
Ich meine, wie kommt man auf so eine Frage? Hast du das irgendwo gelesen, oder irgendwo im Gespräch aufgeschnappt? Ich kann mir echt nichts darunter vorstellen. Das scheint so eine Wortschöpfung irgendeiner mir wohlbekannten Klientel zu sein, die gerne mit neuen Wortschöpfungen auf sich aufmerksam macht. So wie KREUZritter oder Hüter des KREUZES und ähnliche, verstehst du?
Deshalb mache ich mir echt keine Gedanken über so einen hirnrissigen Schrott und beobachte lieber...

Wieso, das taucht doch häufig in der politischen Diskussion auf wenn es um Patriotismus und die Integration von Ausländern geht.

Ist dir dieses Wort noch nie begegnet?

mauerfall
14.01.2005, 02:14
habermas hat dazu übrigens auch einiges geschrieben. einfach mal googlen, falls noch klärungsbedarf besteht :cool:

Benny
14.01.2005, 07:50
Wieso, das taucht doch häufig in der politischen Diskussion auf wenn es um Patriotismus und die Integration von Ausländern geht.

Ist dir dieses Wort noch nie begegnet?

Nein. Erst nachdem ich hier zum ersten Mal diesen Begriff gelesen habe. Dann habe ich recherchiert und nun weiß ich ungefähr um was es geht. Aber hirnrissig finde ich ihn trotzdem.

Kaiser
14.01.2005, 10:30
Nein. Erst nachdem ich hier zum ersten Mal diesen Begriff gelesen habe. Dann habe ich recherchiert und nun weiß ich ungefähr um was es geht. Aber hirnrissig finde ich ihn trotzdem.

Dann sind wir schon zu zweit.

Benny
14.01.2005, 10:46
Dann sind wir schon zu zweit.


8o wie ... auch du mein Sohn Brutus?

mauerfall
14.01.2005, 11:20
ich nicht. das GG ist etwas, worauf man stolz sein kann, wenn man es in relation zu so ziemlich allen anderen verfassungen setzt. ich bin kein freund von deutschtümelei und leitkultur, aber fakt ist, dass man ein integratives element braucht, um alle menschen einzubinden und eine verpflichtung aufs grundgesetz ist eine eben solche option.

http://www.nzz.ch/dossiers/2003/eukonvent/2003.12.05-fe-article99KI1.html

finde den artikel sehr differenziert und gut. es geht um die EU und die frage, ob das nationale denken überwunden werden kann.

Kaiser
14.01.2005, 14:04
ich nicht. das GG ist etwas, worauf man stolz sein kann, wenn man es in relation zu so ziemlich allen anderen verfassungen setzt. ich bin kein freund von deutschtümelei und leitkultur, aber fakt ist, dass man ein integratives element braucht, um alle menschen einzubinden und eine verpflichtung aufs grundgesetz ist eine eben solche option.

http://www.nzz.ch/dossiers/2003/eukonvent/2003.12.05-fe-article99KI1.html

finde den artikel sehr differenziert und gut. es geht um die EU und die frage, ob das nationale denken überwunden werden kann.

Wie kann der Otto-Normal-Verbraucher auf etwas stolz sein, was er nicht kennt und nicht versteht sowie was mit passenden Mehrheiten jederzeit geändert werden kann?

mauerfall
14.01.2005, 14:57
Wie kann der Otto-Normal-Verbraucher auf etwas stolz sein, was er nicht kennt und nicht versteht sowie was mit passenden Mehrheiten jederzeit geändert werden kann? ich verweise nur mal auf Art 79 Abs. 3GG ;)...von wegen kann beliebig geändert werden...

es geht um den schatten den die verfassung wirft. garantie der menschenrechte, recht zur politischen aktivität usw.

und was erlaubt ist und was nicht, weiß auch otto normalverbraucher.

das das GG reformiert wird ist doch notwendig. die lebensverhältnisse ändern sich ja auch. was momentan sehr bedauerlich ist, ist die tatsache, dass die parteien viele entscheidungen vor dem BVerfG austragen, was ja nicht im sinne des parlamentarismus sein kann. konsensfähigkeit schreiben viele politiker inzw. offenbar ziemlich klein...