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Vollständige Version anzeigen : Der König der Ballermänner



Parker
06.08.2008, 15:53
Ich erlaube mir mal, meinen Beitrag in einem anderen Forum hierhin zu verpflanzen, in der Hoffnung, hier eine etwas lebhaftere Diskussion anzuregen. Here we go:


Ich habe vor einigen Wochen mal wieder einen Film angeschaut. Nun weiß ich gar nicht, ob ich den gutfinden darf.

Als Teil 2 & 3 im Kino waren, mußte man, hielt man etwas auf sich, diese aus Prinzip verabscheuen. Vor 2-3 Jahren fand ich sie dann sehr unterhaltsam. Jetzt gab es Teil 4, den ersten Film, zu dem der Deutsche Filmdienst (haut mich nicht, wenn die anders heißen) eine Kritik verweigerte. Der Chef nannte ihn stattdessen den menschenverachtensten Film, den er je gesehen hatte.

Ich habe also die Zähne zusammengebissen, mir ein Herz gefaßt und mir das Machwerk angeschaut. Ich mach's erstmal kurz, ich fand ihn wirklich klasse und kann nur bemängeln, daß der Hauptdarsteller die Visage voll mit Botox hat, was sein eigener Signaturcharakter, den er hier nach 20 Jahren wieder in den Dschungel schickt, kaum würde gutheißen können.

Unser Held lebt, 20 Jahre älter und kriegsmüde halt, in Thailand vom Schlangenfang. Ein christliches Ärzteteam bittet ihn, sie mit seinem Boot nach Birma zu schippern, wo sie die drangsalierten Karen medizinisch versorgen wollen. Er hält das für eine ausgesprochene Schnapsidee, läßt sich aber vom Idealismus und den schönen Augen der zur Gruppe gehörenden Dame einwickeln und liefert diese nach einem kleinen Flußpiratenintermezzo am Zielort ab.
Die Ärzte haben die Rechnung allerdings ohne die Birmesen gemacht, die das Dorf, in dem sie wirken, angreifen, so ziemlich alles brutalstmöglich niedermetzeln und unsere Ärzte einfangen. Als sie nicht wieder auftauchen, schickt die Kirche, der sie angehören, einen Söldnerhaufen los, sie zu suchen. Unser Held wird beauftragt, diese dort abzusetzen, wo er auch die Ärzte abgesetzt hat.
Die Söldner wollen vor allem wieder heil heimkommen, aber ihr namenloser Bootsmann findet heimlich Birmesen beim Karensprengen zu beobachten nicht halb so unterhaltsam, wie selbst Birmesen, die Karensprengen lustig finden, abzuschießen. Da isses dann vorbei mit abhauen, wenn es zu gefährlich aussieht. Die Söldner lernen, daß "für nichts leben" gegen "für etwas sterben" nicht anstinken kann und ein birmesischer Wachoffizier lernt, daß man eine Frau, die einer altgewordenen Großkampfsau zugelächelt hat, nicht zu vergewaltigen versuchen sollte, wenn man seinen Kehlkopf nicht herausgerissen bekommen will.

Der Film strotzt nur so vor härtesten Gewaltszenen, die ohne das Augenzwinkern eines 'Kill Bill' auskommen müssen. Genozid wurde wohl nie drastischer gezeigt, als der Umgang birmesischer Militärs mit den Karen und auch unser Held läßt seine Opfer in Stücken zurück.

Die Rede ist von John Rambo. (http://www.ofdb.de/film/137750,John-Rambo)

Hat den jemand geguckt, wie wurde er befunden, warum guckt man sowas nicht und was ist eigentlich daran auszusetzen?

bernhard44
06.08.2008, 16:05
ich hab ihn gesehen, mit einer gewissen Skepsis und so einem "na ja" Gefühl.
Nach dem etwas trägen Anfang, hat dieser "RAMBO" mich völlig überrascht und zwar positiv. Was diesen Film von den vorangegangenen unterscheidet......er ist völlig ohne den gewohnten Pathos, eher zynisch, brutal und von einer ungewohnten Härte. Diese ist aber nicht Selbstzweck und wirkt auch nicht aufgesetzt. Sie zeigt schonungslos und offen die Mechanismen von Diktaturen. Den Gutmenschen und Pazifisten werden eindringlich die verklärten Augen geöffnet. Bestimmte Dinge müssen einfach getan werden!

Misteredd
06.08.2008, 16:18
Der letzte Rambo soll eher im Stil des ersten sein. Den ersten Teil fand ich als herausragend gut.

Die beiden folgenden waren Trash.

Ich muss ihn mir wohl einmal ansehen.

Parker
06.08.2008, 16:40
[...]
Den ersten Teil fand ich als herausragend gut.

Die beiden folgenden waren Trash.

Ich muss ihn mir wohl einmal ansehen.

Stimmt alles.




Der letzte Rambo soll eher im Stil des ersten sein. [...]

Jein, würde ich sagen. Er hat, wie Bernhard schon schrieb, die Ernsthaftigkeit des Erstlings und den Helden, der tut, was er tut, nicht einfach weil er es kann, sondern vielmehr, weil er das muß. Er kann nämlich, als er das, was er vorher genauso zynisch mit "läßt sich eh nicht ändern" abgetan hat, wie wir alle, aus nächster Nähe sieht, nicht länger dabei zusehen. Und das ist das, worum es dem vielfach unterschätzten Stallone hier geht: "Dabei kann man nicht zuschauen". Er versucht ja das als Antikriegsfilm zu verkaufen, wahrscheinlich bleibt ihm marketingtechnisch wenig Wahl. Das ist es aber eher nicht. Es ist weit eher ein Antigenozidfilm, der sich mit "Macht man nicht" nicht zufriedengibt, sondern stattdessen weitergeht zu "das muß man verhindern, auch wenn man sich dabei die Finger schmutzig macht und die Seele verkrüppelt" Denn das wiederum verbindet I und IV. Rambo ist mittlerweile ein gebrochener Charakter, der weiß, daß es für ihn selbst kein Glück geben kann, weil er Dinge getan hat, die ihn niemals zur Ruhe kommen lassen werden.

Misteredd
06.08.2008, 16:55
Ein Film mit diesem Inhalt ist dann längst überfällig. Jetzt muss ich ihn mir unbedingt ansehen.

Es wird zu viel weggeschaut.

Parker
06.08.2008, 16:57
ich hab ihn gesehen, mit einer gewissen Skepsis und so einem "na ja" Gefühl.

Ich auch. :]



Nach dem etwas trägen Anfang, hat dieser "RAMBO" mich völlig überrascht und zwar positiv.

Mich auch. Allerdings fand ich den Anfang nicht träge. Rambo wird eingeführt als eine moderne Version des Tafelritters Lancelot, der zum Eremiten wurde, weil er sich versündigt hat.




Was diesen Film von den vorangegangenen unterscheidet......er ist völlig ohne den gewohnten Pathos,

Pathos habe ich allerdings genug gesehen. Ich liebe Pathos. :] Pathos ist das Mittel des Filmemachers, auch einen abgebrühten Gucker wie mich emotional zu packen und in seine Geschichte hineinzuziehen. Man denke etwa an die Szene, in der der Protagonist, während ihn die Geister der Vergangenheit heimsuchen, sein Messer fertigschmiedet, ehe er wieder in die Schlacht zieht. Wenn das kein Pathos ist, dann weiß ich es nicht. (Die Szene erinnert mich übrigens stark an den Durchbruchsfilm von Stallones altem Kumpel Schwarzenegger, Conan the Barbarian, während das Messer eher den Klingen eines Jason Vorhees gleicht, als dem altbekannten Rambo-Messer.)
Was dem Film allerdings fehlt, ist die comichafte Albernheit von II und III. Das hier ist blutiger Ernst.





eher zynisch, brutal und von einer ungewohnten Härte. Diese ist aber nicht Selbstzweck und wirkt auch nicht aufgesetzt. Sie zeigt schonungslos und offen die Mechanismen von Diktaturen.

Das stimmt. Hier wird "die Truppen gingen mit äußerster Brutalität vor" schonungslos bebildert und das ist auch nötig, damit der Film wirken kann, wie er das soll.



Den Gutmenschen und Pazifisten werden eindringlich die verklärten Augen geöffnet.

Sollte es hier tatsächlich zu einer Diskussion kommen, wirst Du erleben, wie sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, den Blick auch nur in diese Richtung zu lenken.



Bestimmte Dinge müssen einfach getan werden!

Kurzer Film, einfache Aussage. Das macht sie aber keineswegs unwahr. Manches muß man nicht solange komplizieren, bis man sich wieder gemütlich zurücklehnen kann.

bernhard44
06.08.2008, 17:01
das besondere an Film und Realität ist das zufällige Zusammentreffen von Film-Story und tatsächlichen Geschehens. Die Unwetterkatastrophe in Birma/Myanmar hat gerade die kläglichen Versuche der "zivilisierten" Welt gezeigt, dort Einfluss zu nehmen. Die Junta hat den Europäern und Amis deutlich gemacht, dass sie überhaupt kein Interesse an solchen Aktionen haben und wir haben gestaunt und wollten es nicht glauben. Appelle verhallten unbeantwortet oder abweisend.
Hier setzt der Film an, an bestimmten Punkten hilft nur noch der direkte Schlag, hier ist reden und verhandeln, Diplomatie völlig unangebracht und muss versagen. Die Gegenpartei hat keinerlei Interesse an derlei humanistischen Firlefanz. Der Weg der hier gegangen werden muss ist blutig, brutal, dreckig und schockieren (selten flogen so viel Körperteile durch die Gegend), aber im "Krieg" gibt es kein schönes, kein humanes, unblutiges Sterben!
Nun kann man schön philosophieren, was man alles hätte tun können, dass es nie soweit gekommen wäre, wenn.......Haben wir aber nicht, und es ist so gekommen, wie es gekommen ist und ab einem gewissen Punkt gibt es keine Wahl, keine andere Option mehr!
Das wollte uns der alte verbitterte Mann mit auf den Weg geben!

bernhard44
06.08.2008, 17:07
Pathos habe ich allerdings genug gesehen. Ich liebe Pathos. :] Pathos ist das Mittel des Filmemachers, auch einen abgebrühten Gucker wie mich emotional zu packen und in seine Geschichte hineinzuziehen. Man denke etwa an die Szene, in der der Protagonist, während ihn die Geister der Vergangenheit heimsuchen, sein Messer fertigschmiedet, ehe er wieder in die Schlacht zieht. Wenn das kein Pathos ist, dann weiß ich es nicht. (Die Szene erinnert mich übrigens stark an den Durchbruchsfilm von Stallones altem Kumpel Schwarzenegger, Conan the Barbarian, während das Messer eher den Klingen eines Jason Vorhees gleicht, als dem altbekannten Rambo-Messer.)
Was dem Film allerdings fehlt, ist die comichafte Albernheit von II und III. Das hier ist blutiger Ernst.



ja klar, vielleicht hätte ich besser "aufgesetzten Patriotismus" sagen sollen!

bernhard44
06.08.2008, 17:54
Sollte es hier tatsächlich zu einer Diskussion kommen, wirst Du erleben, wie sie sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, den Blick auch nur in diese Richtung zu lenken.



hier ein Vorgeschmack!


John Rambo liefert kein komplexes Bild der politischen Lage – auch Actionfilme können das zumindest versuchen, wie zuletzt Operation: Kingdom (The Kingdom, 2007) – sondern eine so klar in Gut und Böse aufgeteilte Welt, dass für Zweideutigkeiten kein Platz bleibt: Der finstere Offizier, der die Missionare um Sarah gefangen hält, die Rambo zuvor mit seinem kleinen Kahn Boot ins birmesische Krisengebiet gebracht hatte, ist nicht nur ein sadistischer Mörder, sondern auch noch pädophil. Und natürlich soll Sarah, nachdem sie ein wenig in ihrem Käfig ausgestellt war, von einem anderen Offizier vergewaltigt werden. Der Krieg um Gut und Böse wird hier so offensichtlich, wie man es schon lange nicht mehr gesehen hat, vor allem um den Körper der weißen Frau ausgetragen. Den vor johlenden Soldaten ausgestellten einheimischen Frauen gilt hingegen nur die Aufmerksamkeit der Kamera, nicht aber der Schutz der Söldner.
Es ist letztlich müßig, John Rambo seine reaktionäre politische Haltung oder verlogene Bildsprache vorzuwerfen. Dieser Film schert sich nicht um Gefühligkeiten, er ist, und darin sich und seinem Protagonisten immerhin treu – die Welt ist schlecht ohne Aussicht auf Besserung –, die schiere Antithese zur Gewaltfreiheit der Missionare. Zum Schluss greift auch der Prediger Michael (Paul Schulze) ausgerechnet zu einem Stein und prügelt seinen Gegner tot. Die meisten Zuschauer hat der Film bis dahin vermutlich verloren, so lustlos wälzt er sich auf das vorhersehbar blutige Ende bar aller Hoffnung zu.
http://www.critic.de/filme/detail/film/john-rambo-1155.html

solche Leute schicken auch Soldaten nach Afghanistan um dort Bibeln zu verteilen........oder Freundschaftsbänder aus Plastik!

Parker
06.08.2008, 18:56
Der größte Trick des Teufels war es, uns glauben zu machen, daß es ihn nicht gibt. ;)

Unbelehrbar
06.08.2008, 19:32
Ich bin damals ins Kino mit der Erwartung gegangen, ein wenig solide Action zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger und wurde durch aus positiv überrascht.
Nach einem trägen Beginn gab es ein paar nett geführte Dialoge,welche von guten Standpunkten bis hin zu sarkastischen Einlagen,die mir hin und wieder ein breites Grinsen ins Gesicht trieben,einiges boten.
Die passenden Empfänger für die ungeschminkten Nachrichten werden aber wohl leider nicht im Kino gesessen haben.
Darauf folgt,dass was ich eigentlich erwartet hatte.
Blei ,Blut und Explosionen bis zum abwinken. In noch stärker Form und mit einer Brutalität und Deutlichkeit die mich überraschte.
Spätestens bei der Szene mit dem Schwein fragte ich mich ,ob die Bundesprüfungsstelle etwa von Gutmenschen bereinigt wurde. Hart!!!!
So manches Raunen und Wegdrehen von Zuschauern nahm ich ebenso zur Kenntnis ,wie das Fazit der Anwesenden am Ende,dass sich der Eintritt gelohnt habe.
Kein Meisterwerk aber ein guter Streifen mit ungewöhnlicher Härte und mehr Tiefgang als man erwartete.

bernhard44
06.08.2008, 19:47
Ich bin damals ins Kino mit der Erwartung gegangen, ein wenig solide Action zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger und wurde durch aus positiv überrascht.
Nach einem trägen Beginn gab es ein paar nett geführte Dialoge,welche von guten Standpunkten bis hin zu sarkastischen Einlagen,die mir hin und wieder ein breites Grinsen ins Gesicht trieben,einiges boten.
Die passenden Empfänger für die ungeschminkten Nachrichten werden aber wohl leider nicht im Kino gesessen haben.
Darauf folgt,dass was ich eigentlich erwartet hatte.
Blei ,Blut und Explosionen bis zum abwinken. In noch stärker Form und mit einer Brutalität und Deutlichkeit die mich überraschte.
Spätestens bei der Szene mit dem Schwein fragte ich mich ,ob die Bundesprüfungsstelle etwa von Gutmenschen bereinigt wurde. Hart!!!!
So manches Raunen und Wegdrehen von Zuschauern nahm ich ebenso zur Kenntnis ,wie das Fazit der Anwesenden am Ende,dass sich der Eintritt gelohnt habe.
Kein Meisterwerk aber ein guter Streifen mit ungewöhnlicher Härte und mehr Tiefgang als man erwartete.

gute Zusammenfassung!
Er wird keinen Oscar dafür bekommen, aber ein ungewohnt guter Film von und mit Sylvester Stallone, wenn man sich auf ihn einlässt!

Parker
07.08.2008, 04:55
Ich bin damals ins Kino mit der Erwartung gegangen, ein wenig solide Action zu sehen. Nicht mehr und nicht weniger und wurde durch aus positiv überrascht.
Nach einem trägen Beginn gab es ein paar nett geführte Dialoge,welche von guten Standpunkten bis hin zu sarkastischen Einlagen,die mir hin und wieder ein breites Grinsen ins Gesicht trieben,einiges boten.
Die passenden Empfänger für die ungeschminkten Nachrichten werden aber wohl leider nicht im Kino gesessen haben.
Darauf folgt,dass was ich eigentlich erwartet hatte.
Blei ,Blut und Explosionen bis zum abwinken. In noch stärker Form und mit einer Brutalität und Deutlichkeit die mich überraschte.
Spätestens bei der Szene mit dem Schwein fragte ich mich ,ob die Bundesprüfungsstelle etwa von Gutmenschen bereinigt wurde. Hart!!!!
So manches Raunen und Wegdrehen von Zuschauern nahm ich ebenso zur Kenntnis ,wie das Fazit der Anwesenden am Ende,dass sich der Eintritt gelohnt habe.
Kein Meisterwerk aber ein guter Streifen mit ungewöhnlicher Härte und mehr Tiefgang als man erwartete.

Was Du mit "passenden Empfängern" meinst, ist durch einen solchen Film kaum zu erreichen. Was er aber kann, ist dem gemeinen Splatterfreund etwas zu vermitteln, was er sowenig erwartet hat, wie wir 3. Das ist immerhin mehr, als die bekannten Antikriegsfilme vermögen, die strenggenommen ohnehin nur dem Chor predigen, während sie ansonsten genauso als scheppernde Unterhaltungsware goutiert werden, wie Rambo 2 und 3.

Parker
07.08.2008, 05:00
das besondere an Film und Realität ist das zufällige Zusammentreffen von Film-Story und tatsächlichen Geschehens.[...]

Zynischerweise ein ausgesprochener Glücksfall für Stallone.

Parker
07.08.2008, 05:58
Zu der von Bernhard zitierten Filmkritik, deren Verfasser hier leider nicht antworten wird, es reiht sich allerdings ein Spoiler an den nächsten:


"John Rambo liefert kein komplexes Bild der politischen Lage – auch Actionfilme können das zumindest versuchen, wie zuletzt Operation: Kingdom (The Kingdom, 2007) – sondern eine so klar in Gut und Böse aufgeteilte Welt, dass für Zweideutigkeiten kein Platz bleibt: "

Welche Zweideutigkeiten sollten notwendig sein, um zu vermitteln, daß in Birma ein lupenreiner Völkermord geschieht? Hätte man zeigen sollen, wie der Soldat, der gerade einem Karen die Arme abgehackt hat, später am Abend ein ganz netter Kerl ist, der mit seinen Kindern spielt?


"Der finstere Offizier, der die Missionare um Sarah gefangen hält, die Rambo zuvor mit seinem kleinen Kahn Boot ins birmesische Krisengebiet gebracht hatte, ist nicht nur ein sadistischer Mörder, sondern auch noch pädophil."

Das geht nicht. Er hätte als netter Familienvater portraitiert werden müssen, denn niemand ist nur böse. Daß dabei ein Teil des Horrors, den Genozid bedeutet, nämlich auch der sexuelle Terror gegen Kinder auf der Strecke geblieben wäre, spielt dagegen keine Rolle.


"Und natürlich soll Sarah, nachdem sie ein wenig in ihrem Käfig ausgestellt war, von einem anderen Offizier vergewaltigt werden."

Ich weiß, irgendwer wird das zum Anlaß nehmen, mich zu zerreißen, aber ja, das Wort natürlich steht genau da, wo es hingehört. Was glaubt der Mensch eigentlich, was Gefangenschaft für Frauen unter derartigen Umständen bedeutet?
Ingrid Betancourt deutet es nur an: "...Sie habe Erniedrigungen erlebt, über die sie nicht sprechen könne, sagt Betancourt.....Ob sie auch Opfer sexueller Gewalt geworden ist, ist nicht bekannt. «Die Anwesenheit einer Frau unter so vielen männlichen Gefangenen, die seit acht oder zehn Jahren in Haft sind, war natürlich ein Problem», sagt Betancourt, ohne weiter darauf einzugehen..." http://www.derwesten.de/nachrichten/politik/2008/7/6/news-60543461/detail.html

Unnatürlich(und ich bitte das nicht falsch zu verstehen, das ist ganz sicher keine Gutheißung) ist da wohl lediglich, daß es solange dauert, bis die Retter endlich da sind. In der Rolle des Arztes Michael, hat Stallone diese Kritik geradezu vorhergesehen, man denke an den Piratenzwischenfall.

"Der Krieg um Gut und Böse wird hier so offensichtlich, wie man es schon lange nicht mehr gesehen hat,"


Das ist richtig. Dem Herrn der Ringe konnte man das allerdings durchgehen lassen. Hier hätte man solange weiße Tupfer ins Schwarz mischen müssen, bis alles ergraut und nur noch eine Frage des Standpunktes ist. Auch Genozid kann eine Interpretationssache sein, wenn man nur feste genug will.


"vor allem um den Körper der weißen Frau ausgetragen."

Naja, ihre Freundlichkeit und ihr Idealismus sind es, die Rambo überhaupt erst in diese Geschichte hineinziehen. Die vom Kritiker hier angedeutete Entblößung bleibt allerdings aus. Die Reduzierung auf den Körper der Frau dient lediglich der Diskreditierung des Films. Zu tun hat sie mit ihm nichts.

"Den vor johlenden Soldaten ausgestellten einheimischen Frauen gilt hingegen nur die Aufmerksamkeit der Kamera, nicht aber der Schutz der Söldner."


Wieviele Söldner sind das doch gleich? 5? Was hätte derselbe Kritiker wohl geschrieben, hätte dieses Häufchen es darauf angelegt, sich mit einer komplette Armeeeinheit anzulegen?


"Es ist letztlich müßig gelogen ist es, John Rambo seine reaktionäre politische Haltung man hätte schließlich auch mit ihnen darüber reden können oder verlogene Bildsprache wie kommt er denn jetzt darauf? wenn etwas schonungslos realistisch ist, dann die Bildsprache vorzuwerfen."

"Dieser Film schert sich nicht um Gefühligkeiten"

Hieß das Thema jetzt Völkermord, oder haben wir Magnolien aus Stahl geguckt?


", er ist, und darin sich und seinem Protagonisten immerhin treu – die Welt ist schlecht ohne Aussicht auf Besserung –, die schiere Antithese zur Gewaltfreiheit der Missionare."

Die nichtmal Missionare sind, aber ansonsten stimmt das mal.

"Zum Schluss greift auch der Prediger Michael (Paul Schulze) ausgerechnet zu einem Stein und prügelt seinen Gegner tot. "

Er hat die Wahl dies zu tun, oder tatenlos zuzuschauen, wie einer seiner Retter hinterrücks erschossen wird. Der darf sich freuen, daß er nicht statt Michael den Kritiker gerettet hat. Das wäre ihm nicht gut bekommen, während dieser es für eine ethisch überlegene Entscheidung befunden hätte, ihn verrecken zu lassen.

"Die meisten Zuschauer hat der Film bis dahin vermutlich verloren, so lustlos wälzt er sich auf das vorhersehbar blutige Ende bar aller Hoffnung zu."

Welche Hoffnung könnte das sein? Die, daß die Militärs doch noch einsehen, daß sie sich irgendwie nicht gänzlich korrekt verhalten? Hätte man ihnen nur gut zureden müssen?

bernhard44
07.08.2008, 06:13
ich staune dass noch keiner unserer Gutmenschen hier aufgekreuzt ist und um uns "aufzuklären", wie falsch wir doch mit unserer Sicht der Dinge liegen!
Liegt es daran, dass keiner den Film gesehen haben will oder haben sie etwa die Botschaft verstanden..........

Misteredd
07.08.2008, 09:22
"Die meisten Zuschauer hat der Film bis dahin vermutlich verloren, so lustlos wälzt er sich auf das vorhersehbar blutige Ende bar aller Hoffnung zu."

Welche Hoffnung könnte das sein? Die, daß die Militärs doch noch einsehen, daß sie sich irgendwie nicht gänzlich korrekt verhalten? Hätte man ihnen nur gut zureden müssen?



http://www.sakurai-cartoons.de/images/g_sofortabblasen.gif

Parker
07.08.2008, 09:48
So ungfähr.

Meister Lampe
07.08.2008, 19:12
Menschenverachtend? Da hat der deutsche Filmdienst schon recht. Aber seit wann heisst "menschenverachtend", dass ein Film nicht gut ist?
Den Film hab ich mir letztes Wochende auch angeschaut und war sehr angetan.
Rambo tötet entmenschlichte Schlitzaugen - was will man mehr?

Ansonsten schliesse ich mich den Vorrednern an:
Kurz (mit 92 Minuten Laufzeit unterscheidet er sich angenehm von dem immer mehr um sich greifenden Bombastismus), knackig, brutal und unterhaltsam.
Endlich mal eine Fortsetzung, die sich sehen lässt!

Eine lesenswerte Kritik gibt's hier (auf Englisch):
http://www.ruthlessreviews.com/reviews.cfm/id/1454/page/rambo.html

bernhard44
08.08.2008, 06:14
Menschenverachtend? Da hat der deutsche Filmdienst schon recht. Aber seit wann heisst "menschenverachtend", dass ein Film nicht gut ist?
Den Film hab ich mir letztes Wochende auch angeschaut und war sehr angetan.
Rambo tötet entmenschlichte Schlitzaugen - was will man mehr?

Ansonsten schliesse ich mich den Vorrednern an:
Kurz (mit 92 Minuten Laufzeit unterscheidet er sich angenehm von dem immer mehr um sich greifenden Bombastismus), knackig, brutal und unterhaltsam.
Endlich mal eine Fortsetzung, die sich sehen lässt!

Eine lesenswerte Kritik gibt's hier (auf Englisch):
http://www.ruthlessreviews.com/reviews.cfm/id/1454/page/rambo.html

Da steh ich an Rambos Seite! Er verachtet die bestialischen Militärs und ebenso das hoffnungslose, weltfremde, gar "gefährliche" Gutmenschendenken der selbsternannten Weltenverbesserer!

Kreuzbube
08.08.2008, 08:00
Da steh ich an Rambos Seite! Er verachtet die bestialischen Militärs und ebenso das hoffnungslose, weltfremde, gar "gefährliche" Gutmenschendenken der selbsternannten Weltenverbesserer!

Bleibt die Frage, wo der sich selber sieht bzw. einordnet. Übrigens: Wer muß denn nun als Bösewicht herhalten; nach Ende des kalten Krieges? Na ja; Afghanistan würde ja - etwas modifiziert - wieder gehen. Die Feindbilder müssen immer der aktuellen Weltlage entsprechen; der Zuschauer soll ja nicht nur unterhalten werden, sondern auch noch was lernen...

Parker
08.08.2008, 09:21
Bleibt die Frage, wo der sich selber sieht bzw. einordnet.

Das wird im Film ziemlich deutlich. Er wird die Geister der Verrgangenheit nicht los und würde niemandem empfehlen in seine Fußstapfen zu treten. Er ist nämlich kaputt und weiß das auch. Für irgendein Lager tritt er nicht mehr ein. Politik juckt ihn nicht, Patriotismus ist Geschichte. Es geht nicht um das, was geschehen soll, sondern ausschließlich um das, was nicht geschehen darf.



Übrigens: Wer muß denn nun als Bösewicht herhalten; nach Ende des kalten Krieges? Na ja; Afghanistan würde ja - etwas modifiziert - wieder gehen. Die Feindbilder müssen immer der aktuellen Weltlage entsprechen; der Zuschauer soll ja nicht nur unterhalten werden, sondern auch noch was lernen...

Nun ist die Aktualität des Films dem Zufall geschuldet. Die humanitäre Katastrophe war nicht absehbar, der Genozid fand unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Es hätte ebenso ein beliebiger afrikanischer Krisenherd sein können.

Kreuzbube
08.08.2008, 17:59
Nun ist die Aktualität des Films dem Zufall geschuldet. Die humanitäre Katastrophe war nicht absehbar, der Genozid fand unter weitgehendem Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Es hätte ebenso ein beliebiger afrikanischer Krisenherd sein können.

Die einzig gute Szene in den Rambo-Filmen war für mich jene, als er mit Pfeil und Bogen dank der Explosiv-Spitze den Hubschrauber abschießt.

Parker
08.08.2008, 18:20
Die einzig gute Szene in den Rambo-Filmen war für mich jene, als er mit Pfeil und Bogen dank der Explosiv-Spitze den Hubschrauber abschießt.


Der ist mit II und III kaum noch zu vergleichen. Vielleicht würde mancher ihn etwas gnädiger aufnehmen, wenn der Protagonist einen anderen Namen trüge, allerdings gefällt mir die Idee, daß Stallone mit der Darstellung als unter der Vergangenheit Leidendem auch ein wenig Abbitte für die comichafte Albernheit (ich weiß, ich wiederhole mich, aber das trifft es vielleicht am Besten) dieser Filme leisten wollte.

Kreuzbube
08.08.2008, 18:46
Der ist mit II und III kaum noch zu vergleichen. Vielleicht würde mancher ihn etwas gnädiger aufnehmen, wenn der Protagonist einen anderen Namen trüge, allerdings gefällt mir die Idee, daß Stallone mit der Darstellung als unter der Vergangenheit Leidendem auch ein wenig Abbitte für die comichafte Albernheit (ich weiß, ich wiederhole mich, aber das trifft es vielleicht am Besten) dieser Filme leisten wollte.

Den werde ich dann irgendwann im Fernsehen anschauen. Mache ich meistens so.

bernhard44
08.08.2008, 18:50
Den werde ich dann irgendwann im Fernsehen anschauen. Mache ich meistens so.

besorg dir lieber die "uncut" DVD!

http://www.amazon.de/John-Rambo-Uncut-Sylvester-Stallone/dp/B00172I066

Kreuzbube
08.08.2008, 18:56
besorg dir lieber die "uncut" DVD!

http://www.amazon.de/John-Rambo-Uncut-Sylvester-Stallone/dp/B00172I066

Danke für den Tip, aber es stört mich überhaupt nicht, Filme erst Jahre später zu sehen. Meist bestätigte sich dann meine Annahme, daß ich nichts verpasst hatte. Das letzte Mal war ich bei "Das Leben der Anderen" im Kino; mit der ganzen US-Schei... hab ich nichts im Sinn!

bernhard44
08.08.2008, 19:01
Danke für den Tip, aber es stört mich überhaupt nicht, Filme erst Jahre später zu sehen. Meist bestätigte sich dann meine Annahme, daß ich nichts verpasst hatte. Das letzte Mal war ich bei "Das Leben der Anderen" im Kino; mit der ganzen US-Schei... hab ich nichts im Sinn!

nur sind Filme im Fernsehen kein wirklicher Genuss mehr! Werbung und FSK machen jeden guten Film zu einem mehrteiligen, stark amputierten, Episoden-Werbefilm! X(

Kreuzbube
08.08.2008, 19:11
nur sind Filme im Fernsehen kein wirklicher Genuss mehr! Werbung und FSK machen jeden guten Film zu einem mehrteiligen, stark amputierten, Episoden-Werbefilm! X(

Ja, das ist richtig. Mir geht es dabei aber mehr um den (nachgeholten) Informationswert. Ich will dann wissen, was den Film (z.B. "Jurassic Park", "Titanic" oder "Independence Day") so interessant gemacht hat, um letztlich meist kopfschüttelnd noch vor Ende wegzuschalten. Ins Kino gehe ich fast nur noch bei deutschen Produktionen, weil diese noch ein gewisses Restniveau besitzen. Außerdem gehts dann im Anschluß immer in Begleitung fein Essen - das sollte man nicht inflationär betreiben und deshalb nur in ausgewählten Fällen genießen...

Parker
08.08.2008, 19:15
nur sind Filme im Fernsehen kein wirklicher Genuss mehr! Werbung und FSK machen jeden guten Film zu einem mehrteiligen, stark amputierten, Episoden-Werbefilm! X(

Und dieser muß in der geschnittenen Fassung wirklich deutlich kürzer sein.

Mit Filmen im TV geht es mir genauso. Ich kan mich gar nicht mehr erinnern, wann ich mir das zuletzt angetan habe. Ich lebe seit bestimmt 10 Jahren ohne Fernsehzeitung und bleibe nur noch beim Zappen irgendwo hängen.
Das Letzte, was ich mir, von der EM abgesehen, gezielt angeschaut habe, war der zweite Teil einer Nibelungen-Dokumentation, deren erster Teil zufällig lief, als ich meine Eltern besuchte.

Parker
08.08.2008, 19:20
Ja, das ist richtig. Mir geht es dabei aber mehr um den (nachgeholten) Informationswert. Ich will dann wissen, was den Film (z.B. "Jurassic Park", "Titanic" oder "Independence Day") so interessant gemacht hat, um letztlich meist kopfschüttelnd noch vor Ende wegzuschalten. Ins Kino gehe ich fast nur noch bei deutschen Produktionen, weil diese noch ein gewisses Restniveau besitzen. Außerdem gehts dann im Anschluß immer in Begleitung fein Essen - das sollte man nicht inflationär betreiben und deshalb nur in ausgewählten Fällen genießen...

Kino ist ja auch sauteuer geworden und die modernen Großkinos haben das Flair von Kaufhäusern. Da reicht es, wenn man sich das für die wirklich unerwartbaren Filme spart. Von störenden Subjekten in der Reihe vor Einem, will ich gar nicht anfangen.
Ich gönne mir ab und an DVDs aus der Videothek und erwerbe auch, was dessen unbedingt würdig ist.

Parker
08.08.2008, 19:25
besorg dir lieber die "uncut" DVD!

http://www.amazon.de/John-Rambo-Uncut-Sylvester-Stallone/dp/B00172I066

Teurer ist er geworden. :(

Ich habe das Steelbook mit der Original-Rambo-Hundemarke, die ich selbstverständlich ständig um den Hals trage, so wie ich das Duftbäumchen mit Marihuana-Geruch, das bei Death Proof dabei war, an meinem Autospiegel spazierenfahre. Diese Marketing-Experten lassen sich immer wieder großartige Gimmicks einfallen. :cool2:

bernhard44
08.08.2008, 19:26
Kino ist ja auch sauteuer geworden und die modernen Großkinos haben das Flair von Kaufhäusern. Da reicht es, wenn man sich das für die wirklich unerwartbaren Filme spart. Von störenden Subjekten in der Reihe vor Einem, will ich gar nicht anfangen.
Ich gönne mir ab und an DVDs aus der Videothek und erwerbe auch, was dessen unbedingt würdig ist.

so halte ich es auch!
Dolby-Digital 5.1 und meine Teufelboxen lassen mich das Kino vergessen! Und wir haben alle beste Sicht.

Kreuzbube
08.08.2008, 19:35
Kino ist ja auch sauteuer geworden und die modernen Großkinos haben das Flair von Kaufhäusern. Da reicht es, wenn man sich das für die wirklich unerwartbaren Filme spart. Von störenden Subjekten in der Reihe vor Einem, will ich gar nicht anfangen.
Ich gönne mir ab und an DVDs aus der Videothek und erwerbe auch, was dessen unbedingt würdig ist.

Allein die Popkorn-Fresserei nervt mich schon. Wir haben auch ein großes Kino; allerdings ein Neubau, während das altehrwürdige, repräsentative, ehem. "Haus des Volkes" am Theaterplatz verfällt. Dort war früher das Kino, mit Logen und Empore, und darin hatte ich auch Jugendweihe.

Parker
08.08.2008, 19:38
Es war bestimmt nicht alles früher besser. Die Kinos waren es ganz sicher.

Kreuzbube
08.08.2008, 19:55
Es war bestimmt nicht alles früher besser. Die Kinos waren es ganz sicher.

http://www.youtube.com/watch?v=ooEqj6XlEq0

Parker
08.08.2008, 20:08
http://www.youtube.com/watch?v=ooEqj6XlEq0

Campino war früher auch dünner. :D