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Vollständige Version anzeigen : Die Grund- und Bodenfrage, Oder: Ist linke Politik unverzichtbar?



derRevisor
01.08.2008, 22:09
Hallo Forum,

in einer angeregten Grundsatzfrage mit dem geschätzten kapitalistischen Ekel, welches behauptete,


Dies ist falsch, Kapital ist Eigentum, und sein Eigentum hat der Mensch immer verteidigt. Auch als Chef lasse ich mir mein Eigentum nicht so ohne weiteres wegnehmen, in der heuigen Zeit schon garnicht, wo man als Einzelner sich schon
sehr erfolgreich wehren kann!
Die müssen bei mir nicht arbeiten!
Wenn sie es sich leisten können nichts zutun ist doch alles in Butter!
Sie müssen nur nicht glauben, ich wäre zu ihrer Ernährung verpflichtet.

habe ich folgendes Szenario konstruiert:


Lass uns mal bei dem Landbeispiel bleiben. Das ist ja die Urproblematik, von der sich der Eigentumsanspruch auf Kapital ableitet. Und da ist es doch so, das Du keine schlüssige moralische Begründung abgeben kannst, warum du und deine Blutlinie einen ewigen Absolutheitsanspruch auf ein großes Stück Land haben, während viele andere zu wenig haben und bei dir arbeiten müssen um sich zu ernähren. Was willst Du als Einzelner denn schon gegen viele unternehmen? Der Mensch ist zu allem fähig, wenn es um sein Überleben geht. Weil er ja nicht bei dir arbeiten muss, würde er aber verhungern. Er wäre existentiell bedroht.

Zusätzlich bewirtschaften diese Leute ja das Land bereits. Sie wissen wie es geht und könnten ja auf die Idee kommen, dass Du gierig und überflüssig bist und nicht der Wohltäter, als der du dich gibst.

Du musst zumindest dafür sorgen, dass niemand verhungert, oder Angst bekommt zu verhungern. Ohne "linke" Politik oder starke Schutztruppe, wirst Du nicht lange Landbesitzer bleiben. Eine Religion könnte auch hilfreich sein.

Wie seht Ihr das? Ist das ein schlüssiges Szenario? Und wenn ja, welche Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten?

-jmw-
01.08.2008, 22:17
Nein, es ist kein schlüssiges Szenario, weil nicht genug Umstände, vorige Ereignisse usw. beschrieben sind.

Es ist aber durchaus eine legitime Frage, die ich dahingehend beantworten möchte, dass tatsächlich es keinen "ewigen Absolutheitsanspruch" gibt auf ein Stück Land, nur deshalb, weil irgendein Hansel, der mit mir verwandt ist, irgendwann mal drauf geschissen hat o.s.ä.

derRevisor
01.08.2008, 22:36
Nein, es ist kein schlüssiges Szenario, weil nicht genug Umstände, vorige Ereignisse usw. beschrieben sind.

Es ist aber durchaus eine legitime Frage, die ich dahingehend beantworten möchte, dass tatsächlich es keinen "ewigen Absolutheitsanspruch" gibt auf ein Stück Land, nur deshalb, weil irgendein Hansel, der mit mir verwandt ist, irgendwann mal drauf geschissen hat o.s.ä.

Ok, klingt das schlüssiger:

200 Familien a 5 Familienmitglieder(1000Menschen) siedeln auf einer Insel. Das Stück Land besteht aus 10000 Einheiten, wobei jede Einheit einen Menschen sehr gut ernährt. Insgesamt können also 10000 Menschen sehr gut ernährt werden. 199Familien umzäunen genau soviel Land wie sie brauchen, also 5 Einheiten pro Familie. Eine Familie macht sich aber mehr Arbeit und umzäunt 1000 Einheiten. niemand denkt sich was dabei, weil ja noch genug Restland vorhanden ist. Jetzt wächst die Bevölkerung und es werden neue Familien gegründet, die sich je genau soviel umzäunen, wie sich brauchen. Irgendwann erreicht die Einwohnerzahl 9005. Jetzt ist alles Land der Insel umzäunt. Die Menschen die jetzt eine Familie gründen, haben kein freies Land mehr zur Verfügung, und müssen bei der Familie die früher einmal 1000Einheiten umzäunt hat, für Ihr
Essen arbeiten. Die Familie mit dem vielen Land verlangt aber einen Preis, so dass die "Arbeiter" nicht mehr sehr gut vom Land leben, sondern nur doch durchschnittlich und die Nahrungserwirtschaftung zudem abhängig von der Zustimmung des Landbesitzer ist. Wie wollen jetzt diese 5 Landbesitzer die 995 Landlosen überzeugen, dass dies so richtig sei, und wer das nicht gut finde, eben nicht arbeiten soll und daher verhungern muss?

-jmw-
01.08.2008, 22:55
Würde ich die anderen überzeugen wollen, einen von mir behaupteten Anspruch zu achten, würd ich in diesem Fall gewohnheitsrechtlich argumentieren:

Dass Dritte sich vermehren, sei nicht meine Schuld;
und man könne daraus nicht sinnvoll ableiten, dass die über Jahrzehnte anerkannten Rechte meiner Familie an diesem Land einzuschränken wären.

Ausserdem: Ginge das Wachstum weiter, wären dann auch die anderen Familien bereit, zu verzichten?
Dann hätten zunächst alle bloss noch 4,5 Einheiten, dann 4, 3, 2...
Wo solle das enden?

derRevisor
01.08.2008, 22:58
Du glaubst damit könntest Du 995 Hungerleider überzeugen, die sehen in welchem Überfluß du lebst und alles womit Du ankommst ein Gewohnheitsrecht ist?

Das Wachstum hört bei 10000 auf.

-jmw-
01.08.2008, 23:27
Mehr als ein Appell an althergebrachte Rechtsvorstellungen bleibt einem angesichts feindlich gesonnener Menschenmassen kaum! :))

-jmw-
01.08.2008, 23:31
Bin bis morgen raus.
Gute Nacht! :)

derRevisor
01.08.2008, 23:34
Mehr als ein Appell an althergebrachte Rechtsvorstellungen bleibt einem angesichts feindlich gesonnener Menschenmassen kaum! :))

Doch, du könntest z.B. die 50 Stärksten Familien mit Bestechung überreden, die anderen von der Rechtslage zwangsweise zu beglücken.

Oder du sorgst dafür, dass niemand zum Hungerleider wird und sich existentielle Fragen nicht stellen.

Oder eine Mischung aus beidem.

-jmw-
01.08.2008, 23:39
Stimmt, das wären auch Möglichkeiten.

Ausonius
02.08.2008, 00:29
Es ist aber durchaus eine legitime Frage, die ich dahingehend beantworten möchte, dass tatsächlich es keinen "ewigen Absolutheitsanspruch" gibt auf ein Stück Land, nur deshalb, weil irgendein Hansel, der mit mir verwandt ist, irgendwann mal drauf geschissen hat

Das ist das Grundproblem der Geschichte - jetzt mal als prähistorische weggelassen.