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Vollständige Version anzeigen : Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung



bernhard44
01.08.2008, 12:49
Seit ein paar Jahren ist so etwas möglich. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, öffnet sich auch die Siegerseite und lässt kritische Aufarbeitung des Kommunistischen Systems, wenn auch erst ganz vorsichtig zu.
Das sie der Welt nicht nur Gutes brachten, dem eigenen Volk nicht und schon gar nicht den Besiegten, dürfte nun kein Tabu mehr sein!


Leonid Pawlowitsch Kopalin:
Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung
[Die von Ljudmilla Arnswald, Limburg, ins Deutsche übersetzte erweiterte Fassung des Vortrages wurde für den Druck leicht modifiziert und sprachlich überarbeitet.]

Seit Oktober 1991 wird in Rußland an der Umsetzung des Gesetzes der Russischen Föderation "Über die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressalien" gearbeitet. Das Gesetz wurde mehrmals ergänzt und vervollkommnet; seine Anwendung bezieht sich auf einen immer größeren Personenkreis. Heute erstreckt sich die Gültigkeit dieses Gesetzes auf russische Staatsbürger, Ausländer und Staatenlose, die, wo auch immer, von sowjetischen Gerichten und außergerichtlichen Organen schuldlos während des Bestehens der Sowjetmacht politisch verfolgt worden sind.

Eine solche breite Anwendung ist möglich geworden durch die demokratischen Veränderungen in Rußland sowie durch das Bewußtwerden der Tatsache, daß die vorangegangene Phase der Entwicklung der sowjetischen Staatlichkeit ein Musterbeispiel für ein totalitäres Regime war, eine Periode gewaltiger Erschütterungen, des Hungerns, der Gewalt, der Meinungskontrolle, des Völkermordes am eigenen Volk.

Bevor wir zu den Schwerpunkten des Vertrages übergehen, müssen wir auf einige historische Aspekte eingehen, die die Entwicklung der politischen Repression in der UdSSR verdeutlichen.

Heute ist unumstritten, daß seit den ersten Tagen des Sowjetstaates alle seine Staatsorgane mit Zwang und Willkür arbeiteten. Die Menschenrechte hatten in der Geschichte unseres Vaterlandes nie praktische staatliche Priorität.
http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E9E2

Leonid Pawlowitsch Kopalin:
Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung

http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E1
http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E2



ganzer Aufsatz:
http://library.fes.de/images/digbib/00573001.gif

mabac
02.08.2008, 06:22
Mich würde wirklich interessieren, ob alle von den Sowjets abgemurksten deutschen Kommunisten schon rehabilitiert sind. Immerhin haben die Sowjets mehr kommunistische Funktionäre abgekehlt als die Nazis.


Und es ist die einzige Bewegung, in der ungefähr gleich viele Menschen von den Nazis und von den Stalin-Leuten in der Sowjetunion umgebracht wurden. Es gibt keine Möglichkeit, um diese Tatsache herumzureden. Nehmen wir die Mitglieder des Politbüros von 1929. Ernst Thälmann wurde 1944 in Hitler-Deutschland ermordet, aber vier Politbüromitglieder – Leo Flieg, Heinz Neumann, Hermann Remmele und Fritz Schulte – wurden von Stalin in der Sowjetunion umgebracht. Oder ein anderes Beispiel: Von den 62 promovierten Akademikern, die zwischen 1918 und 1945 zur Spitzenführung der KPD gehörten, kam ein Drittel gewaltsam ums Leben. Und zwar vier 1919, fünf während der Hitlerdiktatur und elf in den Stalinschen Säuberungen. Es gibt eine ganze Reihe weiterer Zahlen, die diese entsetzliche Tatsache belegen, dass Kommunisten von ihren eigenen Leuten ermordet wurden. Diese Zahlen sind eindeutig.
Leonahard (http://www.ddr-biografien.de/00000095890f9bc01/00000095e11131b01.html)

Nun könnte man höhnische meinen, Dummheit ist bestraft worden, aber so gemein wollen wir doch lieber nicht sein! :D

Denn unter den Opfern der Sowjets war auch Heinz Neumann, der die Formel prägte:
„Schlagt die Faschisten, wo ihr sie trefft!“
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinz_Neumann

Bubi Hartmann wurde 1997 rehabilitiert:

Im Januar 1997, mehr als drei Jahre nach seinem Tod, wurde Erich Hartmann durch die Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation rehabilitiert und von allen gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entlastet. Die Behörde stellte dabei ausdrücklich fest, dass Hartmann zu Unrecht abgeurteilt worden war.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bubi_Hartmann

Laut Gerüchten hätte Bubi Hartmann schon seine Rehabilitierung erkaufen können, wenn er sich ähnlich wie Paulus der DDR Führung zur Verfügung gestellt hätte.

Ruepel
02.08.2008, 07:47
Seit ein paar Jahren ist so etwas möglich. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, öffnet sich auch die Siegerseite und lässt kritische Aufarbeitung des Kommunistischen Systems, wenn auch erst ganz vorsichtig zu.
Das sie der Welt nicht nur Gutes brachten, dem eigenen Volk nicht und schon gar nicht den Besiegten, dürfte nun kein Tabu mehr sein!


http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E9E2

Leonid Pawlowitsch Kopalin:
Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung

http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E1
http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E2



ganzer Aufsatz:
http://library.fes.de/images/digbib/00573001.gif

Kommt für die meisten leider zu spät.
Jeder der auch nur einen Finger im Kampf gegen den Bolschewismus und seine
Handlanger gerührt hat ist ein Held.
Was ist eigentlich mit den Millionen ermordeten die keinen Antrag stellen können?
Was ist mit den Millionen Vertriebenen und auf der Flucht vor den Sowjetischen
Vergewaltiger Horden geschändeten und erschlagenen,werden die jetzt auch
rehabilitiert?

bernhard44
02.08.2008, 09:19
Kommt für die meisten leider zu spät.
Jeder der auch nur einen Finger im Kampf gegen den Bolschewismus und seine
Handlanger gerührt hat ist ein Held.
Was ist eigentlich mit den Millionen ermordeten die keinen Antrag stellen können?
Was ist mit den Millionen Vertriebenen und auf der Flucht vor den Sowjetischen
Vergewaltiger Horden geschändeten und erschlagenen,werden die jetzt auch
rehabilitiert?

tja gute Fragen, vielleicht kann "NITUP" sie beantworten.

mabac
10.08.2008, 23:27
Es ist wirklich sehr schade, dass threads zu interessanten Themen in diesem Forum sehr schnell verwaisen.

Zufälligerweise kam mir die Autobiographie von Jan Valtin in die Hände, in der einige Namen derer fielen, die nach 1945 in der DDR eine Rolle spielen und die später auf sowjetisches Geheiss in Ungnade fielen, darunter die Stasi - Chefs Wollenberger und Zaisser.

Nun, Zaisser, einer der grausamsten Bluthunde Moskaus in Deutschland, Vorgänger von Erich Mielke wurde nicht etwa von Moskau rehabilitiert, sondern laut wikipedia von der Partei des Demokratischen Sozialismus

"Die PDS rehabilitierte Wilhelm Zaisser am 25. April 1993."
Wiki Zaisser

Schon allein dieser Fakt zeigt, dass nur es nur nahezu hirntote oder skrupelose Zeitgenossen sein können, die auch nur einen Funken Sympathie, von Mitgliedschaft abgesehen, für diesen Verein empfinden können.

"Der Schoss ist noch fruchtbar ..."

bernhard44
11.08.2008, 10:31
Es ist wirklich sehr schade, dass threads zu interessanten Themen in diesem Forum sehr schnell verwaisen.

Zufälligerweise kam mir die Autobiographie von Jan Valtin in die Hände, in der einige Namen derer fielen, die nach 1945 in der DDR eine Rolle spielen und die später auf sowjetisches Geheiss in Ungnade fielen, darunter die Stasi - Chefs Wollenberger und Zaisser.

Nun, Zaisser, einer der grausamsten Bluthunde Moskaus in Deutschland, Vorgänger von Erich Mielke wurde nicht etwa von Moskau rehabilitiert, sondern laut wikipedia von der Partei des Demokratischen Sozialismus

"Die PDS rehabilitierte Wilhelm Zaisser am 25. April 1993."
Wiki Zaisser

Schon allein dieser Fakt zeigt, dass nur es nur nahezu hirntote oder skrupelose Zeitgenossen sein können, die auch nur einen Funken Sympathie, von Mitgliedschaft abgesehen, für diesen Verein empfinden können.

"Der Schoss ist noch fruchtbar ..."

dann sollte man diese Stränge am Leben erhalten und pflegen!

wer wurde von diesen Menschen rehabilitiert?

Verurteilungen in Folge des 17. Juni 1953


Und so wird denn aufgeräumt. Von den 1400 befreiten Häftlingen aus vielen Gefängnissen der DDR werden bis zum Ende des Monats 1200 wieder eingefangen. Die sowjetische Besatzungsmacht ist für 18 standrechtliche Erschießungen verantwortlich. Bereits am 18. Juni gibt der Militärkommandant in Ost-Berlin bekannt, dass der Arbeiter Willy Göttling aus West-Berlin hingerichtet worden ist. Wegen Beteiligung am Aufstand.

In Magdeburg wird auch nicht lange gefackelt. Da beschließt das Militärtribunal noch am 17. Juni zwei Todesurteile. Die beiden Arbeiter werden wegen der Teilnahme an den banditischen Handlungen am 18. Juni früh um 7.50 Uhr erschossen.

In der ganzen DDR werden vom 16. bis zum 20. Juni 4383 Menschen festgenommen und viele davon als Rädelsführer, Verräter, Plünderer, faschistische Provokateure oder Mörder verurteilt. Und Zeitungen drucken Fotos von Teenagern. So sieht die faschistische Brut aus, steht unter einem. Texasfrisur, Verbrechergesicht, ein Bandit, ein deklassiertes Element aus Erfurt, dem Gangstertum besser gefällt als ehrliche Arbeit.
http://www.stern.de/politik/historie/509358.html?p=2&eid=508753&postid=2


Justizminister Max Fechner hatte gleich nach dem Aufstand ein Interview im "Neuen Deutschland" gegeben. Darin sichert er allen Streikenden - es sei denn, sie haben Brände gelegt, Läden geplündert oder gar Menschen erschossen - Straffreiheit zu. Denn das Recht auf Streik ist in der DDR verfassungsmäßig garantiert.

Da steht das Politbüro Kopf. Fechner wird zitiert. Was hat er sich bloß bei diesem Interview gedacht? Fechner verteidigt den Text im Tone des Erstaunens, schreibt Rudolf Herrnstadt in seinen Erinnerungen. Begreift er denn nicht, was das bedeutet? Dann müssen ja auch die faschistischen Verbrecher freigelassen werden! Richtig, sagt Fechner.

Ulbricht schnappt nach Luft. Ist der Kerl verrückt?, sagt er. Und stimmt es, wird der Minister gefragt, dass er Verhaftete eines Thüringer Betriebs wieder freigelassen hat? Ja, sagt Fechner. Der Kerl ist besoffen, sagt Ulbricht. Fechner fliegt als Feind der Partei und des Staates aus der SED. Am 15. Juli wird er verhaftet und im Mai 1955 in einem Geheimprozess zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Seine Nachfolgerin ist Hilde Benjamin. Als "Rote Guillotine" wird sie von nun an Schauprozesse nach stalinistischem Muster führen.

http://www.stern.de/politik/historie/509358.html?p=3&eid=508753&postid=3

bernhard44
11.08.2008, 10:38
Gefängnis des KGB in Potsdam



Fast vergessen von der Öffentlichkeit wurden die Geschichte dieses Gefängnisses, das bis heute teilweise original erhalten geblieben ist.

Im Sommer 1945 zog in die ehemalige Villa des "Evangelisch-Kirchlichen Hülfsvereins" die sowjetische Spionageabwehr ein und entfremdete die Gebäude als Gefängnis und unterirdisch verbundener Untersuchungsabteilung. Zwischen August 1945 und Frühjahr 1947 warteten im Kellertrakt die zum Tode Verurteilten auf Urteilsvollstreckung. Seit Frühjahr 1947 diente die Anlage ausschliesslich als Untersuchungsgefängnis der Spionageabwehr für die gesamte SBZ/ DDR mit Ausnahme Ost-Berlins.

Unter großem Einfluss des berüchtigten Iwan Serow, der im Auftrag Stalins die Geheimdienste in der SBZ aufbaute, wurde dieses Gefängnis betrieben. Noch zu Sowjetzeiten (1965) wurde Serow "wegen Verletzung der Rechtssaatlichkeit während seiner Tätigkeit in Deutschland" aus der KPdSU ausgeschlossen. Die Spionageabwehr der Sowjets verfolgte weniger Kriegsverbrecher oder hohe Nazis, sondern inhaftierte massenweise Bürger der SBZ, die nicht einmal gegen Gesetze verstoßen haben mussten. Dies belegen die vielen russischen Rehabilitationen und Zeitzeugenberichte, die in dieser Stätte des stalinistischen Unrecht ausgestellt sind.

http://www.stasiopfer.com/kgb.html

tysker
13.08.2008, 13:11
Seit ein paar Jahren ist so etwas möglich. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, öffnet sich auch die Siegerseite und lässt kritische Aufarbeitung des Kommunistischen Systems, wenn auch erst ganz vorsichtig zu.
Das sie der Welt nicht nur Gutes brachten, dem eigenen Volk nicht und schon gar nicht den Besiegten, dürfte nun kein Tabu mehr sein!


http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E9E2

Leonid Pawlowitsch Kopalin:
Die Rehabilitierung deutscher Opfer sowjetischer politischer Verfolgung

http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E1
http://library.fes.de/fulltext/historiker/00573.htm#E10E2



ganzer Aufsatz:
http://library.fes.de/images/digbib/00573001.gif

gilt das auch für die hunderttausende vergewaltigter frauen und anderer nach sibrien verschleppte und als sklaven ausgebeutete?

mabac
14.08.2008, 22:51
dann sollte man diese Stränge am Leben erhalten und pflegen!

wer wurde von diesen Menschen rehabilitiert?

Verurteilungen in Folge des 17. Juni 1953

Nun. immerhin wurde Fechner rehabilitiert.


Am 24. Juni 1956 wurde er aus der Haft entlassen und zwei Tage später amnestiert. Im Juni 1958 wurde seine Parteimitgliedschaft wiederhergestellt.

...

Fechner erhielt 1967 den Vaterländischen Verdienstorden und 1972 den Karl-Marx-Orden. Seine Urne wurde in der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg beigesetzt.


gilt das auch für die hunderttausende vergewaltigter frauen und anderer nach sibrien verschleppte und als sklaven ausgebeutete?

An die vergewaltigten Männer denken Sie scheinbar nicht? :D


Nach erst 1996 entdeckten Stasi-Akten ist sein Sturz nicht nur auf seine politische Haltung, sondern auch auf seine Homosexualität zurückzuführen. Die Justiz in der DDR warf ihm viele Verstöße nach § 175 vor, u.a. Analverkehr mit seinem Chauffeuer.
http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Fechner