seid ihr wagnerianer?

[Zimbelstern]

ich schon und entbiete:

http://www.youtube.com/watch?v=20RldhK9354

[Haspelbein]

Um ganz ehrlich zu sind, sind mir bei Opern die Italiener lieber. Tur mir leid ... ;)

[Westfalen]

Wagner hat gute Stücke geschrieben aber als großen Wagnerianer würde ich mich nicht bezeichnen, seine musik ist mir oft zu schwer, zu dunkel.
Ich ziehe klassische Stücke von Beethoven, Bach oder Haydn vor.

[Ruepel]

ich schon und entbiete:

http://www.youtube.com/watch?v=20RldhK9354

Gehört schon zum besten,was der Göttliche uns Unwürdige hinterlassen hat.
Ich persönlich picke mir aus der Klassik nur die Rosinen raus.
Requiems stehen bei mir an erster stelle.

[Pandulf]

Wagner hat gute Stücke geschrieben aber als großen Wagnerianer würde ich mich nicht bezeichnen, seine musik ist mir oft zu schwer, zu dunkel...

Ja, Wagners Musik ist "schwer und dunkel". Und sie ist mystisch. Und sie ist deutsch! Seine Opern verbinden das Erste Reich der Deutschen mit seiner germanischen Vorgeschichte UND dem Zweiten Reich. Sie sind eine Brücke. Ein Brücke, die sogar bis in die BRD reicht, wo die Wagnerfestspiele in Bayreuth ein größeres Ereignis sind als die Festspiele in Salzburg. Festspiele, die eher zu der zwangsverwestlichten und versüdlichten BRD passen würden. Aber Wagner ist stärker. Wagner ist Deutschland, so wie Deutschland Wagner ist.

[marc]

ich schon und entbiete:

http://www.youtube.com/watch?v=20RldhK9354

Eher nicht, denn Wagner hat ja nach eigenem Verständnis keine Opern geschrieben, sondern "Musiktheater", in dem Text und Ton gleichberechtigt sind. (Schopenhauer hat im sogar geraten, er solle Schriftsteller werden und das mit dem komponieren sein lassen!) Dazu kommt die Person oder der "Denker" Wagner, der für viele, die sich als Wagnerianer bezeichnen, ebenfalls sehr wichtig ist.

Und da mich persönlich "nur" seine Musik interessiert, kann ich mich wohl kaum als Wagnerianer bezeichnen. Bzw "interessiert" ist vielleicht das falsche Wort, aber den "Denker" Wagner, der sich dann so eine antisemitisch-rassistische-pseudo-christlich-germanische Privatreligion zusammengebastelt hat, finde ich ziemlich primitiv und die Handlung seiner Opern verändern sich halt je nachdem, welche Perspektive man einnimmt. Die Meistersinger zum Beispiel, bei denen wir es entweder mit einer "deutschen Volkskomödie" zu tun haben, an dessen Ende der Klugscheißer abgekanzelt wird und sich Mann und Frau finden und sich alle an der Kunst der deutschen Meister erfreuen. Oder wir haben ein nationalistisches Stück vor uns, in dem sich ein arisches Kollektiv gegenüber dem Eindringen des zersetzenden Fremden erwehrt und am Ende davor gewarnt wird, dass wenn die "welschen" (wird i.d.R. mit Juden übersetzt, herrscht aber anscheinend Uneinigkeit) erstmal das Ruder übernehmen, nur noch Chaos herrscht und man daher seine deutschen Meister gegen das verteidigen sollte, was die "welschen" uns an "Tund und Schand" hineinpflanzen wollen.

Oder der Parsifal - je nach Sichtweise hat Wagner da entweder seinen Weg zum Christentum gefunden und besingt die Kraft des christlichen Mitleids ("Durch Mitleid wissend!") oder, vielleicht bei genauerer Betrachtung sehen wir da folgendes: Eine Frau, die Jesus auf dem Weg nach Golgatha verlacht hat (Jüdin) schläft mit einem König, dessen Wunde sich nur durch den einmaligen Geschlechtsverkehr mit ihr nicht mehr schließen kann. Diese Frau wurde von einem bösen Ritter geschickt, die die "guten" Ritter verführt und zersetzt. Am Ende kommt Parsifal und sorgt zwar für "Erlösung", aber das ist weniger eine jesusähnliche Erlösung (es geht zwar um den Heiligen Gral etc.) sondern eine ... naja: Erlösung für die einen heißt Tod, für die anderen heißt es, nur noch dienen zu können ("Dienen .... dienen!").

Etc. pp.

Btw: Vor kurzem ist diese HERRLICHE Box erschienen:

http://img140.imageshack.us/img140/9173/31fls6c96lsl500aa180hl2.jpg (http://imageshack.us)

http://www.amazon.de/Wagner-Edition-Live-aus-Bayreuth-Lim-Edition/dp/B00159679S/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=music&qid=1217540930&sr=8-3
33 Cds für nur 50.- Euro mit allen Opern, die Wagner für Bayreuth freigegeben hat und das alles in Aufführungen aus Bayreuth!!!!! Großartig!
Vorallem habe ich seitdem ENDLICH den gesamten Tannhäuser unter Sawallisch, den ich vorher nur als Querschnitt hatte, und der in seiner Gesamtheit nur selten auftauchte. Gebraucht und für viel, viel Geld. Jetzt auch hier in dieser großen, wundervollen Box!

:] :] :]

[klartext]

Wagner ist nur partiell, aber nicht als Gesamtkunstwerk zu geniessen. Zuvieles von ihm verführt zu einem Kurzschlaf.

[Stechlin]

Wagner hat seine Momente. Man sollte ihn aber auch nicht überbewerten. Vor und nach ihm gab es weitaus größere Meister, und der Rummel in Bayreuth ist eher eine sentimantale Seifenoper, bei der es weniger um die Kunst, als vielmehr um jene geht, die ihre blöden Fressen in die Kameras halten. Wenn ein Herr Schlingensief Wagner insznerieren darf, dann weiß man, daß es mehr um die Form und weniger um den Inhalt geht. Nichts weiter als Stoff für das Klatschblatt im Friseursalon. Wenn ich "Bayreuth" höre, denke ich eher an die Schweißflecken von Angela Merkel oder an den grauen VW-Käfer von Winifried Wagner.

[Stechlin]

Eher nicht, denn Wagner hat ja nach eigenem Verständnis keine Opern geschrieben, sondern "Musiktheater", in dem Text und Ton gleichberechtigt sind. (Schopenhauer hat im sogar geraten, er solle Schriftsteller werden und das mit dem komponieren sein lassen!) Dazu kommt die Person oder der "Denker" Wagner, der für viele, die sich als Wagnerianer bezeichnen, ebenfalls sehr wichtig ist.

Und da mich persönlich "nur" seine Musik interessiert, kann ich mich wohl kaum als Wagnerianer bezeichnen. Bzw "interessiert" ist vielleicht das falsche Wort, aber den "Denker" Wagner, der sich dann so eine antisemitisch-rassistische-pseudo-christlich-germanische Privatreligion zusammengebastelt hat, finde ich ziemlich primitiv und die Handlung seiner Opern verändern sich halt je nachdem, welche Perspektive man einnimmt. Die Meistersinger zum Beispiel, bei denen wir es entweder mit einer "deutschen Volkskomödie" zu tun haben, an dessen Ende der Klugscheißer abgekanzelt wird und sich Mann und Frau finden und sich alle an der Kunst der deutschen Meister erfreuen. Oder wir haben ein nationalistisches Stück vor uns, in dem sich ein arisches Kollektiv gegenüber dem Eindringen des zersetzenden Fremden erwehrt und am Ende davor gewarnt wird, dass wenn die "welschen" (wird i.d.R. mit Juden übersetzt, herrscht aber anscheinend Uneinigkeit) erstmal das Ruder übernehmen, nur noch Chaos herrscht und man daher seine deutschen Meister gegen das verteidigen sollte, was die "welschen" uns an "Tund und Schand" hineinpflanzen wollen.

Oder der Parsifal - je nach Sichtweise hat Wagner da entweder seinen Weg zum Christentum gefunden und besingt die Kraft des christlichen Mitleids ("Durch Mitleid wissend!") oder, vielleicht bei genauerer Betrachtung sehen wir da folgendes: Eine Frau, die Jesus auf dem Weg nach Golgatha verlacht hat (Jüdin) schläft mit einem König, dessen Wunde sich nur durch den einmaligen Geschlechtsverkehr mit ihr nicht mehr schließen kann. Diese Frau wurde von einem bösen Ritter geschickt, die die "guten" Ritter verführt und zersetzt. Am Ende kommt Parsifal und sorgt zwar für "Erlösung", aber das ist weniger eine jesusähnliche Erlösung (es geht zwar um den Heiligen Gral etc.) sondern eine ... naja: Erlösung für die einen heißt Tod, für die anderen heißt es, nur noch dienen zu können ("Dienen .... dienen!").

Etc. pp.

Btw: Vor kurzem ist diese HERRLICHE Box erschienen:

http://img140.imageshack.us/img140/9173/31fls6c96lsl500aa180hl2.jpg (http://imageshack.us)

http://www.amazon.de/Wagner-Edition-Live-aus-Bayreuth-Lim-Edition/dp/B00159679S/ref=sr_1_3?ie=UTF8&s=music&qid=1217540930&sr=8-3
33 Cds für nur 50.- Euro mit allen Opern, die Wagner für Bayreuth freigegeben hat und das alles in Aufführungen aus Bayreuth!!!!! Großartig!
Vorallem habe ich seitdem ENDLICH den gesamten Tannhäuser unter Sawallisch, den ich vorher nur als Querschnitt hatte, und der in seiner Gesamtheit nur selten auftauchte. Gebraucht und für viel, viel Geld. Jetzt auch hier in dieser großen, wundervollen Box!

:] :] :]

Sehr guter Beitrag, und eine interessante Perspektive. Respekt!

[ochmensch]

Naja, ich werde mir nun nicht anmaßen, über Wagner charakterlich zu urteilen. Seine Musik ist weltberühmt und ebenso beliebt. Ich höre ihn gerne.

[McDuff]

Wagners Musik ist genial. Aber man kann sie nicht immer hören, da der Genuß sehr stimmungsabhängig ist. Leider sind die Festspiele für den Nichtbonzen und Antipromi zu teuer und so bleibt der Genuß auf die Kompakten Scheiben beschränkt. :)

[Ausonius]

Seine Opern verbinden das Erste Reich der Deutschen mit seiner germanischen Vorgeschichte UND dem Zweiten Reich.

Na ja, mit schwermütigen Geigen-Arrangements hatten es die Germanen noch nicht so. Dafür gab es aber schon ein paar Bronze-Tuten.

[Ausonius]

Leider sind die Festspiele für den Nichtbonzen und Antipromi zu teuer und so bleibt der Genuß auf die Kompakten Scheiben beschränkt.

Katharina Wagner möchte ja künftig zumindest Public Viewing in Bayreuth anbieten, was ich im Grunde genommen für eine gute Idee halte.

[Tannhaeuser]

Wagner ist nur partiell, aber nicht als Gesamtkunstwerk zu geniessen. Zuvieles von ihm verführt zu einem Kurzschlaf.
um Rossinis sschöne Aussage zu zitieren: "Er hat herrliche Augenblicke, aber böse Viertelstunden!"

[PSI]

Ich habs mehr so mit "Sky":

http://plum.cream.org/sky/story.htm

http://de.youtube.com/watch?v=T7ExPUb4v5c&feature=related
http://de.youtube.com/watch?v=rjXnrO3ZhOA&feature=related
http://de.youtube.com/watch?v=cXTvj9votKg&feature=related

[McDuff]

Katharina Wagner möchte ja künftig zumindest Public Viewing in Bayreuth anbieten, was ich im Grunde genommen für eine gute Idee halte.


Naja, dann doch lieber zuhause im Sessel, mit Kopfhörer und Cognac als als geduldeter Pöbel draussen zu stehen.

[-SG-]

ich schon und entbiete:

http://www.youtube.com/watch?v=20RldhK9354

Das ist doch die Version wo der Dirigent seinen Tisch umwirft :)
Seit jeher eines meiner Lieblingsstücke

[Just Amy]

ich schon und entbiete:

http://www.youtube.com/watch?v=20RldhK9354
ich bin jedesmal glücklich, wenn ich wagner höre, ich bewundere seinen stil und sein streben nach der verbindung von leben und kunst, seinen perfektionism, seine dekadenz. ich bin allerdings kein musikexperte (und die, die ich kenne sprechen von gewaltigen längen in seinen werken) und lehne naturgemäß sieen politische uasrichtung ab, weshalb wagnerianer wohl zu viel wäre. aber ein genie war er, definitiv

[Sauerländer]

Zum wirklichen Wagnerianer wird es bei mir wohl nicht reichen, aber als Gegenbild zu vielem, was mich am Geist der Gegenwart stört, halte ich ihn in hohen Ehren.
In diesem Sinne muss ich auch NITUP hinsichtlich der Negativwertung der Bayreuther Festspiele teilweise zustimmen, wobei das für mich eher gegen die Anwesenden als gegen das Werk des Meisters spricht.

[Stechlin]

Zum wirklichen Wagnerianer wird es bei mir wohl nicht reichen, aber als Gegenbild zu vielem, was mich am Geist der Gegenwart stört, halte ich ihn in hohen Ehren.
In diesem Sinne muss ich auch NITUP hinsichtlich der Negativwertung der Bayreuther Festspiele teilweise zustimmen, wobei das für mich eher gegen die Anwesenden als gegen das Werk des Meisters spricht.

Selbstverständlich.

[politisch Verfolgter]

Gibt am Klavier nix her, trägt zudem meist viel zu dick auf.

[marc]

Gibt am Klavier nix her, trägt zudem meist viel zu dick auf.

Findest du!? *Blinzel*

Aber naja, er war halt kein Klavierkomponist. Seine Klaviersonaten sind sehr schwach, die Orchesterfassungen der Wesendonck-Lieder sind besser als die Klavierversionen, aber hör dir doch mal Liszts Klaviertranskriptionen an! Die sind großartig.
Glenn Gould hat auch das Vorspiel der Meistersinger, das Siegfrid-Idyll und Siegfrieds Rheinfahrt für Klavier transkribiert und da stockt dir nur noch der Atem.

Abgesehen davon halte ich es für ein Clichee, das Wagner zu dick auftragen würde. Die Vorstellung, dass seine Musik aus fünfzig aggressiven Blechbläsern besteht, die zum Krieg blasen, ist einfach ein Vorurteil, finde ich. Im Gegenteil ist gerade der Ring z.B. wirklich fein und teilweise regelrecht kammermusikalisch.

[politisch Verfolgter]

Bei derart langen Aufführungen bleibt einem nur Schreien und Donner in Erinnerung. Fürs Klavier gibts ja Originale genug, Transkriptionen sind was für Eitle, denen aber dann leider doch das Originalgenie abgeht.
Hatte mit Wagnerwerken nie zu tun. Mein Opa war Wagnerianer. War mit ihm als Junge in der Oper zu den Meistersingern, da ist er über der Partitur neben mir eingeschlafen, die er auf dem Schoß liegen hatte. War mir bissl peinlich, wollte ihn aber nicht wecken, war ja schon alt ;-)

[marc]

Bei derart langen Aufführungen bleibt einem nur Schreien und Donner in Erinnerung. Fürs Klavier gibts ja Originale genug, Transkriptionen sind was für Eitle, denen aber dann leider doch das Originalgenie abgeht.

Bei welcher Oper ist dir denn nur "Schreien und Donner" in Erinnerung geblieben?

Das Siegfrid-Idyll hat Wagner ursprünglich für 13 Streicher geschrieben, insofern fände ich eine sensible Klaviertranskription nicht so weit vom eigentlichen Original entfernt.

[politisch Verfolgter]

War nur in den Meistersingern. Aber was man halt sonst im TV so davon mitbekommt. Lyrische Sensibilitäten sind recht aufgetragen süßlich gehalten. Man hat bei ihm immer den Eindruck, es würden Klischees bedient, ein unterschwellig übler Zeitgeist. Hat sowas dunkel Drohendes, Apodiktisches. Die Handlungen sind mir zu feudalistisch angelegt. Als soll einem ein rückwärtsgewandtes Weltbild übergestülpt und verzuckert werden. Aber gut, er ist sicher eine Bereicherung.

[politisch Verfolgter]

Ist schon klar, wenn man selber nix in Noten bringt, sollte man besser schweigen - schäm mich also ;-)
Gibt scheinbar keine hochrangigen Komponisten mehr.
Hat vermutl. mit der techn.-wiss. Entwicklung zu tun, die alles in den Schatten stellt und mentale Kapazitäten bindet.

[Fuchs]

ja wagner kann ich mir anhören.
aber nicht in jeder situation, eigentlich
nur wenn ich nicht in bester stimmung bin.

[Kreuzbube]

Für alle, die es vielleicht interessiert. Heute abend 21.00 Uhr auf Phoenix aus der Reihe "Geschichte Mitteldeutschlands" der Teil "Georg Friedrich Händel - Das Geheimnis eines Genies". Ein eigener Strang dazu lohnt sich nicht!
http://www.mdr.de/geschichte/filme2007/haendel/4769449.html

[Parker]

[...]
Btw: Vor kurzem ist diese HERRLICHE Box erschienen:[...]

Muchas Gracias. Die Box kommt auf die Liste zu erstehender Musik.