cajadeahorros
23.07.2008, 13:33
Serbien – Geschichte einer gehassten Nation (2008, ergänzt)
5. Jh. Slawische Wanderung: Aus ihrer im weißrussischen Gebiet vermuteten Urheimat stoßen slawische Stämme in das Machtvakuum östlich der fränkischen Reiche und nördlich des byzantinischen Reiches vor. (West-) Slawische Stämme erreichen die Elbe, (süd-) slawische die Adria.
7.-9. Jh.: Weitere Stämme wandern aus Asien auf den Balkan, nördlich der slawischen Stämme siedeln an der mittleren Donau die Ungarn, weiter östlich an der unteren Donau die Bulgaren.
5.-11. Jh.: Mehrere slawische Fürstentümer entstehen, die wechselnde Bündnisse mit den umliegenden Staaten schließen. Der nördliche Teil der slawischen Fürstentümer wird um 700 von Rom aus christianisiert (päpstliche Urkunden kennen ab dem 9. Jh. einen „Fürsten der Kroaten“) und gelangt schließlich unter ungarische Herrschaft. Das südliche Gebiet, damals meist Raszien genannt, wird im 9. Jh. von Byzanz aus christianisiert, die lokalen Fürsten versuchen sich zwischen Bulgaren, Byzantinern und Ungarn hindurchzulavieren.
1171: Einigung Rasziens/Serbiens unter Großzupan Stephan I. (dem späteren Nationalheiligen)
1217: Königreich Serbien
13. Jh.: Kulturelle Blüte. Die Serbisch-Orthodoxe Kirche erhebt Anspruch auf Unabhängigkeit von Byzanz, die kyrillisch geschriebene, serbische Variante des Kirchenslawischen wird auf Jahrhunderte zur Amtssprache des Balkan.
1346: Größte Machtentfaltung des serbischen Staates, der in etwa (nach heutigem Gebietsstand) Serbien, Herzegowina, Montenegro, Albanien und Nordgriechenland umfaßt. Stephan IV. läßt sich zum Kaiser der Serben und Griechen krönen. Im dadurch provozierten Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser ruft dieser die Osmanen zur Hilfe.
1371/1389: Serbien stellt sich den auf den Balkan vordringenden Osmanen entgegen und erleidet zwei Niederlagen (Amselfeld). Serbien wird tributpflichtig.
1459: Endgültiger Verlust der Unabhängigkeit, Serbien wird teil des Osmanischen Reiches.
18. Jh.: Nordserbien (Vojvodina) fällt im Zuge der „Türkenkriege“ an Österreich-Ungarn.
1804/1815: Nach zwei Volksaufständen erreicht Serbien 1830 die politische Unabhängigkeit, bleibt aber von den Türken besetzt.
19. Jh.: „Südslawische Bewegung“, serbische, kroatische und bosnische Intellektuelle versuchen die Schaffung einer einheitlichen Schriftsprache.
1878: Vollständige Unabhängigkeit Zentralserbiens. Politische Anlehnung an Österreich.
1906-1911: Österreichischer „Zollkrieg“ gegen Serbien
1908: Österreich annektiert Bosnien und die Herzegowina, ein herber Rückschlag auf dem Weg zur Erneuerung eines die Mehrheit aller Serben umfassenden Staates.
1912/13: Balkankriege auf dem Gebiet des zerfallenden osmanischen Reiches. Serbien gewinnt 1912 Teile Makedoniens und schlägt 1913 einen bulgarischen Angriff zurück.
1914: Ein serbischer Attentäter ermordet in Bosnien den österreichischen Thronfolger. Serbien akzeptiert alle Bedingungen des österreichischen Ultimatums bis auf die Einschränkung der eigenen nationalen Souveränität. Kriegserklärung durch Österreich, Deutschland und Bulgarien, Serbien unterliegt 1915. Rund eine Million Serben wird getötet.
1918: Lichtester oder verhängnisvollster Moment in der Geschichte des Balkans: Die südslawischen (jugoslawischen) Völker schließen eine Vernunftehe zu einem gemeinsamen Königreich, es besteht aus katholischen Slowenen, katholischen Kroaten, orthodoxen Serben und muslimischen Bosniaken (mit größeren nationalen Minderheiten, vor allem Ungarn, Albanern, Roma, Bulgaren). Ein Teil der deutschstämmigen Bevölkerung (Donauschwaben) muß fliehen. Italien erhält als Kriegsbeute einen Teil des (vormals österreichischen) Kroatiens.
1918-1941: Trotz außenpolitischer Stabilität des neuen Staates kommt es immer wieder zur Konflikten im Inneren, Ermordung des führenden kroatischen Nationalisten 1928 und des (serbischstämmigen) Königs 1938.
1941: Der für den minderjährigen König regierende Kronrat tritt dem faschistischem „Dreimächtepakt“ bei. Militärputsch in Belgrad, Erklärung der Neutralität. Daraufhin Angriff Deutschlands, Jugoslawien wird besiegt und von deutschen Truppen besetzt. Beginn des Partisanenkampfes serbischer „Tschetniks“ und kommunistischer Gruppen – leider zum Teil gegeneinander.
1943-45: Bosnische Moslems dienen in der SS „Handschar“ Division und kämpfen mit den Deutschen gegen kommunistische Partisanen.
1941-1945: Unter freundlicher Mitwirkung Deutschlands und der hl. Kath. Kirche entsteht ein unabhängiger kroatischer Staat. Auf seinem Gebiet werden im KZ Jasenovac durch kroatische Nationalisten zwischen 100.000 (nach den Zahlen des antisemitischen kroatischen Präsidenten Tudjman) und 600.000 (Untersuchung der sozialistischen Regierung) Menschen ermordet, mehrheitlich Serben. Ethnische Säuberungen zur Schaffung eines „reinen“ großkroatischen Staates. Die Verantwortlichen können nach dem Krieg größtenteils nach Südamerika fliehen.
1945: Den kommunistischen Partisanen um den Kroaten „Tito“ gelingt die Befeiung Jugoslawiens aus eigener Kraft. Er versucht durch sein im Krieg gegen die Faschisten und außenpolitisch durch den Bruch mit der UdSSR erworbenes Ansehen die Einigung des Landes zu einem sozialistischen Bundesstaat. Die (ethnisch häufig völlig widersinnigen) innerjugoslawischen Grenzen aus der Zeit vor 1914 werden zu reinen „Verwaltungsgrenzen der Teilrepubliken“ heruntergespielt, zur Verhinderung eines serbischen Übergewichts im neuen Staat werden die „autonomen Provinzen“ Vojvodina und Kosovo von der Teilrepublik Serbien abgespalten. Förderung der albanischen Einwanderung in den Kosovo (offene Grenze bis 1948!), Subventionierung der Albaner zu Lasten der Serben. Tito versucht taktisch geschickt, strategisch aber kurzsichtig, schwache Volks- oder Religionsgruppen zu Lasten der großen Gruppen zu stärken.
1974: Die Provinzen Vojvodina und Kosovo erhalten praktisch den Status von Teilrepubliken.
1945 – 1990: Unzählige Attentate von „Nationalisten“ aller Volksgruppen in und außerhalb Jugoslawiens, in den USA werden 1983 Mitglieder der Gruppe „Kroatischer Nationaler Widerstand“ wegen Terrorismus zu bis zu 40 Jahren Haft verurteilt.
1980: Tod Titos. Nach seinem Tod zunehmende Blockade der Bundespolitik durch das Vetorecht der Teilrepubliken.
1980-1989: Unzählige Anschlägen auf die Bundespolizei und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung durch albanische Terroristen im Kosovo.
1989: Am Gedenktag für die Schlacht auf dem Amselfeld hält der jugoslawische und serbische Präsident Milosevic vor einer Million Serben die Gedenkrede. Er sagt den verbliebenen Serben im Kosovo (der Wiege der serbischen Nation) offene Hilfe gegen die jahrzehntelange Benachteiligungen und Übergriffe zu („Keiner wird euch jemals mehr schlagen“). Die Regierung der Teilrepublik Serbien hebt die Autonomie des Kosovo auf. Militärischer Schutz der verbliebenen Serben (ca. 15% der Bevölkerung). Teilweise Einschränkung der Bürgerrechte. Die westlichen Medien, die noch in den 80er Jahren ausführlich über die albanischen Übergriffe berichtet haben, sprechen von einer „Serbischen Aggression“.
1990: Erste Wahlen mit Mehrparteiensystem in den Teilrepubliken
06/90: Kroatien und Slowenien erklären sich für unabhängig.
10/90: Ausrufung einer autonomen Republik der Serben auf dem Gebiet Kroatiens.
5. November 1990: US-Kongreß verabschiedet das Foreign Operations Appropriations Law 101-513, das der Bundesrepublik Jugoslawien alle finanzielle Unterstützung entzieht und den Abbruch der Handelsbeziehung und die Streichung von Krediten binnen 6 Monaten anordnet.
12/90: Kroatische Nationalversammlung degradiert die Serben vom „Staatsvolk“ zur „Minderheit“
1990-1992: Schrittweise Auflösung der Bundesrepublik Jugoslawien. Alle Teilrepubliken (mit Ausnahme Montenegros, wo eine Volksabstimmung für die Union mit Serbien votiert) erklären ihre Unabhängigkeit. Die Position der serbischen Minderheit in den Teilrepubliken ist klar: Entweder Erhalt der Bundesrepublik mit gleichen Rechten für alle Volksgruppen oder „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, d.h. Autonomie mehrheitlich serbisch besiedelter Gebiete, wenn möglich Union mit der serbischen Teilrepublik. Erste blutige Zusammenstöße zwischen den Ethnien in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo. Allein in Vukovar werden über 1000 Serben ermordet. Schließlich besetzt die jugoslawische Bundesarmee das Gebiet um Vukovar.
01/91: Nationalversammlung Jugoslawiens beschließt: Keine Unabhängigkeit ohne vorherige Regelung des Rechts auf Selbstbestimmung der Volksgruppen
03/91 und 06/91: EU und KSZE garantieren die „Unverletzlichkeit der Einheit Jugoslawiens und seiner territorialen Integrität“
08/91: Kroatien bricht alle Beziehungen zu Serbien ab.
23.12.91: Deutschland erkennt im Alleingang Kroatien und Slowenien als unabhängige Staaten an. Die EU folgt im Januar. Damit garantiert das europäische Ausland die ethnisch widersinnigen Grenzen und verschärft und beschleunigt die Krise, die in allen Teilen des Landes noch stationierte jugoslawische Bundesarmee wird dadurch praktisch über Nacht zur „illegalen Besatzungsmacht“. Die oft seit Jahrhunderten auf dem Gebiet der entstandenen Retortenstaaten siedelnden Serben werden erneut zur Minderheit.
1992-1995: Bürgerkrieg in Bosnien und Kroatien. Auflösung der Bundesarmee. Die von EU//NATO unterstützten Kroaten und Moslems (letztere erhielten auch freundliche Unterstützung durch Waffen und Millionen aus Ankara und Teheran) kämpfen gegen die aus Belgrad unterstützten Serbenrepubliken. Westlicher Medienfeldzug gegen die ihr Selbstbestimmungsrecht verteidigenden Serben. Massaker durch alle Beteiligten. „Neutrale“ UN-Soldaten kämpfen gegen serbische Truppen, Luftangriffe durch die NATO auf serbische Stellungen in Bosnien und Kroatien. Verschärftes UN-Embargo gegen die Republik Serbien.
07/94: Milosevic befürchtet die völlige Zerschlagung der serbischen Siedlungsgebiete und drängt die bosnischen Serben zur Annahme des Teilungsplanes für Bosnien. Das Parlament der bosnischen Serben lehnt ab.
08/94: Milosevic stellt die Hilfslieferungen ein und schließt die Grenzen zu Bosnien. Er wirft den bosnischen Serben um Karadzic „Verrat an der serbischen Sache“ vor. Die UN erwägt dennoch Anklage gegen Milosevic.
11/94: Letzte Offensive der Serben in Bosnien, Versuch, Landwege zwischen den 3 zerrissenen serbischen Gebieten zu erobern. Ultimatum an die kroatischen Serben.
1995: Massive Luftangriffe der NATO, Offensive der kroatischen Truppen gegen die Krajina und Slawonien. Deutschland erwägt erstmals die Entsendung von Bodentruppen und Kampfflugzeugen
08/95: Binnen 48 Stunden erfolgt die Vertreibung der letzten 200.000 Serben aus Kroatien. Kroatien ist serbenrein.
12/95: Waffenstillstand in Bosnien. Teilung gemäß „Dayton“ Abkommen.
1996/97: Politische Unruhen in Serbien, bei der Kommunalwahl unterliegen Milosevics Sozialisten, er selbst tritt nach Protesten gegen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl als serbischer Ministerpräsident zurück.
1997: Das jugoslawische Bundesparlament wählt Milosevic dennoch zum Staatspräsidenten der Bundesrepublik Serbien und Montenegro.
1998: Terroristische Anschläge und Übergriffe der UCK im Kosovo. Milosevic gelingt angesichts des Konflikts die Einigung der verschiedenen politischen Strömungen in Serbien. Massiver Einsatz von Bundespolizei und Bundesarmee gegen die illegalen albanischen Kampftruppen. 1. Ultimatum der NATO. Serbien zieht Truppen zurück und akzeptiert die Stationierung ziviler Beobachter.
1999: Erneute Kämpfe. 2. Ultimatum. Serbien akzeptiert alle Bedingungen außer der Stationierung von NATO Kampftruppen außerhalb des Kosovo auf serbischem Hoheitsgebiet (also der faktischen Aufgabe der staatlichen Unabhängigkeit - wörtlich in freiheitlich-demokratischem Deutsch: „Das Nato-Personal soll sich mitsamt seiner Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Ausrüstung innerhalb der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien inklusive ihres Luftraumes und ihrer Territorialgewässer frei und ungehindert sowie ohne Zugangsbeschränkungen bewegen können.“)
03/99: Beginn der NATO Luftangriffe auf serbische Städte. Großangelegte Zerstörung der Infrastruktur. Bis zu 5000 Tote Zivilisten.
06/99: Milosevic befiehlt den Rückzug aus dem Kosovo. Mehrheitliche Flucht der serbischen Bevölkerung.
2000: Sturz Milosevics nach der (angeblich) verlorenen Präsidentschaftswahl.
2001: Die UN erkauft sich mit 1 Milliarde Dollar die Auslieferung Milosevics.
Seit 2002: Die Stabilisierung der innenpolitischen Lage in Serbien-Montenegro gelingt nur teilweise. Über 500.000 Kriegsflüchtlinge (davon 10% Nichtserben!) müssen integriert werden. Mehrere führende Politiker (auch Zoran Đinđić) werden ermordet.
2006: Nach einer Volksabstimmung beendet auch Montenegro den Staatenbund mit Serbien.
2007: Die "internationale Gemeinschaft" beratschlagt immer offener über die anstehende Abtrennung des immer noch von der NATO besetzten Kosovo. Beratungen über die Zukunft Bosniens.
02/2008: Die serbische Provinz Kosovo erklärt sich für unabhängig. Der neue Staat wird unverzüglich von den USA und einem Teil der EU anerkannt.
07/2008: Radovan Karadžić, ehemaliger Präsident der bosnischen Serbenrepublik, wird nach 12jähriger Fahndung in Belgrad verhaftet.
5. Jh. Slawische Wanderung: Aus ihrer im weißrussischen Gebiet vermuteten Urheimat stoßen slawische Stämme in das Machtvakuum östlich der fränkischen Reiche und nördlich des byzantinischen Reiches vor. (West-) Slawische Stämme erreichen die Elbe, (süd-) slawische die Adria.
7.-9. Jh.: Weitere Stämme wandern aus Asien auf den Balkan, nördlich der slawischen Stämme siedeln an der mittleren Donau die Ungarn, weiter östlich an der unteren Donau die Bulgaren.
5.-11. Jh.: Mehrere slawische Fürstentümer entstehen, die wechselnde Bündnisse mit den umliegenden Staaten schließen. Der nördliche Teil der slawischen Fürstentümer wird um 700 von Rom aus christianisiert (päpstliche Urkunden kennen ab dem 9. Jh. einen „Fürsten der Kroaten“) und gelangt schließlich unter ungarische Herrschaft. Das südliche Gebiet, damals meist Raszien genannt, wird im 9. Jh. von Byzanz aus christianisiert, die lokalen Fürsten versuchen sich zwischen Bulgaren, Byzantinern und Ungarn hindurchzulavieren.
1171: Einigung Rasziens/Serbiens unter Großzupan Stephan I. (dem späteren Nationalheiligen)
1217: Königreich Serbien
13. Jh.: Kulturelle Blüte. Die Serbisch-Orthodoxe Kirche erhebt Anspruch auf Unabhängigkeit von Byzanz, die kyrillisch geschriebene, serbische Variante des Kirchenslawischen wird auf Jahrhunderte zur Amtssprache des Balkan.
1346: Größte Machtentfaltung des serbischen Staates, der in etwa (nach heutigem Gebietsstand) Serbien, Herzegowina, Montenegro, Albanien und Nordgriechenland umfaßt. Stephan IV. läßt sich zum Kaiser der Serben und Griechen krönen. Im dadurch provozierten Konflikt mit dem byzantinischen Kaiser ruft dieser die Osmanen zur Hilfe.
1371/1389: Serbien stellt sich den auf den Balkan vordringenden Osmanen entgegen und erleidet zwei Niederlagen (Amselfeld). Serbien wird tributpflichtig.
1459: Endgültiger Verlust der Unabhängigkeit, Serbien wird teil des Osmanischen Reiches.
18. Jh.: Nordserbien (Vojvodina) fällt im Zuge der „Türkenkriege“ an Österreich-Ungarn.
1804/1815: Nach zwei Volksaufständen erreicht Serbien 1830 die politische Unabhängigkeit, bleibt aber von den Türken besetzt.
19. Jh.: „Südslawische Bewegung“, serbische, kroatische und bosnische Intellektuelle versuchen die Schaffung einer einheitlichen Schriftsprache.
1878: Vollständige Unabhängigkeit Zentralserbiens. Politische Anlehnung an Österreich.
1906-1911: Österreichischer „Zollkrieg“ gegen Serbien
1908: Österreich annektiert Bosnien und die Herzegowina, ein herber Rückschlag auf dem Weg zur Erneuerung eines die Mehrheit aller Serben umfassenden Staates.
1912/13: Balkankriege auf dem Gebiet des zerfallenden osmanischen Reiches. Serbien gewinnt 1912 Teile Makedoniens und schlägt 1913 einen bulgarischen Angriff zurück.
1914: Ein serbischer Attentäter ermordet in Bosnien den österreichischen Thronfolger. Serbien akzeptiert alle Bedingungen des österreichischen Ultimatums bis auf die Einschränkung der eigenen nationalen Souveränität. Kriegserklärung durch Österreich, Deutschland und Bulgarien, Serbien unterliegt 1915. Rund eine Million Serben wird getötet.
1918: Lichtester oder verhängnisvollster Moment in der Geschichte des Balkans: Die südslawischen (jugoslawischen) Völker schließen eine Vernunftehe zu einem gemeinsamen Königreich, es besteht aus katholischen Slowenen, katholischen Kroaten, orthodoxen Serben und muslimischen Bosniaken (mit größeren nationalen Minderheiten, vor allem Ungarn, Albanern, Roma, Bulgaren). Ein Teil der deutschstämmigen Bevölkerung (Donauschwaben) muß fliehen. Italien erhält als Kriegsbeute einen Teil des (vormals österreichischen) Kroatiens.
1918-1941: Trotz außenpolitischer Stabilität des neuen Staates kommt es immer wieder zur Konflikten im Inneren, Ermordung des führenden kroatischen Nationalisten 1928 und des (serbischstämmigen) Königs 1938.
1941: Der für den minderjährigen König regierende Kronrat tritt dem faschistischem „Dreimächtepakt“ bei. Militärputsch in Belgrad, Erklärung der Neutralität. Daraufhin Angriff Deutschlands, Jugoslawien wird besiegt und von deutschen Truppen besetzt. Beginn des Partisanenkampfes serbischer „Tschetniks“ und kommunistischer Gruppen – leider zum Teil gegeneinander.
1943-45: Bosnische Moslems dienen in der SS „Handschar“ Division und kämpfen mit den Deutschen gegen kommunistische Partisanen.
1941-1945: Unter freundlicher Mitwirkung Deutschlands und der hl. Kath. Kirche entsteht ein unabhängiger kroatischer Staat. Auf seinem Gebiet werden im KZ Jasenovac durch kroatische Nationalisten zwischen 100.000 (nach den Zahlen des antisemitischen kroatischen Präsidenten Tudjman) und 600.000 (Untersuchung der sozialistischen Regierung) Menschen ermordet, mehrheitlich Serben. Ethnische Säuberungen zur Schaffung eines „reinen“ großkroatischen Staates. Die Verantwortlichen können nach dem Krieg größtenteils nach Südamerika fliehen.
1945: Den kommunistischen Partisanen um den Kroaten „Tito“ gelingt die Befeiung Jugoslawiens aus eigener Kraft. Er versucht durch sein im Krieg gegen die Faschisten und außenpolitisch durch den Bruch mit der UdSSR erworbenes Ansehen die Einigung des Landes zu einem sozialistischen Bundesstaat. Die (ethnisch häufig völlig widersinnigen) innerjugoslawischen Grenzen aus der Zeit vor 1914 werden zu reinen „Verwaltungsgrenzen der Teilrepubliken“ heruntergespielt, zur Verhinderung eines serbischen Übergewichts im neuen Staat werden die „autonomen Provinzen“ Vojvodina und Kosovo von der Teilrepublik Serbien abgespalten. Förderung der albanischen Einwanderung in den Kosovo (offene Grenze bis 1948!), Subventionierung der Albaner zu Lasten der Serben. Tito versucht taktisch geschickt, strategisch aber kurzsichtig, schwache Volks- oder Religionsgruppen zu Lasten der großen Gruppen zu stärken.
1974: Die Provinzen Vojvodina und Kosovo erhalten praktisch den Status von Teilrepubliken.
1945 – 1990: Unzählige Attentate von „Nationalisten“ aller Volksgruppen in und außerhalb Jugoslawiens, in den USA werden 1983 Mitglieder der Gruppe „Kroatischer Nationaler Widerstand“ wegen Terrorismus zu bis zu 40 Jahren Haft verurteilt.
1980: Tod Titos. Nach seinem Tod zunehmende Blockade der Bundespolitik durch das Vetorecht der Teilrepubliken.
1980-1989: Unzählige Anschlägen auf die Bundespolizei und Übergriffen auf die Zivilbevölkerung durch albanische Terroristen im Kosovo.
1989: Am Gedenktag für die Schlacht auf dem Amselfeld hält der jugoslawische und serbische Präsident Milosevic vor einer Million Serben die Gedenkrede. Er sagt den verbliebenen Serben im Kosovo (der Wiege der serbischen Nation) offene Hilfe gegen die jahrzehntelange Benachteiligungen und Übergriffe zu („Keiner wird euch jemals mehr schlagen“). Die Regierung der Teilrepublik Serbien hebt die Autonomie des Kosovo auf. Militärischer Schutz der verbliebenen Serben (ca. 15% der Bevölkerung). Teilweise Einschränkung der Bürgerrechte. Die westlichen Medien, die noch in den 80er Jahren ausführlich über die albanischen Übergriffe berichtet haben, sprechen von einer „Serbischen Aggression“.
1990: Erste Wahlen mit Mehrparteiensystem in den Teilrepubliken
06/90: Kroatien und Slowenien erklären sich für unabhängig.
10/90: Ausrufung einer autonomen Republik der Serben auf dem Gebiet Kroatiens.
5. November 1990: US-Kongreß verabschiedet das Foreign Operations Appropriations Law 101-513, das der Bundesrepublik Jugoslawien alle finanzielle Unterstützung entzieht und den Abbruch der Handelsbeziehung und die Streichung von Krediten binnen 6 Monaten anordnet.
12/90: Kroatische Nationalversammlung degradiert die Serben vom „Staatsvolk“ zur „Minderheit“
1990-1992: Schrittweise Auflösung der Bundesrepublik Jugoslawien. Alle Teilrepubliken (mit Ausnahme Montenegros, wo eine Volksabstimmung für die Union mit Serbien votiert) erklären ihre Unabhängigkeit. Die Position der serbischen Minderheit in den Teilrepubliken ist klar: Entweder Erhalt der Bundesrepublik mit gleichen Rechten für alle Volksgruppen oder „Selbstbestimmungsrecht der Völker“, d.h. Autonomie mehrheitlich serbisch besiedelter Gebiete, wenn möglich Union mit der serbischen Teilrepublik. Erste blutige Zusammenstöße zwischen den Ethnien in Kroatien, Bosnien und dem Kosovo. Allein in Vukovar werden über 1000 Serben ermordet. Schließlich besetzt die jugoslawische Bundesarmee das Gebiet um Vukovar.
01/91: Nationalversammlung Jugoslawiens beschließt: Keine Unabhängigkeit ohne vorherige Regelung des Rechts auf Selbstbestimmung der Volksgruppen
03/91 und 06/91: EU und KSZE garantieren die „Unverletzlichkeit der Einheit Jugoslawiens und seiner territorialen Integrität“
08/91: Kroatien bricht alle Beziehungen zu Serbien ab.
23.12.91: Deutschland erkennt im Alleingang Kroatien und Slowenien als unabhängige Staaten an. Die EU folgt im Januar. Damit garantiert das europäische Ausland die ethnisch widersinnigen Grenzen und verschärft und beschleunigt die Krise, die in allen Teilen des Landes noch stationierte jugoslawische Bundesarmee wird dadurch praktisch über Nacht zur „illegalen Besatzungsmacht“. Die oft seit Jahrhunderten auf dem Gebiet der entstandenen Retortenstaaten siedelnden Serben werden erneut zur Minderheit.
1992-1995: Bürgerkrieg in Bosnien und Kroatien. Auflösung der Bundesarmee. Die von EU//NATO unterstützten Kroaten und Moslems (letztere erhielten auch freundliche Unterstützung durch Waffen und Millionen aus Ankara und Teheran) kämpfen gegen die aus Belgrad unterstützten Serbenrepubliken. Westlicher Medienfeldzug gegen die ihr Selbstbestimmungsrecht verteidigenden Serben. Massaker durch alle Beteiligten. „Neutrale“ UN-Soldaten kämpfen gegen serbische Truppen, Luftangriffe durch die NATO auf serbische Stellungen in Bosnien und Kroatien. Verschärftes UN-Embargo gegen die Republik Serbien.
07/94: Milosevic befürchtet die völlige Zerschlagung der serbischen Siedlungsgebiete und drängt die bosnischen Serben zur Annahme des Teilungsplanes für Bosnien. Das Parlament der bosnischen Serben lehnt ab.
08/94: Milosevic stellt die Hilfslieferungen ein und schließt die Grenzen zu Bosnien. Er wirft den bosnischen Serben um Karadzic „Verrat an der serbischen Sache“ vor. Die UN erwägt dennoch Anklage gegen Milosevic.
11/94: Letzte Offensive der Serben in Bosnien, Versuch, Landwege zwischen den 3 zerrissenen serbischen Gebieten zu erobern. Ultimatum an die kroatischen Serben.
1995: Massive Luftangriffe der NATO, Offensive der kroatischen Truppen gegen die Krajina und Slawonien. Deutschland erwägt erstmals die Entsendung von Bodentruppen und Kampfflugzeugen
08/95: Binnen 48 Stunden erfolgt die Vertreibung der letzten 200.000 Serben aus Kroatien. Kroatien ist serbenrein.
12/95: Waffenstillstand in Bosnien. Teilung gemäß „Dayton“ Abkommen.
1996/97: Politische Unruhen in Serbien, bei der Kommunalwahl unterliegen Milosevics Sozialisten, er selbst tritt nach Protesten gegen Unregelmäßigkeiten bei der Wahl als serbischer Ministerpräsident zurück.
1997: Das jugoslawische Bundesparlament wählt Milosevic dennoch zum Staatspräsidenten der Bundesrepublik Serbien und Montenegro.
1998: Terroristische Anschläge und Übergriffe der UCK im Kosovo. Milosevic gelingt angesichts des Konflikts die Einigung der verschiedenen politischen Strömungen in Serbien. Massiver Einsatz von Bundespolizei und Bundesarmee gegen die illegalen albanischen Kampftruppen. 1. Ultimatum der NATO. Serbien zieht Truppen zurück und akzeptiert die Stationierung ziviler Beobachter.
1999: Erneute Kämpfe. 2. Ultimatum. Serbien akzeptiert alle Bedingungen außer der Stationierung von NATO Kampftruppen außerhalb des Kosovo auf serbischem Hoheitsgebiet (also der faktischen Aufgabe der staatlichen Unabhängigkeit - wörtlich in freiheitlich-demokratischem Deutsch: „Das Nato-Personal soll sich mitsamt seiner Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge und Ausrüstung innerhalb der gesamten Bundesrepublik Jugoslawien inklusive ihres Luftraumes und ihrer Territorialgewässer frei und ungehindert sowie ohne Zugangsbeschränkungen bewegen können.“)
03/99: Beginn der NATO Luftangriffe auf serbische Städte. Großangelegte Zerstörung der Infrastruktur. Bis zu 5000 Tote Zivilisten.
06/99: Milosevic befiehlt den Rückzug aus dem Kosovo. Mehrheitliche Flucht der serbischen Bevölkerung.
2000: Sturz Milosevics nach der (angeblich) verlorenen Präsidentschaftswahl.
2001: Die UN erkauft sich mit 1 Milliarde Dollar die Auslieferung Milosevics.
Seit 2002: Die Stabilisierung der innenpolitischen Lage in Serbien-Montenegro gelingt nur teilweise. Über 500.000 Kriegsflüchtlinge (davon 10% Nichtserben!) müssen integriert werden. Mehrere führende Politiker (auch Zoran Đinđić) werden ermordet.
2006: Nach einer Volksabstimmung beendet auch Montenegro den Staatenbund mit Serbien.
2007: Die "internationale Gemeinschaft" beratschlagt immer offener über die anstehende Abtrennung des immer noch von der NATO besetzten Kosovo. Beratungen über die Zukunft Bosniens.
02/2008: Die serbische Provinz Kosovo erklärt sich für unabhängig. Der neue Staat wird unverzüglich von den USA und einem Teil der EU anerkannt.
07/2008: Radovan Karadžić, ehemaliger Präsident der bosnischen Serbenrepublik, wird nach 12jähriger Fahndung in Belgrad verhaftet.