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Vollständige Version anzeigen : EU - und Nationale Identifikation?



prinzregent
11.12.2004, 19:01
Ist die Europäische Union der Untergang der nationalen Identifikation? Meines Erachtens - JA. Mit der wachsenden Zusammenfügung der Völker Europas werden nicht nur Wirtschaft und Politik eins, sondern auch Volk, Kultur und Boden. Mit Untergang meine ich auch insbesondere die Verdrängung des letzten Funkens nationalen Zugehörigkeitsgefühls.

Unter einem geeinten Europa wird die Tradition sterben und aus ihr ein neuer multikultureller Meltingpot entstehen. Die EU kann keine Garantie geben, das die einzelnen Indentitäten nicht verschwinden. Denn neben extrem globalen und kapitalistischen Interessen, die bei einem geeinten Europa im Vordergrund stehen, werden die Völker und deren Wertschätzung im totalitären Zoog der Zeit verschollen.

Die wirtschaftlichen und politischen Aspekte werden immer exestieren können, jedoch im Zusammenhang mit dem ursprünglichen Volk und Land nicht mehr.

Wie seht ihr das?

Gruß
Prinzregent

Danield
11.12.2004, 19:47
ich weiss es nicht.
Ich hoffe aber, dass der nationale Zusammenhalt erhalten bleibt, auch bei einem geeinten Europa. Dass es funktionieren kann sieht man z.b. in Deutschland.
Die Bayern identifizieren sich immer noch als bayrisch, obwohl sie ja auch Teil der Bundesrepublik sind. Und die Tradition und Kultur Bayerns ist ebenfalls nicht ausgestorben, das wäre das falsche Wort. Es sind vielmehr neue, interessante Erweiterungen hinzugestoßen.
Es kann natürlich auch passieren, dass, wie du es oben geschildert hast, prinzregent, ein "multikultureller Meltingpot" entstehen wird und die nationale Identifikation bzw. die Individualität der einzelnen Nationen verloren geht. Ich sehe darin besonders Deutschland gefährdet, da hier, bekanntermaßen, der Zusammenhalt und der Patriotismus (ganz im Gegensatz zu z.b. Frankreich oder Großbritannien) seit Ende des II. Weltkrieges sehr geschwächt wurden.
Dass Europa zusammenwächst, wird man kaum verhindern können, will man eine echte wirtschaftliche Konkurrenz zu den Vereinigten Staaten erschaffen. Deswegen wird einem wohl nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und zu beobachten, wie sich die Lage entwickeln wird.

Mfg,
Daniel

Hexemer
11.12.2004, 20:38
Prinzregent, ich glaube nicht das es ein europaweites Problem ist; es ist nur ein deutsches. Im Gegensatz zu den anderen Ländern pflegen wir nämlich nicht unsere Kultur, sondern geben sie zu gunsten der angloamerikanischen Kultur auf. Ein Zusammenwachsen von Europa wird dies wohlmöglich verstärken, aber sicherlich ist der Grund für den Untergang der deutschen Kultur nicht bei der EU zu suchen. Das haben wir uns selbst in die Schuhe zu schieben.

Genauso sieht es auch bei der nationalen Identfikation/Patriotismus aus. Ein Franzose, Brite, Niederländer, Spanier, Italiener oder Pole wird sich als erstes immer als Franzose, Brite, Niederländer, Spanier, Italiener oder Pole fühlen. Der Durchschnittsdeutsche fühlt sich dagegen immer besonders modern, wenn er sich als Europäer oder Weltbürger bezeichnet (Deutscher ist er natürlich nicht). Ein Franzose lacht sich über sowas kaputt.

Justin Time
11.12.2004, 20:53
Wo soll da das Problem sein?
Der Nationalstaat ist ja eine vergleichsweise junge Erfindung, die z.B. in Deutschland eine "Tradition" von gerade mal 130 Jahren vorzuweisen hat. Dass diese 130 Jahre nicht gerade zu den ruehmlichsten gehoeren, auf die man als Deutscher zurueckblicken kann, muss ja wohl nicht eigens erwaehnt werden.

Beverly
11.12.2004, 21:00
Die europäische Integration ist längst über das Maß hinausgewachsen, was sinnvoll war. Sinnvoll war es, durch den "Europa-Gedanken" die Selbstzerfleischung von vor 1945 zu beenden und Freizügigkeit zu schaffen.
Doch heute verkommt alles nur noch dazu, einem immer entfesselterem und dabei letztendlich immer sinnloserem Turbo-Kapitalismus zu dienen. Die Apologeten dieses Systems spielen Standorte und Lohnabhängige bedenkenlos gegeneinander aus, bis der Spitzensteuersatz bei 0 Prozent und der Stundenlohn bei 50 Cent liegen werden.

Ach ja, immer wenn der deutsche Michel dazu keine Lust hat, wird ihm das "Ausland" vorgehalten. Dass so genannte Patrioten sich an diesem von den Wirtschaftsliberalen ersonnenen Spielchen beteiligen, ist bestenfalls ein Widerspruch in sich selbst. Ein "Nationalgefühl" das ebenso importiert wird wie Coca Cola ist ebenso künstlich und ungefähr genauso appetitanregend :rolleyes:

Beverly
11.12.2004, 21:03
Der Nationalstaat ist ja eine vergleichsweise junge Erfindung, die z.B. in Deutschland eine "Tradition" von gerade mal 130 Jahren vorzuweisen hat. Dass diese 130 Jahre nicht gerade zu den ruehmlichsten gehoeren, auf die man als Deutscher zurueckblicken kann, muss ja wohl nicht eigens erwaehnt werden.

Man sollte den 130 in der Tat wenig ruhmreichen Jahren aber nicht weitere ruhmlose Dekaden in einem zur Kopie der USA verkommenen europäischem Superstaat folgen lassen.

prinzregent
11.12.2004, 21:03
Wo soll da das Problem sein?
Der Nationalstaat ist ja eine vergleichsweise junge Erfindung, die z.B. in Deutschland eine "Tradition" von gerade mal 130 Jahren vorzuweisen hat. Dass diese 130 Jahre nicht gerade zu den ruehmlichsten gehoeren, auf die man als Deutscher zurueckblicken kann, muss ja wohl nicht eigens erwaehnt werden.

Der Deutsche Bund bestand bereits 1815 nach den napolenanischen Kriegen, aber das nur zur Geschichte.

Es kommt doch nicht darauf an, wie lange ein Staat schon besteht, - wichtig ist, das die groartigen Völker Europas nicht untergehen in ihrer eigenen Selbstüberschätzung.

prinzregent
11.12.2004, 21:06
Prinzregent, ich glaube nicht das es ein europaweites Problem ist; es ist nur ein deutsches. Im Gegensatz zu den anderen Ländern pflegen wir nämlich nicht unsere Kultur, sondern geben sie zu gunsten der angloamerikanischen Kultur auf. Ein Zusammenwachsen von Europa wird dies wohlmöglich verstärken, aber sicherlich ist der Grund für den Untergang der deutschen Kultur nicht bei der EU zu suchen. Das haben wir uns selbst in die Schuhe zu schieben.


Es ist wohl wahr, das die EU nur ein bedeutender Nebeneffekt der Deutschen Verdrängung ist. Dennoch wie gesagt ein wesentlicher Faktor ...

Beverly
11.12.2004, 21:20
Der Deutsche Bund bestand bereits 1815 nach den napolenanischen Kriegen, aber das nur zur Geschichte.

Der Nationalstaat ist nur die jüngste Episode der Geschichte der Deutschen und anderer Völker Europas, nicht ihr Beginn. Das aufstrebende Bürgertum fand ihn in Frankreich, Deutschland, Italien ... so toll, weil es mit ihm verständlicherweise die Fesseln von Feudalismus und auch ökonomisch kontraproduktiver Kleinstaaterei abschütteln wollte.

Mag sein, dass der Nationalstaat heute keine solche emanzipatorische Funktion mehr hat und sich überlebt hat. In Totalitarismus, Nullsummenspielen und Feindbild-Produktion ausartende Nationalismen deuten darauf hin. Doch das bedeutet nicht, dass die Geschichte der Völker, Sprachen und Kulturen, die einige Zeit als Nationalstaat existiert haben, damit automatisch zu Ende ist.

Justin Time
11.12.2004, 21:24
Man sollte den 130 in der Tat wenig ruhmreichen Jahren aber nicht weitere ruhmlose Dekaden in einem zur Kopie der USA verkommenen europäischem Superstaat folgen lassen.

Hast Recht. Ich hab' mich zusehr auf den Aspekt des untergehenden Nationalstaates konzentriert und nicht auf den moeglichen Nachfolger - vor einem Super- National-Europa graut mir allerdings auch..
:rolleyes:

Ein vereinigtes oder besser: einiges Europa koennte eine lockere Suppe mit viel buntem knackigen Gemuese sein. Bei dem derzeitigen Erweiterungstempo und den (vielen) schlechten Koechen wird's aber wohl eher ein pappiger Eiintopf im Drucktopf. Hoffen wir, dass da nicht irgendwann der der Kessel platzt .. :rolleyes:

Justin Time
11.12.2004, 21:28
Der Deutsche Bund bestand bereits 1815 nach den napolenanischen Kriegen, aber das nur zur Geschichte.

Der Deutsche Bund war aber kein Nationalstaat und selbst wenn, wuerde dieses runde halbe Jahrhundert den Kohl auch nicht fett machen.


Es kommt doch nicht darauf an, wie lange ein Staat schon besteht, - wichtig ist, das die groartigen Völker Europas nicht untergehen in ihrer eigenen Selbstüberschätzung.

Diese "grossartigen Voelker" Europas sind zuvor auch ohne Nationalstaat ganz gut klargekommen.

prinzregent
11.12.2004, 21:32
Der Deutsche Bund war aber kein Nationalstaat und selbst wenn wuerden diese runde halbe Jahrhundert den Kohl auch nicht fett machen.

Die "grossartigen Voelker" Europas sind zuvor auch ohne Nationalstaat ganz gut klargekommen.

Wie gesagt: Völlig gleichgültig wie lange die Staaten exestieren.

Zum zweiteren: Egal ob Nationalstaat oder nicht, Deutsche sind Deutsche auch ohen Grenzen. Bloß sind die heutigen Zeiten nicht mit einzelnen Fürsten und Königstümern von einst zu vergleichen.

Danield
12.12.2004, 07:44
Die Identität des deutschen Volkes muss aber, trotzdem, in einem europ. Staat nicht unbedingt verloren gehen.
Man beachte dazu mein Beispiel von eben, Bayern-Deutschland. Bei Frankreich, England, Spanien, etc. bin ich mir sicher, dass der Nationalzusammenhalt trotz eines Europa-Staates erhalten bleibt, allerdings ist das, wie gesagt, bei uns Deutschen aufgrund der letzten 100 Jahre unserer Geschichte, nicht unbedingt zu erwarten.
Dann muss man sich aber noch die Frage stellen, ob denn nicht die Mehrheit der Deutschen lieber als "Europäer" bezeichnet werden würden, als als "Deutsche" ?

prinzregent
12.12.2004, 14:19
Das Beispiel Bayern/Deutschland ist kein Maßstab, - es sind Deutsche Völker. Ich bezweifle es sehr, das der Nationale Zusammenhalt in den europ. Ländern so ausgeprägt sein wird, wie zu Zeit oder zuvor. Deutschland ist am meisten von von dem Zoog der EU betroffen, darum ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Deutsche Identität vollkommen verschollen ist ...

Hexemer
12.12.2004, 14:48
Deutschland ist am meisten von von dem Zoog der EU betroffen, darum ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Deutsche Identität vollkommen verschollen ist ...
Was würdest du dagegen unternehmen (außer aus der EU auzutreten natürlich ;))

prinzregent
12.12.2004, 14:51
Was würdest du dagegen unternehmen (außer aus der EU auzutreten natürlich ;))

Das Deutsche Volk muss einen Nationalen Umsturz erleben! Darum ist es auch ein innenpolitisches und gesellschaftliches Problem.

Ich würde behaupten, das Deutschland erwachen soll ...

Hexemer
12.12.2004, 15:36
Das Deutsche Volk muss einen Nationalen Umsturz erleben! Ich würde behaupten, das Deutschland erwachen soll ...Das musst du mir jetzt aber genauer erklären. ;)

prinzregent
12.12.2004, 16:55
Das musst du mir jetzt aber genauer erklären. ;)

Das Deutsche Volk muss begreifen, das in ihm das Potenzial der Zukunft steckt. Jedoch mit der heutigen Gesellschaft der BRD ist dies unmöglich, aber Barieren sind dazu da überwunden zu werden. Deutschland und die anderen Völker Europas sind nicht fähig zu begreifen, das bei einem vielvölkischen Schmelztiegel nicht Effektives zum Wohle der Nationen raus kommt.

Amida Temudschin
12.12.2004, 17:35
Zitiere ich mal einen Helden meiner Heimat, der u.a. in Griechenland, Polen und Lateinamerika gekämpft hat, sich für eine weltweite Abschaffung der Skaverei eingesetzt hat und nebenbei noch einen eigenständigen friesischen Staat aufbauen wollte:

Harro Harring - Mein Vaterland (1835)

Mein Vaterland ward mir, wo ich gestritten
Als Mann für Wahrheit, Gleichheit, Freiheit, Recht;
Mein Vaterland ward mir, wo ich gelitten,
Als Mensch fürs arme menschliche Geschlecht.
Mein Vaterland ist mir das Land der Friesen,
Als Teil Germaniens, als Europas Teil!
Für dich, Europa, soll mein Blut einst fließen,
Dem ganzen menschlichen Geschlecht zum Heil!

Internationalismus bedeutet nicht die Abschaffung des Nationalstaates, Europa soll keine Volksgemeinschaft, sondern eine Völkergemeinschaft sein.

prinzregent
12.12.2004, 17:45
Zitiere ich mal einen Helden meiner Heimat, der u.a. in Griechenland, Polen und Lateinamerika gekämpft hat, sich für eine weltweite Abschaffung der Skaverei eingesetzt hat und nebenbei noch einen eigenständigen friesischen Staat aufbauen wollte:

Harro Harring - Mein Vaterland (1835)

Mein Vaterland ward mir, wo ich gestritten
Als Mann für Wahrheit, Gleichheit, Freiheit, Recht;
Mein Vaterland ward mir, wo ich gelitten,
Als Mensch fürs arme menschliche Geschlecht.
Mein Vaterland ist mir das Land der Friesen,
Als Teil Germaniens, als Europas Teil!
Für dich, Europa, soll mein Blut einst fließen,
Dem ganzen menschlichen Geschlecht zum Heil!

Internationalismus bedeutet nicht die Abschaffung des Nationalstaates, Europa soll keine Volksgemeinschaft, sondern eine Völkergemeinschaft sein.

Das sind nur Worte. Du redest von einer Völkergemeinschaft, jedoch ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis eine Volksgemeinschaft, - eine europäische Volksgemeinschaft - , daraus wird.

Hexemer
12.12.2004, 18:23
Internationalismus bedeutet nicht die Abschaffung des Nationalstaates, Europa soll keine Volksgemeinschaft, sondern eine Völkergemeinschaft sein.
Auch wenn die europäische Verfassung den Erhalt der europäischen Nationen sichern will, bewegt sich die EU immer mehr weg vom Europa der Nationen, hin zur europäischen Nation.

Michael (C)
12.12.2004, 20:49
Völker-Mächte kolonialisieren zusammen die Völker.

Dazu bedarf es zentraler (monopolisierter) Gruppen-Autoritäten.

blubb
12.12.2004, 21:59
Auch wenn die europäische Verfassung den Erhalt der europäischen Nationen sichern will, bewegt sich die EU immer mehr weg vom Europa der Nationen, hin zur europäischen Nation.


davon merk ich irgentwie nichts...
--------

aber ich würde es befürworten, verschiedene nationen zur einer großen zusammenschmelzen... ein 500 mio volk... das wäre eine chance...

Hexemer
12.12.2004, 22:11
davon merk ich irgentwie nichts...
Dann wird es aber Zeit ;)

Amida Temudschin
13.12.2004, 19:57
Das sind nur Worte. Du redest von einer Völkergemeinschaft, jedoch ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis eine Volksgemeinschaft, - eine europäische Volksgemeinschaft - , daraus wird. Bisher sehe ich nicht mal in Vielvölkerstaaten wie der Schweiz oder der BRD die Verschmelzung zu einem Volk, wieso sollte es also in der EU, in der die Unterschiede noch größer sind, schneller gehen? So eine Verschmelzung wurde selbst mit dem Mittel der Gewalt wie in der Türkei oder in Spanien immer nur oberflächlich erreicht.


Auch wenn die europäische Verfassung den Erhalt der europäischen Nationen sichern will, bewegt sich die EU immer mehr weg vom Europa der Nationen, hin zur europäischen Nation. Eine Nation im Sinne von einem Staat ist ja auch nicht weiter schlimm, es geht nur um die Erhaltung der Nation im kulturellen Sinn nach dem Motto Einheit in Vielfalt. Z.B. galt Jugoslawien bis in die 80'er international als Vorbild für seine Minderheitenregelung, weil es eben kein dominantes Staatsvolk gab.