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Vollständige Version anzeigen : Patientenverfügung !



henriof9
26.06.2008, 20:44
Zitat :
Der Bundestag hat erstmals über einen Vorstoß beraten, Patientenverfügungen auf eine sichere rechtliche Grundlage zu stellen. Der fraktionsübergreifende Gesetzentwurf sieht vor, dass eine solche Verfügung immer und in jeder Krankheitsphase verbindlich sein soll, wenn der Patient sich nicht anders äußert. Redner von SPD, FDP, Linken und Grünen warben für die Vorlage vor allem mit dem Argument, das Selbstbestimmungsrecht der Patienten müsse beachtet werden. Aus der Unionsfraktion wurden dagegen Bedenken geäußert, ob eine vorab unterschriebene Verfügung den aktuellen Willen eines Patienten sicher widergebe.

Rest des Textes, siehe hier :

http://afp.google.com/article/ALeqM5iZGisp7P_FLyfZ7sD1KtpaLFvmMA

Mich würde Eure Meinung dazu interessieren.

politisch Verfolgter
26.06.2008, 20:57
In D wird meist elend krepiert: nur 2.5 % hatten professionelle Hilfe.
Dabei gehts nicht um einen Zustand jenseits des Bewußtseins.
Also ist "Patientenverfügung" total verlogen.
Was ist, wenn man nicht bis zuletzt bewußt leiden will?
Hier liegt das Problem!
Und es wird bei denselben Leiden höchst unterschiedlich gestorben: die einen entschlummern sanft auf einer Frühlingswiese, medikamentös hochwertig (z.B. durch hochwertiges Morphium) und ärztl. hochkompetent versorgt.
Und schon im Zimmer nebenan kann dann wie in der Hölle elend zu Tode geschmort werden, kostensparend, bei vollem Bewußtsein.
Meine Senioren hoffen alle, daß es so schnell geht, daß sie gar nicht erst in einer Klinik oder gar in einem Hospiz landen.
Der "Sterbetourismus" in die CH kommt nicht von ungefähr.

Mütterchen
26.06.2008, 21:12
Dann mache ich mal den Anfang - wie du schon gesagt hast, es ist problematisch...
Wahrscheinlich sagen sehr viele: wenn ich erst mal krank und siech darliege, dann werde ich mir den Tod herbeisehnen.
Nur: wer weiß schon, ob es dann wirklich so ist? Ob man dann nicht doch um jeden Tag, jede Stunde dankbar ist, die man leben darf?
Und dann liegt man vielleicht bewegungsunfähig im Krankenbett, und die Angehörigen setzen die Patientenverfügung um....das ist eine gruselige Vorstellung.

Genauso gruselig stelle ich mir aber auch vor, weiter leben zu müssen, auch wenn man es einfach nicht mehr will.

Dann ist die Frage: inwieweit spielt der finanzielle Faktor eine Rolle?

Wenn ich mal eine Prognose stellen darf: bei der finanziellen Lage des Staates und der anstehenden Überalterung unserer Gesellschaft ist es eine Frage der Zeit, bis die strengen Richtlinien der Sterbehilfe gelockert werden. Passive und wahrscheinlich auch aktive Sterbehilfe wird durchgesetzt werden.

politisch Verfolgter
26.06.2008, 21:40
Wobei ich mehrfach im TV mitbekommen habe, was Angehörige z.B. während Chemotherapie Verstorbener erklärten (Eltern und Ehepartner).
Dabei drehen sich die letzten Monate z.B. nur mehr um den Darm und um elende Schmerzen. Einer erklärte, seine Frau habe nur mehr aus ihrem Darm bestanden, der ihre ganze Person aufsog.
Vermutlich sind die Allermeisten bis zuletzt noch handlungs- bzw. wenigstens artikulationsfähig.
Doch genau um deren Bedürfnisse gehts per "Patientenverfügung" nicht.
Die Frage ist zudem, wieso "Hilfe" nötigt ist?
Es ist vielmehr Produktzugang nötig, falls man es dann beenden will, womit es eben so human wie möglich ablaufen zu können hat.
Wieso soll da ein Arzt involviert werden, wieso soll das ihm überhaupt zugemutet werden? Wieso überhaupt ein "Rezept" und eine "Apotheke"?
Bezugsberechtigung wäre der medizinische Befund und das jeweilige Stadium. Damit wäre dann direkt vom Hersteller zu beziehen.
Also, Ärzte und Apotheken können völlig außen vor bleiben.
Wer die Bezugsberechtigung per med. objektiviertem Krankheitsstatus hat, der braucht dann doch weder Ärzte noch Apotheken.

henriof9
27.06.2008, 16:29
Passive und wahrscheinlich auch aktive Sterbehilfe wird durchgesetzt werden.

Da wäre ich mir nicht so sicher, denn das Problem dürfte sein, wer entscheidet oder beurteilt dann, ob es, statt Sterbehilfe, nicht Mord war.

Hat ein Mensch derzeitig seinen med. Willen schriftl. artikuliert, so müßte er in regelmäßigen Abständen dieses bestätigen, denn wer weiß, was es in späteren Jahren an neuen med. Möglichkeiten gibt, oder ob dieser Mensch seine Meinung darüber nicht geändert hat.

Sicherlich ist das alles ein kleineres Problem, wenn dieser Mensch noch Verwandte hat, aber auch da ist das mit dem Vertrauen so eine Sache.

Bleibt nur zu hoffen, daß es diesmal ein wirklich vernünftiges Gesetz daraus wird.

henriof9
27.06.2008, 16:34
Dabei gehts nicht um einen Zustand jenseits des Bewußtseins.
Also ist "Patientenverfügung" total verlogen.
Was ist, wenn man nicht bis zuletzt bewußt leiden will?
Hier liegt das Problem!
Der "Sterbetourismus" in die CH kommt nicht von ungefähr.

Ich gebe Dir völlig recht, aber dies wäre ja Sterbehilfe.
Und soweit ist unser Staat noch lange nicht.
Aber, ist es nicht auch wichtig für den Fall Vorzugsorgen, in welchem man nicht mehr in der Lage ist, dies zu entscheiden ?

henriof9
27.06.2008, 16:43
Vermutlich sind die Allermeisten bis zuletzt noch handlungs- bzw. wenigstens artikulationsfähig.
Doch genau um deren Bedürfnisse gehts per "Patientenverfügung" nicht.
Die Frage ist zudem, wieso "Hilfe" nötigt ist?
Es ist vielmehr Produktzugang nötig, falls man es dann beenden will, womit es eben so human wie möglich ablaufen zu können hat.


Auch das kommt sicherlich häufig vor.
Aber ist es denn wirklich der absolute Wille, oder ist es ein momentaner Wunsch, sei es, um den Angehörigen nicht zur Last zu fallen oder weil es gerade so unerträglich ist ?
Warum z.B. werden Patienten ausgesteuert, bekommen nicht mehr die Medikamente, welche vielleicht besser, aber teurer sind ?
Ist es wirklich der Wille der " Sozialkaste " alles für den Patienten zu tun, oder wird nicht doch, indirekt, das Alter, die Kosten und der Erkrankungsgrund bzw. evtl. die Ursache dafür, mit in deren Überlegungen eingebracht ?

Don
27.06.2008, 17:35
Leider wird, falls es überhaupt geschieht, ein solches Gesetz wieder mal ein undurchschaubarer Dschungel von wenn's und falls' sowie Durchführungsverordnungen etc. pp. werden.
Eigentlich ist es simpel. Jeder Mensch hat über sein Leben frei verfügen zu können. Entscheidet er per unterzeichneter Verfügung gegen lebenserhaltende Maßnahmen, hat diese Entscheidung für jeden anderen bindend zu sein. Punkt.
Jeder ist für das verantwortlich was er tut.

Brotzeit
27.06.2008, 18:09
Hast du erst den Tubus im Hals kannst du dir deine Patientenverfügung in den Allerwertesten schieben!

Kein Kein Arzt wird dir diesen Tubus wieder aus dem Hals ziehen!
Dafür sorgt schon der Staatsanwalt ...........

SLOPPY
27.06.2008, 22:53
... vielen Kranken wurde schon deshalb geholfen, dass sie nicht zu einem Arzt gingen.

politisch Verfolgter
28.06.2008, 13:22
Es geht eben nicht um Sterbehilfe sondern um per Diagnose und Prognose med. zu objektivierenden Produktzugang.
Keinem Arzt ist es zumutbar, "Todesengel" zu sein. Es ist auch völlig unnötig. Es geht um keine Hilfe, sondern um geeignete Produkte.
Wer die sich nicht mehr selbst zuführen kann, dem könnten Freiwillige, die das Wissen dazu erlernen, das jeweilige Produkt so darbieten, daß der Sterbende es dann selbst in Gang setzen kann.
Da ist sogar eine sprachgesteuerte Maschine denkbar, wenn sonst nix geht. Oder sogar eine bestimmte Augenbewegungsabfolge.
Mit Ärzten hat das nix zu tun - die oder sonstiges Fachpersonal können allenfalls freiwillige Helfer schulen.
Dem TV ist zu entnehmen, daß finale Phasen absolut grauenhaft und schmerzvoll ablaufen können. Und genau um die gehts ja. Hier haben die Betroffenen das letzte Wort und damit auf Wunsch Produktzugang zu haben.

henriof9
28.06.2008, 16:50
Es geht um keine Hilfe, sondern um geeignete Produkte.
Hier haben die Betroffenen das letzte Wort und damit auf Wunsch Produktzugang zu haben.

Damit kann ich mich ja anfreunden, aber sicherlich nicht die Politik, denn die müßte dies per Gesetz möglich machen.

henriof9
28.06.2008, 16:52
... vielen Kranken wurde schon deshalb geholfen, dass sie nicht zu einem Arzt gingen.


Ja, und dann sind sie entsetzt, daß z.B. der Krebs schon so weit fortgeschritten ist, daß wenig Aussicht auf Heilung besteht !