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Vollständige Version anzeigen : Al-Qaida von eigenen Kämpfern verraten



uzi
18.06.2008, 13:32
„Das Terrornetz Osama bin Ladens muss sich Kritik von ehemaligen Mitstreitern gefallen lassen. Selbst Männer, die einst im Führungszirkel mitwirkten, stellen sich jetzt offen gegen al-Qaida. Sie glauben, dass bin Ladens Vorgehen den Muslimen schadet.“

"Jede Ideologie produziert irgendwann Zweifler und Kritiker aus den eigenen Reihen. Der Islamismus bildet hier keine Ausnahme“.

„Bentoman bezog sich damit insbesondere auf den algerischen Bürgerkrieg in den 90er-Jahren, der mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet hatte und seiner Ansicht nach dazu führte, dass die Dschihadisten den Rückhalt in der Bevölkerung verloren“.

„Auch einer der Paten des militanten Islamismus, Sayyid Imam al-Sharif, hat sich 2007 gegen al-Qaida ausgesprochen. Was bringt es, wenn man eines der Gebäude des Feindes zerstört und er dann eines deiner Länder zerstört? Was bringt es, wenn man einen dieser Leute umbringt und er 1000 deiner?“

„Scheich Salman al-Oudah, ein populärer saudischer Religionsgelehrter und ehemaliger Mentor bin Ladens, fragte ebenfalls letztes Jahr in einem viel beachteten offenen Brief „Mein Bruder Osama, wie viel Blut wurde vergossen? Wie viele unschuldige Menschen, Kinder, Alte und Frauen wurden getötet im Namen von al-Qaida?“ Derselbe al-Oudah hatte noch 2004 einen Aufruf unterzeichnet, der es zur Pflicht machte, die US-Truppen im Irak zu bekämpfen. Nun erklärt er, dass al-Qaida den Muslimen nur Übles gebracht habe.“

„Es gibt Dutzende weitere hochrangige Vertreter des militanten Islamismus', die sich von al-Qaida abgewendet haben – auch in Europa. Gerade vor vier Wochen gründeten ehemals hochrangige Mitglieder der extremistischen Hizb-ut Tahrir in Großbritannien die erste muslimische Denkfabrik, die sich gegen Radikalisierung und für Pluralismus und Respekt einsetzt: die Quilliam Foundation“

„Sie bemängeln jedoch, dass al-Qaida keine Erfolge vorzuweisen und beispielsweise im Irak 10.000 Muslime nur deshalb getötet habe, weil sie Schiiten waren“.

„Und doch schwächt diese ansteigende Welle von Dissidenten al-Qaida und damit den militanten Islamismus insgesamt. Man muss sich nur stets klar darüber sein, dass die meisten Kritiker bin Ladens nicht etwa Demokraten, sondern vielmehr selbst Feinde von Pluralismus und freiheitlicher Demokratie sind.“

Quelle: http://www.welt.de/politik/article2115529/Al-Qaida_wird_von_eigenen_Kaempfern_verraten.html

Offen bleibt, ob diese Erkenntnis auf gewonnener Einsicht oder militärischem Druck beruht.

Meriwan
18.06.2008, 13:37
Ich hab das schon vor ein paar Tagen gelesen. Die schönste Nachricht seit Langem.

Skaramanga
18.06.2008, 13:54
Ich hab das schon vor ein paar Tagen gelesen. Die schönste Nachricht seit Langem.

Wirklich?

Sie bemängeln, dass Al-Qaida keine ausreichenden Erfolge aufzuweisen habe. Was wird oder würde denn ein radikaler Islamist wohl als "Erfolg" ansehen? Ein friedliches Zusammenleben mit Ungläubigen? Höchst unwahrscheinlich.

Ich verstehe die Kritik eher taktisch, und nicht grundsätzlich.

uzi
18.06.2008, 15:38
Wirklich?

Sie bemängeln, dass Al-Qaida keine ausreichenden Erfolge aufzuweisen habe. Was wird oder würde denn ein radikaler Islamist wohl als "Erfolg" ansehen? Ein friedliches Zusammenleben mit Ungläubigen? Höchst unwahrscheinlich.

Ich verstehe die Kritik eher taktisch, und nicht grundsätzlich.

Grundsätzlich kritisieren sie die vielen eigenen Toten - was auch ein taktischer Zug sein kann.

Ausagen über die Erfolgsquote 1 toter Feind: 1.000 toten Muslimen läßt den Ansatz einer echten Strategiedebatte über Sinn oder Unsinn von Al-Qaida zu.

Prokurist
18.06.2008, 15:47
Es gibt nicht wenige Anzeichen dafür, daß die ganze Al-Quaida-Debatte eine Phantomdebatte darstellt bzw. 'künstlich aufgeblasen' wird.
Eine Meinung dazu könnte ich mir erst bilden, wenn ich möglichst richtige Informationen dazu hätte, die nicht von Intel Center stammen. Vorher beobachte ich nur und bilde mir ene (teilweise) Meinung nach vorliegenden Fakten, unter Umgehung irgendwelchen Terrorgeschwafels und irgendwelcher Panikdiskussionen.

Skaramanga
19.06.2008, 00:30
Grundsätzlich kritisieren sie die vielen eigenen Toten - was auch ein taktischer Zug sein kann.

Ausagen über die Erfolgsquote 1 toter Feind: 1.000 toten Muslimen läßt den Ansatz einer echten Strategiedebatte über Sinn oder Unsinn von Al-Qaida zu.

Ja, darüber sollte in der Tat debattiert werden, auch bei uns. Angesichts der demographischen Ungleichgewichtigkeit zwischen Muslimen und dem Westen ist die "retaliation quota" viel zu niedrig.