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Vollständige Version anzeigen : Wer ist für das Leben verantwortlich: der Einzelne oder die Gesellschaft?



Beverly
17.06.2008, 08:33
Hier geht es um die Frage, wie ein Mensch für sein Leben, Erfolg oder Scheitern verantwortlich ist: als Individuum und Einzelkämpfer oder als Teil einer Gruppe. Egal ob man mit Villa und Porsche im Nobelviertel wohnt oder unter der Brücke schläft - ist das eigenes Verdienst resp. Versagen oder wird es primär durch die Gesellschaft bewirkt?

Da gibt es folgende Sichtweisen:

1. "there's no such thing as society" - das berühmte Zitat von Margaret Thatcher. Es gibt keine Gesellschaft, es gibt nur die Indivdiuen und ihre Beziehungen zueinander. Jeder ist als Einzelner, als Einzelkämpfer selbst für Erfolg und Misserfolg verantwortlich. Als Einzelner hat man aber im Idealfall Anspruch darauf, dass einen die anderen mit sinnlosen Vorschriften und Gesetzen nicht behelligen. Homosexualität ist selbstverständlich erlaubt und ob man in Schlips und Krawatte ins Büro kommt oder dem Chef mit dem nackten Arsch ins Gesicht springt, ist ganz allen Sache des eigenverantwortlichen Individuums.

2. "Als Individuum in der Gruppe funktionieren" - ungefähr so sagt es in Star Trek der aus dem Borg-Kollektiv desertierte Hugh. Der Kollektivismus der Borg hat das Individuum zerstört und damit auch seine eigene Grundlage negiert. Denn eine Gemeinschaft kann nur auf Freiwilligkeit basieren. Individuen ohne Gemeinschaft sind nichts, eine Gemeinschaft ohne ihrer selbst bewusste Individuen ist selbst nur eine seelenlose Maschine.
Zwischen Individuen und Gemeinschaft mag es Konflikte geben, die im Extremfall sich nur durch das völlige Umkrempeln einer Gemeinschaft oder indem das Individuum die Gemeinschaft verlässt, lösen lassen. Aber es ist der gesunde Mittelweg zwischen Vereinzelung des Menschen und Unterjochung unters Kollektiv.

3. "Du bist nichts, dein Volk is alles" - eine Aussage aus dem Nationalsozialismus, die aber für alle kollektivistischen Ideologien und Systeme gelten kann. Der Einzelne muss sich dem Kollektiv unterordnen, hat aber in der "Volksgemeinschaft" auch Anspruch auf den Schutz des Kollektivs. Ferner vermittelt ihn das Kollektiv Orientierung und das Gefühl, Teil von großen Dingen zu sein.

4. "Drohnen fürs Kollektiv" Ein Linker meinte mal, die Frauen sollten Kinder gebären, weil der Staat Arbeitslose und Soldaten braucht. Sozusagen die sozialdarwinistisch pervertierte Mischung der schlechten Eigenschaften von 1. und 3. Der Gesellschaft sind ihre Mitglieder egal, da jederzeit ersetzbar, aber sie dransaliert sie nach Belieben mit Vorschriften aller Art. Im Idealfall ein wirtschaftsliberaler Gottesstaat, wo "alter Wein in neue Schläuche" gekippt wird.

marc
17.06.2008, 08:36
Richtet sich die Frage nach dem, wie es ist oder nach dem, wie es seien sollte?

Beverly
17.06.2008, 08:42
Das Ideal ist selbstverständlich 2., selbstbestimmter Teil einer Gruppe zu sein. Je nach eigener Veranlagung oder Umständen kann es da durchaus zu 1. gehen - starkem Individualismus, weil man macht was man will und das auch darf - oder 3. - mehr Unterordnugn unter eine Gruppe, weil man feste Strukturen braucht.
Eine Meta-Gesellschaft böte da für alles Nischen - von Ordensgemeinschaften bis zu Rotlichtvierteln.

Ich fürchte aber, es geht immer mehr auf 4. zu - einen pervertierten Kollektivismus. Man ist ein die Strukturen einer Gesellschaft eingezwängt und muss sich deren Vorschriften beugen. Zugleich ist man dieser Gesellschaft egal, weil ersetzbar und sie versteht sich nicht als Schutz und Halt gebendes Kollektiv. "Wirtschaftsliberal und Gottesstaat" - von den christlich-fundamentalistischen USA über Pakistan bis zum hinduistischen Indien dürfte das tendenziell auf viele Zustände zutreffen, die ich nicht als Gemeinwesen bezeichnen mag.

Beverly
17.06.2008, 08:43
Richtet sich die Frage nach dem, wie es ist oder nach dem, wie es seien sollte?

Ich habe meine Antwort nach dem gegeben, wie es sein sollte, aber auch geschrieben, wohin es sich meiner Meinung nach entwickelt.

cajadeahorros
17.06.2008, 09:19
Es ist für mich als Individuum nützlich mich mit anderen Individuen auf eine Verteilung gewisser Risiken auf die Gemeinschaft aller zu einigen. In der idealen Gesellschaft handelt jeder in Freiheit (im Sinne Kants, nicht im Sinne warum leckt sich der Hund am Schwanz), die Risiken die man im rechtlichen Sinne aber nicht selbst zu vertreten hat (bspw. Krankheit - NEIN, auch Raucher!) sind aber auf die Gemeinschaft verteilt.

Einfaches Beispiel: Ich kann es mir persönlich nicht leisten, meine Familie für den Fall meines unzeitigen Todes abzusichern, es ist mir nicht möglich selbst ausreichende finanzielle Mittel dafür beiseitezulegen. Da es aber unwahrscheinlich ist dass von 1.000 Personen mehr als eine vorzeitig stirbt ist es sinnvoll dass diese 1.000 Personen jeweils einen sehr kleinen Betrag dafür beiseite legen dass die Familien der ein oder zwei Personen die es leider wirklich trifft abgesichert sind.

Im Rahmen dieser Regelung ist jeder für sein Leben selbst verantwortlich, eine Teilnahme am obigen System darf nicht mehr von anderen Unterwerfungshandlungen abhängig gemacht werden.

DIESE Gesellschaft - nennen wir sie Sozialstaat - ist solange überlebensfähig wie

a) alle Individuen der Gesellschaft gleichermaßen daran teilnehmen müssen (Beispiel: Keine Beitragsbemessungsgrenzen).
b) keine Individuen innerhalb oder außerhalb dieser Gesellschaft zu Lasten der Gemeinschaft davon profitieren (tut mir leid, aber: keine Zuwanderung bei bestehender Massenarbeitslosigkeit).
c) die Mitglieder der Gesellschaft bereit sind das System zu verteidigen.

Letzteres ist deswegen schwierig weil das für dieses System notwendige Geld im freiesten und besten aller Wirtschaftssysteme einen Standortnachteil darstellt, wer auch immer die Möglichkeit dazu hat kann sich dieses Geld aneignen ohne dass die Gesellschaft sofort zusammenbricht, ohne dass er also aus diesem Raub einen Nachteil in annähernder Größenordnung des entstehenden Vorteils hätte. Diesen schleichenden Prozess zu erkennen und zu stoppen, daran ist die westliche, insbesondere die deutsche Gesellschaft gescheitert, sie ließ sich von Propaganda einlullen und plappert die Propaganda dass "wir" uns das nicht mehr leisten können brav nach.

Statt individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verteilung der Risiken sind wir dadurch bei persönlicher Unfreiheit und immer größerer Abwälzung der Risiken auf das Individuum bei parallel sinkendem verfügbaren Einkommen angekommen.

Dieser Abschnitt war nötig um meine Antwort "Individuum im Schutz eines Kollektives" vorab zu verteidigen. Die heutige Situation hat NICHTS mehr damit zu tun.

McDuff
17.06.2008, 10:52
Punkt 4 ist das was die EU vorsieht!

marc
17.06.2008, 12:36
Ich fürchte aber, es geht immer mehr auf 4. zu - einen pervertierten Kollektivismus. Man ist ein die Strukturen einer Gesellschaft eingezwängt und muss sich deren Vorschriften beugen. Zugleich ist man dieser Gesellschaft egal, weil ersetzbar und sie versteht sich nicht als Schutz und Halt gebendes Kollektiv. "Wirtschaftsliberal und Gottesstaat" - von den christlich-fundamentalistischen USA über Pakistan bis zum hinduistischen Indien dürfte das tendenziell auf viele Zustände zutreffen, die ich nicht als Gemeinwesen bezeichnen mag.



Dieser Abschnitt war nötig um meine Antwort "Individuum im Schutz eines Kollektives" vorab zu verteidigen. Die heutige Situation hat NICHTS mehr damit zu tun.

In eine ähnliche Richtung dachte ich neulich beim Thema "Integration", denn im Grunde sind die Integrationsanforderungen, die wir an Migranten stellen, ja völlig paradox, da Integration heute nicht mehr heißt, Mitglied einer Gemeinschaft zu werden, sondern Teil eines anonymen, abstrakten und eben desintegrierenden Mechanismus zu werden, für den Vergemeinschaftungen im eigentlichen Sinne kontraproduktiv sind, da er von einer Art ökonomischen Darwinismus abhängig ist, zu dessen Systematik auch die Ausweitung der Spielregeln auf nicht-wirtschaftliche Bereiche gehört, so dass ein Zustand angesteuert wird (oder schon erreicht ist) in dem sich vereinzelte Partikularindividuen in einem lebenslangen Konkurrenzkampf um temporäre "Beschäftigungsverhältnisse" und temporäre "Lebensabschnittspartner" befinden.

Und an diesem Mechanismus soll quasi jeder teilhaben, so dass auch einzelne feministische Stimmen, etwa diejenigen, die das Wort vom "vergifteten Kuchen" prägten und meinten "dass wir kein größeres Stück von diesem vergifteten Kuchen wollen, sondern einen gänzlich anderen Kuchen", verstummt sind und stattdessen der geschlechtslose Mensch per "Gender-Mainstreaming" herangezüchtet wird, der sich gelegentlich fortpflanzt, aber die "Produkte" seiner Fortpflanzung erst in die Kindertagesstäte, dann auf die Ganztagsschule schicken soll, damit er weiterhin für den wirtschaftlichen Prozess zur Verfügung steht und seine Kinder von Beginn an mit rein ökonischem-verwertbarem "Wissen" abgespeist werden können - der Prozess setzt sich an den Hochschulen fort, für die man bei einer Bank einen Kredit aufnehmen muss, mit denen man anschließend einen "Bachelor" oder "Master" erwirbt, die man auf dem freien Markt anschließend einlösen kann - und wer es nicht zu akademischen Würden bringt - vorallem, weil er als Teil einer bestimmten sozio-ökonomischen Schicht zur Welt gekommen ist, dem bleibt noch die Flucht in die Intellektuellenfeindlichkeit und die Konstruktion von künstlichen Grenzen, die er aggressiv verteidigen muss, da sie ihn selbst nicht überzeugen. ("Richtige Arbeit" vs. "Falsche Arbeit" - "Richtige Sprache" vs. "Falsche Sprache" et cetera.)

politisch Verfolgter
17.06.2008, 12:47
Der value betriebsloser Anbieter ist mittels eigenverantwortlich verantwortungsgemeinschaflicher unternehmerischer Zusammenarbeit zu erwirtschaften. Dazu haben Managements vernetzte Gruppenintelligenz zu moderieren. Anders läßt sich der value weder individuell mental leistungsäquivalent erwirtschaften, noch leistungsgerecht verteilen.
Dazu muß es staatsfern privatwirtschaftlich selbsteignende rein jur. Personen als betriebl. Renditeobjekte geben, deren ökonomische Hebelwirkung von den damit am Markt Anbietenden komplett abgeschöpft wird, die dazu anteilig bezahlen zu können haben.
Wobei die Effizienz derartiger betriebl. Netzwerke mit der Anzahl ihrer Mitglieder und bezahlenden Nutzer exponenziell zu nimmt.
Dort kann frei verbesserungs-fluktuiert, also die Umsetzung individueller mentaler Disposition in value laufend optimiert werden.
Es erfordert wiss. flankierte aktive Wertschöpfungspolitik für die vollwertige Marktteilnahme der betriebslosen Anbieter.

marc
17.06.2008, 12:52
Ich stell mir grade vor: Was wäre, wenn sich hinter den Satzbausteinen von pV die Weltformel verbirgt, die Lösung all unserer Probleme - die Antwort überhaupt?

Sauerländer
17.06.2008, 14:00
1 und 4 haben mehr miteinander gemein, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, aber das nur am Rande.

Grundsätzlich ist es ja eher eine banale Erkenntnis, dass wir unser Leben nunmal als Individuen fristen, die aber nicht im luftleeren Raum hängen.
Meiner Ansicht nach erhält das Individuum durch das Kollektiv einen Rahmen, eine Vorgabe an Wertmaßstäben, innerhalb derer es handeln, zu denen es sich prinzipiell stellen kann, wie es will - dann aber auch die Konsequenzen tragen muss. Man kann sich gegen die Gruppe stellen, darf dann aber nicht auf deren Unterstützung hoffen bzw muss, je nach Schwere des Konflikts, mit seinem Ausschluss aus ihr rechnen. Das Individuum kann nicht erwarten, einfach selbstherrlich sich eigene Maßstäbe geben zu können, die dann auch auf allseitige Akzeptanz stoßen.
Gleichzeitig kann das Kollektiv keinen Anspruch darauf geltend machen, das Leben der Individuen in jeder Sekunde und bis in den letzten Winkel durchzuformen, denn damit entzieht es sich seine eigene Grundlage der nachwachsenden nächsten Generation.
Zudem steht das Kollektiv in der Pflicht, nicht nur Fehlverhalten zu bestrafen, sondern auch Wohlverhalten zu honorieren.
Dieses an den Tag zu legen ist aber immer noch Sache des Individuums.

politisch Verfolgter
17.06.2008, 14:11
Ich stell mir grade vor: Was wäre, wenn sich hinter den Satzbausteinen von pV die Weltformel verbirgt, die Lösung all unserer Probleme - die Antwort überhaupt?

Analog den globalisierenden Finanzkonglomeraten kann es globale Nutzernetzwerke geben, deren Managements user value bezwecken.
Das ist nichts Staatliches, dort bezahlen vielmehr damit vollwertige betriebslose Marktteilnehmer für die Abschöpfung der ökonomischen Hebelwirkung vielfältig verflochtener high tech Cluster.
Menschliches Inhabergerangel würde das nur behindern, würde das Leistungsprinzip untergraben, würde Kapitalerwirtschafter auf minderwertige Teilleistungen reduzieren, zu Umverteilungs-Kostenfaktoren marginalisieren.
Weder Staatsbetriebe noch Feudalismus taugen was für die allermeisten Betriebslosen, womit ja weltweit 1 % 60 % eignen, während die halbe Menschheit von unter 1 $ tgl. dahin vegetiert.
Unsere Spezies hat sich gemäß dem individuellen mentalen Leistungsprofil die Naturgesetze immer dienstbarer zu machen, statt die Einen Anderen.

cajadeahorros
17.06.2008, 14:38
Ich stell mir grade vor: Was wäre, wenn sich hinter den Satzbausteinen von pV die Weltformel verbirgt, die Lösung all unserer Probleme - die Antwort überhaupt?

Wenn man unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet fordern kann, dass das Monopol quasiorganisch endoskopisch den Arbeitsmarkt bereinigt, kann und darf nicht geleugnet werden, dass das hochgesetzte Brand-Switch kumulativ asynchron Konzentrationen bewirkt, je nachdem, ob die zentralisiert datenimmanente Typisierung abnormal kohärent funktioniert.
((http://homepageberatung.at/cont/junk/bullshit_generator/index.php)

Beverly
17.06.2008, 14:41
Über den uns drohenden oder schon verwirklichten Zustand scheinen sich alle Diskutanten im wesentlichen einig zu sein:
Man ist Teil eines Kollektivs und soll den Regeln des Kollektivs entsprechend funktionieren. Man bekommt aber für regelkonformes Verhalten keine wirkliche Anerkennung und keinen wirklichen Schutz, da einem das Kollektiv erzählt, man sei ja freies und selbstverantwortliches Individuum. Gut, dann handelt man als freies und selbstverantwortliches Individuum und stellt dabei fest, dass das schlicht nicht möglich ist, ohne Regeln des Kollektivs zu verletzen. Wobei der Unsinn und die Absurdität dieser Regeln nur dadurch nicht offen zutage treten, dass das Kollektiv sie gar nicht flächendeckend durchsetzen kann oder überhaupt will.
Sowenig das Kollektiv dem Einzelnen Schutz gibt, so wenig gibt es ihm Sinn und Halt. Wobei Schutzlosigkeit und Sinnlosigkeit Hand in Hand gehen, denn ein Kollektiv, dass einen "Sinn" im Sinne einer Zielsetzung hat wird wenigstens den Menschen Sicherheit geben, die dieses Ziel teilen und bei seiner Verwirklichung nützlich sind. Wobei "Ziel" nicht das Erreichen eines Endzustandes sein muss, sondern auch etwas sich dauerhaft Erneuerndes sein kann (die nächste Ernte, die nächste Generation etc.). Das Kollektiv, dass nun keinen Sinn und kein Ziel mehr hat, erzählt uns gleichzeitig - resp. seine zweibeinigen Lautsprecher tun das - dass wir durch unser Agieren in ihm selbst Sinn und Ziele setzen :rolleyes:

cajadeahorros
17.06.2008, 14:52
Über den uns drohenden oder schon verwirklichten Zustand scheinen sich alle Diskutanten im wesentlichen einig zu sein:
Man ist Teil eines Kollektivs und soll den Regeln des Kollektivs entsprechend funktionieren. Man bekommt aber für regelkonformes Verhalten keine wirkliche Anerkennung und keinen wirklichen Schutz, da einem das Kollektiv erzählt, man sei ja freies und selbstverantwortliches Individuum. Gut, dann handelt man als freies und selbstverantwortliches Individuum und stellt dabei fest, dass das schlicht nicht möglich ist, ohne Regeln des Kollektivs zu verletzen.

Wobei das wirkliche Problem ist dass man als Teil des Kollektivs die Regeln des Kollektivs nicht mehr bestimmt. Die Regeln werden von einer minimalen Gruppe aufgestellt die das Kollektiv parasitär und daher mit immer größerem Zwang verwaltet. Und eine beliebte Strategie dieses Zwangs ist die Schwächung des Kollektivs, die Schwächung der Gesellschaft durch einen Scheinindividualismus in der Sklaverei.

Jede berechtigte oder unberechtigte Kritik an irgendeiner Form dieses Scheinindividualismus' ist daher verboten - wir nennen es "political correct".

politisch Verfolgter
17.06.2008, 15:02
Der Rechtsraum hat die Grundlage zur optimalen Selbstverwirklichung des Individuums gesetzlich zu strukturieren.
Kapitalzugang bildet die materiellen Freiheitsgrade individueller Selbstverwirklichung.
Es geht also um optimalen Kapitalzugang.
Dazu ist nix besser geeignet, als eine grundrechtskonform freiheitlich marktwirtschaftliche Leistungsgesellschaft.
Diese Freiheitsgrade gibts per marktwirtschaftlicher Doppelrolle von Anbietern und Nachfragern in deren Erwerbsphase.
Dazu ist eben der value individuell mental leistungsäquivalent zu erwirtschaften, regelmäßig auszuschütten und leistungsgerecht zu verteilen.
Er wird mittels ökonomischer Hebelwirkung betrieblicher Renditeobjekte aus den Taschen möglichst kaufkräftiger Nachfrager erwirtschaftet.
Nur so machen wir uns die Naturgesetze immer dienstbarer, statt die Einen Anderen.
Mangementvorgabe ist also user value.
Erst damit bezweckt der Rechtsraum den Nutzen des gesamten Souveräns, der in seiner Erwerbsphase Subjekt, also Zweck und somit Gegenstand seiner Wertschöpfung ist.
Alle dem entgegenstehenden Gesetze müssen weg. Es ist wissenschaftlich zu flankieren, es erfordert eine aktive Wertschöpfungspolitik für die vollwertige Marktteilnahme der betriebslosen Anbieter.

Beverly
17.06.2008, 15:15
Grundsätzlich ist es ja eher eine banale Erkenntnis, dass wir unser Leben nunmal als Individuen fristen, die aber nicht im luftleeren Raum hängen.
Meiner Ansicht nach erhält das Individuum durch das Kollektiv einen Rahmen, eine Vorgabe an Wertmaßstäben, innerhalb derer es handeln, zu denen es sich prinzipiell stellen kann, wie es will - dann aber auch die Konsequenzen tragen muss. Man kann sich gegen die Gruppe stellen, darf dann aber nicht auf deren Unterstützung hoffen bzw muss, je nach Schwere des Konflikts, mit seinem Ausschluss aus ihr rechnen. Das Individuum kann nicht erwarten, einfach selbstherrlich sich eigene Maßstäbe geben zu können, die dann auch auf allseitige Akzeptanz stoßen.
Gleichzeitig kann das Kollektiv keinen Anspruch darauf geltend machen, das Leben der Individuen in jeder Sekunde und bis in den letzten Winkel durchzuformen, denn damit entzieht es sich seine eigene Grundlage der nachwachsenden nächsten Generation.
Zudem steht das Kollektiv in der Pflicht, nicht nur Fehlverhalten zu bestrafen, sondern auch Wohlverhalten zu honorieren.
Dieses an den Tag zu legen ist aber immer noch Sache des Individuums.

Ein Dozent von mir, der sich mit so genannten primitiven Gesellschaften beschäftigte, meinte, dass es in denen das Recht zum "Exit" gäbe. Also nichts anderes als das Recht, sie zu verlassen, wenn man mit dem Leben in ihnen nicht mehr klar kam. Beim "Exit" hatte das Individuum seine Freiheit, musste aber mit den Konsequenzen - kein Schutz mehr, Suche nach einer "neuen Heimat" - selbst fertig werden. Umgekehrt konnte eine Gesellschaft darauf bestehen, dass sich ihre Angehörigen an Regeln hielten, aber sie musste die ziehen lassen, die das partout nicht wollten.

Soweit ich das überblicken kann, hat sich das Recht auf "Exit" heute erledigt. Hätte unsere globalisierte Welt einen Notausgang, würden wir uns vielleicht alle da treffen, weil wir aus was für Gründen und was für gegensätzlichen Gründen auch immer von dem Schwachsinn die Schnauze voll haben.

Man wird dabehalten resp. das System, dem man entfliehen will, ist überall und zugleich ist man recht schnell draußen. Anstatt "Exit" sozusagen "Limbus", der aber tödliche Folgen haben kann.

War in primitiven Gesellschaften ein "Exit" Teil eines Konfliktes, der vielleicht sogar mit Mord und Totschlag ausgetragen wurde, vermute ich, dass die Gesellschaft zumindest so viel Ehrlichkeit hatte, über den, den sie tot sehen wollten zu sagen: "Er gehört nicht mehr zu uns, er ist vogelfrei wasauchimmer." Der so Geächtete konnte wenigstens sicher sein, dass seine Ex-Gesellschaft ggfs. keinen anderen Ansprüche an in hatte als das er sich bei ihnen nie wieder blicken lassen sollte oder sie ihn umbringen, wenn sie ihn kriegten.

Heute dagegen? Meines Wissens galten deutsche Juden auch nach ihrer de facto-Entrechtung 1935 weiterhin für das Deutsche Reich und die anderen Staaten als deutsche Staatsbürger. Ein Schiff mit jüdischen Flüchtlingen ist durch Atlantik und Karibik geirrt und legte wieder in Europa an, weil die Juden niemand aufnehmen wollte. Sie waren in der schlimmsten Form "draußen", gehörten trotzdem noch zum "Reich" und hatten sonst keinen Zufluchtsort. Wobei der Antisemitismus vor '45 in keiner Weise auf Nazi-Deutschland beschränkt war. Die Welt hasste, ermorderte und drangsalierte die Juden noch im 20. Jahrhundert, verweigerte ihnen Hilfe und zugleich stellte die Welt an die Juden Ansprüche, weil sie ja als Reichsbürger oder Bürger anderer Staaten Verpflichtungen unterlagen.

Dieses Prinzip des "man ist real draußen, aber gehört formal dazu" grassiert heute immer mehr. Real ist man draußen, weil man keinerlei Ressourcen, kein Land, keinen großen Besitz und keine Macht hat. Formal gehört man schon deshalb dazu, weil man ohne Ressourcen nirgendwo anders hin kann und sich in der Gesellschaft auch keine eigenen Subsysteme - wie ein Unternehmen, eine Landkommune etc. - aufbauen kann.

politisch Verfolgter
17.06.2008, 15:22
Wir haben Grundrechte, die allenthalben rechtsräumlich umzusetzen, auszugestalten sind. Dabei hat das Eigentum Anderer selbstverständlich tabu sein zu können. Die Selbstverwirklichung des Individuums findet nur ihre Grenze im selben Anspruch aller Anderen. Aber eben genau darin findet sie auch ihrer Grundlage: indem wir uns eben gemeinsam nach individuellen mentalen Kräften die Naturgesetze auch aus den Taschen möglichst kaufkräftiger Nachfrager immer dienstbarer machen.
Es geht also darum, wie wir individuell mental äquivalent kooperieren, wozu eben Managements vernetzte Gruppenintelligenz zu moderieren haben.
Es geht ganz zentral um den value - er bildet die materiellen Freiheitsgrade individueller Selbstverwirklichung, nichts sonst.
Daher MUSS der value individuell mental leistungsäquivalent erwirtschaftbar sein, wonach er regelmäßig auszuschütten und leistungsgerecht zu verteilen ist. Diese Kooperation für den gemeinsamen value ist die Grundlage der materiellen Selbstverwirklichung des Individuums.
Denn, was dann jemand mit seinem Kapital individuell und auf dem Boden der Grundrechte anstellt, ist ausschließlich seine völlig private eigene Angelegenheit. Genau deswegen ist Kapitalzugang zentral wichtig, kann durch nichts ersetzt werden.

Beverly
17.06.2008, 16:12
(...)Jede berechtigte oder unberechtigte Kritik an irgendeiner Form dieses Scheinindividualismus' ist daher verboten(...)

Weil sinnvolle und berechtigte Kritik ebenso rigide abgeblockt wird, wie sinnlose und larmoyante Kritik, weiß man nie, wo man mit seiner Unzufriedenheit steht: bezieht sie sich auf Zustände und Mängel, die es auch in einer lebbaren Gesellschaft geben würde, oder trifft sie die Dinge, welche diese Gesellschaft zur Hölle machen.

cajadeahorros
17.06.2008, 16:14
Daher MUSS der value individuell mental leistungsäquivalent erwirtschaftbar sein, wonach er regelmäßig auszuschütten und leistungsgerecht zu verteilen ist. Diese Kooperation für den gemeinsamen value ist die Grundlage der materiellen Selbstverwirklichung des Individuums.

Weltweit beendet die ethnologische Abstraktion der Perfektion einen bipolar terminierten Vorlauf der Qualitätskontrolle und gewinnt fast nie eine Finanzgebarung im Ausgleich zum Value-Management der Nutzungsdauer.

henriof9
17.06.2008, 21:26
Vorrausgesetzt, ich habe die Frage richtig verstanden :

1. = Lebenskünstler
2. = Mitläufer
3. = Verblendeter
4. = Sklave

dr-esperanto
17.06.2008, 21:47
Starke Menschen mit guten Genen können sich auch alleine durchschlagen, die Schwächeren müssen sich eben zusammentun, um zu überleben.

Rocko
17.06.2008, 22:06
Ich habe mich für Möglichkeit 2 entschieden.
Ohne das Wissen der Anderen wäre man doch heutzutage kaum mehr lebensfähig.

Man ist schon sehr stark darauf angewiesen, dass die Anderen ihre Arbeit gut machen, selbst bei den belanglosesten Dingen wie zum Metzger gehen und Hackfleisch kaufen. Weder habe ich Ackerland noch eine Schweinezucht, ich kann mir also mein Hackfleisch nicht selbst herstellen. Folglich verlasse ich mich auf den Metzger, also ein anderes Mitglied der Gesellschaft, das mir gegen Geld die gewünschte Ware bereitstellt.

Wiederum andere Mitglieder der Gesellschaft verlassen sich auf mich und lassen sich von mir bei der Optimierung ihrer Unternehmen helfen, ebenfalls selbstverständlich gegen Geld. Man befindet sich also in einem immerwährenden Kreislauf, der uns die vorherrschenden Lebensbedingungen ermöglicht.

dr-esperanto
17.06.2008, 23:01
Ich habe mich für Möglichkeit 2 entschieden.
Ohne das Wissen der Anderen wäre man doch heutzutage kaum mehr lebensfähig.

Man ist schon sehr stark darauf angewiesen, dass die Anderen ihre Arbeit gut machen, selbst bei den belanglosesten Dingen wie zum Metzger gehen und Hackfleisch kaufen. Weder habe ich Ackerland noch eine Schweinezucht, ich kann mir also mein Hackfleisch nicht selbst herstellen. Folglich verlasse ich mich auf den Metzger, also ein anderes Mitglied der Gesellschaft, das mir gegen Geld die gewünschte Ware bereitstellt.

Wiederum andere Mitglieder der Gesellschaft verlassen sich auf mich und lassen sich von mir bei der Optimierung ihrer Unternehmen helfen, ebenfalls selbstverständlich gegen Geld. Man befindet sich also in einem immerwährenden Kreislauf, der uns die vorherrschenden Lebensbedingungen ermöglicht.

Ich könnte in freier Wildbahn gar nicht überleben!