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Vollständige Version anzeigen : Morgen große "Französischtümmelei"



Rechtsaussen
01.12.2004, 17:19
Am 2. Dezember 1804 krönte sich Napoleon Bonaparte zum Kaiser.

Der Erfinder des ersten totalen Krieges, (lt. Thomas Nipperdey) der skurpellose Machpolitiker und Massenmörder, der Unterdrücker ganzer Völker wird Morgen in Frankreich in vielen geschichtsträchtigen Zeremonien und Gedenkveranstaltungen gefeiert.

Aber nicht nur dort! Die Nationalmaso Deutschen feiern den kleinen Korsen auch als denjenigen, der als Erster Europa einigen wollte, siehe Spiegel-Artikel vom Montag.

Napoleon wird als echter Europäer, getrieben von der Vision der Vereinigung, beschrieben! Klaro, alles unter französischer Vorherrschaft und Hegemonie und das eine oder andere Verbrechen, den einen oder anderen Angriffskrieg (Aber immerhin auch gg. Deutsche, das macht ihn liebenswert!), hier und da einen politischen Mord, Kontinentalsperren, horrende Annektierungen, Größenwahn, utopische Reperationen für die Besiegten, dass alles sind schon negative Punkte.

Aber: Er baute ja auch Autobahnen und alle hatten Arbeit...

Kommt euch diese Analoge zum 20. Jahrhundert nicht auch bekannt vor? Kehren wir dort die guten Leistungen eines anderen Staatsmannes vor und verdrängen ein bisschen das Andere; Herr Schicklgruber wir bestimmt auch bald wieder salonfähig!




:rolleyes:

Kaiser
01.12.2004, 17:40
Auch wenn Napoleon ein Feind Deutschlands war, muß ich doch bewundert anerkennen, das er eine der größten Gestalten auf der politischen Bühne Europas war. Eine militärisches und politisches Genie sonderlichen.

Trotz seiner Verbrechen ziehe ich meinen virtuellen Hut vor ihn.

mentecaptus
01.12.2004, 18:02
Auch wenn Napoleon ein Feind Deutschlands war, muß ich doch bewundert anerkennen, das er eine der größten Gestalten auf der politischen Bühne Europas war. Eine militärisches und politisches Genie sonderlichen.

Trotz seiner Verbrechen ziehe ich meinen virtuellen Hut vor ihn.
Sein "Code civil" war prägend für viele Zivilgesetzbücher - u.a. für das deutsche BGB. Und auch unser Gemeindesystem stammt aus der Napoleonischen Besatzungszeit, als Freiherr vom Stein die Französischen Vorgaben an Deutsche Belange anpasste und in Preußen einführte.

Kaiser
01.12.2004, 18:26
Sein "Code civil" war prägend für viele Zivilgesetzbücher - u.a. für das deutsche BGB. Und auch unser Gemeindesystem stammt aus der Napoleonischen Besatzungszeit, als Freiherr vom Stein die Französischen Vorgaben an Deutsche Belange anpasste und in Preußen einführte.

Ja, das ist ein gutes Beispiel. Auch sollte man nicht vergessen, das seine Flurbereinigung in Deutschland 1804 der erste Schritt Richtung Reichseinigung war. Auch wenn Napoleon dies nicht beabsichtigte.

Ein deutscher Jäger
01.12.2004, 18:34
............der skurpellose Machpolitiker und Massenmörder.......


Klär mich mal auf, was für einen Massenmord meinst du denn?

mfG

Vietminh
01.12.2004, 20:18
Sein "Code Civil" wurde quasi gleichzeitig mit der Wiedereinführung der Sklaverei erschaffen!

Doch ein Genie war er (leider!) ohne Zweifel.

Hexemer
01.12.2004, 23:25
Napoleon war übrigens der erste der auf deutschem Boden einen demokratischen Staat eingeführt hat, die République de Mayence (Mainzer Republik oder rheinisch-deutscher Freistaat). Deshalb hat er in Mainz und Umgebung auch einen recht guten Stand. ;)

de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Republik (http://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Republik)
mainzer-republik.de (http://www.mainzer-republik.de/)

Delbrück
02.12.2004, 16:34
Hört sich alles wirklich an, wie: "Er hat aber die Autobahnen gebaut."

Eins hat er vollbracht: Er hat im Deutschen Volk einen latenten Welschenhass eingegraben, der die beiden Länder, also sowohl Deutschland als auch Frankreich, bis Mitte des 20. Jahrhunderts ein ums andere Mal in Verderben gestürzt hat.
Und wenn man der Spiegel-Theorie vom Ersten Weltkrieg als der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts glauben schenkt, war eigentlich Napoleon am Holocaust schuld! :rolleyes:

moxx
02.12.2004, 16:52
Napoleon war übrigens der erste der auf deutschem Boden einen demokratischen Staat eingeführt hat, die République de Mayence (Mainzer Republik oder rheinisch-deutscher Freistaat). Deshalb hat er in Mainz und Umgebung auch einen recht guten Stand. ;)

de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Republik (http://de.wikipedia.org/wiki/Mainzer_Republik)
mainzer-republik.de (http://www.mainzer-republik.de/)

ja stimmt, mein ur-ur-großvater geboren in kaiserslautern, hieß jakob bonarparte mit vornamen...also so schlimm müssen ihn die deutschen/ in diesem fall die pfälzer nicht gefunden haben...jedenfalls am anfang!

Delbrück
02.12.2004, 18:11
ja stimmt, mein ur-ur-großvater geboren in kaiserslautern, hieß jakob bonarparte mit vornamen...also so schlimm müssen ihn die deutschen/ in diesem fall die pfälzer nicht gefunden haben...jedenfalls am anfang!

"Wo ist des deutschen Vaterland? Wo Hass verbrennt den welschen Tand! Wo jeder Franzmann heißet Feind und jeder Deutsche heißet Freund!"
Diese Zeilen Ernst Moritz Arndts stammen nicht umsonst aus dieser Zeit.

moxx
02.12.2004, 21:36
ich weiß, dass die stimmung umschlug aber das war am anfang nicht so, also als napolenon in deutschland einmarschierte und eine einzelne meinung eines "dichters" zählt da nicht soviel...übrigens.

Gärtner
02.12.2004, 21:49
Napoleon war sicherlich kein Gutmensch nach heutigem Geschmack. Er unterjochte auch Nachbarvölker und ließ sie für Frankreich schuften, daß die Schwarte knackte. Aus französischer Sicht völlig normal.

Ihn aber auf eine Stufe mit dem Gröfaz zu stellen, offenbart nichts weiter als abgrundtiefe Dummheit oder böswillige Verblendung.

Allein mit der Großtat der Einführung des Code Napoléon, der die gesamte europäische Juristerei nachhaltig zum besseren geprägt hat, steht er turmhoch über primitiven Massenmördern vom Schlage des Schnurrbartträgers.

Delbrück
04.12.2004, 02:04
Ihn aber auf eine Stufe mit dem Gröfaz zu stellen, offenbart nichts weiter als abgrundtiefe Dummheit oder böswillige Verblendung.

Ich hoffe, dir ist die Ironie in der von mir konstruierten Kausalitätskette ins Auge gesprungen. Oder hast du dich schnell weggeduckt?

Natürlich hat das Volk in den deutschen Ländern zunächst große Hoffnungen in Napoleon als Überbringer der Revolution gesetzt. Doch da Napoleon die Revolution m.E. lediglich instrumentalisierte und im tiefsten Herzen ein skrupelloser Machtpolitiker, wie die von ihm bekämpften europäischen Monarchen war, kehrte sich die anfängliche Sympathie bald ins genaue Gegenteil, nämlich geradezu einen Hass auf alles Französische. Diese Entwicklung lässt sich nunmal am deutlichsten in der Zunft mit dem größten gedanklichen Ausstoß, nämlich den Literaten beobachten. Und das waren nicht nur nationalistische Koryphäen, wie Arndt und Rotteck, sondern auch Kosmopoliten wie Schiller, natürlich in weit moderaterer Form.

Und als provokante Analogie bietet sich mal wieder eine Begebenheit aus der bösen Epoche an: Der Einzug der Deutschen in die Ukraine...
Es darf wieder gewettert werden! :P

marion01
17.12.2004, 12:29
Wer Napoleon als grossen Europäer bezeichnet, kommt wohl auch nicht umhin die Bestie Hitler als solchen zu bezeichnen. Napoleon überfiel jedes Land nach seinem Gusto, machte die Einwohner zu Sklaven, setzte seine Familienangehörigen und Freunde zu Statthaltern ein und presste die männliche Bevölkerung in seinen Militärdienst. Er mordete und unterdrückte jedes Volk, das ihm in die Quere kam. Natürlich nur um ein demokratisches Europa zu schaffen!? Hätte er über die selben Mittel wie Hitler verfügt, wie hätte das ganze wohl geendet. Die Verwüstungen und Verbrechen, die er über die Völker brachte, wirkten noch lange nach.

Kaiser
17.12.2004, 19:11
Wer Napoleon als grossen Europäer bezeichnet, kommt wohl auch nicht umhin die Bestie Hitler als solchen zu bezeichnen. Napoleon überfiel jedes Land nach seinem Gusto, machte die Einwohner zu Sklaven, setzte seine Familienangehörigen und Freunde zu Statthaltern ein und presste die männliche Bevölkerung in seinen Militärdienst. Er mordete und unterdrückte jedes Volk, das ihm in die Quere kam. Natürlich nur um ein demokratisches Europa zu schaffen!? Hätte er über die selben Mittel wie Hitler verfügt, wie hätte das ganze wohl geendet. Die Verwüstungen und Verbrechen, die er über die Völker brachte, wirkten noch lange nach.

Alle wirklich großen Männer der Geschichte deren Wirken und Name Jahrhunderte nachhallen, hinterließen eine beeindruckende Blutspur.

LuckyLuke
17.12.2004, 19:57
Wobei sich zu Napoleon die Frage aufdrängt, wovon sich die damaligen Deutschen in den Befreiungskriegen befreit haben. Es brauchte des kleinen Korsen, um die deutsche Kleinstaaterei und die Farce des verfaulten römischen Reiches zu beenden.

Auch den Code Civil verdanken die Deutschen den/m Franzosen.

Nach der "Befreiung" kam die Restauration der scheintoten Ständegesellschaft durch Metternich und Co.

Positiv?