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Vollständige Version anzeigen : Platon : Ideenlehre und Erkenntnis



-25Grad
03.06.2008, 20:27
Hallo Leute,

ich bemühe mich derzeit im eng gefassten Rahmen der mir vom Herrgott zur Verfügung gestellten Möglichkeiten, dem Werk Platons ein wenig nachzuspüren und scheitere derzeit an der Ideenlehre. Und zwar behauptet Platon, es gäbe Meinungen und es gäbe Erkenntnis : wie kann das gerechtfertigt werden? , frage ich mich, wie kann ich wissen, was Meinung und was Erkenntnis ist? Was ist das uns zur Verfügung stehende Kriterium hierfür?

Vielen Dank.

EDIT : Die Frage, die sich mir aufzwingt, ist die, ob die Ideenlehre nicht nur ein weiteres Glaubenssystem ist, das letztlich keine hinreichende Begründung besitzt?

Klopperhorst
03.06.2008, 21:19
Meinung ist etwas, was nicht durch die Methoden der Wissenschaft abgesichert ist.

Und die Methoden der Wissenschaft sind induktiver Methode, d.h. aus Erfahrungen werden allgemeine Sätze formuliert, welche auf eine Vielzahl von Erfahrungen eines Typs anwendbar sind und der Reproduzierbarkeit gehorchen müssen (z.B. durch Experimente).

Das sind synthetische Urteil a posteriori.

Daneben existieren die Sätze der Mathematik, die in sich evident sind, also keiner Erfahrung in der Naur bedürfen, ausser dem eigenen Verstand, welcher sich jedoch auf die Anschauungen von Raum/Zeit/Kausalität berufen muss.

Das sind synthetische Urteile a priori.


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Frei-denker
03.06.2008, 21:39
Zunächst mal meinen Glückwunsch, dass du dich mit Platons Schriften beschäftigst.

Ich hatte vor ein paar Jahren schonmal das Vergnügen, die frühen Dialoge Platons zu lesen und sie haben mein Denken beträchtlich verändert.

Deine Frage hat Klopperhorst ja schon ganz gut beantwortet. Dem wüßte ich jetzt nichts hinzuzufügen.

Viel Spaß noch beim Lesen!

uzi
04.06.2008, 15:36
Hi -25Grad

"Ein Tyrann kann klug oder ein Narr sein, tugendhaft oder verbrecherisch,
ein Segen für seine Untertanen oder ein Fluch.

Alles ist möglich, sogar die Vollkommenheit.

Die Demokratie jedoch ist immer und notwendigerweise eine Katastrophe.
Athen ist so geworden wie die Leute, die es beherrschen,

und unsere Politik hat den Charakter einer Pförtnersfrau angenommen,
habgierig, streitsüchtig, kleinlich und widersprüchlich.

Unsere Verbündeten wie unsere Feinde sind vereint im Hass auf uns.

Und das alles haben wir der Demokratie zu verdanken."

(Aus Platons „Politeia“)

Das würde ich als Erkenntnis Platons bezeichnen, die er Kraft der Vergangenheit gewonnenn hat.

So wie wenn man sich die Finger verbrannt hat. Da ist Schmerz eine Erkenntnis und steht einer Interpretation via Meinung nicht zu.

-25Grad
14.06.2008, 12:35
Ich danke nochmal für diese Antworten, und möchte meine Frage vielleicht ein wenig erneuern; könnte mir vielleicht jemand ( Klopperhorst? ) ein Beispiel dafür nennen, wie man ganz konkret zu einer Erkenntnis im platonischen Sinne gelangt.

Stechlin
18.06.2008, 23:02
Hi -25Grad

"Ein Tyrann kann klug oder ein Narr sein, tugendhaft oder verbrecherisch,
ein Segen für seine Untertanen oder ein Fluch.

Alles ist möglich, sogar die Vollkommenheit.

Die Demokratie jedoch ist immer und notwendigerweise eine Katastrophe.
Athen ist so geworden wie die Leute, die es beherrschen,

und unsere Politik hat den Charakter einer Pförtnersfrau angenommen,
habgierig, streitsüchtig, kleinlich und widersprüchlich.

Unsere Verbündeten wie unsere Feinde sind vereint im Hass auf uns.

Und das alles haben wir der Demokratie zu verdanken."
(Aus Platons „Politeia“)

Das würde ich als Erkenntnis Platons bezeichnen, die er Kraft der Vergangenheit gewonnenn hat.

So wie wenn man sich die Finger verbrannt hat. Da ist Schmerz eine Erkenntnis und steht einer Interpretation via Meinung nicht zu.

Das zitierst Du hier mit Herrn Scharon im Ava, und wirst dabei wahrscheinlich noch nicht einmal Rot im Gesicht.

Denn Recht hatte er, der gute Platon. Und diese Erkenntnis Platons gewann nicht nur "Kraft der Vergangenheit" (übrigens wohl formuliert), sondern gewinnt stets auch Kraft der Gegenwart.