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Vollständige Version anzeigen : Unternehmertum - Garant für Charakterverlust?



Frei-denker
27.05.2008, 11:11
Immer wieder beobachtet man speziell bei der Minderheit der Unternehmer ein gesellschaftsschädigendes Verhalten, welches man bei Mittellosen gemeinhin als asozial bezeichnet. Beispiele dafür kommen fast täglich in den Nachrichten.

Wie kommt es zu dieser eklatanten Verzerrung im Verhaltensmuster dieser Gruppe?

Um diese ethischen Entgleisungen zu verstehen, muß man sich die Situation der Unternehmer klar machen. Zwei starke Kräfte im Unternehmertum bedingen einen Charakterabbau:

1.
Einerseits steht ein kleinerer Unternehmer zunächst in der Gefahr um der persönlichen Haftung willen, welche die Bank ihm aufzwingt, bei einem Bankrott finanziell den Rest seines Lebens ruiniert zu sein. Diese Angst beinhaltet eine starke Versuchung, in Fällen, wo Ethik, Anstand und Moral mit diesen finanziellen Interessen kollidieren, Erstere über Bord zu werfen. Angst und Sachzwang als Moral- und Charakterkiller.

2.
Andererseits locken Profit und damit Luxus, gesellschaftliches Ansehen, Prunk und alles was damit zusammenhängt, Moral und Anstand über Bord zu werfen. Um sich ethisch korrekt zu verhalten, müßte ein Unternehmer auf bares Geld verzichten - ohne dass er dieses moralische Verhalten in irgendeiner Weise vergolten bekommt. Da realisiert sich i.d.R. der Satz von Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Mit anderen Worten die Verhältnisse des Unternehmertums spielen Profit gegen Moral aus. Lockende Profite als Charakterkiller.


Fazit:
Diese von zwei Seiten versuchenden Kräfte sind logischerweise zu stark, um einen Menschen charakterlich auf einer anständigen Linie zu halten. Die asozialen Verhaltensmuster, welche wir bei vielen Unternehmern unserer Gesellschaft beobachten, sind im Prinzip die logische Konsequenz der im Unternehmertum wirkenden Kräfte.

An diesem Punkt wird deutlich, dass das Unternehmertum, so wie wir es bisher kennen, strukturell eine Fehlkonstruktion ist. Arbeitsorganisation, die zwangsläufig in asoziale Verhaltensweisen führt, bedarf einer strukturellen Veränderung.

Wie könnte so eine alternative Arbeitsorganisation aussehen?

Vielleicht würde ein Genossenschaftsmodell etwa im Stile der Kibuzze eine Verbesserung bringen. Verteilung der Verantwortung auf die Gesellschaft, weg von der Einzelperson. Ebenso Verteilung der Wertschöpfung auf die Gesellschaft nach ethisch einwandfreien Gesichtspunkten. Natürlich müssen entsprechende Leistungsanreize implementiert werden, welche die notwendige Wirtschaftlichkeit garantieren, ohne asoziale Verhaltensmuster zu erwecken.

Man wird neue Modelle der Arbeitsorganisation erdenken müssen.

McDuff
27.05.2008, 11:18
Du meinst sicher Manager? Echte Unternehmer können das wohl kaum sein, die du meinst, höchstens solche wie Franzl Pups (?!)

wtf
27.05.2008, 11:21
Unternehmertum, vulgo Einsatz von Zeit und Geld auf eigenes Risiko, ist die Urzelle der Wirtschaft.

Dies zu bekämpfen ist der blödeste Vorschlag seit Einführung des Wasserstoffahrrads, und das Bild vom Ast, den man munter ansägt, ist noch ausgesprochen milde.

Frei-denker
27.05.2008, 11:30
Unternehmertum, vulgo Einsatz von Zeit und Geld auf eigenes Risiko, ist die Urzelle der Wirtschaft.

.

Das geht an der Aussage des Startpostings vorbei.

Die Funktion des Unternehmertums als Arbeitsorganisation wurde nie bestritten, seine strukturelle Schwäche hinsichtlich des Gewährleisten eines angemessenen Marktverhaltens hingegen nachgewiesen.

Frei-denker
27.05.2008, 11:31
Du meinst sicher Manager? Echte Unternehmer können das wohl kaum sein, die du meinst, höchstens solche wie Franzl Pups (?!)

Wieso sollten Punkt 1 und 2 nicht bei Unternehmern zutreffen? Stehen sie doch genau zwischen diesen beiden Versuchungen.

lupus_maximus
27.05.2008, 11:36
Wieso sollten Punkt 1 und 2 nicht bei Unternehmern zutreffen? Stehen sie doch genau zwischen diesen beiden Versuchungen.
Was ist denn so schlimm daran durch Fleiß und Ehrgeiz an die Spitze der Gesellschaft zu kommen?
Dies machen auch Politiker, allerdings zeichnen die sich nicht durch Fleiß, sondern nur durch Ehrgeiz aus!

McDuff
27.05.2008, 11:37
Wieso sollten Punkt 1 und 2 nicht bei Unternehmern zutreffen? Stehen sie doch genau zwischen diesen beiden Versuchungen.

Die Unternehmer mit denen ich persönlich häufig in Kontakt stehe, arbeiten mit vollem Einsatz und sind oft froh wenns für ein halbwegs normales Leben reicht, von Luxus ist da nie die Rede, eher von 70 Stunden die Woche und ja nicht krank werden.

FranzKonz
27.05.2008, 11:42
Immer wieder beobachtet man speziell bei der Minderheit der Unternehmer ein gesellschaftsschädigendes Verhalten, ...

Es kann nicht gesellschaftsschädigend sein, den Karren zu ziehen. Du mußt die Schuldigen anderswo suchen.

Frei-denker
27.05.2008, 11:43
Die Unternehmer mit denen ich persönlich häufig in Kontakt stehe, arbeiten mit vollem Einsatz und sind oft froh wenns für ein halbwegs normales Leben reicht, von Luxus ist da nie die Rede, eher von 70 Stunden die Woche und ja nicht krank werden.

Du meinst also, dass sie bei hoher Stundenzahl eher schlecht verdienen. Kann man also sagen, dass da Versuchung Punkt 1 greift?

Frei-denker
27.05.2008, 11:46
Es kann nicht gesellschaftsschädigend sein, den Karren zu ziehen. Du mußt die Schuldigen anderswo suchen.

Siehe Posting Nr. 4

Felidae
27.05.2008, 11:53
2.
Andererseits locken Profit und damit Luxus, gesellschaftliches Ansehen, Prunk und alles was damit zusammenhängt, Moral und Anstand über Bord zu werfen. Um sich ethisch korrekt zu verhalten, müßte ein Unternehmer auf bares Geld verzichten - ohne dass er dieses moralische Verhalten in irgendeiner Weise vergolten bekommt. Da realisiert sich i.d.R. der Satz von Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Mit anderen Worten die Verhältnisse des Unternehmertums spielen Profit gegen Moral aus. Lockende Profite als Charakterkiller.

Hier spricht du genau das Problem an, dessen Konsequenz das unethische Verhalten vieler Unternehmer ist, nämlich der mangelnde Respekt der Gesellschaft vor ihren Leistungsträgern. Eine Gesellschaft, die nicht einmal "Bitte" und "Danke" sagen kann, ist moralisch so verkommen, dass man es nicht mehr beschreiben kann. Aber genau das passiert in jeder größeren Staatsstruktur.

FranzKonz
27.05.2008, 12:05
Siehe Posting Nr. 4

Falsch.

Misteredd
27.05.2008, 12:26
Das geht an der Aussage des Startpostings vorbei.

Die Funktion des Unternehmertums als Arbeitsorganisation wurde nie bestritten, seine strukturelle Schwäche hinsichtlich des Gewährleisten eines angemessenen Marktverhaltens hingegen nachgewiesen.

Ein Unternehmer ohne angemessenes Marktverhalten wird nicht lange ein Unternehmer bleiben können.

Bei den normalen mittelständischen Unternehmern die ich kenne, ist ein Wort noch ein Wort, ein Vertrag noch verlässlich zu erfüllen, Mitarbeiter zu fördern und zu fordern. So ein Unternehmer hat von einem guten Ruf viel mehr, als von einem schlechten Ruf wegen kurzfristigem Profit, von zufriedenen Mitarbeitern mehr, als von arbeitsscheuen Zeitarbeitern, von zuverlässigen Geschäftsbeziehungen mehr als von kurzer Verarsche.

Wenn es dort um positive Charaktereigenschaften geht, dann wirst Du sie genau dort stärker vertreten sehen, als in der Durchschnittsbevölkerung.

Frei-denker
27.05.2008, 12:40
Ein Unternehmer ohne angemessenes Marktverhalten wird nicht lange ein Unternehmer bleiben können. .
Richtig. Das ist ein aus Punkt 1 resultierender Sachzwang. Derjenige, der ethische Grenzen am rücksichtslosesten hinter sich läßt, macht am Markt das Rennen.

Das ist das Ergebnis der schon beschriebenen strukturellen Schwäche des Unternehmertums.

Ich denke, diese Strukturschwäche des Unternehmertums bedarf einer Reform. Wie so eine Reform aussehen kann, darüber kann man nachdenken, darüber sollte unsere Gesellschaft nachdenken.



Bei den normalen mittelständischen Unternehmern die ich kenne, ist ein Wort noch ein Wort, ein Vertrag noch verlässlich zu erfüllen, Mitarbeiter zu fördern und zu fordern. So ein Unternehmer hat von einem guten Ruf viel mehr, als von einem schlechten Ruf wegen kurzfristigem Profit, von zufriedenen Mitarbeitern mehr, als von arbeitsscheuen Zeitarbeitern, von zuverlässigen Geschäftsbeziehungen mehr als von kurzer Verarsche.

Wenn es dort um positive Charaktereigenschaften geht, dann wirst Du sie genau dort stärker vertreten sehen, als in der Durchschnittsbevölkerung.

Von behaupteten besseren Unternehmerfällen, die wir nicht nachprüfen können, haben wir hier nichts. Die im Startposting beschriebenen Versuchungen mit allen ihren Konsequenzen bringt das auch nicht aus der Welt.

McDuff
27.05.2008, 13:28
Du meinst also, dass sie bei hoher Stundenzahl eher schlecht verdienen. Kann man also sagen, dass da Versuchung Punkt 1 greift?

Was sind denn für dich eigentlich Unternehmer? Ich kenne halt nur Handwerker und kleine Händler.

Menschenfreund
27.05.2008, 15:58
Immer wieder beobachtet man speziell bei der Minderheit der Unternehmer ein gesellschaftsschädigendes Verhalten, welches man bei Mittellosen gemeinhin als asozial bezeichnet.

Der Fredstarter scheint es gemeinhin als gesellschaftsschädigend zu werten, daß der Unternehmer frewillig ihm nichts abgibt.

FranzKonz
27.05.2008, 16:07
Richtig. Das ist ein aus Punkt 1 resultierender Sachzwang. Derjenige, der ethische Grenzen am rücksichtslosesten hinter sich läßt, macht am Markt das Rennen.
Das ist doch dummes Zeug. Wie Misteredd so treffend beschrieben hat, schadet Rücksichtslosigkeit an allen Fronten eines Geschäftsbetriebes. Der Kunde kauft nicht mehr, der Lieferant nimmt gerade noch mit, was geht, und die Mitarbeiter stellen sich so blöd an, wie sie nur können.

Gelingt es aber, nach allen Seiten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen, ist das Ergebnis eine zuverlässige Lieferkette, gute Produktqualität und hohe Kundenzufriedenheit. Und das wiederum ist nach wie vor das einzig wahre Erfolgsrezept.

politisch Verfolgter
27.05.2008, 17:49
Inhaber sind kein Problem.
Vielmehr darf es kein Gesetz geben, das Betriebslose a priori mit sog. "Arbeitnehmer"-Deklarationen kontaminiert.
Jedes Kind weiß, in den global playern sind keine Inhaber tätig, generell sind ab größeren Betrieben aufwärts Inhaberaktivitäten völlig unnötig.
So, schon mit diesem Kinderwissen ist klar: wenn Betriebslose, die ja dort arbeiten, keine Inhaberaktivitäten benötigen, dann können sie gegen Bezahlung geeignete betriebl. Netzwerke als ökonomische Renditeobjekte nutzen. Managementvorgabe ist dann eben ganz analog dem shareholder value nunmehr user value.
Ein glasklar ökonomisch rationale Angelegenheit.
Und es darf kein Gesetz geben, das Inhaberinstrumente deklariert, institutionalisiert und öffentlich finanziert.
Was Manager untätigen anonymen Teilhaberkollektiven bewirken, können sie auch bezahlenden Betriebsnutzern bezwecken.
Das wird jeder Ökonom und Jurist bestätigen.


->99.99 % der techn.-wiss. Entwicklung stammt von Betriebslosen, die auch zu deren Vermarktung keine menschl. Inhaber benötigen. Es geht um den Segen des Profits für seine Erwirtschafter.<-

scanners
28.05.2008, 09:38
Das ist doch dummes Zeug. Wie Misteredd so treffend beschrieben hat, schadet Rücksichtslosigkeit an allen Fronten eines Geschäftsbetriebes. Der Kunde kauft nicht mehr, der Lieferant nimmt gerade noch mit, was geht, und die Mitarbeiter stellen sich so blöd an, wie sie nur können.

Gelingt es aber, nach allen Seiten eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen, ist das Ergebnis eine zuverlässige Lieferkette, gute Produktqualität und hohe Kundenzufriedenheit. Und das wiederum ist nach wie vor das einzig wahre Erfolgsrezept.

Dann ist also alles in Ordung, und Großunternehmer verhalten sich alle richtig?

Der Threadstarter hat deiner Meinung nach unrecht, wenn er sagt, das das System den Charakter negativ beeinfusst?

FranzKonz
28.05.2008, 09:51
Dann ist also alles in Ordung, und Großunternehmer verhalten sich alle richtig?
Natürlich nicht. Großunternehmer sind Menschen wie Du und ich. Sie haben Fehler, sie haben einen beschränkten Horizont, sie sind Egoisten, ... eben alles, was Menschen ausmacht.


Der Threadstarter hat deiner Meinung nach unrecht, wenn er sagt, das das System den Charakter negativ beeinfusst?
Das System beeinflusst den Charakter sowohl positiv als auch negativ. Wir alle sind Teil des Systems, werden vom System beeinflusst und beeinflussen unsererseits das System.

Betrachten wir doch mal den Fall eines großen Unternehmens, das durch einen besonders rücksichtslosen und zeitweilig hochgelobten Manager auffiel: Opel mit Lopez.

Es passierte genau das, was Misteredd schon sagte und ich weiter ausführte: Den Lieferanten wurde derartig der Ertrag verhagelt, daß die Produktqualität erheblich nachlies. Die Kosteneinsparungen in der Produktion gingen zu Lasten der Arbeiter.

Im Ergebnis verlor Opel 50% seines Marktanteils.
http://www.focus.de/auto/neuwagen/opelanalyse/lopez-und-co-_aid_9336.html

malnachdenken
28.05.2008, 10:06
Von behaupteten besseren Unternehmerfällen, die wir nicht nachprüfen können, haben wir hier nichts.


Nur weil Du von guten Unternehmern nichts hörst, zweifelst Du an deren Existenz?
Es gibt zigtausende Firmen und Unternehmen in Deutschland und die Unternehmer werden wohl genauso ein Querschnitt der Bevölkerung sein, wie Nichtunternehmer.

scanners
28.05.2008, 10:17
Nur weil Du von guten Unternehmern nichts hörst, zweifelst Du an deren Existenz?
Es gibt zigtausende Firmen und Unternehmen in Deutschland und die Unternehmer werden wohl genauso ein Querschnitt der Bevölkerung sein, wie Nichtunternehmer.

Nun die Frage war ja aber auch, wie man die nagativen einflüsse ändern könnte, oder ob ein System denkbar währe, welches diese negativen Einflüsse nicht hat.

Und da währe meiner bescheidenen Meinung nach , dem Vervolgetn sein User value system (soweit ich es verstanden habe) ganz interesannt.

Auch das Umlafgesicherte Geld, würde meiner meinung nach zu einer besserung beitragen.

FranzKonz
28.05.2008, 10:28
Nun die Frage war ja aber auch, wie man die nagativen einflüsse ändern könnte, oder ob ein System denkbar währe, welches diese negativen Einflüsse nicht hat.

Und da währe meiner bescheidenen Meinung nach , dem Vervolgetn sein User value system (soweit ich es verstanden habe) ganz interesannt.

Auch das Umlafgesicherte Geld, würde meiner meinung nach zu einer besserung beitragen.

Wenn Du wirklich eine dauerhafte Verbesserung willst, mußt Du den Faktor Mensch eliminieren. :smoke:

scanners
28.05.2008, 10:35
Wenn Du wirklich eine dauerhafte Verbesserung willst, mußt Du den Faktor Mensch eliminieren. :smoke:

bin ja eigentlich ein freigiebiger Mensch, aber dazu bin ich dann doch zu egoistisch :cool2:

Klopperhorst
28.05.2008, 10:40
Unternehmertum, vulgo Einsatz von Zeit und Geld auf eigenes Risiko, ist die Urzelle der Wirtschaft.

Dies zu bekämpfen ist der blödeste Vorschlag seit Einführung des Wasserstoffahrrads, und das Bild vom Ast, den man munter ansägt, ist noch ausgesprochen milde.

So ist es. Aber man sollte "Unternehmer" nicht immer so hoch loben.

Unternehmertum ist angeboren und entspringt einem Drang nach Freiheit und Macht.

Ich könnte nie wieder angestellt sein, schon weil ich keinen Chef haben will und keine Mitarbeiter. Entweder man siegt selbst oder man geht unter, alles oder nichts, aber dabei frei bleiben.


----

wtf
28.05.2008, 11:19
Genau, ich würde auch nie Angestellter sein wollen, und es ist mir ein Rätsel, daß genau das der Traum der deutschen Mehrheit ist.

Klopperhorst
28.05.2008, 11:30
Das fällt mir eine ehem. Kollege aus Zeiten ein, als ich noch angestellt war. Er meinte, ich sollte doch froh sein, einen Job zu haben, warum ich denn selbst was machen will.

Der Typ war auch latent schwul.


----

FranzKonz
28.05.2008, 11:36
Genau, ich würde auch nie Angestellter sein wollen, und es ist mir ein Rätsel, daß genau das der Traum der deutschen Mehrheit ist.

Die Mehrheit zieht die Sicherheit der Freiheit vor.

Terry Pratchett hat das einmal hervorragend formuliert. Er meinte sinngemäß, daß die Masse der Menschen wünsche, daß der nächste Tag so verläuft, wie der letzte verlief.

wtf
28.05.2008, 12:31
Dumm nur, daß es keine Sicherheit mehr gibt.

Frei-denker
28.05.2008, 15:50
Nur weil Du von guten Unternehmern nichts hörst, zweifelst Du an deren Existenz?
Es gibt zigtausende Firmen und Unternehmen in Deutschland und die Unternehmer werden wohl genauso ein Querschnitt der Bevölkerung sein, wie Nichtunternehmer.

Diese Behauptung kann man schwer belegen. Es steht dir aber natürlich frei, dies zu versuchen.

Andererseits sind es in unserer Zeit speziell Unternehmer wie Rolf Esser, Ackermann und Konsorten, welche die Lebensverhältnisse der Gesellschaft negativ und in großem Umfang tangieren.

Auch steht der Normalbürger nicht in der Form zwischen den zwei im Startposting genannten Versuchungen, welche den Charakter zerstören. Allein aus dieser Struktur ergibt sich logischerweise ein zu vermutender höherer Anteil an charakterlicher Verkommenheit. Einfach aufgrund der Verhältnisse.

Deshalb folgere ich, dass die Verhältnisse einer Reform bedürfen.

Azrael
28.05.2008, 16:43
Immer wieder beobachtet man speziell bei der Minderheit der Unternehmer ein gesellschaftsschädigendes Verhalten, welches man bei Mittellosen gemeinhin als asozial bezeichnet. Beispiele dafür kommen fast täglich in den Nachrichten.

Wie kommt es zu dieser eklatanten Verzerrung im Verhaltensmuster dieser Gruppe?

Um diese ethischen Entgleisungen zu verstehen, muß man sich die Situation der Unternehmer klar machen. Zwei starke Kräfte im Unternehmertum bedingen einen Charakterabbau:

1.
Einerseits steht ein kleinerer Unternehmer zunächst in der Gefahr um der persönlichen Haftung willen, welche die Bank ihm aufzwingt, bei einem Bankrott finanziell den Rest seines Lebens ruiniert zu sein. Diese Angst beinhaltet eine starke Versuchung, in Fällen, wo Ethik, Anstand und Moral mit diesen finanziellen Interessen kollidieren, Erstere über Bord zu werfen. Angst und Sachzwang als Moral- und Charakterkiller.

2.
Andererseits locken Profit und damit Luxus, gesellschaftliches Ansehen, Prunk und alles was damit zusammenhängt, Moral und Anstand über Bord zu werfen. Um sich ethisch korrekt zu verhalten, müßte ein Unternehmer auf bares Geld verzichten - ohne dass er dieses moralische Verhalten in irgendeiner Weise vergolten bekommt. Da realisiert sich i.d.R. der Satz von Brecht: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral." Mit anderen Worten die Verhältnisse des Unternehmertums spielen Profit gegen Moral aus. Lockende Profite als Charakterkiller.


Fazit:
Diese von zwei Seiten versuchenden Kräfte sind logischerweise zu stark, um einen Menschen charakterlich auf einer anständigen Linie zu halten. Die asozialen Verhaltensmuster, welche wir bei vielen Unternehmern unserer Gesellschaft beobachten, sind im Prinzip die logische Konsequenz der im Unternehmertum wirkenden Kräfte.

An diesem Punkt wird deutlich, dass das Unternehmertum, so wie wir es bisher kennen, strukturell eine Fehlkonstruktion ist. Arbeitsorganisation, die zwangsläufig in asoziale Verhaltensweisen führt, bedarf einer strukturellen Veränderung.

Wie könnte so eine alternative Arbeitsorganisation aussehen?

Vielleicht würde ein Genossenschaftsmodell etwa im Stile der Kibuzze eine Verbesserung bringen. Verteilung der Verantwortung auf die Gesellschaft, weg von der Einzelperson. Ebenso Verteilung der Wertschöpfung auf die Gesellschaft nach ethisch einwandfreien Gesichtspunkten. Natürlich müssen entsprechende Leistungsanreize implementiert werden, welche die notwendige Wirtschaftlichkeit garantieren, ohne asoziale Verhaltensmuster zu erwecken.

Man wird neue Modelle der Arbeitsorganisation erdenken müssen.

Na, haste schon ´n Job?:D

Azrael
28.05.2008, 16:45
Die Unternehmer mit denen ich persönlich häufig in Kontakt stehe, arbeiten mit vollem Einsatz und sind oft froh wenns für ein halbwegs normales Leben reicht, von Luxus ist da nie die Rede, eher von 70 Stunden die Woche und ja nicht krank werden.


Unterschreib ich blind.

EinDachs
28.05.2008, 17:11
Das geht an der Aussage des Startpostings vorbei.

Die Funktion des Unternehmertums als Arbeitsorganisation wurde nie bestritten, seine strukturelle Schwäche hinsichtlich des Gewährleisten eines angemessenen Marktverhaltens hingegen nachgewiesen.

Das angemessene Marktverhalten wird durch den Markt selbst gewährleistet.
Ich vermute mal, du meinst "angemessen" in einem moralischen Sinne.
Da kann und soll man keine ethisch hochwertigen Entscheidungen erwarten, dass ist aber auch eher etwas was man Philosophen oder Priestern überlassen sollte.

Ganz klar ist deshalb Gesellschaft und auch Staat gefordert, regelnd einzugreifen und "amoralische" Exzesse zu bekämpfen. Das geschieht, besonders in Demokratien, auch im großen und ganzen recht gut.
Für so etwas gibt es ja Arbeitnehmerschutz-, Konsumentenschutz- und Umweltschutzregelungen noch und nöcher.

politisch Verfolgter
28.05.2008, 19:21
User value geht analog shareholder value.
Statt stiller anonymer Teilhabe nunmehr aktive Investivnutzung dazu staatsfern privatwirtschaftlich als rein jur. Personen selbsteignender betrieblicher Renditeobjekte.
Geht überall zu managen und zu etablieren, wo auch eignerzentriert Inhaberaktivitäten nicht erforderlich sind.
Es ist wiss. zu flankieren und politisch zu wollen.
Dazu muß die sowieso grundrechtswidrige Arbeitsgesetzgebung weg.
Es geht damit nicht um sog. "Löhne" sog. "Arbeitnehmer", also nicht um von Inhabern marginalisierbare Kostenfaktoren, sondern um die vollwertige Marktteilnahme der betriebslosen Anbieter.

Frei-denker
28.05.2008, 21:25
Das angemessene Marktverhalten wird durch den Markt selbst gewährleistet.
Ich vermute mal, du meinst "angemessen" in einem moralischen Sinne.
Da kann und soll man keine ethisch hochwertigen Entscheidungen erwarten, dass ist aber auch eher etwas was man Philosophen oder Priestern überlassen sollte. .
Der Markt gewährleistet gar nichts - höchstens das nicht wünschenswerte asoziale Verhalten von Unternehmern. Beispiele dafür findest du in den Nachrichten genug, Stichwort Gaspreiserhöhung.

Ich denke nicht, dass ein Verhalten wie das der Unterneher eine Sache für Philosophen oder Priestern ist, da es die Gesellschaft in erheblichem Maße konkret tangiert.



Ganz klar ist deshalb Gesellschaft und auch Staat gefordert, regelnd einzugreifen und "amoralische" Exzesse zu bekämpfen. Das geschieht, besonders in Demokratien, auch im großen und ganzen recht gut.
Für so etwas gibt es ja Arbeitnehmerschutz-, Konsumentenschutz- und Umweltschutzregelungen noch und nöcher.
Schon richtig. Du nennst hier praktisch ein Korsett für den Unternehmer, dass ihn zwangsweise per Gesetz daran hindert, den Versuchungen zu erliegen. Ist sicher eine Variante, die teilweise funktioniert. Das ist die soziale Marktwirtschaft eines Ludwig Erhardts, wo asoziales Verhalten vom Staat unterbunden wird. Also das Gegenteil von dem Raubtierkapitalismus, der sich heute Neoliberalismus nennt.

Unter gewissen Umstände funktioniert die soziale Marktwirtschaft, man kann darüber hinaus fragen, ob dieses Fehlkonzept Unternehmertum nicht grundsätzlich aufgrund der strukturellen Schwäche eine Totgeburt ist und nicht durch ein besseres Konzept ersetzt werden sollte - wie auch immer das aussehen mag.

politisch Verfolgter
28.05.2008, 22:11
Wo sind denn in den kreuz und quer verflochtenen multinationalen Finanzkonglomeraten "die Unternehmer"???
Dort marginalisieren Statthalter rel. anonymer Inhaber menschl. Kostenfaktoren.
Doch Statthalter bezahlender Nutzer können ganz analog user value managen und sich eben nunmehr dafür regelmäßig entlasten lassen.
Immer wieder: jeder Ökonom und Jurist wird bestätigen, es kann staatsfern privatwirtschaftl. selbsteignende rein jur. Personen als betriebl. Vertragsgegenstände und Renditeobjekte bezahlender Nutzer geben.
Das ist wiss. zu flankieren und politisch zu wollen, weil die grundrechtswidrige Arbeitsgesetzgebung weg muß.

WIENER
28.05.2008, 23:04
Immer wieder beobachtet man speziell bei der Minderheit der Unternehmer ein gesellschaftsschädigendes Verhalten, welches man bei Mittellosen gemeinhin als asozial bezeichnet. Beispiele dafür kommen fast täglich in den Nachrichten.

Wie kommt es zu dieser eklatanten Verzerrung im Verhaltensmuster dieser Gruppe?

.


Es war Mitte der 80er Jahre als in Wien Ingesamt fast 200 Lieferanten, und Supermarkltleiter und Helfer angeklagt wurden weil sie Waren im heutigen € Millionen Wert unterschlagen und privat weiterverkauft haben, DArunter waren Angestellte der FA. Coca-Cola/amatil, Nestle, einiger Bierfirmen usw.

Genauere Untersuchungen haben ergeben das der Schwund im Handel (Diebstahl) Wertmäßig zu 90% von den Angestellten begangen wurden.

Bauarbeiter, Maler usw, die im Krankenstand pfuschen, mit Werkzeug und Material ihrer Arbeitgeber.

Angestellte die auf Kosten der Fa Telefongespräche führen oder im Internet unterwegs sind kosten ebenfalls der Wirtschft jährlich Millionen.



und und und........ich kann dir hunderte dieser Beispiele aufzählen

Jetzt frage ich dich, Ist das Angestellten-Dasein ein Garant für Charakterverlust.

Nein, natürlich nicht, diese Frage ist genauso dämlich wie deine

EinDachs
29.05.2008, 01:13
Der Markt gewährleistet gar nichts - höchstens das nicht wünschenswerte asoziale Verhalten von Unternehmern. Beispiele dafür findest du in den Nachrichten genug, Stichwort Gaspreiserhöhung.

:rolleyes:
Auch ganz "asoziales" Verhalten wie Gaspreiserhöhung gewährleisten sehr wohl etwas. Ein bestimmter Rohstoff, in dem Fall Gas, kann nicht in dem Maße gefördert werden, wie Nachfrage besteht. Folglich steigt der Preis. Das zeigt die zunehmende Knappheit eines Gutes an und hat damit Signalwirkung, hier sparsamer im Verbrauch oder investitionsfreudiger in der Herstellung bzw. Gewinnung zu sein, meist aber gleich beides.


Ich denke nicht, dass ein Verhalten wie das der Unterneher eine Sache für Philosophen oder Priestern ist, da es die Gesellschaft in erheblichem Maße konkret tangiert.

Ja genau.
Deshalb soll die Gesellschaft ja auch regelnd eingreifen. Da sind dann wieder die Philosophen und Priester gefragt, mehr aber noch Politiker und Juristen.
Aber es ist noch nicht das ganze Unternehmertum ein auszumerzendes Problem, weil es eben Schattenseiten hat, mit denen man umzugehen gelernt hat.


Unter gewissen Umstände funktioniert die soziale Marktwirtschaft, man kann darüber hinaus fragen, ob dieses Fehlkonzept Unternehmertum nicht grundsätzlich aufgrund der strukturellen Schwäche eine Totgeburt ist und nicht durch ein besseres Konzept ersetzt werden sollte - wie auch immer das aussehen mag.

Das Letzte ist eben der Kruxpunkt. Freies Unternehmertum mag so seine Schwächen haben, aber jedes vermeintlich bessere Konzept was erdacht und erprobt wurde, ist katastrophal gescheitert.
Und so eine fatale Strukturschwäche kann ich beim besten Willen nicht daran erkennen, dass Menschen eben gierig und asozial sein können. Das liegt in der Natur des Menschen und kann durch überhaupt kein Wirtschaftskonzept geändert werden.

Frei-denker
29.05.2008, 08:37
:rolleyes:
Auch ganz "asoziales" Verhalten wie Gaspreiserhöhung gewährleisten sehr wohl etwas. Ein bestimmter Rohstoff, in dem Fall Gas, kann nicht in dem Maße gefördert werden, wie Nachfrage besteht. Folglich steigt der Preis. Das zeigt die zunehmende Knappheit eines Gutes an und hat damit Signalwirkung, hier sparsamer im Verbrauch oder investitionsfreudiger in der Herstellung bzw. Gewinnung zu sein, meist aber gleich beides..
Jetzt versuchst du unanständige Abzocke der Bevölkerung mithilfe eines Monopols schön zu reden.





Das Letzte ist eben der Kruxpunkt. Freies Unternehmertum mag so seine Schwächen haben, aber jedes vermeintlich bessere Konzept was erdacht und erprobt wurde, ist katastrophal gescheitert..
Sollte man deshalb aufgeben? Nicht mehr weiter nachdenken? Mißstände tolerieren?



Und so eine fatale Strukturschwäche kann ich beim besten Willen nicht daran erkennen, dass Menschen eben gierig und asozial sein können. Das liegt in der Natur des Menschen und kann durch überhaupt kein Wirtschaftskonzept geändert werden.
Wie ich im Startposting erläuterte, liegt es in der Struktur des Unternehmertums, gerade diese menschlichen Unarten besonders herauszubringen und zu fördern. Deshalb meine Kritik.

Azrael
29.05.2008, 11:51
Meine Kritik: Geh mal zur Abwechslung was arbeiten, anstatt Unternehmern und Angestellten auf der Tasche zu liegen.

EinDachs
29.05.2008, 20:00
Jetzt versuchst du unanständige Abzocke der Bevölkerung mithilfe eines Monopols schön zu reden.

:rolleyes:
'tschuldigung das ich in deine alarmistischen Anti-Marktwirtschaftstiraden nicht mit einstimmen will, aber ich seh das eben anders.


Sollte man deshalb aufgeben? Nicht mehr weiter nachdenken? Mißstände tolerieren?

Realistisch sein ist die Möglichkeit, die du vergessen hast.
Eine fundamental andere und zeitgleich bessere Welt wird es wohl kaum geben. Wir leben schon in erstaunlich durchoptimierten Zeiten.


Wie ich im Startposting erläuterte, liegt es in der Struktur des Unternehmertums, gerade diese menschlichen Unarten besonders herauszubringen und zu fördern. Deshalb meine Kritik.

Ja, ich kann mich daran erinnern, aber ich halt es eben für Unsinn.
Die menschlichen Unarten sind so oder so recht stark ausgeprägt und eine übermäßige Förderung durch Unternehmertum kann ich a) nicht wirklich erkennen und b) handelt es sich um Unarten, mit denen unsere Gesellschaft mittlerweile sehr gut umgehen kann. Bei leichten Verfehlungen wird mit sozialem Druck, bei schweren juristisch eingegriffen.