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Vollständige Version anzeigen : Welche gesellschaftlichen Institutionen helfen euch WIRKLICH in eurem Leben?



Beverly
25.05.2008, 21:47
Hier geht es nicht darum, welche der aufgelisteten gesellschaftlichen Institutionen für euch eine Rolle spielen SOLLTEN oder es in euren Wünschen und Ideologien tun.

Es geht nur darum, welche Institutionen im weitesten Sinne euch wirklich helfen und euch REAL etwas bedeuten. Also Wunsch von Wirklichkeit trennen!

Wir haben da

die Welt und die Menschheit
die Religion und die Glaubensgemeinschaft
das Volk und die Kultur
Staat und Nation
eure Stadt oder euer Dorf
eure Nachbarn, die Hausgemeinschaft und dergleichen
eure Familie
euren Freundeskreis, die Clicque
euren Partner und ggfs. eure Kinder
öffentliche Infrastruktur im weitesten Sinne, alles was sachrational- technokratisch funktioniert
eure Erwerbsarbeit
ehrenamtliche Arbeit
Ideologien und ihnen verpflichtete Organisationen wie Parteien
die Gewerkschaften
Interessenverbände z. B. der Unternehmer
Vereine aller Art

Pandulf
25.05.2008, 21:51
Die Deutsche Eishockey Liga. Sie hilft mir über den Winter.

Beverly
25.05.2008, 21:53
Die Deutsche Eishockey Liga. Sie hilft mir über den Winter.

bist du da in einem Verein oder wenigstens Fan von einem Club?

Verrari
25.05.2008, 21:55
- Meine Frau
- Meine Familie

Den Rest magst Du getrost vergessen, denn er ist schlichtweg in der REALITÄT nicht vorhanden, wenn es einmal um Dich selbst als Individuum geht!

Pandulf
25.05.2008, 21:56
bist du da in einem Verein oder wenigstens Fan von einem Club?


Yep, ich bin ein Frankfurt Lions Fan. Seit dem habe ich keine Depressionen mehr am Ende des Sommers, wenn die Biergarten- und Grillsaision sich unweigerlich dem Ende nähert.

Beverly
25.05.2008, 22:03
Bei mir sind WIRKLICH wichtig

- die Familie
- der Freundeskreis
- das, was am Gemeinwesen sachrational und technokratisch funktioniert
- ein Verein
- ehrenamtliche kulturelle Tätigkeit

Die anderen, v. a. die übergreifenden Instanzen und Institutionen glänzen durch Abwesenheit. Ich weiß nicht, ob das gut ist - Staat und co. könnten sich ja auch auf offen totalitäre und repressive Weise in mein Leben drängen - oder schlecht. Denn eigentlich müssen die übergreifenden Instanzen ihre Aufgaben erfüllen und nicht immer nur ihre Repräsentanten üppig alimentieren, die mehr oder weniger Unfug in die Welt setzen und den Menschen Vorschriften machen wollen. Von der Globalisierung als Antithese jedes Menschheitsprojektes über die Glaubensgemeinschaften bis zur "Wirtschaft" ist da viel, was entweder nutzlos oder schädlich ist. Und nur nicht deswegen so totalitär wie unter Nazis und Stalinisten, weil da noch x andere Instanzen sind. Die balgen sich alle um die Macht und lassen keinen so mächtig werden wie etwa die NSDAP oder die KPdSU. Etwas Sinnvolles tun sie aber auch nicht oder nur in den seltensten Fällen.

Wozu noch kommt, dass mein kleinteiliges Umfeld im Grunde damit überfordert ist, sich mit den von den Großinstanzen kaputt gemachten Welt auseinander zu setzen. Wir müssten die eigentlich alle zur Hölle schicken, dazu fehlt uns die Macht. Um uns ganz von ihnen zu lösen und sie getrost ignorieren zu können, fehlen uns die Ressourcen. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass die Großinstanzen heute ebenso bestrebt sind, kleinteilige Zusammenhänge zu infiltrieren und zu zersetzen, wie es bei Nazis oder Stalinisten der Fall war. Auf dass sich niemand traut, in seinem Umfeld aufzumotzen, weil er oder sie dann von allen als "Querulant" angesehen wird :rolleyes:

Geronimo
25.05.2008, 22:08
Das private "Netzwerk", sprich der Freundeskreis wird immer wichtiger. Zumal unter dem Aspekt der Vereinzelung, Single-Kultur, Abwesenheit von Familie. Und für mich gilt immer noch der alte Spruch: "...Freunde kannst du dir aussuchen, deine Familie nicht!"

Übrigens, sehr gut gewähltes Thema.

Gruss
Gero

Manfred_g
25.05.2008, 22:10
Familie, Freundeskreis bzw. Bekannte, Börse.

Was Staat und Gesellschaft angeht, je mehr ich ihr entsage umso glücklicher fühle ich mich und ich weiß wovon ich spreche, da ich diese "gesellschaftliche Abspaltung" bereits seit über 20 Jahren praktiziere so gut es geht.

Rowlf
25.05.2008, 22:15
Meine Familie und meine Freunde sind das wichtigste in meinem Leben. Was mir auch oft Kraft gibt, ist der Glaube an das Gute im Menschen.

WIENER
25.05.2008, 22:18
Meine Kinder, meine Frau und meine Familie - und dann kommt lang nix.........

meckerle
25.05.2008, 22:29
Partner und Kinder sowie Enkelkinder und Familie, wer sie nicht hat, ist zu bedauern. Eine intakte Partnerschaft und Familie wird jedem Sturm stand halten.

Freundeskreis ist für mich auch wichtig, aber es sollten keine Zwänge daraus resultieren.

Erwerbsarbeit ist nötig, damit man sich sein Leben entsprechend gestalten kann.

Staat und Nation liegen mir am Herzen, denn meine Kinder und Enkel sollten sich hier wohlfühlen. Dass dies möglich ist/wird, daran sollten wir arbeiten.

Ob mir der Staat jemals geholfen hat? Nein, eher nicht, war bisher auch nicht nötig.

Biskra
25.05.2008, 22:33
"sachrationale-technokratische Infrastruktur" - Was soll man sich darunter vorstellen?

marc
25.05.2008, 22:53
"sachrationale-technokratische Infrastruktur" - Was soll man sich darunter vorstellen?

Einen Aufruf, die Bahn nicht zu privatisieren. ?(

politisch Verfolgter
25.05.2008, 23:51
Alle öffentl.-rechtl. Institutionen bezwecken meine Schädigung, weswegen ich nachwuchslos nix tu und in innere Emigration politisch verfolgt werde.
Die Arbeitsgesetzgebung muß weg, damit das ein Ende findet.

Beverly
26.05.2008, 04:54
"sachrationale-technokratische Infrastruktur" - Was soll man sich darunter vorstellen?

Hallo Biskra,

wenn du deinen Computer einschalten willst und nix passiert, aus der Stromleitung kein Strom und der Wasserleitung kein Wasser kommt, der Kühlschrank nicht nur warm, sondern auch leer wird und dir das Benzin fürs Auto ausgeht, aber auch kein Bus und keine Bahn fahren, hast du eine Vorstellung davon.

Ich meine schlicht und einfach all die Dinge die man zum Leben braucht und dank der wir doppelt so lange und in besseren Zuständen leben als in früheren Epochen. Hier haben Aufklärung und Moderne viel geleistet, doch beim Rest ... :(

Beverly
26.05.2008, 04:59
Einen Aufruf, die Bahn nicht zu privatisieren. ?(

Womit wir beim Thema sind: "Politik und Wirtschaft", "Staat und Nation" sind soweit zu akzeptieren, inwieweit sie Ordnung schaffen und den Menschen die materiellen Voraussetzungen für ein gutes Leben geben. Eben Mobilität mit einer öffentlichen Bahn, die durch die Privatisierung noch mehr ins Chaos zu stürzen droht. Eine Nation wäre auch nichts Verwerfliches, wenn sie die Föderung der nationalen Kultur etwa durch gute Bildung zu ihrer vornehmsten Aufgabe macht.

Nur sind die genannten Entitäten die meiste Zeit damit beschäftigt, auf der materiellen Ebene in Gestalt ihrer Funktionäre und Bauchredner gar trefflich zu schmarotzen und auf der ideologischen Ebene nur Dünnschiss abzusondern. Wie eben die famose Idee mit der Bahnprivatisierung.

Rheinlaender
26.05.2008, 05:04
Hier geht es nicht darum, welche der aufgelisteten gesellschaftlichen Institutionen für euch eine Rolle spielen SOLLTEN oder es in euren Wünschen und Ideologien tun.

Wie waere es mal mit den Basics: Die Polizei, Transort for London, der Kanalisation, der Wasserversorgung, etc. Solche soche Institutionen ist das Leben in einer hoch-urbanisierten Gesellschaft nicht moeglich. Ansonsten krepierten wir wohl bald alle an Cholera oder wuerde nicht aus dem Haus gehen koennen.

Beverly
26.05.2008, 05:12
Wie waere es mal mit den Basics: Die Polizei, Transort for London, der Kanalisation, der Wasserversorgung, etc. Solche soche Institutionen ist das Leben in einer hoch-urbanisierten Gesellschaft nicht moeglich. Ansonsten krepierten wir wohl bald alle an Cholera oder wuerde nicht aus dem Haus gehen koennen.

Das gehört zur "sachrational-technischen Infrastruktur", auf den eine moderne Gesellschaft im Gegensatz zu ihren bürokratischen und ideologischen Blähungen nicht verzichten kann.

Rheinlaender
26.05.2008, 05:18
Das gehört zur "sachrational-technischen Infrastruktur", auf den eine moderne Gesellschaft im Gegensatz zu ihren bürokratischen und ideologischen Blähungen nicht verzichten kann.

Die Infrastruktur benoetig einen "Ueberbau" (mir faellt im Moment kein besser Begriff als dieser marxistische Term ein). Die Einrichtung einer Wasserversorgung oder eines Nahverkehrsystems benoetigt eine Behoerde dies zumindest beaufsichtigt, benoetig tGelder, die irgentwie erhoben werden muessen, der laufende Unterhalt muss organisiert und finanziert werden, etc. Diese Organisationen muessen mit notwendiger Gewalt ausgestattet werden, dass z. B. eine Strasse gesperrt oder gar ein Grundstueck enteigent wird. Dazu benoetigen diese Organisation Legitimation, diese kann aber nur ein Staat liefern.

Und schon hast Deine "bürokratischen und ideologischen Blähungen".

Beverly
26.05.2008, 05:24
Was mir auch oft Kraft gibt, ist der Glaube an das Gute im Menschen.

Du bist der Einzige, der die Menschheit als KONKRETE Größe gewählt hat - selbst mir ist da nur Wunsch und keine Wirklichkeit.
Dann hat noch ein User die Religion angekreuzt und damit hätten das Transzendente jenseits von "Volk und Kultur" auch schon abgehakt.

Wobei ich das für schlimm halte, weil selbst eine sachrational funktionierende Gesellschaft ohne Transzendenz nur zu einem besonders gut geführtem Hühnerstall mit glücklichen Hühnern verkommen würde. Wobei sich die realen Hühner lieber zanken und gar nicht glücklich sind. Vielleicht ist selbst das Kranke und der Hass zwischen den Menschen ein im Kern gesundes Zeichen, weil sich der zu Höherem berufene Mensch dem Dasein als Batteriehuhn verweigert und lieber den Hühnerstall niederreißt und anzündet.

Die Konsequenzen aus dem auf Dauer so oder so - und hoffentlich :D - tödlichem Mangel an Transzendenz wären die Definition vom "Menschheitsaufgaben" und die Vermittlung von Gemeinschaftsgefühl auf weltweiter Ebene. Vielleicht nicht unbedingt einen Weltstaat, weil Staat mit seinen bürokratischen und ideologischen Wucherungen die Gesellschaft erstickt, der er eigentlich dienen soll. Wenn, dann nur einen "kleinen" Weltstaat mit einer handlungsfähigen Weltregierung, die aber nicht überall hineinregieren kann. Weltstaat und Weltregierung gerade so weit, dass sie durch ihre Existenz und einzelne Aufgaben dem Ganzen, den unteren Ebenen Struktur und Halt geben.
Ohne das fallen sie zusammen - Globalisierung - oder übereinander her - Kriege.

Mehr Transzendenz ist für mich eher das Gegenteil von mehr Religion. Was die tradierten Weltreligionen da jenseits des Erfüllens von Aufgaben in der Gemeinde vor Ort verzapfen, ist mehr oder weniger der bare Unsinn. Jede bürokratisch-ideologischen Blähungen, die man gern dem modernen Staat vorwirft, haben Christen und Moslems doch schon Jahrhunderte zuvor kultiviert. Die katholischen Kirche ist auch der Welt älteste, weit verzweigteste und größte Bürokratie.

Rheinlaender
26.05.2008, 05:28
Meine Familie und meine Freunde sind das wichtigste in meinem Leben. Was mir auch oft Kraft gibt, ist der Glaube an das Gute im Menschen.

Glaube lieber an das Schlechte im Menschen und lasse Dich von Zeit zu Zeit angenehm ueberraschen.

Bärwolf
26.05.2008, 07:07
Bei mir sind WIRKLICH wichtig

- die Familie
- der Freundeskreis
- das, was am Gemeinwesen sachrational und technokratisch funktioniert
- ein Verein
- ehrenamtliche kulturelle Tätigkeit

Die anderen, v. a. die übergreifenden Instanzen und Institutionen glänzen durch Abwesenheit. Ich weiß nicht, ob das gut ist - Staat und co. könnten sich ja auch auf offen totalitäre und repressive Weise in mein Leben drängen - oder schlecht. Denn eigentlich müssen die übergreifenden Instanzen ihre Aufgaben erfüllen und nicht immer nur ihre Repräsentanten üppig alimentieren, die mehr oder weniger Unfug in die Welt setzen und den Menschen Vorschriften machen wollen. Von der Globalisierung als Antithese jedes Menschheitsprojektes über die Glaubensgemeinschaften bis zur "Wirtschaft" ist da viel, was entweder nutzlos oder schädlich ist. Und nur nicht deswegen so totalitär wie unter Nazis und Stalinisten, weil da noch x andere Instanzen sind. Die balgen sich alle um die Macht und lassen keinen so mächtig werden wie etwa die NSDAP oder die KPdSU. Etwas Sinnvolles tun sie aber auch nicht oder nur in den seltensten Fällen.

Wozu noch kommt, dass mein kleinteiliges Umfeld im Grunde damit überfordert ist, sich mit den von den Großinstanzen kaputt gemachten Welt auseinander zu setzen. Wir müssten die eigentlich alle zur Hölle schicken, dazu fehlt uns die Macht. Um uns ganz von ihnen zu lösen und sie getrost ignorieren zu können, fehlen uns die Ressourcen. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass die Großinstanzen heute ebenso bestrebt sind, kleinteilige Zusammenhänge zu infiltrieren und zu zersetzen, wie es bei Nazis oder Stalinisten der Fall war. Auf dass sich niemand traut, in seinem Umfeld aufzumotzen, weil er oder sie dann von allen als "Querulant" angesehen wird :rolleyes:


Wiedermal eine sehr gute Umfrage von dir, Berverly, da muß man wirklich mal überlegen, was ist das Wichtige und was nur überhöhte Ansicht.
Bei mir sieht es gar nicht so viel anders aus als bei dir, trotz so unterschiedlicher politischer Anschauung.

-Partnerschaft
-Familie
-Freundeskreis
-das, was am Gemeinwesen sachrational und technokratisch funktioniert
-abendländische Kultur, und im näheren die Heimatkultur (gar nicht mal so eng gesehen), im speziellen das alte Berlin (wie von Fontane bis Fallada beschrieben).
In dieser Reihenfolge.

Ich persönlich würde nicht alles was du aufgezählt hast als Institution bezeichnen, z.B. Partnerschaft, Familie, Freundeskreis, etc. sind nicht (oder nicht nur) Institution, anderes wiederum ist ganz eindeutig nur Institution.
Aber egal, grundsätzlich ist das eine sehr interessante Fragestellung.

Bärwolf
26.05.2008, 07:11
Glaube lieber an das Schlechte im Menschen und lasse Dich von Zeit zu Zeit angenehm ueberraschen.

An dem Punkt kann ich dir als fröhlicher Misanthrop nur zustimmen!:D

Rowlf
26.05.2008, 08:57
Glaube lieber an das Schlechte im Menschen und lasse Dich von Zeit zu Zeit angenehm ueberraschen.

Ich rechne mit dem Schlimmsten und hoffe auf das Beste.

Biskra
26.05.2008, 15:53
Hallo Biskra,

wenn du deinen Computer einschalten willst und nix passiert, aus der Stromleitung kein Strom und der Wasserleitung kein Wasser kommt, der Kühlschrank nicht nur warm, sondern auch leer wird und dir das Benzin fürs Auto ausgeht, aber auch kein Bus und keine Bahn fahren, hast du eine Vorstellung davon.

Ich meine schlicht und einfach all die Dinge die man zum Leben braucht und dank der wir doppelt so lange und in besseren Zuständen leben als in früheren Epochen. Hier haben Aufklärung und Moderne viel geleistet, doch beim Rest ... :(

Also einfach nur eine moderne Infrastruktur. Ja, das braucht wohl so ziemlich jeder hier.

Cleopatra
26.05.2008, 17:53
-Partnerschaft
-Familie
-Freundeskreis
-das, was am Gemeinwesen sachrational und technokratisch funktioniert
-abendländische Kultur, und im näheren die Heimatkultur


Ergänzen möchte ich die gemeinnützige Tätigkeit, die den freiwilligen Helfern einen Zusammenhalt gibt, ebenso die Mitarbeit in Bürgerinitiativen, weil die große Politik gegen den Bevölkerungswillen arbeitet. Letztere geben mir keine Hilfe, es ist eher so, dass ich mich dort einbringe und viele gute Leute kennenlernen kann.

Beverly
31.05.2008, 12:49
Glaube lieber an das Schlechte im Menschen und lasse Dich von Zeit zu Zeit angenehm ueberraschen.

Der Glaube an das Schlechte im Menschen führt bei mir zu paranoiden Amokläufen, über die ich mich hinterher immer selbst ärgere. So einfach ist das also auch nicht.

-25Grad
31.05.2008, 13:00
Der Staat sorgt - bei aller Kritik - zumindest ansatzweise dafür, daß Gesetze, die dem friedlichen Zusammenleben oder wenigstens Nebeneinander und Aneinandervorbei, eingehalten werden. Insofern hilft er mir, weil ich ein Interesse daran habe, daß diese nützlichen Gesetze durchgesetzt werden.

Die Familie und der Freundeskreis sind das direkte Umfeld, in welchem ich bin, und das mit mir einen Großteil meiner Lebenszeit teilt; ihm habe ich weite Teile meiner Bildung und meiner Werte, meines gesamten Denkens zu verdanken.

Ansonsten nützt mir in gewisser Weise auch die Religion, auch wenn meine Religiösität nicht allzu ausgeprägt ist, so beschäftige ich mich doch hin und wieder etwas eingängiger mit der religiösen Tradition, in die ich hineingeboren worden bin; religiöse Rituale bei Beerdigungen und Eheschließungen, und ganz allgemein : den Blick nach oben, möchte ich nicht missen. Ich teile nicht jede Auffassung der Kirche, aber ich beschäftige mich damit, und selbst wenn ich gewisse Dinge ablehne, so hat auch diese Ablehnung eben damit zu tun, daß mir diese Position über erst einmal näher gebracht worden ist.

Edit : Die wichtigste Institution ist ganz sicherlich die Familie. Nichts ist für mich so fest wie der familiäre Zusammenhalt. Würde der Staat zerbrechen, wäre das nicht schön, würde die Religion zu existieren aufhören, wäre das auch ganz sicher nicht positiv , aber würde ich meine Familie verlieren, so wäre ich zweifelsohne am Boden zerstört.

Sauerländer
31.05.2008, 13:14
Unmittelbar stehen da bei mir Familie und Freundeskreis. Ein Trupp weniger, aber sehr, sehr guter Menschen, ohne die es zappenduster wäre.
Auch mit der Nachbarschaft besteht ganz überwiegend ein positives Miteinander.

Auf nächster Ebene steht die Heimatstadt, die vor allem im kulturellen Sektor ein ordentliches Programm bietet.

Dann kommt sicherlich auch Vater Staat mit seiner nicht geringen Verwaltungsstruktur ins Spiel (die allerdings auch mindestens genauso oft Ärger macht).

In Glaubenshinsicht finde ich das, was mir vom Katholizismus geblieben ist, nämlich ein wesentliches Bewusstsein von der Unperfektheit des Menschen, die Sterblichkeit und die Kleinheit gegenüber dem Ewigen, häufig zwar bedrückend, oft jedoch auch tröstlich. Auch institutionell. Rom ist für mich zwar wahrlich nicht immer inhaltlich ein Abbild meines eigenen Geistes, aber eins der wenigen Bollwerke (mitunter meint man, es sei das einzige), an denen sich die Moderne bislang eher die Zähne ausbeißt.

Ebenso empfinde ich die Verwurzelung in meinem Volk, die Einordnung in eine lange, Generationen übergreifende Kette, als sinnstiftend - was allerdings auch die Kehrseite hat, dass ich deshalb die drohende Zersetzung dieses Volkes als umso apokalyptischer wahrnehmen muss.

Zu meiner Bundeswehrzeit hätte ich auch noch diese selige Truppe nennen können. Es war für mich immer wieder faszinierend, wie die Uniform einen doch plötzlich zum Mitglied einer großen Familie machte, wie Wildfremde etwa in Kauf nahmen, eine Stunde und länger auf den nächsten Zug warten zu müssen, damit sie einen auf Krücken humpelnden Kameraden noch rechtzeitig in seinen reinbekamen.

Und dann ist da noch die ganz persönliche politische Ideologie (die zum Teil bereits in den anderen Punkten zum Ausdruck kommt), die mich alleine dadurch vom Selbstmord abhält, dass ich vor dem übermächtigen Feind nicht kampflos das
Feld räumen will. Wenn er schon siegt, soll sein Sieg so bitter wie möglich sein.

Beverly
31.05.2008, 14:09
Ansonsten nützt mir in gewisser Weise auch die Religion, auch wenn meine Religiösität nicht allzu ausgeprägt ist, so beschäftige ich mich doch hin und wieder etwas eingängiger mit der religiösen Tradition, in die ich hineingeboren worden bin; religiöse Rituale bei Beerdigungen und Eheschließungen, und ganz allgemein : den Blick nach oben, möchte ich nicht missen. Ich teile nicht jede Auffassung der Kirche, aber ich beschäftige mich damit, und selbst wenn ich gewisse Dinge ablehne, so hat auch diese Ablehnung eben damit zu tun, daß mir diese Position über erst einmal näher gebracht worden ist.

Für mich findet "Religion" durch die Struktur statt, die sie dem Leben gibt. Weihnachten und Ostern, Krippenspiele und Konfirmation. Bei vielen Kirchgängern habe ich den Eindruck, sie gehen da hin, um in vertrauter Umgebung mit anderen Menschen zusammen zu kommen und was der oder die da auf der Kanzel ... Verbindlichkeiten und Rituale mögen da notwendig sein und auch in verschiedenen Kulturkreisen anders sein und auch Konflikte mag es geben.

Aber in dem nach wie vor und immer wieder und immer penetrant erhobenem Anspruch auf Welterklärung und Normensetzung mit den geistigen Mitteln von Ziegenhirten und Kamelreitern empfinde ich "Religion" nur noch als Ärgernis. Möglicherweise als etwas, das zu seiner eigenen Antithese geworden ist und durch das Festhalten an absurden Dogmen alles, was es in den Gotteshäusern mal an Transzendenz gegeben haben mag, längst vertrieben hat.
Nachtrag: komischerweise stelle ich mir gerade einen "Gottesstaat" immer als einen sehr geistlosen und dadurch materialistisch-verrohten Ort vor. Weil im Namen Gottes jede geistige Entwicklung verhindert, Wissenschaft und Technik auf ihren instrumentellen Aspekt reduziert waren - alldiweil die meisten großen Naturwissenschaftler immer wieder ins Transzendente abhoben. Im Sudan, Saudi-Arabien oder dem Iran schwingen Gestalten die Peitsche, die doch nur glauben, dass Gott die Welt nur für sie gemacht hat und das deshalb alles Nachsinnen über die Welt (was zu andere Ergebnissen führen könnte) verboten ist.

Nervig ist auch das Monopol auf Einrichtungen, die auch dann sinnvoll wären, wenn sie nicht mit einem bestimmten religiösem Dogma verbunden sind. So müsste es Ordensgemeinschaften unabhängig von einer bestimmten Religion geben - zwar mit den Regeln, die zu ihrem Funktionieren notwendig sind (um x Uhr aufstehen etc.) aber eben nicht etwa an die katholische oder überhaupt eine Kirche gebunden.

Beverly
31.05.2008, 14:11
Und dann ist da noch die ganz persönliche politische Ideologie (die zum Teil bereits in den anderen Punkten zum Ausdruck kommt), die mich alleine dadurch vom Selbstmord abhält, dass ich vor dem übermächtigen Feind nicht kampflos das
Feld räumen will. Wenn er schon siegt, soll sein Sieg so bitter wie möglich sein.

Wie sieht denn dieser Feind aus? Hat er ein Gesicht oder sind es anonyme, entpersönlichte Kräfte?

-25Grad
31.05.2008, 14:35
Für mich findet "Religion" durch die Struktur statt, die sie dem Leben gibt. Weihnachten und Ostern, Krippenspiele und Konfirmation. Bei vielen Kirchgängern habe ich den Eindruck, sie gehen da hin, um in vertrauter Umgebung mit anderen Menschen zusammen zu kommen und was der oder die da auf der Kanzel ... Verbindlichkeiten und Rituale mögen da notwendig sein und auch in verschiedenen Kulturkreisen anders sein und auch Konflikte mag es geben.

Aber in dem nach wie vor und immer wieder und immer penetrant erhobenem Anspruch auf Welterklärung und Normensetzung mit den geistigen Mitteln von Ziegenhirten und Kamelreitern empfinde ich "Religion" nur noch als Ärgernis. Möglicherweise als etwas, das zu seiner eigenen Antithese geworden ist und durch das Festhalten an absurden Dogmen alles, was es in den Gotteshäusern mal an Transzendenz gegeben haben mag, längst vertrieben hat.
Nachtrag: komischerweise stelle ich mir gerade einen "Gottesstaat" immer als einen sehr geistlosen und dadurch materialistisch-verrohten Ort vor. Weil im Namen Gottes jede geistige Entwicklung verhindert, Wissenschaft und Technik auf ihren instrumentellen Aspekt reduziert waren - alldiweil die meisten großen Naturwissenschaftler immer wieder ins Transzendente abhoben. Im Sudan, Saudi-Arabien oder dem Iran schwingen Gestalten die Peitsche, die doch nur glauben, dass Gott die Welt nur für sie gemacht hat und das deshalb alles Nachsinnen über die Welt (was zu andere Ergebnissen führen könnte) verboten ist.

Nervig ist auch das Monopol auf Einrichtungen, die auch dann sinnvoll wären, wenn sie nicht mit einem bestimmten religiösem Dogma verbunden sind. So müsste es Ordensgemeinschaften unabhängig von einer bestimmten Religion geben - zwar mit den Regeln, die zu ihrem Funktionieren notwendig sind (um x Uhr aufstehen etc.) aber eben nicht etwa an die katholische oder überhaupt eine Kirche gebunden.Da ist schon etwas dran; die alltägliche Orientierung, oder auch sonst, der Lebensrhytmus, den einem die Religion vermittelt, beispielsweise durch festgelegte Gebetszeiten, wie ein Gebet vor dem Essen, durch Feiertage, und auch durch den Sonntag, das Essen von Fisch am Freitag, Fasten etc. pp macht sicherlich - abseits vom inneren Gehalt - einen großen Teil der Attraktivität der Religion aus. Ich versuche, mich daran zu halten.

Dieser ,,Überanspruch" nicht einfach zur Welterklärung beizutragen, sondern sie letztlich in den Händen zu halten, wirkt natürlich, zumindest im Kleinen, lächerlich - gerade angesichts der offensichtlichen Falschheit widerlegter religiöser Dogmen. Besonders der Islam tut sich hier ja hervor; und ja : wenn man sich ernsthaft von einem arabischen Kameltreiber in der Frage, ob man Blumen im Bad aufstellen sollte, beeinflußen lässt, dann ist das einigermaßen irre. Ich sehe Religion durchaus als Menschenwerk an, aber als Menschenwerk, das eben nach oben zeigt, und ich kann mir sehr gut vorstellen, daß dieses Nachobenzeigen nicht vollkommen in's Leere geht bzw. gehe wohl sogar davon aus; nichtsdestoweniger empfinde ich es auch immer als etwas fragwürdig, d.h. für mich nicht nachvollziehbar, wenn man sein gesamtes Leben auf das religiöse Prinzip gründet.

Aber hier setzt wohl der Glaube als Gnade ein, weshalb ich auch denke, daß Gottesstaaten weit entfernt davon sind, wirklich etwas mit dem Willen Gottes zu schaffen zu haben; der Glaube ist schließlich eigentlich ausnahmslos unverdient, man kann sich einen Glauben nicht erarbeiten und auch nicht logisch erschließen, auch wenn der Katechismus der Katholischen Kirche - soweit ich weiß - etwas anderes behauptet und freilich ist es völlig verquer, als jener, dem eine Gnade zuteil wird, jene zu verfolgen, denen die Gnade nicht zuteil ist oder auch bloß noch nicht zuteil geworden ist.

Sauerländer
31.05.2008, 14:42
Wie sieht denn dieser Feind aus? Hat er ein Gesicht oder sind es anonyme, entpersönlichte Kräfte?
In gewissem Sinne beides. Er wirkt durch konkrete Personen (weshalb man diese mitunter auch mit ihm gleichsetzen kann), gleichzeitig aber ist er eine gestaltlose Kraft der umfassenden Zersetzung, die mitunter in einem dunklen, nicht ganz klaren Sinn als der eigentliche Grund erscheint.
Einen dunklen, nicht ganz klaren Grund jedoch kann man schwer hassen, deshalb bleibt es dann meist doch an konkreten Personen oder -auf höherer Abstraktionsstufe- bestimmten (politischen) Ideen hängen.
Obgleich man unterschwellig mitunter ahnt, dass man damit ein Stück zu kurz greift.

Beverly
01.06.2008, 14:57
In gewissem Sinne beides. Er wirkt durch konkrete Personen (weshalb man diese mitunter auch mit ihm gleichsetzen kann), gleichzeitig aber ist er eine gestaltlose Kraft der umfassenden Zersetzung, die mitunter in einem dunklen, nicht ganz klaren Sinn als der eigentliche Grund erscheint.
Einen dunklen, nicht ganz klaren Grund jedoch kann man schwer hassen, deshalb bleibt es dann meist doch an konkreten Personen oder -auf höherer Abstraktionsstufe- bestimmten (politischen) Ideen hängen.
Obgleich man unterschwellig mitunter ahnt, dass man damit ein Stück zu kurz greift.

Alles, worüber ich mich manchmal maßlos aufrege, schwimmt doch nur wie Fettaugen auf der Suppe: Frau Merkel, die vielleicht durch einen lächerlichen "Stasi-Vorwurf" abgesägt werden mag, hat keine wirkliche Macht. Mein unwerter Bürgermeister signalisiert durch seine Konzentration auf Partys und das Repräsentieren geradezu seine Bedeutungslosigkeit. Bei Trinen um 20 ist es im Grunde egal, ob sie ihren Geistesmüll auf Deutsch oder Türkisch absondern - es sind auch nur Fettaugen auf der Suppe, wenn auch nicht so große wie Merkel oder Wowi. Ebenso die Heerscharen "liberaler" Massenspammer im Internet, über die ein Forist mal geschrieben hat: "Sie sind wie Computer". Wobei Computer noch immer nicht mehr Selbsterkenntnis, Selbstbestimmung und Subjektivität haben als die Steckdose, die sie mit Strom versorgt.
Fazit: wir sehen nur die Fettaugen auf der Suppe und wollen die eine oder andere schon mal loswerden. Die Suppe sehen wir nicht und auch nicht, den oder das, das sie uns eingebrockt hat.