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Vollständige Version anzeigen : Zwischenmenschliche Grundregeln kontra unternehmerischem Partikularegoismus



Frei-denker
18.05.2008, 08:09
Liest man als Normalbürger in der Zeitung, wie Manager a la Rolf Esser oder Josef Ackermann hunderte Stahlarbeiter in Hartz4 schicken und ein erfolgreiches Stahlunternehmen absichtlich vor die Wand fahren, nur um sich zu bereichern, so schüttelt man ob solch asozialem Verhalten empört den Kopf. Doch wie kommen Menschen zu einem solchen Verhalten? Im Folgendem werde ich mal die charakterlichen Strukturen dieser Menschen analysieren.

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Das Einzelkindsyndrom

Kommt ein Mensch auf diese Welt, so hat er zunächst die Vorstellung, dass sich die Ganze Welt nur um seine persönlichen Bedürfnisse drehen würde. Wenn er als Säugling Hunger hat, so schreit er einfach und die Mutter bringt ihm Essen. Der Mensch hat den Eindruck, er wäre der Mittelpunkt der Welt. Andere Menschen wären sekundär. Diese Sichtweise hält sich speziell bei Einzelkindern mitunter selbst nach dem Säuglingsalter noch viele Jahre - bis es in einer Gruppe mit anderen Interessen kollidiert und ein Konflikt entsteht. Mit dieser rein Ich-bezogenen Grundeinstellung ist ein Mensch für das gesellschaftliche Zusammenleben untauglich, da unreif.


Die Erziehung durch die Gesellschaft

Bereits im Kindergarten stellt der Mensch fest, dass sein rein egozentrisches Weltbild mit den Interessen anderer Menschen kollidiert, permanent zu Konflikten führt und ein harmonisches Zusammenleben verhindert. Die Gesellschaft macht ihm unmißverständlich klar, dass sie nicht zur ausschließlichen Befriedigung der Bedürfnisse des Einzelnen da ist. Der Mensch muß umdenken. Er realisiert, dass er ein ausgewogenes Verhältnis zwischen seinen eigenen Interessen und denen der Mitmenschen finden muß. Dabei gibt es Spielregeln, die klar forumuliert sind: "Die eigene Freiheit hört da auf, wo die des Anderen anfängt.". Es findet ein Wandel in der Einstellung statt. Das Einzelkindsyndrom wird abgelegt, der Mensch wird gesellschaftsfähig.


Der Zenit charakterlicher Reife

Er wird m.A.n. von einem Menschen erreicht, wenn er ein gesundes Verhältnis zwischen Wahrnehmung eigener Interessen und denen anderer Menschen hinbekommt. Er respektiert andere wie eigene Interessen. Egozentrik eines Ackermanns ist somit charakterlich genauso unausgewogen wie die eigene Interessen leugnende Selbstaufopferung einer Mutter Theresa. Das Optimum liegt im gesunden Interessensausgleich.


Die Versuchung des Unternehmertums

Wird ein Mensch Unternehmer, so treten häufig Situationen auf, in denen ein Rückfall ins unreife Einzelkindsyndrom höheren Profit verspricht, als charakterlich reifes Verhalten. Diese Versuchung wird durch die Verhältnisse bedingt und ist m.E.n. an sich nicht aus der Welt zu bringen.


Die Charakterschwäche der Unternehmer

Um weiterhin gesellschaftsfähig zu bleiben und die zwischenmenschlichen Grundregeln aufrecht zu erhalten, müsste ein Mensch der unternehmerischen Versuchung zu asozialem Verhalten ein Gegengewicht in Form charakterlicher Festigkeit entgegenbringen. Diese Festigkeit muß je größer sein, je größer die Versuchung durch Profite ist. Die allermeißten Unternehmer sind jedoch nicht imstande, diese Charakterfestigkeit aufzubringen und fallen zurück in das Einzelkindsyndrom. Sie opfern ihre Gesellschaftsfähigkeit und die zwischenmenschlichen Grundregeln, die ihnen die Gesellschaft in Kindertagen vermittelte, den Verlockungen der eigenen Bereicherung.


Die moralische Not der Unternehmer

Nachdem der Unternehmer seinen Sündenfall vollzogen und die zwischenmenschlichen Grundregeln niedergerissen hat, gerät er in ein moralisches Dilemma. Das Bewußtsein, sich asozial verhalten und alles, was er gelernt hat, übertreten zu haben, ist ausgesprochen unangenehm und selbstanklagend.

Wie mit diesem Schuldgefühl umgehen?

1. Tugend konstruieren
An dieser Stelle greift er typisch-menschlich zu einem Mechanismus, den m.W. Freud als "Aus der Not eine Tugend machen" beschrieb. Dabei wird dem asozialem Verhaltensmuster ein höherer Sinn untergeschoben. Übliche Phrasen sind: "Man muß ja wirtschaftlich sein." , "Man muß ja Profit machen.". Dass man auch ohne Einzelkind-Verhalten hinreichend wirtschaftlich und profitabel sein kann, wird dabei natürlich ausgeblendet. Denn es wird ja verzweifelt nach einer Legitimation für eigenes Fehlverhalten gesucht.

2. Relativieren
Gelegentlich wird auch versucht, das Fehlverhalten kleinzureden: "Die Aktionäre verlangen das." oder "Andere sind viel schlimmer." oder "Die wirtschaftlichen Verhältnisse haben das erfordert.". Man ist nicht mehr Täter, sondern auf einmal das arme Opfer.

3. Idealisieren
Man kann auch Schuld dadurch kleinmachen, indem man asoziales Verhalten zu einer ganz tollen Sache erhebt. Ein die zwischenmenschlichen Grundregeln um Profit niederreißender Manager ist ja ein ganz toller Hecht, denn er macht ja viel Geld, ist erfolgreich, macht Umsatz, macht Karriere, fährt einen tollen Wagen. Das gesellschaftlich unreife Einzelkindsyndrom als Ideal.
Wenn also ein Ackermann vor Gericht grinsend das Viktory-Zeichen in die Kameras hält, so ist es im Grunde der hilflose Versuch eines Einzelkindes, seine Gesellschaftsuntauglichkeit und Schuld zu verbergen. Tragisch wie peinlich.


Schlußfolgerungen

Die Realität beweist, dass Unternehmer (Politiker übrigens auch) in aller Regel charakterlich zu schwach sind, um der Versuchung, ins Einzelkindsyndrom zurück zu fallen, widerstehen zu können. Es bedarf also einer äußeren Gegenkraft, um die Verhältnisse nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Diese Gegenkraft kann m.M.n. ähnlich wie im Kindergarten nur von der Gesellschaft kommen. Es bedarf gruppendynamischer wie gesetzlicher Regularien, die dem Unternehmer als Krücken für seinen anfälligen Charakter dienen. Solche wurden in den Ideen zur sozialen Marktwirtschaft u.a. von Ludwig Erhardt forumuliert. Ein korrigierender Staat, der das Ausgleiten des Unternehmers in asoziale Verhaltensmuster am Markt verhindert und so den gesunden Interessensausgleich zwischen Gesellschaft und Einzelperson gewährleistet.

Ich denke, nur so ist es Einzelpersonen möglich, nicht schwach zu werden. Auch wären solche Regularien dem Zusammenleben einer Gesellschaft nur zuträglich.

lupus_maximus
18.05.2008, 08:52
Liest man als Normalbürger in der Zeitung, wie Manager a la Rolf Esser oder Josef Ackermann hunderte Stahlarbeiter in Hartz4 schicken und ein erfolgreiches Stahlunternehmen absichtlich vor die Wand fahren, nur um sich zu bereichern, so schüttelt man ob solch asozialem Verhalten empört den Kopf. Doch wie kommen Menschen zu einem solchen Verhalten? Im Folgendem werde ich mal die charakterlichen Strukturen dieser Menschen analysieren.

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Das Einzelkindsyndrom

Kommt ein Mensch auf diese Welt, so hat er zunächst die Vorstellung, dass sich die Ganze Welt nur um seine persönlichen Bedürfnisse drehen würde. Wenn er als Säugling Hunger hat, so schreit er einfach und die Mutter bringt ihm Essen. Der Mensch hat den Eindruck, er wäre der Mittelpunkt der Welt. Andere Menschen wären sekundär. Diese Sichtweise hält sich speziell bei Einzelkindern mitunter selbst nach dem Säuglingsalter noch viele Jahre - bis es in einer Gruppe mit anderen Interessen kollidiert und ein Konflikt entsteht. Mit dieser rein Ich-bezogenen Grundeinstellung ist ein Mensch für das gesellschaftliche Zusammenleben untauglich, da unreif.


Die Erziehung durch die Gesellschaft

Bereits im Kindergarten stellt der Mensch fest, dass sein rein egozentrisches Weltbild mit den Interessen anderer Menschen kollidiert, permanent zu Konflikten führt und ein harmonisches Zusammenleben verhindert. Die Gesellschaft macht ihm unmißverständlich klar, dass sie nicht zur ausschließlichen Befriedigung der Bedürfnisse des Einzelnen da ist. Der Mensch muß umdenken. Er realisiert, dass er ein ausgewogenes Verhältnis zwischen seinen eigenen Interessen und denen der Mitmenschen finden muß. Dabei gibt es Spielregeln, die klar forumuliert sind: "Die eigene Freiheit hört da auf, wo die des Anderen anfängt.". Es findet ein Wandel in der Einstellung statt. Das Einzelkindsyndrom wird abgelegt, der Mensch wird gesellschaftsfähig.


Der Zenit charakterlicher Reife

Er wird m.A.n. von einem Menschen erreicht, wenn er ein gesundes Verhältnis zwischen Wahrnehmung eigener Interessen und denen anderer Menschen hinbekommt. Er respektiert andere wie eigene Interessen. Egozentrik eines Ackermanns ist somit charakterlich genauso unausgewogen wie die eigene Interessen leugnende Selbstaufopferung einer Mutter Theresa. Das Optimum liegt im gesunden Interessensausgleich.


Die Versuchung des Unternehmertums

Wird ein Mensch Unternehmer, so treten häufig Situationen auf, in denen ein Rückfall ins unreife Einzelkindsyndrom höheren Profit verspricht, als charakterlich reifes Verhalten. Diese Versuchung wird durch die Verhältnisse bedingt und ist m.E.n. an sich nicht aus der Welt zu bringen.


Die Charakterschwäche der Unternehmer

Um weiterhin gesellschaftsfähig zu bleiben und die zwischenmenschlichen Grundregeln aufrecht zu erhalten, müsste ein Mensch der unternehmerischen Versuchung zu asozialem Verhalten ein Gegengewicht in Form charakterlicher Festigkeit entgegenbringen. Diese Festigkeit muß je größer sein, je größer die Versuchung durch Profite ist. Die allermeißten Unternehmer sind jedoch nicht imstande, diese Charakterfestigkeit aufzubringen und fallen zurück in das Einzelkindsyndrom. Sie opfern ihre Gesellschaftsfähigkeit und die zwischenmenschlichen Grundregeln, die ihnen die Gesellschaft in Kindertagen vermittelte, den Verlockungen der eigenen Bereicherung.


Die moralische Not der Unternehmer

Nachdem der Unternehmer seinen Sündenfall vollzogen und die zwischenmenschlichen Grundregeln niedergerissen hat, gerät er in ein moralisches Dilemma. Das Bewußtsein, sich asozial verhalten und alles, was er gelernt hat, übertreten zu haben, ist ausgesprochen unangenehm und selbstanklagend.

Wie mit diesem Schuldgefühl umgehen?

1. Tugend konstruieren
An dieser Stelle greift er typisch-menschlich zu einem Mechanismus, den m.W. Freud als "Aus der Not eine Tugend machen" beschrieb. Dabei wird dem asozialem Verhaltensmuster ein höherer Sinn untergeschoben. Übliche Phrasen sind: "Man muß ja wirtschaftlich sein." , "Man muß ja Profit machen.". Dass man auch ohne Einzelkind-Verhalten hinreichend wirtschaftlich und profitabel sein kann, wird dabei natürlich ausgeblendet. Denn es wird ja verzweifelt nach einer Legitimation für eigenes Fehlverhalten gesucht.

2. Relativieren
Gelegentlich wird auch versucht, das Fehlverhalten kleinzureden: "Die Aktionäre verlangen das." oder "Andere sind viel schlimmer." oder "Die wirtschaftlichen Verhältnisse haben das erfordert.". Man ist nicht mehr Täter, sondern auf einmal das arme Opfer.

3. Idealisieren
Man kann auch Schuld dadurch kleinmachen, indem man asoziales Verhalten zu einer ganz tollen Sache erhebt. Ein die zwischenmenschlichen Grundregeln um Profit niederreißender Manager ist ja ein ganz toller Hecht, denn er macht ja viel Geld, ist erfolgreich, macht Umsatz, macht Karriere, fährt einen tollen Wagen. Das gesellschaftlich unreife Einzelkindsyndrom als Ideal.
Wenn also ein Ackermann vor Gericht grinsend das Viktory-Zeichen in die Kameras hält, so ist es im Grunde der hilflose Versuch eines Einzelkindes, seine Gesellschaftsuntauglichkeit und Schuld zu verbergen. Tragisch wie peinlich.


Schlußfolgerungen

Die Realität beweist, dass Unternehmer (Politiker übrigens auch) in aller Regel charakterlich zu schwach sind, um der Versuchung, ins Einzelkindsyndrom zurück zu fallen, widerstehen zu können. Es bedarf also einer äußeren Gegenkraft, um die Verhältnisse nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Diese Gegenkraft kann m.M.n. ähnlich wie im Kindergarten nur von der Gesellschaft kommen. Es bedarf gruppendynamischer wie gesetzlicher Regularien, die dem Unternehmer als Krücken für seinen anfälligen Charakter dienen. Solche wurden in den Ideen zur sozialen Marktwirtschaft u.a. von Ludwig Erhardt forumuliert. Ein korrigierender Staat, der das Ausgleiten des Unternehmers in asoziale Verhaltensmuster am Markt verhindert und so den gesunden Interessensausgleich zwischen Gesellschaft und Einzelperson gewährleistet.

Ich denke, nur so ist es Einzelpersonen möglich, nicht schwach zu werden. Auch wären solche Regularien dem Zusammenleben einer Gesellschaft nur zuträglich.
Ein neues Märchen über Unternehmerverhalten?

Die Sache ist ganz einfach!

Wenn ich Leute beschäftige und bezahle, wird daß gemacht was ich anordne und damit hat es sich!
Ob sich dies wiederum gegen kommunistische Pförze richtet ist mir sowas von egal, egaler geht es nicht!
Wem dies nicht paßt, kann sich einen anderen AG suchen!

Don
18.05.2008, 09:36
Ist die sachliche Auseinandersetzung mit persönlich als unerquicklich empfundenen Zuständen erfolglos, greifen die unermüdlich Fordernden gerne zum Mittel der Verunglimpfung und unterstellen z.B. wie hier Unternehmer, Selbständige, Freiberufler, aber auch Manager in leitenden Funktionen wären allesamt Psychoten mit schweren Kindheitstraumata.

Übrigens dieselbe Methode mit leicht abgewandelten "Argumenten", wobei das des "Volksschädlings" offenbar universell einsetzbar ist, mit der dereinst letzlich begründet wurde Juden einen gelben Stern anzunähen und schlußendlich durch den Kamin zu jagen.
Was der Strangeröffner ja auch nicht selten als gerechtfertigt verteidigt, und keine Zweifel an seinen Intentionen aufkommen läßt.
Eigentlich ein Grund für ihn, sich selbst auf frühkindliche Fehlentwicklungen und andere Gründe seiner Nichtsozialisierbarkeit untersuchen zu lassen.