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Vollständige Version anzeigen : Ernst Röhm lässt grüßen: die neue, alte „Querfront-Strategie“



Leyla
24.11.2004, 15:25
Da auch in diesem Forum immer wieder in Seitenhieben von der „Mitte“ aus Parallelen zwischen Links und Rechts gezogen werden, will ich das Thema hier mal eigens zur Diskussion stellen.

Tatsächlich gibt es seitens der Rechten ernste Bestrebungen, eine sogenannte „Querfront“ mit Teilen der globalisierungskritischen Linken zu formieren. Daher ist gerade in dieser Bewegung der Grundsatz „Klarheit vor Einheit“ wichtig.

1.)
Historisch betrachtet hat sich die Nazi-Bewegung in Krisenzeiten immer einer sozialen Demagogie bedient - und die realen Probleme der arbeitenden und arbeitslosen Bevölkerung aufgegriffen, um sie für ihre Ziele zu gewinnen.

Ihre Kapitalismus-Kritik beschränkt sich allerdings auf das sogenannte „raffende Kapital“, im eindeutigeren Nazi-Jargon auch gern „Wallstreet-Juden“ genannt.

Das reine Spekulantentum wird von ihnen als undeutsch abgelehnt und gemäß ihrer antisemitischen Grundhaltung vorzugsweise den Juden zugeschrieben.

Das „schaffende Kapital“ (=produzierendes Kapital) wird von ihnen weitgehend akzeptiert - auch wenn es auf der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft beruht.

Nach dieser Logik gibt es also „ein bisschen Kapitalismus“, bzw. einen moralisch besseren, deutschen Kapitalismus, der vom „jüdischen“ Spekulantentum gereinigt ist.

Folgerichtig wurde im Hitler-Faschismus auch nicht das kapitalistische System beseitigt, sondern jüdische Menschen aus allen sozialen Schichten „rassisch“ verfolgt und physisch vernichtet. Die „guten“ deutschen Kapitalisten haben dagegen von Krieg, Faschismus und Zwangsarbeit profitiert.

2.)
Mitunter suchen die Querfront-Strategen heute Anschluss an den nicht-marxistischen Teil der globalisierungskritischen Bewegung. (Der marxistische Teil weiß dass es „ein bisschen Kapitalismus“ nicht gibt.) Die rein völkischen Argumente der Rechten gegen die Globalisierung können durchaus ehrlich gemeint sein, sind aber keineswegs lösungsorientiert.

Um sich wirksam dagegen abzugrenzen, sollte der kleinste gemeinsame Nenner daher nicht mehr "gegen Globalisierung" lauten, sondern: "für eine gerechte Globalisierung von unten".

sunbeam
24.11.2004, 15:29
Da auch in diesem Forum immer wieder in Seitenhieben von der „Mitte“ aus Parallelen zwischen Links und Rechts gezogen werden, will ich das Thema hier mal eigens zur Diskussion stellen.

Tatsächlich gibt es seitens der Rechten ernste Bestrebungen, eine sogenannte „Querfront“ mit Teilen der globalisierungskritischen Linken zu formieren. Daher ist gerade in dieser Bewegung der Grundsatz „Klarheit vor Einheit“ wichtig.

1.)
Historisch betrachtet hat sich die Nazi-Bewegung in Krisenzeiten immer einer sozialen Demagogie bedient - und die realen Probleme der arbeitenden und arbeitslosen Bevölkerung aufgegriffen, um sie für ihre Ziele zu gewinnen.

Ihre Kapitalismus-Kritik beschränkt sich allerdings auf das sogenannte „raffende Kapital“, im eindeutigeren Nazi-Jargon auch gern „Wallstreet-Juden“ genannt.

Das reine Spekulantentum wird von ihnen als undeutsch abgelehnt und gemäß ihrer antisemitischen Grundhaltung vorzugsweise den Juden zugeschrieben.

Das „schaffende Kapital“ (=produzierendes Kapital) wird von ihnen weitgehend akzeptiert - auch wenn es auf der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft beruht.

Nach dieser Logik gibt es also „ein bisschen Kapitalismus“, bzw. einen moralisch besseren, deutschen Kapitalismus, der vom „jüdischen“ Spekulantentum gereinigt ist.

Folgerichtig wurde im Hitler-Faschismus auch nicht das kapitalistische System beseitigt, sondern jüdische Menschen aus allen sozialen Schichten „rassisch“ verfolgt und physisch vernichtet. Die „guten“ deutschen Kapitalisten haben dagegen von Krieg, Faschismus und Zwangsarbeit profitiert.

2.)
Mitunter suchen die Querfront-Strategen heute Anschluss an den nicht-marxistischen Teil der globalisierungskritischen Bewegung. (Der marxistische Teil weiß dass es „ein bisschen Kapitalismus“ nicht gibt.) Die rein völkischen Argumente der Rechten gegen die Globalisierung können durchaus ehrlich gemeint sein, sind aber keineswegs lösungsorientiert.

Um sich wirksam dagegen abzugrenzen, sollte der kleinste gemeinsame Nenner daher nicht mehr "gegen Globalisierung" lauten, sondern: "für eine gerechte Globalisierung von unten".

Deine Intension ist mir wohl bewußt, leider denke ich aber Du schießt sehr weit über`s Ziel! Den von Dir geforderten "Neusprech" verweigere ich mich total!

Leyla
24.11.2004, 15:31
Den von Dir geforderten "Neusprech" verweigere ich mich total!

Tja, das ist dann wohl DIE Gelegenheit, dich endlich mal zu fragen, was Du unter "Neusprech" verstehst!

sunbeam
24.11.2004, 15:43
Tja, das ist dann wohl DIE Gelegenheit, dich endlich mal zu fragen, was Du unter "Neusprech" verstehst!

Die Anpassung der Sprache an herrschende Meinungen!

John Donne
24.11.2004, 16:00
Die Anpassung der Sprache an herrschende Meinungen!

Naja, aber die Globalisierungskritik beispielsweise von "attac" ist m.E. - obwohl eine Massenbewegung - nicht herrschende Meinung. Zumindest noch nicht. Neusprech ist für mich eher
- unreflektierte Political Correctness
- unreflektierte Übernahme von Anglizismen bzw. deren wörtliche Übersetzungen, die die deutsche Sprache vergewaltigen

Was PC angeht: man muß sich andersrum auch nicht benehmen wie die Axt im Walde...

Grüße
John

sunbeam
24.11.2004, 16:06
Naja, aber die Globalisierungskritik beispielsweise von "attac" ist m.E. - obwohl eine Massenbewegung - nicht herrschende Meinung. Zumindest noch nicht. Neusprech ist für mich eher
- unreflektierte Political Correctness
- unreflektierte Übernahme von Anglizismen bzw. deren wörtliche Übersetzungen, die die deutsche Sprache vergewaltigen

Was PC angeht: man muß sich andersrum auch nicht benehmen wie die Axt im Walde...

Grüße
John

Sehe ich anders, ein konkretes Beispiel:

Einsatz einer Armee in einem anderen Land unter Kriegseinsatz nennt man Krieg! "Krieg" ist aber ein sehr negativ besetztes Wort, und um eben die "aufgeklärte" Bevölkerung eines Landes zum Waffengang zu bewegen, dann nennt man es eben "humanitärer Hilfseinsatz" - siehe Bundeswehr 1999 Kosovo!

Neusprech eben!

Leyla
24.11.2004, 16:06
Die Anpassung der Sprache an herrschende Meinungen!

Das ist aber nicht nur eine Frage des Sprachgebrauchs.

"Political Correctness" besteht darin, ein schöneres Wort für eine unschöne Sache zu finden.*

Ob es "GEGEN Globalisierung" heißt, oder "FÜR eine gerechte Globalisierung von unten" - das ist aber ein inhaltlicher Unterschied.



*Beispiel für PC: "Ein-Personen-Gesellschaft für sexuelle Dienstleistungen" statt "Prostitiuierte";-)

Leyla
24.11.2004, 16:07
Sehe ich anders, ein konkretes Beispiel:

Einsatz einer Armee in einem anderen Land unter Kriegseinsatz nennt man Krieg! "Krieg" ist aber ein sehr negativ besetztes Wort, und um eben die "aufgeklärte" Bevölkerung eines Landes zum Waffengang zu bewegen, dann nennt man es eben "humanitärer Hilfseinsatz"

So was nenne ich aber eine glatte Lüge.

sunbeam
24.11.2004, 16:09
So was nenne ich aber eine glatte Lüge.

Lügt denn Duplo? Für die cleveren ist es eine billige Schokolade um einen ekligen Keks - für die dummen ist es eben die längste Praline der Welt!

Für die cleveren ist es Krieg, für die dummen ein Hilfseinsatz!

patriot1988
24.11.2004, 16:38
Guten Tag!

Es fragt sich was hat die Bundeswehr im Kosovo zu suchen!Jugoslawien hat nie
Deutschland oder einen Bündnisspartner angegriffen!Es sind die USA die in den Konflikt eingegriffen haben und Deutschland brav hinterher, meine Klassenkameradin ist eine
Albanerin sie meint die Amerikaner verschwinden und lassen die Europäer machen!

sunbeam
24.11.2004, 16:41
Guten Tag!

Es fragt sich was hat die Bundeswehr im Kosovo zu suchen!Jugoslawien hat nie
Deutschland oder einen Bündnisspartner angegriffen!Es sind die USA die in den Konflikt eingegriffen haben und Deutschland brav hinterher, meine Klassenkameradin ist eine
Albanerin sie meint die Amerikaner verschwinden und lassen die Europäer machen!

Quatsch!

Leyla
24.11.2004, 16:55
Guten Tag!


Guten Tag Meik.

sunbeam
24.11.2004, 17:02
Guten Tag Meik.

Wer ist Meik?

Leyla
24.11.2004, 17:04
Wer ist Meik?

Der dienstälteste Troll hier. Du kennst ihn vielleicht noch als "Edi".

Beverly
24.11.2004, 17:08
Da auch in diesem Forum immer wieder in Seitenhieben von der ?Mitte? aus Parallelen zwischen Links und Rechts gezogen werden, will ich das Thema hier mal eigens zur Diskussion stellen.

Tatsächlich gibt es seitens der Rechten ernste Bestrebungen, eine sogenannte ?Querfront? mit Teilen der globalisierungskritischen Linken zu formieren. Daher ist gerade in dieser Bewegung der Grundsatz ?Klarheit vor Einheit? wichtig.

1.)
Historisch betrachtet hat sich die Nazi-Bewegung in Krisenzeiten immer einer sozialen Demagogie bedient - und die realen Probleme der arbeitenden und arbeitslosen Bevölkerung aufgegriffen, um sie für ihre Ziele zu gewinnen.

Ihre Kapitalismus-Kritik beschränkt sich allerdings auf das sogenannte ?raffende Kapital?, im eindeutigeren Nazi-Jargon auch gern ?Wallstreet-Juden? genannt.

Das reine Spekulantentum wird von ihnen als undeutsch abgelehnt und gemäß ihrer antisemitischen Grundhaltung vorzugsweise den Juden zugeschrieben.

Das ?schaffende Kapital? (=produzierendes Kapital) wird von ihnen weitgehend akzeptiert - auch wenn es auf der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft beruht.

Nach dieser Logik gibt es also ?ein bisschen Kapitalismus?, bzw. einen moralisch besseren, deutschen Kapitalismus, der vom ?jüdischen? Spekulantentum gereinigt ist.

Folgerichtig wurde im Hitler-Faschismus auch nicht das kapitalistische System beseitigt, sondern jüdische Menschen aus allen sozialen Schichten ?rassisch? verfolgt und physisch vernichtet. Die ?guten? deutschen Kapitalisten haben dagegen von Krieg, Faschismus und Zwangsarbeit profitiert.

2.)
Mitunter suchen die Querfront-Strategen heute Anschluss an den nicht-marxistischen Teil der globalisierungskritischen Bewegung. (Der marxistische Teil weiß dass es ?ein bisschen Kapitalismus? nicht gibt.) Die rein völkischen Argumente der Rechten gegen die Globalisierung können durchaus ehrlich gemeint sein, sind aber keineswegs lösungsorientiert.

Um sich wirksam dagegen abzugrenzen, sollte der kleinste gemeinsame Nenner daher nicht mehr "gegen Globalisierung" lauten, sondern: "für eine gerechte Globalisierung von unten".

@Leyla,

ich glaube, diese "Querfront" wird sich darauf beschränken, dass Rechte und Linke in diesem Forum diskutieren. Die sogenannte "Mitte" hier ist doch nur sauer, wenn es auf ihre Kosten geht.

Im RL hat das keine Bedeutung, da finden "Querfronten" nämlich nur zu oft zwischen der Rechten und bürgerlichen Kräften statt.

Zum Kräfteverhältnis: Die Linke ist in Deutschland viel stärker als die Rechte. Bei Wahlen schafft es die PDS bis zu 25 Prozent, rechte Parteien maximal 10 Prozent und außerparlamentarisch ist der Kräfteunterschied noch gravierender. Die Linke hat in Deutschland und Europa 2004 Hunderttausende gegen Sozialabbau auf die Straße gebracht. Die Rechte schafft nur Randale in der Art brennender Moscheen - wie in den Niederlanden - und lenkt mit solchem Treiben von den wirklichen, nämlich sozialen Konflikten ab. Kurz bevor Islamisten mit ihrem Mord an dem Filmemacher van Gogh die Steilvorlagen zu den Pogromen gaben, demonstrierten in den Niederlanden 250 000 Menschen gegen Sozialabbau. Waren die Ereignisse danach Zufall oder Absicht?

Ich habe den Eindruck, dass sich mit einer "Querfront" eine alten Fehlern verhaftete Rechte an eine im Entstehen begriffene linke Massenbewegung hängen will. Sorry aber mit Altlasten wie NPD und DVU kann ich mir einfach keine gemeinsame Politik vorstellen.
Anstatt sich an taktischen Winkelzügen zu versuchen oder sich mit Hilfe der Bullen im braunen Wichs Zutritt zu Demos gegen Sozialabbau zu erschleimen, sollten die Kameraden lieber darüber nachdenken, warum sie und ihre Positionen so unpopulär sind und ihre Parteien über ein Dasein als Frustventil nicht hinauskommen.

Gesellschaftspolitik: Todesstrafe, Abtreibung, Homosexualität, Einwanderer - wie sollen da gemeinsame Positionen zwischen Rechten und Linken aussehen? Ein bisschen Hängen, ein bisschen Paragraph 175 etc. geht nicht.
Der rechte Ansatz, alle primär durch wirtschaftlichen und sozialen Niedergang verursachten Spannungen zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen mit "Ausländer raus" zu lösen, führt uns nur in den Bürgerkrieg; siehe Niederlande. Dass der Krieg in den Ghettos von den Herrschenden gewollt ist, sehe ich als erwiesen an. "Krieg den Hütten, Friede den Palästen" sozusagen.

Zum Kapitalismus: die Unterscheidung zwischen "raffenden" und "schaffenden" Kapital ist natürlich Blödsinn. Eine Wirtschaft braucht ebenso Finanzdienstleistungen wie Produktionsanlagen und BEIDES wird im Kapitalismus als Mittel der Ausübung von Herrschaft und Unterdrückung benutzt.

"Ein bisschen Kapitalismus" wurde nach 1945 mit der "sozialen Marktwirtschaft" versucht. Es ist an der dem Kapitalismus innewohnenden Logik der Akkumulation von Besitz in immer weniger Händen gescheitert.
Diese Systemlogik die immer wieder zu sozialer Polarisierung führt, funktioniert sogar mit an sich strunzdummen Firmenerben und verblendeten Verbandsfunktionären. Daher muss man nicht nur die Macht dieser "Unternehmer", Manager und Funktionäre brechen, sondern das System so umgestalten, dass diese Akkumulation von Macht nicht mehr zustande kommt.

Zur "Nation": angeblich das Lieblingsthema der Rechten. Ich habe schon in einem anderen Strang geschrieben, dass die Rechten Deutschland immer wieder in Katastrophen gestürzt haben und ich ihnen ihr Getue als Superdeutsche nicht glaube. Einzelheiten will ich hier nicht zum x-ten Male wiederholen. Die stehen in jedem Geschichtsbuch und die Ergebnisse rechter "Liebe" zu Deutschland sind in Form von KZ-Gedenkstätten und den Überresten der innerdeutschen Grenze - zu der es ohne Hitlers Krieg nicht gekommen wäre - im ganzen Land verteilt.

Zu den politischen Strömungen: wir Linken haben es m. E. mit zwei "Rechten" zu tun. Einer völkischen und partikularistischen und einer transnationalen und globalisierten. Beide eint trotz aller Unterschiede ein elitäres, hierarchisches und in letzter Konsequenz menschenverachtendes Welbild. Ob man die Welt nun völkisch in "Deutsche" oder "Ausländer" einteilt oder ökonomistisch in "Winner" und "Looser" läuft im Endeffekt auf das Gleiche hinaus.
Was bezüglich Unvereinbarkeiten für die Kameraden in Schwarz-Weiß-Rot gilt, gilt auch für die Fraktion, die selbst für demokratisch hält: ein bisschen Sozialabbau, Verelendung, Massenarmut, Verhungern, Obrigkeitsstaat, Zensur, imperialistischer Krieg gibt es nicht.

Zum Marxismus: ich bin Marxistin wider Willen. Marx war zwar ein heller Kopf, aber das waren andere auch. Es ist nur so, dass das Leben so läuft, wie es Marx und die Marxisten beschrieben. Nation, soziale Marktwirtschaft und dergleichen sind Träume von Gutmenschen. Wir leben in erster Linie in einer Klassengesellschaft mit einer knallharten Oligarchie und ich bin Marxistin, weil das Leben marxistisch ist.

Kaiser
24.11.2004, 17:09
Um sich wirksam dagegen abzugrenzen, sollte der kleinste gemeinsame Nenner daher nicht mehr "gegen Globalisierung" lauten, sondern: "für eine gerechte Globalisierung von unten".

Was kann man sich unter dieser Schimäre vorstellen?

Leyla
24.11.2004, 17:19
Was kann man sich unter dieser Schimäre vorstellen?

Eine Globalisierung, die sich an den Bedürfnissen der gesamten Menschheit orientiert - und nicht daran, in welchem Land man Menschen gerade am besten ausbeuten kann, weil das Lohnniveau am niedrigsten ist, die Gewerkschaften am schwächsten und die Arbeitsschutzbestimmungen am miserabelsten sind.

Leyla
24.11.2004, 17:38
Im RL hat das keine Bedeutung, da finden "Querfronten" nämlich nur zu oft zwischen der Rechten und bürgerlichen Kräften statt.
.

Das ist mir klar. Allerdings habe ich selber schon Annäherungsversuche von organisierten Nazis an linke Strukturen erlebt, die dort natürlich nicht geduldet wurden.

Aber zumindest in einem Fall wären sie beinahe nicht erkannt worden - als sie auf einer Demo gegen den Irak-Krieg aufgetaucht sind. Schließlich kann man niemanden irgendwo rausschmeißen, nur weil er vielleicht etwas kürzere Haare hat. In diesem Fall hatten sie normale Klamotten an und ein Transparent "gegen den US-Iperialismus" dabei.

Nur dumm, dass ein paar andere Demontranten ihre Gesichter noch von einer Mahnwache gegen die "Wehrmachtsausstellung" kannten, wo sie ein paar Tage zuvor noch den deutschen Angriffskrieg der Wehrmacht und der Waffen-SS verherrlicht hatten.

Ihr "Antiimperialismus" beschränkte sich also auf die USA - weil sie beleidigt waren, dass nicht sie die einzig verbliebene Weltmacht sind. Die hätten bestimmt nichts dagegen gehabt, nach Stalingrad zu marschieren.

BTW: das war die Truppe von Martin Wiese, der jetzt wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung vor Gericht steht.

Beverly
24.11.2004, 18:18
Aber zumindest in einem Fall wären sie beinahe nicht erkannt worden - als sie auf einer Demo gegen den Irak-Krieg aufgetaucht sind. Schließlich kann man niemanden irgendwo rausschmeißen, nur weil er vielleicht etwas kürzere Haare hat. In diesem Fall hatten sie normale Klamotten an und ein Transparent "gegen den US-Iperialismus" dabei.

Nur dumm, dass ein paar andere Demontranten ihre Gesichter noch von einer Mahnwache gegen die "Wehrmachtsausstellung" kannten, wo sie ein paar Tage zuvor noch den deutschen Angriffskrieg der Wehrmacht und der Waffen-SS verherrlicht hatten.

Ihr "Antiimperialismus" beschränkte sich also auf die USA - weil sie beleidigt waren, dass nicht sie die einzig verbliebene Weltmacht sind. Die hätten bestimmt nichts dagegen gehabt, nach Stalingrad zu marschieren.

Als die NPD auf Demos gegen den Irak-Krieg mitmarschieren wollte und ihre Homepage mit Friedens-Bla pflasterte, habe ich gedacht: der größte Beitrag der Truppe zum Frieden besteht in ihrer Selbstauflösung.

Beverly
24.11.2004, 18:23
Eine Globalisierung, die sich an den Bedürfnissen der gesamten Menschheit orientiert - und nicht daran, in welchem Land man Menschen gerade am besten ausbeuten kann, weil das Lohnniveau am niedrigsten ist, die Gewerkschaften am schwächsten und die Arbeitsschutzbestimmungen am miserabelsten sind.

Diese "Globalisierung" besteht darin, dass Menschen jetzt rund um den Globus miteinander in Kontakt kommen, zueinander reisen und miteinander kommunizieren können.
Die das Irrenhaus zwischen Nordpol und Südpol herrschende Globale Oligarchie ist ein Graus, aber die Alternative zu einer verbrecherischen Weltordnung ist nicht "keine Weltordnung", sondern eine bessere Weltordnung.

Kaiser
24.11.2004, 22:03
Eine Globalisierung, die sich an den Bedürfnissen der gesamten Menschheit orientiert - und nicht daran, in welchem Land man Menschen gerade am besten ausbeuten kann, weil das Lohnniveau am niedrigsten ist, die Gewerkschaften am schwächsten und die Arbeitsschutzbestimmungen am miserabelsten sind.

Wie ich sagte ... eine Schimäre. Aber das ist dir vermutlich selbst klar.

DichterDenker
24.11.2004, 22:12
ich glaube, diese "Querfront" wird sich darauf beschränken, dass Rechte und Linke in diesem Forum diskutieren. Die sogenannte "Mitte" hier ist doch nur sauer, wenn es auf ihre Kosten geht.

Im RL hat das keine Bedeutung, da finden "Querfronten" nämlich nur zu oft zwischen der Rechten und bürgerlichen Kräften statt.

Zum Kräfteverhältnis: Die Linke ist in Deutschland viel stärker als die Rechte. Bei Wahlen schafft es die PDS bis zu 25 Prozent, rechte Parteien maximal 10 Prozent und außerparlamentarisch ist der Kräfteunterschied noch gravierender. Die Linke hat in Deutschland und Europa 2004 Hunderttausende gegen Sozialabbau auf die Straße gebracht. Die Rechte schafft nur Randale in der Art brennender Moscheen - wie in den Niederlanden - und lenkt mit solchem Treiben von den wirklichen, nämlich sozialen Konflikten ab. Kurz bevor Islamisten mit ihrem Mord an dem Filmemacher van Gogh die Steilvorlagen zu den Pogromen gaben, demonstrierten in den Niederlanden 250 000 Menschen gegen Sozialabbau. Waren die Ereignisse danach Zufall oder Absicht?

Ich habe den Eindruck, dass sich mit einer "Querfront" eine alten Fehlern verhaftete Rechte an eine im Entstehen begriffene linke Massenbewegung hängen will. Sorry aber mit Altlasten wie NPD und DVU kann ich mir einfach keine gemeinsame Politik vorstellen.
Anstatt sich an taktischen Winkelzügen zu versuchen oder sich mit Hilfe der Bullen im braunen Wichs Zutritt zu Demos gegen Sozialabbau zu erschleimen, sollten die Kameraden lieber darüber nachdenken, warum sie und ihre Positionen so unpopulär sind und ihre Parteien über ein Dasein als Frustventil nicht hinauskommen.

Gesellschaftspolitik: Todesstrafe, Abtreibung, Homosexualität, Einwanderer - wie sollen da gemeinsame Positionen zwischen Rechten und Linken aussehen? Ein bisschen Hängen, ein bisschen Paragraph 175 etc. geht nicht.
Der rechte Ansatz, alle primär durch wirtschaftlichen und sozialen Niedergang verursachten Spannungen zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen mit "Ausländer raus" zu lösen, führt uns nur in den Bürgerkrieg; siehe Niederlande. Dass der Krieg in den Ghettos von den Herrschenden gewollt ist, sehe ich als erwiesen an. "Krieg den Hütten, Friede den Palästen" sozusagen.

Zum Kapitalismus: die Unterscheidung zwischen "raffenden" und "schaffenden" Kapital ist natürlich Blödsinn. Eine Wirtschaft braucht ebenso Finanzdienstleistungen wie Produktionsanlagen und BEIDES wird im Kapitalismus als Mittel der Ausübung von Herrschaft und Unterdrückung benutzt.

"Ein bisschen Kapitalismus" wurde nach 1945 mit der "sozialen Marktwirtschaft" versucht. Es ist an der dem Kapitalismus innewohnenden Logik der Akkumulation von Besitz in immer weniger Händen gescheitert.
Diese Systemlogik die immer wieder zu sozialer Polarisierung führt, funktioniert sogar mit an sich strunzdummen Firmenerben und verblendeten Verbandsfunktionären. Daher muss man nicht nur die Macht dieser "Unternehmer", Manager und Funktionäre brechen, sondern das System so umgestalten, dass diese Akkumulation von Macht nicht mehr zustande kommt.

Zur "Nation": angeblich das Lieblingsthema der Rechten. Ich habe schon in einem anderen Strang geschrieben, dass die Rechten Deutschland immer wieder in Katastrophen gestürzt haben und ich ihnen ihr Getue als Superdeutsche nicht glaube. Einzelheiten will ich hier nicht zum x-ten Male wiederholen. Die stehen in jedem Geschichtsbuch und die Ergebnisse rechter "Liebe" zu Deutschland sind in Form von KZ-Gedenkstätten und den Überresten der innerdeutschen Grenze - zu der es ohne Hitlers Krieg nicht gekommen wäre - im ganzen Land verteilt.

Zu den politischen Strömungen: wir Linken haben es m. E. mit zwei "Rechten" zu tun. Einer völkischen und partikularistischen und einer transnationalen und globalisierten. Beide eint trotz aller Unterschiede ein elitäres, hierarchisches und in letzter Konsequenz menschenverachtendes Welbild. Ob man die Welt nun völkisch in "Deutsche" oder "Ausländer" einteilt oder ökonomistisch in "Winner" und "Looser" läuft im Endeffekt auf das Gleiche hinaus.
Was bezüglich Unvereinbarkeiten für die Kameraden in Schwarz-Weiß-Rot gilt, gilt auch für die Fraktion, die selbst für demokratisch hält: ein bisschen Sozialabbau, Verelendung, Massenarmut, Verhungern, Obrigkeitsstaat, Zensur, imperialistischer Krieg gibt es nicht.
Da kann ich eigentlich größtenteils zustimmen. Obwohl ich auch sagen würde, dass die Linken gespalten sind. Ohnehin finde ich, dass man durchaus mehr differenzieren und anstatt in Schubladen einzuteilen, die Leute mehr nach ihrer tatsächlichen Meinung einordnen sollte.