lupus_maximus
10.05.2008, 08:26
Verfall der Kernkompetenz
www.iavg.org/txt015.pdf (http://www.iavg.org/txt015.pdf) / Stand: 13.03.2006
Text
Wann werden Deutschlands Kernkraftwerke stillgelegt? Früher als vereinbart vielleicht, denn die
Fachkräfte werden knapp. Kurt Kugeler, Reaktorprofessor in Aachen, fragt bereits, "ob wegen dieses
Sicherheitsrisikos die Restlaufzeiten überhaupt eingehalten werden können".
An deutschen Universitäten und Fachhochschulen verstehen noch ungefähr dreißig Professoren
etwas vom Fach - die Hälfte von ihnen wird in den kommenden fünf Jahren emeritiert, acht weitere bis
2010. Die meisten ihrer Lehrstühle fallen weg, denn in den Vorlesungen herrscht gähnende Leere.
Ausbildungsreaktoren, die am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind, werden ebenfalls nicht
ersetzt. Hans-Christoph Mehner, Strahlentechniker an der Hochschule Zittau: "Mitte der neunziger
Jahre gab es bundesweit 14 solcher Reaktoren, im Jahre 2005 wird man sich mit vier begnügen
müssen" - Ende dieses Jahres wird auch der Reaktor in seinem Institut stillgelegt.
Die deutsche Fachkompetenz im Bereich der Reaktorphysik sei "gefährlich weit geschrumpft", klagte
im Januar 2000 eine Evaluierungskommission der rot-grünen Bundesregierung. Einstimmig warnten
die Experten, darunter auch Vertreter des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums, vor der "Gefahr,
dass durch Umwidmungen bei Neuberufungen kerntechnische und radiochemische Felder nicht mehr
adäquat gelehrt werden können und damit ein wesentlicher Teil der Ausbildung wegbricht".
Die Zahl der Hochschulabsolventen, die ernsthaft und berufsbezogen Reaktortechnik studiert haben,
wird auf insgesamt fünf bis zehn pro Jahr geschätzt - gebraucht werden aber 100 bis 150. Nach
Ansicht von Anselm Schäfer, Reaktorphysiker an der Technischen Universität München, werden vor
allem "Führungskräfte mit wissenschaftlichem Hintergrund" benötigt, "die auch in kritischen
Situationen den Überblick behalten. Leute mit Projekterfahrung, die auch mal längere Zeit geforscht
haben und nicht nur Formeln und Paragrafen kennen. In Harrisburg, Tschernobyl und Tokai-Mura
fehlte es ja gerade daran. Wir brauchen diese technische Elite nicht nur in den Anlagen, sondern
auch bei den Genehmigungsbehörden, Gutachterverbänden und in der Sicherheitsforschung. Doch
die echten Talente unter den jungen Leuten machen einen großen Bogen um die Kerntechnik."
Schon vor drei Jahren schlug die Reaktorsicherheitskommission in einer vertraulichen Denkschrift
Alarm: "Bereits in wenigen Jahren werden im Bereich der Kerntechnik eine große Zahl von
erfahrenen Mitarbeitern wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem Berufsleben ausscheiden" - und
da es am Nachwuchs mangele, lasse sich das derzeitige Sicherheitsniveau möglicherweise nicht
halten, schon gar nicht erhöhen. Doch die Regierung Kohl handelte nicht. Die Ausstiegsrhetorik der
Regierung Schröder dürfte junge Leute erst recht davon abschrecken, Kerntechnik zu studieren.
Außerdem sinken die Ausgaben für Kernforschung (anders als zum Beispiel in den USA), und wo
nicht geforscht wird, fällt auch die Lehre flach.
Ein Wissensgebiet nach dem anderen wird in Deutschland erfolgreich aufgegeben. Unsere "Elite" hat wohl nur noch ausreichend Intelligenz für Zooziologie und Plüschologie, den sogenannten Laberfächern, zu mehr langt es wohl nicht mehr.
In einem Land, daß eigentlich nur Wissen als "Bodenschatz" vorweisen kann, wird sogar dieses erfolgreich aufgegeben. Die Dummheit lassen wir nicht mehr herein, sie ist bereits fest eingeplant!
http://www.iavg.org/text015.pdf
Mehr Links auf meiner HP:
http://karl-heinz-wolf.de
www.iavg.org/txt015.pdf (http://www.iavg.org/txt015.pdf) / Stand: 13.03.2006
Text
Wann werden Deutschlands Kernkraftwerke stillgelegt? Früher als vereinbart vielleicht, denn die
Fachkräfte werden knapp. Kurt Kugeler, Reaktorprofessor in Aachen, fragt bereits, "ob wegen dieses
Sicherheitsrisikos die Restlaufzeiten überhaupt eingehalten werden können".
An deutschen Universitäten und Fachhochschulen verstehen noch ungefähr dreißig Professoren
etwas vom Fach - die Hälfte von ihnen wird in den kommenden fünf Jahren emeritiert, acht weitere bis
2010. Die meisten ihrer Lehrstühle fallen weg, denn in den Vorlesungen herrscht gähnende Leere.
Ausbildungsreaktoren, die am Ende ihrer Lebenszeit angekommen sind, werden ebenfalls nicht
ersetzt. Hans-Christoph Mehner, Strahlentechniker an der Hochschule Zittau: "Mitte der neunziger
Jahre gab es bundesweit 14 solcher Reaktoren, im Jahre 2005 wird man sich mit vier begnügen
müssen" - Ende dieses Jahres wird auch der Reaktor in seinem Institut stillgelegt.
Die deutsche Fachkompetenz im Bereich der Reaktorphysik sei "gefährlich weit geschrumpft", klagte
im Januar 2000 eine Evaluierungskommission der rot-grünen Bundesregierung. Einstimmig warnten
die Experten, darunter auch Vertreter des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums, vor der "Gefahr,
dass durch Umwidmungen bei Neuberufungen kerntechnische und radiochemische Felder nicht mehr
adäquat gelehrt werden können und damit ein wesentlicher Teil der Ausbildung wegbricht".
Die Zahl der Hochschulabsolventen, die ernsthaft und berufsbezogen Reaktortechnik studiert haben,
wird auf insgesamt fünf bis zehn pro Jahr geschätzt - gebraucht werden aber 100 bis 150. Nach
Ansicht von Anselm Schäfer, Reaktorphysiker an der Technischen Universität München, werden vor
allem "Führungskräfte mit wissenschaftlichem Hintergrund" benötigt, "die auch in kritischen
Situationen den Überblick behalten. Leute mit Projekterfahrung, die auch mal längere Zeit geforscht
haben und nicht nur Formeln und Paragrafen kennen. In Harrisburg, Tschernobyl und Tokai-Mura
fehlte es ja gerade daran. Wir brauchen diese technische Elite nicht nur in den Anlagen, sondern
auch bei den Genehmigungsbehörden, Gutachterverbänden und in der Sicherheitsforschung. Doch
die echten Talente unter den jungen Leuten machen einen großen Bogen um die Kerntechnik."
Schon vor drei Jahren schlug die Reaktorsicherheitskommission in einer vertraulichen Denkschrift
Alarm: "Bereits in wenigen Jahren werden im Bereich der Kerntechnik eine große Zahl von
erfahrenen Mitarbeitern wegen Erreichens der Altersgrenze aus dem Berufsleben ausscheiden" - und
da es am Nachwuchs mangele, lasse sich das derzeitige Sicherheitsniveau möglicherweise nicht
halten, schon gar nicht erhöhen. Doch die Regierung Kohl handelte nicht. Die Ausstiegsrhetorik der
Regierung Schröder dürfte junge Leute erst recht davon abschrecken, Kerntechnik zu studieren.
Außerdem sinken die Ausgaben für Kernforschung (anders als zum Beispiel in den USA), und wo
nicht geforscht wird, fällt auch die Lehre flach.
Ein Wissensgebiet nach dem anderen wird in Deutschland erfolgreich aufgegeben. Unsere "Elite" hat wohl nur noch ausreichend Intelligenz für Zooziologie und Plüschologie, den sogenannten Laberfächern, zu mehr langt es wohl nicht mehr.
In einem Land, daß eigentlich nur Wissen als "Bodenschatz" vorweisen kann, wird sogar dieses erfolgreich aufgegeben. Die Dummheit lassen wir nicht mehr herein, sie ist bereits fest eingeplant!
http://www.iavg.org/text015.pdf
Mehr Links auf meiner HP:
http://karl-heinz-wolf.de