Florian
08.05.2008, 02:14
Extremismus: Auf einem Kongreß in Berlin bereiten sich die Erben der 68er auf die „letzte Schlacht“ vor
Die radikale Linke hält Heerschau
Von Clemens Taeschner
Unter dem programmatischen Titel „40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir“ hat die Humboldt-Universität zu Berlin am ersten Mai-Wochenende all jenen ein Podium angeboten, die noch immer danach trachten, das System der Bundesrepublik zu überwinden. Verführerisch ist das legendäre Datum 1968 nicht von ungefähr, eignet ihm gegenwärtig doch eine heilsgeschichtliche Assoziation.
Denn bekanntlich ist nicht nur das Volk Israels 40 Jahre durch die Wüste geirrt, bis es das verheißene Land betrat, auch die DDR als „erster sozialistischer Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden“ rang 40 Jahre um ihre Existenz, bevor sie sich im vermeintlichen „Ende der Geschichte“ auflöste.
Daß dieses Ende nicht eingetreten ist, zeigt die Wiederkehr der Linken, die aktuell eine strukturelle Mehrheit besitzt. Die Realisierung ihrer Macht wäre demzufolge nur noch eine „Organisationsfrage“. Wie zutreffend dieser Befund scheint, zeigt sich anhand der Diskussionen und Vorträge, die den linksradikalen 68er-Kongreß dominieren.
Die Rote Hilfe läßt grüßen
So gibt es Workshops über die „Aktionsformen 1968 und heute“ oder die „Transformation der Demokratie“ von Johannes Agnoli, dem legendären italienischen Politikwissenschaftler, der vom Mussolini-Bewunderer zum Wortführer der Apo konvertiert war.
Wahlweise wird auch ein Podium zum Thema „Bambule machen“ mit Linkspartei-Mitglied Diether Dehm angeboten oder eine Veranstaltung im Senatssaal mit der Bundesvorsitzenden der Jusos, Franziska Drohsel, über „Die Organisationsfrage damals und heute“. Die Rote Hilfe läßt da grüßen, ist doch der Stadtsoziologe Andrej Holm mit von der Partie, der wegen seiner mutmaßlichen Unterstützung der linken Terrorzelle „militante gruppe“ (mg) zeitweise in Untersuchungshaft saß. Er leitet eine Diskussion über die „Entwicklung Kritischer Wissenschaften von 1968 bis heute“.
Katja Kipping vom Bundesvorstand der Linkspartei diskutiert derweil, wie man – gemäß Che Guevara – „zwei, drei, viele Vietnams“ schaffen kann. Dabei repräsentiert genau jenes verkürzte Zitat besser als jedes andere, welch mörderische Idee sich hinter der vom Guerillaführer propagierten Figur des „neuen Menschen“ und der damit verknüpften linken Gesellschaftsutopie verbirgt.
http://www.jungefreiheit.de/index.php?id=268&tx_ttnews[tt_news]=727&tx_ttnews[backPID]=&no_cache=1
Die radikale Linke hält Heerschau
Von Clemens Taeschner
Unter dem programmatischen Titel „40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir“ hat die Humboldt-Universität zu Berlin am ersten Mai-Wochenende all jenen ein Podium angeboten, die noch immer danach trachten, das System der Bundesrepublik zu überwinden. Verführerisch ist das legendäre Datum 1968 nicht von ungefähr, eignet ihm gegenwärtig doch eine heilsgeschichtliche Assoziation.
Denn bekanntlich ist nicht nur das Volk Israels 40 Jahre durch die Wüste geirrt, bis es das verheißene Land betrat, auch die DDR als „erster sozialistischer Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden“ rang 40 Jahre um ihre Existenz, bevor sie sich im vermeintlichen „Ende der Geschichte“ auflöste.
Daß dieses Ende nicht eingetreten ist, zeigt die Wiederkehr der Linken, die aktuell eine strukturelle Mehrheit besitzt. Die Realisierung ihrer Macht wäre demzufolge nur noch eine „Organisationsfrage“. Wie zutreffend dieser Befund scheint, zeigt sich anhand der Diskussionen und Vorträge, die den linksradikalen 68er-Kongreß dominieren.
Die Rote Hilfe läßt grüßen
So gibt es Workshops über die „Aktionsformen 1968 und heute“ oder die „Transformation der Demokratie“ von Johannes Agnoli, dem legendären italienischen Politikwissenschaftler, der vom Mussolini-Bewunderer zum Wortführer der Apo konvertiert war.
Wahlweise wird auch ein Podium zum Thema „Bambule machen“ mit Linkspartei-Mitglied Diether Dehm angeboten oder eine Veranstaltung im Senatssaal mit der Bundesvorsitzenden der Jusos, Franziska Drohsel, über „Die Organisationsfrage damals und heute“. Die Rote Hilfe läßt da grüßen, ist doch der Stadtsoziologe Andrej Holm mit von der Partie, der wegen seiner mutmaßlichen Unterstützung der linken Terrorzelle „militante gruppe“ (mg) zeitweise in Untersuchungshaft saß. Er leitet eine Diskussion über die „Entwicklung Kritischer Wissenschaften von 1968 bis heute“.
Katja Kipping vom Bundesvorstand der Linkspartei diskutiert derweil, wie man – gemäß Che Guevara – „zwei, drei, viele Vietnams“ schaffen kann. Dabei repräsentiert genau jenes verkürzte Zitat besser als jedes andere, welch mörderische Idee sich hinter der vom Guerillaführer propagierten Figur des „neuen Menschen“ und der damit verknüpften linken Gesellschaftsutopie verbirgt.
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