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Vollständige Version anzeigen : Linksalternativer Hass auf höhere Bildung und der "Fall" Peter Krause



Florian
08.05.2008, 01:33
Junge Freiheit, 6. Mai 2008
Das linksalternative Spießertum und der „Fall“ Peter Krause
Antifaschistischer Stil

Von Doris Neujahr

Als Kultusminister von Thüringen hätte der ehemalige Redakteur dieser Zeitung, Peter Krause, dem Land bestimmt gutgetan, doch erschien sein Amtsantritt von Anfang an völlig unwahrscheinlich.

Ersparen wir uns die Klage über die Linkslastigkeit von Politik und Medien, über die fehlende Kampagnefähigkeit und Solidarität in den Unionsparteien und über die Perfidie der Verhältnisse, die es gestatten, daß SED-Nachfolger zusammen mit Journalisten, die nur im Denunziantentum brillieren, als Gesinnungswächter agieren.

Ersparen wir uns auch die Erörterung, wer und was konservativ, rechts, rechtsextremistisch oder nur rechtsradikal ist, welche Position sich im Verfassungsbogen befindet und welche nicht – solche Diskussionen haben lediglich als Spiegel realer Machtverhältnisse einen Erkenntniswert.

Die Verunsicherten fühlen sich durch Krause verworfen

Versuchen wir uns lieber in einen Durchschnittsjournalisten von Spiegel online, taz oder Welt (die Differenzen sind längst minimal geworden) und in die Durchschnittspolitiker zu versetzen, welche erklärtermaßen die Angriffsfront der Demokraten bilden: Was sollen sie halten von einem Mann, der eine Dissertation über die Rhetorik von Friedrich Schlegel verfaßt hat, der ein politisches Konzeptpapier mit Arnold Gehlen einleitet und „die politische Kultur der Bundesrepublik als Dekadenz: als Unwilligkeit eines Volkes, die sachlich akuten Aufgaben zu sehen“ beschreibt? Der den rhetorischen Charakter des Politikbetriebs reflektiert und die moralisierende Affekterregung „ein zentrales Element politischer Hermeneutik“ nennt: „Erregung, intellektueller Krampf, Scheindebatten beherrschen die verunsicherte Szene. Die symbolische Geste der öffentlichen ‘Buße’ ist ubiquitär.“

Die Verunsicherten, die diese Krämpfe betreiben, fühlen sich durch solche Sätze verworfen. Ihr Verfasser wird zur Zielscheibe ihrer natürlichen Abwehrreaktionen. Da ihr verworfenes Vokabular zu einer Auseinandersetzung auf intellektueller Ebene nicht ausreicht, werden die Angriffe hinterrücks geführt. In der Diskussion schlug unverhohlener Haß auf höhere Bildung durch.

Krause beziehe sich in seinen Publikationen „unter anderem positiv auf den Nazi-Essayisten Gottfried Benn und ist, typisch für rechte Intellektuelle, ein Fan von Friedrich Schlegel“, hieß es in einem langen Blogeintrag, geschrieben offenbar von einem Subakademiker. Gesteigert wurde die Abneigung dadurch, daß Krauses intellektuelles Niveau mit äußerer Kultiviertheit und Grandezza korrespondiert.

[...]

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marc
08.05.2008, 02:01
Komisch übrigens, dass Gottfried Benn noch immer so ein großes Eskalationspotential besitzt, denn immerhin war er kein Vollblutnazi sondern vermutlich "nur" jemand, der aus Hass auf die ganz Linken zu den ganz Rechten geschwenkt ist (uralter Fehler) - außerdem jemand, der nach Kriegsende zu einer selbstkritischen Reflexion fähig war und sich dadurch wohlwollend von seinem Gegenpart Bert Brecht unterscheidet, der noch viel länger an Stalin festgehalten hat, obwohl dessen Grausamkeiten schon lange bekannt waren. Ich meine: Zweifellos waren sowohl Benn als auch Brecht dichterische Genies, aber wenn die teilweise sehr krasse Ablehnung von Benn aus politischen Gründen wird umso skuriller, wenn sie mit so einer starken Brecht-Verehrung einhergeht, der auch schonmal Stücke geschrieben hat wie die berühmte "Maßnahme", die davon handelt, dass ein junger Genosse ermordet wurde, da er selber nicht mehr morden wollte, so den revolutionären Elan gefährdete und also eine "Maßnahme" (=Mord) ergriffen werden musst. Eine wundervolle Antwort auf dieses Stück findet sich in Heiner Müllers "Mauser", das im Grunde von einem ... galligen Humor gekennzeichnet ist, handelt es doch ebenfalls von einem "Genossen", allerdings einem, der seiner eigenen Hinrichtung zustimmt, um der Sache der Revolution zu dienen...

In der "Maßnahme" von Brecht gibt es eine sehr oft zitierte Passage, die da lautet:



Lob der Partei

Der Einzelne hat zwei Augen
Die Partei hat tausend Augen.
Die Partei sieht sieben Staaten
Der Einzelne sieht eine Stadt.
Der Einzelne hat seine Stunde,
Aber die Partei hat viele Stunden.
Der Einzelne kann vernichtet werden,
Aber die Partei kann nicht vernichtet werden.
Denn sie ist der Vortrupp der Massen
Und führt ihren Kampf
Mit den Methoden der Klassiker, welche geschöpft sind
Aus der Kenntnis der Wirklichkeit.
:flop:

Wobei Brecht wohl selbst nicht wollte, dass das Stück später noch aufgeführt wurde, blablabla.

Jedenfalls ist es lächerlich, in Benn einen "Nazi-Essayisten" zu sehne.

Florian
08.05.2008, 02:31
Komisch übrigens, dass Gottfried Benn noch immer so ein großes Eskalationspotential besitzt, denn immerhin war er kein Vollblutnazi sondern vermutlich "nur" jemand, der aus Hass auf die ganz Linken zu den ganz Rechten geschwenkt ist (uralter Fehler) - außerdem jemand, der nach Kriegsende zu einer selbstkritischen Reflexion fähig war und sich dadurch wohlwollend von seinem Gegenpart Bert Brecht unterscheidet, [...]

Durch Brecht habe ich mich im Deutschunterricht zwar etwas gefoltert gefühlt, aber Geschmäcker sind ja verschieden.

Die Nazis waren nicht rechts, sondern entweder rechtsradikal oder nationalistisch linksradikal, je nach Standpunkt. Ich denke nicht, dass Du das oben so meintest. Es kam nur so rüber, als sei rechts für Dich gleichbedeutend mit rechtsradikal bzw. -extrem. . Nicht jeder Liberale ist gleich ein radikaler Kapitalist und, nicht jeder Linke ist gleich ein linksextremer Deutschenhasser. So viel Mühe sollte man sich schon machen. Auch wenn zur Zeit eventuell gesellschaftlicher Konsenz darüber herrscht, dass man bei rechten politischen Meinungen keinerlei Begriffstrennung vornehmen muss.

marc
08.05.2008, 02:36
Durch Brecht habe ich mich im Deutschunterricht zwar etwas gefoltert gefühlt, aber Geschmäcker sind ja verschieden.

Die Nazis waren nicht rechts, sondern entweder rechtsradikal oder nationalistisch linksradikal, je nach Standpunkt. Ich denke nicht, dass Du das oben so meintest. Es kam nur so rüber, als sei rechts für Dich gleichbedeutend mit rechtsradikal bzw. -extrem. . Nicht jeder Liberale ist gleich ein radikaler Kapitalist und, nicht jeder Linke ist gleich ein linksextremer Deutschenhasser. So viel Müihe sollte man sich schon machen. Auch wenn zur Zeit eventuell gesellschaftlicher Konsenz darüber herrscht, dass man bei rechten politischen Meinungen keinerlei Begriffstrennung vornehmen muss.

Jaja, stimmt schon, aber mit "ganz Rechts" meinte ich vereinfacht soetwas wie rechtsextrem. Grundsätzlich denke ich gelegentlich, dass momentan rechtsextrem mit rechts weniger zu tun hat als linksextrem mit links, wo die Nähe und die Beeinflußung größer sind.

Der kritische Denker
08.05.2008, 02:37
Die CDU hatte nicht "die Eier" ihren Mann durchzuboxen. Für den Herrn tut es mir leid, aber vielleicht ist er als Journalist eh mehr in seinem Element.

Florian
08.05.2008, 02:44
Jaja, stimmt schon, aber mit "ganz Rechts" meinte ich vereinfacht soetwas wie rechtsextrem.

Dieses grenzverwischende Denken ist aber sehr schädlich für die demokratische Rechte.



Grundsätzlich denke ich gelegentlich, dass momentan rechtsextrem mit rechts weniger zu tun hat als linksextrem mit links, wo die Nähe und die Beeinflußung größer sind.

Eben! Aber warum wird immer so fein zwischen links und linksextrem unterschieden, jedoch überhaupt nicht zwischen rechten Demokraten und irgendwelchen dummen Schlägertypen?! Letztendlich ist es sehr wahrscheinlich, dass die Gesellschaft dafür eines Tages einen ungeheuer hohen Preis zahlen wird.

Don
08.05.2008, 07:16
Die CDU hatte nicht "die Eier" ihren Mann durchzuboxen. Für den Herrn tut es mir leid, aber vielleicht ist er als Journalist eh mehr in seinem Element.

Was ihren Abstieg beschleunigen wird. Leute mit "balls" können sich in dieser Partei nicht mehr zuhause fühlen.