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Vollständige Version anzeigen : Anstelle der Sonntagsfrage: etablierte Parteien verbieten?



Beverly
21.11.2004, 19:40
Viele Menschen sind mit der Politik unzufrieden, schimpfen auf die Parteien und gehen nicht mehr zur Wahl. Wahlen, Parteien und Parlamente erscheinen als korrupter Sumpf. Menschen die angetreten sind, ihre Überzeugungen zu vertreten, mutieren in Parteien und Parlamenten nur zu schnell zu korrupten Apparatschiks.
Die "Wahl" zwischen Parteien wird so zur Farce und man fragt sich, ob ein politischer Neuanfang ohne die derzeitigen Parteien nicht besser ist. "Verbot der etablierten Parteien" bedeutet nicht, der Rechten, der Mitte und den Linken zu verbieten für ihre Überzeugungen zu werben. Es fragt sich aber, ob die drei politischen Strömungen nicht dann ehrlicher und authentischer sind, wenn sie von unverbrauchten Menschen in neuen politischen Organisationen artikuliert werden.

Beverly
21.11.2004, 19:53
Ich habe für die Auflösung der bestehenden Parteien gestimmt. Die, ihre Funktionäre und Mitläufer haben das politische Klima in einer Art und Weise vergiftet, die jeder Beschreibung spottet.
Sie präsentieren keine Alternativen mehr, sondern wollen den Menschen eine gescheiterte Politik als alternativlos verkaufen. Oft werben sie nicht für ihre eigene Politik sondern beschränken sich darauf, den politischen Gegner schlecht zu machen. So nach dem Motto "seht her, die sind genauso schlimm wie wir".
Dass eine Parteikarriere nur der persönlichen Bereicherung dient, ist so selbstverständlich geworden, dass viele Menschen sich nicht mehr fragen, ob es auch anders geht.

Wenn neue Parteien zu den Etablierten dazu stoßen, nimmt das System nicht die Impulse der Neuen auf, um sich an veränderte Herausforderungen anzupassen und sich zu verbessern, sondern die Neuen werden gnadenlos korrumpiert. So geschehen mit den Grünen.
Deswegen ist es nötig, über tabula rasa nachzudenken. Alle Staatsgewalt geht schließlich vom Volke aus und wenn das Volk UnionFDPSPDGrüne ebensowenig will wie SED oder NSDAP haben sich die Parteien zu fügen.

Roter Prolet
21.11.2004, 20:00
Hm, wie schon Leyla einmal erwähnte: Die etablierten Parteien SPD, CDU/CSU, FPD, und Grüne/B90 könnten sich zur KED (Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands) fusionieren. Dann fiel es den Wählern leicht, wählen zu gehen... :rolleyes:

Leyla
21.11.2004, 20:08
Aus dem Bauch heraus würde ich sehr mit deinem Vorschlag sympathisieren.

Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen erübrigt sich die Frage - und wenn diese Hallodris mal nichts mehr zu sagen haben, würde ich ihnen keinen Märtyrerstatus einräumen oder sie durch ein Verbot interessanter machen als sie sind. Das war nämlich einer der Hauptfehler im Realsozialismus.

Ich hätte nichts dagegen, Union,FDP, SPD und Grüne als Exoten zu dulden und sie ihre Stammtische abhalten zu lassen, wenn sie sonst keinen Schaden mehr anrichten könnten.

Beverly
21.11.2004, 20:09
Hm, wie schon Leyla einmal erwähnte: Die etablierten Parteien SPD, CDU/CSU, FPD, und Grüne/B90 könnten sich zur KED (Kapitalistische Einheitspartei Deutschlands) fusionieren. Dann fiel es den Wählern leicht, wählen zu gehen... :rolleyes:
Sie müssen aber den Schein wahren, konkurrierende Positionen zu vertreten, deswegen machen sie das nicht.

Leyla
21.11.2004, 20:12
Sie müssen aber den Schein wahren, konkurrierende Positionen zu vertreten, deswegen machen sie das nicht.

Stimmt, für so viel Ehrlichkeit müsste man sie ja auch fast wieder respektieren.

Beverly
21.11.2004, 20:13
Aus dem Bauch heraus würde ich sehr mit deinem Vorschlag sympathisieren.

Aber unter den gegenwärtigen Bedingungen erübrigt sich die Frage - und wenn diese Hallodris mal nichts mehr zu sagen haben, würde ich ihnen keinen Märtyrerstatus einräumen oder sie durch ein Verbot interessanter machen als sie sind. Das war nämlich einer der Hauptfehler im Realsozialismus.

Ich hätte nichts dagegen, Union,FDP, SPD und Grüne als Exoten zu dulden und sie ihre Stammtische abhalten zu lassen, wenn sie sonst keinen Schaden mehr anrichten könnten.

Aber das Gefährliche an den etablierten Parteien ist, dass sie jede Alternative zu korrumpieren versuchen. Es sind eben keine "Stammtische" sondern parakriminelle Organisationen mit den nur allzugut bekannten "Seilschaften", welche die Kontrolle über eine Gesellschaft ausüben, ob die Menschen das wollen oder nicht.

Roter Prolet
21.11.2004, 20:13
Sie müssen aber den Schein wahren, konkurrierende Positionen zu vertreten, deswegen machen sie das nicht.

Exakt.

Leyla
21.11.2004, 20:19
Aber das Gefährliche an den etablierten Parteien ist, dass sie jede Alternative zu korrumpieren versuchen. Es sind eben keine "Stammtische" sondern parakriminelle Organisationen mit den nur allzugut bekannten "Seilschaften", welche die Kontrolle über eine Gesellschaft ausüben, ob die Menschen das wollen oder nicht.

Stimmt leider. Aber das verhindert man nicht, indem man die Parteien verbietet, sondern indem man die Seilschaften kappt.

Roter Prolet
21.11.2004, 20:37
Ich frag mich ob in naher Zukunft wohl neue "staatstragende" Parteien hinzu kommen...

Beverly
21.11.2004, 20:54
Stimmt leider. Aber das verhindert man nicht, indem man die Parteien verbietet, sondern indem man die Seilschaften kappt.

geht das aber noch ohne die Parteien zu verbieten?

Beverly
21.11.2004, 20:57
Ich frag mich ob in naher Zukunft wohl neue "staatstragende" Parteien hinzu kommen...Als populistischer Müll ähnlich der Schill-Partei in Hamburg wäre das denkbar aber nicht wahrscheinlich. Für solche halben Sachen sind die Deutschen nicht zu haben: entweder halten sie an den etablierten Parteien fest oder wählen etwas Radikales und eben nicht "Staatstragendes".

Kaiser
21.11.2004, 21:02
Viele Menschen sind mit der Politik unzufrieden, schimpfen auf die Parteien und gehen nicht mehr zur Wahl. Wahlen, Parteien und Parlamente erscheinen als korrupter Sumpf. Menschen die angetreten sind, ihre Überzeugungen zu vertreten, mutieren in Parteien und Parlamenten nur zu schnell zu korrupten Apparatschiks.
Die "Wahl" zwischen Parteien wird so zur Farce und man fragt sich, ob ein politischer Neuanfang ohne die derzeitigen Parteien nicht besser ist. "Verbot der etablierten Parteien" bedeutet nicht, der Rechten, der Mitte und den Linken zu verbieten für ihre Überzeugungen zu werben. Es fragt sich aber, ob die drei politischen Strömungen nicht dann ehrlicher und authentischer sind, wenn sie von unverbrauchten Menschen in neuen politischen Organisationen artikuliert werden.

Definitiv ja.



Als populistischer Müll ähnlich der Schill-Partei in Hamburg wäre das denkbar aber nicht wahrscheinlich. Für solche halben Sachen sind die Deutschen nicht zu haben: entweder halten sie an den etablierten Parteien fest oder wählen etwas Radikales und eben nicht "Staatstragendes".


Sehe ich genauso, daher ist es praktisch das die Etablierten von sich aus darauf verzichten die nationalen Parteien einzubinden. Wer weiß? Selbst in der NPD gäbe es wohl solche die aufgrund der angebotenen Pfründe ihre Überzeugungen verkaufen würden.

Roter Prolet
21.11.2004, 21:07
Als populistischer Müll ähnlich der Schill-Partei in Hamburg wäre das denkbar aber nicht wahrscheinlich. Für solche halben Sachen sind die Deutschen nicht zu haben: entweder halten sie an den etablierten Parteien fest oder wählen etwas Radikales und eben nicht "Staatstragendes".

Welche Radikalen gemeint werden, muss doch etwas erläutert werden.
Meist werden in den bürgerlichen Massenmedien Radikale entweder die PDS und DKP oder NPD und DVU verstanden. Und die vier Parteien sind ja nicht gleichzusetzen.
Ich bin mir zweifellos sicher, dass die NPD mit ihrer antikapitalistischen Fassade die kapitalistischen Eigentums- und Machtverhältnisse nicht anrühren wird. Das zeigte schon ihre Vorgängerin vor 71 Jahren.

Kaiser
21.11.2004, 21:16
Welche Radikalen gemeint werden, muss doch etwas erläutert werden.
Meist werden in den bürgerlichen Massenmedien Radikale entweder die PDS und DKP oder NPD und DVU verstanden. Und die vier Parteien sind ja nicht gleichzusetzen.


Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber für die Etablierten sind die politischen Unterschiede zwischen den "radikal" Linken und Rechten nebensächlich da beide den Tod dieses System wollen, das sie mit Pfründen und Macht ausstattet.

Wenn 2 Leute dich töten wollen, dürfte deren Parteibuch wohl nebensächlich bei der Frage deines Überlebens sein.



Ich bin mir zweifellos sicher, dass die NPD mit ihrer antikapitalistischen Fassade die kapitalistischen Eigentums- und Machtverhältnisse nicht anrühren wird. Das zeigte schon ihre Vorgängerin vor 71 Jahren.

Wir wollen keine kommunistische Planwirtschaft und keinen Kapitalismus neoliberaler Prägung. Wir wollen ein kooperatives Modell bei dem der Staat als mächtige Instanz mit eiserner Faust über die Einhaltung wohlfahrtlicher Ziele wacht und die Unternehmen in ihrer Freiheit da beschneidet, wo es im Interesse des Landes und Volkes ist.

Und die NSDAP hatte ein weit besseres Sozialsystem hervorgebracht als zur Kaiserzeit und zur Weimarer Republik. Ebenfalls ging es den Deutschen weit besser als in der späteren DDR.

Roter Prolet
21.11.2004, 21:50
Zitat von Kaiser
Ich will dich ja nicht enttäuschen, aber für die Etablierten sind die politischen Unterschiede zwischen den "radikal" Linken und Rechten nebensächlich da beide den Tod dieses System wollen, das sie mit Pfründen und Macht ausstattet.
Wenn 2 Leute dich töten wollen, dürfte deren Parteibuch wohl nebensächlich bei der Frage deines Überlebens sein.

In dem Punkt geb ich dir Recht. Für die Etablierten gilt ja folgende Gleichung:
Links(radikal) = Rechts(radikal).


Wir wollen keine kommunistische Planwirtschaft und keinen Kapitalismus neoliberaler Prägung. Wir wollen ein kooperatives Modell bei dem der Staat als mächtige Instanz mit eiserner Faust über die Einhaltung wohlfahrtlicher Ziele wacht und die Unternehmen in ihrer Freiheit da beschneidet, wo es im Interesse des Landes und Volkes ist. Und die NSDAP hatte ein weit besseres Sozialsystem hervorgebracht als zur Kaiserzeit und zur Weimarer Republik. Ebenfalls ging es den Deutschen weit besser als in der späteren DDR.

Wer ist "wir"?
Hast du noch das Planwirtschaft-Modell zentralistisch-bürokratischem Typ vor deinen Kuckerchen? Eine dezentralisierte Planwirtschaft mit tatsächlicher Beteiligung der Arbeitenden an Planung und Durchführung der volkswirtschaftlichen Programms ist im Gegenteil zum ersteren Typ weitgehend effektiver. Eine solche Volkswirtschaft hätte auch das gesamte sozialistische Lager weitreichend verbessern können. Ist aber leider nicht so gekommen.

Deine Vorstellung einer Ökonomie ist nix anderes als Illusion eines "sozialen Kapitalismus", eine Vorstellung die sich neuerdings reformistische Linke als Vorbild machen. Wen man nicht Eigentums- und Machtverhältnisse des Kapitalismus nicht beseitigt, werden sowieso alle Träume des "sozialen Kapitalismus" platzen, früher oder später.
Und dann noch die Aussage, unter Hitler habe es den Menschen besser als in der DDR.
Na klar. Aber zuerst fragt man sich welchen Menschen es im Hitler-Faschismus besser ging. Den Bossen des Monopolkapitals? Die haben doch im Krieg ihren Jackpot-Profit geknackt, während die "Kameraden" an der Ost- und Westfront für diese Konzernlöwen Lebenslichter auspusteten und früher oder später selbst das Zeitliche segneten. Und dann haben wir ja die jüdischen, kommunistischen, sozialdemokratischen, homosexuelle, und andere Mitbürger die mit "Reichskristallnacht", KZs, Vernichtungslager, SS, "Judensterne", Schauprozesse, Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben, Zwangsumsiedlungen* und anderen Foltermethoden das Leben versauten/ausknipsten...


*Meine Grossmutter samt Familie wurden 1942 nach Schlesien zwangsumgesiedelt (ihr Vater war Kommunist), später konnten sie (und die anderen Familien) nach der Befreiung durch die Rote Armee per Zug zurück in die Heimat fahren.

Leyla
21.11.2004, 21:51
geht das aber noch ohne die Parteien zu verbieten?

Ich bitte dich - was sind denn diese Parteien ohne Geld? Herr Schröder, Frau Merkel und Herr Westerwelle engagieren sich doch nicht um der Sache Willen in der Politik.

Beverly
21.11.2004, 21:59
Ich bitte dich - was sind denn diese Parteien ohne Geld? Herr Schröder, Frau Merkel und Herr Westerwelle engagieren sich doch nicht um der Sache Willen in der Politik.Also nicht verbieten, aber finanziell trocken legen. So lange man nicht selbst an der Macht ist, kann man ein Verbot eh nicht durchsetzen, aber mit Kampagnen wg. "Parteispenden", "Wie sich Politiker bereichern" und dergleichen durchaus einiges erreichen. Die Menschen sind eh schon sauer auf diese Apparatschiks, da fallen solche Kampagnen auf fruchtbaren Boden.

Kaiser
21.11.2004, 22:06
In dem Punkt geb ich dir Recht. Für die Etablierten gilt ja folgende Gleichung:
Links(radikal) = Rechts(radikal).


Und aus diesem Grunde sollte sich Rechte und Linke nicht scheuen in Einzelfragen zu kooperieren. Warum sollten wir uns von unserem gemeinsamen Feind gegeneinander ausspielen lassen, nur damt die etablierten Bonzen sich ins Fäustchen lachen?



Wer ist "wir"?


Der Großteil der Nationalisten. Ähnliches wirst du in nahezu allen rechten Parteiprogrammen lesen.



Hast du noch das Planwirtschaft-Modell zentralistisch-bürokratischem Typ vor deinen Kuckerchen? Eine dezentralisierte Planwirtschaft mit tatsächlicher Beteiligung der Arbeitenden an Planung und Durchführung der volkswirtschaftlichen Programms ist im Gegenteil zum ersteren Typ weitgehend effektiver. Eine solche Volkswirtschaft hätte auch das gesamte sozialistische Lager weitreichend verbessern können. Ist aber leider nicht so gekommen.


Nein, eine gelenkte Marktwirtschaft. Der Staat muß bestimmte Bereiche der Wirtschaft wie Energie, Verkehr, Rüstung, Bankwesen und Telekommunikation unter direkter Kontrolle halten. Der Rest kann privatwirtschaftlich arbeiten da es so effizienter ist. Bei großen Aktiengesellschaften sollte der Staat ca. 30 % halten um mitzureden. Bei Tarifauseinandersetzungen sollte der Staat Schiedsrichter sein, den sich beide Tarifparteien zu beugen haben. Das komplette Sozialsystem muß über den Staat laufen an dem sich alle beteiligen müssen.

Nur mal so einige Grundzüge.



Deine Vorstellung einer Ökonomie ist nix anderes als Illusion eines "sozialen Kapitalismus", eine Vorstellung die sich neuerdings reformistische Linke als Vorbild machen.


Ich glaube nicht an eine Sozialität des Kapitalismus, sondern an die Macht des Staates der unbestrittener Herr im Land sein sollte. Daran muß man heute leider zweifeln.



Wen man nicht Eigentums- und Machtverhältnisse des Kapitalismus nicht beseitigt, werden sowieso alle Träume des "sozialen Kapitalismus" platzen, früher oder später.


Möglich, aber mit diesem System habe ich nur am Rande zu tun.



Und dann noch die Aussage, unter Hitler habe es den Menschen besser als in der DDR.
Na klar. Aber zuerst fragt man sich welchen Menschen es im Hitler-Faschismus besser ging. Den Bossen des Monopolkapitals? Die haben doch im Krieg ihren Jackpot-Profit geknackt, während die "Kameraden" an der Ost- und Westfront für diese Konzernlöwen Lebenslichter auspusteten und früher oder später selbst das Zeitliche segneten. Und dann haben wir ja die jüdischen, kommunistischen, sozialdemokratischen, homosexuelle, und andere Mitbürger die mit "Reichskristallnacht", KZs, Vernichtungslager, SS, "Judensterne", Schauprozesse, Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben, Zwangsumsiedlungen* und anderen Foltermethoden das Leben versauten/ausknipsten...


Klar ging es auch im 3.Reich den Industriebonzen besser als den Arbeitern, weil die Marktwirtschaft auch dort die Grundlage war. Aber Ersatz haben wir im Kommunismus den Parteibonzen den es dafür besser ging als den Arbeiter. Doch war der Lebensstandart der Arbeiter im 3.Reich nicht höher als im Kaiserreich, WR und DDR? Das es im Krieg Tote gibt, ist klar. Das ist selbst im Kommunismus nicht anders.



*Meine Grossmutter samt Familie wurden 1942 nach Schlesien zwangsumgesiedelt (ihr Vater war Kommunist), später konnten sie (und die anderen Familien) nach der Befreiung durch die Rote Armee per Zug zurück in die Heimat fahren.

Bei mir sind meine Verwandte nach der "Befreiung" der Roten Armee aus Schlesien zwangsumgesiedelt worden. Auch im Zug, nämlich mit Viehwagen.

Roter Prolet
21.11.2004, 22:25
Zitat von Kaiser
Und aus diesem Grunde sollte sich Rechte und Linke nicht scheuen in Einzelfragen zu kooperieren. Warum sollten wir uns von unserem gemeinsamen Feind gegeneinander ausspielen lassen, nur damt die etablierten Bonzen sich ins Fäustchen lachen?

Hast du noch andere Illusionen?


Nein, eine gelenkte Marktwirtschaft. Der Staat muß bestimmte Bereiche der Wirtschaft wie Energie, Verkehr, Rüstung, Bankwesen und Telekommunikation unter direkter Kontrolle halten. Der Rest kann privatwirtschaftlich arbeiten da es so effizienter ist. Bei großen Aktiengesellschaften sollte der Staat ca. 30 % halten um mitzureden. Bei Tarifauseinandersetzungen sollte der Staat Schiedsrichter sein, den sich beide Tarifparteien zu beugen haben. Das komplette Sozialsystem muß über den Staat laufen an dem sich alle beteiligen müssen.
Nur mal so einige Grundzüge.

Dein Denkmodell entspricht ungefähr der "sozialen" Marktwirtschaft in den ersten Jahren seiner Existenz. Auf langer Dauer nicht stabil. Kapitalismus ist genau so sozialverträglich wie eine Frau "ein bisschen" Schwangerschaft verträgt.
Das beweist doch die kapitalistische Marktwirtschaft spätens seit dem "Mauerfall".


Möglich, aber mit diesem System habe ich nur am Rande zu tun.

Wer den Kapitalismus nicht mit seinen Wurzeln beseitigt, macht sich Illusionen.


Klar ging es auch im 3.Reich den Industriebonzen besser als den Arbeitern, weil die Marktwirtschaft auch dort die Grundlage war. Aber Ersatz haben wir im Kommunismus den Parteibonzen den es dafür besser ging als den Arbeiter. Doch war der Lebensstandart der Arbeiter im 3.Reich nicht höher als im Kaiserreich, WR und DDR? Das es im Krieg Tote gibt, ist klar. Das ist selbst im Kommunismus nicht anders.

Die Behauptung dass die Löwen des Monopolkaitals durch die Partei-Apparatschiks ersetzt wurden, widerspricht dem System der DDR. Denn die führenden Köpfe der SED hatten zwar die politische Macht, jedoch rissen sie sich nicht den von Arbeitenden geschaffenen Mehrwert an sich.

Von den vier Systemen (Kaiserreich, Weimarer Republik, Hitler-Faschismus, DDR)
hatte eindeutig die DDR die Nase vorn in Sachen Soziales. Ohne Zweifel.

Und das die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg auch Tote zu beklagen hat, ist nix Neues.

Kaiser
21.11.2004, 22:36
Hast du noch andere Illusionen?


Nenn es Vision. Derzeit mag es illusorisch sein, weil die Mehrheit der Linken das anti-nationale und multikulturelle in den Vordergrund stellen statt sich ihrem alten Kerngedanken, nämlich dem Wohl der Arbeiterklasse zu kümmern.

Mit ihrer derzeitigen Anti-Rechts-Politik im Verbund mit den Etablierten tut sie eines primär, nämlich dieses kapitalistische System stützen. Nicht wir sind es die die Macht haben. Nicht wir begründen dieses System. Es sind eure "Verbündeten". Ihr macht euch selbst zu Handlagern des Kapitals (um in eurer Sprache zu sprechen) und merkt es nicht einmal.



Dein Denkmodell entspricht ungefähr der "sozialen" Marktwirtschaft in den ersten Jahren seiner Existenz. Auf langer Dauer nicht stabil. Kapitalismus ist genau so sozialverträglich wie eine Frau "ein bisschen" Schwangerschaft verträgt.
Das beweist doch die kapitalistische Marktwirtschaft spätens seit dem "Mauerfall".


Es wurde zu Grunde gewirtschaftet, weil man Keynes nur zur Häfte verstanden und angewendet hat. Es war nichts zwangsläufiges.

Aber mein Modell ist viel weitergehender.



Wer den Kapitalismus nicht mit seinen Wurzeln beseitigt, macht sich Illusionen.


Warum? Kannst du das auch volkswirtschaftlich begründen statt nur Vergleiche zu bringen über dessen Wert man streiten kann.



Die Behauptung dass die Löwen des Monopolkaitals durch die Partei-Apparatschiks ersetzt wurden, widerspricht dem System der DDR. Denn die führenden Köpfe der SED hatten zwar die politische Macht, jedoch rissen sie sich nicht den von Arbeitenden geschaffenen Mehrwert an sich.


Anspruch und Wirklichkeit sind in der Politik so gut wie nie dasselbe sind.



Von den vier Systemen (Kaiserreich, Weimarer Republik, Hitler-Faschismus, DDR)
hatte eindeutig die DDR die Nase vorn in Sachen Soziales. Ohne Zweifel.


Worin denn? In der Versorgung mit Trabbis oder maroden Plattenbauten? :2faces: :2faces: :2faces:



Und das die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg auch Tote zu beklagen hat, ist nix Neues.

Schön das du das einsiehst.

Roter Prolet
21.11.2004, 23:11
Nenn es Vision. Derzeit mag es illusorisch sein, weil die Mehrheit der Linken das anti-nationale und multikulturelle in den Vordergrund stellen statt sich ihrem alten Kerngedanken, nämlich dem Wohl der Arbeiterklasse zu kümmern.
Mit ihrer derzeitigen Anti-Rechts-Politik im Verbund mit den Etablierten tut sie eines primär, nämlich dieses kapitalistische System stützen. Nicht wir sind es die die Macht haben. Nicht wir begründen dieses System. Es sind eure "Verbündeten". Ihr macht euch selbst zu Handlagern des Kapitals (um in eurer Sprache zu sprechen) und merkt es nicht einmal.

Ja klar. Nur muss man doch beachten wen du hier als "Linke" bezeichnest.
SPD und Grüne sind es schon lange nicht mehr. Kommunisten waren in Westdeutschland leider noch nicht im Regierungssessel. Und den ach so bösen Ausländer alle Misere in die Schuhe zu schieben, ist echt schwach. Alles im Ganzen sind es nur leeres Worthülsen.
Deine "Anti-Rechts"-These wird schon von Landtags-Einzügen von NPD und DVU in Ostdeutschland schon widerlegt.


Es wurde zu Grunde gewirtschaftet, weil man Keynes nur zur Häfte verstanden und angewendet hat. Es war nichts zwangsläufiges.
Aber mein Modell ist viel weitergehender.

Keynes wurde ganz und gar verstanden, ist damit gescheitert.
Und diese strategische "Sozialpartnerschaft" war durch zwingend zum Scheitern verurteilt. Dein Modell wird ebenso in die Hose gehen.


Warum? Kannst du das auch volkswirtschaftlich begründen statt nur Vergleiche zu bringen über dessen Wert man streiten kann.

Der Kapitalismus hat Widersprüche und "Sachzwänge" in sich, die er nie lösen wird.
Darum gibt es periodisch Wirtschaftskrisen, die immer auf den "kleinen" Mann abgewälzt werden, sprich Schliessung von Betrieben und Massenentlassungen.


Anspruch und Wirklichkeit sind in der Politik so gut wie nie dasselbe sind.
Im Bezug zwischen auf die Vorhaben der DDR-Plankomission und der Realität ist dieser Satz höchstens da richtig.


Worin denn? In der Versorgung mit Trabbis oder maroden Plattenbauten?

Nein, Gesundheitsversorgung, Arbeit, Dach über dem Kopf, und weiteres. (Ja, sowas schaffte mal nicht die BRD in ihrer Blüte-Zeit.)
Aber lieber 15-Jähriges Warten auf einen eigenen Trabbi und das Wohnen in "maroden" Plattenbauten als Obdach- und Arbeitslosigkeit, Steigende Kriminalität, Duldung von faschistischen Parteien, und Sozialdumping-Politik von SPD und CDU.


Schön das du das einsiehst.

Was soll das jetzt heissen? Hab ich jemals sowjetische Kriegstote geleugnet?
Glaub nicht.

Roberto Blanko
21.11.2004, 23:26
Es wurde zu Grunde gewirtschaftet, weil man Keynes nur zur Häfte verstanden und angewendet hat. Es war nichts zwangsläufiges.

Theorien, die schon im letzten jahrhundert veraltet waren, werden uns heute sicher nicht weiterhelfen.

Gruß
Roberto

Gärtner
22.11.2004, 00:06
Keynes wurde ganz und gar verstanden, ist damit gescheitert.
Verstanden vielleicht, aber nicht angewandt.

Kreditaufnahme in Krisenzeiten für staatliche Investitionsprogramme zur Ankurbelung der Binnenwirtschaft ist ja nur die eine Seite. Genauso ist es erforderlich, in Zeiten, in denen die Wirtschaft brummt und die Steuererträge sprudeln, die zuvor eingegangenen Verpflichtungen wieder abzutragen.

Und genau dieser letzte Punkt wurde nie umgesetzt und hat in den letzten 30 Jahren zu der astronomischen Verschuldung geführt, an der sich noch unsere Enkel erfreuen werden.

mentecaptus
22.11.2004, 01:08
Es wurde zu Grunde gewirtschaftet, weil man Keynes nur zur Häfte verstanden und angewendet hat. Es war nichts zwangsläufiges.
"Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung".
(John Maynard Keynes)

Ob er heute ein Anhänger Milton Friedmans wäre...?

Beverly
22.11.2004, 08:16
Zitat
Nenn es Vision. Derzeit mag es illusorisch sein, weil die Mehrheit der Linken das anti-nationale und multikulturelle in den Vordergrund stellen statt sich ihrem alten Kerngedanken, nämlich dem Wohl der Arbeiterklasse zu kümmern.
Mit ihrer derzeitigen Anti-Rechts-Politik im Verbund mit den Etablierten tut sie eines primär, nämlich dieses kapitalistische System stützen. Nicht wir sind es die die Macht haben. Nicht wir begründen dieses System. Es sind eure "Verbündeten". Ihr macht euch selbst zu Handlagern des Kapitals (um in eurer Sprache zu sprechen) und merkt es nicht einmal.


Ja klar. Nur muss man doch beachten wen du hier als "Linke" bezeichnest.
SPD und Grüne sind es schon lange nicht mehr. Kommunisten waren in Westdeutschland leider noch nicht im Regierungssessel. Und den ach so bösen Ausländer alle Misere in die Schuhe zu schieben, ist echt schwach. Alles im Ganzen sind es nur leeres Worthülsen.
Deine "Anti-Rechts"-These wird schon von Landtags-Einzügen von NPD und DVU in Ostdeutschland schon widerlegt.

Wer rassistische Hetze will wird derzeit von den etablierten Parteien so gut bedient, dass er gar nicht "national" wählen braucht. Immer wieder in Krisenzeiten veranstalten sie neue Diskurse um "Migration", "Ausländer", "Zuwanderung" und co. und tragen damit mehr zum Rassismus bei als das NPD, DVU et al je könnten.
Dass sich damit "gegen Rechts" an der Seite der Etablierten erledigt hat, sollte jedem Linken klar sein. Die Linke muss sich aus eigener Kraft als Alternative zu Rassismus, Multi-Ghetto, Obrigkeitsstaat und Massenarmut profilieren.

sunbeam
22.11.2004, 10:32
Viele Menschen sind mit der Politik unzufrieden, schimpfen auf die Parteien und gehen nicht mehr zur Wahl. Wahlen, Parteien und Parlamente erscheinen als korrupter Sumpf. Menschen die angetreten sind, ihre Überzeugungen zu vertreten, mutieren in Parteien und Parlamenten nur zu schnell zu korrupten Apparatschiks.
Die "Wahl" zwischen Parteien wird so zur Farce und man fragt sich, ob ein politischer Neuanfang ohne die derzeitigen Parteien nicht besser ist. "Verbot der etablierten Parteien" bedeutet nicht, der Rechten, der Mitte und den Linken zu verbieten für ihre Überzeugungen zu werben. Es fragt sich aber, ob die drei politischen Strömungen nicht dann ehrlicher und authentischer sind, wenn sie von unverbrauchten Menschen in neuen politischen Organisationen artikuliert werden.

Grundsätzlich ein lobenswerter Ansatz, dennoch denke ich dass es nicht an den Politikern selbst liegt, dass eine grassierende Verdrossenheit vorherrscht, sondern am System an sich.

Neue Parteien oder neue Politiker treten mit vielen Ideen an, werden aber durch die starren und vorherrschenden Gesetzmäßigkeiten abgestumpft und beginnen bald so zu agieren wie die etablierten Vertreter dieser Kaste!

Bestes Beispiel: Seehofer! Er opfert eben seine Überzeugung nicht der Parteirässon, er vertritt offen seine Meinung und geisselt die Übereinkunft der Union als falsch und ungerecht. Was erhält er zum Dank? Einen politsichen Arschtritt inklusive verlust seiner Ämter!

Dieses Land ist auf dem Besten Weg seine Zukunftsfähigkeit zu verlieren, das einzige was dagegen noch helfen kann ist eine Revolution oder ein Krieg!