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Vollständige Version anzeigen : Koran für Kinder und Erwachsene



marc
14.04.2008, 23:35
Die Magna Charta westlicher Werte entstand vor rund 1400 Jahren in der Wüste Arabiens. Erstmals in der Weltgeschichte verkündete damals eine Schrift die Ehrfurcht vor allem Leben, kritischen Forschergeist, feministische Kampflust, umfangreichen Minderheitenschutz und einen interreligiösen Dialog im „Du bist o.k., ich bin o.k.“-Stil. Dieses Dokument ist der Koran. Ärgerlicherweise ignorieren aber viele Zeitgenossen dessen Botschaft – entweder weil sie seine Lektüre allzu zäh finden, oder aber weil sie ihn missverstehen.

Ungefähr so sieht das zumindest die Religionspädagogin Rabeya Müller, ihres Zeichens seit 30 Jahren fromme Muslima, bekennende Feministin und Freundin lilafarbener Kopftücher. Um diese Ignoranz zu beheben, hat Müller gemeinsam mit ihrer Kollegin und Glaubensschwester Lamya Kaddor nun die Offenbarungsschrift der Muslime überarbeitet und neu herausgebracht. Das Resultat ist jetzt erschienen: „Der Koran für Kinder und Erwachsene“


http://www.welt.de/politik/article1901094/Koran_light__ohne_Pruegelvers_und_Jungfrauen.html

marc
14.04.2008, 23:46
Hast du auch eine Meinung dazu, marc?

Ja.
Marc sagt: Die Idee ist natürlich begrüßenswert. Auch die liberalen Interpretationen der Bibel waren ja ein großer Fortschritt und das gleiche sollte sich nun auch bei Muslimen ausbreiten.

Inwiefern das intelektuell redlich ist, ist wieder eine andere Frage, die einerseits nicht so relevant ist, weil mir ein friedlicher Muslim, der den Koran möglicherweise "falsch" also friedlich interpretiert lieber ist als ein gewalttätiger, der ihn möglicherweise "richtig" interpretiert - aber andererseits ist natürlich die Frage, wieviel Potential der Koran tatsächlich bietet, um liberal, friedlich und freiheitlich zu sein. Offensichtlich gibt es aber Muslime, denen es gelingt, gläubig zu sein und gleichzeitig die obigen Eigenschaften aufzuweisen. Es ist also nicht unmöglich, und insofern sollten Ansätze wie dieser liberale Koran weiter forciert werden.

Mir ist natürlich klar, dass dieser Thread bald ausarten wird in eine Richtung wie: Pol-Cor-Schlampe will uns den Koran anbiedern, damit sie uns heimlich mit Taqqiya islamisieren kann usw. usf.
Ich persönlich glaube zwar auch nicht, dass es überhaupt eine "Religion des Friedens" gibt, aber wenn die Mehrheitsmeinung von religiösen Menschen darin besteht, dass ihre Religion sie zum Frieden veranlasse, ist das schonmal der richtige Weg.

marc
15.04.2008, 00:07
Und im muslimischen Glauben gilt der Koran als Gottes Wort, an dem nichts verändert werden darf.

Ja, aber es gibt ja anscheinend auch in der islamischen Theologie Traditionen, das man das eben nicht so gesehen hat. Ich erinnere mich an ein Interview mit Salman Rushdie, der darauf hinwies, dass der Namenspatron, den sein Vater -ein liberaler Muslim?- für ihn gewählt hatte ein Gelehrter namens Ibn Rushd war, der darauf hinwies, dass Gott doch eine Universalsprache gesprochen haben müsste und nicht arabisch/persisch/aramäisch sonstwas, aber - M. schrieb die Suren auf arabisch, heißt: Man muss schon bisschen hinter dne Text gehen und ihn nicht so wörtlich nehmen.

Was davon zu halten ist, ist an der Stelle gar nicht so wichtig, wichtig ist nur, dass es Traditionen zu geben scheint, an die man anknüpfen könnte.

Anthill_Inside
15.04.2008, 00:07
Diese Fatwas sowie deren Vollstreckung wären in diesem Fall sehr zu befürworten. Der Islam sowie seine Anhänger müssen uns noch viel deutlicher zeigen wie friedlich der Islam ist. Auch sollte der interreligiöse Dialog nach Vorbild des zwischen der Hamas und Israel Stattfindenden verstärkt werden. Man muss etwas gegen die Islamophobie tun, am besten wäre es Sie zu bestätigen, damit wäre es dann keine grundlose Phobie mehr.

Rheinlaender
15.04.2008, 00:10
Mir gefällt deine Einstellung!

Allerdings gebe ich zu bedenken, wie sich Christen über die Bibel in gerechter Sprache aufgeregt haben.
Und im muslimischen Glauben gilt der Koran als Gottes Wort, an dem nichts verändert werden darf.
Da werden einige Fatwas gegen die Verfasserinnen ausgesprochen werden.

Aber einen Koran in leicht verständlicher Form, so ähnlich wie damals die Kinder Bibeln halte ich für nicht verkehrt :]

Nur der Koran wurde vor 1300 Jahren schrieben. Ich lese z. Zt. die Parson-Letter, die gesammelte Korrespondenz eines Sir John Parson aus dem 15. Jahrhundert. Nicht nur, dass die Rechtschreibung eine andere war, die Bedeutung von Worten hat z. T. fundamental geaendert. Es sollte mich wurdern, wenn dies in der arabischen Sprache anders waere. Alleine deshalb muessen solche Texte fuer den Leser, der sich sehr ernsthaft in Sprache frueherer Jahrhunderte einlesen will, bearbeitet werden.

marc
15.04.2008, 00:13
Man muss etwas gegen die Islamophobie tun, am besten wäre es Sie zu bestätigen, damit wäre es dann keine grundlose Phobie mehr.

Bestätigt wurde sie ja oft genug: NYC, London, Madrid, Ehrenmorde, Hassprediger, Kofferkomber, Fatwas, Todesstrafen usw. usf.

Die Phobie ist also gar nicht (mehr) grundlos, nur sieht die Welt außerhalb unseres Forenspielplatzes etwas anders aus (zum Glück!), aber jedenfalls scheint mir eine sehr islamkritische Meinung nicht sehr mehrheitsfähig zu sein, obwohl: Eigentlich ist sie das, also nach den Umfragen die ich kenne ist das Ansehen von Muslimen und der abstrakten Religion ziemlich im Keller - welche Konsequenzen daraus aber zu ziehen sind, ist dann wieder die andere Frage.

Jedenfalls, worauf ich hinaus will: Eine Verschärfung der Situation wird wohl nicht unbedingt mit einem Befreiungsschlag enden. Möglicherweise ist der langsame Weg, solche Projekte zu unterstützen doch Erfolg versprechender.

I.Kant
15.04.2008, 07:59
Rabeya Müller, ihres Zeichens seit 30 Jahren fromme Muslima, bekennende Feministin und Freundin lilafarbener Kopftücher.:hihi:

Soll man ein Buch, das von einer Karikatur geschrieben wurde ernst nehmen?

Felixhenn
15.04.2008, 08:02

Rabeya Müller entgegnet darauf, ihr Lesebuch solle „ja zum Originalkoran hinführen, aber auf keinen Fall unser Heiliges Buch ersetzen“. Außerdem gehe die Redaktion der Koranverse in der vorliegenden Form nicht unmittelbar auf den Propheten Mohammed zurück, sondern auf den Kalifen Uthman. Der brachte etwa 20 Jahre nach dem Tod Mohammeds die Verse in ihre heutige Reihenfolge, eingeteilt in die 114 Suren (also Kapitel).

Solche historischen Argumente erregen Widerwillen bei manchen Frommen, denen auch die Anordnung in Suren heilig ist. Schließlich gibt es in der muslimischen Welt viele Theologen, die wie der indische Gelehrte Farahi in jeder Sure eine einzigartige Gedankenmixtur erblicken, mit der Gott einen jeweils einzigartigen Effekt beim Leser erzielen wolle.

Was soll es bringen, wenn man brutale Verse herauslässt um den Koran erst mal „schmackhaft“ zu machen. Gerade die Brutalität ist eines der Hauptmarkenzeichen des Korans. Und das mit der „Liberalisierung“ der Bibel zu vergleichen, kann ich nicht nachvollziehen. Was musste am NT „liberalisiert“ werden?

MoJo
15.04.2008, 08:07
http://www.welt.de/politik/article1901094/Koran_light__ohne_Pruegelvers_und_Jungfrauen.html

Ist der Koran nicht immer für Kinder und Erwachsene?
Hmmm.

Felidae
15.04.2008, 08:27
Ein Buch, dass man vielleicht wirklich lesen sollte. Liberale Strömungen im Islam sollten unterstützt werden, wo es geht.

Krabat
15.04.2008, 10:03
Ja.
Marc sagt: Die Idee ist natürlich begrüßenswert. Auch die liberalen Interpretationen der Bibel waren ja ein großer Fortschritt und das gleiche sollte sich nun auch bei Muslimen ausbreiten.


Die was?

marc
15.04.2008, 11:56
Die was?

http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Hermeneutik
http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese

Krabat
15.04.2008, 13:05
http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Hermeneutik
http://de.wikipedia.org/wiki/Biblische_Exegese

Was hat das mit liberal zu tun? Verstehe ich nicht.

marc
15.04.2008, 14:10
Was hat das mit liberal zu tun? Verstehe ich nicht.

Naja, z.B. sowas hier:


Zitat von Wiki
Die Begriffe, die der Autor im griechischen Original benutzt, sind μαλακός (malakos eigentlich „weich“, „schwach“[3]) in der Bedeutung von „schmachtend“, „effeminiert“ und ἀρσενοκοίτης (häufiger ἀρρενοκοίτης arsenokoites/arrhenokoites, „mit-Männern-Lieger“, lat. cinaedus). Die Einheitsübersetzung (im NT ökumenisch), welche diese Bezeichnungen mit „Lustknabe“ bzw. „Knabenschänder“ übersetzt, deutet diese Begriffe altersbezogen in Richtung einer Verurteilung der Päderastie.

http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_im_Neuen_Testament

Krabat
15.04.2008, 15:22
Naja, z.B. sowas hier:



http://de.wikipedia.org/wiki/Homosexualit%C3%A4t_im_Neuen_Testament

Das müßtest Du mir jetzt genauer erklären. Durch Wikiartikel lasse ich mich im übrigen nicht jagen ...

PS: Und was hat das jetzt mit liberal zu tun?

marc
15.04.2008, 15:35
Das müßtest Du mir jetzt genauer erklären. Durch Wikiartikel lasse ich mich im übrigen nicht jagen ...

PS: Und was hat das jetzt mit liberal zu tun?

Jesus Christus, worauf willst du eigentlich hinaus, du Harnebambel!?

Ich will dich nicht mit Wikiartikeln "jagen" und selbstverständich sollte man gegenüber der Wikipedia skeptisch und kritisch sein, aber als Beispiel sollte das doch genügen. Es gibt und gab schon immer verschiedene Bibelinterpretationen, verschiedene Verständnisse und Auslegungen. Spätere könnte man eben als "liberal" bezeichnen, mein, bzw. dein Gott - das ist doch nicht so schwer zu verstehen!

Skaramanga
16.04.2008, 10:55
Ah ja, also ein Koran "ad usum Delphini", wenn ich das richtig sehe. Gabs in der kath. Kirche auch mal - "entschärfte" Versionen des AT und einiger antiker Klassiker. So ab 15.Jh. Auf der Stufe ist also der Islam angelangt. Na immerhin.