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Vollständige Version anzeigen : Offener Brief Gorbatschows an deutsche Korrespondenten



Stechlin
27.03.2008, 17:53
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Vorsitzender des russischen Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges, hat einen offenen Brief an alle deutschen Korrespondenten in Rußland veröffentlicht, in dem er sie dazu auffordert, in ihrer Berichterstattung mehr Sachlichkeit walten zu lassen.


An meine Freunde, die deutschen Journalisten!

Gezielte Kampagne gegen Russland

Seit einigen Jahren habe ich zunehmend Kontakt zu den deutschen Medien, insbesondere im Zusammenhang mit dem Vorsitz im Petersburger Dialog, den ich neben Lothar de Maiziére innehabe. Selbstverständlich galt und gilt mein Interesse zunächst einmal Berichten über das, was in Russland geschieht.

Dies ist immer wieder Thema für mich in zahlreichen Interviews, Pressekonferenzen und öffentlichen Veranstaltungen. So zum Bespiel bei der Verleihung des Doktor-Haas-Preises letztes Jahr in Berlin.

Worüber habe ich da gesprochen? Darüber, dass Fragen und Unverständnis entstehen, wenn man sieht, WAS in Deutschland über Russland geschrieben wird und WIE es geschrieben wird.

Nicht von ungefähr habe ich das WIE hervorgehoben. Denn die Fakten, die Anlass zur Kritik bieten, stammen ja oft aus der Realität oder werden aus russischen Zeitungen übernommen. Übrigens treten russische Zeitungen zuweilen sogar kritischer auf als die ausländischen.

Beim aufmerksamen Blick auf die Flut von Veröffentlichungen in Deutschland wird man jedoch schwer den Eindruck wieder los, als ob man es mit einer gezielten Kampagne zu tun hat, als ob alle aus einer einzigen Quelle schöpften, die eine Handvoll Thesen enthält (in Russland gebe es keine Demokratie; die Meinungsfreiheit werde unterdrückt; eine arglistige Energiepolitik werde durchgesetzt; die Machthaber drifteten immer weiter in Richtung Diktatur ab - und so weiter und so fort.)

***

Es wäre schade, wenn sich dadurch das Verhältnis der Russen zu den Deutschen verschlechtern würde. Dieses Verhältnis war ja über die letzten Jahrzehnte hinweg gut. Ich kann es nicht unerwähnt lassen: Weder Gorbatschow, noch Kohl, noch Bush und ihre Mitstreiter hätten eine friedliche und rasche Wiedervereinigung Deutschlands erreichen können, wenn das russische Volk, die Bürger Russlands - allen tragischen Seiten der Geschichte zum Trotz - nicht ein neues Vertrauen zu den Deutschen gefasst und nicht das Recht der Deutschen auf Einheit unterstützt hätten.

Wir sollten unser gegenseitiges Vertrauen zu schätzen wissen

***Gekürzt - wtf, im März 2008***

Michail Gorbatschow

Moskau, im März 2008

Quelle: http://www.petersburger-dialog.de/offener-brief-von-michail-grobatschow-die-deutschen-medien

Stechlin
27.03.2008, 18:04
wtf, mein Freund! Das ist ein offener Brief! Für ihn bedarf es keiner Veröffentlichungsgenehmigung, sonst wäre es ja kein "Offener Brief"!

Würfelqualle
27.03.2008, 18:09
wtf, mein Freund! Das ist ein offener Brief! Für ihn bedarf es keiner Veröffentlichungsgenehmigung, sonst wäre es ja kein "Offener Brief"!

Es geht um das Vollzitat, Towarisch !


Gruss vonne Würelqualle

Stechlin
27.03.2008, 18:11
Es geht um das Vollzitat, Towarisch !


Gruss vonne Würelqualle

Ach, egal. Äußert Euch zum Thema.

Würfelqualle
27.03.2008, 18:17
Zitat Gorbi :

Ich kann es nicht unerwähnt lassen: Weder Gorbatschow, noch Kohl, noch Bush und ihre Mitstreiter hätten eine friedliche und rasche Wiedervereinigung Deutschlands erreichen können, wenn das russische Volk, die Bürger Russlands – allen tragischen Seiten der Geschichte zum Trotz – nicht ein neues Vertrauen zu den Deutschen gefasst und nicht das Recht der Deutschen auf Einheit unterstützt hätten.
--------------------------------------------------------------------------------------------------



Aber zu welchen Preis die deutsche Wiedervereinigung nur stattfinden konnte, wird kaum erwähnt.


Gruss vonne Würfelqualle

Biskra
27.03.2008, 18:29
wenn das russische Volk, die Bürger Russlands – allen tragischen Seiten der Geschichte zum Trotz – nicht ein neues Vertrauen zu den Deutschen gefasst und nicht das Recht der Deutschen auf Einheit unterstützt hätten
Gabs in der kommunistischen Sowjetunion etwa eine Volksabstimmung zum Anschluss der DDR? :))

Stechlin
27.03.2008, 18:44
Gabs in der kommunistischen Sowjetunion etwa eine Volksabstimmung zum Anschluss der DDR? :))

Lies richtig, Biskra: Da steht "unterstützen", nicht "zustimmen".

Stechlin
27.03.2008, 18:44
Zitat Gorbi :

Ich kann es nicht unerwähnt lassen: Weder Gorbatschow, noch Kohl, noch Bush und ihre Mitstreiter hätten eine friedliche und rasche Wiedervereinigung Deutschlands erreichen können, wenn das russische Volk, die Bürger Russlands – allen tragischen Seiten der Geschichte zum Trotz – nicht ein neues Vertrauen zu den Deutschen gefasst und nicht das Recht der Deutschen auf Einheit unterstützt hätten.
--------------------------------------------------------------------------------------------------



Aber zu welchen Preis die deutsche Wiedervereinigung nur stattfinden konnte, wird kaum erwähnt.

Gruss vonne Würfelqualle

Wessen Problem ist denn das? Unseres oder das der Russen?

Don
27.03.2008, 18:48
Gabs in der kommunistischen Sowjetunion etwa eine Volksabstimmung zum Anschluss der DDR? :))
Nein, aber die Stimmungslage dort war damals durchweg positiv.
Daß ein Ex Staatschef sich so äußert ist natürlich auch diplomatischer Sprachregelung geschuldet.

Was auch nicht zu überhören ist, eben in dieser Sprachregelung, daß Gorbi der deutschen Journaillie hier eine schallende Ohrfeige verpaßt. Nicht unbegründet. Vielleicht traut sich auch mal ein amerikanischer Ex Präsident einen solchen Brief zu veröffentlichen. Der Jauchekübel, der in deutschen Medien ständig über nahezu den Rest der Welt ausgeschüttet wird, unterscheidet sich lediglich noch in der Wortwahl von Stürmers Blättern.
Man möchte meinen liest man ihre Ergüsse, deutsche Journalisten wären imstande die Welt zu retten ließe man sie nur.
Dabei sind sie in überwiegender Mehrzahl nicht mal imstande KW von KWh zu unterscheiden. (OT, aber grade im Radio gehört).
Putin muß eine Engelsgeduld haben. Ich hätte sie schon längst rausgeworfen.
Auf offenen LKWs.

Stechlin
27.03.2008, 18:50
Nein, aber die Stimmungslage dort war damals durchweg positiv.
Daß ein Ex Staatschef sich so äußert ist natürlich auch diplomatischer Sprachregelung geschuldet.

Was auch nicht zu überhören ist, eben in dieser Sprachregelung, daß Gorbi der deutschen Journaillie hier eine schallende Ohrfeige verpaßt. Nicht unbegründet. Vielleicht traut sich auch mal ein amerikanischer Ex Präsident einen solchen Brief zu veröffentlichen. Der Jauchekübel, der in deutschen Medien ständig über nahezu den Rest der Welt ausgeschüttet wird, unterscheidet sich lediglich noch in der Wortwahl von Stürmers Blättern.
Man möchte meinen liest man ihre Ergüsse, deutsche Journalisten wären imstande die Welt zu retten ließe man sie nur.
Dabei sind sie in überwiegender Mehrzahl nicht mal imstande KW von KWh zu unterscheiden. (OT, aber grade im Radio gehört).
Putin muß eine Engelsgeduld haben. Ich hätte sie schon längst rausgeworfen.
Auf offenen LKWs.

...:)) und die Haare vorher auf drei Millimeter getrimmt.

Scherz beiseite: guter Beitrag. Der erste, der sich tatsächlich mit dem eigentlichen Thema befaßt.

Felidae
27.03.2008, 18:52
Warum spricht Gorbatschow an einer Stelle von sich in der dritten Person?

Ulus-Kert
27.03.2008, 18:54
Warum spricht Gorbatschow an einer Stelle von sich in der dritten Person?

Das hab ich mich auch gefragt. Am sonsten, recht hat er ja.

Felidae
27.03.2008, 19:01
Das hab ich mich auch gefragt. Am sonsten, recht hat er ja.

Es zeigt eher, dass dieser Brief nicht von Gorbatschow ist.

Stechlin
27.03.2008, 19:05
Das eigentlich bemerkenswerte an der Sache ist ja, daß die deutsche Rußlandberichterstattung schon länger im Fokus der russischen Öffentlichkeit steht. Viele Zeitungen und Nachrichtenredaktionen widmeten dem Thema in der Vergangenheit viel Raum.

Mal ein Beispiel:


Und wie sieht es denn in Deutschland aus? Wie berichtet man über den Riesennachbarn, die strategischen Partner usw.? Welchen Verhaltensmustern - abgesehen von ethno- und eurozentristischen sowie vom Stimmungs- und Meinungsmanagement - folgt man in den Redaktionen, die die Pressefreiheit genießen dürfen?

“Ich will mich nicht grundsätzlich von dem Vorwurf freisprechen“, merkt Horst Kläuser an, „dass wir Korrespondenten nicht auch ein Bild in einer gewissen Farbe zeichnen. Aber wir berichten ja nicht direkt, sondern geben unsere Berichte an die Redaktionen. Und in den deutschen, englischen und amerikanischen Redaktionen gibt es natürlich auch eine gewisse Vorprägung in Bezug auf die Nachrichten, die aus Russland erwartet werden. Themen wie die fehlende Demokratie, bedrohte Pressefreiheit, marodes Militär, Großmachtansprüche, Erpressung durch Energie - mit all diesen Sachen landen sie sofort in den Programmen und in den Zeitungen. Andere Themen dagegen, nehmen wir jetzt mal die fiktive Überschrift „Demokratie im Vormarsch - Kreml-Opposition zeigt die Zähne“ - ich glaube, das passt nicht in die Wahrnehmung vieler Kollegen in den Redaktionen.“
http://de.rian.ru/analysis/20080325/102193967.html


Das Ergebnis fiel leider ungünstig aus. Es wird zwar über die strategische Partnerschaft und die kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern berichtet, doch einige Teilnehmer des Rundtisches befanden einstimmig, dass die Berichterstattung der deutschen Presse über Ereignisse in Russland einer „antirussischen Hysterie“ gleiche.

Laut dem Journalisten und politischen Korrespondenten der Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“, Jewgeni Grigorjew, ist in erster Linie nicht der Inhalt des Geschriebenen störend, sondern der Ton, der oft „spitz und unüberlegt“ ist.

Wie sich herausstellte, gibt es einige Gründe dafür. Tatsache ist, dass es viele Berichte über Russland in der deutschen Presse gibt, viel mehr, als in den Medien in Frankreich oder in den baltischen Länder.
http://de.rian.ru/analysis/20080305/100746594.html

Die Schlußfolgerung, die daraus zu ziehen ist, kann lediglich lauten, daß die Russen sich der Tatsache sehr bewußt sind, das die Medienberichterstattung über ihr Land, über ihren Präsidenten und dessen Politik einer anderen Intention folgt als die der Aufklärung.
Weiterhin wird deutlich, daß die "gleichgeschalteten" Medien so gleichgeschaltet gar nicht sein können, wenn sie sich mit der Kritik aus dem "demokratischen" Westen derart auseinandersetzen. Die alte "Prawda" tat das nie.

Und was hat diese "Rußlandhysterie" gebracht? Nichts außer ein Glaubwürdigkeitsverlust der westlichen Medien.

Mir kann´s Recht sein.

EinDachs
27.03.2008, 19:06
Gabs in der kommunistischen Sowjetunion etwa eine Volksabstimmung zum Anschluss der DDR? :))

Gabs bei uns eine?
Ist das wichtig?


Ganz von der Hand zu weisen ist der Brief ja nicht.
Gewisse Behauptungen werden ja durch oftmaliges Wiederholen nicht wahrer.
So ist allein durch die Tatsache, dass Russlands Demokratie nicht so funktioniert wie wir es gerne hätten, noch lange keine Diktatur gegeben.
Teilweise wird einem das ja als Faktum präsentiert, obwohl es bestenfalls ein Disput ist.
Da ist aber nicht nur Russland davon betroffen, so einen Brief können viele Staatschefs aus vielen Ländern schreiben.

Stechlin
27.03.2008, 19:07
Es zeigt eher, dass dieser Brief nicht von Gorbatschow ist.

Huiii, Du bist ja ein ganz großes Cleverle...:))

PS: Hast Du Dir schon mal den Link angeschaut?

http://www.petersburger-dialog.de/offener-brief-von-michail-grobatschow-die-deutschen-medien

Stechlin
27.03.2008, 19:09
Gabs bei uns eine?
Ist das wichtig?


Ganz von der Hand zu weisen ist der Brief ja nicht.
Gewisse Behauptungen werden ja durch oftmaliges Wiederholen nicht wahrer.
So ist allein durch die Tatsache, dass Russlands Demokratie nicht so funktioniert wie wir es gerne hätten, noch lange keine Diktatur gegeben.
Teilweise wird einem das ja als Faktum präsentiert, obwohl es bestenfalls ein Disput ist.
Da ist aber nicht nur Russland davon betroffen, so einen Brief können viele Staatschefs aus vielen Ländern schreiben.

Aktuell fallen mir da Serbien und China ein.

Brutus
27.03.2008, 19:18
Gorbi hat natürlich recht, nur richtet er seine Kritik an die falschen Adressen. Was der deutsche Depp an Informationen bekommt, und wie diese dann kommentiert werden, darüber befinden doch nicht deutsche Stellen, sondern die Besatzer und vielleicht noch der ZDJ.

Wenn ich mich über einen unangenehm kläffenden Köter argere, hat es wenig Sinn, meine Verärgerung am Hundchen auszulassen.

Als erfahrener Staatsmann sollte Gorbi eigentlich wissen, daß es eine Farce ist, in einem besetzten, erniedrigten, ausgebeuteten und in USraelische Kriege gehetzten Land die Tendenz der Berichterstattung zu kritisieren. Bei seinem ehemaligen Berater Daschitschew könnte er sich problemlos schlau machen, wo jene sitzen, deren größte Freude es ist, Deutsche und Russen aufeinanderzuhetzen,

Stechlin
27.03.2008, 19:21
Gorbi hat natürlich recht, nur richtet er seine Kritik an die falschen Adressen. Was der deutsche Depp an Informationen bekommt, und wie diese dann kommentiert werden, darüber befinden doch nicht deutsche Stellen, sondern die Besatzer und vielleicht noch der ZDJ.

Wenn ich mich über einen unangenehm kläffenden Köter argere, hat es wenig Sinn, meine Verärgerung am Hundchen auszulassen.

Als erfahrener Staatsmann sollte Gorbi eigentlich wissen, daß es eine Farce ist, in einem besetzten, erniedrigten, ausgebeuteten und in USraelische Kriege gehetzten Land die Tendenz der Berichterstattung zu kritisieren. Bei seinem ehemaligen Berater Daschitschew könnte er sich problemlos schlau machen, wo jene sitzen, deren größte Freude es ist, Deutsche und Russen aufeinanderzuhetzen,

Dein antisemitischer Fieberwahn ist Grund zur Sorge.

Brutus
27.03.2008, 19:25
Dein antisemitischer Fieberwahn ist Grund zur Sorge.

Mein Fieberwahn ist schneller vorbei als Deine faschistoide Epilepsie

Ich erinnere mich an einen Satz von Dir, kurz nach Deiner österlichen Wiederauferstehung, sinngemäß, "Was Putin macht, entspricht der Verwirklichung des Volkswillens." Hier fehlt nur noch ein knatterndes "Heil mein Führer!"

Melone
27.03.2008, 19:30
Es fällt mir auf, dass diejenigen, die um Verständnis werben oder bestimmte Entwicklungsprozesse in Russland so neutral wie möglich zu erklären versuchen, plötzlich auf der Anklagebank landen und sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, Kritikwürdiges unter den Teppich zu kehren und Verabscheuungswürdiges zu beschönigen. Sie kennen diese inquisitorische Art von Befragung nach dem Motto: Ja oder Nein?, die keinen PLatz für Zwischentöne lässt und auf der allseits bekannten Parole <<Wer nicht für mich ist, ist gegen mich >> fußt. Einige geistlose hochgefährliche Simplifizierung.
Wenn ich für jemanden Verständnis habe, dann heißt das noch lange nicht, dass ich sein Verhalten in allen Facetten akzeptiere und für gut befinde. Es heißt lediglich, dass ihc diesen jemand respektiere, mich fpr seine Probleme interessiere und nicht versuche, mich selbst zum Maßstab aller Dinge zu machen.

Gabriele Krone-Schmalz

cajadeahorros
27.03.2008, 19:30
Dein antisemitischer Fieberwahn ist Grund zur Sorge.

Zumal ja zum Beispiel eine Schlüsselfigur der Hetze der immer umtriebige "bagman" Otto Graf Lambsdorff ist, ich nehme an kein Mitglied des ZdJ sondern der FDP, verurteilter Steuerhinterzieher, aber anlässlich der Yukos Geschichte als Beirat der Gruppe MENATEP führender Initiator der ersten Runde der Hetze und selbsternannter Rächer der Entrechteten.

Nebenbei, gibt es ein schönes deutsches Wort für "bagman"? Ein Ausdruck aus der Mafialiteratur für eine Person die regelmäßig mit Geldköfferchen von A nach B unterwegs ist und hier eine Verbindung knüpft und dort ein Geschenkchen vorbeibringt.

M. Aflak
27.03.2008, 19:41
Der ZdJ ist eine Schweinebande. Die verblödungsideologie der herrschenden Klasse und ihrem politischen Außendienst müllt aber das ZDF nicht der ZdJ in die Köpfe der Bürger Deutschlands.

EinDachs
27.03.2008, 19:43
Aktuell fallen mir da Serbien und China ein.

Naja, China ist nicht demokratisch.
Bei Serbien ists berechtigt.
Iran und Venezuela sind auch so Diktaturen mit gewählten Staatsoberhäuptern.

Das heißt jetzt nicht, dass man diese Staaten und ihre Politik nicht kritisieren soll.
Das soll und wird geschehen. Ich find nur, dass diese (durchaus nicht unschuldigen) Staaten sehr oft Opfer besonders einseitiger Darstellungen werden, die dann auch noch besonders faktenarm daherkommt.

Bsp Tibet.
So ungustiös ich die Besetzung des kleinen, netten Landes auch finde, es bleibt eine Tatsache die sich beim Zeitungsstudium nicht erschließt, dass einige Beobachter vor Ort, die unverdächtig sind Chinas Politik beschönigen zu wollen, den jetzt zum heldenhaften Aufstand hochstilisierten Aufruhr eher mit einem fremdenfeindlichen Progrom vergleichen. Und das China durch seine Unterdrückung des tibetischen Volkes dem Aufstand zwar Nährboden gegeben hat, letztendlich aber kein Staat angesichts solcher massiver Unruhen (und den Brandstiftungen) wirklich großartig anders gehandelt hätte.

Aber das ist in der Medienbranche nun mal so.
Man muss komplizierte, vielseitige, komplexe Sachverhalte in einen kleinen Artikel reinpressen und wenn man ein paar Klischees und Vorurteile bedient, muss man auch noch weniger nachdenken.

Brutus
27.03.2008, 19:47
Zumal ja zum Beispiel eine Schlüsselfigur der Hetze der immer umtriebige "bagman" Otto Graf Lambsdorff ist, ich nehme an kein Mitglied des ZdJ sondern der FDP, verurteilter Steuerhinterzieher, aber anlässlich der Yukos Geschichte als Beirat der Gruppe MENATEP führender Initiator der ersten Runde der Hetze und selbsternannter Rächer der Entrechteten. Nebenbei, gibt es ein schönes deutsches Wort für "bagman"? Ein Ausdruck aus der Mafialiteratur für eine Person die regelmäßig mit Geldköfferchen von A nach B unterwegs ist und hier eine Verbindung knüpft und dort ein Geschenkchen vorbeibringt.

An diese Großverbrecher und Galgenvögel hätte sich Gorbi wenden sollen:

Otto Graf Lambsdorff und Menatep
Mitglied der Advisory Board der Bankgruppe Menatep

„Eine Begebenheit am Rande enthüllt die verschlungenen Beziehungen dieser Akteure zur amerikanischen Finanzwelt. Der russische Innenminister, Gryslow, stellt nach der Verhaftung Chodorkowskijs fest, die Ressourcen gehörten dem russischen Volk. Mit direktem Bezug darauf meldet sich Otto Graf Lambsdorff mit der Forderung an die Öffentlichkeit, Russland für diese Auffassung zu bestrafen. Ihm sei der Zugang zum Weltwirtschaftsgipfel der G8-Länder zu verwehren! Bei dieser Gelegenheit erfährt die deutsche Öffentlichkeit, dass Lambsdorff im Advisory Board der Bankgruppe Menatep sitzt, deren größter Teilhaber Chodorkowskij ist, und die 44 Prozent an Yukos hält. In den Beirat der russischen Bank ist der Deutsche Lambsdorff auf den Vorschlag des Amerikaners, Stuart Eizenstat, gekommen. Eizenstat, im Range eines Staatssekretärs im US Finanzministerium, war Chefunterhändler für die Entschädigungen der Zwangsarbeiter im Nationalsozialismus. Lambsdorff war der deutsche Chefunterhändler, der einen Betrag von schließlich (hauptsächlich vom deutschen Steuerzahler aufzubringenden) 10 Milliarden unterschrieb“.

Gerhard Schröder und Rothschild
Berater der Investment Bank Rothschild; (European Advisory Council)

Wolfgang Clement und Citigroup
Berater der Citi Bank – größte Investment Bank der Welt

Cajo Koch-Weser und Deutsche Bank
(früher Staatssekretär im Finanzministerium)
Jetzt Vice Chairman der Deutschen Bank (= Investment Bank)

Helmut Kohl und Credit Suisse
Mehrere Jahre Beiratsmitglied der Credit Suisse (Investment Bank)

Lothar Späth und Merrill Lynch
Deutschlandchef der Investment Bank Merrill Lynch

Friedrich Merz und Konzertierte Aktion von Anglo-American Hedgefonds
Ab 12. Juli 2005 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Börse.
Die neuen Eigner (eine Gruppe von HedgeFonds unter Führung von Christopher Hohn, (The Children Funds), hatten ihm sogar den AR-Vorsitz angeboten

Klaus Kinkel und Lehman Brothers
Der Deutschland-Chef der Investmentbank Lehman Brothers, Karl Dannenbaum, sicherte sich 2002 die Beraterdienste des früheren Justiz- und Außenministers Klaus Kinkel (FDP);
http://www.macroanalyst.de/butg-dia-globgov-politiker.htm

Ich wünsche mir, den Tag zu erleben, an dem das Volk mit diesem dreckigen Rattenpack abrechnet!

Melone
27.03.2008, 19:51
Naja, China ist nicht demokratisch.
Bei Serbien ists berechtigt.
Iran und Venezuela sind auch so Diktaturen mit gewählten Staatsoberhäuptern.

Das heißt jetzt nicht, dass man diese Staaten und ihre Politik nicht kritisieren soll.
Das soll und wird geschehen. Ich find nur, dass diese (durchaus nicht unschuldigen) Staaten sehr oft Opfer besonders einseitiger Darstellungen werden, die dann auch noch besonders faktenarm daherkommt.

Bsp Tibet.
So ungustiös ich die Besetzung des kleinen, netten Landes auch finde, es bleibt eine Tatsache die sich beim Zeitungsstudium nicht erschließt, dass einige Beobachter vor Ort, die unverdächtig sind Chinas Politik beschönigen zu wollen, den jetzt zum heldenhaften Aufstand hochstilisierten Aufruhr eher mit einem fremdenfeindlichen Progrom vergleichen. Und das China durch seine Unterdrückung des tibetischen Volkes dem Aufstand zwar Nährboden gegeben hat, letztendlich aber kein Staat angesichts solcher massiver Unruhen (und den Brandstiftungen) wirklich großartig anders gehandelt hätte.

Aber das ist in der Medienbranche nun mal so.
Man muss komplizierte, vielseitige, komplexe Sachverhalte in einen kleinen Artikel reinpressen und wenn man ein paar Klischees und Vorurteile bedient, muss man auch noch weniger nachdenken.

Die Erwartungshaltung - vor allem Europas - Richtung Russland ist eine ganz andere Richtung China. Von China erwaret man nichts Demokratisches, Humanistisches, also akzeptiert man mehr. Theoretisch natürlich nicht, praktisch aber schon. An Russland legen wir jedoch unsere moralischen und ethnischen Maßstäbe an und sind mit Russen oftmals strenger als mit uns selbst.

Brutus
27.03.2008, 19:53
Der ZdJ ist eine Schweinebande. Die verblödungsideologie der herrschenden Klasse und ihrem politischen Außendienst müllt aber das ZDF nicht der ZdJ in die Köpfe der Bürger Deutschlands.

Das ist auf den ersten Blick richtig. Aber wirf mal einen Blick in den Rundfunkrat des ZDF und der anderen Sender, wer da aller seinen A... breithockt und Aufwandsentschädigungen abgreift.

Es sind haargenau die gleichen Dreckfressen, die wir aus den Parlamenten als die Huren und Schwanzlutscher der Besatzer kennen, und eine von ihrer zahlenmäßigen Stärke her gesehen lächerlich kleine religiöse Minderheit ist natürlich ebenfalls immer mit von der Partie.

marc
27.03.2008, 19:56
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Vorsitzender des russischen Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges, hat einen offenen Brief an alle deutschen Korrespondenten in Rußland veröffentlicht, in dem er sie dazu auffordert, in ihrer Berichterstattung mehr Sachlichkeit walten zu lassen.

Was jammert er denn, der Gorbi?
Gasgerds Männerfreundschaft mit dem lupenreinen Demokraten ist für beide sehr fruchtbar, Fischer begnügte sich auch lieber damit, die USA zu kritisieren, wohingegen man Russland ja nicht mit zu scharfer Kritik ausgrenzen würde, jemand wie Emmanuel Todd schreibt einen Beststeller, in dem er das neue-alte Russland zu einem stabilen und verlässlichen Verbündeten erklärt, an dem Kritik nur von einigen verwöhnten Intellektuellen komme, die Energiepolitik interessiert die meisten Staatsmänner ohnehin mehr als die vermeintlich "weichen" Themen der Außenpolitik, aaaaber damit noch nicht genug - jetzt sollen auch die bösen deutschen Journalisten nicht so unfair sein, die es doch tatsächlich wagen über weggeknüppelte Oppositionsdemos, Verfolgung Homosexueller, Tschetschenien, Gasmachenschaften, Demokratiedefizite und tote Journalisten zu schreiben.

Das ist aber auch gemein von denen! ;(

cajadeahorros
27.03.2008, 20:01
(...)

Ich wünsche mir, den Tag zu erleben, an dem das Volk mit diesem dreckigen Rattenpack abrechnet!

Und nirgendwo der ZdJ.

M. Aflak
27.03.2008, 20:02
Das ist auf den ersten Blick richtig. Aber wirf mal einen Blick in den Rundfunkrat des ZDF und der anderen Sender, wer da aller seinen A... breithockt und Aufwandsentschädigungen abgreift.

Es sind haargenau die gleichen Dreckfressen, die wir aus den Parlamenten als die Huren und Schwanzlutscher der Besatzer kennen, und eine von ihrer zahlenmäßigen Stärke her gesehen lächerlich kleine religiöse Minderheit ist natürlich ebenfalls immer mit von der Partie.

Ohne Journalisten, die diese Drecksarbeit machen, könnten Persil Sharon und Ben Gurkion selkbst drin hocken.
Wenn man schuldige sucht an den Mißständen findet man immer einen im eigenen Spiegel. Natürlich gibt es Leute die ungleich mehr Schuld sind als andere, aber ohne uns könnten sie ihre Pläne nicht verwirklichen.

Melone
27.03.2008, 20:03
Was jammert er denn, der Gorbi?
Gasgerds Männerfreundschaft mit dem lupenreinen Demokraten ist für beide sehr fruchtbar, Fischer begnügte sich auch lieber damit, die USA zu kritisieren, wohingegen man Russland ja nicht mit zu scharfer Kritik ausgrenzen würde, jemand wie Emmanuel Todd schreibt einen Beststeller, in dem er das neue-alte Russland zu einem stabilen und verlässlichen Verbündeten erklärt, an dem Kritik nur von einigen verwöhnten Intellektuellen komme, die Energiepolitik interessiert die meisten Staatsmänner ohnehin mehr als die vermeintlich "weichen" Themen der Außenpolitik, aaaaber damit noch nicht genug - jetzt sollen auch die bösen deutschen Journalisten nicht so unfair sein, die es doch tatsächlich wagen über weggeknüppelte Oppositionsdemos, Verfolgung Homosexueller, Tschetschenien, Gasmachenschaften, Demokratiedefizite und tote Journalisten zu schreiben.

Das ist aber auch gemein von denen! ;(

Du bist ein perfektes Beispiel für meinen oben verfassen Text. :hihi:
Es gibt genug deutsche, erfahrene Journalisten die mehr Ahnung haben als du jemals haben wirst. Zur Abwechselung solltest du anfangen selber zu denken.

Brutus
27.03.2008, 20:09
Und nirgendwo der ZdJ.

Der ZDJ hat keinen Eid geschworen, Schaden von mir abzuwenden und meinen Nutzen zu mehren.

Brutus
27.03.2008, 20:11
Ohne Journalisten, die diese Drecksarbeit machen, könnten Persil Sharon und Ben Gurkion selkbst drin hocken. Wenn man schuldige sucht an den Mißständen findet man immer einen im eigenen Spiegel. Natürlich gibt es Leute die ungleich mehr Schuld sind als andere, aber ohne uns könnten sie ihre Pläne nicht verwirklichen.

Leider richtig. Traurig, aber wahr.

marc
27.03.2008, 20:17
Du bist ein perfektes Beispiel für meinen oben verfassen Text. :hihi:
Es gibt genug deutsche, erfahrene Journalisten die mehr Ahnung haben als du jemals haben wirst. Zur Abwechselung solltest du anfangen selber zu denken.

Es gibt auch "genug deutsche, erfahrene Journalisten", die meine Kritik an der russischen Politik teilen, mal abgesehen davon, dass es einfach zu billig ist, jede Kritik an ihr mit dem Verweis ab zu tun, dass man noch nicht selber nachdenken würde, ist es doch im Gegenteil meist so, dass all diejenigen, die in kleinere bis größere Diktatoren verliebt sind, sich gar nicht mehr die Mühe machen, sich ein kritisches Bild zu schaffen, da sie ohnehin in einer Verschwörungstheorie leben und Thesen aufstellen, die sich bequemerweise jeder Falsizifierbarkeit entziehen, da man ja die Gewissheit haben kann, dass jeder, der diesen Thesen widerspricht nur "noch nicht nachgedacht" hätte, er Opfer von einer Medienverschwörung (ZdJ, ZDF usw.) sei oder diese gar selber unterstützen würde.
Das ist natürlich sehr Bequem, aber dieses Faulenzen in Dummheit überlasse ich dann gerne dir.

Stechlin
27.03.2008, 20:56
Mein Fieberwahn ist schneller vorbei als Deine faschistoide Epilepsie

Ich erinnere mich an einen Satz von Dir, kurz nach Deiner österlichen Wiederauferstehung, sinngemäß, "Was Putin macht, entspricht der Verwirklichung des Volkswillens." Hier fehlt nur noch ein knatterndes "Heil mein Führer!"

Ha, das hättest Du wohl gerne. :D

Stechlin
27.03.2008, 20:59
Es fällt mir auf, dass diejenigen, die um Verständnis werben oder bestimmte Entwicklungsprozesse in Russland so neutral wie möglich zu erklären versuchen, plötzlich auf der Anklagebank landen und sich dem Vorwurf ausgesetzt sehen, Kritikwürdiges unter den Teppich zu kehren und Verabscheuungswürdiges zu beschönigen. Sie kennen diese inquisitorische Art von Befragung nach dem Motto: Ja oder Nein?, die keinen PLatz für Zwischentöne lässt und auf der allseits bekannten Parole <<Wer nicht für mich ist, ist gegen mich >> fußt. Einige geistlose hochgefährliche Simplifizierung.
Wenn ich für jemanden Verständnis habe, dann heißt das noch lange nicht, dass ich sein Verhalten in allen Facetten akzeptiere und für gut befinde. Es heißt lediglich, dass ihc diesen jemand respektiere, mich fpr seine Probleme interessiere und nicht versuche, mich selbst zum Maßstab aller Dinge zu machen.

Gabriele Krone-Schmalz

Eine mutige Frau und eine Journalistin, die ihre Berufsethik noch ernst nimmt. Leider eine aussterbende Spezies.

basti
27.03.2008, 21:04
die deutschen medien haben den michel fest im griff.
es hat keinen sinn seine energie an ihnen zu verbrauchen.

dieser brief von gorbatschow wird es nie in die massenmedial wirksamen schlagzeilen schaffen.

Stechlin
27.03.2008, 21:10
Zumal ja zum Beispiel eine Schlüsselfigur der Hetze der immer umtriebige "bagman" Otto Graf Lambsdorff ist, ich nehme an kein Mitglied des ZdJ sondern der FDP, verurteilter Steuerhinterzieher, aber anlässlich der Yukos Geschichte als Beirat der Gruppe MENATEP führender Initiator der ersten Runde der Hetze und selbsternannter Rächer der Entrechteten.

Nebenbei, gibt es ein schönes deutsches Wort für "bagman"? Ein Ausdruck aus der Mafialiteratur für eine Person die regelmäßig mit Geldköfferchen von A nach B unterwegs ist und hier eine Verbindung knüpft und dort ein Geschenkchen vorbeibringt.

Sieh an, wußte ich gar nicht.

Ja, der regierige Graf -graue Eminenz der parteigewordenen Wirtschaftslobby namens FDP. Als ehemaliger Staatsdiener selbst alle Moral und Ethik aus unstillbarer Gier nach dem schnöden Mammon über Bord geworfen, um dann andere an eben jene Moral und Ethik zu erinnern. Als ob Helmut Schmidt Reklame fürs neue Nichtraucherschutzgesetz machen würde. Einfach nur absurd.

Aber solchen Predigern hört man gerne zu, weil sie so schöne einfache und bequeme Wahrheiten dem Pöbel vor die Füße werfen, und der bückt sich geradezu begierig nach selbigen.

Gut zu wissen, daß Typen wie Lambsdorf in Rußland hinter Schloß und Riegel säßen, wie sein Busenkumpel Chordorkowski. Was natürlich das Verhalten des alten Grafen erklärt: Hyänen sind untereinander eben sehr sozial.

Und auch gut zu wissen, daß deren Stunden langsam ablaufen.

M. Aflak
27.03.2008, 21:16
Sieh an, wußte ich gar nicht.

Ja, der regierige Graf -graue Eminenz der parteigewordenen Wirtschaftslobby namens FDP. Als ehemaliger Staatsdiener selbst alle Moral und Ethik aus unstillbarer Gier nach dem schnöden Mammon über Bord geworfen, um dann andere an eben jene Moral und Ethik zu erinnern. Als ob Helmut Schmidt Reklame fürs neue Nichtraucherschutzgesetz machen würde. Einfach nur absurd.

Aber solchen Predigern hört man gerne zu, weil sie so schöne einfache und bequeme Wahrheiten dem Pöbel vor die Füße werfen, und der bückt sich geradezu begierig nach selbigen.

Gut zu wissen, daß Typen wie Lambsdorf in Rußland hinter Schloß und Riegel säßen, wie sein Busenkumpel Chordorkowski. Was natürlich das Verhalten des alten Grafen erklärt: Hyänen sind untereinander eben sehr sozial.

Und auch gut zu wissen, daß deren Stunden langsam ablaufen.



absolut korrekt. wird zeit deutschland zu verändern.

Stechlin
27.03.2008, 21:40
Naja, China ist nicht demokratisch.

Wer sagt das?


Bei Serbien ists berechtigt.
Iran und Venezuela sind auch so Diktaturen mit gewählten Staatsoberhäuptern.

Wenn der Westen von Diktatur spricht, dann meint damit die Unfreiheit des Kapitals. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber eine sehr vergessene.

Die Menschenrechtssituation bei den Sauds im gleichnamigen Saudi Arabien ist -gemessen nach allgemeinen Standards- unter aller Würde. Aber das Kapital genießt alle Freiheiten. Deshalb sind das die guten.

In Venezuela werden zwar den Leuten keine Gliedmaßen abgehackt, aber dafür nimmt man das Kapital ganz schön an die Kandarre. Ein klarer Fall von Diktatur.

Diese Liste ließe sich unendlich fortsetzen, durch alle Epochen. Müßig. Mit anderen Worten, Du hast Recht.


Das heißt jetzt nicht, dass man diese Staaten und ihre Politik nicht kritisieren soll.
Das soll und wird geschehen. Ich find nur, dass diese (durchaus nicht unschuldigen) Staaten sehr oft Opfer besonders einseitiger Darstellungen werden, die dann auch noch besonders faktenarm daherkommt.

Es ist sogar in deren Sinne, wenn man Kritik sachlich und unaufgeregt äußert. Überzogene Kritik führt immer zu Abwehrmaßnahmen. Und nimmt diese Kritik zu, egal wie man ihr begegnet, dann führt das irgendwann zur Abschottung, weil man merkt, daß diese Kritik ganz woanders hinzielt. So ist es bei Rußland der Fall. 80 Mann in Moskau protestieren gegen Putin, und die Schlagzeilen der Westpresse werden sofort davon beherrscht. Herr Kasparow furzt, die ARD geht riechen. Eine andere Sichtweise wird gar nicht erst in Betracht gezogen; Erklärungen als Propaganda abgetan. Das wird sich in Rußland auf lange Sicht niemand mehr bieten lassen. Und wenn in diesem Chor der Apologeten doch einer sein sollte, der sachliche Kritik übt, dann wird auf diese Stimme bestimmt keiner hören, und der Sinn der Kritik wird von ihrer eigenen Übermacht erdrückt.

Aber kein Wahnsinn ohne System.


Bsp Tibet.
So ungustiös ich die Besetzung des kleinen, netten Landes auch finde, es bleibt eine Tatsache die sich beim Zeitungsstudium nicht erschließt, dass einige Beobachter vor Ort, die unverdächtig sind Chinas Politik beschönigen zu wollen, den jetzt zum heldenhaften Aufstand hochstilisierten Aufruhr eher mit einem fremdenfeindlichen Progrom vergleichen. Und das China durch seine Unterdrückung des tibetischen Volkes dem Aufstand zwar Nährboden gegeben hat, letztendlich aber kein Staat angesichts solcher massiver Unruhen (und den Brandstiftungen) wirklich großartig anders gehandelt hätte.

Die Tibetpolitik Chinas mag nicht immer angemessen gewesen sein. Nur ist das eine innere Angelegenheit Chinas. Niemandem wird es dort verboten, seine Sprache zu sprechen, seine Kultur zu pflegen und seiner Religion zu huldigen -so absurd das auch sein mag. Es werden keine Menschen vertrieben, erschossen oder gefoltert, nur weil sie Tibeter sind. Wo also liegt das Problem? Das Problem mit Tibet liegt da, wo es überall zu finden ist, wenn es darum geht, daß kulturell abgeschottete Völker plötzlich mit einer fremden und westlichen Kultur in Verbindung kommen (und China ist mittlerweile eine westliche Kultur). Und ausgerechnet der Westen will China nun Vorhaltungen in Sachen Tibetpolitik machen? Das ist so absurd, daß es schon wieder System hat. Man sagt zwar Tibet, meint aber China. Es geht nicht um Menschenrechte, es geht darum, China an den Pranger zu stellen. Immer wenn Menschenrechte ins Feld geführt werden, kann man sicher sein, daß Heuchelei im Spiel ist. Wieviele Indianerreservate gibt es denn heute noch in den USA? Und das "Problem" ist jünger als das "Problem" mit Tibet.

Das scheint der Westen zu vergessen, daß China eine zusammenhängende mehrjahrtausendjährige Kultur- und Zivivlisationsgeschichte vorweisen kann. In den Augen der Chinesen sind wir Euroäer oder gar Amerikaner Kinder, wenn man es mal zivilisations- und kulturgeschichtlich betrachtet. Glaubt jemand ernsthaft, Peking ließe sich von uns Vorhaltungen in Sachen Tibetpolitik oder Menschenrechte machen? Wer das tut, muß sehr blauäugig sein.

Die Arroganz des Westens, von einer Position der moralischen Überlegenheit aus China zu kritisieren, wird selbigen noch einmal schwer vor die Füße fallen. Die Chinesen sind da sehr empfindlich. Die Russen weg, die Chinesen weg -sie alle werden sich früher oder später abschotten vom Westen. Die Zeiten sind vorbei, als der Westen neben seinem Energiehunger noch nette Technologie im Angebot hatte. Heute ist es nur noch der Energiehunger, und der ist alles andere als "sexy".


Abr das ist in der Medienbranche nun mal so.
Man muss komplizierte, vielseitige, komplexe Sachverhalte in einen kleinen Artikel reinpressen und wenn man ein paar Klischees und Vorurteile bedient, muss man auch noch weniger nachdenken.

Auch in den absatzorientierten Medien herrscht das ungeschriebene Gesetz: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.

Stechlin
27.03.2008, 21:45
Die Erwartungshaltung - vor allem Europas - Richtung Russland ist eine ganz andere Richtung China. Von China erwaret man nichts Demokratisches, Humanistisches, also akzeptiert man mehr. Theoretisch natürlich nicht, praktisch aber schon. An Russland legen wir jedoch unsere moralischen und ethnischen Maßstäbe an und sind mit Russen oftmals strenger als mit uns selbst.

Das hieße ja, die Deutschen wären mit sich selbst in gewisser Weise streng, wenn es um Menschenrechte und Demkratie geht. Frage: Wo denn bitte?

Die Selbstgerechtigkeit der etablierten Politik, wenn es darum geht, sich als einen Hort des Guten und Schönen frenetisch selbst zu feiern, ist doch so offensichtlich, daß sich das schon in Politikverdrossenheit beim eigenen Volk niederschlägt.

Ich glaube, hier bist Du zu nachsichtig.

Stechlin
27.03.2008, 21:47
Was jammert er denn, der Gorbi?
Gasgerds Männerfreundschaft mit dem lupenreinen Demokraten ist für beide sehr fruchtbar, Fischer begnügte sich auch lieber damit, die USA zu kritisieren, wohingegen man Russland ja nicht mit zu scharfer Kritik ausgrenzen würde, jemand wie Emmanuel Todd schreibt einen Beststeller, in dem er das neue-alte Russland zu einem stabilen und verlässlichen Verbündeten erklärt, an dem Kritik nur von einigen verwöhnten Intellektuellen komme, die Energiepolitik interessiert die meisten Staatsmänner ohnehin mehr als die vermeintlich "weichen" Themen der Außenpolitik, aaaaber damit noch nicht genug - jetzt sollen auch die bösen deutschen Journalisten nicht so unfair sein, die es doch tatsächlich wagen über weggeknüppelte Oppositionsdemos, Verfolgung Homosexueller, Tschetschenien, Gasmachenschaften, Demokratiedefizite und tote Journalisten zu schreiben.

Das ist aber auch gemein von denen! ;(

Und von welchem Planeten kommst Du?

Don
27.03.2008, 22:00
...:)) und die Haare vorher auf drei Millimeter getrimmt.

Scherz beiseite: guter Beitrag. Der erste, der sich tatsächlich mit dem eigentlichen Thema befaßt.

Wir werden zwar in den meisten Bereichen nie einer Meinung sein, aber ich bin stets dabei wenn es gilt Leistung, die auch noch erfolgreich ist, zu würdigen. Um so mehr bei schwierigen Bedingungen. Und ich reagiere stets äußerst gereizt wenn Schönwetterjollensegler sich anheischig machen echte Kapitäne runterzuputzen.
Was nicht unbedingt bedeutet, daß ich mit dem Kurs der Kapitäne stets einverstanden bin, aber darüber kann man unter gegenseitiger Achtung besser diskutieren.
Mit Kläffern zu reden war schon immer sinnlos.

latrop
27.03.2008, 22:02
Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, Vorsitzender des russischen Lenkungsausschusses des Petersburger Dialoges, hat einen offenen Brief an alle deutschen Korrespondenten in Rußland veröffentlicht, in dem er sie dazu auffordert, in ihrer Berichterstattung mehr Sachlichkeit walten zu lassen.

Ausschnitt :
Es wäre schade, wenn sich dadurch das Verhältnis der Russen zu den Deutschen verschlechtern würde. Dieses Verhältnis war ja über die letzten Jahrzehnte hinweg gut. Ich kann es nicht unerwähnt lassen: Weder Gorbatschow, noch Kohl, noch Bush und ihre Mitstreiter hätten eine friedliche und rasche Wiedervereinigung Deutschlands erreichen können, wenn das russische Volk, die Bürger Russlands - allen tragischen Seiten der Geschichte zum Trotz - nicht ein neues Vertrauen zu den Deutschen gefasst und nicht das Recht der Deutschen auf Einheit unterstützt hätten.


Wer hat sich denn in der damaligen SU schon für das Volk interessiert ?
Wenn damals die Nomenklatura nein gesagt hätte, hätte das russ. Volk so lange wie es wollte meckern können.
Es hätte nichts genutzt.
Es war sogar, zumindest damals, anzunehmen, dass, wenn jemand öffentlich dafür geworben hätte, er eine Gratisfahrt nach Sibirien bekommen hätte.
Deine Schönrederei und Lobhudelei ist eine Farce.

cajadeahorros
27.03.2008, 22:04
Sieh an, wußte ich gar nicht.

Ja, der regierige Graf -graue Eminenz der parteigewordenen Wirtschaftslobby namens FDP. Als ehemaliger Staatsdiener selbst alle Moral und Ethik aus unstillbarer Gier nach dem schnöden Mammon über Bord geworfen, um dann andere an eben jene Moral und Ethik zu erinnern. Als ob Helmut Schmidt Reklame fürs neue Nichtraucherschutzgesetz machen würde. Einfach nur absurd.

Kanzler kommen und gehen, einige Figuren bleiben immer dabei - Wahlen ändern ja bekanntermaßen nichts.

Gipfel des Absurden war ja dass der ach so linke Kanzler der ach so links-kommunistischen rot-grünen Regierung eine andere graue Eminenz der deutschen Politik als "Sonderbeauftragten" mit ins Boot nahm, den Unionsmann Walter Leisler Kiep.

Stechlin
27.03.2008, 22:05
Wir werden zwar in den meisten Bereichen nie einer Meinung sein, aber ich bin stets dabei wenn es gilt Leistung, die auch noch erfolgreich ist, zu würdigen. Um so mehr bei schwierigen Bedingungen. Und ich reagiere stets äußerst gereizt wenn Schönwetterjollensegler sich anheischig machen echte Kapitäne runterzuputzen.
Was nicht unbedingt bedeutet, daß ich mit dem Kurs der Kapitäne stets einverstanden bin, aber darüber kann man unter gegenseitiger Achtung besser diskutieren.Mit Kläffern zu reden war schon immer sinnlos.

In der Tat! Man muß nicht alles gut finden, um dennoch Respekt zeigen zu können.

marc
27.03.2008, 22:05
Und von welchem Planeten kommst Du?

So frei nach Adenauer würde ich sagen, dass wir beide wohl auf dem selben Planeten leben, aber nicht den selben Horizont haben, da ich versuche, in alle Richtungen zu schauen und mir nicht nach links oder rechts schöngefärbte Mauern zu errichten und mir jemand nicht deswegen sympathischer wird, weil ich seine Gegner zum Kotzen finde.

Stechlin
27.03.2008, 22:07
Wer hat sich denn in der damaligen SU schon für das Volk interessiert ?
Wenn damals die Nomenklatura nein gesagt hätte, hätte das russ. Volk so lange wie es wollte meckern können.
Es hätte nichts genutzt.
Es war sogar, zumindest damals, anzunehmen, dass, wenn jemand öffentlich dafür geworben hätte, er eine Gratisfahrt nach Sibirien bekommen hätte.
Deine Schönrederei und Lobhudelei ist eine Farce.

Du bist mir immer noch eine Pressemeldung schuldig. :]

Stechlin
27.03.2008, 22:09
So frei nach Adenauer würde ich sagen, dass wir beide wohl auf dem selben Planeten leben, aber nicht den selben Horizont haben, da ich versuche, in alle Richtungen zu schauen und mir nicht nach links oder rechts schöngefärbte Mauern zu errichten und mir jemand nicht deswegen sympathischer wird, weil ich seine Gegner zum Kotzen finde.

Ich kann auch kürzer und direkter fragen: Du hältst also die hiesige Medienberichterstattung über Rußland für ausgewogen und fair? Wie war das gleich, "schöngefärbte Mauern zu errichten "?

Stechlin
27.03.2008, 22:10
Kanzler kommen und gehen, einige Figuren bleiben immer dabei - Wahlen ändern ja bekanntermaßen nichts.

Gipfel des Absurden war ja dass der ach so linke Kanzler der ach so links-kommunistischen rot-grünen Regierung eine andere graue Eminenz der deutschen Politik als "Sonderbeauftragten" mit ins Boot nahm, den Unionsmann Walter Leisler Kiep.

Welch ein Natterngezücht, das uns da an den Brüsten saugt.

Ernesto-Che
27.03.2008, 22:16
Hat`s hier Scheisse geregnet - es stinkt hier so ?

Ulus-Kert
27.03.2008, 22:19
Hat`s hier Scheisse geregnet - es stinkt hier so ?

Jap, du bist gerade aus einer stinkenden Kuhmist-Wolke gefallen und hier gelandet.

marc
27.03.2008, 22:25
Hat`s hier Scheisse geregnet - es stinkt hier so ?

Jo, ein Kommentar von dem Scheißefetischisten hat noch gefehlt für den Thread...

Stechlin
27.03.2008, 22:28
Hat`s hier Scheisse geregnet - es stinkt hier so ?

Ja, Du hast eine Deiner Sprechblasen entleert. Dieser Latrinengeruch müßte Dir doch sehr vertraut vorkommen?

Melone
27.03.2008, 22:35
Hat`s hier Scheisse geregnet - es stinkt hier so ?

Find ich schade, und dabei hatte ich wirklich an dich geglaubt ^^. Immer wenn man deine Beiträge liest, sieht man auch Scheisse unter dem Text. Passt aber ziemlich gut zu deinen Kommentaren. Wirklich!

Stechlin
27.03.2008, 22:39
Find ich schade, und dabei hatte ich wirklich an dich geglaubt ^^. Immer wenn man deine Beiträge liest, sieht man auch Scheisse unter dem Text. Passt aber ziemlich gut zu deinen Kommentaren. Wirklich!

Er hat die beste Sig von allen. :))

Biskra
28.03.2008, 08:15
Lies richtig, Biskra: Da steht "unterstützen", nicht "zustimmen".

Gut, dann formuliere ich anders: Gabs im sowjetischen Russland etwa eine Umfrage dazu?




Man möchte meinen liest man ihre Ergüsse, deutsche Journalisten wären imstande die Welt zu retten ließe man sie nur.


Nicht unbedingt nur ein Problem des deutschen Journalismus und auch in Deutschland nicht beschränkt auf das Ausland.



Gabs bei uns eine?
Ist das wichtig?

Mir geht es eher grundsätzlich darum, wie sich so etwas angesichts nicht vorhandener Daten feststellen lässt.



Ganz von der Hand zu weisen ist der Brief ja nicht.

Das sehe ich ähnlich, das Mitschwingen von Verschwörungsgeschwurbele stört allerdings.

Sprecher
28.03.2008, 10:22
Aber zu welchen Preis die deutsche Wiedervereinigung nur stattfinden konnte, wird kaum erwähnt.


Gruss vonne Würfelqualle
Richtig aber den "hohen Preis" haben wir vor allem den Inselaffen und Franzmännern zu verdanken die die Wiedervereinigung möglichst verhindern wollten.

sunbeam
28.03.2008, 11:56
Ach Gottchen, mei, ich denke RU ist ein so großes und mächtiges Land, wen kümmert es was die Journalie meint in Namen der Neutralität schreiben zu müssen. Berichterstattung ist immer subjektiv, warum sollte es im Bezug auf RU anders sein?

Und was die Sache mit der Wiedervereinigung angeht, ich wollte das Ostpack nicht haben! Uns jetzt daraus einen Strick zu drehen und an damit verbundene Verpflichtungen gegenüber RU zu erinnern, ist ein starkes Stück!

Kenshin-Himura
28.03.2008, 12:01
Ich halte den Brief auch schon für berechtigt. Als "Demokratie" würde ich Russland aber auch nicht bezeichnen, aber ich halte es auch für fragwürdig, dass eine solche Demokratie für Russland derzeit gut wäre. Solche Briefe sind aber wohl Perlen für die Säue und sorgen vermutlich höchstens in der "Spam"-Rubrik des "SPON" für kurzes Schulter-Zucken.


Fischer begnügte sich auch lieber damit, die USA zu kritisieren, wohingegen man Russland ja nicht mit zu scharfer Kritik ausgrenzen würde,

Die Kritik von dir ist berechtigt, dass es in Wirklichkeit ein Missverhältnis sei, ständig anti-amerikanische Stimmungsmache zu betreiben, auf der anderen Seite aber einen milderen Umgang mit Russland einzufordern. So habe ich früher gedacht, und zum großen Teil sehe ich es ja heute auch noch. Denn der Anti-Amerikanismus und das ständige rotzfreche Einmischen der Deutschen in US-Angelegenheiten ist mindestens doppelt so dekadent und arrogant wie die deutsche Medien-Kampagne gegen Russland. Denn im Gegensatz zu Russland sind die USA nicht nur Deutschland friedlich gesonnen wie Russland, sondern sie stehen uns auch kulturell und politisch nahe. Beides, sowohl der deutsche Anti-Amerikanismus, als auch die deutsche Kampagne gegen Russland, ist dekadent und arrogant, und entspringt der Haltung "am rot-grünen Wesen soll die Welt genesen.". Das eine Übel (Anti-Amerikanismus) rechtfertigt halt nicht das Andere.


- jetzt sollen auch die bösen deutschen Journalisten nicht so unfair sein, die es doch tatsächlich wagen über weggeknüppelte Oppositionsdemos, Verfolgung Homosexueller, Tschetschenien, Gasmachenschaften, Demokratiedefizite und tote Journalisten zu schreiben.

Genau das ist ja das Problem. "Tote Journalisten" heißt noch nicht, dass sie von Putin ermordet worden sind. Und die Art und Weise, wie hier berichtet wird, ist eben nicht sehr glaubwürdig.

Gruß,

Daniel.

Sprecher
28.03.2008, 12:44
Und was die Sache mit der Wiedervereinigung angeht, ich wollte das Ostpack nicht haben! !

Natürlich nicht du kleiner unterwürfiger Ami-Vasall.
Du hast lieber millionenfach Türken und US-Besatzungs-Negersoldaten im Land.

sunbeam
28.03.2008, 13:00
Natürlich nicht du kleiner unterwürfiger Ami-Vasall.
Du hast lieber millionenfach Türken und US-Besatzungs-Negersoldaten im Land.

Du scheinst ein Zoni zu sein, nimm´s nicht persönlich, kannst ja nix dafür!

Stechlin
28.03.2008, 14:16
Und was die Sache mit der Wiedervereinigung angeht, ich wollte das Ostpack nicht haben!

Da haben wir eine Gemeinsamkeit. :]

EinDachs
28.03.2008, 16:13
Mir geht es eher grundsätzlich darum, wie sich so etwas angesichts nicht vorhandener Daten feststellen lässt.

Ja, da muss man sich auf trügerische Eindrücke und persönliche Vorurteile verlassen, was immer einen etwas fahlen Nebengeschmack hat.
In dem Fall im speziellen, sind die Berichte, die von einer russischen Sympathie gegenüber der Wiedervereinigung allerdings so zahlreich, dass ich geneigt bin sie mit der üblichen Grundskepsis als "wahrscheinlich wahr" einzuordnen.



Das sehe ich ähnlich, das Mitschwingen von Verschwörungsgeschwurbele stört allerdings.

Da wärst du ja dann allerdings im falschen Forum. Es kann ja weltweit kein Sack Reis umfallen ohne das irgendwer sich hier die Mühe macht die Schuldigen und ihre Pläne zu identifizieren. ;)

Biskra
28.03.2008, 16:17
Ja, da muss man sich auf trügerische Eindrücke und persönliche Vorurteile verlassen, was immer einen etwas fahlen Nebengeschmack hat.
In dem Fall im speziellen, sind die Berichte, die von einer russischen Sympathie gegenüber der Wiedervereinigung allerdings so zahlreich, dass ich geneigt bin sie mit der üblichen Grundskepsis als "wahrscheinlich wahr" einzuordnen.

Zahlreich und positiv dürften sowohl die Berichte der Russlanddeutschen als auch derjenigen Soldaten, die von Kohls goldenem Handschlag bei der Rückkehr profitierten, gewesen sein. Auch Mitterand und Thatcher meinten übrigens später, daß sie der Einheit äußerst positiv gegenübergestanden hätten. Da kann man's wenigstens widerlegen. ;)

EinDachs
28.03.2008, 16:35
Wer sagt das?

Jeder, der weiß wie Demokratie definiert wird und China gestaltet ist.


Wenn der Westen von Diktatur spricht, dann meint damit die Unfreiheit des Kapitals. Das mag eine Binsenweisheit sein, aber eine sehr vergessene.

Das seh ich nicht so.
Pinochet gilt trotz wirtschaftlicher Liberalität zweifelsfrei auch im Westen als ein Diktator. Umgekehrt wird niemand behaupten, der schwedische Wohlfahrtsstaat zerstört die Demokratie (naja, vielleicht der Praetorianer)


Die Menschenrechtssituation bei den Sauds im gleichnamigen Saudi Arabien ist -gemessen nach allgemeinen Standards- unter aller Würde. Aber das Kapital genießt alle Freiheiten. Deshalb sind das die guten.

Ich seh die Gründe hier eher politisch:
Sie sind wichtige Verbündete und Energielieferanten.
Aber zweifelsfrei werden die Sauds viel zu sanft angefasst.


In Venezuela werden zwar den Leuten keine Gliedmaßen abgehackt, aber dafür nimmt man das Kapital ganz schön an die Kandarre. Ein klarer Fall von Diktatur.

Vereinzelt nennt man Venezuela eine Diktatur. Ich find das unsinnig.
Kommt aber nicht oft vor.


Es ist sogar in deren Sinne, wenn man Kritik sachlich und unaufgeregt äußert. Überzogene Kritik führt immer zu Abwehrmaßnahmen. Und nimmt diese Kritik zu, egal wie man ihr begegnet, dann führt das irgendwann zur Abschottung, weil man merkt, daß diese Kritik ganz woanders hinzielt. So ist es bei Rußland der Fall. 80 Mann in Moskau protestieren gegen Putin, und die Schlagzeilen der Westpresse werden sofort davon beherrscht. Herr Kasparow furzt, die ARD geht riechen. Eine andere Sichtweise wird gar nicht erst in Betracht gezogen; Erklärungen als Propaganda abgetan. Das wird sich in Rußland auf lange Sicht niemand mehr bieten lassen. Und wenn in diesem Chor der Apologeten doch einer sein sollte, der sachliche Kritik übt, dann wird auf diese Stimme bestimmt keiner hören, und der Sinn der Kritik wird von ihrer eigenen Übermacht erdrückt.

Aber kein Wahnsinn ohne System.


Ich seh vor allem auch ein wenig das "Junge der 'Wölfe' schreit"-Problem.
Kritisiert und dämonisiert man Russland immer, stumpft man ab, sollten die sich wirklich in eine gefährliche Richtung entwickeln sollten.
Besonders erschreckend hab ich etwa kaum verhohlene Sympathien für die russische Opposition unserer Medienwelt gefunden, die sich nicht mal die Mühe macht nachzusehen welche Art von Opposition das ist.
Ja, da ist der nette Kasparow, den finden alle toll, da sind aber auch so ungustiöse Gruppierungen wie die Nationalbolschewiken, deren Niederlage dann unisono ebenfalls bedauert wird.


Die Tibetpolitik Chinas mag nicht immer angemessen gewesen sein. Nur ist das eine innere Angelegenheit Chinas. Niemandem wird es dort verboten, seine Sprache zu sprechen, seine Kultur zu pflegen und seiner Religion zu huldigen -so absurd das auch sein mag. Es werden keine Menschen vertrieben, erschossen oder gefoltert, nur weil sie Tibeter sind. Wo also liegt das Problem? Das Problem mit Tibet liegt da, wo es überall zu finden ist, wenn es darum geht, daß kulturell abgeschottete Völker plötzlich mit einer fremden und westlichen Kultur in Verbindung kommen (und China ist mittlerweile eine westliche Kultur). Und ausgerechnet der Westen will China nun Vorhaltungen in Sachen Tibetpolitik machen? Das ist so absurd, daß es schon wieder System hat. Man sagt zwar Tibet, meint aber China. Es geht nicht um Menschenrechte, es geht darum, China an den Pranger zu stellen. Immer wenn Menschenrechte ins Feld geführt werden, kann man sicher sein, daß Heuchelei im Spiel ist. Wieviele Indianerreservate gibt es denn heute noch in den USA? Und das "Problem" ist jünger als das "Problem" mit Tibet.

Das scheint der Westen zu vergessen, daß China eine zusammenhängende mehrjahrtausendjährige Kultur- und Zivivlisationsgeschichte vorweisen kann. In den Augen der Chinesen sind wir Euroäer oder gar Amerikaner Kinder, wenn man es mal zivilisations- und kulturgeschichtlich betrachtet. Glaubt jemand ernsthaft, Peking ließe sich von uns Vorhaltungen in Sachen Tibetpolitik oder Menschenrechte machen? Wer das tut, muß sehr blauäugig sein.

Die Arroganz des Westens, von einer Position der moralischen Überlegenheit aus China zu kritisieren, wird selbigen noch einmal schwer vor die Füße fallen. Die Chinesen sind da sehr empfindlich. Die Russen weg, die Chinesen weg -sie alle werden sich früher oder später abschotten vom Westen. Die Zeiten sind vorbei, als der Westen neben seinem Energiehunger noch nette Technologie im Angebot hatte. Heute ist es nur noch der Energiehunger, und der ist alles andere als "sexy".


Jein.
Man kann soll China schon immer wieder kritisieren. Menschenrechte gelten nun mal für alle Menschen (oder sollten es zumindest).
Es ist falsch hier ein Auge zuzudrücken um nicht arrogant und überheblich zu wirken und so zu tun, als ob es in der Natur des Chinesen (oder Tibetaner) liegt, vom kommunistischen Parteiapparat bevormundet und unterdrückt zu werden.

Aber Medien geht es ja nicht um soetwas. In vielen Artikeln und Berichten sucht man einfach nur nach einem tollen Bösewicht den man kasteien kann um sich selbst besser zu fühlen. Wir-Sie-Gegensätze und Schwarzweißmalerei feiern dank medialer Verkürzung und Simplifizierungen eben fröhliche Urstände.


Auch in den absatzorientierten Medien herrscht das ungeschriebene Gesetz: Wes Brot ich eß, des Lied ich sing.

Wird wohl immer so sein, dass nur Ausnahmetalente die Chuzpe haben in die Hand zu beißen, die sie füttert.

Irmingsul
28.03.2008, 18:25
Ach, egal. Äußert Euch zum Thema.

Gorbatschow hat Recht!

Stechlin
29.03.2008, 00:56
Jeder, der weiß wie Demokratie definiert wird und China gestaltet ist.

Weiß das wirklich jeder? Der Streit um die "echte" Demokratie ist so alt wie die Demokratie selber. Und hierzulande sehe ich wenig Gestalten wissend, was Demokratie wirklich bedeutet.

Das reizt mich glatt, dieses Thema mal zu vertiefen: Was bedeutet Demokratie? Ich finde diese Frage nämlich viel spannender als die Frage, was heißt Demokratie?

Wer macht ein neues Thema auf?


Das seh ich nicht so.
Pinochet gilt trotz wirtschaftlicher Liberalität zweifelsfrei auch im Westen als ein Diktator. Umgekehrt wird niemand behaupten, der schwedische Wohlfahrtsstaat zerstört die Demokratie (naja, vielleicht der Praetorianer)

Ja heute, mein Freund; heute! Als Norbert Blüm in den achzigern nach Chile reiste, um sich ein Bild zu machen, geißelte er Pinochet als Diktator, und in seiner CDU war man -wie nicht anders zu erwarten- empört.

Und selbst wenn, niemand wäre dennoch auf die Idee gekommen, Chile in irgendeiner Art und Weise wirtschaftlich dafür abzustrafen, genauso wenig wie man das mit Südafrika tat.

Nein, der Westen hat mehr blutige Hände geschüttelt als gut war und ist! Und mit blutigen Fingern zeigt man schon gleich gar nicht auf andere, zumal drei sowieso immer auf einen selbst zurückzeigen.

Und was Schweden anbelangt, so bedaure ich heute noch den Mord an Olof Palme. Solche Leute fehlen heute in der internationalen Arena. Der Mann war glaubwürdig, unabhängig und von hoher moralischer Integrität. Ich verehre diesen Menschen bis heute. Und wie dringend notwendig wäre diese Stimme heute im Chor der selbsternannten Freiheitsritter.


Ich seh die Gründe hier eher politisch:
Sie sind wichtige Verbündete und Energielieferanten.
Aber zweifelsfrei werden die Sauds viel zu sanft angefasst.

Das siehst Du auch vollkommen richtig. Nur(!) politische Gründe sind hier im Spiel. Und die Politik ist eine Hure, die mit jedem ins Bett geht. Eben auch mit den Sauds. Hauptsache, das Öl läuft wie geschmiert. Da guckt man auch schon mal weg bei Zwangsehen, Steinigung und abgeschlagenen Köpfen.

Wie mir diese Heuchelei verhaßt ist. Der Westen kämpft nicht mit offenem Visir. Das muß die Menschen hellhörig machen.


Vereinzelt nennt man Venezuela eine Diktatur. Ich find das unsinnig.
Kommt aber nicht oft vor.

Ob oft oder selten, das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, daß es bei den richtigen Anlässen eine Diktatur geziehen wird. Es muß ja auch eine Diktatur sein. Wer Fidel zum Freund hat...
Verstehst Du? Es geht nicht um Fakten oder Tatsachen. Es geht um Stereotypen, um Fronten und alte Rechnungen. Wer der Allmacht des Freien Marktes keinen Glauben schenkt, der ist eben ein Ungläubiger. Und bei denen hieß es schon immer: Verurteilt und tötet den Ketzer.

Putin schenkt der Allmacht des Freien Marktes ebensowenig Vertrauen. Erst wenn alle Gasprom-Aktien sich im Mehrheitsbesitz alteingesessener US-Ölfirmen befinden, erst dann ist auch Rußland eine Demokratie.


Ich seh vor allem auch ein wenig das "Junge der 'Wölfe' schreit"-Problem.
Kritisiert und dämonisiert man Russland immer, stumpft man ab, sollten die sich wirklich in eine gefährliche Richtung entwickeln sollten.
Besonders erschreckend hab ich etwa kaum verhohlene Sympathien für die russische Opposition unserer Medienwelt gefunden, die sich nicht mal die Mühe macht nachzusehen welche Art von Opposition das ist.
Ja, da ist der nette Kasparow, den finden alle toll, da sind aber auch so ungustiöse Gruppierungen wie die Nationalbolschewiken, deren Niederlage dann unisono ebenfalls bedauert wird.

Allein daran sollte man erkennen, daß die westliche Medienberichterstattung über Rußland vollkommen verzerrt ist. Wenn man russische "Rot"-Faschisten als Zeugen für die Putinsche Despotie heranzieht, dann scheint die Auswahl unter den Kreml-Kritikern nicht allzu groß zu sein. Was soll das werden? Wenn die NPD hierzulande den Nationalen Widerstand skandiert und das plötzlich im russischen Fernsehen als Symbol für Unterdrückung und Diktatur des "Merkel-Regimes" benannt würde, na dann will ich ja mal sehen, wie lange man sich das im politischen Berlin gefallen lassen würde.

Verstehst Du? Auf diese Art und Weise wird Stimmung gegen Rußland gemacht. Also ich glaube all den Roths da draußen kein Wort. Und das ist schlimm, denn manches mag durchaus wahr sein. Aber wenn die Glaubwürdigkeit flöten geht, dann verabschiedet sich auch Sachlichkeit.



Jein.
Man kann soll China schon immer wieder kritisieren. Menschenrechte gelten nun mal für alle Menschen (oder sollten es zumindest).
Es ist falsch hier ein Auge zuzudrücken um nicht arrogant und überheblich zu wirken und so zu tun, als ob es in der Natur des Chinesen (oder Tibetaner) liegt, vom kommunistischen Parteiapparat bevormundet und unterdrückt zu werden.

Verstehe mich nicht falsch, aber man soll China ruhig kritisieren. Kritik ist immer notwendig, und die Kritik sollte auch nie abreißen. Sie ist wichtig, weil wir uns sonst zu selbstsicher werden. Aber die Kritik sollte erstens nicht einseitig sein und zweitens sollte sie den gegebenen Tatsachen entsprechen, und nicht ideologisch verbrämt sein. Wenn man das nämlich tut, dann wird die Kritik zum Pranger.
Am wichtigsten jedoch ist, daß der Kritiker selbst auch glaubwürdig sein muß. Und wenn die Amis der Meinung sind, sich ein moralisches Urteil über die chinesische Tibetpolitik zu erdreisten, also über eine Problematik, die älter ist als die USA selbst, und wir uns die Sitution der heutigen verbliebenen Indianer anschauen, dann klingt diese Kritik geradezu kafkaesk.


Aber Medien geht es ja nicht um soetwas. In vielen Artikeln und Berichten sucht man einfach nur nach einem tollen Bösewicht den man kasteien kann um sich selbst besser zu fühlen. Wir-Sie-Gegensätze und Schwarzweißmalerei feiern dank medialer Verkürzung und Simplifizierungen eben fröhliche Urstände.

Genau, immer schön in leicht verdaulichen Häppchen. Der Urnenpöbel hat es gern schlicht. Wo soll da noch Glaubwürdigkeit aufkommen?

PS: Dank für diese sachliche Diskussion. Ist ja selten hier. ;)

Stechlin
29.03.2008, 00:59
Gorbatschow hat Recht!

In der Tat. Da wird der Mann auf seine alten Tage doch tatsächlich so etwas wie weise. Ich hätte es diesem Trottel nicht zugetraut.

Welch positive Wendung. Ob man ihm verzeihen sollte?

EinDachs
29.03.2008, 02:36
Weiß das wirklich jeder? Der Streit um die "echte" Demokratie ist so alt wie die Demokratie selber. Und hierzulande sehe ich wenig Gestalten wissend, was Demokratie wirklich bedeutet.

Das reizt mich glatt, dieses Thema mal zu vertiefen: Was bedeutet Demokratie? Ich finde diese Frage nämlich viel spannender als die Frage, was heißt Demokratie?

Wer macht ein neues Thema auf?

Gerne.


Ja heute, mein Freund; heute! Als Norbert Blüm in den achzigern nach Chile reiste, um sich ein Bild zu machen, geißelte er Pinochet als Diktator, und in seiner CDU war man -wie nicht anders zu erwarten- empört.

Und selbst wenn, niemand wäre dennoch auf die Idee gekommen, Chile in irgendeiner Art und Weise wirtschaftlich dafür abzustrafen, genauso wenig wie man das mit Südafrika tat.

Nein, der Westen hat mehr blutige Hände geschüttelt als gut war und ist! Und mit blutigen Fingern zeigt man schon gleich gar nicht auf andere, zumal drei sowieso immer auf einen selbst zurückzeigen.

Ist ja aber gottseidank nun mal nicht so, dass die CDU da eine besondere Begriffsbestimmungsmacht hätte. Es gab von Anfang an Leute, die Pinochet als das erkannten was er war, nämlich ein blutiger Diktator der durch einen Putsch an die Macht kam und sein Land knechtete. Auch und gerade in dem Medien, die wir hier kritisieren.


Und was Schweden anbelangt, so bedaure ich heute noch den Mord an Olof Palme. Solche Leute fehlen heute in der internationalen Arena. Der Mann war glaubwürdig, unabhängig und von hoher moralischer Integrität. Ich verehre diesen Menschen bis heute. Und wie dringend notwendig wäre diese Stimme heute im Chor der selbsternannten Freiheitsritter.




Das siehst Du auch vollkommen richtig. Nur(!) politische Gründe sind hier im Spiel. Und die Politik ist eine Hure, die mit jedem ins Bett geht. Eben auch mit den Sauds. Hauptsache, das Öl läuft wie geschmiert. Da guckt man auch schon mal weg bei Zwangsehen, Steinigung und abgeschlagenen Köpfen.

Wie mir diese Heuchelei verhaßt ist. Der Westen kämpft nicht mit offenem Visir. Das muß die Menschen hellhörig machen.

Naja, der Westen kann eben auch nicht gegen alle kämpfen. Soll er auch nicht.
Die eigentliche Frechheit ist aber meiner Ansicht nach, dass man stets so tut, als ob Russland, dass bei allen Rückschritten die leider immer wieder mal stattfanden, es geschafft hat das größte und langlebigste Unterdrückerregime abschütteln hat können, eine böse Diktatur unter Putin und seinem Marionettwedew ist, die Sauds aber "nur Könige, so ein bissi wie in 1001 Nacht" sind.


Ob oft oder selten, das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, daß es bei den richtigen Anlässen eine Diktatur geziehen wird. Es muß ja auch eine Diktatur sein. Wer Fidel zum Freund hat...
Verstehst Du? Es geht nicht um Fakten oder Tatsachen. Es geht um Stereotypen, um Fronten und alte Rechnungen. Wer der Allmacht des Freien Marktes keinen Glauben schenkt, der ist eben ein Ungläubiger. Und bei denen hieß es schon immer: Verurteilt und tötet den Ketzer.

Putin schenkt der Allmacht des Freien Marktes ebensowenig Vertrauen. Erst wenn alle Gasprom-Aktien sich im Mehrheitsbesitz alteingesessener US-Ölfirmen befinden, erst dann ist auch Rußland eine Demokratie.

Da unterscheiden sich unsere Ansichten. Vor allem im Falle Russlands ist das nur ein wenig Nostalgie nach den Zeiten als es so einfach war, dem Iwan mal so richtig ins Gesicht zu sagen, wie böse er ist und wie gut man selber.
Darüber hinaus muss man sagen, es ist leider in Sachen Menschenrechte, politischen Freiheiten und stabiler Demokratie weit weg von westlichem (oder auch nur osteuropäischem) Niveau. Es ist aber auch naiv anzunehmen, dass Russland sich problemlos über Nacht in eine Art großes Schweden verwandelt, was viele ach so kluge Kommentatoren allerdings nicht so recht bemerken wollen.


Allein daran sollte man erkennen, daß die westliche Medienberichterstattung über Rußland vollkommen verzerrt ist. Wenn man russische "Rot"-Faschisten als Zeugen für die Putinsche Despotie heranzieht, dann scheint die Auswahl unter den Kreml-Kritikern nicht allzu groß zu sein. Was soll das werden? Wenn die NPD hierzulande den Nationalen Widerstand skandiert und das plötzlich im russischen Fernsehen als Symbol für Unterdrückung und Diktatur des "Merkel-Regimes" benannt würde, na dann will ich ja mal sehen, wie lange man sich das im politischen Berlin gefallen lassen würde.

Verstehst Du? Auf diese Art und Weise wird Stimmung gegen Rußland gemacht. Also ich glaube all den Roths da draußen kein Wort. Und das ist schlimm, denn manches mag durchaus wahr sein. Aber wenn die Glaubwürdigkeit flöten geht, dann verabschiedet sich auch Sachlichkeit.

Eben. Genau das meinte ich.
Wenn ich bei einem ARD-Bericht über eine Demo "demokratischer Kräfte" ein Nationalbolschewikenemblem durchs Bild wehen sehe, dann muss ich fast annehmen, dass die Reporter generell etwas anderen Definitionen anhänge als ich und hab dann zusätzliche Probleme zu werten, ob a) blöde Nationaldiletannten Stunk machen und dafür verhaftet werden oder b) Putin wieder mal seinen Staatsapparat dazu missbraucht die Opposition zu ersticken. Ich persönlich geh von einer Mischung aus.


Verstehe mich nicht falsch, aber man soll China ruhig kritisieren. Kritik ist immer notwendig, und die Kritik sollte auch nie abreißen. Sie ist wichtig, weil wir uns sonst zu selbstsicher werden. Aber die Kritik sollte erstens nicht einseitig sein und zweitens sollte sie den gegebenen Tatsachen entsprechen, und nicht ideologisch verbrämt sein. Wenn man das nämlich tut, dann wird die Kritik zum Pranger.
Am wichtigsten jedoch ist, daß der Kritiker selbst auch glaubwürdig sein muß. Und wenn die Amis der Meinung sind, sich ein moralisches Urteil über die chinesische Tibetpolitik zu erdreisten, also über eine Problematik, die älter ist als die USA selbst, und wir uns die Sitution der heutigen verbliebenen Indianer anschauen, dann klingt diese Kritik geradezu kafkaesk.

Gut, das find ich eine etwas bedenkliche Argumentation, liefe es doch im Endeffekt darauf hinaus, dass jeder Staat in dem irgendwo ein Unrecht passiert, keinerlei Unrecht in irgendeinem anderen Staat kritisieren darf (was meiner Schätzung nach Island oder irgendeinen anderen unwichtigen Zwergstaat zur letzten moralischen Authorität machen würde)
Aber wie gesagt, ich bin sehr für Sachlichkeit in der Kritik und ruhig auch ein wenig Moralin, aber ich will keine Doppelstandards oder heuchlerische Empörungsrituale.


PS: Dank für diese sachliche Diskussion. Ist ja selten hier. ;)

Ich danke ebenfalls. Kommt nicht oft vor, dass man über ideologische Grenzen hinweg so einen sachlichen, konstruktiven Dialog führt.

dr-esperanto
29.03.2008, 23:37
Die westlichen Eliten (denen auch die westlichen Medien gehören und die Journalisten bezahlen) wollen eben die unendlichen Bodenschätze Russlands möglichst günstig erwerben. Russland hat Gold und Silber, Erdgas und sogar Erdöl en masse. Khodorkovskij hatte da immer als Verbindungsmann geholfen, aber Putin stört diesen Auskaufprozess eben erheblich, weswegen er irgendwie beseitigt werden muss.

Genosse 93
30.03.2008, 10:28
Dem kann ich zwar zu 100% zustimmen, aber das du ausgerechnet Gorbatschow zitierst ist unter deinem geöhnlichen Nivou. :rolleyes:

Nichts für ungut.