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Vollständige Version anzeigen : Analyse eines tollen Kommentars aus dem "Stern"



Leo Navis
27.03.2008, 13:59
Hier (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kommentar-Die-Luft-Guido-W./615095.html) sehen wir, wie sich Hans Peter Schütz über die Dussligquatscherei eines Herren Westerwelle lustig macht. Nun, er hat es nicht anders verdient, dafür mache ich mich über seine Dummheit lustig. Denn Herr Westerwelle mag zwar ein schwuler, hässlicher Dussligquatscher sein, aber immerhin hat er ein kleines bisschen Ahnung von der Materie; was man von Herrn Schulz keinesfalls behaupten kann.


Der schnelle Guido. Als überzeugter Neoliberaler immer auf der Suche nach der nächsten viel versprechenden politischen Marktlücke.
Schon haben wir den ersten Unsinn. Was hat es mit "Neoliberalismus" zu tun, wenn man nach "politischen Marktlücken" sucht? Erstmal suchen Politiker stets nach "politischen Marktlücken" - das ist nämlich ihr Job. Und selbst wenn das Herrn Schulz nicht überzeugen sollte - Neoliberalismus ist die Verbindung von klassischen Liberalismus mit sozialstaatlichen Aspekten. Als überzeugter Neoliberaler sucht Herr Westerwelle also höchstens nach möglichst effektiver Verbindung sozialstaatlicher Komponenten mit den Segungen des Kapitalismus, aber sicherlich nach nichts anderem. Was Herr Schulz wohl meint, ist die eher Gesellschaftliche Neokonservative, die allerdings aus den USA kommt und mit Herrn Westerwelle nicht sonderlich viel zu tun hat. Ein gutes Beispiel dafür, wie blödsinnige politische Schimpfwörter aus anderen Ländern in unseres hinüberschwappen, hier von Vollidioten aufgenommen werden und daraufhin bei irgendwelchen blödsinnigen "politischen Kommentaren" dabei missbraucht werden, politische Gegner zu beschimpfen.


Die Politik liegt noch im nachösterlichen Halbschlaf. Die Medien sind auf Entzug, also her mit neuem Stoff. Die Chance muss genutzt werden von der oppositionellen FDP und ihrem Vorsitzenden Westerwelle. Sonst hört ja kaum einer hin, wenn die Liberalen was wollen.
"Sonst hört ja kaum einer hin, wenn die Liberalen was wollen." Wem genau will der Herr das nun ankreiden? Den Medien (denen er ja selbst angehört), weil sie die FDP als oppositionelle Partei aufgrund zu weniger sensationsgeiler Themen selten zu Wort kommen lassen? Oder etwa der Partei selbst, weil diese so selten auf die Tränendrüse drückt und irgendwelche überaus emotionalen Themen anspricht? Klar ist zumindest, dass Herr Schütz hier versucht, die gewohnte Sachlichkeit der FDP der FDP anzukreiden! Was für ein lächerlicher Unsinn, der nur einem Stern-Redakteur, der auf der Suche nach blödsinnigen Themen ist, einfallen kann.


Macht zuweilen gerne Politik unter Ausschaltung des Kopfes. Tätschelt am liebsten das Bauchgefühl der Wähler.
Äh ...

Da fällt mir wirklich wenig zu ein. Die FDP als populistische Partei, die alles für Wählerstimmen tut, auch, wenn es wirtschaftlich schadet? Ist der Herr Schütz denn wahnsinnig? Die FDP, jene, die stets weniger Arbeitslosenhilfe will, weniger Hilfe für Bedürftige und die immer so gerne mit ganz ganz pösen "Raubtierkapitalismus" in Verbindung gebracht wird.
Nein, Herr Schütz. Die FDP fordert die Sekung von Steuern, weil die FDP immer die Senkung von Steuern fordert. Nicht, weil dies so gut beim Bürger ankommt, sonst wäre die FDP schon mit absoluter Mehrheit im Bund. Nein, weil es das Programm der FDP ist, weil die FDP wirtschaftsliberal ist.

:ui:

Und jetzt, das geniale Argument des Herrn Schütz:


Wer aber jetzt losrennt und den halben Mehrwertsteuer fordert, wird mittelfristig nur die Benzin- und Stromkonzerne beglücken. Sie werden natürlich nicht zögern, peu à peu ihre Preise wieder aufs alte Niveau zu schleusen.
BÖÖÖP. Schon mal was von "Konkurrenz" gehört? Wir leben in einer Marktwirtschaft Schon heute gibt es bei den Tanken gewisse Unterschiede, und was glaubt der Herr Schütz denn, was wohl passiert, wenn die bösen Konzerne ihre Preise aufs alte Niveau "schleusen" (seit wann "schleust" man eigentlich Preise) und ein kleiner Konzern da einfach rausflutscht? Das nennt sich Kapitalismus. Wird schon lange hier betrieben, ist aber wohl an dem Stern-Reporter vorbeigerauscht. Wie schade, ist 'ne wirklich gute Sache.


Na klar. In Bayern wird bald gewählt. Und Westerwelle will sich schon jetzt im Blick auf die Bundestagswahl schön machen. Da kennen die Begehrlichkeiten der Politiker keine Schamgrenzen mehr. Hemmungslos wird verdrängt, dass die Bundesrepublik noch immer auf einem Schuldenberg von 1,5 Millionen Euro sitzt.
Wow, so viel. Wir müssen sparen, ja - bei 1,5 Billionen übrigens. Aber egal, solche kleinen Fehler von ein paar doofen Nullen können beim Stern schon mal passieren. Sind ja nur sechs, oder so. Aber gut, das ist ja nur ein Flüchtigkeitsfehler.

"Die Begehrlichkeiten der Politiker" kennen also keine "Schamgrenze" mehr. Höchstinteressant, muss ich sagen, jetzt wird nicht mehr auf Herrn Westerwelle rumgehackt, sondern generalisiert; jetzt sind es, mit dem vorher gebrachten Beispiel des Herrn Glos, "die Politiker".

Achja, und noch mal zurück zum Kapitalismus. Laut Theorien eines wichtigen liberalen Theoretiker wird sich nämlich der Verbrauch erhöhen, wenn es günstiger ist (Der wichtige liberale Theoretiker bin übrigens ich; so schwierig ist das ja nicht zu erschließen). Wenn ich 10 Euro habe, und ein Liter Milch 1 € kostet, dann kaufe ich wohl mehr Milch, als wenn der Liter Milch 20 € kostet. Ist das nicht wundervoll logisch? Nun, wenn sich der Verbrauch erhöht, dann steigen logischerweise auch die Steuereinnahmen. Und noch besser: Das ganze wird auch noch nachhaltig gesichert! Wenn wir jetzt unser ganzes Geld in unsere Schulden investieren, dann haben wir ja nichts mehr übrige, um den Staat am Laufen zu halten. Und die Abwanderung reicher Bürger ist jetzt schon bedrohlich - warum wohl? Richtig, Hans Peter. Wegen den hohen Steuern.


Und wenn knappes Geld schon investiert werden soll, dann in die Bereiche Forschung und Bildung.
Da hatters wieder nicht verstanden. Es wird kein Geld investiert, das Geld kommt ja immer noch, nur kurzfristig weniger. Dafür wird der Bürger dauerhaft entlastet und die Kaufkraft gesteigert. Ist das denn so schwierig? Übrigens können sich die Bürger, wenn sie mehr Geld haben, auch mehr Bildung leisten. Und "Forschung"? Was hat die denn damit zu tun?


Man kann Steinbrück nur den guten Rat geben: Landgraf bleibe hart!
... das spricht wohl für sich selbst.

Frei-denker
27.03.2008, 14:05
Äh, und wozu ist nun dieser Thread da?

Zum Bewundern des Threadstarters, weil er es ja soviel besser weiß als dieser (irgendwer) Schulz?

Ich dachte, Selbstdarstellungs-Thread gehören ins Spamforum. Wohl im Forum geirrt.

Leo Navis
27.03.2008, 14:10
Schon mal was von Diskussion gehört? Im Text oben sind klitzekleine Thesen versteckt, und Deine Aufgabe ist es jetzt, diese herauszusuchen, Dich schrecklich aufzuregen und dann einen Haufen Scheiße über meine tollen Thesen zu schreiben. Das kannst Du doch so gut.

Kenshin-Himura
27.03.2008, 14:10
Sehr schöne Analyse. Was diesen Artikel des "Stern" betrifft, kann ich dir voll zustimmen - unabhängig davon, ob die Aussage von Westerwelle richtig war.

Es ist auch eine alte Kamelle aus der neolinken, neo-rot-grünen Mottenkiste von Nichtskönnern und Demagogen, dass die FDP angeblich "alles für Wählerstimmen macht" und dass die anderen Parteien diesbezüglich ja viel standhafter seien. Wenn man sich den grenzenlosen Populismus von SPD, Grüne und SED anschaut, mit ihren haltlosen Versprechungen und sozialistischen Träumereien, dann ist eine solche Meinung einfach der pure Hohn. Unabhängig davon, dass ich die FDP auch nicht wählen will.

Gruß,

Daniel.

Anthill_Inside
27.03.2008, 14:21
Hm nur 1,5 Millionen, dann sind wir ja praktisch frei von Schulden und da wird uns erzählt es liefe so schlecht für Deutschland.

Leo Navis
31.03.2008, 08:55
Der Rest zu faul zum Lesen?

politisch Verfolgter
31.03.2008, 10:40
Wie soll dieser Schwachsinn zur vollwertigen Marktteilnahme betriebsloser Anbieter führen, zu Villa&Porsche und noch weit mehr, zu einer Leistungsgesellschaft?
Niemand darf per Gesetz zum Kostenfaktor von Inhabern deklariert und damit auch nicht von denen bzw. deren Statthaltern als Kanonenfutter gegeneinander gehetzt werden.
Der value ist vielmehr individuell mental adäquat rationalisierungs- und vernetzungseffizient zu erwirtschaften und leistungsgerecht zu verteilen.
Das geht nur, indem man investiv nutzt.
Dazu muß die grundrechtswidrige Arbeitsgesetzgebung weg.
Wir benötigen eine Leistungsgesellschaft.
Ein Konzern ist eine Sache, ein Objekt, ein betriebl. Vertragsgegenstand.
Er tut wie ich nix. Betriebslose agieren mit ihm am Markt. Dazu werden keinerlei menschl. Inhaber benötigt.

Leo Navis
31.03.2008, 13:36
Aber nur über menschliche Inhaber wird der Konzern zu einem Gegenstand, um den sich gekümmert wird und der wirtschaftlich gehalten wird.

Und: Was hat das mit dem Thema zu tun?

Stechlin
31.03.2008, 14:10
"Neoliberalismus ist die Verbindung von klassischen Liberalismus mit sozialstaatlichen Aspekten."

Diese Deine Behauptung hätte ich mal gerne erläutert und -wenn es keine Umstände macht- mit konkreten Beispielen und Analysen untermauert. Denn ich denke, daß das der berühmte Kasus Knaxus ist.

FranzKonz
31.03.2008, 14:31
"Neoliberalismus ist die Verbindung von klassischen Liberalismus mit sozialstaatlichen Aspekten."

Diese Deine Behauptung hätte ich mal gerne erläutert und -wenn es keine Umstände macht- mit konkreten Beispielen und Analysen untermauert. Denn ich denke, daß das der berühmte Kasus Knaxus ist.


Der neue Liberalismus jedenfalls, der heute vertretbar ist, und den ich mit meinen Freunden vertrete, fordert einen starken Staat, einen Staat oberhalb der Wirtschaft, oberhalb der Interessenten, da, wo er hingehört. Und mit diesem Bekenntnis zum starken Staat im Interesse liberaler Wirtschaftspolitik und zu liberaler Wirtschaftspolitik im Interesse eines starken Staates – denn das bedingt sich gegenseitig, mit diesem Bekenntnis lassen Sie mich schließen.
1932 auf einer Tagung des Vereins für Socialpolitik


Wir sind der Meinung, dass es unendlich viele Dinge gibt, die wichtiger sind als Wirtschaft: Familie, Gemeinde, Staat, alle sozialen Integrationsformen bis hinauf zur Menschheit, das Kulturelle überhaupt. All diese großen Bereiche sind wichtiger als die Wirtschaft. Aber sie können ohne die Wirtschaft nicht existieren; für sie alle muss die Wirtschaft das Fundament bereiten. Wenn sie nicht dafür sorgt, dass die materiellen Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens gegeben sind, können alle diese Dinge sich nicht entfalten. Es ist der eigentliche Zweck der Wirtschaft, diesen überwirtschaftlichen Werten zu dienen. Daraus folgt, dass die Wirtschaft ihrerseits nicht Formen annehmen darf, die mit jenen über wirtschaftlichen Werten unvereinbar sind. Die Wirtschaftsfreiheit ist die notwendige, die unentbehrliche Grundlage der politischen Freiheit, der menschlichen Freiheit, das heißt also, sie steht im Dienste der Menschenwürde.

Stechlin
31.03.2008, 14:32
1932 auf einer Tagung des Vereins für Socialpolitik

Soweit zur Theorie; und wie sieht es mit der Praxis aus? :cool2:

FranzKonz
31.03.2008, 14:34
Hier (http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kommentar-Die-Luft-Guido-W./615095.html) sehen wir, wie sich Hans Peter Schütz über die Dussligquatscherei

... das spricht wohl für sich selbst.

Sehr treffende Beschreibung des alltäglichen Wirrsinns in deutschen Medien. In einem anderem Zusammenhang nannte Dieter Hildebrand die Einheit Milli-Inf pro Kilo-Pub als Maßeinheit für die Menge der Informationen in der Anzahl der Publikationen.

Leo Navis
31.03.2008, 14:43
Das findet man in jeder Neoliberalismus-Definition. Neoliberalismus ist ja lediglich ein anderer Name für den besser und genauer definierten Ordoliberalismus der Frankfurter Schule. Theoretiker wie Friedman oder Miksch waren ja davon überzeugt, dass der "echte" Liberalismus, der Laissez-Faire Liberalismus, falsch ist und allgemein die Wirtschaft durch den Staat reguliert werden müsste. Die Soziale Marktwirtschaft in Deutschland hat sich ja aus dieser "Erkenntnis" ergeben; nicht umsonst wurde Erhard von Miksch beraten. Das Denken ist ja klar: Wettbewerb ist sehr wichtig, aber der Wettbewerb kann nur vom Staat gewährleistet werden. Monopole zu verhindern und grundlgende Versicherungen zu sichern könne nur der Staat.

Leo Navis
31.03.2008, 14:45
Soweit zur Theorie; und wie sieht es mit der Praxis aus? :cool2:
In der Praxis haben wir seit Jahrzehnten in Deutschland eine soziale Marktwirtschaft, die aus neoliberalem Denken entstanden ist. Nicht umsonst werden den Bürgern sehr hohe Steuern abgenommen.

FranzKonz
31.03.2008, 14:46
Soweit zur Theorie; und wie sieht es mit der Praxis aus? :cool2:

In der Praxis existiert das leider nicht. Das kannst Du aktuell wieder an der Bankenkrise sehen. Gewinne werden kapitalisiert, Verluste sozialisiert. Wir erleben permanente Eingriffe in das Wirtschaftsleben, die den Markt stören, und zwar in einer Weise, wie es den Grundprinzipien des Neoliberalismus widerspricht. Du kannst beispielsweise immer wieder beobachten, daß Monopole subventioniert werden. Der Neoliberalismus würde sie bekämpfen.

Meines Wissens gab es nur zwei Phasen, in denen gezielt neoliberale Politik betrieben wurde, das war der New Deal in den USA und die Neue Ökonomische Politik Lenins in Rußland.

In den USA kehrte die Politk bald wieder zum Nachtwächterstaat zurück, in der SU haben die Machtpolitiker ihren Staatskapitalismus eingeführt.

Stechlin
31.03.2008, 15:15
In der Praxis haben wir seit Jahrzehnten in Deutschland eine soziale Marktwirtschaft, die aus neoliberalem Denken entstanden ist. Nicht umsonst werden den Bürgern sehr hohe Steuern abgenommen.


In der Praxis existiert das leider nicht. Das kannst Du aktuell wieder an der Bankenkrise sehen. Gewinne werden kapitalisiert, Verluste sozialisiert. Wir erleben permanente Eingriffe in das Wirtschaftsleben, die den Markt stören, und zwar in einer Weise, wie es den Grundprinzipien des Neoliberalismus widerspricht. Du kannst beispielsweise immer wieder beobachten, daß Monopole subventioniert werden. Der Neoliberalismus würde sie bekämpfen.

Meines Wissens gab es nur zwei Phasen, in denen gezielt neoliberale Politik betrieben wurde, das war der New Deal in den USA und die Neue Ökonomische Politik Lenins in Rußland.

In den USA kehrte die Politk bald wieder zum Nachtwächterstaat zurück, in der SU haben die Machtpolitiker ihren Staatskapitalismus eingeführt.

Jetzt müßt Ihr beiden Euch nur noch einig werden, wer Recht hat!

@Franz: Ja, der "New Deal" Roosevelts war in der Tat ein tragbares Konzept.

Mein Freund und Mentor Georg Schramm über den "New Deal": http://www.youtube.com/watch?v=gqlNlGipELk&feature=related

Ich verspüre schon wieder so einen leidenschaftliche Zorn...

Leo Navis
31.03.2008, 15:25
Da werden wir uns nicht einig, weil franz den Neoliberalismus anscheinend gut findet, ich dagegen eher auf klassischen Liberalismus stehe.

;-)

FranzKonz
31.03.2008, 16:46
Da werden wir uns nicht einig, weil franz den Neoliberalismus anscheinend gut findet, ich dagegen eher auf klassischen Liberalismus stehe.

;-)

Soweit müssen wir gar nicht gehen, denn von dem Punkt aus, an dem wir uns derzeit befinden, kämen wir automatisch über den Neoliberalismus wenn wir uns in Richtung Liberalismus bewegten.

Das erste Stück des Weges könnten wir also gut gemeinsam gehen.

Leo Navis
01.04.2008, 14:25
Ja, das stimmt.

Der seltsame Pseudoliberalismus, den wir heute haben, funktioniert zumindest so nicht. Wenns bergab geht, soll der Staat schön die Banken auffangen, wenns bergauf geht sich aber raushalten? So ist der Staat immer der leidtragende und wir entwickeln in Krisenzeiten eine geradezu sozialistische Motivation. Wenn Unternehmen in "normalen" Zeiten in Ruhe gelassen werden, so muss dies auch in Krisenzeiten so sein.