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Vollständige Version anzeigen : Wie lange wird es hierzulande noch die Wehrpflicht geben?



Nichtraucher
26.03.2008, 17:58
Liebe Forengemeinde,

was meint ihr? Wie lange wird es noch dauern, bis in Deutschland die Wehrpflicht entweder ausgesetzt (also nicht teilweise wie zur Zeit, sondern völlig!) oder gar ganz abgeschafft wird? Meiner Meinung nach ist dies unter einer Kanzlerin Merkel eher unwahrscheinlich. Sie selbst bezeichnet sich ja als Wehrpflicht-Fan, auch wenn sie selbst sich nicht mal mustern lassen musste. Auch bei einem Hardliner wie Jung, der ja trotz aller Fakten (nur noch 15% eines Jahrgangs leisten noch Wehrdienst!) immer noch ernsthaft behauptet, wir hätten hierzulande Wehrgerechtigkeit, ist es unwahrscheinlich, dass die Wehrpflicht abgeschafft wird. Trotzdem: Die Wehrgerechtigkeit ist nicht mehr vorhanden, obwohl diese vorgeschrieben ist. Die Bundeswehr kann gar nicht mehr so viele Männer einberufen, wie jedes Jahr geboren werden. Auch die Zahlen der Zivildienstleistenden sind in den letzten Jahren um immerhin 40% zurückgegangen, trotzdem ist unser Sozialstaat noch am Leben. Die Wehrpflicht lässt sich also durch nichts mehr rechtfertigen, so wie es derzeit läuft kann es nicht weitergehen, da hilft es bei knapp 500.000 Männern, die jedes Jahr geboren werden, auch nichts, wenn man 5.000 mehr pro Jahr ziehen möchte. Nur noch 1,5 Jahre, (spätestens) dann ist wieder Bundestagswahl und 4 der 5 im Bundestag vertretenen Fraktionen haben sich schon von der Wehrpflicht verabschiedet. Nur die Unionsparteien halten sie nach wie vor für das Allheilmittel, was sie mit dem unglaublich überzeugenden Totschlagargument, die Wehrpflicht habe sich bewährt, begründen. Keiner kann jetzt sagen, was für eine Regierung wir in zwei Jahren haben werden, wer weiß, welche Skandale noch kommen werden. Ich für meinen Teil bin der festen Überzeugung, dass die nächste Bundesregierung die Wehrpflicht aussetzen oder abschaffen wird - das wäre, wenn alles nach Plan verläuft, also allerspätestens 2013 - eher früher.

-jmw-
26.03.2008, 18:11
Wird abgeschafft oder ausgesetzt bei:
Rot-grün;
rot-gelb-grün;
rot-grün-rot.

Genosse 93
26.03.2008, 18:14
Wenn die BRD eine efiziente Armee wollte müsste sie eine gute Wehrpflichtigenarmee haben, bei der nicht nur irgend ein Lulatsch Training absolviert wird, sondern die Soldaten kriegsfähig gemacht werden und sie müssten die viel zu teure Berufsarmee absetzen. Doch mit guter Armee hat´s sichs seit 1945.

ursula
26.03.2008, 18:25
dann - nach dem wertewechsel, also bald:

blackbyte
26.03.2008, 19:02
Durch die Privatisierung der Logistik hat der Zersetzungsprozess der Wehrpflicht bereits begonnen. Demzufolge wird es nicht mehr lange dauern, bis wir hier eine Privatarmee haben, womit auch die Wehrpflich abgesetzt sein sollte.

Fuchs
26.03.2008, 19:25
ich denke die wehrpflicht wird es
nicht mehr lange geben. wieso auch?
sie ist nicht mehr zeitgemäß. für die neuen
aufgaben und herausforderungen brauchen
wir eine motivierte, gut ausgebildete und
ausgerüstete berufsarmee.

Nichtraucher
26.03.2008, 19:31
Durch die Privatisierung der Logistik hat der Zersetzungsprozess der Wehrpflicht bereits begonnen. Demzufolge wird es nicht mehr lange dauern, bis wir hier eine Privatarmee haben, womit auch die Wehrpflich abgesetzt sein sollte.

Wir haben zwar die Wehrpflicht, aber keine Wehrpflichtigenarmee. Haben Sie sich schon mal die Zahlen angeschaut, wie viele der 250.000 Bundeswehrsoldaten Wehrpflichtige sind? Die Wehrpflichtigen ergänzen unsere de facto Berufsarmee nur.

Ausonius
26.03.2008, 19:42
Hoffentlich nicht mehr lange....

blackbyte
26.03.2008, 20:08
Wir haben zwar die Wehrpflicht, aber keine Wehrpflichtigenarmee. Haben Sie sich schon mal die Zahlen angeschaut, wie viele der 250.000 Bundeswehrsoldaten Wehrpflichtige sind? Die Wehrpflichtigen ergänzen unsere de facto Berufsarmee nur.

Das ist natürlich richtig, habe ich auch nicht angezweifelt. Aber durch die Privatisierung setzt man eben auch die Wehrpflicht ab, da eine "Privatarmee" gleichzeitig auch eine reine Berufarmee ist.

Nichtraucher
26.03.2008, 23:39
Das ist natürlich richtig, habe ich auch nicht angezweifelt. Aber durch die Privatisierung setzt man eben auch die Wehrpflicht ab, da eine "Privatarmee" gleichzeitig auch eine reine Berufarmee ist.

Damit haben Sie natürlich Recht.

Felidae
27.03.2008, 08:36
Wenn es nach mir ginge, sollte sie gleich heute abgeschafft und für alle Ewigkeit auch für den Kriegsfall verboten werden. Ein Land, dass nicht genug Freiwillige für seine Verteidigung zusammenkriegt, verdient es auch nicht zu existieren.

Eridani
27.03.2008, 09:20
=Genosse 93;2034215]Wenn die BRD eine efiziente Armee wollte müsste sie eine gute Wehrpflichtigenarmee haben, bei der nicht nur irgend ein Lulatsch Training absolviert wird, sondern die Soldaten kriegsfähig gemacht werden und sie müssten die viel zu teure Berufsarmee absetzen. Doch mit guter Armee hat´s sichs seit 1945.[/I]
-----------------------------
Das ist ein Trugschluß Genosse! Eine Berufsarmee ist effizienter und billiger.
Die Soldaten müssen nicht alle paar Monate neu eingewiesen werden. Profis ,die ihr Handwerk verstehen, kommen diesem Staat weitaus billiger als die Mutti-Kinder.

Auch sollte viel mehr ausgesiebt werden bei der Rekrutierung. Fettsäcke, Untrainierte und Schwächlinge samt Pferdeschwanz-tragender Nickelbrillen Heinis aus der linken Szene sollten sofort wieder in ihre Szene-Kneipen zurückgeschickt werden:D Da können sie dann die taz und das NEUE DEUTSCHLAND studieren.

Die Wehrpflicht ist ein Anachronismus - auch sollte der Verteidigungsminister ein General a.D. sein - und kein Zivilisten Weich-Ei, was von Tuten und Blasen keine Ahnung hat...

E:

-jmw-
27.03.2008, 10:52
Wenn es nach mir ginge, sollte sie gleich heute abgeschafft und für alle Ewigkeit auch für den Kriegsfall verboten werden. Ein Land, dass nicht genug Freiwillige für seine Verteidigung zusammenkriegt, verdient es auch nicht zu existieren.
Im Rahmen der BRD treten da verschiedene Probleme auf.
Z.B. mag ein Unternehmer der Ansicht sein, jeder gesunde Mann habe einen Ausbildung an der Waffe zu haben (Ohne Wehrzwang!).
In der BRD aber dürfte er jemanden, der das nicht freiwillig getan hat, nicht nicht einstellen - das wäre Diskriminierung.

Weiters: Es wäre in der BRD nicht gesichert, dass es einen vernünftigen freiwilligen Wehrdienst gäbe.
Entschiede die Politik, die Mindestausbildung an der Waffe betrüge 12 Monate, wollte ich aber nur 6 Monate dafür opfern, so gäbe es keinerlei private Alternativen.

Usw. usw.

Soll heissen: Wehrzwang ist nicht schön, aber im Rahmen einer Zwangsordnung vielleicht(!) eher hinzunehmen und rechtfertigbar als andere Sachen.
Vielleicht auch nicht.
Muss man gründlich analysieren.

Kilgore
27.03.2008, 12:39
Die Variante, die Deutschland die größte und leistungsstärkste Armee bringt, befürworte ich. Ich halte Wehrpflicht nicht für illegitim, allerdings würde eine hochausgebildete, stark ausgerüstete Berufsarmee gegenüber dem jetzigen Kasperle Theater die eindeutig bessere Alternative darstellen.

Deutschland braucht eine leistungsstarke, atomar aufgerüstete Armee, die es mit unseren Feinden aufnehmen kann. Ich bin zu gerne bereit, für eine solche Armee, die in Afghanistan mit den Taliban-Terroristen mal richtig aufräumen kann, Steuern zu zahlen. Für die Weicheier, die schon aufheulen, wenn in Afghanistan mal eine Bombe hochgeht, sehe ich das wirklich nicht ein.

Felidae
27.03.2008, 13:03
Die Variante, die Deutschland die größte und leistungsstärkste Armee bringt, befürworte ich. Ich halte Wehrpflicht nicht für illegitim, allerdings würde eine hochausgebildete, stark ausgerüstete Berufsarmee gegenüber dem jetzigen Kasperle Theater die eindeutig bessere Alternative darstellen.

Deutschland braucht eine leistungsstarke, atomar aufgerüstete Armee, die es mit unseren Feinden aufnehmen kann. Ich bin zu gerne bereit, für eine solche Armee, die in Afghanistan mit den Taliban-Terroristen mal richtig aufräumen kann, Steuern zu zahlen. Für die Weicheier, die schon aufheulen, wenn in Afghanistan mal eine Bombe hochgeht, sehe ich das wirklich nicht ein.

Insgesamt würde sicher eine konsequente Wehrpflicht die meisten Soldaten bringen. Da die Wehrpflicht aber bereits per se illegitim ist, da Sklaverei, muss die Option eher lauten: Die größte und leistungsstärktste Armee, die ohne Wehrpflicht zustande gebracht werden kann. Atomwaffen sollte Deutschland aber nicht haben. Die Tendenz sollte eher in Richtung Abschaffung von Atomwaffen als weitere Aufrüstung gehen.

bernhard44
27.03.2008, 13:08
solange Grüne, Sozen und andere Gutmenschen eine Selbstbewusste Armee als Störfaktor und Risiko für die Ideologie des Pazifismus und Appeasements sehen!

Kilgore
27.03.2008, 13:09
solange Grüne, Sozen und andere Gutmenschen eine Selbstbewusste Armee als Störfaktor und Risiko für die Ideologie des Pazifismus und Appeasements sehen!

Ich hadere immer noch, was mir mehr auf den Leim geht - Sozialisten oder Pazifisten.
Auf jeden Fall aber die Addition beider Übel.

Kilgore
27.03.2008, 13:15
Da die Wehrpflicht aber bereits per se illegitim ist, da Sklaverei, muss die Option eher lauten: Die größte und leistungsstärktste Armee, die ohne Wehrpflicht zustande gebracht werden kann.

Sklaven werden nicht bezahlt, wenn überhaupt, kannst du die Wehrpflicht höchstens als Zwangsarbeit bezeichnen. Den meisten Gutmenschen-Muttersöhnchen tut sie allerdings ganz gut.


Atomwaffen sollte Deutschland aber nicht haben. Die Tendenz sollte eher in Richtung Abschaffung von Atomwaffen als weitere Aufrüstung gehen.

Diese Einstellung ist theoretisch richtig, allerdings zur heutigen Zeit wenig realpolitisch. Kein normaler Mensch wird die Übelkeit von Nuklearwaffen bestreiten. Atomwaffen werden allerdings ohnehin nicht eingesetzt, dienen nur der Abschreckung. Sie garantieren Sicherheit - vor den Russen, vor den Chinesen und vor den islamischen Fundamentalisten, die in Pakistan jederzeit an derartiges Material kommen könnten.

Den Einsatz von Atomwaffen halte ich nur für gerechtfertigt, wenn ihr Abwurf eine geringere Totenzahl zur Folge hat als der Schrecken, den man damit bekämpfen will.
Daher wäre ein Atombombenabwurf auf das Dritte Reich 1943 oder 1944 durchaus legitimiert gewesen.

tommy3333
27.03.2008, 13:27
Ich glaube nicht, dass der Wehrdienst abgeschafft wird - auch nicht längerfristig. Das hat aber nichts mit der BW zu tun, sondern damit, dass der dt. Staat - insbes. das dt. Gesundheitssystem - es sich finanziell nicht leisten kann, auf den Zivildienst zu verzichten.

Felidae
27.03.2008, 13:32
Sklaven werden nicht bezahlt, wenn überhaupt, kannst du die Wehrpflicht höchstens als Zwangsarbeit bezeichnen. Den meisten Gutmenschen-Muttersöhnchen tut sie allerdings ganz gut.

Der Sklavenhalter "Bundeswehr" ist nun mal ein netter und gibt seinen Sklaven ca. 300 Euro im Monat als "Gehalt". Außerdem gibts noch etwas Urlaub. Was aber nichts daran ändert, dass der Soldat gezwungen wird als solcher zu arbeiten und ggf. sein Leben für seinen Sklavenhalter aufs Spiel zu setzen, nämlich dann, wenn der Sklavenhalter sich in arge Bedrängnis gebracht hat und ein anderer Sklavenhalter seine Sklaven losschickt, um ihm wehzutun.

-jmw-
27.03.2008, 13:40
Die Variante, die Deutschland die größte und leistungsstärkste Armee bringt, befürworte ich.
Dann schlage ich vor:
Nur wer mindestens drei Jahre Wehrdienst leistet, darf auf 'ne staatliche Uni; in den ÖffDienst; und wählen;
nur wer mindestens 5 Jahre leistet, darf gewählt werden.

In der Verfassung wird ausserdem festgeschrieben, dass nicht weniger als 7,5 des BSP für Verteidigung ausgegeben werden dürfen.

Na? :)


Ich bin zu gerne bereit, für eine solche Armee, die in Afghanistan mit den Taliban-Terroristen mal richtig aufräumen kann, Steuern zu zahlen.
Siehste: Ich nicht.
Womit wir schon ein, wenn auch sehr kleines, Legitimationsproblem hätten.

-jmw-
27.03.2008, 13:41
Da die Wehrpflicht aber bereits per se illegitim ist, da Sklaverei
Ist es illegitim, jemanden zu "versklaven", der "Sklaverei" für legitim hält?

tommy3333
27.03.2008, 13:45
Dann schlage ich vor:
Nur wer mindestens drei Jahre Wehrdienst leistet, darf auf 'ne staatliche Uni; (...)

Diesen Mumpitz gab es schon in ähnlicher Weise in der DDR. Nur eben mit Mauer drumrum. Damit die Abiturienten nicht auf die Idee kamen, im Ausland studieren zu wollen, und dann dort vielleicht noch so viel Gefallen finden, dass sie gleich dort bleiben würden.

Nichtraucher
27.03.2008, 17:26
Ich glaube nicht, dass der Wehrdienst abgeschafft wird - auch nicht längerfristig. Das hat aber nichts mit der BW zu tun, sondern damit, dass der dt. Staat - insbes. das dt. Gesundheitssystem - es sich finanziell nicht leisten kann, auf den Zivildienst zu verzichten.

Das verstehe ich nicht. Wieso sollte er sich das nicht leisten können?

Don
27.03.2008, 17:37
Das verstehe ich nicht. Wieso sollte er sich das nicht leisten können?

Die Zivis retten heute die Pflegeversicherung und KV grade mal eben vor dem täglich drohenden Absturz. Müssen sie durch reguläre Kräfte ersetzt werden (wesentlich teurer, sogar wenn man lauter Polenbabuschkas reinholt) kollabiert das System auf der Stelle.
Das war auch der Grund, weshalb bereits vor Verkleinerung der BW plötzlich die Prüfung für Verweigerer praktisch ausgesetzt wurde. Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit Moral oder plötzlich entdeckter Rechtsstaatlichkeit oder sonstigem Geschwurbel zu tun.
Sondern ausschließlich mit fehlendem Geld in der Sozialversicherung.

Nichtraucher
27.03.2008, 17:55
Die Zivis retten heute die Pflegeversicherung und KV grade mal eben vor dem täglich drohenden Absturz. Müssen sie durch reguläre Kräfte ersetzt werden (wesentlich teurer, sogar wenn man lauter Polenbabuschkas reinholt) kollabiert das System auf der Stelle.
Das war auch der Grund, weshalb bereits vor Verkleinerung der BW plötzlich die Prüfung für Verweigerer praktisch ausgesetzt wurde. Das hatte nichts, aber auch gar nichts mit Moral oder plötzlich entdeckter Rechtsstaatlichkeit oder sonstigem Geschwurbel zu tun.
Sondern ausschließlich mit fehlendem Geld in der Sozialversicherung.

Es ist aber nicht erlaubt, dass ein Zivildienstleistender einen regulären Arbeitsplatz ersetzt. Die Zivildienstleistenden dürfen in ihrer Dienststelle das Personal nur ergänzen, auf keinen Fall aber welches ersetzen. Anders ausgedrückt: Alle Zivildienststellen MÜSSEN auch ohne Zivis funktionieren.
So steht es auch auf der offiziellen Seite des BAZ:

"Arbeitsmarktneutralität
Zivildienstleistende sollen das hauptamtliche Personal ihrer Zivildienststelle ergänzen, nicht ersetzen. Durch den Einsatz von Zivildienstleistenden dürfen keine Arbeitsplätze gefährdet oder deren Neuschaffung verhindert werden."
http://www.zivildienst.de/cln_029/lang_de/nn_150624/Content/de/FuerZDS/Anerkennung/Voraussetz/VoraussetzungenStart.html__nnn=true

Übrigens ist unser Sozialsystem noch nicht zusammengebrochen, obwohl die Zahl der Zivildienstleistenden in den letzten 5 Jahren drastisch gesunken ist: 2003 leisteten noch 122.604 junge Männer Zivildienst, 2007 waren es lediglich 70.282.

Don
27.03.2008, 18:10
Es ist aber nicht erlaubt, dass ein Zivildienstleistender einen regulären Arbeitsplatz ersetzt. Die Zivildienstleistenden dürfen in ihrer Dienststelle das Personal nur ergänzen, auf keinen Fall aber welches ersetzen. Anders ausgedrückt: Alle Zivildienststellen MÜSSEN auch ohne Zivis funktionieren.
So steht es auch auf der offiziellen Seite des BAZ:

"Arbeitsmarktneutralität
Zivildienstleistende sollen das hauptamtliche Personal ihrer Zivildienststelle ergänzen, nicht ersetzen. Durch den Einsatz von Zivildienstleistenden dürfen keine Arbeitsplätze gefährdet oder deren Neuschaffung verhindert werden."
http://www.zivildienst.de/cln_029/lang_de/nn_150624/Content/de/FuerZDS/Anerkennung/Voraussetz/VoraussetzungenStart.html__nnn=true

Übrigens ist unser Sozialsystem noch nicht zusammengebrochen, obwohl die Zahl der Zivildienstleistenden in den letzten 5 Jahren drastisch gesunken ist: 2003 leisteten noch 122.604 junge Männer Zivildienst, 2007 waren es lediglich 70.282.

Du kannst per Gesetz auch verbieten, daß Dich die Schwerkraft nach unten zieht.
Warst Du schonmal in einem Krankenhaus, bei den Sanis von Rotkreuz bis AWV oder in einem Pflegeheim oder liest du nur was Du zusammengoogelst?
Es dürfte eine Binse sein, daß sämtliches Pflegepersonal bereits über Unterkante Oberlippe belastet ist. (Meine Schwägerin ist eine davon).
Scheißegal was das Gesetz sagt.

Und jetzt rechne mal aus, wieviel der vollständige Ersatz Deiner eigenen Anzahl an Zivis durch ordentliche Vollzeitkräfte pro Jahr kosten würde. Vorausgesetzt Du findest hunderttausend.
Nein, ich rechne das nicht für Dich. Es ist Dein Lieblingsgesetz.

-jmw-
27.03.2008, 19:04
Diesen Mumpitz gab es schon in ähnlicher Weise in der DDR. Nur eben mit Mauer drumrum. Damit die Abiturienten nicht auf die Idee kamen, im Ausland studieren zu wollen, und dann dort vielleicht noch so viel Gefallen finden, dass sie gleich dort bleiben würden.
Durchaus richtig.

-jmw-
27.03.2008, 19:07
Es ist aber nicht erlaubt, dass ein Zivildienstleistender einen regulären Arbeitsplatz ersetzt. Die Zivildienstleistenden dürfen in ihrer Dienststelle das Personal nur ergänzen, auf keinen Fall aber welches ersetzen. Anders ausgedrückt: Alle Zivildienststellen MÜSSEN auch ohne Zivis funktionieren.
Ich hab während meiner Zivizeit nahezu jeden Tag eine Vollzeitkraft ersetzt.

tommy3333
27.03.2008, 19:47
Das verstehe ich nicht. Wieso sollte er sich das nicht leisten können?
Don hat es schon erklärt.

Ohne die "billigen" Zivis, die eigentlich Aufgaben von Pflegepersonal in den entspr. Einrichtungen übernehmen, müssten die Pflegeheime diese Zivis durch "normales" ausgebildetes Pflegepersonal ersetzen, die Kassen müssten diese Mehrkosten bezahlen und sie sich von den Beitragszahlern zurückholen, was wiederum den Faktor Arbeit stärker belastet.

Felidae
27.03.2008, 19:52
Schön. Dann bricht das System zusammen.

-jmw-
27.03.2008, 20:31
Dann gibt es Chaos.
Wer will das?

Nichtraucher
27.03.2008, 23:21
Du kannst per Gesetz auch verbieten, daß Dich die Schwerkraft nach unten zieht.
Warst Du schonmal in einem Krankenhaus, bei den Sanis von Rotkreuz bis AWV oder in einem Pflegeheim oder liest du nur was Du zusammengoogelst?

Ja.


Es dürfte eine Binse sein, daß sämtliches Pflegepersonal bereits über Unterkante Oberlippe belastet ist. (Meine Schwägerin ist eine davon).

Wenn es überlastet ist, müssen neue Pflegekräfte eingestellt werden, ganz einfach.


Scheißegal was das Gesetz sagt.

In einem Rechtsstaat ist das eben nicht egal.


Und jetzt rechne mal aus, wieviel der vollständige Ersatz Deiner eigenen Anzahl an Zivis durch ordentliche Vollzeitkräfte pro Jahr kosten würde. Vorausgesetzt Du findest hunderttausend.
Nein, ich rechne das nicht für Dich. Es ist Dein Lieblingsgesetz.

Woher willst du wissen, dass alle Zivis im Pflegebereich eingesetzt sind? Zu deiner Info: Es sind ca. 60 % der Zivis, die im Pflegebereich arbeiten. Demnach waren es 2007 ca. 42.000, die im Pflegebereich tätig waren, von daher müsste man keine Hunderttausend finden.


Schön. Dann bricht das System zusammen.

Warum ist es dann noch nicht zusammengebrochen, obwohl wir inzwischen 40% weniger Zivis haben als noch vor 5 Jahren?

Kittycat
28.03.2008, 08:51
Die Wehrpflicht bleibt Deutschland noch eine ganze Weile erhalten, da bin ich sicher.

Zentraler Grund dafür ist, dass sie hierzulande an erster Stelle weder juristisch (Verhältnismäßigkeit, Erforderlichkeit, Geeignetheit? Wehrgerechtigkeit? Gleichberechtigung der Geschlechter?), noch gesellschaftspolitisch (Vereinbarkeit von Demokratie und Dienstpflicht? Gleichberechtigung?), noch volkswirtschaftlich (Ausfall der Steuerleistungen und Sozialbeiträge der Wehr-/Zivildienstleistenden? Verzögerung des Berufseintritts bzw. Verlust eines Jahres der Lebensarbeitszeit?) gesehen wird, sondern rein emotional.

Seit über fünfzig Jahren ist die Bundeswehr - "unsere Bundeswehr", wie Unions-, SPD- und FDP-Politiker schon immer, und seit dem Kosovo-Einsatz mitunter auch Grünen-Politiker gerne sagen - eine Wehrpflichtarmee. Dass sie mit ihrer Personalstärke von einst fast 500.000 Mann (seinerzeit die zweitgrößte Armee der NATO!) und ihrem damals von hochrangigen Militärs aller Bündnispartner gelobten Ausbildungsstandard (ob dieser nicht auch oder gar eher noch von einer Berufsarmee erreicht worden wäre, ist spekulativ) einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet hat, die Staaten des Warschauer Paktes in Schach zu halten, ist unbestreitbar. Millionen Menschen in den "alten Bundesländern" haben das nicht ganz verkehrte Gefühl, der Bundeswehr Jahrzehnte des Lebens in Freiheit, Sicherheit und Wohlstand mit zu verdanken. Millionen Familien haben nun schon zwei Generationen von Bundeswehrsoldaten gestellt.

Bei Unglücken und Katastrophen im In- oder Ausland hat die Bundeswehr stets erfolgreich Hilfe geleistet - "unser THW mit Waffen", Freunde und Helfer in Deutschland, sympathische Botschafter im Ausland. "Da war auch unser Sohn, Schwiegersohn, Enkel, Neffe...", oder "mein Mann, Vater, Bruder, Onkel, Freund, Lebensgefährte..."

Die Bundeswehr und auch der Zivildienst haben durchaus noch so etwas von "Schulen der Nation", nach Meinung vieler Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten usw. ist es durchaus nützlich für einen jungen Mann, Wehr- oder Zivildienst zu leisten: sie sammeln wertvolle Erfahrungen, lernen dass man als Erwachsener Verantwortung tragen muss, tun mal etwas für die Gesellschaft... "Unser Sohn leistet jetzt Zivildienst in einem Altenheim" - klingt doch sympathisch, oder?

Die Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht würde viele Menschen also auf die eine oder andere Weise durchaus "ins Herz treffen", jedenfalls enttäuschen oder irritieren, denn sie erschiene ihnen als Bruch mit etwas Bewährtem, mit einer Tradition, mit einem Stück gesellschaftlicher Normalität, mit etwas, das in Deutschland einfach zum Leben dazugehört.

Der mit der Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht zu erzielende Gewinn ist demgegenüber gering. Es lohnt sich für eine Partei einfach nicht, konsequent für die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht einzutreten. Sie macht sich dadurch bei ihren Konkurrenten, die zugleich ihre potenziellen Koalitionspartner sind, nur unbeliebt und gefährdet Koalitionsmöglichkeiten, mithin also die Mitsprache und Mitgestaltung bei als wesentlich wichtiger empfundenen Entscheidungen.

Wahlen gewinnt man als "Anti-Wehrpflicht-Partei" definitiv nicht: Frauen unterliegen nicht der Wehrpflicht, rund 51% der Bevölkerung fallen also schon einmal als dadurch zu überzeugende Wähler aus. Der Effekt der Wehrpflicht auf Frauen als Partnerinnen wehrpflichtiger Männer ist gering: viele junge Frauen haben ältere Partner, die den Wehrdienst schon abgeleistet haben, viele Männer werden ausgemustert oder leisten Zivildienst, bleiben also täglich in der Nähe ihrer Partnerin - für Frauen besteht kaum Grund, gezielt "die Wehrpflicht abzuwählen".

Weiter betrifft der Wehr-/Zivildienst selbst ja auch nur sehr junge Männer, nicht eigentlich die ganze männliche Bevölkerung, und die Einstellung zur Wehrpflicht wandelt sich mit der Zeit. Ich habe das selbst erlebt: am Gymnasium fluchen sie wie die Rohrspatzen wenn sie zur Musterung müssen, ein paar Jahre später an der Uni werden sie melancholisch, wie schön und witzig es doch beim Bund war, was das doch für eine schöne Zeit war, wie gerne sie diese noch mal erleben würden... Männer die bereits beim Bund waren, wählen die Wehrpflicht auch nicht gezielt ab.

Wenn Sie überhaupt da waren - immer mehr müssen ja gar nicht, werden ausgemustert, befreit, zurückgestellt oder "vergessen". Natürlich mag es auch unter diesen den einen oder anderen geben, der aus politischen Gründen die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht fordert, aber er hat eben andere konkrete Probleme, die sehr viel wahrscheinlicher seine Wahlentscheidung beeinflussen.

Konsequent die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht zu fordern bringt einer Partei also maximal einige wenige tausend Stimmen junger Männer, die den Wehrdienst noch vor oder gerade hinter sich haben und ihm ablehnend gegenüberstehen bzw. -standen. Dafür riskiert man zugleich, andere Wähler abzuschrecken und mit der für nicht verhandelbar erklärten Forderung nach Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht bei der Koalitionsbildung außen vor zu bleiben, und somit weniger Einfluss auf die für wichtiger und interessanter befundenen Themen wie Arbeitsmarkt, Steuern, Gesundheit, "Klimaschutz" usw. nehmen zu können.

Ich sehe also nicht, was in absehbarer Zeit passieren könnte oder sollte, das zu einer Abschaffung der Wehrpflicht führt. Vielmehr gehe ich soweit zu sagen: würde ich heute Mutter eines Sohnes, bekäme er mit 18 auch noch Post von der Bundeswehr...

Bergischer Löwe
28.03.2008, 12:20
Wenn man sieht, wie der Offiziersnachwuchs bei der BW ausgebildet wird. Nämlich zum brilletragenden Schreibtisch - Strategen. Vollgepumpt mit BWL Studium, blasser Hautfarbe und schmächtiger Statur steht da so ein 24 jähriger Leutnant und kann nicht mal ein MG zerlegen. Mit solchen Leuten - und die BW mag solche Offiziere gerne - wäre eine Berufsarmee sinnlos. Wenn ich mir dagegen Beispiele von "damals" (ich meine die letzte deutsche Berufsarmee - die Reichswehr) anschaue stellt sich mir oft die Frage nach dem eigentlichen Sinn der Bundeswehr überhaupt.

-jmw-
28.03.2008, 15:02
Ich finde die Idee eines 24-jährigen Leutnants an sich schon merkwürdig.
Offiziere sollten a bissl älter sein.

Manfred_g
28.03.2008, 15:28
Die Wehrpflicht bleibt Deutschland noch eine ganze Weile erhalten, da bin ich sicher...

Schöner Einstandsbeitrag, der -nebenbei gesagt- sich auch gut mit meiner Sichtweise deckt. :)
Dennoch soll man die Hoffnung nicht aufgeben.

Alion
28.03.2008, 15:49
ich denke die wehrpflicht wird es
nicht mehr lange geben. wieso auch?
sie ist nicht mehr zeitgemäß. für die neuen
aufgaben und herausforderungen brauchen
wir eine motivierte, gut ausgebildete und
ausgerüstete berufsarmee.

Dem stimme ich zu 100% zu. Ergänze nur um den Zusatz auch gut bezahlte Berufsarmee.

MfG
Alion

Nichtraucher
28.03.2008, 16:37
Die Wehrpflicht bleibt Deutschland noch eine ganze Weile erhalten, da bin ich sicher.

Dazu müsste die Wehrgerechtigkeit wiederhergestellt werden. Dass diese seit einigen Jahren nicht mehr gegeben ist und es demnach so nicht mehr weitergehen kann, haben bis auf die Union inzwischen alle Parteien erkannt.


Zentraler Grund dafür ist, dass sie hierzulande an erster Stelle weder juristisch (Verhältnismäßigkeit, Erforderlichkeit, Geeignetheit? Wehrgerechtigkeit? Gleichberechtigung der Geschlechter?), noch gesellschaftspolitisch (Vereinbarkeit von Demokratie und Dienstpflicht? Gleichberechtigung?), noch volkswirtschaftlich (Ausfall der Steuerleistungen und Sozialbeiträge der Wehr-/Zivildienstleistenden? Verzögerung des Berufseintritts bzw. Verlust eines Jahres der Lebensarbeitszeit?) gesehen wird, sondern rein emotional.

Ich befasse mich nun seit mehreren Jahren mit dem Sinn und Zweck der Wehrpflicht. Die Argumente sind selten emotional, sondern meistens rational, sprich, es wird genau auf diese jurisitischen, gesellschaftspolitischen und volkswirtschaftlichen Punkte eingegangen.



Bei Unglücken und Katastrophen im In- oder Ausland hat die Bundeswehr stets erfolgreich Hilfe geleistet - "unser THW mit Waffen", Freunde und Helfer in Deutschland, sympathische Botschafter im Ausland.

Und dafür ist die Wehrpflicht nötig? Können Berufssoldaten so etwas denn nicht? (Abgesehen davon, dass die Bundeswehr zu ca. 80% aus nicht wehrpflichtigen Soldaten besteht...)


"Da war auch unser Sohn, Schwiegersohn, Enkel, Neffe...", oder "mein Mann, Vater, Bruder, Onkel, Freund, Lebensgefährte..."

Muss es deswegen gut sein? Mein Opa, meine Großonkel, meine Urgroßväter und meine Ururgroßväter waren - der Wehrpflicht sei dank - alle im Krieg und sind größtenteils schwer verwundet worden, einige sind auch gefallen. Ja, bei der deutschen Armee waren sie damals alle. Ein Segen, dass das der heutigen Generation heute ersprart bleibt. Es ist nicht immer schlecht, wenn man mit alten Traditionen bricht.


Die Bundeswehr und auch der Zivildienst haben durchaus noch so etwas von "Schulen der Nation",

Eine Schule der Nation gibt es bereits, die Einrichtung nennt sich auch passenderweise Schule.


nach Meinung vieler Eltern, Großeltern, Onkels und Tanten usw. ist es durchaus nützlich für einen jungen Mann, Wehr- oder Zivildienst zu leisten: sie sammeln wertvolle Erfahrungen, lernen dass man als Erwachsener Verantwortung tragen muss,

Wertvolle Erfahrungen sammeln junge Menschen auch im Berufsleben. Ich selbst habe zwei Berufsausbildungen hinter mir, Verantwortung, Pünktlichkeit, Teamfähigkeit usw. habe ich dort alles gelernt, obwohl ich bis jetzt nicht einen Tag Wehr- oder Zivildienst geleistet habe.


tun mal etwas für die Gesellschaft... "Unser Sohn leistet jetzt Zivildienst in einem Altenheim" - klingt doch sympathisch, oder?

Die Reaktion vieler: "Unser nicht, für den wäre das auch nix, aber er wurde ja auch zum Glück ausgemustert, darum konnte er ja gleich nach dem Abitur studieren, wie seine Schwester auch."


Die Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht würde viele Menschen also auf die eine oder andere Weise durchaus "ins Herz treffen", jedenfalls enttäuschen oder irritieren, denn sie erschiene ihnen als Bruch mit etwas Bewährtem, mit einer Tradition, mit einem Stück gesellschaftlicher Normalität, mit etwas, das in Deutschland einfach zum Leben dazugehört.

Wie schon oben beschrieben: Manchmal muss man eben mit Traditionen brechen. Es war, wie schon erwähnt, früher für die allermeisten Generationen nichts ungewöhnliches, mal in den Krieg ziehen zu müssen und dann gute Freunde, Verwandte oder gar sein eigenes Leben zu verlieren. Das wurde nach '45 dadurch entschärft, dass es zwar weiterhin die Wehrpflicht (die auf einmal ein Kind der Demokratie war) gab, jedoch keinen Krieg. Der nächste Schritt wird der sein, dass es nicht nur keinen Krieg, sondern auch keine Wehrpflicht mehr geben wird - wie so vieles: Heute gibt es auch keine Kinderarbeit mehr, kein Klassenwahlrecht, die Kirche hat wesentlich an Einfluss verloren (sprich mal in Bayern mit Frauen über 70 darüber) und die jungen Männer treten auch nicht mehr automatisch in den Fußstapfen des Vaters (Mein Opa war Schreiner, mein Vater war Schreiner, also muss ich auch Schreiner werden).


Der mit der Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht zu erzielende Gewinn ist demgegenüber gering. Es lohnt sich für eine Partei einfach nicht, konsequent für die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht einzutreten. Sie macht sich dadurch bei ihren Konkurrenten, die zugleich ihre potenziellen Koalitionspartner sind, nur unbeliebt und gefährdet Koalitionsmöglichkeiten, mithin also die Mitsprache und Mitgestaltung bei als wesentlich wichtiger empfundenen Entscheidungen.

Derzeit sind praktisch alle Parteien für die Abschaffung bzw. Aussetzung der Wehrpflicht: Neben den Splitterparteien sind dies auch nenneswerte Parteien wie die SPD, die Grünen, die FPD und die Linken. Befürworter findet man nur noch bei den Unionspartein sowie bei den rechten Splitterparteien.


Wahlen gewinnt man als "Anti-Wehrpflicht-Partei" definitiv nicht: Frauen unterliegen nicht der Wehrpflicht, rund 51% der Bevölkerung fallen also schon einmal als dadurch zu überzeugende Wähler aus.

Das stimmt nicht. Ich kenne eine Menge Frauen, die die Wehrpflicht ablehnen, obwohl sie selbst davon nie betroffen waren. Eine davon ist meine Mutter, die nebenbei auch noch Offizierstochter ist. Gründe, warum Frauen die Wehrpflicht ablehnen, sind vielseitig: Viele, weil sie Krieg und Militär an sich ablehnen. (Die Tatsache, dass mein Opa noch mit ca. 50 zur Bundeswehr wechselte führte auch letzten Endes zur Scheidung von meiner Oma, die diesen Schritt nie bereut hat). Andere, weil sie einsehen, wie Männer dadurch benachteiligt werden. Wieder andere, weil sie sehen, wie ihren Freunden und/oder Söhnen dadurch Steine in den Weg gelegt werden, was das berufliche Fortkommen anbelangt. Dem Großteil der Frauen mag die Wehrpflicht zwar nicht so dermaßen am Herzen liegen wie den meisten Männern, jedoch gibt es auch viele Frauen, die sie ablehnen.


Der Effekt der Wehrpflicht auf Frauen als Partnerinnen wehrpflichtiger Männer ist gering: viele junge Frauen haben ältere Partner, die den Wehrdienst schon abgeleistet haben, viele Männer werden ausgemustert oder leisten Zivildienst, bleiben also täglich in der Nähe ihrer Partnerin - für Frauen besteht kaum Grund, gezielt "die Wehrpflicht abzuwählen".

Meine Partnerin ist drei Jahre älter als ich und habe bisher noch keinen Dienst abgleistet. Früher war es normal, dass Männer jüngere Frauen haben, doch auch hier ist der gesellschaftliche Zwang nicht mehr so extrem. Ich kenne sogar verhältnismäßig viele Paare, bei denen die Frau älter ist, auch wenn dies - zugegeben - nach wie vor die Minderheit ist. Übrigens: Auch beim Zivildienst kann man an einem Ort fern der Heimat eingesetzt werden. Warum es für Frauen sehr wohl Gründe gibt, die Wehrpflicht abzuwählen (die Mehrheit der Frauen wählt sowieso Parteien, die gegen die Wehrpflicht sind).


Weiter betrifft der Wehr-/Zivildienst selbst ja auch nur sehr junge Männer, nicht eigentlich die ganze männliche Bevölkerung, und die Einstellung zur Wehrpflicht wandelt sich mit der Zeit.

Wie definieren Sie "sehr jung"?


Ich habe das selbst erlebt: am Gymnasium fluchen sie wie die Rohrspatzen wenn sie zur Musterung müssen, ein paar Jahre später an der Uni werden sie melancholisch, wie schön und witzig es doch beim Bund war, was das doch für eine schöne Zeit war, wie gerne sie diese noch mal erleben würden... Männer die bereits beim Bund waren, wählen die Wehrpflicht auch nicht gezielt ab.

Ich kenne mehrere, die beim Bund waren oder sind. Einer hat damals sehr enthusiastisch seinen Dienst angetreten und war nach wenigen Wochen immer deprimierter. Dummerweise hatte er sich zuvor nicht darüber informiert, was ein Wehrpflichtiger eigentlich "verdient". Als er dann seine Abrechnung bekam, rastete er erstmal aus und zeriss diese vor lauter Wut auf diesen Verein. Noch heute, 7 Jahre später, hat er einen Hass auf die Bundeswehr und betrachtet die Zeit im Nachhinein als vertane Zeit, die er besser hätte investieren können. Zwei weitere Bekannte haben sich freiwillig, bevor sie ihren Wehrdienst angetreten sind, für den Bund gemeldet, beide für 12 Jahre. Der eine versucht zurzeit, nachdem er jetzt 5 Jahre dabei ist, sich nachträglich ausmustern zu lassen und ist deswegen seit einigen Wochen in psychiatrischer Behandlung. Der andere hat seinen Dienst erst im Januar angetreten, hat aber vor paar Wochen zu mir gemeint, dass dies der größte Fehler seines Lebens gewesen sei. Wirklich viele, die begeistert von ihrer BW-Zeit erzählen, kenne ich nicht. Mein Vater hat es z. B. nie bereut, dass er anno 1970 nach 3 Monaten aus der BW ausscheiden konnte, da er damals einer der wenigen anerkannten KDV war. Mein Onkel weiß auch nicht viel Gutes von seiner BW-Zeit zu berichten (Ende der 70er), außer, dass er am letzten Tag seinen Vorgesetzten beleidigte, weshalb ihm das Entlassungsgeld gestrichen und er auch unehrenhaft entlassen wurde. "Das war's mir wert.", sagt er auch heute noch, 30 Jahre später.


Wenn Sie überhaupt da waren - immer mehr müssen ja gar nicht, werden ausgemustert, befreit, zurückgestellt oder "vergessen". Natürlich mag es auch unter diesen den einen oder anderen geben, der aus politischen Gründen die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht fordert, aber er hat eben andere konkrete Probleme, die sehr viel wahrscheinlicher seine Wahlentscheidung beeinflussen.

Ich für meinen Teil lege mein Hauptaugenmerk bei den Wahlen inzwischen darauf, wie die jeweilige Partei zur Wehrpflicht steht. Natürlich machen das nicht alle so, aber wer gegen die Wehrpflicht ist, wird wohl kaum mehr die Unionsparteien wählen.


Konsequent die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht zu fordern bringt einer Partei also maximal einige wenige tausend Stimmen junger Männer, die den Wehrdienst noch vor oder gerade hinter sich haben und ihm ablehnend gegenüberstehen bzw. -standen. Dafür riskiert man zugleich, andere Wähler abzuschrecken und mit der für nicht verhandelbar erklärten Forderung nach Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht bei der Koalitionsbildung außen vor zu bleiben, und somit weniger Einfluss auf die für wichtiger und interessanter befundenen Themen wie Arbeitsmarkt, Steuern, Gesundheit, "Klimaschutz" usw. nehmen zu können.

Wie gesagt, die einzig ernstzunehmende Partei, die die Beibehaltung der Wehrpflicht fordert, ist die Union. Und ich glaube kaum, dass die Wähler, die Wehrdienst abgeleistet haben und ansonsten Nicht-CDU/CSU-Wähler sind, deswegen das nächste mal CDU/CSU wählen werden.


Ich sehe also nicht, was in absehbarer Zeit passieren könnte oder sollte, das zu einer Abschaffung der Wehrpflicht führt.

Ich schon: Es ist keine Wehrgerechtigkeit mehr gegeben, 60% der jungen Männer müssen keinen Dienst leisten, diejenigen, die noch eingezogen werden fühlen sich deshalb ungerechter behandelt als alle Dienstleistenden vor ihnen. Ob sie sich finanziell lohnt, darf bestritten werden. Schon 1999 kam selbst eine Studie der Universität der Bundeswehr zum Schluss, dass die Berufsarmee auch finanziell sinnvoller wäre. Stellt sich noch die Frage, ob die Bundeswehr die Wehrpflichtigen überhaupt braucht, schließlich sind ca. 80% der BW-Soldaten eben keine Wehrpflichtigen. Und letzten Endes sind 4 der 5 im Bundestag vertretenen Fraktionen gegen die Wehrpflicht.


Vielmehr gehe ich soweit zu sagen: würde ich heute Mutter eines Sohnes, bekäme er mit 18 auch noch Post von der Bundeswehr...

Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch letzten Endes zur BW eingezogen wird, liegt derzeit bei 15%, also nicht viel höher, dass Guido Westerwelle der nächste Bundeskanzler wird.

Kittycat
28.03.2008, 19:21
Zunächst einmal möchte ich ein offensichtliches Missverständis ausräumen: die von mir zitierten Argumente für die Wehrpflicht mache ich mir nicht zu eigen. Ich lehne jedwede staatliche Dienstpflicht als illegitim ab, entsprechende verweigere ich auch jedwede Diskussion über eine solche auf der Basis sachlicher Vor- und Nachteile.

Betrachte ich jedoch die in Politik und Gesellschaft geführte Sachdiskussion über die Beibehaltung oder Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht so muss ich festhalten, dass die Argumente der Wehrpflichtbefürworter bestenfalls schwach, und schlimmstenfalls falsch bzw. widerlegt sind. Einen stichhaltigen Grund für den Beibehalt der Wehrpflicht gibt es nicht, die Gründe die genannt werden kann niemand ernsthaft glauben - im Kern geht es um Emotionen, und denen kommt man mit Argumenten nun einmal nicht bei.

Auch mit dem Verweis auf den Mangel an Wehrgerechtigkeit nicht. Dieser ist entgegen populärem Glauben übrigens kein Problem, das sich erst seit dem Ende der Blockkonfrontation in Europa stellt. Es ist sehr viel älter. Bereits 1970 (!) schlug der damalige Verteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt mit Blick auf die Zahl der zwar tauglichen, aber zu keinem Dienst herangezogenen jungen Männer eines Jahrganges vor, die Bundeswehr zu einer Berufsarmee umzubauen. Anders formuliert: seit bald vierzig Jahren krankt die Wehrpflicht in Deutschland an fehlender Wehrgerechtigtkeit. Zu ihrer Aussetzung/Abschaffung gereichte dieser Umstand aber niemals: weder als er erstmals Gegenstand der politischen Diksussion wurde, noch nach dem Ende der Blockkonfrontation zwanzig Jahre später, noch mit dem endgültig vollzogenen Wandel der Bundeswehr zur "Einsatzarmee" weitere zehn Jahre später.

Die Politik ist sich im Wesentlichen einig, dass sie die Wehrgerechtigkeit nicht an der Gesamtzahl der wehrpflichtigen Angehörigen eines Jahrganges messen will, sondern an der Zahl der tatsächlich verfügbaren Wehrpflichtigen. Und diese lässt sich durch Ausmusterungsquoten sowie die Genese immer neuer Befreiungs- und Zurückstellungstatbestände jederzeit ganz bequem dem Bedarf der Bundeswehr anpassen, so dass Verteidigungsminister vermelden kann, über 99% der für den Wehrdienst verfügbaren Wehrpflichtigen eines Jahrganges seien auch zu einem Dienst herangezogen worden.

Die Rechtssprechung wird diese Praxis auch nicht beenden. Das Bundesverfassungsgericht hält sich bei diesem Thema strikt an seine selbst auferlegte und ausgesprochen ungewöhnliche Selbstbeschränkung, der zu Folge die Frage nach dem Bestand oder der Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht eine rein politische Entscheidung und der richterlichen Würdigung nicht zugänglich sei. Ein Urteil des Verwaltungsgerichtes Köln, das auf die Anfechtungsklage eines Wehrpflichtigen hin dessen Einberufungsbescheid als rechtswidrig aufgehoben hatte, da die Einberufungspraxis das Willkürverbot verletze, wurde in der Berufung vom Oberverwaltungsgericht Münster kassiert.

Wie und warum soll sich also jetzt bzw. in der näheren Zukunft plötzlich die Auffassung bahnbrechen, dass die fehlende Wehrgerechtigkeit die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht gebietet?

Zumal auch die Aussage, alle Parteien außer CDU und CSU träten für die Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht ein, so nicht richtig ist: offiziell bekénnen sich nur FDP, Bündnis 90/Die Grünen und die Linkspartei zur Aussetzung/Abschaffung der Wehrpflicht, wobei dies wiederum auch nur in den beiden letztgenannten Parteien unumstritten ist. In der FDP gibt es noch immer zahlreiche Wehrpflichtbefürworter, ebenso wie in der SPD, die das Ziel, die Wehrpflicht auszusetzen/abzuschaffen daher auch noch nicht offiziell formuliert hat.

Die rot-grüne Bundesregierung unter den beiden Kriegsdienstverweigerern (!) Gerhard Schröder und Joschka Fischer hatte sieben Jahre lang Zeit, die Wehrpflicht auszusetzen/abzuschaffen - sie hat es nicht getan. Im Gegenteil, die Abgeordneten von SPD und Bündnisgrünen haben sogar einen entsprechenden Antrag der FDP-Fraktion abgelehnt!

Edmund
28.03.2008, 23:02
Wie lange wird es hierzulande noch die Wehrpflicht geben?
Vermutlich noch lange.
Usrael braucht schließlich immer Nachschub an Kanonenfutter für ihre imperialistischen Kriege.

tommy3333
29.03.2008, 00:20
Die Aussetzung oder Abschaffung der Wehrpflicht würde viele Menschen also auf die eine oder andere Weise durchaus "ins Herz treffen", jedenfalls enttäuschen oder irritieren, denn sie erschiene ihnen als Bruch mit etwas Bewährtem, mit einer Tradition, mit einem Stück gesellschaftlicher Normalität, mit etwas, das in Deutschland einfach zum Leben dazugehört.

Warum sollte es Menschen "ins Herz treffen", wenn sie auf freiwilliger Basis das gleiche tun könnten, wozu es vormals noch eine Pflicht gegeben hätte?

The_Darwinist
29.03.2008, 00:27
Ich hoffe mal, dass sie so bald es geht, abgeschafft wird!
Rein aus Prinzip!
Wenn wieder um deutscher Interessen Willen am Arsch der Wlt eingegriffen wird, dann sollen die Schlächter dafür wenigstens anständig bezahlt werden!
Und uns nicht dauernd darüber vollabern, wie anstrengend der Job ist!
Immerhin gibt es dafür Busch-Zulage!
Wer aus Prinzip keine minderjährigen Drogenhändler erschlagen möchte, der sollte sich fragen, ob er in einer Armee der Deutschen wirklich zuhause ist!
Die einen suchen neue Drogenanbaugebiete, die andere Kindernutten beiderlei Geschlechts, noch andere suchen Opium-kuriere!
Kann man alles im selben Container rüberschaffen!
Also, scheiss drauf!
Politik ist immer nur das Gejammer derer, die sich ihre Taschen nicht gut genug füllen dürfen!

Kittycat
29.03.2008, 11:18
Warum sollte es Menschen "ins Herz treffen", wenn sie auf freiwilliger Basis das gleiche tun könnten, wozu es vormals noch eine Pflicht gegeben hätte?

Nun, ich sprach dabei nicht nur von den jungen Männern, die gerade Wehrdienst leisten oder voraussichtlich bald leisten müssen, sondern von der ganzen Bevölkerung.

Denn dass die Bundeswehr elementar dazu beigetragen hat, die gewaltsame Ausbreitung des Kommunismus nach West-Europa zu verhindern, und sie Garantin für Frieden, Freiheit und Wohlstand in der Bundesrepublik in den Jahrzehnten des Kalten Krieges war, ist unbestreitbar. Ob sie das auch als Berufsarmee gewesen wäre bzw. hätte sein können (Helmut Schmidt jedenfalls, eher als "harter" Pragmatiker denn als Träumer und Idealist bekannt, bejaht es jedenfalls) ist heute letztlich insofern egal, als dass diese Erfolge nun einmal von einer Wehrpflichtarmme errucht wurden. Eine Berufsarmee hätte sie auch erreichen können, eine Wehrpflichtarmee hat sie erreicht. Sagen nun die Wehpflichtanhänger unter den Politikern: "Die Wehrpflicht hat sich bewährt", dann sagen Millionen Deutsche: "Stimmt!".

Bis heute erzielt die Bundeswehr in Umfragen danach, welchen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen die Menschen in Deutschland vertrauen, hervorragende Ergebnisse von über 70% - nur hinter der Polizei, aber sogar weit vor dem Bundesverfassungsgericht, und vor Bundestag-, -rat und -regierung, Medien und Parteien sowieso. Auch dieses Vertrauen gilt nun einmal einer Armee, die seit mittlerweile über fünfzig Jahren eine Wehrpflichtarmee ist. Dass eine Berufsarmee das gleiche Ansehen genießen könnte, ist wiederum nachranging, denn eine Wehrpflichtarmee genießt es. Sprechen nun die bereits erwähnten Wehrpflichtanhänger unter den Politikern davon, dass diese intakte Beziehung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und ihren Streitkräften ganz wesentlich den Wehrpflichtigen zu verdanken sei, die quasi an der familiären Kaffeetafel als Repräsentanten der Bundeswehr wirken, und, eben weil sie keine eingefleischten Soldaten sondern ganz normale junge Männer sind, die ihre Charaktere, Bedürfnisse und Ansichten in die Bundeswehr einbringen, dazu beitrügen, dass diese so menschlich, bürgernah und vertrauenswürdig ist, dann sagen Millionen Deutsche wieder: "Stimmt!"

Natürlich mag man einwenden es könne ja wohl nicht sein, dass Frauen, aus diversen Gründen Ungediente, Männer die ihren Wehrdienst vor Jahrzehnten abgeleistet haben usw. darüber bestimmen, ob junge Männer heute Wehrdienst leisten müssen oder nicht, denn sie entschieden dabei ja über etwas, das sie gar nicht beträfe.

Das ist die Logik des Libertarismus, des Selbsteigentumes und des Minimalstaates. Die gilt in Deutschland aber nicht. Als deutsche(r) Staatsbürger(in) zahlt man nicht einfach pauschale Zwangsbeiträge (Steuern) für bestimmte zur verfügung stehende Dienstleistungen (Polizei, Feuerwehr, Rechtssprechung usw.) und hat im Übrigen seine Ruhe - schön wär's.

Die Realität sieht aber anders aus: in Deutschland wird man in eine Art "Gesellschaftseigentum" hineingeboren, man gehörst nicht allein sich selbst, sondern auch der Gemeinschaft (und ist im Gegenzug als Mitglied der Gemeinschaft auch Miteigentümer(in) seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger). Ob junge Männer nun Wehrdienst leisten müssen oder nicht hat, so das Argument, Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft (womit noch nicht einmal allein die Personalstärke der Bundeswehr gemeint ist, sondern vielmehr die politische und gesellschaftliche Dimension dieser Frage), also entscheidet auch die ganze Gesellschaft über diese Frage.

Und diese wiederum hängt insgesamt, wie bereits dargelegt, aus vielfältigen emotionalen Gründen der Wehrpflicht an. Also bleibt die Wehrpflicht bestehen, egal was die eigentlich Betroffenen persönlich oder zumindest mehrheitlich wollen.

tommy3333
29.03.2008, 12:12
Nun, ich sprach dabei nicht nur von den jungen Männern, die gerade Wehrdienst leisten oder voraussichtlich bald leisten müssen, sondern von der ganzen Bevölkerung.

Denn dass die Bundeswehr elementar dazu beigetragen hat, die gewaltsame Ausbreitung des Kommunismus nach West-Europa zu verhindern, und sie Garantin für Frieden, Freiheit und Wohlstand in der Bundesrepublik in den Jahrzehnten des Kalten Krieges war, ist unbestreitbar. Ob sie das auch als Berufsarmee gewesen wäre bzw. hätte sein können (Helmut Schmidt jedenfalls, eher als "harter" Pragmatiker denn als Träumer und Idealist bekannt, bejaht es jedenfalls) ist heute letztlich insofern egal, als dass diese Erfolge nun einmal von einer Wehrpflichtarmme errucht wurden. Eine Berufsarmee hätte sie auch erreichen können, eine Wehrpflichtarmee hat sie erreicht. Sagen nun die Wehpflichtanhänger unter den Politikern: "Die Wehrpflicht hat sich bewährt", dann sagen Millionen Deutsche: "Stimmt!".
Genau das halte ich aber für einen Fehlschluss. Angesichts der Leistungen kann man zwar sagen "Die Bundeswehr hat sich bewährt", aber die Leistungen der Bundeswehr hängen nicht davon ab, ob sie sich aus Freiwilligen oder Wehrpflichtigen rekrutiert. Sie hängt vielmehr von Faktoren ab wie Organisation/Struktur und Ausbildung. Dabei sind die Ausbilder insbes. höherer Dienstgrade ohnehin Längerdienende, die ihren Dienst freiwillig verrichten. Wir sehen das ja auch z.Z. am Einsatz in Afghanistan (insbes. die Unterstützung der BW im Wiederaufbau), der ja von den gleichen Politikern und auch von den Afghanen selbst gelobt wird. Jedoch werden nur Soldaten in Krisenregionen, zu denen auch Afghanistan gehört, eingesetzt, die auf freiwilliger Basis für einen solchen Dienst bereit sind.


Bis heute erzielt die Bundeswehr in Umfragen danach, welchen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen die Menschen in Deutschland vertrauen, hervorragende Ergebnisse von über 70% - nur hinter der Polizei, aber sogar weit vor dem Bundesverfassungsgericht, und vor Bundestag-, -rat und -regierung, Medien und Parteien sowieso. Auch dieses Vertrauen gilt nun einmal einer Armee, die seit mittlerweile über fünfzig Jahren eine Wehrpflichtarmee ist. (...)
Dass aber der Polizeidienst ausschließlich von Freiwilligen ausgeübt wird, ist kein überzeugendes Argument für die Wehrpflicht. Das BVerfG ist nicht vergleichbar, weil ihre Arbeit viel höhere Anforderungen z.B. an die Bundesrichter oder Verfassungsrechtler im Allgemeinen stellt. Dass Medien und Parteien dagegen im unteren Bereich angesiedelt sind, hat ja wohl andere Gründe, auf die wir sicherlich nicht näher eingehen müssen.


Dass eine Berufsarmee das gleiche Ansehen genießen könnte, ist wiederum nachranging, denn eine Wehrpflichtarmee genießt es. Sprechen nun die bereits erwähnten Wehrpflichtanhänger unter den Politikern davon, dass diese intakte Beziehung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und ihren Streitkräften ganz wesentlich den Wehrpflichtigen zu verdanken sei, die quasi an der familiären Kaffeetafel als Repräsentanten der Bundeswehr wirken, und, eben weil sie keine eingefleischten Soldaten sondern ganz normale junge Männer sind, die ihre Charaktere, Bedürfnisse und Ansichten in die Bundeswehr einbringen, dazu beitrügen, dass diese so menschlich, bürgernah und vertrauenswürdig ist, dann sagen Millionen Deutsche wieder: "Stimmt!"
Das ist das einzigste Argument, dass ich zumindest noch nachvollziehen kann. Auf der anderen Seite erlaubt das GG die Freiheit eines jeden Einzelnen, seinen Beruf selbst zu wählen. Und es gibt dabei eben auch andere Berufe, z.B. aus dem Handwerk, Dienstleistungen oder Not- und Rettungsdienste (z.B. Feuerwehr), die in "Bürgernähe" einer Bundeswehr in nichts nachstehen - egal ob mit oder ohne Wehrpflicht.


Natürlich mag man einwenden es könne ja wohl nicht sein, dass Frauen, aus diversen Gründen Ungediente, Männer die ihren Wehrdienst vor Jahrzehnten abgeleistet haben usw. darüber bestimmen, ob junge Männer heute Wehrdienst leisten müssen oder nicht, denn sie entschieden dabei ja über etwas, das sie gar nicht beträfe.

Das ist die Logik des Libertarismus, des Selbsteigentumes und des Minimalstaates. Die gilt in Deutschland aber nicht. Als deutsche(r) Staatsbürger(in) zahlt man nicht einfach pauschale Zwangsbeiträge (Steuern) für bestimmte zur verfügung stehende Dienstleistungen (Polizei, Feuerwehr, Rechtssprechung usw.) und hat im Übrigen seine Ruhe - schön wär's.
Das ist eine politische Entscheidung, die nichts damit zu tun hat, ob sie von Frauen getroffen wird oder nicht. Der Liberale oder Libertäre lehnt i.d.R. jede Art von Fremdbestimmung ab.


Die Realität sieht aber anders aus: in Deutschland wird man in eine Art "Gesellschaftseigentum" hineingeboren, man gehörst nicht allein sich selbst, sondern auch der Gemeinschaft (und ist im Gegenzug als Mitglied der Gemeinschaft auch Miteigentümer(in) seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger). Ob junge Männer nun Wehrdienst leisten müssen oder nicht hat, so das Argument, Auswirkungen auf die ganze Gesellschaft (womit noch nicht einmal allein die Personalstärke der Bundeswehr gemeint ist, sondern vielmehr die politische und gesellschaftliche Dimension dieser Frage), also entscheidet auch die ganze Gesellschaft über diese Frage. (...)
Es mag vielleicht Realität sein, das bedeutet aber nicht, dass es dadurch ein Tabu sein muss. Daher ist die Beibehaltung der Wehrpflicht lediglich eine Frage des polit. Willens. Der einzigste Punkt, in dem ich Dir hierbei zustimmen kann, waärem dass eine Umwandlung der BW in eine Berufsarmee Konsequenzen haben wird.

(a) Es gibt dann auch keine Wehrdienstverweigerer und damait auch keine Berechtigung für den Zivildienst mehr.
(b) Zivis müssen durch ausgebildetes personal ersetzt und entsprechend bezahlt werden.
(c) Wer sich freiwillig für den Soladenberuf entscheidet, der wird die BW auch einen angemessenes Gehalt (bzw. Sold) erwarten dafür, dass er beim Einsatz in Krisenregionen oder im Verteidigungsfall seinen Kopf hinhält.

Die Personalstärke der BW sehe ich hierbei unkritisch, da es lediglich eine Frage des "Preises" (und ggf. auch der körperlichen Fitness und der demokrat. Grundeinstellung) ist, junge Menschen für den Soldatenberuf zu gewinnen. Für viele wäre das bestimmt auch eine interessantere Alternative als Hartz IV, und die Soldaten können dann zudem auch selbst (mit-)entscheiden, wie lange sie den Wehrdienst ausüben möchten. Ich sehe eher die Finanzierung als ein Hindernis für die Umwandlung der BW zur Berufsarmee an, die man zu riskieren aus der Sicht des Staates auch keinen Grund hat, solange die BW - dort, wo sie eingesetzt wird - auch gute Arbeit leistet.

Manfred_g
29.03.2008, 12:59
Ein Grund warum die Wehrpflicht evtl. doch abgeschafft werden könnte ist, daß wir Druck von unseren Bündnispartnern bekommen. Wir sind ja kaum noch bündnisfähig.

Kittycat
29.03.2008, 16:54
...

Noch einmal: ich mache mir die von mir zitierten und also solche seitens Bundesregierung, Bundestagsmehrheit u. a. angeführten Argumente für die Wehrpflicht und Gründe für deren Beibehaltung nicht zu eigen. Von daher bin ich die völlig falsche Ansprechpartnerin, um über deren Legitimität, Logik, Richtigkeit und Gewicht zu diskutieren.

Die Fragestellung dieser Diskussion lautet: "Wie lange wird es hierzulande noch die Wehrpflicht geben?", meine Antwort darauf ist, wie gesagt, dass ich eine Abschaffung oder Aussetzung in der näheren Zukunft nicht erwarte, und das begründe ich hier.

Meine Ansicht fußt darauf, dass das Festhalten an der Wehrpflicht trotz nun bereits jahrzehntelanger Kritik an dieser sowie einer fundamental veränderten Sicherheitslage, ebenso wie gegen alle Trens in NATO, EU und den sonstigen demokratischen Staaten der Welt, im Wesentlichen emotionale Gründe hat, gegen die Argumente nun einmal nichts ausrichten können.

Dem wird auch nicht abgeholfen werden, wenn entschiedene Wehrpflichtgegner mir hier nun mit ihren Argumenten gegen die Wehrpflicht sowie ihren Gegenargumenten zu den bekannten Argumenten für die Wehrpflicht entgegentreten. Denn Kern des Problems ist ja gerade, dass diese Frage in Deutschland eben nicht rational und auf Grund von Argumenten diskutiert wird, sondern mittels Emotionen, Stimmungmache, fragwürdigen Theorien und gewagten Schlüssen. Nichts anderes versuche ich hier zu verdeutlichen.

D-Moll
29.03.2008, 17:32
Hoffentlich immer.Aber bitte nur im und fürs Innland.

Nichts also mit schwulen Wehrdienstverweigerer und Wehrerrsatzdienst wo sie keine Displind , Kameradschaft , Zuverlässigkeit und Ordnung lernen.
Im Krankenhausdiensten kommen die Weicheier auch eher an Drogen , die diese Typen ja bekanntlich meist konservieren.


Eine zusätzliche freiwillige Sölderntruppe ähnlich einer Fremdenlegion kann es von mir aus auch geben.
Doch das ist dann jeden seine Sache, dort zu kämpfen und zu sterben für Söldnerlohn.

tommy3333
29.03.2008, 22:20
Noch einmal: ich mache mir die von mir zitierten und also solche seitens Bundesregierung, Bundestagsmehrheit u. a. angeführten Argumente für die Wehrpflicht und Gründe für deren Beibehaltung nicht zu eigen. Von daher bin ich die völlig falsche Ansprechpartnerin, um über deren Legitimität, Logik, Richtigkeit und Gewicht zu diskutieren.

Die Fragestellung dieser Diskussion lautet: "Wie lange wird es hierzulande noch die Wehrpflicht geben?", meine Antwort darauf ist, wie gesagt, dass ich eine Abschaffung oder Aussetzung in der näheren Zukunft nicht erwarte, und das begründe ich hier.

Meine Ansicht fußt darauf, dass das Festhalten an der Wehrpflicht trotz nun bereits jahrzehntelanger Kritik an dieser sowie einer fundamental veränderten Sicherheitslage, ebenso wie gegen alle Trens in NATO, EU und den sonstigen demokratischen Staaten der Welt, im Wesentlichen emotionale Gründe hat, gegen die Argumente nun einmal nichts ausrichten können.

Dem wird auch nicht abgeholfen werden, wenn entschiedene Wehrpflichtgegner mir hier nun mit ihren Argumenten gegen die Wehrpflicht sowie ihren Gegenargumenten zu den bekannten Argumenten für die Wehrpflicht entgegentreten. Denn Kern des Problems ist ja gerade, dass diese Frage in Deutschland eben nicht rational und auf Grund von Argumenten diskutiert wird, sondern mittels Emotionen, Stimmungmache, fragwürdigen Theorien und gewagten Schlüssen. Nichts anderes versuche ich hier zu verdeutlichen.

Nun, auch ich erwarte nicht, dass die Wehrpflicht abgeschafft wird - nur eben aus anderen Gründen, die weniger emotional, sondern viel mehr rational sind - und unabhängig davon, wie emotional die Diskussion in der Öffentlichkeit geführt wird. Das sind zwei Paar Stiefel.

Ich halte diese Emotionalisierung der öffentlichen Diskussion mit allen möglichen und auch unmöglichen emotionalen Gründen seitens der Politik auch nur für vorgeschoben. Welcher Politiker würde auch gern zugeben wollen, seine Soldaten und Zivis mehr schlecht als recht zu bezahlen? Der Wehrsold (http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrsold#Wehrsoldgruppen) liegt zwischen ca. knapp 300 (Soldat im 1.-3- Dienstmonat) und knapp 1100 EUR (Hauptgefreiter im 19.-23. Dienstmonat). Zivis erhalten die gleichen Bezüge wie Wehrdienstleistende. Mehr steckt aus meiner Sicht am Festhalten an der Wehrpflicht nicht dahinter.

Manfred_g
30.03.2008, 12:07
Dann gibt es Chaos.
Wer will das?

Wollen tut das niemand, aber die Wehrpflicht und damit einhergehende Zwangsdienste will ich noch viel weniger.
Es ist unerträglich, so zu tun, als würden der Gesellschaft, die gesamtheitlich aus etwa 80 Mio. Menschen besteht, durch die Abschaffung der Zwangsdienste "unzumutbare Kosten entstehen", während man gleichzeitig aber mit größter Kaltschnäuzigkeit bereit ist, genau diese Kosten einen Minderheit aufzubürden.

Irgendjemand bleibt auf den Kosten immer sitzen. Wenn ich eine Ware ordnungsgemäß bezahle, trage ich die Kosten. Stehle ich sie hingegen dem Händler, bleibt er auf den Kosten sitzen. "Billiger" wird die Sache dadurch nur für den Dieb.

Könnte man auf diese Weise wirklich Geld insgesamt einsparen, müßte man fragen ob wir nicht fast alle anfallenden Arbeiten zwangsweise an jemanden delegieren könnten. Wie wärs mit einem Jahr Müllabfuhr, Straßenreinigung, Landschaftspflege etc. Man merkt aber schnell, daß es a) einen bald selbst treffen könnte, und b) (das merkt man nicht so schnell, die Deutschen merken es offenbar mehrheitlich bis heute nicht) daß durch diesen Rückschritt in der arbeitsteiligen Gesellschaft eher Geld und damit Wohlstand verbrannt wird. Denn eine Säule des modernen Wohlstandes liegt nunmal darin, jeden möglichst den Job verrichten zu lassen, den er am liebsten mag und am besten kann.