Silencer
08.03.2008, 13:28
Im Blog "Die Zeit Jörg Lau" befindet sich ein sehr interessanter Kommentar des
Users Molinocampo, der Jörg Lau seine Definition des Begriffs "Systempresse" liefert.
Sehr lesenswert.
Quelle: Kommentar Nr.20 (http://blog.zeit.de/joerglau/2008/03/06/geheime-krafte-vertuschen-den-brand-von-ludwigshafen_1081)
Der ganze Kommentar von @Molinocampo:
"Ich würde die Definition "Systempresse" jedoch von “Innen”, vom Wesen des Werkzeugs gewissermaßen, aus ansetzen…..
- Die Angehörigen der Systempresse wähnen sich als einzige verlässliche Stützen der parlamentarischen Demokratie in Deutschland - Inseln des Guten, gewissermaßen, umgeben von der tief-braunen See einer 90%igen deutschen Nazi-Gesellschaft, die sich aus Spießern, Rentnern und Kapitalistenschweinen zusammensetzt…..
- Sie fühlen sich entsprechend als Helden, auch wenn es sich bei der Mehrzahl ihrer Mitarbeiter um akademisch gescheiterte Prekariatsbiographien handelt, die ihre Halbbildung und tiefe Abhängigkeit vom System Presse durch eine eingebildete “innere” Freiheit und Unbestechlichkeit zu kompensieren suchen….. nicht so sehr Kisch ist ihr heimliches Vorbild, sondern Philipp Marlowe, der auch notorisch abgebrannt, aber dafür mit einer Flasche Whiskey unerschrocken dem Bösen trotzt….einsame Wölfe, auf die natürlich die tollsten Frauen abfahren….
- So fühlen Sie sich also im tiefsten Inneren einem Auftrag verpflichtet, den ihnen (in ihrer Einbildung) die alliierte Besatzungsverwaltung “hinterlassen” hat - die Umerziehung einer notorisch nazistischen Bevölkerung, die natürlich in ihrer Mehrheit ungeduldig einer erneuten Machtergreifung harrt…
- Daß diese Wahrnehmung in keiner Weise der Realität entspricht, und zwar weder der heutigen, noch der vergangenen - dies zu begreifen, davor schützt sie ihre erwähnte Halbbildung. Sonst wüssten sie nämlich, daß historisch kaum eine soziale Gruppe dem NS und seinem Ideologiekonglomerat näher gestanden hatte, als die, welcher sie selbst angehören….nirgendwo, der Machtopportunismus, die Bereitschaft, sich bei einem Wink eines Mächtigen andächtig zu Boden zu werfen, so ausgeprägt ist, wie in ihrem Milieu. Denn durch die Nähe zur Macht hoffen sie auf Glanz, den sich sich anderweitig nicht erarbeiten und erleisten können….
- Das Gefühl des “inneren Auftrags” führt zu einer selbstgewählten Gleichschaltung - es braucht keines Propagandaministeriums, keiner Stasi mehr, um die innere Konformität zu gewährleisten. Der eitel-verinnerlichte Habitus des einzigen “Garanten” der Demokratie genügt…
- Deshalb geht es bei ihrer Pressearbeit nicht darum, unterschiedliche Wahrnehmungen, Bewertungen, Meinungen gegeneinander antreten zu lassen, sie in offener Diskussion abzuwägen….. sondern es geht um “Verlautbarungsjournalismus”.
Zitiert wird grundsätzlich nur, was die eigene Position zu stützen scheint, egal ob es sich um Argumente, um Statistiken, Studien oder sonstwas handelt…. Sie sehen sich als notwendige Zensoren, in einer politisch unmündigen Gesellschaft.
Anderes, “Gefährliches”, muß der Öffentlichkeit dagegen vorenthalten werden…
- Die einzigen äußern Instrumente für diese freiwillige Gleichschaltung sind solche “weichen” Institutionen wie der deutsche Presserat; ansonsten gibt es mehr informell getroffene “Sprachregelungen” - wir haben diese ja inzwischen genugsam kennengelernt: “Jugendliche”, “Migranten”, “Südländer” - man könnte schon eine eigene Geschichte um die Entstehung und Karriere solcher Begriffe schreiben. Immer aber geht es darum, charakteristische Merkmale abzuschleifen bis zur Unkenntlichkeit, die Motivationen der “Handelnden”, über die berichtet wird, zu verschleiern, bzw. diese in ein Erklärungsschema einzupressen, daß seit 40 Jahren völlig gleichgeblieben ist: die Gesellschaft ist schuld (also ALLE, also KEINER), die ökonomischen Verhältnisse verantwortlich (ranziger Vulgärmarxismus - die Halbbildung habe ich ja schon erwähnt).
- Die “Argumentation” der Systempresse verläuft deshalb notwendig in Zirkelschlüssen und Tautologien. WIR SIND SCHULD - und wenn doch mal der Anschein aufkommt, die ANDEREN (Nicht-Deutsche, Nicht-Europäer, Nicht-NAZIS) könnten “schuld” sein, muss der Zirkel eben so gedreht werden, daß doch wieder die Verantwortung ins eigene Feld kommt (”Was müssen wir ihnen angetan haben…”).
- Interessant an dem letzten Punkt ist, daß diese Weltsicht eigentlich eine reinrassig RASSISTISCHE ist. Die oder das “ANDERE” wird nämlich als etwas eigentlich grundsätzlich Passives, Handlungs- und deshalb Verantwortungsfähiges eingeschätzt. Das ist nichts anderes als der alte Blick der Kolonisatoren, die die “Anderen” immer nur als Empfänger wahrnehmen konnten (wobei das so nicht stimmt: die alten Kolonisatoren waren weit weniger “Rassisten” in diesem Sinne als unsere heutigen Gutmenschen). Die “ANDEREN” können immer nur reagieren, nie agieren, können nie eigene IMPERIALISTISCHE PROJEKTE und ZIELSETZUNGEN entwickeln: der Angriff des frühen Islam auf die christlich-jüdische Welt war natürlich durch letztere “provoziert”, die Türkenkriege dito, etc…
Wenn Ali und Mehmet in der Schule versagen, hat das natürlich Schul-immanente Gründe, und nichts mit dem intellektuellen Rüstzeug und dem Weltbild von Ali und Mehmet zu tun…
- Zu diesem rassistischen Weltverständnis gehört notwendig auch das “Patronisieren” (wie man im Englischen so schön sagt) - man muß Ali und Mehmet in Schutz nehmen, darf nichts von ihnen verlangen, sondern immer nur geben, geben, geben….
Kurz: diesem Welt- und Gesellschaftsverständnis fühlt sich die Systempresse verpflichtet, und an der Ausbreitung dieser Argumentationsschemata ist sie zu erkennen….
Kommentar von Molinocampo | 06.03.2008 | 4:43 "
Users Molinocampo, der Jörg Lau seine Definition des Begriffs "Systempresse" liefert.
Sehr lesenswert.
Quelle: Kommentar Nr.20 (http://blog.zeit.de/joerglau/2008/03/06/geheime-krafte-vertuschen-den-brand-von-ludwigshafen_1081)
Der ganze Kommentar von @Molinocampo:
"Ich würde die Definition "Systempresse" jedoch von “Innen”, vom Wesen des Werkzeugs gewissermaßen, aus ansetzen…..
- Die Angehörigen der Systempresse wähnen sich als einzige verlässliche Stützen der parlamentarischen Demokratie in Deutschland - Inseln des Guten, gewissermaßen, umgeben von der tief-braunen See einer 90%igen deutschen Nazi-Gesellschaft, die sich aus Spießern, Rentnern und Kapitalistenschweinen zusammensetzt…..
- Sie fühlen sich entsprechend als Helden, auch wenn es sich bei der Mehrzahl ihrer Mitarbeiter um akademisch gescheiterte Prekariatsbiographien handelt, die ihre Halbbildung und tiefe Abhängigkeit vom System Presse durch eine eingebildete “innere” Freiheit und Unbestechlichkeit zu kompensieren suchen….. nicht so sehr Kisch ist ihr heimliches Vorbild, sondern Philipp Marlowe, der auch notorisch abgebrannt, aber dafür mit einer Flasche Whiskey unerschrocken dem Bösen trotzt….einsame Wölfe, auf die natürlich die tollsten Frauen abfahren….
- So fühlen Sie sich also im tiefsten Inneren einem Auftrag verpflichtet, den ihnen (in ihrer Einbildung) die alliierte Besatzungsverwaltung “hinterlassen” hat - die Umerziehung einer notorisch nazistischen Bevölkerung, die natürlich in ihrer Mehrheit ungeduldig einer erneuten Machtergreifung harrt…
- Daß diese Wahrnehmung in keiner Weise der Realität entspricht, und zwar weder der heutigen, noch der vergangenen - dies zu begreifen, davor schützt sie ihre erwähnte Halbbildung. Sonst wüssten sie nämlich, daß historisch kaum eine soziale Gruppe dem NS und seinem Ideologiekonglomerat näher gestanden hatte, als die, welcher sie selbst angehören….nirgendwo, der Machtopportunismus, die Bereitschaft, sich bei einem Wink eines Mächtigen andächtig zu Boden zu werfen, so ausgeprägt ist, wie in ihrem Milieu. Denn durch die Nähe zur Macht hoffen sie auf Glanz, den sich sich anderweitig nicht erarbeiten und erleisten können….
- Das Gefühl des “inneren Auftrags” führt zu einer selbstgewählten Gleichschaltung - es braucht keines Propagandaministeriums, keiner Stasi mehr, um die innere Konformität zu gewährleisten. Der eitel-verinnerlichte Habitus des einzigen “Garanten” der Demokratie genügt…
- Deshalb geht es bei ihrer Pressearbeit nicht darum, unterschiedliche Wahrnehmungen, Bewertungen, Meinungen gegeneinander antreten zu lassen, sie in offener Diskussion abzuwägen….. sondern es geht um “Verlautbarungsjournalismus”.
Zitiert wird grundsätzlich nur, was die eigene Position zu stützen scheint, egal ob es sich um Argumente, um Statistiken, Studien oder sonstwas handelt…. Sie sehen sich als notwendige Zensoren, in einer politisch unmündigen Gesellschaft.
Anderes, “Gefährliches”, muß der Öffentlichkeit dagegen vorenthalten werden…
- Die einzigen äußern Instrumente für diese freiwillige Gleichschaltung sind solche “weichen” Institutionen wie der deutsche Presserat; ansonsten gibt es mehr informell getroffene “Sprachregelungen” - wir haben diese ja inzwischen genugsam kennengelernt: “Jugendliche”, “Migranten”, “Südländer” - man könnte schon eine eigene Geschichte um die Entstehung und Karriere solcher Begriffe schreiben. Immer aber geht es darum, charakteristische Merkmale abzuschleifen bis zur Unkenntlichkeit, die Motivationen der “Handelnden”, über die berichtet wird, zu verschleiern, bzw. diese in ein Erklärungsschema einzupressen, daß seit 40 Jahren völlig gleichgeblieben ist: die Gesellschaft ist schuld (also ALLE, also KEINER), die ökonomischen Verhältnisse verantwortlich (ranziger Vulgärmarxismus - die Halbbildung habe ich ja schon erwähnt).
- Die “Argumentation” der Systempresse verläuft deshalb notwendig in Zirkelschlüssen und Tautologien. WIR SIND SCHULD - und wenn doch mal der Anschein aufkommt, die ANDEREN (Nicht-Deutsche, Nicht-Europäer, Nicht-NAZIS) könnten “schuld” sein, muss der Zirkel eben so gedreht werden, daß doch wieder die Verantwortung ins eigene Feld kommt (”Was müssen wir ihnen angetan haben…”).
- Interessant an dem letzten Punkt ist, daß diese Weltsicht eigentlich eine reinrassig RASSISTISCHE ist. Die oder das “ANDERE” wird nämlich als etwas eigentlich grundsätzlich Passives, Handlungs- und deshalb Verantwortungsfähiges eingeschätzt. Das ist nichts anderes als der alte Blick der Kolonisatoren, die die “Anderen” immer nur als Empfänger wahrnehmen konnten (wobei das so nicht stimmt: die alten Kolonisatoren waren weit weniger “Rassisten” in diesem Sinne als unsere heutigen Gutmenschen). Die “ANDEREN” können immer nur reagieren, nie agieren, können nie eigene IMPERIALISTISCHE PROJEKTE und ZIELSETZUNGEN entwickeln: der Angriff des frühen Islam auf die christlich-jüdische Welt war natürlich durch letztere “provoziert”, die Türkenkriege dito, etc…
Wenn Ali und Mehmet in der Schule versagen, hat das natürlich Schul-immanente Gründe, und nichts mit dem intellektuellen Rüstzeug und dem Weltbild von Ali und Mehmet zu tun…
- Zu diesem rassistischen Weltverständnis gehört notwendig auch das “Patronisieren” (wie man im Englischen so schön sagt) - man muß Ali und Mehmet in Schutz nehmen, darf nichts von ihnen verlangen, sondern immer nur geben, geben, geben….
Kurz: diesem Welt- und Gesellschaftsverständnis fühlt sich die Systempresse verpflichtet, und an der Ausbreitung dieser Argumentationsschemata ist sie zu erkennen….
Kommentar von Molinocampo | 06.03.2008 | 4:43 "