PDA

Vollständige Version anzeigen : Wie Hitler Berlin zu Germania umbauen wollte



Tell05
08.03.2008, 12:29
NS-Geschichte
Wie Hitler Berlin zu Germania umbauen wollte
Direkt neben dem Holocaust-Mahnmal öffnet die erste Ausstellung über die Umbaupläne Hitlers für Berlin unter dem Titel "Mythos Germania". Der Verein Berliner Unterwelten zeigt "Schatten und Spuren der Reichshauptstadt". Im Mittelpunkt stehen die Planungen des Generalbauinspektors Albert Speer.

Von Sven Felix Kellerhoff

Es war ein Satz mit Wucht. "Berlins neues Gesicht wird geformt". So oder so ähnlich verkündeten es die gleichgeschalteten Zeitungen der Reichshauptstadt am 12. April 1938. Adolf Hitler hatte bekannt geben lassen, wie er sich die Zukunft der deutschen Metropole vorstellte. Schon in einem Jahr, pünktlich zu "Führers Geburtstag", sollte der "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt" (GBI) Albert Speer den ersten Abschnitt vollenden: eine zehn Kilometer lange Achse von Ost nach West, vom Schlossplatz bis zum Adolf-Hitler-Platz (heute Theodor-Heuss-Platz).

Kommenden Samstag (15. März) eröffnet direkt neben dem Holocaust-Mahnmal die erste Ausstellung über die Umbaupläne Hitlers für Berlin unter dem Titel "Mythos Germania". Der Verein Berliner Unterwelten, der für sein Engagement bei der Pflege unterirdischer Denkmäler 2006 ausgezeichnet wurde, zeigt "Schatten und Spuren der Reichshauptstadt". Im Mittelpunkt steht ein Modell der Umbaupläne, hinzu kommen zahlreiche weitere Informationen rund um Berlin zwischen 1933 und 1945.

Deutlich spektakulärer als die Ost-West-Achse waren die weiteren Pläne: Innerhalb eines Dutzend Jahren wollte Speer eine noch gewaltigere Nord-Süd-Achse durch Berlin schlagen. 120 Meter breit, sollte sie zwischen zwei riesigen neuen gigantischen Bahnhöfen verlaufen, ungefähr anstelle des heutigen Südkreuzes und des Viertels zwischen dem Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal und der Luxemburger Straße in Wedding.



Wo sich die beiden Achsen treffen würden, im Tiergarten zwischen Großem Stern und Brandenburger Tor, sollte das neue Zentrum der nationalsozialistischen Hauptstadt mit dem Arbeitstitel "Germania" entstehen: eine "Große Halle" von 290 Meter Höhe und einem frei tragenden Halbkugeldach von 250 Meter Durchmesser. Wahrscheinlich könnte man mit heutiger Technik und ohne Rücksicht auf Kosten ein solches Bauwerk realisieren; vor 70 Jahren jedoch dürfte das kaum möglich gewesen sein.

Genau weiß das aber niemand, denn vollendet wurde nur wenig von Speers Plänen, und davon ist ebenfalls nur wenig übrig. Der Straßenverlauf Heerstraße/Bismarckstraße/Straße des 17. Juni entspricht im Wesentlichen der Gestaltung durch Speer. Von den einst insgesamt 703 Kandelabern, die Speer entwarf, stehen heute noch einige Dutzend. Für die Verbreiterung der bestehenden Straße zur Ost-West-Achse musste zum Beispiel das Charlottenburger Tor, eine zweiteilige Triumphtor-Anlage von 1907/08 an der Brücke über den Landwehrkanal um mehrere Meter auseinandergerückt werden. [...]

http://www.morgenpost.de/desk/1772342.html



Es hat schon etwas an sich, direkt neben dem Holocaust-Mahnmal öffnet die erste Ausstellung über die Umbaupläne Hitlers für Berlin unter dem Titel "Mythos Germania". Auch das ist deutsche Geschichte........Richtig und mutig, allerdings werden Einwände nicht lange auf sich warten lassen. ;)

-jmw-
08.03.2008, 12:35
Angesichts der Architektur wäre "Romania" übrigens ein sehr viel passenderer Arbeitsname gewesen.

Koslowski
08.03.2008, 14:32
Angesichts der Architektur wäre "Romania" übrigens ein sehr viel passenderer Arbeitsname gewesen.

Allerdings. Aber die eher zweckorientierte Bauweise der Germanen war diesen Nazi-Römlingen wohl nicht protzig genug.

EinDachs
08.03.2008, 15:17
Wär architektonisch vermutlich recht interessant geworden.
Ich mag so größenwahnsinnigen, pompösen Momumentalkitsch.

MorganLeFay
08.03.2008, 15:21
Jup, ich auch.

Hexenhammer
08.03.2008, 15:40
Ein göttlicher Architekt, der Herr Speer.

Westfalen
08.03.2008, 15:53
Ich wäre vor der Großen Halle ehrfurchtsvoll auf die Knie gefallen, solche Bauwerke wären ein Paradies für mich. Der Neoklassizismus ist genau meins.

http://www.youtube.com/watch?v=R2Ae_4JRvKI

Würfelqualle
08.03.2008, 15:56
Auf jeden Fall hätte ein Germania besser ausgesehen, als das heutige Berlin. Architekten, die nur Schweinegülle in der Rübe hatten, haben seit 1950 ein Berlin häusertechnisch gestaltet, dass nur auf Abriss wartet. Schlimmster Fall ist der Potsdamer Platz. Der nächste Fall wird das Berliner Schloss auf dem Schlossplatz. Nur die historische Hülle wird gebaut, das Innere wird hochmodern.

Wenn ich alte Filme über Berlin sehe, die vor den großen alliierten Bombenangriffen handeln, könnte ich heulen.

Berlin war ein Schmuckstück !


Gruss vonne Würfelqualle

Würfelqualle
08.03.2008, 16:01
Ich wäre vor der Großen Halle ehrfurchtsvoll auf die Knie gefallen, solche Bauwerke wären ein Paradies für mich. Der Neoklassizismus ist genau meins.

http://www.youtube.com/watch?v=R2Ae_4JRvKI

Da hab´ ich Pippi in den Augen.

:)


Gruss vonne Würfelqualle

Rheinlaender
08.03.2008, 16:12
Mal so gesagt - Hinter dieser sehr viel bescheideneren Fassade wurde mal ein Weltreich regiert:

http://www.streetsensation.co.uk/sights/downing_st.jpg

Würfelqualle
08.03.2008, 16:19
Was soll dieser Spammbeitrag ? Hier gehts um Germania. Scheiss Downing Street.



Gruss vonne Würfelqualle

Rheinlaender
08.03.2008, 16:34
Was soll dieser Spammbeitrag ? Hier gehts um Germania. Scheiss Downing Street.

Es geht darum, wie Herrschaftarchitektur aussieht - Die Downing Street, immerhin einst wirklich das Machtzentrum eines Weltreiches kommt in einem ueberschaubaren Format daher, selbst das andere Machtzentrum, das Parlament erschlaegt von der Groesse her nicht. Hitlers Achritektur minimiert den Menschen, der Mensch ist nicht mehr das Mass an dem sich Architektur misst, nicht dessen Groesse, sondern soll im Verhaeltnis zur Architektur zum Wurm werden.

Die Idee von "Germania" und dieser Halle zeigt schon sehr gut die menschenverachtende Ideologie dahinter.

Würfelqualle
08.03.2008, 16:41
Die Idee von "Germania" und dieser Halle zeigt schon sehr gut die menschenverachtende Ideologie dahinter.



Erzähl hier kein Dreck. Ich hätte vor Erfurcht geheult, in dieser Halle.


Gruss vonne Würfelqualle

Rheinlaender
08.03.2008, 16:45
Erzähl hier kein Dreck. Ich hätte vor Erfurcht geheult, in dieser Halle.

Nun, du scheinst gerne klein zu fuehlen - das ist der Sinn von grossen Raeumen. das war bei aegyptischen Pharaonen nicht anders als bei roemischen Caesaren oder dem speyerer Kaiserdom. Hitler hat dies nur noch zum Excess getrieben - wie so vieles.

Ich bevorzuge Raeume, die meiner Groesse angemessen sind.

Westfalen
08.03.2008, 16:46
Die Idee von "Germania" und dieser Halle zeigt schon sehr gut die menschenverachtende Ideologie dahinter.

Es symbolisiert vielmehr die Macht und den Anspruch auf Dominanz des Menschen gegenüber der Natur!

Westfalen
08.03.2008, 16:46
Nun, du scheinst gerne klein zu fuehlen - das ist der Sinn von grossen Raeumen. das war bei aegyptischen Pharaonen nicht anders als bei roemischen Caesaren oder dem speyerer Kaiserdom. Hitler hat dies nur noch zum Excess getrieben - wie so vieles.

Ich bevorzuge Raeume, die meiner Groesse angemessen sind.

Würdest du Pharaonen oder Römer als größenwahnsinnig bezeichnen weil sie Pyramiden und kollosseum ect. bauten?

MorganLeFay
08.03.2008, 16:48
Würdest du Pharaonen oder Römer als größenwahnsinnig bezeichnen weil sie Pyramiden und kollosseum ect. bauten?

Also diejenigen, die für die wildesten Auswüchse verantwortlich waren, wie Cheops oder einige Ramessiden auf ägyptischer Seite und die entsprechenden römischen Kaiser auf der anderen - ja.

Koslowski
08.03.2008, 16:52
Es symbolisiert vielmehr die Macht und den Anspruch auf Dominanz des Menschen gegenüber der Natur!

Was zum Scheitern verurteilt ist. Nicht einmal Walhall wird ewig stehen.

Westfalen
08.03.2008, 16:53
Was zum Scheitern verurteilt ist. Nicht einmal Walhall wird ewig stehen.

Nichts hält ewig das ist mir bewusst, der Gröfaz ließ deswegen auch nur für 1000 Jahre planen :D

bernhard44
08.03.2008, 17:01
Gigantische Visionen. Architektur und Hochtechnologie im Nationalsozialismus
http://ecx.images-amazon.com/images/I/31EQYZ2D24L._AA180_.jpg
http://www.amazon.de/dp/3902475250?tag=200019&camp=2194&creative=7678&linkCode=op1&creativeASIN=3902475250&adid=1S9RBTQ1K05CCZMQV8ZC&

Rheinlaender
08.03.2008, 17:05
Würdest du Pharaonen oder Römer als größenwahnsinnig bezeichnen weil sie Pyramiden und kollosseum ect. bauten?

Es war Herrschaftsarchitektur. Wenn ein Staat ein Gebaeude baut, dann wird immer, und zwar unvermeidbar, auch ein Teil seiner Ideologie transportiert. Wenn das alte Bundeskanzleramt in Bonn etwas aussah wie die Zentrale einer Kreissparkasse wurde damit genauso das Selbstverstaendnis der BRD-alt transportiert, wie Hitler mit der Reichskanzlei den geplanten Bauten.

Die Groesse der Plannung sollte den einzeln Menschen verschwinden lassen - es waere das steingewordene "Du bist nichts, Dein Volk ist alles".

Westfalen
08.03.2008, 17:09
Es war Herrschaftsarchitektur. Wenn ein Staat ein Gebaeude baut, dann wird immer, und zwar unvermeidbar, auch ein Teil seiner Ideologie transportiert. Wenn das alte Bundeskanzleramt in Bonn etwas aussah wie die Zentrale einer Kreissparkasse wurde damit genauso das Selbstverstaendnis der BRD-alt transportiert, wie Hitler mit der Reichskanzlei den geplanten Bauten.

Die Groesse der Plannung sollte den einzeln Menschen verschwinden lassen - es waere das steingewordene "Du bist nichts, Dein Volk ist alles".

Ich würde es eher als das steingewordene "Sehet unsere Macht" verstehen.

Rheinlaender
08.03.2008, 17:12
Ich würde es eher als das steingewordene "Sehet unsere Macht" verstehen.

Das laeuft auf das gleiche hinaus - ein macht, die weit ueber jedem Einzeln steht und ihn zum "Nichts"degradiert.

Kreuzbube
08.03.2008, 17:42
Allerdings. Aber die eher zweckorientierte Bauweise der Germanen war diesen Nazi-Römlingen wohl nicht protzig genug.

Ein sehr gutes Beispiel für das erzwungene Zurückdrängen der vernunftorientierten und dem klassisch-deutschen Heimatstil verpflichteten Baumeister ist der Werdegang des Naumburger Kunst-Architekten Paul Schultze-Naumburg. Ursprünglich ein glühender Anhänger und Förderer des NS, geriet er später in Widerspruch und Konflikt mit dessen Gigantomanie. Das Potsdamer Schloß Cecilienhof und Schloß Marienthal bei Eckartsberga, sowie die Saalecker Werkstätten (beide Burgenlandkreis) zeugen noch heute von seinem zurückhaltenden, der Natur&Landschaft angepaßten Baustil! Immer wieder lustig anzusehen sind die verbalen Hochseilakte unserer heutigen Kultur-Funktionäre bei Vorträgen, Lesungen und Würdigungen, wenn neben seiner unbestrittenen Genialität natürlich auch die frühen Beziehungen zur NS-Führung/-Ideologie erwähnt werden müssen!
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Schultze-Naumburg
http://de.wikipedia.org/wiki/Cecilienhof
http://www.schloss-marienthal.de/frameset.htm

pernath
08.03.2008, 17:44
Ein göttlicher Architekt, der Herr Speer.


Göttlich? Wohl kaum! Er lies sich durch den Größenwahnsinnigen anstecken und plante menschenverachtende Architektur, für eine ebensolches System. Alles war gänzlich überzogen, völlig Unmaßstäblich, bis hin zu Undurchführbarkeit.

eintiroler
08.03.2008, 17:49
Teile davon sind schön, besonders die Kuppel, aber das andere erinnert mich an Italien (ich sage dazu nix :D )

bernhard44
08.03.2008, 17:51
Göttlich? Wohl kaum! Er lies sich durch den Größenwahnsinnigen anstecken und plante menschenverachtende Architektur, für eine ebensolches System. Alles war gänzlich überzogen, völlig Unmaßstäblich, bis hin zu Undurchführbarkeit.

also ich sitze immer noch gern im Berliner Olympiastadion und staune ob der Klarheit,Ausgewogenheit und Funktionalität!
Und alles ohne irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe oder gar Grossdeutsche Gefühle zu bekommen! Auch kann ich keinerlei Zuckungen im Schultergelenk verspüren!

Rheinlaender
08.03.2008, 17:55
Allerdings. Aber die eher zweckorientierte Bauweise der Germanen war diesen Nazi-Römlingen wohl nicht protzig genug.

Den Germanen blieb kaum etwas anderes uebrig. Als diese doch etwas Zivilisation von den Roemern nachlernten, fingen sie auch an monumental zu bauen, wenn auch im bescheideneren Rahmen, wie die Pflazkapelle in Aachen. Aber auch hier wieder Herschaftsarchitektur und die bewusste Uebernahme roemischer Motive und Stile, wie z. B. an den karolingischen Brozentueren, den eingesetzten Saeulen (ohne jede statische Beeutung) oder dem Gitter an der umlaufenden Empore zu sehen, war auch Transport von Herrschaftsideologie.

pernath
08.03.2008, 17:58
Das Stadion stammt auch nicht von Speer und war auch eher ein "Frühwerk" des Systems, spätere Bauten z.B. die Reichskanzlei und vor allem die weiterführenden Pläne zeigten recht deutlich den eigentlich Zweck dieser "Architektur", sie sollte den Einzelnen noch kleiner machen in dem die Bauten immer unmaßstäblicher wurden.

bernhard44
08.03.2008, 18:07
Das Stadion stammt auch nicht von Speer und war auch eher ein "Frühwerk" des Systems, spätere Bauten z.B. die Reichskanzlei und vor allem die weiterführenden Pläne zeigten recht deutlich den eigentlich Zweck dieser "Architektur", sie sollte den Einzelnen noch kleiner machen in dem die Bauten immer unmaßstäblicher wurden.

sagst du das auch wen du im Petersdom oder vor dem Kölner Dom stehst? Man empfindet immer das, was man empfinden will! Und etwas Ehrfurcht vor der "Grösse" des Ganzen, tut uns Menschlein manchmal ganz gut!

Koslowski
08.03.2008, 18:11
Den Germanen blieb kaum etwas anderes uebrig. Als diese doch etwas Zivilisation von den Roemern nachlernten

Jaja... Die Märchen des Tacitus... :rolleyes:


, fingen sie auch an monumental zu bauen, wenn auch im bescheideneren Rahmen, wie die Pflazkapelle in Aachen. Aber auch hier wieder Herschaftsarchitektur und die bewusste Uebernahme roemischer Motive und Stile, wie z. B. an den karolingischen Brozentueren, den eingesetzten Saeulen (ohne jede statische Beeutung) oder dem Gitter an der umlaufenden Empore zu sehen, war auch Transport von Herrschaftsideologie.

Das war schon verchristlichter Mist. Ungermanisch.

Koslowski
08.03.2008, 18:13
Und etwas Ehrfurcht vor der "Grösse" des Ganzen, tut uns Menschlein manchmal ganz gut!

Ehrfurcht vor Gebäuden? Vor der handwerklichen Leistung vielleicht.

bernhard44
08.03.2008, 18:17
Ehrfurcht vor Gebäuden? Vor der handwerklichen Leistung vielleicht.

was ja in diesem Fall eine Einheit bildet! Planung und Ausführung! Da ich selbst vom Bau bin, weiss ich in etwa was das bedeutet, zumal mit den damaligen Verhältnissen, Mitteln und Möglichkeiten!

martin54
08.03.2008, 18:17
Erzähl hier kein Dreck. Ich hätte vor Erfurcht geheult, in dieser Halle.


Gruss vonne Würfelqualle

Oute ich mich als "abartig", wenn ich sage, daß ich Ehrfurcht vor dem empfinde, was die Natur hervorgebracht hat ?

Rheinlaender
08.03.2008, 18:22
Jaja... Die Märchen des Tacitus...

Das die Germania des Tacitus mehr mit seiner Kritik an der roemischen Gesellschaft seiner Zeit als mit den Germanen zu tun weiss ich, aber: Die archologischen Funden stuetzen eben auch keine Zivilisation der Germanen. Es gab weder Staedte, noch ein Strassensystem, noch einigne Muenzen und Waehrung, noch kannte das germansiche Recht z. B. komplexe Schuldverhaeltnisse, wie sie das Roemische Recht kannte, um Kaufmannsgesellschaften und Grossinvestionen zu ermoeglichen, noch gab es Bibiotheken - schlicht alles was eine Zivilisation ausmacht.


Das war schon verchristlichter Mist. Ungermanisch.

Nun, Kaiser Karl musste ein Reich organisiseren und Kirche bot hierfuer nicht nur den ideologsichen Rahmen, sondern ueber ihre Bischoefe auch den organisatorischen Rahmen. Bis zum Ende des Heiligen Roemischen Reiches waren die Bischoefe Reichsbeamte.

pernath
08.03.2008, 18:36
sagst du das auch wen du im Petersdom oder vor dem Kölner Dom stehst? Man empfindet immer das, was man empfinden will! Und etwas Ehrfurcht vor der "Grösse" des Ganzen, tut uns Menschlein manchmal ganz gut!


was ja in diesem Fall eine Einheit bildet! Planung und Ausführung! Da ich selbst vom Bau bin, weiss ich in etwa was das bedeutet, zumal mit den damaligen Verhältnissen, Mitteln und Möglichkeiten!

In den von dir aufgezählten Gebäuden kann "das Menschlein", trotz ihrer Größe die schaffende Hand von Menschen erkennen, dies geht der meisten "Nazi-Architektur" schlicht ab. Zu den Mitteln und Möglichkeiten, was unterscheidet diese von Heute?.


PS.Wenn ich gehässig wäre, könnte ich dir antworten, dass zu einem kleinen Geist große Gebäude gehören, und dein Verständniss von Architektur allenfalls zum einfachen Maurer reicht, bin ich aber nicht.:)

bernhard44
08.03.2008, 18:42
In den von dir aufgezählten Gebäuden kann "das Menschlein", trotz ihrer Größe die schaffende Hand von Menschen erkennen, dies geht der meisten "Nazi-Architektur" schlicht ab. Zu den Mitteln und Möglichkeiten, was unterscheidet diese von Heute?.


PS.Wenn ich gehässig wäre, könnte ich dir antworten, dass zu einem kleinen Geist große Gebäude gehören, und dein Verständniss von Architektur allenfalls zum einfachen Maurer reicht, bin ich aber nicht.:)


..was hast du gegen "einfache" Maurer?

pernath
08.03.2008, 18:44
..was hast du gegen "einfache" Maurer?



Nichts, ich arbeite ständig mit ihnen zusammen. Nur sollten die allermeisten nicht das planen was sie bauen.

bernhard44
08.03.2008, 18:44
..was hast du gegen "einfache" Maurer?

schau dir mal die architektonischen Sünden deiner Kommunisten-Freunde an! :rolleyes:

pernath
08.03.2008, 18:48
schau dir mal die architektonischen Sünden deiner Kommunisten-Freunde an! :rolleyes:


Erstens, wie kommst du auf das schmale Brett? Und Zweitens, ist die "kommunstische" Nachkriegsarchitektur tatsächlich kein Jota besser.

bernhard44
08.03.2008, 18:53
Erstens, wie kommst du auf das schmale Brett? Und Zweitens, ist die "kommunstische" Nachkriegsarchitektur tatsächlich kein Jota besser.

ich fand es vor deinem Kopf!

pernath
08.03.2008, 20:47
ich fand es vor deinem Kopf!

Dann hast du die Rückseite gesehen, beim nach oben schielen :)) .

Hexenhammer
08.03.2008, 21:13
Göttlich? Wohl kaum! Er lies sich durch den Größenwahnsinnigen anstecken und plante menschenverachtende Architektur, für eine ebensolches System. Alles war gänzlich überzogen, völlig Unmaßstäblich, bis hin zu Undurchführbarkeit.

Wie kann bitte Architektur Menschen verachten???

Mir gefällt auch der Ulmer Münster, obwohl ich nicht weiß welche politische Ideologie der Baumeister verfolgte...

pernath
08.03.2008, 22:04
Wie kann bitte Architektur Menschen verachten???

Mir gefällt auch der Ulmer Münster, obwohl ich nicht weiß welche politische Ideologie der Baumeister verfolgte...

Schaue dir nur manche Trabantenstadt an, lediglich der reine Schlafplatz wurde bei der Planung bedacht, das weitere soziale Umfeld nicht, die Folgen sind bis heute zu spüren. Zum Ulmer Münster, ein Baumeister? Das waren mehrere und über einen langen Zeitraum (Grunsteinlegung 1377, Fertigstellung 1890).

Hexenhammer
08.03.2008, 22:18
Schaue dir nur manche Trabantenstadt an, lediglich der reine Schlafplatz wurde bei der Planung bedacht, das weitere soziale Umfeld nicht, die Folgen sind bis heute zu spüren. Zum Ulmer Münster, ein Baumeister? Das waren mehrere und über einen langen Zeitraum (Grunsteinlegung 1377, Fertigstellung 1890).

Denoch ist die Trabantenstadt nicht Menschenverachtend, sondern nur eine lebensfeindliche Umgebung.

Was genau kritisierst Du an Speers Entwürfen?

Wie würde Heinrich Parlers politische Ideologie, so diese bekannt wäre, die Ästhetik des Ulmer Münsters verändern?

Efna
08.03.2008, 22:19
Angesichts der Architektur wäre "Romania" übrigens ein sehr viel passenderer Arbeitsname gewesen.

Genauso ist, Germania hätte eher ein typisches römisches Stadtmuster abgegeben. Allgemein Orientierten sich die Nazis in vielen dingen viel eher an den Römern.....

klartext
08.03.2008, 22:20
Bauwerke sollten grundsätzlich einem nützlichen menschlichen Zwecke dienen, also Zweckbauten im besten Sinne sein und nicht überdimensionierte Denkmäler.
Insofern ist auch der Kölner Dom und ähnliches nur ein Stück Grössenwahn, schön aber nutzlos.
Ich ziehe die Bauweise der bayerischen Barockkirchen vor, menschliche Masse und im Inneren viel für das Auge.
Die in Berlin geplanten Gebäude wären in dieser Grösse nicht möglich gewesen, der Untergrung trägt derart hohe Punktbelastungen nicht.
Speer hat zur Probe am Rand von Berlin einen Betonwürfel giessen lassen, um sicher zu gehen. Dieser Würfel sinkt kontinuierlich ein, bis heute.

Efna
08.03.2008, 22:41
Würdest du Pharaonen oder Römer als größenwahnsinnig bezeichnen weil sie Pyramiden und kollosseum ect. bauten?

Naja das was man bei Germania unterscheiden sollte ist das das es schlicht Architektonisch zu diesen Zeitpunkt nicht möglich war. Die Römer und Ägypter haben grossartige Dinge gebaut, aber sie haben nur Dinge gebaut die auch möglich waren mit ihren wissen und ihrer Technolgie. ausserdem sind die Stätten der Ägypter und Römer nach und nach entstanden und nicht wie Germania(es werden sollte) in wenigen Jahren. Das sympolisiert die Nazis zu der Zeit, eine Elite die schlicht und ergreifend jegliches Mass an Realität verloren hatt.

-jmw-
08.03.2008, 23:17
Genauso ist, Germania hätte eher ein typisches römisches Stadtmuster abgegeben. Allgemein Orientierten sich die Nazis in vielen dingen viel eher an den Römern.....
Der Herr Hitler hat sich bekanntermaßen nicht nur einmal über den Germanenfimmel vieler seiner Mitstreiter amüsiert.

Efna
08.03.2008, 23:25
Der Herr Hitler hat sich bekanntermaßen nicht nur einmal über den Germanenfimmel vieler seiner Mitstreiter amüsiert.

Aber auch die die einen Germanenfimmel hatten, hatten doch ein sehr verzehrtes Bild vom Germanen. Letztendlich wurden auch einige Gruppen verboten die ein Germanenbild hatten was nicht in das Bild des NS passte wie z.b. die Germanischen Glaubensgemeinschaft....

Sauerländer
08.03.2008, 23:34
Wenn man erstmal den abtrakten Machtstaat als solchen akzeptiert, später bejaht - dann hat solche Baukunst etwas ehrfurchtgebietendes. In Stein gehauener Tod zur Anbetung durch die Masse. Überwältigend, beängstigend und mitreissend gleichermaßen.
Wenn man sich hingegen der lebendigen Substanz erinnert, deren Ausdruck die Organisationsform des Volkes ja eigentlich sein sollte, wenn man also den Staat (wenn man so will) an Blut und Boden misst - dann ist diese Architektur unendlich seelenlos. Ein gewaltiger Haufen Nichts.
Wenn man daneben die bunt blinkenden Glas- und Plastikfassades des Heute hält, die nichtmal das sind, nichtmal mitreissend, sondern einfach nur umfassend nichtig, zudem noch belästigend ohnegleichen, dann mag das noch als von Geist erfüllt erscheinen.
Aber germanisch ist das nicht. Nichtmal deutsch.

-jmw-
08.03.2008, 23:40
Wer so gross bauen muss, ist ganz klein.
So einfach ist das.

Sauerländer
08.03.2008, 23:50
Wer so gross bauen muss, ist ganz klein.
So einfach ist das.
Als Individuum an sich selbst - ohne Zweifel.
Aber wer ist das nicht in der Moderne?

Efna
08.03.2008, 23:52
Als Individuum an sich selbst - ohne Zweifel.
Aber wer ist das nicht in der Moderne?

Warum Moderne, Monumentalbauten waren zu jeder Zeit üblich wenn man die Mittel dazu hatte.

Sauerländer
08.03.2008, 23:57
Warum Moderne, Monumentalbauten waren zu jeder Zeit üblich wenn man die Mittel dazu hatte.
Natürlich.
Aber gekoppelt sind sie immer an eine gewisse entindividualisierende Machtballung. Man denke nur an die Pyramiden - und all die verreckten Arbeiter.
Es gibt die schöne Weisheit, dass es nie Demokratien sind, die Weltwunder hinterlassen.
Wobei -jmw- hier unter Garantie Protest gegen die Gleichsetzung von Demokratie und Individualität setzen wird, womit er im Grunde auch recht hat, aber das jetzt ausarten.

Rheinlaender
09.03.2008, 06:42
Wenn man erstmal den abtrakten Machtstaat als solchen akzeptiert, später bejaht - dann hat solche Baukunst etwas ehrfurchtgebietendes.

Der abstrakte Machtstaat stammt aus dem Barock - und damals wurde representativ, prachtvoll und beeindruckend fuer die Herrschaft gebaut, aber auch immer etwas verspielt und doch noch, selbst im Falle Versailles, in fuer einen Menschen erfassbaren Dimensionen.


Wenn man daneben die bunt blinkenden Glas- und Plastikfassades des Heute hält, die nichtmal das sind, nichtmal mitreissend, sondern einfach nur umfassend nichtig, zudem noch belästigend ohnegleichen, dann mag das noch als von Geist erfüllt erscheinen.

Der Geist der modernen Hochhaeuser atmet Zweckmaessigkeit, Nuechternheit.

bernhard44
09.03.2008, 08:37
Bauwerke sollten grundsätzlich einem nützlichen menschlichen Zwecke dienen, also Zweckbauten im besten Sinne sein und nicht überdimensionierte Denkmäler.
Insofern ist auch der Kölner Dom und ähnliches nur ein Stück Grössenwahn, schön aber nutzlos.
Ich ziehe die Bauweise der bayerischen Barockkirchen vor, menschliche Masse und im Inneren viel für das Auge.
Die in Berlin geplanten Gebäude wären in dieser Grösse nicht möglich gewesen, der Untergrung trägt derart hohe Punktbelastungen nicht.
Speer hat zur Probe am Rand von Berlin einen Betonwürfel giessen lassen, um sicher zu gehen. Dieser Würfel sinkt kontinuierlich ein, bis heute.

nun wissen deutsche Architekten und Bauingenieure auch, das es dazu entsprechender Fundamente (Pfahlgründungen) bedarf!
man hat ja auch 1936 das bis dahin grösste zusammenhängende Gebäude der Welt gebaut - das Flughafengebäude Tempelhof - das erst vom "Pentagon" übertroffen wurde!

Beverly
09.03.2008, 08:40
Ich werden den Verdacht nicht los, dass die Rolle der real gewesenen Berliner bei der Errichtung von "Germania" im Wesentlichen darin bestanden hätte, für A. Hs. Weltwunder in Arbeitslagern im Umland Ziegel zu brennen und Steine zu klopfen resp. in der NS-typischen Streifen-Mode auf den Baustellen zu schuften.
Dieses Ding namens "Germania" in Verbindung mit der NS-Ideologie scheint mir ein so seelenloses Monstrum, dass reale Menschen mit all ihren Fehlern und Eigenheiten als Bewohner dafür ungeeignet sind. Wer hätte darin gelebt? Die NS-Nopmenklatura? Handverlesene, durchweg blonde und blauäugige Menschen aus allen Provinzen Großgermaniens herbeigekarrt? Selbstverständlich nur solche ohne jeden Funken menschlicher Wärme, dafür mit guten schauspielerischen Fähigkeiten. Schließlich gälte es, den Zentraltrakt eines Irrenhauses als Hauptstadt eines Weltreiches darzustellen.

Beverly
09.03.2008, 08:42
Der Geist der modernen Hochhaeuser atmet Zweckmaessigkeit, Nuechternheit.

ja, "Form folgt Funktion", aber was ist die Funktion?

bernhard44
09.03.2008, 08:43
Ich werden den Verdacht nicht los, dass die Rolle der real gewesenen Berliner bei der Errichtung von "Germania" im Wesentlichen darin bestanden hätte, für A. Hs. Weltwunder in Arbeitslagern im Umland Ziegel zu brennen und Steine zu klopfen resp. in der NS-typischen Streifen-Mode auf den Baustellen zu schuften.
Dieses Ding namens "Germania" in Verbindung mit der NS-Ideologie scheint mir ein so seelenloses Monstrum, dass reale Menschen mit all ihren Fehlern und Eigenheiten als Bewohner dafür ungeeignet sind. Wer hätte darin gelebt? Die NS-Nopmenklatura? Handverlesene, durchweg blonde und blauäugige Menschen aus allen Provinzen Großgermaniens herbeigekarrt? Selbstverständlich nur solche ohne jeden Funken menschlicher Wärme, dafür mit guten schauspielerischen Fähigkeiten. Schließlich gälte es, den Zentraltrakt eines Irrenhauses als Hauptstadt eines Weltreiches darzustellen.

wer wohnt den heute in den Regierungsvierteln oder am Potsdamer Platz? Wer baut denn heute die Grossbauten....deutsche Bauarbeiter......?

Rheinlaender
09.03.2008, 08:56
ja, "Form folgt Funktion", aber was ist die Funktion?

Viel Bueroflaeche, moeglichst auf engen Raum mit effektiven Kommunicationsmoeglichkeiten.

Im Prinzip hast Du schon Recht, mit was ich vermute, was Du unterschwellig meinst, dass auch hier Herrschaftsideologie transportiert wird. Nur eben eine andere: Die technokratischen Zweckmaessigkeit.

Du kannst kaum ein Gebauede bauen, ohne eine solche Ideologie zu transportieren. Selbst die bescheidene Fassade von 10 Downingstreet transportiert Ideologie, dass eben die eigentliche Macht im Staat nicht hinter den prunkvollen Palasttoren des Monarchen sitzt, sondern hinter eher moderaten Buergertueren. Das geht hin bis zu kl. Details, dass z. B. der Speaker des House of Commons auf einem thronaehnlichen Stuhl sitzt.

http://www.explore.parliament.uk/cms/ResourceImages/commons.jpg

Würfelqualle
09.03.2008, 09:25
Oute ich mich als "abartig", wenn ich sage, daß ich Ehrfurcht vor dem empfinde, was die Natur hervorgebracht hat ?



Nö. Da geht´s mir genauso.


Gruss vonne Würfelqualle

Kreuzbube
09.03.2008, 09:35
nun wissen deutsche Architekten und Bauingenieure auch, das es dazu entsprechender Fundamente (Pfahlgründungen) bedarf!
man hat ja auch 1936 das bis dahin grösste zusammenhängende Gebäude der Welt gebaut - das Flughafengebäude Tempelhof - das erst vom "Pentagon" übertroffen wurde!

Ich dachte bisher immer, das sei Prora auf Rügen mit über vier Kilometer Länge!
http://de.wikipedia.org/wiki/Seebad_Prora


Viel Bueroflaeche, moeglichst auf engen Raum mit effektiven Kommunicationsmoeglichkeiten.

http://www.explore.parliament.uk/cms/ResourceImages/commons.jpg

Das hat für mich den Charme einer Bahnhofs-Wartehalle früherer Zeiten!:]

eintiroler
09.03.2008, 09:38
Kreuzbube da stimme ich dir zu, diese Sitzbezüge erinnern mich an einen Süditalienischen Bahnhof.

malnachdenken
09.03.2008, 09:56
Auf jeden Fall hätte ein Germania besser ausgesehen, als das heutige Berlin.

Das ist Geschmackssache. Meiner Meinung nach würden die großen Achsen, wenn sie vollendet gewesen wären, genauso kalt und ungemütlich, wie es die ehem. Stalinallee heute ist: Architektonisch eine Einheit und groß, aber keinen wirklichen Charme.






Wenn ich alte Filme über Berlin sehe, die vor den großen alliierten Bombenangriffen handeln, könnte ich heulen.

Berlin war ein Schmuckstück !


Gruss vonne Würfelqualle

Das Berlin um die Jahrhundertwende (19./20.Jh) und der 20er finde ich dahingehend viel sympathischer. Ein Germania wäre da nicht rangekommen.

Rheinlaender
09.03.2008, 09:58
Das hat für mich den Charme einer Bahnhofs-Wartehalle früherer Zeiten!:]

Das ist eben wieder Herrshcaftsarchitektur - nur mit einer anderen Aussage: Die wirkliche Macht sitzt nicht da, wo der Prunk ist, sondern da wo gearbeitet wird. Es sieht wirklich aus, wie irgent ein Kontor um 1850 herum.

bernhard44
09.03.2008, 10:05
Ich dachte bisher immer, das sei Prora auf Rügen mit über vier Kilometer Länge!
http://de.wikipedia.org/wiki/Seebad_Prora


da sind Acht Gebäude in einer Flucht, die aber nicht zusammenhängen! Auch wurde das Monster nie fertiggestellt!

zum Tempelhofer Flughafengebäude:


Das in der Folgezeit entstandene Flughafengebäude war damals mit einer Bruttogeschossfläche von 284.000 Quadratmetern das flächengrößte Gebäude der Welt. Heute zählt es neben dem Pentagon in Washington, D.C. und dem Parlamentspalast in Bukarest zu den drei größten Gebäuden der Welt. Die Gesamtlänge des Gebäudes beträgt 1230 Meter – es ist damit das längste Gebäude Europas.
http://de.wikipedia.org/wiki/Flughafen_Berlin-Tempelhof

-jmw-
09.03.2008, 10:06
Als Individuum an sich selbst - ohne Zweifel.
Aber wer ist das nicht in der Moderne?
Viele. Nur merkt man es wenig. Wer nicht so klein ist, dass er sich fortwährend grösser machen muss, fällt halt nicht auf.


Natürlich.
Aber gekoppelt sind sie immer an eine gewisse entindividualisierende Machtballung. Man denke nur an die Pyramiden - und all die verreckten Arbeiter.
Es gibt die schöne Weisheit, dass es nie Demokratien sind, die Weltwunder hinterlassen.
Demokratie gibt es nicht lang genug, als dass wir das, was in ihr entstand, schon als Weltwunder bezeichnen würden.
Wart mal ein paar Jahrzehnte, Jahrhunderte, dann sieht's vielleicht ganz anders aus, dann wird man auch neue Bauwerke als Weltwunder betrachten können.


Wobei -jmw- hier unter Garantie Protest gegen die Gleichsetzung von Demokratie und Individualität setzen wird, womit er im Grunde auch recht hat, aber das jetzt ausarten.
Das Individuum in der Demokratie ist zwar unteil-, aber auch austauschbar, zählbar, eine blosse Nummer, nicht mehr als eine der vielen Erscheinungen von "ein Mensch".
Es ist nicht >Ich<.

-jmw-
09.03.2008, 10:07
Der Geist der modernen Hochhaeuser atmet Zweckmaessigkeit, Nuechternheit.
Funtkionalitätswahn, wenn man's weniger höflich ausdrücken möchte.

Freiherr
09.03.2008, 10:11
Funtkionalitätswahn, wenn man's weniger höflich ausdrücken möchte.

Ich glaub eher die "modernen" Architekten holen sich einen runter beim
Gedanken etwas "modernes" zu schaffen. 08/15 - Gebäude wie sie in jeder
anderen Stadt in der Welt stehen könnten - abstoßend. Niemand besucht
Deutschland aufgrund seiner neuesten Kreaturen aus Glas und Stahl.

klartext
09.03.2008, 10:26
nun wissen deutsche Architekten und Bauingenieure auch, das es dazu entsprechender Fundamente (Pfahlgründungen) bedarf!
man hat ja auch 1936 das bis dahin grösste zusammenhängende Gebäude der Welt gebaut - das Flughafengebäude Tempelhof - das erst vom "Pentagon" übertroffen wurde!

Tempelhof ist ein funktionales Flächengebäude ohne besonders hohe Punktbelastung des Untergrunds. Der geplane Triumphbogen wäre statisch nicht machbar gewesen, trotz Pfahlgründung.
Die Riesenhalle hätte dazu noch Probleme ganz anderer Art aufgeworfen. Bei vollem Haus hätte sich ein Mikroklima gebildet, z.B. durch die Feuchtigkeitsausdunstung der Menschen, die Nebelbildung und Tropfenregen verursacht hätten. Klimanlagen waren damals unbekannt und in der notwendigen Grössenordnung wohl auch nicht machbar. Im Winter wäre mit Sicherheit Kondenswasser auf der Innenseite der Kuppel entstanden, das zu Dauerprblemen geführt hätte.
Was schnell vergessen wird - um diese Achse quer durch Berlin zu bauen, wurden hunderte jüdische Familien ihre Besitzes beraubt und Juden, die in Mietwohnungen lebten, einfach auf die Strasse gesetzt. Nur "arischen" Mietern bot man Ersatzwohungen an.

bernhard44
09.03.2008, 10:31
Tempelhof ist ein funktionales Flächengebäude ohne besonders hohe Punktbelastung des Untergrunds. Der geplane Triumphbogen wäre statisch nicht machbar gewesen, trotz Pfahlgründung.
Die Riesenhalle hätte dazu noch Probleme ganz anderer Art aufgeworfen. Bei vollem Haus hätte sich ein Mikroklima gebildet, z.B. durch die Feuchtigkeitsausdunstung der Menschen, die Nebelbildung und Tropfenregen verursacht hätten. Klimanlagen waren damals unbekannt und in der notwendigen Grössenordnung wohl auch nicht machbar. Im Winter wäre mit Sicherheit Kondenswasser auf der Innenseite der Kuppel entstanden, das zu Dauerprblemen geführt hätte.
Was schnell vergessen wird - um diese Achse quer durch Berlin zu bauen, wurden hunderte jüdische Familien ihre Besitzes beraubt und Juden, die in Mietwohnungen lebten, einfach auf die Strasse gesetzt. Nur "arischen" Mietern bot man Ersatzwohungen an.


In Tempelhof hat man das Gebäude in die Erde gebaut, bis zu sieben Etagen tief!
das Feuchtigkeitsproblem hat übrigens der Münchner Ingenieur Gantenbrink für die Pyramiden in Gizeh hervorragend lösen können!

Sauerländer
09.03.2008, 11:16
Der abstrakte Machtstaat stammt aus dem Barock - und damals wurde representativ, prachtvoll und beeindruckend fuer die Herrschaft gebaut, aber auch immer etwas verspielt und doch noch, selbst im Falle Versailles, in fuer einen Menschen erfassbaren Dimensionen.
Zum einen war er da eben noch kein bereits verinnerlichtes Konzept, zum anderen stand da der industrielle Umbruch, der alles auflöst und in Energie umsetzt, noch bevor. Damalige Prunkbauten sind beeindruckend auch durch Schönheit und Schnörkel, durch das kleine Detail.
Die Bauvorhaben des Dritten Reichs sind Ausdruck des egalitären Zeitalters, das nur noch Quantität zu fassen vermag. Demzufolge sind sie weitgehend schnörkelfrei, sie vermitteln keinen Abglanz irgendeines Gefühls ausser dem der reinen Überwältigung. Auch nur eine Ausformung des Effizienzdenkens.

Der Geist der modernen Hochhaeuser atmet Zweckmaessigkeit, Nuechternheit.
Der Charme des Plattenbaus.
Der nichteinmal mehr die ein wenig perverse Überwältigung der Naziarchitektur auslöst, sondern -wenn überhaupt- Langeweile.

Efna
09.03.2008, 16:17
@Sauerländer
Naja die Architektur der Nazis orientierte sich gerade nicht an Modernen Baustilen. Den gerade die wurde von den Nazis verachtetz sie diente den selben Zweck wie die Architektur(die allerdings auch nur die Architektur der Herrschenden war) der Absolutistischen und feudalen welt nämlich die Bekräftigung eines Herrschaftsanspruch....

Lichtblau
10.03.2008, 17:08
Ich wäre vor der Großen Halle ehrfurchtsvoll auf die Knie gefallen

Genau dazu sollte es gebaut werden, damit sich der Mensch klein und ohnmächtig vor der Allmacht des Staates fühlt.

bernhard44
10.03.2008, 17:11
Genau dazu sollte es gebaut werden, damit sich der Mensch klein und ohnmächtig vor der Allmacht des Staates fühlt.

dann schau dir mal den Präsidentenpalast in Bukarest an!

pernath
10.03.2008, 17:37
dann schau dir mal den Präsidentenpalast in Bukarest an!


Ceausescu war ja auch wie Hitler, ein Freund seines Volkes :)) . Andere "Bausünden" machen den Germaniaschwachsinn auch nicht besser.

Lichtblau
10.03.2008, 18:44
dann schau dir mal den Präsidentenpalast in Bukarest an!

Na klar, haben die Kommunisten auch gemacht.

Die wollten sowas mal bauen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palast_der_Sowjets
http://www.muar.ru/ve/2003/moscow/images/03.jpg

Freiherr
10.03.2008, 19:12
Na klar, haben die Kommunisten auch gemacht.

Die wollten sowas mal bauen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Palast_der_Sowjets
http://www.muar.ru/ve/2003/moscow/images/03.jpg

Hmm... das ist schon ziemlich krank.

eintiroler
10.03.2008, 19:13
Dann passt es ja zu ihrer Ideologie

Neutraler
12.03.2008, 14:58
Nun, eine Hauptstadt sollte immer nach etwas aussehen, aber was Hitler geplant hat war einfach nur größenwahnsinnig. Mal abgesehen davon waren die Kosten dafür viel zu hoch und seine Große Halle hätte auf dem Sumpfland, auf dem Berlin einst gebaut wurde, keinen Halt gefunden. Beeindruckend sind diese Bilder aber ohne Zweifel. Erinnert mich irgendwie an das alte Rom der Cäsaren.

bernhard44
12.03.2008, 15:09
Ceausescu war ja auch wie Hitler, ein Freund seines Volkes :)) . Andere "Bausünden" machen den Germaniaschwachsinn auch nicht besser.

nur als Auswuchs der Nazi-Ideologie taugen sie damit nicht!
Oder sind sich Kommunismus und Nationalsozialismus doch so ähnlich?

Kreuzbube
12.03.2008, 15:15
nur als Auswuchs der Nazi-Ideologie taugen sie damit nicht!
Oder sind sich Kommunismus und Nationalsozialismus doch so ähnlich?

Natürlich sind sie sich ähnlich; in der Unterdrückung des Einzelnen! Ähnlich abartig ist aber auch die Architektur der Moderne als Ausdruck überzogenen Individualismus - das Ideal liegt in der Mitte, im ganz normalen Heimatstil, der jeder Region seinen ganz besonderen, wie unverwechselbaren Charme verleiht!

pernath
14.03.2008, 13:19
....- das Ideal liegt in der Mitte, im ganz normalen Heimatstil, der jeder Region seinen ganz besonderen, wie unverwechselbaren Charme verleiht!


Die lokale Ausprägung der Architektur kann ihren Stellenwert haben und behalten, aber jede Zeit hat ihre eigne Ausdrucksform und auch ein Recht diese zu manifestieren, eben auch in Form der Architektur. Schon frühere Generationen haben sich oftmals gegen das "Alte" gewehrt und Nneues dem Bestehenden gegenüber gestellt, warum nicht auch in unsere Zeit, was ist falsch am Individuellen?

Kaiser
14.03.2008, 18:54
Wär architektonisch vermutlich recht interessant geworden.
Ich mag so größenwahnsinnigen, pompösen Momumentalkitsch.

Ich ebenso. Viel schöner als diese häßliche-neumodische architektonische Beleidigung namens Bundeskanzleramt. Oder man denke nur an die Glaskuppel, die man dem ehrwürdigen Reichstag aufgesetzt hat.

Man kann über die Nazis ja vieles sagen, aber wie repräsentative Bauten aussehen sollten, damit sie einen Zuschauer förmlich erschlagen, wußten sie.

Rheinlaender
14.03.2008, 19:41
Ich ebenso. Viel schöner als diese häßliche-neumodische architektonische Beleidigung namens Bundeskanzleramt. Oder man denke nur an die Glaskuppel, die man dem ehrwürdigen Reichstag aufgesetzt hat.

Ich weiss nicht, was am Reichstag so ehrwuerdig ist, diese Zuckerdose steht erst 1894. Da gibt es "ehrwuerdigere" Gebaeude.


Man kann über die Nazis ja vieles sagen, aber wie repräsentative Bauten aussehen sollten, damit sie einen Zuschauer förmlich erschlagen, wußten sie.

"Erschlagen" - das Wort passt.

Praetorianer
15.03.2008, 17:21
Jup, ich auch.

Dann wissen wir ja schon, was ab 2012 geplant ist ;)

Praetorianer
15.03.2008, 17:24
Ich ebenso. Viel schöner als diese häßliche-neumodische architektonische Beleidigung namens Bundeskanzleramt. Oder man denke nur an die Glaskuppel, die man dem ehrwürdigen Reichstag aufgesetzt hat.


Off-topic:

Sag bitte, gehörst du womöglich zu denjenigen, die den Abriss des ICC begrüßen?

pernath
15.03.2008, 17:56
nur als Auswuchs der Nazi-Ideologie taugen sie damit nicht!
Oder sind sich Kommunismus und Nationalsozialismus doch so ähnlich?

Auch wenn andere, ähnlich gestrikte Regime, ebenso größenwahnsing und menschenverachtend waren, taugen sie dennoch sehr wohl als "Auswuchs" der Nazi-Ideologie, sie werden dadurch nicht besser, ebenso wenig die Haltung dahinter.

Dubidomo
25.07.2009, 10:34
Ich weiss nicht, was am Reichstag so ehrwuerdig ist, diese Zuckerdose steht erst 1894. Da gibt es "ehrwuerdigere" Gebaeude.


Von Anfang an ein unproportionierter Brutalski-Bau! :))

Guilelmus
08.08.2011, 08:10
(Jaja ich weiß, ein alter Strang, ist ja auch nur ein Verweis zum klicken...)
http://www.darkroastedblend.com/2009/02/totalitarian-architecture-of-third.html

RUMPEL
08.08.2011, 15:17
Angesichts der Architektur wäre "Romania" übrigens ein sehr viel passenderer Arbeitsname gewesen.

Germania, Romania... angesichts der inzwischen bestehenden Verhältnisse darf man davon ausgehen, dass bereits Dutzende von Anträge auf den Tischen der Stadtväter Berlins liegen würden, z. B. vonseiten der Linken und der Grünen, den Namen der Stadt in Islamia oder in Sharia-City umzutaufen.