PDA

Vollständige Version anzeigen : Ist der Ausstieg aus der Kohleförderung jetzt noch richtig?



Aldebaran
07.03.2008, 17:46
Das "Erdbeben" im Saarland hat noch einmal den dortigen Kohleabbau in die Diskussion gebracht.

Selbstverständlich war es ökonomisch unsinnig, in den letzten 30 Jahren gewaltige Summen in die Kohleförderung zu stecken.

Typisch für Deutschland aber ist, dass ökonomische Argumente in der Diskussion kaum zählen und Milliarden versenkt werden können, ohne dass es den Wäher interessiert, während einige baufällige Häuser schon zu einer regelrechten Panik führen.

Mittlerweile haben sich aber - wie üblich ohne in Deutschland bemerkt zu werden - international die Verhältnisse geändert. Die Preise für Kohle auf dem Weltmarkt steigen seit Jahren. In diesem Jahr wird eine regelrechte Expolosion erwartet, die vor allem die Japaner zu spüren bekommen könnten:


SYDNEY, Jan 30 (Reuters) - JP Morgan has forecast 2008 thermal coal contract prices between Australian miners and Japanese utilities will jump by over 60 percent, citing Indian coal demand and global infrastructure constraints.

http://www.reuters.com/article/rbssIndustryMaterialsUtilitiesNews/idUSSYD20023320080130


Der Eigenverbrauch vieler Kohlelieferanten steigt und ein Land wie Südafrika ist vielleicht auch nicht für alle Zeit zuverlässig, wenn es den Weg von Simbabwe einschlagen sollte.

Die Frage ist also: Ist der Ausstieg aus der Kohleförderung jetzt noch sinnvoll, nachdem man sie über Jahrzehnte teuer aufrechterhalten hat?

Es geht nicht nur um die Stromerzeugung, sondern auch um den Koks für die Roheisenerzeugung. Es gibt kein anderes Verfahren, und ohne Roheisenerzeugung wird über kurz oder lang auch die Stahlindustrie abwandern.

Wie ist also die Meinung?

-jmw-
07.03.2008, 17:58
Zumindest sollten aus strategischen Erwägungen die derzeitigen Möglichkeiten, abzubauen, erhalten werden.

Die Kohlegruben fielen damit quasi in die Verantwortung des Bundesministeriums der Verteidigung.

lupus_maximus
07.03.2008, 18:03
Zumindest sollten aus strategischen Erwägungen die derzeitigen Möglichkeiten, abzubauen, erhalten werden.

Die Kohlegruben fielen damit quasi in die Verantwortung des Bundesministeriums der Verteidigung.
Du bist witzig, wir sind doch von lauter gekauften Freunden umgeben.
Diese würden es nie wagen uns etwas abzuschlagen.
Wenn wir Kohle oder Gas brauchen, das Ausland liefert uns dies zu ihren Bedingungen, da gibt es keinen Widerspruch.
Wir brauchen also weder Kohle noch AKWs, das Ausland hat alles.

Aldebaran
07.03.2008, 18:06
Zumindest sollten aus strategischen Erwägungen die derzeitigen Möglichkeiten, abzubauen, erhalten werden.

Die Kohlegruben fielen damit quasi in die Verantwortung des Bundesministeriums der Verteidigung.


Das ist eher noch teurer als die Beibehaltung der Förderung, denn es muss z.B. das Absaufen der Gruben verhindert werden.

Es fragt sich auch, ob es nach 10 Jahren Pause noch möglich ist, Bergleute zu finden oder auszubilden.

Ich fürchte, das ist eine Frage von ganz oder gar nicht.

-jmw-
07.03.2008, 18:18
Das ist eher noch teurer als die Beibehaltung der Förderung
Dass die günstigste Lösung gewählt werden sollte, ist klar.
Die Zielsetzung bliebe ja dennoch eine andere.

Aldebaran
07.03.2008, 18:23
Du bist witzig, wir sind doch von lauter gekauften Freunden umgeben.
Diese würden es nie wagen uns etwas abzuschlagen.
Wenn wir Kohle oder Gas brauchen, das Ausland liefert uns dies zu ihren Bedingungen, da gibt es keinen Widerspruch.
Wir brauchen also weder Kohle noch AKWs, das Ausland hat alles.


Nebenbei gefragt: Steht Dein Haus auch auf unsicherem Grund?

lupus_maximus
07.03.2008, 18:41
Nebenbei gefragt: Steht Dein Haus auch auf unsicherem Grund?
Auf unsicherem Grund nicht, aber in einem immer unsicherer werdenden Land.

Aldebaran
07.03.2008, 18:50
Auf unsicherem Grund nicht, aber in einem immer unsicherer werdenden Land.

Das ist schlimmer, denn dafür gibt es im Schadensfall höchstwahrscheinlich keine Entschädigung.

EinDachs
07.03.2008, 18:52
Du bist witzig, wir sind doch von lauter gekauften Freunden umgeben.
Diese würden es nie wagen uns etwas abzuschlagen.
Wenn wir Kohle oder Gas brauchen, das Ausland liefert uns dies zu ihren Bedingungen, da gibt es keinen Widerspruch.
Wir brauchen also weder Kohle noch AKWs, das Ausland hat alles.

Stimmt.
Sowas nennt man Handel.
Als großer Wirtschaftler solltest du doch Bescheid wissen, dass das Vorteile hat wenn man das macht.

romeo1
07.03.2008, 18:53
Früher war ich auch für die Einstellung des Steinkohlebergbaus. Aus strategischen Gründen hinsichtlich der Energieversorgung und der Sicherung wichtiger Rohstoffe sollte man sich dies noch einmal gründlich überlegen; mit Kohle kann man deutlich mehr anfangen außer sie nur zu verbrennen.

politisch Verfolgter
07.03.2008, 19:37
Die Revierlöcher waren von Anfang an unsinnig. Statt bemannter Raumfahrt wäre die Solarenergie des erdnahen Alls zu erschließen gewesen, als Menschheitsprojekt der user ihres Planeten. W.v.Braun wollte es kurz nach seinem Eintreffen in den USA angehen.
Wir benötigen den Einstieg in die energetische Allerschließung und damit ein Vielfaches an sauberer Energie, womit alle Probleme samt Altlasten längst lösbar wären.

Aldebaran
07.03.2008, 20:04
Die Revierlöcher waren von Anfang an unsinnig. Statt bemannter Raumfahrt wäre die Solarenergie des erdnahen Alls zu erschließen gewesen, als Menschheitsprojekt der user ihres Planeten. W.v.Braun wollte es kurz nach seinem Eintreffen in den USA angehen.
Wir benötigen den Einstieg in die energetische Allerschließung und damit ein Vielfaches an sauberer Energie, womit alle Probleme samt Altlasten längst lösbar wären.

Nun, im 19. Jahrhundert waren sie die Rettung vor der Energiekatastrophe wegen Holzmangel.

Außerdem kann man auch mit Allenergie kein Eisenerz reduzieren.

leuchtender Phönix
07.03.2008, 20:08
Nun, im 19. Jahrhundert waren sie die Rettung vor der Energiekatastrophe wegen Holzmangel.

Ob die Förderung weiterbesteht oder nicht, _ ändert nichts daran, das es in Deutschland keinen Energiemangel gibt.


Außerdem kann man auch mit Allenergie kein Eisenerz reduzieren.

In diesem Bereich ist Kohle nach wie vor notwendig. Aber das fällt nicht in den Bereich Energieversorgung.

politisch Verfolgter
07.03.2008, 20:27
Nun, im 19. Jahrhundert waren sie die Rettung vor der Energiekatastrophe wegen Holzmangel.
Ok, so weit zurück hab ich nicht ausgeholt ;-)

Außerdem kann man auch mit Allenergie kein Eisenerz reduzieren.
Kein Grund, sie nicht voll zu erschließen. Die im Umlauf befindlichen anorganischen Ressourcen sind damit beliebig oft regenerierbar, auch mit Reduktionsmitteln und mit elektrischen Filtern in dezentralen Minireaktoren.
Der Witz ist ja: mit nur entsprechend viel sauberem Strom geht bereits heute alles - die Welt könnte ein Paradies sein.
Und in 30 Jahren wird lt. Expertenmeinung die erste Roboterfußballmannschaft siegen können. Was die dann sonst noch können, kann man damit drastisch ahnen. Und sie sind beliebig und immer billiger und besser klonbar. Heute können sie bereits wie ein Kind Violine spielen, demnächst könnten sie wie menschl. Hände Schweizer Uhrwerke zusammensetzen.
Meine größte Wut, daß ich das in den vollen Auswirkungen wohl leider nicht oder kaum mehr erleben und mitgestalten darf.

Aldebaran
07.03.2008, 21:19
Ob die Förderung weiterbesteht oder nicht, _ ändert nichts daran, das es in Deutschland keinen Energiemangel gibt.

Es wird immer Erdöl, Erdgas und Kohle geben - fragt sich nur zu welchem Preis.

Außerdem sind die Lieferwege für Kohle ähnlich lang wie beim Erdöl (Südafrika, Kolumbien, Australien). Bei weiter steigenden Dieselpreisen dürfte auch das ein (Preis-) Problem werden.

Die Gefahr eines unbedingten Ausstiegs liegt daran, dass man diesen Beschluss nicht wieder rückgängig machen kann. Man könnte stillgelegte Zechen selbst dann nicht einfach wieder in Betrieb nehmen, wenn das Personal noch da wäre, was nach einigen Jahren aber auch nicht mehr der Fall wäre.



In diesem Bereich ist Kohle nach wie vor notwendig. Aber das fällt nicht in den Bereich Energieversorgung.


Es ist aber für die Kohleförderung natürlich relevant. Der deutsche Kokskohlenverbrauch - genaue Zahlen finde ich nicht - ist ungefähr so groß wie die hiesige Steinkohleförderung.

Don
08.03.2008, 10:22
Es wird immer Erdöl, Erdgas und Kohle geben - fragt sich nur zu welchem Preis.

Immer wird es gar nichts geben.
Allerding ist Panik unangebracht.



Außerdem sind die Lieferwege für Kohle ähnlich lang wie beim Erdöl (Südafrika, Kolumbien, Australien). Bei weiter steigenden Dieselpreisen dürfte auch das ein (Preis-) Problem werden.

Kaum. Der Transportkostenanteil ist marginal.



Die Gefahr eines unbedingten Ausstiegs liegt daran, dass man diesen Beschluss nicht wieder rückgängig machen kann. Man könnte stillgelegte Zechen selbst dann nicht einfach wieder in Betrieb nehmen, wenn das Personal noch da wäre, was nach einigen Jahren aber auch nicht mehr der Fall wäre.

Waren die Bergwerke gottgegeben immer schon da oder besteht nicht die Möglichkeit, daß auch die heutigen irgendwann das erstemal angebaggert wurden?
Es ist überhaupt kein Problem.
Im Übrigen planen die Energieversorger wie die RAG seit langem neue Kohlebergwerke unter Einsatz zeitgemäßer Grubentechnik, die in den existierenden nicht mehr eingesetzt werden kann. Brauchen wir die deutsche Kohle wieder kommt sie bestimmt nicht aus den Gruben des vorletzten Jahrhunderts.
Es war schon immer ein böser Fehler überkommene Industrien und Technologien aus sozialromantischen Gründen künstlich am Leben zu halten.
Aber natürlich läßt man sie weiterlaufen, wenn der Steuerzahler die Kosten komplett übernimmt und die Gewinne daher kräftig sprudeln, sogar die Lizenzgebühren an Thyssen-Bornemizsa, rund 40 Mio jährlich, werden pünktlich überwiesen. Alles aus Deinen Steuergeldern.






Es ist aber für die Kohleförderung natürlich relevant. Der deutsche Kokskohlenverbrauch - genaue Zahlen finde ich nicht - ist ungefähr so groß wie die hiesige Steinkohleförderung.

Ja. Und da gibt es ganz merkwürdige Konstellationen. Nagelneu mit Steuergeldern hingestellte Koksereien die nicht in Betrieb gingen weil sie mit Importkohle betrieben worden wären etc. pp. In diesem Bereich wird wesentlich mehr Geld sinnlos vergraben als die Milliärdchen der Direktsubventionen ahnen lassen. Ein einziger politindustrieller Mafiakomplex.

Wahabiten Fan
08.03.2008, 10:50
Es wird immer Erdöl, Erdgas und Kohle geben - fragt sich nur zu welchem Preis.


Ach komm! Wächst das Zeug etwa nach?:))

Aldebaran
08.03.2008, 17:57
Kaum. Der Transportkostenanteil ist marginal.

Bei australischer Kohle sind es immerhin etwa 20 $ pro Tonne. Im Fall des Saarlandes kommen weitere Kosten für den Binnentransport dazu. Die Verstromung von Importkohle an der Küste und anschließende Leitung ins Binnenland ist auch wieder mit Transportverlusten verbunden.



Waren die Bergwerke gottgegeben immer schon da oder besteht nicht die Möglichkeit, daß auch die heutigen irgendwann das erstemal angebaggert wurden?
Es ist überhaupt kein Problem.

Man wird kaum noch die Leute dafür finden, wenn die Tradition erst einmal abgebrochen ist.

Außerdem ist es bei der Dauer von Genehmigungsverfahren in Deutschland allein schon aus juristischen Gründen illusorisch anzunehmen, man könne auf akute Mangelsituationen mit einer schnellen Neueröffnung von Zechen reagieren.



Im Übrigen planen die Energieversorger wie die RAG seit langem neue Kohlebergwerke unter Einsatz zeitgemäßer Grubentechnik, die in den existierenden nicht mehr eingesetzt werden kann. Brauchen wir die deutsche Kohle wieder kommt sie bestimmt nicht aus den Gruben des vorletzten Jahrhunderts.

Das sind erst einmal Hoffnungswerte. Das Problem war bisher, dass die Subventionen nicht gezahlt wurden, um die Förderung zu rationalisieren, sondern um den Bergbau "sozialverträglich" abzuwickeln, so dass v.a. Skaleneffekte nur unzureichend genutzt werden konnten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass keine stärkere Produktivitätssteigerung möglich ist als in den letzten 30 Jahren.



Es war schon immer ein böser Fehler überkommene Industrien und Technologien aus sozialromantischen Gründen künstlich am Leben zu halten.

Aber natürlich läßt man sie weiterlaufen, wenn der Steuerzahler die Kosten komplett übernimmt und die Gewinne daher kräftig sprudeln, sogar die Lizenzgebühren an Thyssen-Bornemizsa, rund 40 Mio jährlich, werden pünktlich überwiesen. Alles aus Deinen Steuergeldern.

Siehe Eingangsbeitrag.



Ja. Und da gibt es ganz merkwürdige Konstellationen. Nagelneu mit Steuergeldern hingestellte Koksereien die nicht in Betrieb gingen weil sie mit Importkohle betrieben worden wären etc. pp. In diesem Bereich wird wesentlich mehr Geld sinnlos vergraben als die Milliärdchen der Direktsubventionen ahnen lassen. Ein einziger politindustrieller Mafiakomplex.

Was beweist, dass die Sache auch wesentlich billiger zu haben wäre, würde man sie nicht unter "sozialen", sondern wirtschaftlichen Gesichtspunkten anfassen.

Immerhin subventionieren wir heute schon die Arbeitsplätze in der Solarindustrie mehr als die im Bergbau und Biodiesel halte ich auch für weniger sinnvoll. Wenn man schon Geld in die Versorgungssicherheit stecken will, dann sollte man sich die günstigste Alternative auswählen - und das könnte doch wieder die Kohle sein. Selbst das CO2-Argument zieht nur zum Teil, denn in der Eisenindustrie gibt es nur die Wahl zwischen importierter und deutscher Kohle.

leuchtender Phönix
08.03.2008, 18:26
Es wird immer Erdöl, Erdgas und Kohle geben - fragt sich nur zu welchem Preis.

Kohleförderung hat in Deutschland jetzt schon einen hohen (Subventions-)Preis.


Außerdem sind die Lieferwege für Kohle ähnlich lang wie beim Erdöl (Südafrika, Kolumbien, Australien). Bei weiter steigenden Dieselpreisen dürfte auch das ein (Preis-) Problem werden.

Kaum. Die tausende Kilometer übers Meer werden nach wie voer Preiswerter sein, als ein Kilometer von unten an die Oberfläche in Deutschland.


Die Gefahr eines unbedingten Ausstiegs liegt daran, dass man diesen Beschluss nicht wieder rückgängig machen kann. Man könnte stillgelegte Zechen selbst dann nicht einfach wieder in Betrieb nehmen, wenn das Personal noch da wäre, was nach einigen Jahren aber auch nicht mehr der Fall wäre.

Wozu sollte man die wieder brauchen. Kholeförderung findet (anders als Öl) nicht in Krisenregionen statt. Also kein Grund sich graue Haare wachsen zu lassen.


Es ist aber für die Kohleförderung natürlich relevant. Der deutsche Kokskohlenverbrauch - genaue Zahlen finde ich nicht - ist ungefähr so groß wie die hiesige Steinkohleförderung.

Es ist nun einmal sehr viel preiswerter die Kohle von woanders zu importieren, statt treuer zu subventionieren.

Aldebaran
08.03.2008, 19:20
Kohleförderung hat in Deutschland jetzt schon einen hohen (Subventions-)Preis.

Die Frage ist, ob er so hoch sein muss. Weltweit wird der größte Teil der Steinkohle im Tiefbau gewonnen. Ist die Geologie in Deutschland wirklich so ungünstig oder hat man sich auf den Subventionen ausgeruht?

In diesem Vergleich sind die Produktionskosten in Deutschland (2004) mehr als 5 Mal so hoch wie in Polen:

http://www.bgr.bund.de/cln_011/DE/Themen/Energie/Produkte/Vortraege/comparability__hard__coal__reserves,templateId=raw ,property=publicationFile.pdf/comparability_hard_coal_reserves.pdf

Auch in Oberschlesien liegt die Kohle in großer Tiefe, allerdings sind die Flöze dort dicker.

Interessant aber die Tatsache, dass der polnische Bergmann pro Jahr fast um die Hälfte mehr Kohle herausholte als der deutsche. Es sind also nicht nur die Löhne.



Kaum. Die tausende Kilometer übers Meer werden nach wie voer Preiswerter sein, als ein Kilometer von unten an die Oberfläche in Deutschland.

Das muss nicht so bleiben. Südafrika schlittert gerade in eine Energiekrise und wird demnächst mehr Kohle selbst verbrauchen. Indien tritt als neuer Importeur auf, da es seine Stromerzeugung aus Kohle verdoppeln will. Die USA sind nur ein marginaler Exporteur.

Don
12.03.2008, 08:55
Ganz vergesssen werden bei der Forderung nach Aufrechterhaltung existierender Förderungen die hübschen sogenannten Ewigkeitskosten.
Das halbe Ruhrgebiet sackt ab, am Niederrhein stellenweise bereits um bis zu 14 meter.
Grob geschätzt wären rund 1/3 des Ruhrgebiets heute ein Binnensee würde nicht konstant abgepumpt.

Im Rhein selbst wird seit 30 Jahren an entsprechenden Stellen auf ca. 50 km Gesamtlänge regelmäßig das Flussbett aufgeschüttet, da er sich sonst bereits in einen grand canyon verwandelt hätte und nicht mehr schiffbar wäre.
Wir können die bereits existierenden Schäden aber gern weiter ausbauen, wenn die Kosten dafür der tonne Ruhrkohle aufgebürdet werden und nicht dem Steuerzahler.

leuchtender Phönix
12.03.2008, 18:18
Die Frage ist, ob er so hoch sein muss. Weltweit wird der größte Teil der Steinkohle im Tiefbau gewonnen. Ist die Geologie in Deutschland wirklich so ungünstig oder hat man sich auf den Subventionen ausgeruht?

Die Geologie ist einfach zu ungünstig. Die Kohlehaltigen Erd und Gesteinsschichten sind einfach zu dünn. Die Tiefe macht das ganze noch schwerer als sonst.


In diesem Vergleich sind die Produktionskosten in Deutschland (2004) mehr als 5 Mal so hoch wie in Polen:

http://www.bgr.bund.de/cln_011/DE/Themen/Energie/Produkte/Vortraege/comparability__hard__coal__reserves,templateId=raw ,property=publicationFile.pdf/comparability_hard_coal_reserves.pdf

Auch in Oberschlesien liegt die Kohle in großer Tiefe, allerdings sind die Flöze dort dicker.

Interessant aber die Tatsache, dass der polnische Bergmann pro Jahr fast um die Hälfte mehr Kohle herausholte als der deutsche. Es sind also nicht nur die Löhne.


Die Dicke der Flötze ist entscheidend. Weil sie so dünn sind, kommt eben noch eine ganze Menge anderes Gestein mit raus. Nur das lässt sich eben nicht verkaufen.


Das muss nicht so bleiben. Südafrika schlittert gerade in eine Energiekrise und wird demnächst mehr Kohle selbst verbrauchen. Indien tritt als neuer Importeur auf, da es seine Stromerzeugung aus Kohle verdoppeln will. Die USA sind nur ein marginaler Exporteur.

Eigentlich wäre es ja sowieso notwendig, von der Kohle als Energieträger wegzukommen, auch wenn deren Vorräte noch wesentlich länger als die von Öl und Co reichen.

Außerdem ist Kohleförderung unter einem Ballungsgebiet sowieso ziemlich kritisch.

Aldebaran
12.03.2008, 21:31
Ganz vergesssen werden bei der Forderung nach Aufrechterhaltung existierender Förderungen die hübschen sogenannten Ewigkeitskosten.
Das halbe Ruhrgebiet sackt ab, am Niederrhein stellenweise bereits um bis zu 14 meter.
Grob geschätzt wären rund 1/3 des Ruhrgebiets heute ein Binnensee würde nicht konstant abgepumpt.

Im Rhein selbst wird seit 30 Jahren an entsprechenden Stellen auf ca. 50 km Gesamtlänge regelmäßig das Flussbett aufgeschüttet, da er sich sonst bereits in einen grand canyon verwandelt hätte und nicht mehr schiffbar wäre.
Wir können die bereits existierenden Schäden aber gern weiter ausbauen, wenn die Kosten dafür der tonne Ruhrkohle aufgebürdet werden und nicht dem Steuerzahler.

Völlig richtig, aber diese Ewigkeitskosten fallen über viele Jahre eben auch ohne die Fortführung des Abbaus an.

Das gilt übrigens auch für die Stillegungskosten, die rein rechnerisch auf die Förderung umgelegt werden und deshalb die Suibventionen optisch aufblähen.

Ob die Förderung unter dem Rhein sinnvoll ist, ist eine besondere Frage. Es ist aber ausgerechnet die Zeche Ensdorf relativ kostengünstig. Was die Schäden an den Häusern darüber betrifft, muss man bedenken, dass die demographische Zukunft des Saarlandes ziemlich düster, und zwar nahezu "ostdeutsch" düster ist. Wenn dann auch noch die Zeche schließt, werden um Ensdorf noch mehr Häuser leerstehen.

Aldebaran
12.03.2008, 21:39
Die Geologie ist einfach zu ungünstig. Die Kohlehaltigen Erd und Gesteinsschichten sind einfach zu dünn. Die Tiefe macht das ganze noch schwerer als sonst.

Die Dicke der Flötze ist entscheidend. Weil sie so dünn sind, kommt eben noch eine ganze Menge anderes Gestein mit raus. Nur das lässt sich eben nicht verkaufen.


Richtig, aber unter dem Münsterland werden die Flöze dicker und die Verwerfungen seltener. Überschwemmungsgefahr wegen absinkender Deiche gibt es dort auch nicht. Das gleicht die größere Tiefe mehr als aus.

Die geologischen Bedingungen sind z.B. in der Ukraine (Donbass) noch ungünstiger. Wenn ganz Europa seine Kohleförderung komplett einstellt, ist das m.E. nicht ganz ungefährlich, zumal auch das Nordseegas und -öl ausgeht.



Eigentlich wäre es ja sowieso notwendig, von der Kohle als Energieträger wegzukommen, auch wenn deren Vorräte noch wesentlich länger als die von Öl und Co reichen.

Außerdem ist Kohleförderung unter einem Ballungsgebiet sowieso ziemlich kritisch.


Wenn in Deutschland ein rationales Verhältnis zur Kernenergie bestünde, wäre es ja kein Problem, obwohl Kohlekraftwerke für die Mittellast günstiger sein können als Kernkraftwerke.

Es gibt dann aber noch den Bedarf an Kokskohle.

Don
13.03.2008, 09:59
Völlig richtig, aber diese Ewigkeitskosten fallen über viele Jahre eben auch ohne die Fortführung des Abbaus an.

Das gilt übrigens auch für die Stillegungskosten, die rein rechnerisch auf die Förderung umgelegt werden und deshalb die Suibventionen optisch aufblähen.

Ob die Förderung unter dem Rhein sinnvoll ist, ist eine besondere Frage. Es ist aber ausgerechnet die Zeche Ensdorf relativ kostengünstig. Was die Schäden an den Häusern darüber betrifft, muss man bedenken, dass die demographische Zukunft des Saarlandes ziemlich düster, und zwar nahezu "ostdeutsch" düster ist. Wenn dann auch noch die Zeche schließt, werden um Ensdorf noch mehr Häuser leerstehen.

Es ist allerdings unvernünftig, erkannte Probleme noch unsinnigerweise zu vergrößern.
Die paar Häuser sind das geringste Problem, auch im Ruhrgebiet.

Aldebaran
22.03.2008, 22:26
Es ist allerdings unvernünftig, erkannte Probleme noch unsinnigerweise zu vergrößern.
Die paar Häuser sind das geringste Problem, auch im Ruhrgebiet.

Ich reaktiviere das noch einmal.

Es sind in Deutschland schon 150 Mio t Kohle im Jahr gefördert worden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Sechstel davon heute solch ungeheuerlichen Schäden anrichten soll. Die heutigen Bergsenkungen sind zum größten Teil eine "Altlast" und werden auch bei Einstellung der Förderung noch lange ein Problem bleiben.



Einen Leitkohlepreis gibt es nicht, aber bislang deutet in diesem Jahr alles auf Rekordpreise, z.B. in den USA:


The price adds an exclamation point to a trend that saw the average price of high-quality, Central Appalachian coal climb from less than $50 per ton on the spot, or cash, market in October to roughly $85 per ton at the end of February....

"The coal industry has never seen anything like this, at least in recent history," Pile said.

A severe winter in China caused that heavily coal-dependent country to halt its coal exports, Pile noted. Coal shortages also hit utilities in India and South Africa, the latter of which has seen blackouts.

http://www.inrich.com/cva/ric/news.apx.-content-articles-RTD-2008-03-08-0039.html


In Asien stehen die Zeichen auf Engpass:


Red-hot Asian demand, which analysts have forecast to grow
about 4 percent in 2008 compared with 3 percent this year, will
also underpin the surge in prices.

As key producers Indonesia and Australia struggle to match
booming demand, analysts said coal supplies would significantly
tighten next year. They have forecast supply deficits to range
between 10 million and 33 million tonnes, compared with an
estimated shortfall of 8-10 million tonnes in 2007.

http://uk.reuters.com/article/oilRpt/idUKSYD25114420070919


Prognosen sind immer ja immer so eine Sache, aber die kostengünstigsten, küstennahen Lagerstätten werden wohl zuerst erschöpft sein, auch wenn die Vorräte insgesamt riesig sind.

Es sind ja noch ein paar Jahre bis zur endgültigen Entscheidung.