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Vollständige Version anzeigen : IG METALL - Mehr Urlaub, mehr Gehalt für Gewerkschaftsmitglieder



Siran
31.10.2004, 20:20
IG METALL - Mehr Urlaub, mehr Gehalt für Gewerkschaftsmitglieder

Die IG Metall hat erstmals Tarifverträge abgeschlossen, die deutlich bessere Konditionen für Gewerkschaftsmitglieder vorsehen als für nicht organisierte Arbeitnehmer. Die IG-Metaller sollen ein höheres Entgelt, mehr Urlaub, bessere Altersvorsorge oder höhere vermögenswirksame Leistungen bekommen.

Berlin - Laut einem Zeitungsbericht gibt es im Tarifbezirk Nordrhein-Westfalen bereits ein Dutzend Tarifverträge mit Sonderkonditionen für Gewerkschaftsmitglieder. Mit diesem Schritt auf tarifpolitisches Neuland will die Gewerkschaft laut der "Berliner Zeitung" den anhaltenden Mitgliederschwund stoppen. Der IG-Metall-Chef im Bezirk Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, sagte der Zeitung: "Wir sehen nicht mehr ein, dass unsere Mitglieder entscheidend zum Tariferfolg beitragen und wie andere behandelt werden, die sich raushalten."weiter (http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,325869,00.html)

Quelle: Spiegel Online

Rorschach
31.10.2004, 20:30
Sauerei.
So wird der Arbeitnehmer nur noch mehr zwischen den verschiedenen Interessengruppen ausgespielt.

Klingt ja fast schon illegal, das Ganze. :)) :rolleyes:

Patrick Bateman
31.10.2004, 20:40
Sauerei.
So wird der Arbeitnehmer nur noch mehr zwischen den verschiedenen Interessengruppen ausgespielt.

Klingt ja fast schon illegal, das Ganze. :)) :rolleyes:
Nein, warum ist das eine Sauerei?

Die Gewerkschaften können nur für Ihre Mitglieder handeln, wenn es bisher eben so war, das auch Nichtmitglieder in den Genuß der Tarifabschlüsse kamen, wurde das eben so hingenommen.

Wenn allerdings die IG Metall einen Tarifvertrag auschließlich für ihre Mitglieder aushandelt, ist das vollkommen in Ordnung.

Die Nichtmitglieder können sich ja zusammenschließen und mit ihre Firmenleitungen einen eigenen Tarifvertrag aushandeln.

Rorschach
31.10.2004, 20:57
Nein, warum ist das eine Sauerei?

Die Gewerkschaften können nur für Ihre Mitglieder handeln, wenn es bisher eben so war, das auch Nichtmitglieder in den Genuß der Tarifabschlüsse kamen, wurde das eben so hingenommen.

Wenn allerdings die IG Metall einen Tarifvertrag auschließlich für ihre Mitglieder aushandelt, ist das vollkommen in Ordnung.

Die Nichtmitglieder können sich ja zusammenschließen und mit ihre Firmenleitungen einen eigenen Tarifvertrag aushandeln.
Die Gewerkschaften gebaren sich schon immer so, als würden sie die Interessen aller Arbeitnehmer und sogar der Arbeitslosen vertreten (letzteres hört sich zumindest bei manchen der Vertreter so an). Mitgliederschwund war zwar ein Problem, aber die Macht der Gewerkschaften war dennoch groß.
Nun ist es zu immer mehr Arbeitskonflikten gekommen, bei deren Lösung die starrre Haltung der Gewerkschaften eher hinderlich war. Um also nicht Gefahr zu laufen, am Ende als bedeutungslos, bzw. störend zu gelten, werden nun also die Arbeiter mit sanftem Druck zur IG Metall gelockt.
Und letztendlich sollte die Bezahlung doch auch nicht nach "Parteibuch" erfolgen.

Leyla
31.10.2004, 21:10
Objektiv vertritt eine Gewerkschaft auch die Interessen der Arbeitslosen, wenn sie sich gegen weitere Arbeitszeitverlängerungen einsetzt. Zumindest gilt das für Bereiche, die nicht so einfach ins Ausland verlagert werden können. Wer freiwillig unbezahlte Mehrarbeit leistet, trägt dazu bei dass keine neuen Arbeitsplätze geschaffen oder sogar noch vorhandene Arbeitsplätze vernichtet werden.

Patrick Bateman
31.10.2004, 21:31
Die Gewerkschaften gebaren sich schon immer so, als würden sie die Interessen aller Arbeitnehmer und sogar der Arbeitslosen vertreten (letzteres hört sich zumindest bei manchen der Vertreter so an). Mitgliederschwund war zwar ein Problem, aber die Macht der Gewerkschaften war dennoch groß.
Nun ist es zu immer mehr Arbeitskonflikten gekommen, bei deren Lösung die starrre Haltung der Gewerkschaften eher hinderlich war. Um also nicht Gefahr zu laufen, am Ende als bedeutungslos, bzw. störend zu gelten, werden nun also die Arbeiter mit sanftem Druck zur IG Metall gelockt.
Und letztendlich sollte die Bezahlung doch auch nicht nach "Parteibuch" erfolgen.Das mag ja alles sein, in den Genuß, je nach Standpunkt positiv oder negativ, der Gewerkschaftspolitik sind eben nunmal auch Nichtmitglieder oder Arbeitslose gekommen. Übrigens kann man auch als Arbeitsloser Mitglied einer Gewerkschaft sein und da imme rmehr Mitglieder arbeitslos werden und vor allem bleiben, ist Gewerkschaftspolitik eben auch Politik für Arbeitslose, ob das gut oder schlecht ist mag für den Moment dahingestellt sein.

Aber die Nichtmitglieder, die nun nicht mehr in Genuß des Tarifabschlußes kommen werden doch mitnichten gezwungen, in die IG Metall einzutreten!

Schließlich können diese Leutchen ihren eigenen Tarif mit der Firma aushandeln, können sogar ihre eigene Gewerkschaft gründen.

Den meisten wird das natürlich viel zu anstrengend sein und Sie werden dann doch lieber aus Bequemlichkeit und monetären Gründen in die Gewerkschaft eintreten.

Aber das ändert nichts an dem vollkommen legitimen Verhalten der Gewerkschaft. Schließlich sind Gewerkschaften Dienstleister und zwar gegenüber ihren Mitgliedern und keine Wohlfahrtseinrichtungen an denen jeder partizipieren kann, ohne seinen Obulus zu entrichten.

Schließlich muß keiner eintreten, auf der Gegenseite ist das schon etwas anderes, der Selbstständige muß in seine zuständige Kammer eintreten. Das wäre eher eine Diskussion wert.

Avator
01.11.2004, 07:45
Gewerkschaften töten Arbeitsplätze.
Ein "Dummer" Arbeiter verdient fast soviel wie einer der Studiert hat, bei den gleichen Betrieb. Das kann doch net so weitergehen.

Leyla
01.11.2004, 08:57
Gewerkschaften töten Arbeitsplätze.
Ein "Dummer" Arbeiter verdient fast soviel wie einer der Studiert hat, bei den gleichen Betrieb. Das kann doch net so weitergehen.


Jetzt weiß ich nicht genau, worauf Du anspielst: auf Akademiker, die weit unter ihrer Qualifikation arbeiten, weil sie nicht adäquates gefunden haben - oder darauf, dass Studierte auch nicht grundsätzlich das das zehnfache von einem Arbeiter verdienen?

Rorschach
01.11.2004, 12:41
Das mag ja alles sein, in den Genuß, je nach Standpunkt positiv oder negativ, der Gewerkschaftspolitik sind eben nunmal auch Nichtmitglieder oder Arbeitslose gekommen. Übrigens kann man auch als Arbeitsloser Mitglied einer Gewerkschaft sein und da imme rmehr Mitglieder arbeitslos werden und vor allem bleiben, ist Gewerkschaftspolitik eben auch Politik für Arbeitslose, ob das gut oder schlecht ist mag für den Moment dahingestellt sein.

Aber die Nichtmitglieder, die nun nicht mehr in Genuß des Tarifabschlußes kommen werden doch mitnichten gezwungen, in die IG Metall einzutreten!

Schließlich können diese Leutchen ihren eigenen Tarif mit der Firma aushandeln, können sogar ihre eigene Gewerkschaft gründen.

Den meisten wird das natürlich viel zu anstrengend sein und Sie werden dann doch lieber aus Bequemlichkeit und monetären Gründen in die Gewerkschaft eintreten.

Aber das ändert nichts an dem vollkommen legitimen Verhalten der Gewerkschaft. Schließlich sind Gewerkschaften Dienstleister und zwar gegenüber ihren Mitgliedern und keine Wohlfahrtseinrichtungen an denen jeder partizipieren kann, ohne seinen Obulus zu entrichten.
Mein Problem mit den Gewerkschaften ist ihr Anspruch, für alle Arbeiter zu sprechen, obwohl nur noch eine Minderheit Gewerkschaftsmitglied ist.

Auf den Gedanken mitschuld an manch einem der Probleme zu sein, an denen der deutsche Arbeitsmarkt zu knabbern hat, kommen die Oberen der Gewerkschaften auch nicht.
Wenn ich in diesem Artikel dann so etwas lese:

Die Zeitung berichtete unter Berufung auf Veröffentlichungen des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), es gehe bei dem Modell um Fälle, in denen Firmen vom Flächentarifvertrag abweichen wollten. Dem stimme die IG Metall nach strenger Prüfung des Einzelfalls nur dann zu, wenn es dabei exklusive Vorteile für ihre Mitglieder unter den Beschäftigten gebe. So habe sie mit einer Baufirma in Gummersbach einen Sanierungstarifvertrag ausgehandelt, der eine Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich vorsehe, wobei IG-Metall-Mitglieder während der zweijährigen Laufzeit 5000 Euro pro Jahr zusätzlich erhielten.
Was soll denn dieses Verhalten? Einem Betrieb geht es schlecht, er muß daher mehr arbeiten lassen oder anderswo Abstriche machen (möglicherweise nur übergangsweise). Eigentlich sollte die Gewerkschaft mit einer Jobgarantie zufrieden sein, zur Sklavenarbeit wird es schließlich nicht kommen. Stattdessen wird die Zustimmung von Geschenken an die Mitglieder abhängig gemacht, der Betrieb also erpresst, während die anderen Arbeiter erstmal sauer auf die Gewerkschaftler sind, weil diese einer raschen Einigung im Wege stehen, und bei Durchsetzung der Gewerkschaftsforderungen auch nicht glücklich sein werden, da andere Arbeiter bevorteilt werden (was womöglich an anderer Stelle eingespart werden muß).
Am Ende will man damit die eigene Machtposition stärken, die darin besteht, im Notfall alles zu verhindern und zu streiken. Was unglaubwürdig ist, wenn man nur einen Bruchteil der Arbeiter vertritt.


Schließlich muß keiner eintreten, auf der Gegenseite ist das schon etwas anderes, der Selbstständige muß in seine zuständige Kammer eintreten. Das wäre eher eine Diskussion wert.
Keine Widerrede.
Oder die Meisterbrief-Regelung.
"Typisch Deutsch", will man da fast sagen. ;)

Patrick Bateman
01.11.2004, 18:32
Mein Problem mit den Gewerkschaften ist ihr Anspruch, für alle Arbeiter zu sprechen, obwohl nur noch eine Minderheit Gewerkschaftsmitglied ist.

Auf den Gedanken mitschuld an manch einem der Probleme zu sein, an denen der deutsche Arbeitsmarkt zu knabbern hat, kommen die Oberen der Gewerkschaften auch nicht.
Wenn ich in diesem Artikel dann so etwas lese:

Was soll denn dieses Verhalten? Einem Betrieb geht es schlecht, er muß daher mehr arbeiten lassen oder anderswo Abstriche machen (möglicherweise nur übergangsweise). Eigentlich sollte die Gewerkschaft mit einer Jobgarantie zufrieden sein, zur Sklavenarbeit wird es schließlich nicht kommen. Stattdessen wird die Zustimmung von Geschenken an die Mitglieder abhängig gemacht, der Betrieb also erpresst, während die anderen Arbeiter erstmal sauer auf die Gewerkschaftler sind, weil diese einer raschen Einigung im Wege stehen, und bei Durchsetzung der Gewerkschaftsforderungen auch nicht glücklich sein werden, da andere Arbeiter bevorteilt werden (was womöglich an anderer Stelle eingespart werden muß).
Am Ende will man damit die eigene Machtposition stärken, die darin besteht, im Notfall alles zu verhindern und zu streiken. Was unglaubwürdig ist, wenn man nur einen Bruchteil der Arbeiter vertritt.


Keine Widerrede.
Oder die Meisterbrief-Regelung.
"Typisch Deutsch", will man da fast sagen. ;)
Es war immer nur eine Minderheit organisiert, und für die Nichtorgansierten haben doch die Gewerkschaften auch Ziele durchgesetzt oder galt die 35 Stunden Woche nur für Gewerkschaftsmitglieder?
Und sind Nichtorgansierte hingegegangen und haben gesagt, nein diese Lohnerhöhung will ich nicht oder ich will mehr als 35 Stunden arbeiten?

Mir ist kein diesbezüglicher Fall bekannt.

Mir ist auch nicht bekannt, das es neben den Gewerkschaften irgendeine relevante Arbeitnehmervertretung gibt oder gab. Und der Anspruch der Gewerkschaften eben alle Arbeitnehmer zu vertreten, lässt sich aus der Entstehung der Gerkschaften herleiten.

Offensichtlich ist es aber so, das die Gewerkschaften, zumindest die IG Metall, diesen Anspruch aber nicht erhebt.

Und was heißt Erpressung?

Der Betrieb profitiert doch von der Regelung, er erspart sich doch Lohnkosten und Lohnnebenkosten, ansonsten hätte die Firemnleitung wohl nicht zugestimmt.

Gearscht sind allenfalls die Nichtorganisierten, aber das ist auschließlich deren Problem.

Das die Gewerkschaften auch Fehler gemacht haben und nicht ganz ohne Verantwortung für den Zustand unsserer Gesellschaft sind bestreite ich ja gar nicht, aber das ist ein anderes Thema und hat mit diesem hier eigentlich nichts zu tun.

Dampflok
07.11.2004, 09:48
Nach einer Studie der UN geht es den Bevölkerungen der Länder mit starken Gewerkschaften besser als denen ohne starke Gewerkschaften - weil dort wo es Gewerkschaften gibt, die Bildung und der Lebensstandard nachweislich höher sind!

Niemand muß glauben daß die Unternehmer etwas Anderes als das eigene Wohl im Auge haben. In jeder Bananenrepublik ist zu beobachten, wie wenig es die herrschenden 5%, denen 90% des Landes gehört, interessiert ob die Bevölkerung verhungert.

Insofern sollten auch die nichtorganisierten Arbeitnehmer dankbar sein, daß sich Gewerkschaften für soziale Errungenschaften stark machen. Ohne Gewerkschaften könnten wir hier innerhalb 5 Jahren bei "1 - Euro - Jobs für alle" (die dann noch Arbeit hätten...) ankommen, bei 50 - Stunden - Woche ohne Lohnausgleich und völliger "Eigenverantwortung" der Sicherungssysteme, sprich keine Kranken - Arbeitslosen - Rentenversicherung mehr. Und auch kein Kündigungsschutz.

Wir müssen uns fragen ob das Wirtschaftswachstum wirklich das höchste Gut in der Gesellschaft ist - oder ob es die Menschen sind.


.

damokles
08.11.2004, 19:31
Aber die Nichtmitglieder, die nun nicht mehr in Genuß des Tarifabschlußes kommen werden doch mitnichten gezwungen, in die IG Metall einzutreten!

Schließlich können diese Leutchen ihren eigenen Tarif mit der Firma aushandeln, können sogar ihre eigene Gewerkschaft gründen.


Patrick,Patrick.....Und was ist wenn die Firmen dann Nichtmitgliedern einen weit höheren Tarif bezahlen als den Gewerkschaftsmitgliedern???? Dann gibt es bald keine Gewerkschaften mehr??? Welch ein Segen.... :2faces:

Manfred_g
10.11.2004, 20:50
... Der IG-Metall-Chef im Bezirk Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, sagte der Zeitung: "Wir sehen nicht mehr ein, dass unsere Mitglieder entscheidend zum Tariferfolg beitragen und wie andere behandelt werden, die sich raushalten."...


Aus Sicht der Gewerkschaften nachvollziehbar. Andererseits aber werden dann die Unternehmen auch verstärkt danach trachten keine Gewerkschaftsmitglieder mehr zu beschäftigen. Der Schuß könnte also schnell nach hinten losgehen.