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Zimbelstern
27.02.2008, 11:58
herr schneider möge mir verzeihen, daß ich den titel geklaut habe...es soll hier über "unsinnswörter" diskutiert werden. ein medial unterstütztes "neuwort" bildet für mich der begriff "kampf". die etablierten parteien haben es in ihren sermonen stehen:

"kampf" gegen rechts, "kampf" gegen die umweltverpestung, "kampf" gegen die diskriminierung aso.

es gab schon mal einen, der seinen "kampf" postulierte. wieso dann die übernahme des wortes? politically incorrect?

:)

Rheinlaender
27.02.2008, 12:16
Aehnliches gilt fuer das Wort "Krieg", gerade im us-amerikansichen Diskurs. Gegen was da nicht alles "Krieg" gefuehrt wird: "War against drugs", "War against poverty", "War against terror", etc.

krieg ist eine ziemlich genau definierte Sache und gerade ein US-Praesident sollte die US-Verfassung besser kennen.

bernhard44
27.02.2008, 12:20
bei der ständigen Benutzung dieses Worts, wird der Masse suggeriert, das für alles Mögliche schon gekämpft wird und man sich selbst entspannt zurücklehnen könne!
Nur allzu viele lassen davon gern beeindrucken Bzw. verlassen sich darauf das die anderen schon kämpfen werden……

Don Pacifico
27.02.2008, 12:26
Na, wir wissen ja, daß das Ganze auch umgekehrt geht:

So, wie man die Bedeutung von "Kampf" und "war (engl.)" immer weiter aufbläht, so versucht man, den Begriff "Djihad" herunterzufahren auf: "Anstrengung, (um die Verhältnisse zu bessern)".

Wörterwäsche ist manchmal wie Gehirnwäsche, nicht wahr?

Rheinlaender
27.02.2008, 12:38
Na, wir wissen ja, daß das Ganze auch umgekehrt geht:

So, wie man die Bedeutung von "Kampf" und "war (engl.)" immer weiter aufbläht, so versucht man, den Begriff "Djihad" herunterzufahren auf: "Anstrengung, (um die Verhältnisse zu bessern)".

Wörterwäsche ist manchmal wie Gehirnwäsche, nicht wahr?

Das hat nicht unbedingt mit Gehirnwaechse zu tun, sondern mit den Problem der Semantik. "Djihad" ist ein altes Wort, dass sicher so vielbedeutend sein kann, wie europaeische Woerter.

Ein Beispiel aus dem Englischen: Das Wort "Lady" bezeichnete bis weit ins 17. Jahrhundert eine Frau, hoher, wenn nicht klg., Abstammung, mit einen Titel und Landbesitz aus ihrem eigem Recht heraus. Diese Beduetung wird heute gelegendlich benutzt, so wird auf die Koenigin machmal noch als "Our Sovereign and Queen Lady Elizabeth" verwiesen, gleichzeitig gibt die heute gaenige Verwendung fuer eine x-beliebigen Frau.

melamarcia75
27.02.2008, 12:44
Aehnliches gilt fuer das Wort "Krieg", gerade im us-amerikansichen Diskurs. Gegen was da nicht alles "Krieg" gefuehrt wird: "War against drugs", "War against poverty", "War against terror", etc.

Erstgenannte ging immer gruendlich in die Hose;)

Rheinlaender
27.02.2008, 12:58
Erstgenannte ging immer gruendlich in die Hose;)

Leicht Off-Topic:

Die hiesige Regierung versucht nun (das wievielte Mal eigentlich?) mit neuen Massnahmen dem herrzuwerden:

http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk_politics/7266109.stm

Wenn man sich die Zahlen anschaut, wonach fast 10% der Bevoelkerung illegale Drogen konsumieren, fragt man sich wirklich, welche Traumtaenzer das im Home Office sitzen?

http://news.bbc.co.uk/1/hi/uk/7264958.stm

Die Zahlen stammen uebrigens vom Home Office.

Stechlin
27.02.2008, 19:39
bei der ständigen Benutzung dieses Worts, wird der Masse suggeriert, das für alles Mögliche schon gekämpft wird und man sich selbst entspannt zurücklehnen könne!
Nur allzu viele lassen davon gern beeindrucken Bzw. verlassen sich darauf das die anderen schon kämpfen werden……

Keine Widerrede; Respekt!

Zimbelstern
27.02.2008, 22:18
bei der ständigen Benutzung dieses Worts, wird der Masse suggeriert, das für alles Mögliche schon gekämpft wird und man sich selbst entspannt zurücklehnen könne!
Nur allzu viele lassen davon gern beeindrucken Bzw. verlassen sich darauf das die anderen schon kämpfen werden……

treffend analysiert! so nach dem motto: "die da oben machen es schon". und in jährlichen lohnverhandlungen gemeinsam mit den gewerkschaften und deren medialer unterstützung das maul aufreissen. *tröööötundplastikwestengeb* scheiss deutschland, scheiss unternehmer und überhaupt alles scheisse.

:)

Justas
28.02.2008, 20:30
es gab schon mal einen, der seinen "kampf" postulierte. wieso dann die übernahme des wortes? politically incorrect?
Mein Kampf gegen Rechts in diesem unsren Land :))

Bitte sperrt mich nicht! :rolleyes:

Brutus
28.02.2008, 20:38
Die Verwendung von Wörtern wie Kampf und Krieg - gegen was auch immer - dient dazu, die Schafe zusammenzutreiben, auf daß sie besser geschoren und anschließend geschlachtet werden können.

"In döösem Kammpff darff kein Volksgähnosse abseits stehen, und alles muß ein Wille sein, der sich dem Fööhrer onterordnet."

Nur die Führer wechseln, der Rest bleibt sich im Großen und Ganzen gleich.

marc
29.02.2008, 16:17
Ein Wort, das schon etwas inflationär mißbraucht wird, ist der Begriff "Werte".
Ich könnte manchmal wahnsinnig werden, wenn intelligente Menschen intelligente Menschen interviewen und sie fragen, wie wichtig ihnen "Werte" denn wären, da es ja zur Zeit wieder eine "Wertedebatte" gebe, und das Gegenüber antwortet dann: "Ja, auch ich finde, dass Werte sehr wichtig sind."

Wie ja auch allerorts vom Werteverfall gesprochen wird, wobei i.d.R. unterlassen wird zu definieren, welche Werte denn verfallen, und welche anderen Werte deren Platz eingenommen haben.
Die Werte des Papstes sind wohl nicht mehr wirklich mehrheitsfähig, aber aus der Sicht meiner persönlichen Werte, zeigt sich darin kein Rück-, sondern ein Fortschritt.

Pagemaker
29.02.2008, 18:20
bei der ständigen Benutzung dieses Worts, wird der Masse suggeriert, das für alles Mögliche schon gekämpft wird und man sich selbst entspannt zurücklehnen könne!
Nur allzu viele lassen davon gern beeindrucken Bzw. verlassen sich darauf das die anderen schon kämpfen werden……

Irrtum, würde ich meinen.

Es ist simpel Gedankenlosigkeit, daß die Schreiber sich solcher Wörter bedienen.

Interessant wäre, ob diese Wörter „Kampf“ und „Krieg“ im Ausland ebenso für Umschreibungen verwendet werden. Das kann ich nicht beurteilen. Wenn es denn aber nicht so sein sollte, müßte es an unserer „ruhmreichen“ Vergangenheit liegen.

Interessant finde ich Reportagen von so 1946 bis weit in die 50er Jahre hinein, darin wird im gleichen Tonfall wie zu Goebbels Zeiten dahergeplärrt.

Gruß v. „Pagemaker“

marc
29.02.2008, 18:24
Interessant wäre, ob diese Wörter „Kampf“ und „Krieg“ im Ausland ebenso für Umschreibungen verwendet werden. Das kann ich nicht beurteilen. Wenn es denn aber nicht so sein sollte, müßte es an unserer „ruhmreichen“ Vergangenheit liegen.


Joa, ich denke schon - es gibt den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, den Kampf gegen Drogen, den Kampf gegen Rechts, jetzt den Kampf gegen Steuerhinterzieher usw.
Wobei ich den Begriff "Kampf" gar nicht so schlimm finde.

Krieg gegen die Arbeitslosigeit, Krieg gegen Drogen und Krieg gegen Rechts.
Fände ich schon etwas komischer.

Pagemaker
29.02.2008, 18:30
Ein Wort, das schon etwas inflationär mißbraucht wird, ist der Begriff "Werte".
Ich könnte manchmal wahnsinnig werden, wenn intelligente Menschen intelligente Menschen interviewen und sie fragen, wie wichtig ihnen "Werte" denn wären, da es ja zur Zeit wieder eine "Wertedebatte" gebe, und das Gegenüber antwortet dann: "Ja, auch ich finde, dass Werte sehr wichtig sind."

Wie ja auch allerorts vom Werteverfall gesprochen wird, wobei i.d.R. unterlassen wird zu definieren, welche Werte denn verfallen, und welche anderen Werte deren Platz eingenommen haben.
Die Werte des Papstes sind wohl nicht mehr wirklich mehrheitsfähig, aber aus der Sicht meiner persönlichen Werte, zeigt sich darin kein Rück-, sondern ein Fortschritt.

.....und ich raste aus,
wenn ich „INNOVATIV“ lese, besser geschrieben, ich lege das Schriftstück innovativ beiseite, weil ich meine Zeit innovativer nutzen kann, mir lieber innovativ eine Zigarette anzünde, als die kranke Innovativität des Schreibers zu ertragen.

Gruß v. „Pagemaker“

Pagemaker
29.02.2008, 18:38
Joa, ich denke schon - es gibt den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, den Kampf gegen Drogen, den Kampf gegen Rechts, jetzt den Kampf gegen Steuerhinterzieher usw.
Wobei ich den Begriff "Kampf" gar nicht so schlimm finde.

Krieg gegen die Arbeitslosigeit, Krieg gegen Drogen und Krieg gegen Rechts.
Fände ich schon etwas komischer.

Nein!
Auch „Kampf“ ist falsch, weil das Wort was anderes ausdrückt!

“Bemühungen“ wäre für diese Fälle, die Du benennst, angebracht.

Oder siehst Du auf der Straße Leute, die mit Fäusten, Knüppel oder mit Maschinenpistolen gegen Arbeitslosigkeit herumballern? Ich habe noch keine gesehen.

(Schiebe bitte mein Beispiel nicht in die Schublade „Krieg“, denn Krieg ist wieder was anderes.)

Gruß v. „Pagemaker“