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Vollständige Version anzeigen : Der Grand Orient geht in die Offensive



dr-esperanto
04.02.2008, 20:01
(aus dem heutigen Rosenmontags - Nasz Dziennik)

Die frz. Freimaurerei erweitert ihren Einfluss und ihre Reihen. Den größten Adeptenzufluss verzeichnet die Loge "Grand Orient de France", die jährlich 1000 neue Mitglieder aufnimmt - behauptet die Zeitschrift "Le Point". Zurzeit zählt der Orient 50 000 Maurer. Unter ihnen Leute mit Leitungsfunktionen, Vertreter freier Berufe und hochrangige Staatsbeamte.
Hauptsächlich treten die Leute ein, weil es besonders im Staatssektor die Karriere bedeutend erleichtert. Aber der Einfluss der Logen macht sich auch sehr stark auf Kommunalebene bemerkbar. Einige Logen haben sich sogar ganz auf die Provinz spezialisiert, was neue Mitglieder anzieht.
Der Grand Orient de France weist aber auch eine erhöhte Aktivität auf internationaler Ebene auf, besonders in Mittel- und Osteuropa. In den ehemaligen Ostblockstaaten sind die lokalen Freimaurer der Einweihungsprozedur in Frankreich unterzogen worden und haben eine eigene Loge in der Rue Cadet in Paris gegründet, die jedoch strikt der Obödienz dem frz. Orient unterliegt. Auch der große Orient in letzter Zeit seine Abteilungen im Libanon und in Israel geschaffen. Er ist auch in Nordamerika präsent, wo er eng mit den amerikanischen Logen englischer Provenienz kooperiert.
Ebenso intensiv entwickelt sich die Große Nationalloge Frankreichs GLNF, die ca. 50 000 Mitglieder hat. Jedes Jahr erweitert sie ihre Ränge um 3500 neue Maurer. Sie möchte als elitäre Obödienz gelten, denn 38% ihrer Leute sind hochgestellte Persönlichkeiten in Gesellschaft und Business, was nach Aussage des Meisters vom Stuhl Francois Stifani "ihre Handlungs- und Einflusskraft ausmacht". Nach Meinung des Historikers und Politologen (selber Freimaurer) Alexander Adler ist die Mehrheit der Mitglieder der Grande Loge Nationale de France "offen und empfänglich für die großen Gesellschaftsfragen". Sie deklarieren sich als Gegner des Front National, als Antirassisten, Befürworter der Abtreibung. Gerade diese Leute, meint Adler, haben Nicolas Sárközy zum Präsidenten gemacht.
Die größten Einflüsse haben die Freimaurer in der weit ausgebauten frz. Administration. Ihre Hauptbastion ist das Schulwesen, in dem ca. 1000 Beamte zur Maurerei gehören. An 2. Stelle steht das Innenministerium mit 700 Freimaurern. Laut den neuesten veröffentlichten Statistiken gehört 1/4 der frz. Polizeikommissare zu einer Loge. Meistens ist es der Großorient, der Offiziere des zivilen wie des militärischen Geheimdienstes anzieht. In manchen Logen sind sogar 60% Polizeibeamte.
Es ist bereits zur Tradition geworden, beratende Maurer im Innenministerium zu beschäftigen, wo sie die Aufgabe haben, die Verhandlungen mit den Polizeigewerkschaften zu führen. Ja die Polizeipräfektur in Paris unterhält sogar eine eigene Loge, wie auch hohe Ministerialbeamte ihre eigenen Gesellschaften haben, z.B. den Joffre-Kreis für die Welt der Geheimdienste. Eingeladen zur Voträgen werden dort ausschließlich Maurer, die zur strikten Diskretion angehalten werden (wen sie dort gesehen haben).
Das Problem der maurerischen Verschwiegenheit schafft spezifische Komplikationen, die ein Tabuthema sind. Denn wie soll sich ein Maurer verhalten, wenn er gegen einen Mitbruder ermitteln soll?
ABER: je mehr der Einfluss der Logen in der Politik zunimmt, desto mehr geht er in der Wirtschaft zurück! Der Grund ist die seit einigen Jahren durchgeführte Privatisierung großer Staatsbetriebe, wo die Maurerei viele Mitglieder hatte, wie etwa EDF-GDF, Air France oder die immer noch staatliche Post, in der zurzeit fast jede zweite Beförderung von der Mitgliedschaft in der Loge abhängt.
Frz. Maurer wollen auch aktiv in das Leben gesellschaftlicher Vereine eingreifen. So ist es bereits so weit, dass Logenbrüder an der Spitze so wichtiger Organisationen wie der Schulliga stehen oder Institutionen leiten, die die Interessen Behinderter verteidigen.
Die Aktivitäten der Freimaurer bestimmen auch zu einem Gutteil das Leben der frz. Provinz, wo viele wesentliche Entscheidungen unter ihrem Einfluss getroffen werden...
Eine Erscheinung der letzten Jahre ist das Entstehen frz. Maurerlogen mit spezifischem Gruppen- oder ideologischen Charakter. Ein Beispiel hier die zunehmende Zahl von Homolobbies, die immer mehr in die Logen drängen, um auf diese Weise die künftigen Regierungen und Lokalverwaltungen zwingen zu können. 1999 entstand eine von dem Homosexuellen DONALD POTARD, einem Freund von Jean-Paul Gaultier, geschaffene Vereinigung. Der Modeschöpfer Gaultier (Ungaro Europe, Castelbajac) gehört seit vielen Jahren zur GLNF.
Im Rahmen der Großen Nationalloge entstand die neue Großloge für Kultur und Spiritualität GLC. Sie setzt sich zum Ziel, sich von den "verkrusteten" Strukturen der Mutterloge zu lösen und den masonischen Schlagworten "Freiheit, Gleichheit, Spiritualität" eine "authentische" Einführung ins Leben zu geben. 15 Mitbegründer dieser Loge gehören zur Leitung des frz. Geheimdienstes und zu dem Energiegiganten EDF. Aus ideologischen Gründen sind 20% Frauen (!!!). Ist ein Kandidat "ungläubig", schwört er auf ein sog. weißes Buch.
Maurer sind auch präsent in der Welt der frz. Politik. Am bekanntesten der Leiter des frz. Senats Christian PONCELET, Innenminister Brice HORTEFEUX, der sozialistische Bürgermeister von Lyon und Leiter masonischer Abgeordneter in der Assemblée Nationale Pierre BOURGUIGNON, die engen Sárközy-Vertrauten Patrick BALKANY, der UMP-Chef Patrick DEVEDJIAN und den Ex-Maire von Neuilly-sur-Seine Manuel AECHLIMAN, Staatssekretär André SANTINI und der Ex-Minister Michel CHARASSE.
Die frz. Logen haben auch nie auf ihre alten Pfründe in den Ex-Kolonien verzichtet. Die Führer dieser Staaten gehören selbstverständlich weiterhin zur frz. Massonerie: Der Präsident Kongos Denis SASSOU-NGUESSO oder der der Zentralafrikanischen Republik Francois BOZIZÉ oder der von Gabun Omar BONGO.
Während der EU-Erweiterung begannen einzelne Logen einen Wettlauf um Einflusssphären in Osteuropa. Der Großorient strebt nach Errichtung einer Superstruktur in Brüssel, während die GLNF eher elastisch und flexibel in Form und Handlung bleiben will.
Obwohl Nicolas Sarkozy anscheinend nie zur Freimaurerei gehört hat, muss er mit den Logen rechnen. So empfing Premier Francois Fillon Ende 2007 alle Meister vom Stuhl der großen Logen, und Sárközy selber antwortete positiv auf eine Einladung zu einer "tenue blanche" der Logen (was vorher noch nie geschehen war in der 5. Republik - zuletzt 1932, als Albert Lebrun die Säulen des masonischen Heiligtums passierte).



Grund? Sarkozy will das Laizismusgesetz von 1905 kippen, das Kirche und Staat strengstens trennt....auf Druck der Maurer kann er jetzt aber nur einzelne technische Elemente ändern.




www.naszdziennik.pl

Mark Mallokent
04.02.2008, 20:10
Ja, die französischen Kollegen sind auf Draht. :]