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Vollständige Version anzeigen : Wer oder was ist "der Staat"?



Stechlin
01.02.2008, 23:27
Hallo Gemeinde!

Wie oft heißt es "der Staat sollte sich aus XYZ heraushalten". Wer ist eigentlich "der Staat"? Wie definiert Ihr den "Staat", der sich aus vielerlei Dingen heraushalten soll?

Diese Frage stelle ich mal zur Diskussion. Und bitte, keine Lexikoneinträge wiederkäuen, wie man Staat definiert. Das kann jeder selbst nachlesen.
Eure persönliche Meinung, wer oder was "der Staat" ist.

Ring frei!

write only
01.02.2008, 23:39
Der Staat bin ich.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 11:50
Der Staat bin ich.

Dito, jeder hier gehört zum Staat, ohne die Menschen kann der Staat ja nicht exestieren.

latrop
02.02.2008, 11:52
Der Staat ist ein Gebilde, welches nur ohne Kommunisten und Linken funktioniert.

eintiroler
02.02.2008, 11:52
Der Staat sind zwar alle Menschen, trotzdem wird dieser Terminus eher für die Regierung des jeweiligen Landes verwendet.
Ich finde zum Staat gehören alle Staatsbürger, besonders die mit Wahlrecht, das diese die Regierung und das Land mitgestalten können.

Mütterchen
02.02.2008, 12:06
Der Staat sind zwar alle Menschen, trotzdem wird dieser Terminus eher für die Regierung des jeweiligen Landes verwendet.
Ich finde zum Staat gehören alle Staatsbürger, besonders die mit Wahlrecht, das diese die Regierung und das Land mitgestalten können.


Natürlich gehören zum Staat eigentlich alle Staatsbürger - sie sollen ja die Grundlage des Staates bilden.

Wenn aber davon geredet wird, dass der Staat irgend etwas erlaubt oder verbietet etc, dann verbinde ich das mit Staatsorganen, Ministerien, Abgeordneten etc, eben Entscheidungsträgern.
Für mich hat das oft - bildlich gesehen- etwas von einem Eingriff, der von außerhalb auf das Leben des Bürgers einwirkt.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 12:11
Der Staat ist ein Gebilde, welches nur ohne Kommunisten und Linken funktioniert.

Ich formuliere um:
"Der Staat ist ein Gebilde, welcher nicht nur mit einer politischen Orientierung funktionieren kann, die Mischung macht es."

So, jetzt kann ich überein stimmen;)

Sauerländer
02.02.2008, 12:21
Der Staat ist in meinen Augen im Kern die Summe aus Regierung, Ministerialbürokratie, Gerichten, Polizei und Armee.

Cleopatra
02.02.2008, 12:31
Der Staat sind wir, wir wählen die Regierung, die Entscheidungsträger, und solange wir immer wieder dieselben Parteien wählen, die alle ideologisch linkslastig und sind sich zur Durchsetzung ihrer Ideologie militanter Methoden bedienen, bekommen wir eben diese Politik aufgedrückt. Wie war das noch gerade in Hessen? Das Volk ist zu blöde.

Freiherr
02.02.2008, 12:42
Ich formuliere um:
"Der Staat ist ein Gebilde, welcher nicht nur mit einer politischen Orientierung funktionieren kann, die Mischung macht es."

So, jetzt kann ich überein stimmen;)

Ich formuliere auch um: ;)

"Der Staat ist ein Gebilde, welches nur durch Ablehnung von
Ideologien wahrlich seinen Bürgern dienen kann."

Sauerländer
02.02.2008, 12:43
Der Staat sind wir, wir wählen die Regierung, die Entscheidungsträger, und solange wir immer wieder dieselben Parteien wählen, die alle ideologisch linkslastig und sind sich zur Durchsetzung ihrer Ideologie militanter Methoden bedienen, bekommen wir eben diese Politik aufgedrückt. Wie war das noch gerade in Hessen? Das Volk ist zu blöde.
Wenn der Staat ein Körper ist, sind Parteien die wuchernden Krebsgeschwüre in diesem. ALLE Parteien, ganz grundsätzlich.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 12:46
Ich formuliere auch um: ;)

"Der Staat ist ein Gebilde, welches nur durch Ablehnung von
Ideologien wahrlich seinen Bürgern dienen kann."

Da sind wir doch einer Meinung.
(Ähm, links muss nichts mit Ideologien zu tun haben;) )

Bärwolf
02.02.2008, 12:47
Natürlich gehören zum Staat eigentlich alle Staatsbürger - sie sollen ja die Grundlage des Staates bilden.

Wenn aber davon geredet wird, dass der Staat irgend etwas erlaubt oder verbietet etc, dann verbinde ich das mit Staatsorganen, Ministerien, Abgeordneten etc, eben Entscheidungsträgern.
Für mich hat das oft - bildlich gesehen- etwas von einem Eingriff, der von außerhalb auf das Leben des Bürgers einwirkt.

Sehr schön gesagt Mütterchen, und so ist es auch. Weil der Staat (das sind letztlich die Institutionen der Nation, des Volkes oder der Völker, die er "ummantelt"). Er, der Staat, ist das Gerüst des Hauses (bildlich gesprochen).
Wenn diese staatlichen Institutionen zu stark als selbsterhaltende Institutionen auftreten und den Bürger bevormunden, wie es bei uns der Fall ist, dann kippt das eigentlich gewollte (z.B. Demokratie) in das Gegenteil und wird zum System(subtil-totalitärer Art), auch wenn man noch das alte Aushängeschild zur Volksverblödung gerne benutzt.
Wie sollte der Staat nun aussehen. Ich wäre für einen starken, aber minimalistischen Staat, mit überwiegend selbständig arbeitenden Menschen (Unternehmertum) und ganz wenig Beamten und Offentlicher Dienst.
Der Staat sollte hierfür nur die Rahmenbedingungen garantieren, also jedem die Schaffung von Eigentum ermöglichen.
Das wäre eine soziale Marktwirtschaft, die diesen Namen auch verdient.
Aus Prozessen gesellschaftlicher Selbstorganisation sollte er sich ganz heraushalten, wie Bildung, Kultur, Wissenschaft, politische Meinungsbildung usw., sofern diese nicht gegen die Verfassung gerichtet sind.

Freiherr
02.02.2008, 12:50
Da sind wir doch einer Meinung.
(Ähm, links muss nichts mit Ideologien zu tun haben;) )

Links/Rechts Denken ist schädlich für einen Staat der erfolgreich sein will.
Im Prinzip muss der Staat ein rationales Gebilde sein.

Sauerländer
02.02.2008, 12:52
Links/Rechts Denken ist schädlich für einen Staat der erfolgreich sein will.
Im Prinzip muss der Staat ein rationales Gebilde sein.
In der Methodik selbstverständlich.
In der Zielstellung jedoch ist das unmöglich, denn Ziele setzt die Ratio nicht.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 12:57
Links/Rechts Denken ist schädlich für einen Staat der erfolgreich sein will.
Im Prinzip muss der Staat ein rationales Gebilde sein.

Was meinst du mit erfolgreich? Eine gute Wirtschaft? Wieso sollten denn nicht linkes und rechtes Gedankengut exestieren? Letztendlich stehen beide für gewisse Dinge, und diese müssen gar nicht schlecht sein.
Denn liberales Denken(Mitte) ist sehr auf die Wirtschaft fixiert, doch könnte es auch leicht passieren, dass die Wirtschaft nicht überall ankommt, wenn du verstehst was ich meine...

Freiherr
02.02.2008, 13:11
Was meinst du mit erfolgreich? Eine gute Wirtschaft? Wieso sollten denn nicht linkes und rechtes Gedankengut exestieren? Letztendlich stehen beide für gewisse Dinge, und diese müssen gar nicht schlecht sein.
Denn liberales Denken(Mitte) ist sehr auf die Wirtschaft fixiert, doch könnte es auch leicht passieren, dass die Wirtschaft nicht überall ankommt, wenn du verstehst was ich meine...

Ein Staat hat vor allem die Bedürfnisse einzelner Gruppierungen als nicht höher zu
schätzen, als die der Bevölkerung. Er muss stets nach dem Handeln, was der
Mehrheit des Volkes dient.
Das ist natürlich alles theoretisch. Denn der Staat kann nicht in allem rational sein.
Er hat für eine rechtliche Ordnung zu sorgen, gleichzeitig soll er für in Not geratene
Bürger herhalten und für ihre Sicherheit sorgen.
Das liberale Element ist nötig und wichtig.
Wie sonst sollen die Freiheiten der Bürger gewährleistet werden?
Doch wird vom Staat auch eine Verhinderung von Ausbeutung und "Ungerechtigkeit" erwartet.
Seit jeher ein Zwiespalt.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 13:22
Ein Staat hat vor allem die Bedürfnisse einzelner Gruppierungen als nicht höher zu
schätzen, als die der Bevölkerung. Er muss stets nach dem Handeln, was der
Mehrheit des Volkes dient.
Das ist natürlich alles theoretisch. Denn der Staat kann nicht in allem rational sein.
Er hat für eine rechtliche Ordnung zu sorgen, gleichzeitig soll er für in Not geratene
Bürger herhalten und für ihre Sicherheit sorgen.
Das liberale Element ist nötig und wichtig.
Wie sonst sollen die Freiheiten der Bürger gewährleistet werden?
Doch wird vom Staat auch eine Verhinderung von Ausbeutung und "Ungerechtigkeit" erwartet.
Seit jeher ein Zwiespalt.

Wer sagt denn nicht, das die Bürger ein bestimtes Gedankengut haben?
Wer sagt denn, dass ein Staat rein liberal, rechts oder links sein muss?

Freiherr
02.02.2008, 13:33
Wer sagt denn nicht, das die Bürger ein bestimtes Gedankengut haben?
Wer sagt denn, dass ein Staat rein liberal, rechts oder links sein muss?

Ein Staat muss über "Gedankengut" stehen.
Ebenso kann ein Staat nicht rein liberal sein.
Wie kann ein Staat links oder rechts sein?

EDIT: Es geht um ökonomische Liberalität.

arnd
02.02.2008, 13:37
Der Staat sind die Institutionen eines Landes.
Diese werden finanziert aus den Steuerbeiträgen der Bürger.

Soziales_Mistvieh
02.02.2008, 13:49
Ein Staat muss über "Gedankengut" stehen.
Ebenso kann ein Staat nicht rein liberal sein.
Wie kann ein Staat links oder rechts sein?

EDIT: Es geht um ökonomische Liberalität.

Ein Staat muss nartürlich über dem Gedankengut stehen, aber wann steht er über ihm, wann ist er unter seiner Kontrolle? Das sind Dinge, wo es zuviele Perspektiven gibt, um sie vollkommen zu bestimmen.
Und ein Staat kann auch nicht links, rechts oder lieberal sein, da stimme ich zu, aber er kann links, rechts oder liberal orientiert sein, die Menschen dort können bestimmtes Gedankengut haben.

write only
02.02.2008, 13:53
Er muss stets nach dem Handeln, was der Mehrheit des Volkes dient.

Wenn >50% der Neugeborenen Migranten sind, muss der Staat dann die Gesellschaft so umgestalten, dass die Migranten freie Fahrt haben (auch wenn es zum Nachteil der Deutschen ist)?

Rheinlaender
02.02.2008, 14:00
Hallo Gemeinde!

Wie oft heißt es "der Staat sollte sich aus XYZ heraushalten". Wer ist eigentlich "der Staat"? Wie definiert Ihr den "Staat", der sich aus vielerlei Dingen heraushalten soll?

Zunaechst ist der Institution, die so in der heutigen Formmit dem Ende des Mittelalters herausbildete, also mit vielleicht 400-500 Jahren Alter geschichtlich noch jung ist.

---

Die Besonderheit des Staates gegenueber allen anderen Institutionen der Gesellschaft ist jene, dass der Staat durch seine besondere Natur unbedingten Gehorsam verlangen muss und als einzige Institution legitime Gewalt ausueben darf.

Diese beispiellose Gewalt des Staates ist notwendig um die Gesellschaft aufrecht zu erhalten. Nur diese Gewalt kann das Funktionieren der Gesellschaft erzwingen. Er setzt die Regeln im taeglichen Aller-gegen-Alle, und sogrt so dafuer das Egoismus der einzeln Mitglieder der Gesellschaft zum Wohl der Gesellschaft arbeitet.

Der Staat bedarf dafuer der grundsaetzlichen Zustimmung der Beherrschten, d. h. der Staat muss zeigen, dass er in der Lage ist, diese Spielregeln, die alle schuetzen aufzurecht erhalten, hierfuer bedarf er aber der o.g. absoluten und uneingeschraenkten Gewalt ueber seine Unterthanen.

---

Der demokratische Staat hat dies noch weiter formalisiert, dadurch, dass er seine Gewalt aus der Garantie der Menschenrechte herleitet. Sie sind zum einen Schutzrechte des einzeln gegen den Staat, aber gleichzeitig die Legitimation fuer seine absolute Gewalt.

Daraus folgt, dass diese absolute Gewalt sich selber beschraenken muss, ohne ihren Character als absolute Gewalt aufzugeben. Das heisst der Staat darf nur eingreifen, wenn er legitim begruenden kann, warum sein Eingreifen noetig ist, muss dann aber auch absoluten Gehorsam verlangen.

---

Der Staat ist schwach und stark zugleich: Er ist schwach, weil er in die Freiheitsrechte des Einzeln nur eingreifen darf unter bestimmten festen Bedingugen und er ist stark, weil er wenn er dies tun mit absoluter Gewalt agieren kann.

Rheinlaender
02.02.2008, 14:03
Ein Staat hat vor allem die Bedürfnisse einzelner Gruppierungen als nicht höher zu
schätzen, als die der Bevölkerung. Er muss stets nach dem Handeln, was der
Mehrheit des Volkes dient.
Das ist natürlich alles theoretisch. Denn der Staat kann nicht in allem rational sein.
Er hat für eine rechtliche Ordnung zu sorgen, gleichzeitig soll er für in Not geratene
Bürger herhalten und für ihre Sicherheit sorgen.
Das liberale Element ist nötig und wichtig.
Wie sonst sollen die Freiheiten der Bürger gewährleistet werden?
Doch wird vom Staat auch eine Verhinderung von Ausbeutung und "Ungerechtigkeit" erwartet.
Seit jeher ein Zwiespalt.

Das "liberale Element" ist nicht "wichtig und noetig", sondern die einzige Legitimation des Staates. Es ist nicht seine Aufgabe, der "Mehrheit des Volkes" zu dienen, diese existiert nur in den Idee von Leuten, die die Gesellschaft als Einheit sehen, es seine Aufgabe die freiheten des einzeln zu schuetzen, nicht mehr und nicht weniger.

Rheinlaender
02.02.2008, 14:08
Ich formuliere auch um: ;)

"Der Staat ist ein Gebilde, welches nur durch Ablehnung von
Ideologien wahrlich seinen Bürgern dienen kann."

Es gibt keinen "unidelogischen Staat". Jeder Staat hat eine Ideologie, die begruendet, ob es nun das Gottesgnadenthum ist, die liberale Demokratie oder die ideologie Stalins oder Maos oder sonst eine.

es hat sich nur gezeigt, dass Staaten, die auf der liberalen Demokraie basieren, stabiler und erfolgreicher sind als alle anderen System und fuer den Einzeln die besten Bedingungen schaffen.

Rheinlaender
02.02.2008, 14:18
Am Rande: Was mich an den existierenden Staaten wirklich stoert ist der Budenzauber, den sie um sich veranstalten, mit Wappen, Hymne und dem ganzen Theateraufzuegen. Sie sind Verwaltungseinheiten und sollte sich auch so darstellen.

arnd
02.02.2008, 14:42
Am Rande: Was mich an den existierenden Staaten wirklich stoert ist der Budenzauber, den sie um sich veranstalten, mit Wappen, Hymne und dem ganzen Theateraufzuegen. Sie sind Verwaltungseinheiten und sollte sich auch so darstellen.

Also ganz ohne show wäre es langweilig:D

Sauerländer
02.02.2008, 15:45
Am Rande: Was mich an den existierenden Staaten wirklich stoert ist der Budenzauber, den sie um sich veranstalten, mit Wappen, Hymne und dem ganzen Theateraufzuegen. Sie sind Verwaltungseinheiten und sollte sich auch so darstellen.
Darauf wäre dann nur noch mit Anarchismus sinnvoll zu reagieren. Verwalten kann ich mich selber, und ein reiner, allen Sondergrößen gegenüber indifferenter Staat, der hier genausogut bestehen kann wie in Brasilien oder Japan, hat durch nichts mehr einen Anspruch auf Loyalität.
Der "reine" Verwaltungsstaat fordert den Terroristen geradezu.

Rheinlaender
02.02.2008, 15:49
Darauf wäre dann nur noch mit Anarchismus sinnvoll zu reagieren. Verwalten kann ich mich selber, und ein reiner, allen Sondergrößen gegenüber indifferenter Staat, der hier genausogut bestehen kann wie in Brasilien oder Japan, hat durch nichts mehr einen Anspruch auf Loyalität.

Der Staat hat seinen Anspruch auf Loyalitaet durch seine Funktion in der Gesellschaft und fuer die gesellschaft, ansonsten kann er so indifferent sein wie er will.

Sauerländer
02.02.2008, 15:53
Der Staat hat seinen Anspruch auf Loyalitaet durch seine Funktion in der Gesellschaft und fuer die gesellschaft, ansonsten kann er so indifferent sein wie er will.
Den Anspruch kann er erheben, wie er will - ich kann ihm die Loyalität durch schlichten persönlichen Entscheid verweigern. Im offenen Konfliktfall besitzt der Staat natürlich die effektiveren Gewaltmittel, aber damit kann er mich allenfalls foltern und töten. Loyalität erzwingen kann er nicht, wenn ich entscheide, dass er sie nicht bekommt.
Und als reiner, beliebig austauschbarer Verwaltungsstaat einer beliebig austauschbaren "Gesellschaft" bekäme er sie nicht, denn seine Funktion für die wäre mir gleichgültig.
Der reine Verwaltungsstaat wiegt nämlich die Zumutung moderner Staatlichkeit durch nichts mehr auf.

Rheinlaender
02.02.2008, 16:02
Und als reiner, beliebig austauschbarer Verwaltungsstaat einer beliebig austauschbaren "Gesellschaft" bekäme er sie nicht, denn seine Funktion für die wäre mir gleichgültig.

Diese Funktion kann Dir eben nicht gleichgueltig sein, da das unmittelbare Ueberleben in modernen komplexen Gesellschaften direkt von dem Funktionieren des Staates abhaengt - un hier liegt seine eigentliche Legitimation und sein recht Gehorsam zu fordern.

politisch Verfolgter
02.02.2008, 16:11
Der Staat ist grundlegender Vertragsgegenstand des Rechtsraums.
Er hat sich im Nutzen des gesamten Souveräns selbst zu erbringen, darf keine grundrechtswidrigen Gesetze bezwecken.
Betriebslose benötigen betriebl. Vertragsgegenstände, die sich investiv nutzen und vernetzen lassen.

Sauerländer
02.02.2008, 16:27
Diese Funktion kann Dir eben nicht gleichgueltig sein...
Dass sie das sehr wohl kann, ist dadurch bewiesen, dass sie das (zumindest im Hinblick auf den theoretischen reinen Verwaltungsstaat) ist.

...da das unmittelbare Ueberleben in modernen komplexen Gesellschaften direkt von dem Funktionieren des Staates abhaengt - und hier liegt seine eigentliche Legitimation und sein recht Gehorsam zu fordern.
"Recht" ist Fiktion, die ihre Macht zum einen erhält dadurch, dass sie mit verschiedenen Abstufungen von Gewalt durchgesetzt wird und zum anderen dadurch, dass sie freiwillig anerkannt wird. Fernab von Durchsetzung und Anerkennung ist Recht nichts. Ein eventuelles Recht des Staates auf meine Loyalität ist mir daher reichlich Bratwurst.
Von der Organisationsform eines Gemeinwesens, der ich mich unterwerfen soll (und jeder weiter die Technisierung voranschreitet, desto dratischere Züge trägt diese Unterwerfung), erwarte ich im Gegenzug bestimmte Dinge, unter anderem und nicht unwesentlich, dass sie sich NICHT auf reine Verwaltungsstaatlichkeit beliebiger Verortung beschränkt, sondern gerade in Differenz zum Rest der Welt Ausdruck der Besonderheiten, des NICHT ALLGEMEINEN der sie tragenden kulturellen Einheit (der meinigen) ist.
Ein Staat, der diese Gegenleistung vollständig einstellt (und die BRD ist -mehr als viele andere Staaten- auf dem besten Weg dahin), kann erstens Rechte beanspruchen, wie er will, und mich zweitens mal gerne haben.

Rikimer
02.02.2008, 16:33
Hallo Gemeinde!

Wie oft heißt es "der Staat sollte sich aus XYZ heraushalten". Wer ist eigentlich "der Staat"? Wie definiert Ihr den "Staat", der sich aus vielerlei Dingen heraushalten soll?

Diese Frage stelle ich mal zur Diskussion. Und bitte, keine Lexikoneinträge wiederkäuen, wie man Staat definiert. Das kann jeder selbst nachlesen.
Eure persönliche Meinung, wer oder was "der Staat" ist.

Ring frei!

Der Staat ist Oben, du bist Unten. Mit dem Interesse des Staats ist das Interesse des Oben, der Eliten, der politischen, medialen und gesellschaftlichen Kaste gemeint. Verschleiert wird dies mit dem Fingerzeig auf hehre Ideale, unter Kreierung von noch schöneren und erhabenen Ideologien/Religionen und unter Ausnutzung von Idealisten und sonstigen nützlichen Idioten.

MfG

Rikimer

Stechlin
03.02.2008, 18:50
Ich fasse mal zusammen: Der Staat, das sind wir. Gut. Warum fordert der Liberalismus dann stets, daß der Staat sich aus vielerlei Gebieten heraushalten soll, wenn doch wir der Staat sind?

Rheinlaender
03.02.2008, 18:51
Von der Organisationsform eines Gemeinwesens, der ich mich unterwerfen soll (und jeder weiter die Technisierung voranschreitet, desto dratischere Züge trägt diese Unterwerfung), erwarte ich im Gegenzug bestimmte Dinge, unter anderem und nicht unwesentlich, dass sie sich NICHT auf reine Verwaltungsstaatlichkeit beliebiger Verortung beschränkt, sondern gerade in Differenz zum Rest der Welt Ausdruck der Besonderheiten, des NICHT ALLGEMEINEN der sie tragenden kulturellen Einheit (der meinigen) ist.

Wer gibt ihm dafuer das Mandat? ich nicht!

Rheinlaender
03.02.2008, 18:54
Ich fasse mal zusammen: Der Staat, das sind wir. Gut. Warum fordert der Liberalismus dann stets, daß der Staat sich aus vielerlei Gebieten heraushalten soll, wenn doch wir der Staat sind?

Weil der staat, von seiner Natur her, eine Zwangsveranstaltung ist. Ich werde nicht gefragt ob ich Steuern zahlen oder mich an die gesetze halten mag. Man verlangt es einfach von mir, u. U. sogar, dass ich mich fuer diesen jeweiligen Staat totschiessen lasse.

Wenn ein privater Verein meint, sich in die Angelegenheiten seiner freiwilligen Mitglieder einzumischen, so ist es dessen und seienr Mitglieder Sache. Wenn der staat der Gleiche gegenueber seinen Zwangsmitgliedern meint zu tun, so ist aller Angelegenheit und hier hat er sich so zu begruendne, dass sein Einmischen notwendig ist und nicht nur sinnvoll, er sich also, der Freiheit des Einzeln wegen, selber beschraenken muss.

Rikimer
03.02.2008, 20:44
Ich fasse mal zusammen: Der Staat, das sind wir. Gut. Warum fordert der Liberalismus dann stets, daß der Staat sich aus vielerlei Gebieten heraushalten soll, wenn doch wir der Staat sind?

Im Ideal sollten Wir der Staat sein. In der Realität jedoch ist dem meines Erachtens nicht so. Und weil dem so nicht ist, fordert ein Rechtsliberaler wie ich das sich der Staat aus meinen Belangen heraus zu halten hat, mich nicht zu belästigen mit Steuern, mit Bürokratie und sonstigen totalitären Tendenzen der Träger des staatlichen Systems und dessen Profiteuren. (siehe z. b.: Hans Herbert von Armin: Das System - die Machenschaften der Macht)

MfG

Rikimer

Bruddler
03.02.2008, 20:49
Der Staat ist in meinen Augen im Kern die Summe aus Regierung, Ministerialbürokratie, Gerichten, Polizei und Armee.

Der Staat ist das Regime - das Regime ist der Staat !

Stechlin
03.02.2008, 21:05
Im Ideal sollten Wir der Staat sein. In der Realität jedoch ist dem meines Erachtens nicht so. Und weil dem so nicht ist, fordert ein Rechtsliberaler wie ich das sich der Staat aus meinen Belangen heraus zu halten hat, mich nicht zu belästigen mit Steuern, mit Bürokratie und sonstigen totalitären Tendenzen der Träger des staatlichen Systems und dessen Profiteuren. (siehe z. b.: Hans Herbert von Armin: Das System - die Machenschaften der Macht)

MfG

Rikimer

Also im Idealfall sind wir der Staat. Wenn das aber keine Realität ist, dann stimmt doch etwas nicht mit der Demokratie in diesem Lande? Der Rechtsliberale reagiert auf dieses Demokratiedefizit damit, indem er ganz "pragmatisch" sagt, der Staat solle sich deshalb aus den Belangen des Volkes heraushalten.

Meine These lautet, der Liberalismus, der stets fordert, der "Staat" solle sich heraushalten aus dem Leben der Menschen, fördert und fordert den Abbau der Demokratie.

Die Demokratie hat im Wesenskern eben genau den Sinn, das Volk zum Souverän zu machen, der die Politik des Staates bestimmt. Wenn der Liberalismus nun fordert, daß der Staat nichts mehr zu bestimmen habe, dann will er den Staat, und damit das Volk, entmündigen, und das öffentliche Leben zur Privatangelegenheit derjenigen machen, die es sich leisten können. Und das sind bekanntlich sehr wenige.

Soll das -frei nach Francis Fukuyama- das Ende der Geschichte sein?

klartext
04.02.2008, 00:41
In einer Demokratie ist der Staat das, was die Bürger aus ihm machen. Der Staatsbegriff ist deshalb keine konstante Grösse sondern einer Dynamik unterworfen wie die Gesellschaft insgesamt.

McDuff
04.02.2008, 05:45
Hallo Gemeinde!

Wie oft heißt es "der Staat sollte sich aus XYZ heraushalten". Wer ist eigentlich "der Staat"? Wie definiert Ihr den "Staat", der sich aus vielerlei Dingen heraushalten soll?

Diese Frage stelle ich mal zur Diskussion. Und bitte, keine Lexikoneinträge wiederkäuen, wie man Staat definiert. Das kann jeder selbst nachlesen.
Eure persönliche Meinung, wer oder was "der Staat" ist.

Ring frei!


Der "Staat" sollte theoretisch das Gemeinwesen seiner Bürger sein. Leider ist er in der Realität ein Machtapparat aus Parteien, Ämtern und Großkapital der die Bürger beherrscht und dessen Repräsentanten längst jegliche Bürgernähe verloren haben. Der "Staat" ist wie eine Maschine die der Bürger ohne Rücksicht auf Verluste in Betrieb halten muß ohne davon zu profitieren.

Bärwolf
04.02.2008, 09:05
Ich fasse mal zusammen: Der Staat, das sind wir. Gut. Warum fordert der Liberalismus dann stets, daß der Staat sich aus vielerlei Gebieten heraushalten soll, wenn doch wir der Staat sind?

Tja, wir sind aber nicht der Staat, er kommt allefalls über uns (wie auch immer) :D

politisch Verfolgter
04.02.2008, 10:04
In diesem deutschen Staat ist so viel privater Reichtum wie nie zuvor versammelt.
Der Staat beweckt, daß ihn relative Habnichtse immer weiter vermehren und sich rel. dazu immer ärmer arbeiten.
Dazu ist der Staat im Interesse seiner Gläubiger hoch verschuldet.
Wer keine Affenschieber hat, sollte nichts tun und bitte Nachwuchs unterlassen.

Sauerländer
04.02.2008, 13:06
Wer gibt ihm dafuer das Mandat? ich nicht!
Ich gebe "meinem" Staat auch kein Mandat für alles mögliche, was er so anstellt. Er tut es trotzdem.

Der Staat schafft sich sein eigenes Mandat. Das eine reine Frage politischen Willens bei der (an sich immer herrschenden) Rechtsindifferenz.

Sauerländer
04.02.2008, 13:25
Ich fasse mal zusammen: Der Staat, das sind wir.
Zumindest ist das der theoretische Anspruch der res publica.

Warum fordert der Liberalismus dann stets, daß der Staat sich aus vielerlei Gebieten heraushalten soll, wenn doch wir der Staat sind?
Weil der Liberalismus kein "Wir" kennt, sondern nur ein "Ich", und damit im Grunde die Negation aller Politik impliziert.

Rikimer
04.02.2008, 15:07
Zumindest ist das der theoretische Anspruch der res publica.

Weil der Liberalismus kein "Wir" kennt, sondern nur ein "Ich", und damit im Grunde die Negation aller Politik impliziert.

Der Sozialismus in der Praxis kennt kein ICH, sondern nur ein WIR. Aber ominöserweise nur stets ein kollektivistisches wir, welches als Resultat die Versklavung des einzelnen für ein hehres gemeinschaftliches Gut, die Gesellschaft, das Volk, die Nation, die Internationale hat. Es muß ein weg jenseits des totalen Liberalismus bzw. des Sozialismus geben.

MfG

Rikimer

Rheinlaender
04.02.2008, 15:45
Weil der Liberalismus kein "Wir" kennt, sondern nur ein "Ich", und damit im Grunde die Negation aller Politik impliziert.

Der Liberalismus kennt ein "Wir" im Sinne der gemeinsamen Interessen von Menschen. Wir alle haben z.B ein Interesse an der Aufrechterhaltung einer gewissen staatlichen Ordnung und oeffentlichen Dienstleistungen. Diese Interessen sind, zumindest im Prinzip, ziemlich klar zu definieren, bzw. zumindest im rationalen Diskurs zu definieren, und deren Durchsetzung ist Aufgabe des Staates.

Stechlin
04.02.2008, 18:30
Der "Staat" sollte theoretisch das Gemeinwesen seiner Bürger sein. Leider ist er in der Realität ein Machtapparat aus Parteien, Ämtern und Großkapital der die Bürger beherrscht und dessen Repräsentanten längst jegliche Bürgernähe verloren haben. Der "Staat" ist wie eine Maschine die der Bürger ohne Rücksicht auf Verluste in Betrieb halten muß ohne davon zu profitieren.

Also hat die klassische bürgerliche Demokratie versagt? Das wäre ja dann die logische Schlußfolgerung.

Man mache sich nur mal mit den Forderungen der "demokratischen" "Revolutionäre" von 1789 und 1848 vertraut. Das liberale Pack wollte unter anderem "mehrheitlich" über Steuern und Abgaben entscheiden. Das Besitzbürgertum ist aber nun einmal nicht die Mehrheit.

Wir können dankbar sein, daß Preußen diesem Putsch von 1848 erfolgreich das Wasser abgegraben hat. Daß nun Friedrich Wilhelm IV sich dazu hat erniedrigen lassen, vor den März-Gefallenen das Haupt zu entblößen, ist ein dunkler Fleck in der Geschichte Preußens. Wer würde schon vor einem toten Guido Westerwelle sein Haupt entblößen? Ich nicht!

Am Liberalismus werden die Völker zugrundegehen -hat hier irgendwer in seiner Sig zu stehen. So ist es auch.

Stechlin
04.02.2008, 18:32
Zumindest ist das der theoretische Anspruch der res publica.

Weil der Liberalismus kein "Wir" kennt, sondern nur ein "Ich", und damit im Grunde die Negation aller Politik impliziert.

Alles nur heiße Luft. Ich spucke auf sämtliche bürgerlichen "Revolutionäre" von 1789 bis 1848/49. Hätte das preußische Militär damals schon Bomben besessen, die Frankfurter Paulskirche hätte in Flammen stehen können. Welch ein Fanal wäre das gewesen.

politisch Verfolgter
04.02.2008, 22:45
Die Grundrechte sind schlicht rechtsräumlich auszudifferenzieren. Zwangsarbeit ist verboten, sie wird durch den Sozialstaat scheingerechtfertigt.

cajadeahorros
04.02.2008, 22:50
Alles nur heiße Luft. Ich spucke auf sämtliche bürgerlichen "Revolutionäre" von 1789 bis 1848/49. Hätte das preußische Militär damals schon Bomben besessen, die Frankfurter Paulskirche hätte in Flammen stehen können. Welch ein Fanal wäre das gewesen.

Man darf aber nicht die Warmduscher von 1848 mit den Revolutionären von 1789 verwechseln (auch wenn die meisten von denen - aus ihrer Sicht berechtigterweise - kniffen wenn es um die Frage der "Sansculotten" ging - Ehre sei Herbert, der es nicht tat).

cajadeahorros
04.02.2008, 22:56
Auf das Risiko dass es hier schon jemand geschrieben hat, ist habe jetzt keine Lust den Strang durchzublättern:

Ein Staat ist die freiwillige Vereinigung gleichberechtigter Bürger unter einer gemeinsamen Rechtsordnung.