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Vollständige Version anzeigen : Fehlinterpretationen der LW-Ergebnisse



Aldebaran
29.01.2008, 21:05
Mit etwas zeitlichem Abstand fällt auf, wie sehr die Ergebnisse der Landtagswahlen in eine ganz bestimmte Richtung interpretiert werden, nämlich als persönliche Niederlage Kochs und "Strafe" für seinen Wahlkampf.


Die Zahlen lassen aber auch ganz andere Deutungen zu.



1. Wulff hat genau so viele Stimmen verloren wie Koch.


Hessen 2003 für die CDU: 1334000

2008: 1010000

-> Abnahme um 24,3%

http://www.statistik-hessen.de/subweb/ltw2008/S12.htm


Niedersachsen 2003 für die CDU: 1925000

2008: 1456000

-> Abnahme um 24,4%

http://www.aktuelle-wahlen-niedersachsen.de/LW2008/000.htm



2. Die CDU war in Hessen deutlich stärker als bei der Bundestagswahl 2005.

BTW 2005 -> LW 2008:

SPD: 35,6 -> 36,7

CDU: 33,7 -> 36,8

Grüne: 10,1 -> 7,5

FDP: 11,7 -> 9,4

Linke: 5,3 -> 5,1


http://web.statistik-hessen.de/subweb/btw2005/S12.htm



3. Ohne die Enthaltung der Wähler und Abwanderung nach rechts hätte es wohl knapp gereicht.


CDU+FDP: 1268000 Stimmen

SPD-Grüne+LP: 1353000 Stimmen

Differenz: 85000


Wählerwanderung von der CDU ...

zu den Nichtwählern: 79000

zu den "Sonstigen": 20000

Zusammen: 99000

http://stat.tagesschau.de/wahlarchiv/wid253/analysewanderung6.shtml



Die hohen Verluste in den Hochburgen (v.a. Fulda und Limburg) lassen vermuten, dass es sich bei den Enthaltsamen überwiegend um konservative Wähler gehandelt hat.

Die Normalisierung der Verhältnisse zugunsten der SPD und den Einzug der Linkspartei konnte Koch kaum verhindern. Bedenklicher dürfte der Verlust von Stammwählern gewesen sein.

Aldebaran
29.01.2008, 22:58
Viel wichtiger und vor allem von den Wenigsten erkannt ist, daß die Grünen in Hessen massiv verloren haben. Der Hesse an sich hat genug von Multikulti:] . Die SPD hat mit anderen Themen gepunktet, die CDU mit anderen Themen verloren.
Trotzdem wird Kochs Roland wohl MP bleiben und die Sache aussitzen. Denn die SPD hat alle Koalitionen außer der Ampel abgelehnt, Koch hat alle zu Koalitionsgesprächen eingeladen außer der Linkspartei.
Wenn Frau Ypsilanti nicht als Lügnerin darstehen will, kann sie sich noch nicht einmal zur Wahl der MP aufstellen lassen, da sie Gefahr läuft mit den Stimmen der Linkspartei gewählt zu werden.

Der wilde Hesse bleibt uns wohl erhalten.

Das ist auch ein Hinweis darauf, dass nicht die "Empörung" über den "ausländerfeindlichen" Wahlkampf Kochs ausschlaggebend war. Dann hätten die Grünen davon profitieren müssen, denn dass eine SPD-geführte Regierung auf jeden Fall nur mit den Grünen zustandekommen würde, war ja klar. Wer grün wählte, wählte praktisch automatisch Ypsilanti.

Die Grünen sind auf ihre Stammwähler zusammengeschmolzen, was man daran sieht, dass die Zahl der Zweitstimmen kaum größer ist als die der Erststimmen, was bei einer kleinen Partei ungewöhnlich ist.

tommy3333
29.01.2008, 23:27
Die Verluste der Union bei beiden Landtagswahlen hängen aus meiner Sicht damit zusammen, dass die Union bei den Wahlen 2003 extrem stark vom bundespolit. Trend profitiert hatte, deren Bonus sie jetzt nicht mehr hat. Es handelt sich also eher um eine Normalisierung des Wählerverhaltens.

Edmund
29.01.2008, 23:37
Man sollte nicht vergessen, auch die andere große Systempartei SPD hat in Niedersachsen, ehemaliges SPD-Stammland, den niedrigsten Wert aller Zeiten erreicht. Auch in Hessen sieht es für die Genossen nicht besser aus.

Man kann also sagen, daß die Menschen allgemein langsam die Schnauze voll haben von den Systemparteien. Leider findet man die meisten ehemaligen Systemparteien-Wähler im Nichtwähler-Lager wieder, anstatt daß sie sich eine deutschfreundliche Wahlalternative suchen, oder sich zu einer zusammenschließen.

Aldebaran
29.01.2008, 23:39
Die Verluste der Union bei beiden Landtagswahlen hängen aus meiner Sicht damit zusammen, dass die Union bei den Wahlen 2003 extrem stark vom bundespolit. Trend profitiert hatte, deren Bonus sie jetzt nicht mehr hat. Es handelt sich also eher um eine Normalisierung des Wählerverhaltens.


Das denke ich auch. Der Unterschied zwischen Hessen und Nds. ist nur der, dass die SPD in Hessen "zünden" konnte und in Nds. nicht. Das liegt nur indirekt an Koch, indem sich die Medien selektiv auf ihn eingeschossen und den schwerer fassbaren Wulff verschont haben, um sozusagen die Kräfte zu konzentrieren.

Edmund
30.01.2008, 00:00
Die Verluste der Union bei beiden Landtagswahlen hängen aus meiner Sicht damit zusammen, dass die Union bei den Wahlen 2003 extrem stark vom bundespolit. Trend profitiert hatte, deren Bonus sie jetzt nicht mehr hat. Es handelt sich also eher um eine Normalisierung des Wählerverhaltens.
Eine Normalisierung des Wählerverhaltens?
Wohl kaum.
Die großen Parteien bekommen in immer weniger Parlamenten eine stabile Mehrheit hin. Zweier-Koalitionen werden damit immer seltener zu erreichen sein.
Unser Land wird zunehmend durch Zersplitterung der Parteienlandschaft unregierbar. Die sogenannten Volksparteien schrumpfen sowohl bei den Mitgliedern als auch bei den Wählern.

goldrush
30.01.2008, 00:15
Der wilde Hesse bleibt uns wohl erhalten.

Siehe Börner- 2 Jahre hat er durchgehalten.

Mal sehen, ob die Dame(n) und Herr(en) öffentlich über Neuwahlen nachdenken- was für eine Partei dann Machtverlust bedeutet.

McDuff
30.01.2008, 05:40
Die Nichtwählerpartei wird immer stärker. Die Zukunft gehört dem, der es versteht diese für sich zu gewinnen.

tommy3333
30.01.2008, 08:23
Eine Normalisierung des Wählerverhaltens?
Wohl kaum.
Die großen Parteien bekommen in immer weniger Parlamenten eine stabile Mehrheit hin. Zweier-Koalitionen werden damit immer seltener zu erreichen sein.
Unser Land wird zunehmend durch Zersplitterung der Parteienlandschaft unregierbar. Die sogenannten Volksparteien schrumpfen sowohl bei den Mitgliedern als auch bei den Wählern.
In Niedersachsen hat die eine Volkspartei trotzdem noch 40+x erreicht, was auch früher für mindestetens eine der beiden Volksparteien (die dann auch die Regierung stellte) normal war. Der einzigste Unterschied ist nun, dass die Linkspartei zu Lasten von rot-grün in die Parlamente eingezogen ist. In Hessen waren 36-37% auch ein normales Ergebnis für die Union, bevor Schröder BuKa wurde und die Union vom Bundestrend profitieren konnte. Bei der Union ist es also eine Normalisierung. Dass die Linkspartei sich in die Parlamente etabliert hat, hat sich ie SPD ganz allein zuzuschreiben - was macht sie solche Demagogen auch pol. hoffähig. Ohne die Linkspartei wäre auch das Ergebnis der SPD in normale Größenordnungen aus vorangegeangene Wahlen zurückgekehrt.

Kumusta
30.01.2008, 08:53
Die CDU hat dank Merkel und ihres Linkskurses die konservativen Stammwähler verloren. Das wird sich in Hamburg bei der CDU-Schwuchtel fortsetzen.

Wayne Schlegel
30.01.2008, 10:14
Eine Normalisierung des Wählerverhaltens?
Wohl kaum.
Die großen Parteien bekommen in immer weniger Parlamenten eine stabile Mehrheit hin. Zweier-Koalitionen werden damit immer seltener zu erreichen sein.
Unser Land wird zunehmend durch Zersplitterung der Parteienlandschaft unregierbar. Die sogenannten Volksparteien schrumpfen sowohl bei den Mitgliedern als auch bei den Wählern.

Eine gewisse Zersplitterung des Parteiensystems ist Noramlität in einem parlamentarischem System mit Verhältniswahlrecht. Deutschland stellte bis´her eher eine Ausnahme da!

franek
30.01.2008, 10:36
Eine Normalisierung des Wählerverhaltens?
Wohl kaum.
Die großen Parteien bekommen in immer weniger Parlamenten eine stabile Mehrheit hin. Zweier-Koalitionen werden damit immer seltener zu erreichen sein.
Unser Land wird zunehmend durch Zersplitterung der Parteienlandschaft unregierbar. Die sogenannten Volksparteien schrumpfen sowohl bei den Mitgliedern als auch bei den Wählern.

Nein, richtig genutzt und umgesetzt, entstehen so wieder zwei konträre Lager mit konkreten Alternativen: Das Linke und das Konservative Lager. Mehrheiten können sich auf beiden Seiten auch mit jetzt fünf Parteien bilden. Siehe NDS, bzw., wenn sich YPS nicht den roten Bock geben würde: Rot-Rot-Grün

Aldebaran
30.01.2008, 20:57
Die CDU hat dank Merkel und ihres Linkskurses die konservativen Stammwähler verloren. Das wird sich in Hamburg bei der CDU-Schwuchtel fortsetzen.

Das muss nicht sein. Anders als Koch kann Beust Schicki-Micki-Wähler anziehen. Koch musste einerseits die Enttäuschung der Konservativen ausbaden und konnte andererseits wegen seines Images nicht (mehr) in der "Mitte" punkten.

tommy3333
03.02.2008, 18:07
Das muss nicht sein. Anders als Koch kann Beust Schicki-Micki-Wähler anziehen. Koch musste einerseits die Enttäuschung der Konservativen ausbaden und konnte andererseits wegen seines Images nicht (mehr) in der "Mitte" punkten.

Trotzdem wird Beust sein Ergebnis aus der letzten LTW wohl nicht wiederholen können. Auch hier gehe ich davon aus, dass eine Normalisierung des Wählerverhaltens eintreten wird (der Schröder-Bonus für die Union ist weg), und die Wähler wieder stärker das wählen, was sie sonst traditionell wählen. Selbst wenn die FPD einzieht , wird es sehr knapp - und wenn die FDP nicht einzieht, ist Beusts Mehrheit ohnehin weg.