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Vollständige Version anzeigen : Gerichtsurteil - Baby darf sterben



Siran
08.10.2004, 15:37
Gerichtsurteil - Baby darf sterben

Das Oberste Gericht von London erlaubt einer Klinik, ein schwerst behindertes Baby sterben zu lassen – gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern.

Ein frühgeborenes Baby mit schwersten Gesundheitsschäden soll nach einem Gerichtsurteil sterben können. Der High Court in London entschied im Sinne der behandelnden Ärzte, dass die elf Monate alte Charlotte nicht wiederbelebt werden soll, falls sie aufhöre zu atmen. Die Eltern hatten dagegen verlangt, dass alles medizinisch Mögliche unternommen werden müsse, um ihr Kind nicht sterben zu lassen.

Das Baby war im Oktober vergangenen Jahres drei Monate zu früh auf die Welt gekommen, wog nur gut 370 Gramm und kann weder sehen noch hören. Es hat schwere Hirn-, Lungen- und Nierenschäden. Im Laufe der Anhörung vor Gericht hatte ein Arzt des behandelnden Krankenhauses in Portsmouth gesagt, Charlottes Leben sei ausschließlich von „Schmerz und Leid bestimmt“, sie würde die frühe Kindheit keinesfalls überleben. Das Kind liegt in einem Brutkasten und muss permanent mit Sauerstoff versorgt werden. Mehrfach hat das Mädchen bereits aufgehört zu atmen und musste wiederbelebt werden.

weiter (http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/newsausgabe.htm?id=7296)

Viel mir jetzt im Zusammenhang mit den Meinungen im Abtreibungsthread auf. Was ist denn eure Meinung dazu? Kind sterben lassen oder unter allen Umständen am Leben erhalten?

Hakan
08.10.2004, 15:44
Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht.Ausserdem gibt es ja auch keine Hoffnung auf Besserung. Den Ärzten wird es bestimmt auch nicht leicht gefallen sein diese Entscheidung zu fällen.Die werden sich schon was gedacht haben dabei.

MoJo
08.10.2004, 15:50
Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht.Ausserdem gibt es ja auch keine Hoffnung auf Besserung. Den Ärzten wird es bestimmt auch nicht leicht gefallen sein diese Entscheidung zu fällen.Die werden sich schon was gedacht haben dabei.
Das sehe (sogar ich) genauso!

Rorschach
08.10.2004, 15:55
Auch ich schließe mich Hakan an.
Und bin froh, keine solche Entscheidung treffen zu müssen. :(

Hakan
08.10.2004, 16:54
Um was wollen wir wetten, daß es gar nicht erst zu diesem Prozeß gekommen wäre, wenn die Eltern eine private Krankenversicherung gehabt hätten?!

Zu welchem Prozess? Der Krankheit des Kindes, oder die Entscheidung es sterben zu lassen?

Rorschach
08.10.2004, 16:55
Um was wollen wir wetten, daß es gar nicht erst zu diesem Prozeß gekommen wäre, wenn die Eltern eine private Krankenversicherung gehabt hätten?!
Hätte dadurch die Medizin etwa auf einmal einen Quantensprung in der Behandlung von Frühchen gemacht? ?(

Hakan
08.10.2004, 17:09
Nein, aber das Kind würde das schmale Budget des Krankenhauses nicht belasten. So sieht es nämlich heutzutage aus mit der sozialistischen Gesundheitsunterversorgung.

Ich kann mir kaum vorstellen dass das der Beweggrund für die Entscheidung war!

Siran
08.10.2004, 17:13
Was würde sich aber an der Situation des Kindes ändern? Es würde trotzdem sein, sehr kurzes, Leben lang komplett von Maschinen abhängig sein. Es wäre taub, blind und wahrscheinlich geistig behindert, mal ganz abgesehen von den Schmerzen, die es wohl hätte.

Patrick Bateman
09.10.2004, 08:36
Hakans Standpunkt ist nachvollziehbar. Aber es ist eben so, das schlicht die Eltern für ihr Kind die Entscheidung treffen können, Ärtze könne nur raten, Juristen haben in einer solchen Sache gar nichts zu suchen.

Meiner Meinung hat das Kind ein Recht zu leben, es ist da, es lebt, auch wenn seine Körperfunktionen nur mittels Maschinen aufrecht erhalten werden können.

Die Frage ist, ob es leidet. Und welcher Maßstab soll da angelegt werden? Hat das Kind Schmerzen? Oder ist leiden so zu verstehen, das es nicht am "normalen" Leben teilnehmen kann und auch nie teilnehmen wird? Gerade letzteres kann ich als Begründung nicht nachvollziehen, das Kind kennt von seiner ersten Lebensminute an nur diesen Zustand, er ist für das Kind "normal", mag es uns Gesunden auch als Unnormaler, nicht lebenswerter Zustand erscheinen.

Ich halte das Urteil so für nicht richtig. M.M. nach sollten die Eltern diese letzte Entscheidung treffen.

Patrick Bateman
09.10.2004, 08:37
Um was wollen wir wetten, daß es gar nicht erst zu diesem Prozeß gekommen wäre, wenn die Eltern eine private Krankenversicherung gehabt hätten?!

Und das sagt jemand, der in einem anderen Thread jede Frau von Gesetzes wegen alle vier Wochen zum Schwangerschafttest zwingen will.................

trib996
09.10.2004, 08:56
Es ist besser das Kind sterben zu lassen .

Die Eltern können einen Leid tun , da kann sich jmd. der eigene Kinder hat bestimmt besser hineinversetzen .

Siran
09.10.2004, 09:12
Die Frage ist, ob es leidet. Und welcher Maßstab soll da angelegt werden? Hat das Kind Schmerzen? Oder ist leiden so zu verstehen, das es nicht am "normalen" Leben teilnehmen kann und auch nie teilnehmen wird? Gerade letzteres kann ich als Begründung nicht nachvollziehen, das Kind kennt von seiner ersten Lebensminute an nur diesen Zustand, er ist für das Kind "normal", mag es uns Gesunden auch als Unnormaler, nicht lebenswerter Zustand erscheinen.


Ich habe jetzt mal nachgekuckt, was die englischen Zeitungen über den Zustand des Babys schreiben:

But in the end, Justice Hedley said, all the medical evidence pointed to the fact that Charlotte was profoundly mentally and physically disabled with no hope of recovery and "a terrible quality of life".[...]

Charlotte was born 26 weeks premature in October last year by emergency caesarean. She was on a ventilator for the first three months and still weighs only the equivalent of a three-month-old baby.

She cannot see or hear, has no control over her movements and has the most extreme form of cerebral palsy. She has chronic lung disease and cannot breathe without the aid of an oxygen box.

In the past five months she has stopped breathing three times and doctors say she is in constant pain with "no joy or fulfilment". She will never be able to sit up or take food by mouth.

After her last collapse, in July, doctors at the hospital asked her parents for consent not to revive Charlotte if she stopped breathing.

They say that each time Charlotte is resuscitated, she suffers further damage and pain and that to revive her would be "futile and even cruel".[...]

The two-day hearing had seen eight paediatricians file into court to give their opinion that Charlotte's life was "intolerable".

Even the specialist called by the Wyatts' lawyer said that the only reason to re-ventilate Charlotte would be to give her parents more time to come to terms with her inevitable death. Even the most optimistic of doctors said that Charlotte had only a 25 per cent chance of surviving for another year even if she were to be resuscitated.

Most experts put that statistic at less than 1 per cent.

http://www.nzherald.co.nz/storydisplay.cfm?storyID=3598860&thesection=news&thesubsection=world

Patrick Bateman
09.10.2004, 14:01
Ich habe jetzt mal nachgekuckt, was die englischen Zeitungen über den Zustand des Babys schreiben:

But in the end, Justice Hedley said, all the medical evidence pointed to the fact that Charlotte was profoundly mentally and physically disabled with no hope of recovery and "a terrible quality of life".[...]

Charlotte was born 26 weeks premature in October last year by emergency caesarean. She was on a ventilator for the first three months and still weighs only the equivalent of a three-month-old baby.

She cannot see or hear, has no control over her movements and has the most extreme form of cerebral palsy. She has chronic lung disease and cannot breathe without the aid of an oxygen box.

In the past five months she has stopped breathing three times and doctors say she is in constant pain with "no joy or fulfilment". She will never be able to sit up or take food by mouth.

After her last collapse, in July, doctors at the hospital asked her parents for consent not to revive Charlotte if she stopped breathing.

They say that each time Charlotte is resuscitated, she suffers further damage and pain and that to revive her would be "futile and even cruel".[...]

The two-day hearing had seen eight paediatricians file into court to give their opinion that Charlotte's life was "intolerable".

Even the specialist called by the Wyatts' lawyer said that the only reason to re-ventilate Charlotte would be to give her parents more time to come to terms with her inevitable death. Even the most optimistic of doctors said that Charlotte had only a 25 per cent chance of surviving for another year even if she were to be resuscitated.

Most experts put that statistic at less than 1 per cent.

http://www.nzherald.co.nz/storydisplay.cfm?storyID=3598860&thesection=news&thesubsection=world
Gut, das ist die Auffassung der Ärzte, aber trotzdem, die letzte Entscheidung muß bei den Eltern liegen, kein Staat kann und darf aufgrund auch irgendwelcher Erwägungen, seien sie moralisch, juristisch oder aus wirtschaftlichen Gründen ein Leben beenden.

Und das ist Leben.

Sind die Schmerzen des Kindes so stark, das kein Schmerzmittel hilft?
Oder ist nicht vielmehr ausschlaggebend, dass das zu erwartende Leben, nach unseren Maßstäben bzw. der Ärtze, keine lebenswertes ist?


Es mag sich anderst verhalten wenn die Eltern sagen, das nach dem nächsten Kollaps keine Reanimation vorgenommen werden soll. Das ist die Entscheidung der Eltern, die Ärtze können hier nur mit Rat zur Seite stehen.

Im vorliegenden Fall bin ich allerdings, wenn auch aus anderen Gründen, versucht modena 360 zuzustimmen, der Hintergrund dürften wohl auch reine betriebswirtschaftliche Gründe sein.

Die eigentliche Frage, die sich aus diesem Fall daher aufwirft ist: Kann jeder menschliche Belang von der Geburt bis zum Tode nach ausschließlich betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilt werden?

Das ist m.M. nach das Hauptproblem unserer Gegenwart.

Rorschach
09.10.2004, 14:34
Für mich würde Modenas Einschätzung eher nach einem Alptraum klingen; möglicherweise würden die Ärzte in manchen Fällen dann Patienten "auf Teufel komm raus" am Leben halten, aber ob sich auch in diesem Fall 8 Ärzte für die Meinung des Krankenhauses ausgesprochen hätten?
Die Behinderungen, von denen in dem englischen Text die Rede ist, lassen nicht auf ein schmerzfreies Leben schließen; und wem tut man eigentlich einen Gefallen, wenn man diese winzige Chance, das Mädchen noch ein Jahr am Leben zu halten um so einen Preis erzwingen will (Schläuche in der Lunge, Ernährung per Tropf, ständiges Liegen)?

Siran
09.10.2004, 14:48
Gut, das ist die Auffassung der Ärzte, aber trotzdem, die letzte Entscheidung muß bei den Eltern liegen, kein Staat kann und darf aufgrund auch irgendwelcher Erwägungen, seien sie moralisch, juristisch oder aus wirtschaftlichen Gründen ein Leben beenden.

Der Staat hat immer mal wieder eingegriffen, wenn das Leben bzw. die Gesundheit der Kinder betroffen war. Z.B. wenn die Eltern aus religiösen Gründen eine Behandlung der Kinder ablehnten, auch wenn diese für das Überleben notwendig war. Oder wenn die Trennung von siamesischen Zwillingen, die am Kopf zusammengewachsen waren, angeordnet wurde.


Und das ist Leben.

Sind die Schmerzen des Kindes so stark, das kein Schmerzmittel hilft?
Oder ist nicht vielmehr ausschlaggebend, dass das zu erwartende Leben, nach unseren Maßstäben bzw. der Ärtze, keine lebenswertes ist?

Aber was für ein Leben ist das?
Taub, blind, bewegungsunfähig, nicht in der Lage selbstständig zu atmen oder zu essen und keine, aber auch gar keine Aussicht auf Besserung. Es handelt sich ja nicht um eine vorrübergehende Phase, von der man weiß, dass sie zu Ende gehen wird, sondern das gesamte Leben des Kindes sieht so aus. Bis es dann irgendwann nicht mehr ins Leben geholt werden kann. Die Überschrift "Baby darf sterben" finde ich da schon recht angemessen.


Es mag sich anderst verhalten wenn die Eltern sagen, das nach dem nächsten Kollaps keine Reanimation vorgenommen werden soll. Das ist die Entscheidung der Eltern, die Ärtze können hier nur mit Rat zur Seite stehen.

Die Ärzte haben ja auch gar nichts entschieden, das dürfen sie in Deutschland nicht und in Großbritannien wohl auch nicht. Pflicht der Ärzte ist es ja, das Leben so weit wie möglich zu erhalten, egal was die Konsequenzen für den Patienten sind.


Die eigentliche Frage, die sich aus diesem Fall daher aufwirft ist: Kann jeder menschliche Belang von der Geburt bis zum Tode nach ausschließlich betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten beurteilt werden?

Das ist m.M. nach das Hauptproblem unserer Gegenwart.

Ich glaube nicht, dass hier nur betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Schließlich sind die Kosten in dem Fall wirklich abzusehen.

Patrick Bateman
09.10.2004, 21:04
Der Staat hat immer mal wieder eingegriffen, wenn das Leben bzw. die Gesundheit der Kinder betroffen war. Z.B. wenn die Eltern aus religiösen Gründen eine Behandlung der Kinder ablehnten, auch wenn diese für das Überleben notwendig war. Oder wenn die Trennung von siamesischen Zwillingen, die am Kopf zusammengewachsen waren, angeordnet wurde.

Das ist auch richtig und das stelle ich nicht in Abrede, schließlich endet das Recht der Eltern zu entscheiden dort, wo sie aufgrund religiöser oder moralischer Vorstellung das Leben ihrer Kinder gefährden, in dem Sie eine ärztliche Behandlung ablehen.

Im vorliegenden Fall verhält es sich es sich aber anderst, hier sind die Ärtze bzw. das Krankenhaus vor Gericht gezogen um nicht mehr behandeln zu müssen, obwohl das die Eltern wollen.

Den Ärtzen war es anscheinend nicht möglich, die Eltern von ihrer Erkenntnis zu überzeugen, und religöse oder moralische Grundsätze seitens der Eltern, die zu deren Verweigerung die Maschinen abzustellen führen, sind nicht ersichtlich.

Mir ist zudem keine Fall bekannt, weder hier in Deutschland noch in Groß Britannien, in dem der Staat gegen den Willen der Eltern zu ungunsten des Lebens eines Kindes eingegriffen hat.

Aber was für ein Leben ist das?
Taub, blind, bewegungsunfähig, nicht in der Lage selbstständig zu atmen oder zu essen und keine, aber auch gar keine Aussicht auf Besserung. Es handelt sich ja nicht um eine vorrübergehende Phase, von der man weiß, dass sie zu Ende gehen wird, sondern das gesamte Leben des Kindes sieht so aus. Bis es dann irgendwann nicht mehr ins Leben geholt werden kann. Die Überschrift "Baby darf sterben" finde ich da schon recht angemessen.

Was für ein Leben das ist? Das spielt zunächst gar keine Rolle, es ist Leben. Und die Entscheidung über Leben und/oder Tod kann nicht auf den qualitativen Maßstäben von uns gemessen werden.
Vielleicht ist dieses Kind ja glücklich, vielleicht begreift es Leben so wie es das Leben erlebt?

Die Überschrift "Baby darf sterben" führt in die Irre, denn die Frage ist, will denn das Baby sterben? Ich glaube, unterstellen wir den Fall eines schwer Krebskranken im Endstadium, würde die Überschrift wohl anderst lauten. Dann würde Sie wohl lauten: "Todkranker darf nicht sterben".
Die Ärzte haben ja auch gar nichts entschieden, das dürfen sie in Deutschland nicht und in Großbritannien wohl auch nicht. Pflicht der Ärzte ist es ja, das Leben so weit wie möglich zu erhalten, egal was die Konsequenzen für den Patienten sind.

Natürlich haben die Ärtze nichts entschieden, wie sollten Sie auch, schließlich ist ein britisches Krankenhaus nicht die Rampe von Auschwitz.
Aber Sie sind vor Gericht gezogen um eben die Maschinen abschalten zu dürfen, die Frage die sich mir stellt ist, warum die Ärtze diesen Schritt gemacht haben. Was ist deren Motivitation?

Ich glaube nicht, dass hier nur betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Schließlich sind die Kosten in dem Fall wirklich abzusehen.

Und da glaube ich eben schon das auch betriebswirtschaftliche Gründe eine Rolle spielen, das die Briten nach eben diesen Grundsätzen ihr Gesundheitswesen saniert haben dürfte wohl bekannt sein, vor Gericht allerdings dürfte eine betriebswirtschaftliche Argumentation ziemlich sinnlos sein, da dürfte eine britischer Richter nur milde den Kopf schütteln und die Leutchen wieder an ihren Arbeitsplatz schicken.

Mithrandir
10.10.2004, 02:00
Aber was für ein Leben ist das?
Ein lebensunwertes Leben.
Ganz offensichtlich, das ist ja wohl auch vorherrschende Meinung hier.

ichbrauchedrogen
10.10.2004, 10:01
Es ist verdammt schwer, sich als Aussenstehender ein Bild davon machen zu können. Ich würde jedoch dafür stimmen, das Kind von seinen Leiden zu befreien. Denn ich glaube die Eltern sind so gefangen von ihrer Liebe zum Kind , dass sie garnicht begreifen was das Kind für Qualen durchmacht..
liebe würde ich das nicht gerade nennen....eher der pure egoismus. sie können sich nicht damit abfinden, dass sie ihr kind verlieren werden. was ja verständlich ist...an irgend einem punkt jedoch sollte tatsächlich liebe über egoismus stehen...das kind wird so und so sterben, warum es dann unnötig leiden lassen? das gericht hätte den eltern eine therapie aufbrummen sollen, damit sie statt sich an wünsche zu klammern lieber lernen abschied zu nehmen.

was mich bei der sache allerdings wundert...
das kind konnte mehrmals wiederbelebt werden - also scheint es wohl einen lebenswillen zu haben.
eigentlich müsste man diesen lebenswillen irgendwie "messen" - um wirklich im sinne des kindes (um das es ja hier geht) entscheiden zu können.

Roter engel
10.10.2004, 10:56
leben lassen heißt für mich auch sterben lassen

Unsere Gesellschaft vermittelt uns immer wieder den Eindruck Leben sei etwas Schönes, Kostbares und Unersetzbares. Dabei sehen wir öfters über der Tod anderer Menschen hinweg, weil eben dieser Tod für uns eine Bereicherung darstellt.
In Afrika sterben Menschen an Unterernährung, damit wir vollverfettet Essen verschwenden können. Andere Menschen sterben an den Kriegen, die wir führen um unseren Wohlstand, unsere Interessen und unsere Gesellschaftsnormen zu erhalten, durchzusetzen.
Wenn es nun aber um den moralischen Tod geht, müssten wir eigendlich relativ frei damit umgehen:
Euthanasieprogramme müssten eigendlich nach unserem Umgang mit fremdem Leben auf Kapitalismus umgestellt sein, billig und überall zu erwerben sein.
Doch stattdessen stützen wir unsere strikte Ablehnung an der Euthanasie auf Moralvorstellungen, die es bei anderen Tötungen nicht gibt?
Bei einem Krieg nimmt man willig "ein paar" Zivilstenmorde in Kauf, aber wenn es darum geht Leid zu beseitigen, jemanden von Schmerz zu befreien, dann gibt es auf einmal Moral und Ethik???
Da sieht man mal wieder wie scheinheilig unsere Gesellschaft ist. Fremdes Leben ist ihr nichts wert, aber die "moral correctness" muss unbedingt bestehen?
Ist unsere Gesellschaft so verlogen geworden, dass sie sich selbst Moral vorlügt oder ist die strikte Ablehnung der Euthanasie Eigennutz? Möchten diese Menschen etwa später nicht auch qualvoll sterben und wollen sie diese Schmerzen auch nicht noch künstlich länger ertragen!?

pain is life?
Es kommt wirklich darauf an, wie man Leben definiert. Wenn Leben Schmerz ist, dann verfehlt Euthanasie seinen Zweck und auch für die christlichen Fanatiker sollte klar sein, dass Euthanasie nicht für sie in Frage kommt. Denn erst der Tod ist für sie eine Erlösung, das Paradies das "Lebensziel". Leben ist also Schmerz?

Was hält uns eigendlich vor Selbstmord ab?
Was macht unsere Gewissheit aus, dass Leben wirklich kostbar ist.
So kostbar, dass es sich lohnt einem hilflosen Baby die Erlösung der grausamsten Schmerzen zu verweigern???

mfg, roter engel

Siran
12.10.2004, 15:25
Sieh an, sowas gibt's noch? Ich dachte, das hätten wir hinter uns...
:rolleyes:

Wobei wohl ein Unterschied dazwischen besteht, ob man jemanden umbringt oder ob man jemanden nicht wiederbelebt, wenn er von selbst aufhört zu atmen...

Siran
12.10.2004, 15:57
Wo ist dann der Unterschied zu Menschen, die von selbst nicht mehr essen und die man füttert bzw. künstlich ernährt?

Das Baby wird ja ständig mit Sauerstoff versorgt, aufgrund der Lungenschäden ist es ja gar nicht in der Lage, den Körper selbst zu versorgen. Es geht ja auch nicht darum, die Sauerstoffzufuhr abzuschalten, sondern nur dann, wenn das Baby im Sterben liegt, nicht mehr einzugreifen.

ampler
12.10.2004, 16:54
Zugeben würde das natürlich keiner. Ich halte es trotzdem für den wahren Grund. Oder anders formuliert: Hätte eine Privatversicherung für das Kind gezahlt, hätte die Krankenhausleitung alles unternommen, um diese Geldquelle möglichst lange anzuzapfen.

Ich weiß, daß ich das nicht beweisen kann, aber es ist meine feste persönliche Überzeugung.

So sicher wäre ich mir da nicht. Außerdem finde ich es äußerst schrecklich von dir ein Menschenleben mit Geld aufwiegen zu wollen. Ich finde solche Situationen eine Tragödie und möchte nie selbst in so einer Zwickmühle stecken. Mein Beileid für Ärzte und Eltern.

Helmuth
13.10.2004, 08:33
Ein Säugling und einer im Koma hat keinen Willen.Das es besser ist für beide zu sterben liegt doch auf der Hand:Ihnen bleibt mit grosser Wahrscheinlichkeit viel Leid erspart (auch wenn sie vorerst gesund sein sollten),mit Sicherheit aber das Grauen des eigenen Todes vor Augen.(Es sei denn er hat das Glück,im Schlaf umgebracht zu werden.)Nachteile haben sie durch den Tod keine.
Was den Krieg anbelangt,da sind die Menschen selber schuld;Dummheit ist das grösste Verbrechen.Zu bedauern sind nur die wenigen die selber denken.

Zum gleichen Thema im anderen Forum,drückt sich Modena vor einer Antwort.

ampler
13.10.2004, 15:25
Ich will das auf keinen Fall!

Dermaßen falsch kann man meine Beiträge hier eigentlich nicht verstehen. Ich halte dieses Urteil für einen Skandal.

Das ändert nichts an der Tatsache, dass du es getan hast.

ampler
13.10.2004, 15:56
Ja und was sollte dieser Mist mit der privaten Krankenversicherung?

ampler
13.10.2004, 15:56
Du übertrittst Grenzen der Höflichkeit und der Pietät (tolle Kinderstube).

ampler
14.10.2004, 18:48
Das sind schwere Anschuldigungen. Außerdem kann ich deine Argumentation nicht verstehen, weil private Krankenversicherungen auch nicht immer zahlen. Desweiteren reduzierst du das Thema mit diesen Aussagen, meiner Meinung nach, nur auf geldliche Aspekte.

ichbrauchedrogen
15.10.2004, 21:17
Das sind schwere Anschuldigungen. Außerdem kann ich deine Argumentation nicht verstehen, weil private Krankenversicherungen auch nicht immer zahlen. Desweiteren reduzierst du das Thema mit diesen Aussagen, meiner Meinung nach, nur auf geldliche Aspekte.
wenn man das ganze aus sicht der immerhin prozessierenden ärzte betrachtet, sind finanzielle aspekte eben auch nicht irrelevant.

allerdings sind die hier eher an den haaren herbeigezogen.
die kosten dürften ja einigermaßen klar voraussehbar sein....das kind wird nicht älter als ein jahr werden. und sogar das ist optimistisch geschätzt.

wie ist denn das dann bei alten menschen, die immense kosten verursachen und das auch noch auf unabsehbare zeitspannen?

oder bei schwerstbehinderten mit astronomischen behandlungskosten?

klar, dort wäre prozessieren nicht so einfach, da sie nicht ständig gewaltsam ins leben zurückbeordert werden, wenn der körper längst abgeschlossen hat....

...die frage wäre aber hier wohl weniger der ruf nach schöpfung und dergleichen mist sondern eher in richtung natur.....wo greift der mensch lebensunterstützend ein, wo pfuscht er unter der flagge "hippokrateseid" und verursacht im grunde eher leid?

diese grenze wird immer schwerer zu ziehen sein, je fortschrittlicher die medizin wird....

irgendwann wird es medizin./techn. möglich sein, menschen nahezu unbegrenzt künstlich am leben zu erhalten, obwohl sie körperlich (und wohl auch seelisch) längst tot sind..... -- ist das wirklich erstrebenswert?

auch mal in hinblick auf nachfoldenge generationen, die den wahnsinn finanzieren müssen und höchstwahrscheinlich abstriche bei ihrer eigenen lebensqualität machen müssen auf kosten eines ewigen menschheitstraumes (unsterblichkeit)?

ist ja schon heute teilweise so. ich müsste als mensch, der das leben noch vor sich hat, auf hochwertige kieferchirurgie/-orthopädie verzichten weil ichs mir einfach nicht leisten könnte wenn ich nicht privat versichert wäre....
dabei gehts da nur um einige tausend euronen.....
was kostetet dagegen ein 90jähirger im pflegeheim, der künstlich mit einer armada von pillen und geräten am leben erhalten wird, der im grunde auch sterben will (ich hab ein persönliches beispiel für genau diesen fall...deshalb funzt hier auch der kaltherzig-vorwurf überhaupt gar nicht)...?

Helmuth
17.10.2004, 10:28
Diese andere Sache habe ich leider schon vergessen.Aber warum gehst Du nicht auf diesen Beitrag auf Seite 3 ein?Diskussion ist Rede und Gegenrede und nicht Vorlesung.Hast Du überhaupt keine Zweifel?
Gruss!Helmuth

Helmuth
18.10.2004, 09:35
Ist nicht mehr aktuell - das geht ja unter Abtreibung weiter.
Gruss!Helmuth