PDA

Vollständige Version anzeigen : Heute vor 137 Jahren: Kaiserproklamation



-SG-
18.01.2008, 10:50
http://www.gabrieleweis.de/3-geschichtsbits/histo-surfing/5-neuzeit2/5-2-nationalstaatsgruendungen/5-2-1-bilder/1870-versailles.jpg

Das berühmte Bild im Spiegelsaal in Versailles: Wilhelm der I. wird deutscher Kaiser, das Datum markiert die Gründung des Deutschen Reichs. Anlass, sich mal wieder mit deutscher Geschichte zu befassen und die Wurzeln ins Bewusstsein zu rufen.

Unendlich fern scheinen uns die Umstände, gleichwohl Hunderttausende das Kaiserreich noch miterlebt haben. Die Zeiten ändern sich rasant.

Viele nennen die Jahrzehnte danach die "gute alte Zeit", andere sehen im preußisch geprägten Obrigkeitsstaat den Wegbereiter des Nationalsozialismus'. Wie beurteilt ihr im Nachhinein die Reichsgründung?

malnachdenken
18.01.2008, 10:53
Die Gründung des ersten Deutschen Nationalstaates war mMn viel zu spät und auch unter eher ungünstigen Umständen.

Unter den Zeichen der 48er Revolution oder noch früher, vor allem aber durch das deutsche Volk, wäre mMn besser gewesen.

-SG-
18.01.2008, 15:02
Die Gründung des ersten Deutschen Nationalstaates war mMn viel zu spät und auch unter eher ungünstigen Umständen.

Unter den Zeichen der 48er Revolution oder noch früher, vor allem aber durch das deutsche Volk, wäre mMn besser gewesen.

Ist ein gutes Argument, aber wäre dieses Gebilde stabil gewesen? Was hätte die hunderte von Kleinstaaten und freie Städte integriert, und die Vorherrschaft der beiden großen Königreiche Preußen und Österreich sowie deren Rivalität (an den Krieg von 1866 sei erinnert) aus der Welt geräumt?

malnachdenken
18.01.2008, 15:42
Ist ein gutes Argument, aber wäre dieses Gebilde stabil gewesen? Was hätte die hunderte von Kleinstaaten und freie Städte integriert, und die Vorherrschaft der beiden großen Königreiche Preußen und Österreich sowie deren Rivalität (an den Krieg von 1866 sei erinnert) aus der Welt geräumt?

Hm "Stabilität" ist ein recht flexibles Wort (kleines Wortspiel :) ).

Im Kaiserreich war gewiss vieles stabil, jedoch auf Kosten des Volkswillens einen gesamtdeutschen Staat zu gründen.
Ich könnte mir vorstellen, dass eine frühere Staatenbildung unter Einfluss aller politischen Richtungen, die EINEN deutschen Staat haben wollten (und so sah das um 1848 aus), dann hätte man im später vielleicht kein Rumgemurkse gehabt, dass die einen einen Sozialistenstaat, die anderen einen aus Räte bestehenden Staat, die anderen dies und die anderen jenes etc pp haben wollten.


Auch wäre die Verbindung "Patriotismus=Obrigkeitsstaatlichkeit" vielleicht nicht so krass geworden, wie sie sich leider entwickelt hatte.

Aber es ist etwas müßig darüber nachzudenken "was wäre wenn". Es hat halt nicht sollen sein.

roxelena
18.01.2008, 15:48
Schon der Akt der Reichsgründung war eine Provokation der Franzosen.

im Versailler Spiegelsaal den Kaiser auszurufen war ein Akt der urgermanischen Holzhammerdiplomatie.
Die Annexion von Elsass-Lothringen legte bereits die Lunte an das Pulverfass Mitteleuropa.
Der nächste militärische Waffengang war damit bereits in die Planungsphase gebracht worden.
Ein unseliger Start

Freiherr
18.01.2008, 16:16
Ein Krieg mit Frankreich war letztendlich ohnehin nicht zu vermeiden.
Frankreich hat Jahrhunderte lang versucht die deutsche Einheit zu unterbinden.
Niemals hätte es einen deutschen Staat akzeptiert, der Frankreich deutlich überlegen gewesen wäre. Deutschfeindliche Äußerungen und Aktionen ziehen sich durch die Geschichte wie ein roter Faden.
--------------
Deutschland erlebte in der Zeit nach der Einigung einen noch nie gekannten
Aufstieg. Es ist schwer nachvollziehbar, warum dem heute nicht gedacht wird.
Dabei sind die Fakten eindeutig:

Deutschland hatte unter anderem

- mit 0,9 % die geringste Analphabetenquote
- mit 1 – 2 % die geringste Arbeitslosigkeit
- mit 54 Goldmark pro Kopf die geringste Steuerbelastung (1913) in Europa
- die geringste Staatsverschuldung
- das höchste Bildungsniveau
- mit 21 Nobelpreisträgern das höchste Wissenschaftsniveau
- die Führerschaft auf allen industriellen High-tech Gebieten (Chemie, Optik, Elektrizität, Spezialmaschinenbau)
- mit 87 % Weltmarktanteil in Chemie die absolut Führende Stellung der Chemie in der Welt.

Meister Lampe
18.01.2008, 17:38
Ein Krieg mit Frankreich war letztendlich ohnehin nicht zu vermeiden.

Vielleicht doch. Der Konflikt zwischen Österreich und Preussen, der immerhin in einem handfesten Krieg mündete, konnte danach recht schnell beseitigt werden: Österreich verzichtet auf seinen Führungsanpruch, muß dafür keine Gebiete abtreten. Später war man dann sogar verbündet.
Die Annektion Elsass-Lothringens hat eine Aussöhnung mit Frankreich jedenfalls unmöglich gemacht.


Frankreich hat Jahrhunderte lang versucht die deutsche Einheit zu unterbinden.

Verständlicherweise. Andererseits sind mir keine Einigungsbestrebungen vor dem 19. Jhdt. bekannt, die Frankreich hätte unterbinden müssen. Im Gegenteil: Die Fürsten des Deutschen Reiches waren sich jahrhundertelang ganz von alleine völlig uneins, eine funktionierende Reichsverteidigung kam nie auf die Beine.


Niemals hätte es einen deutschen Staat akzeptiert, der Frankreich deutlich überlegen gewesen wäre. Deutschfeindliche Äußerungen und Aktionen ziehen sich durch die Geschichte wie ein roter Faden.

Bismarck soll mal gesagt haben:
"Frankreich ist eine Nation von Nullen, eine Herde gehorsame Kaffern, jeder einzelne von ihnen ohne Klang und Wert, nicht einmal mit den Russen und Italiernern auf einen Fuß zu stellen, geschweige denn mit uns Deutschen."
Ich hab dieses Zitat allerdings (noch) nicht festnageln können, deshalb ohne Gewähr.
Was ich damit sagen möchte: Umgekehrt gilt das auch.


--------------
Deutschland erlebte in der Zeit nach der Einigung einen noch nie gekannten
Aufstieg. Es ist schwer nachvollziehbar, warum dem heute nicht gedacht wird.
Dabei sind die Fakten eindeutig:

Deutschland hatte unter anderem


- mit 0,9 % die geringste Analphabetenquote
- mit 1 – 2 % die geringste Arbeitslosigkeit
- mit 54 Goldmark pro Kopf die geringste Steuerbelastung (1913) in Europa
- die geringste Staatsverschuldung
- das höchste Bildungsniveau
- mit 21 Nobelpreisträgern das höchste Wissenschaftsniveau
- die Führerschaft auf allen industriellen High-tech Gebieten (Chemie, Optik, Elektrizität, Spezialmaschinenbau)
- mit 87 % Weltmarktanteil in Chemie die absolut Führende Stellung der Chemie in der Welt.

Das mag sein. Hast du irgendwelche verlässlichen Zahlen und Statistiken zu dem Thema? Würde mich interessieren.

malnachdenken
18.01.2008, 17:43
Das mag sein. Hast du irgendwelche verlässlichen Zahlen und Statistiken zu dem Thema? Würde mich interessieren.

Hier ist bspw eine kleine Statistik bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung. http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/industrie/index.html


Detailierteres müsste man recherchieren bzw. Fachliteratur heranziehen.

Freiherr
18.01.2008, 17:58
Das mag sein. Hast du irgendwelche verlässlichen Zahlen und Statistiken zu dem Thema? Würde mich interessieren.

Sind dir die Zahlen nicht verlässlich genug?

Hier kannst du noch mehr erfahren:

http://www.wilhelm-der-zweite.de/kaiser/grossersprungnachvorn.php

Das meiste davon konnte ich in Büchern wiederfinden.

Meister Lampe
18.01.2008, 18:14
Sind dir die Zahlen nicht verlässlich genug?

Hier kannst du noch mehr erfahren:

http://www.wilhelm-der-zweite.de/kaiser/grossersprungnachvorn.php

Das meiste davon konnte ich in Büchern wiederfinden.

Jo, danke.