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Vollständige Version anzeigen : Staatsdiener nach Leistung bezahlen?



Freddie
04.10.2004, 20:18
Hallo liebe Gemeinde.

Motiviert durch diesen >>>Artikel<<< (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,321455,00.html)
möchte ich mal in die Runde fragen, wie hier die Meinungen dazu stehen.

Kann man zudem eigentlich von "Staatsdienern" sprechen?

herzliche Grüße,

Freddie

Siran
04.10.2004, 20:25
Meiner Meinung nach ist es bei einigen Beamtenpositionen schlichtweg schwierig, die Leistung zu beurteilen.
Wie beurteilt man und wer beurteilt z.B. die Arbeit eines Polizisten oder Lehrers?

tabasco
04.10.2004, 21:56
wenn es nach mir gehen würde, würden fast alle Beamten, mit denen ich in meinem Leben zu tun hatte (Ausnahmen bestätigen die Regel, wie es hier so oft heißt) VERHUNGERN. denn sie sind zu satt, das beeinträchtig sowohl die Empathie als auch den Auffassungsvermögen...

ok, ok, das war schon wieder unsachlich... ;)

Manfred_g
04.10.2004, 22:26
@ Freddie

Nein, Staatsdiener sind alle die das Gemeinwohl fördern. Das kann auf einen normalen Steuerzahler oder einen "netten" Menschen mehr zutreffen als auf einen überheblichen Beamten, der glaubt der Rest des Volkes habe seiner Weisheit und Willkür zu unterliegen.

Der Gedanke, daß auch Beamte sich "irgendwie" bezüglich ihres Einkommens nicht nur vor Gott verantworten sollten, sondern schon rechtzeitig hier auf Erden gefällt mir sehr gut. Aber:

@ Siran
da muß ich auch Dir zustimmen. Das wird oftmals seine Grenzen finden. Ich glaube sogar, daß die Ursprünge des Beamtentums zumindest teilweise gerade darin liegen, daß man Posten zu besetzen hatte, bei denen es eben auf Vertrauen ankam. Grade die höheren Posten müssen nunmal vieles in Eigenverantwortung entscheiden. Eine wiederum übergeordnete Instanz zu finden, die dieses dann beurteilt, dürfte naturgemäß ihre Grenzen finden.
Ja, Polizisten halte ich für gute Beispiele, Staatsanwälte auch, Lehrer denke ich könnte man evtl. bewerten...

@ Teufelchen

Ich kenne auch welche beider Art. Diejenigen von denen Du sprichst würde ich mit Fußtritten aus dem Amt jagen und DANACH wäre ich dann wieder unheimlich sachlich. ;)

Siran
04.10.2004, 22:52
Wer soll die Lehrer bewerten? Die Eltern? Die Schüler?

Manfred_g
04.10.2004, 23:44
Wer soll die Lehrer bewerten? Die Eltern? Die Schüler?

Zum Beispiel. Warum denn nicht? Ich sage nicht, daß ich ein fertiges Konzept habe, aber auch bei Hochschulprofessoren dachte man über sowas nach.
Zumindest ist ein lehrer nicht ganz so schwer zu bewerten, weil ein klares ziel zu erreichen ist. Wenn z.B. bei einem Lehrer über Jahre hinweg, prozentual mehr Schüler in seinem Unterichtsfach bei der Abschlußprüfung versagen, dann ist das doch ein Kriterium. Die Bewertung kann also auch vom Rektor kommen oder ein Mix sein aus verschiedenem.

Amida Temudschin
05.10.2004, 11:24
Gerade bei Lehrern wäre die Bewertung sehr schwierig, aber nicht unmöglich. Man müßte eine Menge Faktoren miteinbeziehen.
Beschränkt man sich auf die Abschlußquote, haben wir hier bald Zustände wie in Frankreich: reiner Frontaluntericht und Auswendiglernen, damit 80% der Franzosen "Abitur" haben. Daß darunter nicht das Niveau leidet, kann mir keiner erzählen.
Überläßt man dagegen die Bewertung den Schülern, dürfte dabei auch nicht viel herauskommen. An meiner Schule bestand keinerlei Zusammenhang zwischen der Beliebtheit der Lehrer und dem Umstand, ob man bei ihnen irgendwas gelernt hat, wozu noch kommt, daß man genauer definieren müßte, wann ein Schüler nun etwas lernt.
Als Beispiel drei meiner ehemaligen Erdkundelehrer:
Lehrer 1 vermittelte die unbedingt nötigen Grundkenntnisse in Meteorolgie, Tektonik usw., hatte aber den Vorteil, daß er seine gesamten Ferien mit Reisen verbrachte und somit wirklich wußte, wie das Leben in anderen Ländern war und das auch anschaulich vermitteln konnte. Auch wenn es häufig am Lehrplan vorbei ging war das der Lehrer, bei dem ich am meisten gelernt habe.
Lehrer 2 klammerte sich dagegen an Lehrplan und Schulbücher. Man bekam zwar eine Menge Fachwissen, nur war das leider alles graue Theorie und ziemlich realitätsfremd.
Lehrer 3 gab sich als "moderner" Lehrer: Der Unterricht bestand nur aus Gruppenarbeit und es war nahezu unmöglich, eine schlechte Note zu bekommen. Prinzipiell habe ich gegen solche Unterrichtsformen nichts, man muß sie dann aber auch richtig machen, indem man den Schülern Hilfestellungen gibt, statt wie dieser Lehrer in Ruhe Zeitung zu lesen. So war eigentlich klar, daß es ihm nur um möglichst wenig Aufwand ging. Für mich war das ein verschwendetes Halbjahr.

Siran
05.10.2004, 13:06
Zum Beispiel. Warum denn nicht? Ich sage nicht, daß ich ein fertiges Konzept habe, aber auch bei Hochschulprofessoren dachte man über sowas nach.

Weil es zwischen Eltern/Schülern und Lehrern ein Abhängigkeitsverhältnis gibt. Da kann es dann sehr leicht zu einem Absinken des Niveaus kommen, damit auch ja alle Kinder im Zeugnis gute Noten stehen haben. Es ergibt sich auch die Möglichkeit der Erpressung der Lehrer: "Wenn ich keine gute Note kriege, dann sorge ich dafür, dass alle Sie schlecht bewerten..."


Zumindest ist ein lehrer nicht ganz so schwer zu bewerten, weil ein klares ziel zu erreichen ist. Wenn z.B. bei einem Lehrer über Jahre hinweg, prozentual mehr Schüler in seinem Unterichtsfach bei der Abschlußprüfung versagen, dann ist das doch ein Kriterium. Die Bewertung kann also auch vom Rektor kommen oder ein Mix sein aus verschiedenem.

So klar ist dieses Ziel gar nicht. Lehrer haben im Normalfall einen Lehrplan, der je nach Bundesland mehr oder weniger eng gefasst ist. Zentrale Prüfungen, bei denen wirklich ausgetestet wird, ob das Niveau überall im Land gleich ist, gibt es aber nur selten. Eigentlich nur bei den Abschlussprüfungen und, zumindest in Baden-Württemberg, bei den Zentralen Klassenarbeiten.

Dazu kommt, dass ein Lehrer ja das Fach bei einer Klasse nicht ständig unterrichtet. Drei Jahre waren bei uns die Höchstgrenze, länger durfe ein Lehrer eigentlich gar nicht unterrichten. Wenn du jetzt also bei den Kindern in Englisch in den ersten drei Jahren jemanden hast, der geringe Anforderungen stellt und bei dem alle gute Noten schreiben und ein normaler Lehrer erhält dann hinterher die Klasse und darf versuchen, die Kinder auf das richtige Niveau zu kriegen, dann wird es einen Einbruch bei den Noten geben, obwohl das die Schuld von Lehrer 1 und nicht von Lehrer 2 ist.

Manfred_g
05.10.2004, 20:48
Weil es zwischen Eltern/Schülern und Lehrern ein Abhängigkeitsverhältnis gibt. Da kann es dann sehr leicht zu einem Absinken des Niveaus kommen, damit auch ja alle Kinder im Zeugnis gute Noten stehen haben. Es ergibt sich auch die Möglichkeit der Erpressung der Lehrer: "Wenn ich keine gute Note kriege, dann sorge ich dafür, dass alle Sie schlecht bewerten..."


Das ist doch alles sehr relativ. Wo gäbe es denn kein Abhängigkeitsverhältnis in irgendeiner mehr oder weniger deutlichen Form?
Es reicht ja, die Bewertung über Jahre hinweg zu mitteln um eine verwertbare Größe für Beförderung bzw. Lohnsteigerung zu erhalten. Was da Niveau betrifft - das kann auch steigen, wenn ein bisschen Dampf gemacht wird.
Bemate mögen tendenziell anders zu bewerten sein als das Gros nichtbeamteter Berufe. Ich lehne aber ab, grundsätzlich alle Gesetzmäßigkeiten zu ignorieren, die sich woanders bewährt haben.




So klar ist dieses Ziel gar nicht. Lehrer haben im Normalfall einen Lehrplan, der je nach Bundesland mehr oder weniger eng gefasst ist. Zentrale Prüfungen, bei denen wirklich ausgetestet wird, ob das Niveau überall im Land gleich ist, gibt es aber nur selten. Eigentlich nur bei den Abschlussprüfungen und, zumindest in Baden-Württemberg, bei den Zentralen Klassenarbeiten.


Man muß als Referenz für einen Münchner Lehrer ja dann auch keinen aus Rostock heranziehen, sondern z.B. einen aus Nürnberg, oder gleich von derselben Schule. Das sind doch alles keine unlösbaren Probleme. So gesehen würde dürfte es auch keine Einkommensteuer geben, weil zu komplizert und ungerecht.

DichterDenker
07.10.2004, 19:24
Staatsdiener nach Leistung bezahlen?

Du meinst alle Beamtenjobs werden jetzt ehrenamtlich? :D

Wassiliboyd
07.10.2004, 22:49
Hallo liebe Gemeinde.

Motiviert durch diesen >>>Artikel<<< (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,321455,00.html)
möchte ich mal in die Runde fragen, wie hier die Meinungen dazu stehen.

Kann man zudem eigentlich von "Staatsdienern" sprechen?

herzliche Grüße,

Freddie


Wenn es gelingt, eine allseits anerkannte Bemessungsgrundlage für Leistung zu finden, ist die Idee gar nicht so schlecht.

Freddie
10.10.2004, 21:47
@DichterDenker

Wenn man mit besonders viel Zynismus an die Sacher herangeht, dann ja.

NATÜRLICH ist es sinnvoll, so genannte Staatsdiener nach deren Leistung zu bezahlen, damit würde man nur völlig konsequent systemimmanente Tatbestände unseres Gesellschaftssystems umsetzen. Das ist nur meine Meinung.

Die Frage stellt sich in der Tat, ob es einen Kriterienkatalog gibt, auf dessen Basis sich Leistung - was auch immer das nun ist - sich adäquat beurteilen läßt.

Fasst das in etwa da bisher Gesagte zusammen?

Was sind denn Kritierien für die Beurteilung?

- Eine zufriedene Zielgruppe?
- Die ökonomisch geführte Behörde?

Andererseits. Müssen nicht hoheitliche Aufgaben auch einem besonderen Schutz unterliegen? Eben dem des Beamtenstatus?


Gruß,

Freddie