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Vollständige Version anzeigen : Die Montagsdemos sind Geschichte!



gothmania
29.09.2004, 05:33
Nun sind die Montags-Demos also wieder tot - nach einer kurzen Blüte Ende August/Anfang September bröckeln die Teilnehmerzahlen an den Montagsdemos nun massiv ab. Mittlerweile sind die Teilnehmerzahlen so gering, dass selbst die Medien das Thema "Montagsdemo" ignorieren.

Zwar waren die Montagsdemos immer eine rein ostdeutsche Geschichte (die paar Demos im Westen wurden von den üblichen Berufsdemonstranten aus dem linken Spektrum und ein paar rübergemachten Ossis notdürftig ein paar Wochen am Leben gehalten), aber selbst im Ossiland schlafen die Demos jetzt ein.

Werden die Ossis auf einmal vernünftig und einsichtig? Das mag man kaum glauben! Oder ist denen das Wetter einfach zu schlecht zum Demonstrieren und sie hängen lieber mit Bier und Chips vor den nachmittäglichen Krawallshows im Fernsehen und beschränken ihre politischen Aktivitäten auf das Lesen der "Super-Illu"?

Die typischen Ossi-Montagsdemonstranten waren ja Witzfiguren wie dieser Bernd Gögelein, Gabelstaplerfaher aus Sachsen-Anhalt, 10 Jahre arbeitslos, aber ein Einkommen von 1740,- Euro netto (genau, dieser Ar... mit dem Stinkefinger!) Von diesem Einkommen können die meisten kleinen Westmalocher nur träumen. Da zeigt es sich mal wieder - die Ossis sind fett und faul geworden - und ein voller Bauch demonstriert nicht gerne!

moxx
29.09.2004, 16:53
tja, dass wars dann wohl...
bald wird es wieder aus dem osten heißen, die wessis nehmen sie nicht wahr. oder demokratie bringt ja nichts.
aber:
-viele menschen im osten haben nicht mitdemonstriert
-der osten macht gerade mal 15% der bevölkerung deutschlands aus

nunja jedenfalls haben sie es im osten nun soweit gebracht, dass ihnen im westen niemand mehr zuhören wird. in nrw wurde der wahlkampf schon so organisiert, dass man gar nicht mehr auf ihn zusprechen kam (den osten mein ich) weil die wut der leute viel zu groß war.
und wie haben die ostparteien PDS, NPD und DVU in NRW abgeschnitten???
sie blieben alle unter einem prozent 8o 8o 8o

???hat die pds eigentlich teilgenommen???

Chester
30.09.2004, 09:02
und wie haben die ostparteien PDS, NPD und DVU in NRW abgeschnitten???

NPD und DVU sind jetzt schon Ostparteien?...

mfg,

Chester :-:

Kalmit
30.09.2004, 13:40
Ich finde es sehr bedauerlich und bedenklich, dass die Demonstrationen so enden mussten... aber wie gesagt wurde: der Funke sprang nicht auf den Westen über. Demonstrieren gegen den Staat hatte bei uns Wessi's ja eh noch nie sonderlich Tradition... wir lassen uns ja schon immer alles "von den da oben" gefallen. Da wird gemeckert, gejammert "man könne ja eh nichts ändern" - aber auf die Straße geht keiner! Die unnötige, rein Auflagen-gesteuerte Ost-Diffamierung (ala "alles schon alles vergessen, wie's in der DDR war...") der BILD-Zeitung und der damit unnötig hochgeschürte (und die grundsätzliche Berechtigung der Hartz-Demonstrationen überlagernde) Ost-West-Konflikt war mit ein Grund dafür, warum der Osten die Lust verloren hat - wenn ich so von meinen eigenen Landsleuten verraten und verkauft werde...

Das inzwischen angeblich schon eine Mehrheit Hartz IV für richtig halten soll, ist nur ein Ausdruck wie erfolgreich die Politik mit ihrer sturen Ignoranz die letzten Monate über war. Es gebe ja nur "diesen einen Weg" - inzwischen glauben das offensichtlich sogar immer mehr Leute...

moxx
30.09.2004, 14:22
NPD und DVU sind jetzt schon Ostparteien?...

mfg,

Chester :-:

scheinbar... also im westen haben sie nicht so einen erfolg, sie bemühen sich ja auch nicht darum. also "ostparteien"...

@kalmit,
ich glaube die wut auf den osten im westen läst sich auch einfach damit erklären, dass im osten unmengen von geld, welches im westen erarbeitet wurde, verschwendet wird/wurde.
und dass das einzige was den ostdeutschen einfällt, wenn sie über den westen reden, meckern ist.
zeugt nicht gerade von solidarität.
außerdem habe ich einfach keinen bock mir von irgendwelchen npd-wählern mangel an solidarität vorzuwerfen. klar eine demokratische entscheidung, aber auch eine entscheidung für die man die folgen tragen muss.

MfG

moxx

(der durch die bundesrepublikanische propaganda davon überzeugt ist, dass hartz 4 richtig ist!!!)

Chester
30.09.2004, 19:40
scheinbar... also im westen haben sie nicht so einen erfolg, sie bemühen sich ja auch nicht darum. also "ostparteien"...

Sie bemühen sich im Westen wohl eher nicht mehr darum, weil sie dort eh keine Chance haben.
Beide mögen sich zwar tendenziell zu Ostparteien entwickeln, trotzdem sind sie noch westlich geführt und im Westen entstanden.

mfg,

Chester :-:

Kalmit
01.10.2004, 05:58
@moxx: Aber können die Menschen etwas dafür, verschwenden die's etwa persönlich?! Schließlich haben unfähige Westpolitiker diesen uneffektiven "Aufbau Ost" erst möglich gemacht... und du stellst alle Ostdeutschen als unddankbare Faulenzer hin... Und wenn sie gegen Hartz IV demonstrieren, dann tuen sie das nicht gegen die Westdeutsche Bevölkerung, ich habe jedenfalls im Zuge dieser Demo's nichts derartiges gehört!

Und was die rechten Parteien angeht - chester hat es bereits richtig gesagt. Und man darf nicht jeden Protestwähler mit einem Extrimisten gleichstellen. Und je niedriger die Wahlbeteiligung, desto höher der Prozentsatz deren Wähler!

Schlumpf
01.10.2004, 09:05
Kalmit, ja SIE haben das Geld verschwendet, dass ihnen von Westdeutschland geschenkt wurde. Fast alle habe das zu unglaublich günstigen Konditionen gewechselte Geld nicht dazu verwendet ihre Häuser zu sanieren oder ein Geschäft zu gründem. Nein, unsree ostdeutschen Kameraden haben das ganze Geld mittels Urlaubsreise nach Spanien tranportiert.
Westdeutsche, die in die neuen Länder geschickt wurden um dort Firman aufzubauen, wurden von ihren "lieben Ostkollegen" gemobbt, ihr Eigentum zerstört und diese Spezialisten auf jede nur erdenkliche Weise diffamiert ("Besserwessi").
Die Ostdeuschen tragen eien guten Teil der Schuld an der momentanen Krise in Deutschland, durch ihr falsches Anspruchsdenken und ihren Unwillen sich selbst zu verändern, sich selbst auf die Beine zu stellen und sich selbst was aufzubauen (oder selbst was zu reparieren!).

albert
01.10.2004, 11:13
Nachdem die ersten Montagsdemos in einigen Städten noch von Vertretern des Volkes organisiert worden waren, mischten sich nach und nach Parteien wie MLPD und PDS, versteckt hinter seltsam bürgerlich klingenden Bündnisnamen, in den Protest ein und übernahmen nicht nur die Führungsrolle, sondern verkündeten lautstark dann auch ihre "Heilmethoden" gegen Hartz IV, welche da plötzlich lauteten, dass man gegen Nationalismus und die Volksgemeinschaft sowie für Ausländerintegration sein solle. Vom Kampf gegen Hartz IV waren dann zunehmend nur noch im Hintergrund halbherzige Töne zu hören.

Somit begann sich das Volk auf den Demos zu langweilen und glaubte sich missverstanden, weshalb es sich nach und nach abwandte und dann doch lieber zu Hause blieb sowie dafür entschied, seine Verärgerung darüber zum Beispiel bei der Stimmabgabe zur sächsischen Landtagswahl (knapp 10% NPD) zum Ausdruck zu bringen.

Gruß

Benny
01.10.2004, 11:50
Nachdem die ersten Montagsdemos in einigen Städten noch von Vertretern des Volkes organisiert worden waren, mischten sich nach und nach Parteien wie MLPD und PDS, versteckt hinter seltsam bürgerlich klingenden Bündnisnamen, in den Protest ein und übernahmen nicht nur die Führungsrolle, sondern verkündeten lautstark dann auch ihre "Heilmethoden" gegen Hartz IV, welche da plötzlich lauteten, dass man gegen Nationalismus und die Volksgemeinschaft sowie für Ausländerintegration sein solle. Vom Kampf gegen Hartz IV waren dann zunehmend nur noch im Hintergrund halbherzige Töne zu hören.

Gruß

Leidest du unter Verfolgungswahn?
"hinter seltsam bürgerlich klingenden Bündnisnamen,"
Wie hießen denn die? Hast du irgendwelche Indizien, die das belegen??

albert
01.10.2004, 12:06
Leidest du unter Verfolgungswahn?
"hinter seltsam bürgerlich klingenden Bündnisnamen,"
Wie hießen denn die? Hast du irgendwelche Indizien, die das belegen??

bei unseren ersten Montagsdemos z. B. "Alternative für soziale Gerechtigkeit," wohinter sich, wie sich später heraus stellte, kein anderer Veranstalter als die MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands) verbarg. ;)

Gruß

Benny
01.10.2004, 14:01
Wenn du die "Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit" meinst, dann bist du getäuscht worden.
Guggsdduda:http://www.wsws.org/de/2004/jun2004/alt-j16.shtml
unguggsdduda:
http://www.wahlalternative-asg.de/

Nix MLPD! Sondern EX-SPD und andere.

Veranstalter der Montagsdemos sind immer unterschiedliche Leute gewesen. So kann es natürlich sein, dass DER/DIE Verantwortliche/R, muss ja immer eine juristische Person des Privatrechts sein, möglicherweise ein Mitglied irgendeiner Partei ist. Das ist dann aber Zufall und ich würde da keine Partei im Hintergrund sehen.

moxx
01.10.2004, 15:00
@kalmit,

ich gebe zu, dass die ostförderung kein glanzlicht der bundesdeutschen politik ist. aber wie es schlumpf schon sagte, die geldverschwendung findet immernoch im osten statt.
in einer freien marktwirtschaft muss sich der bürger selbst um arbeitsplätze bemühen, d.h. er muss selbst firmen/betriebe gründen.
das ist nirgens so günstig wie in ostdeutschland, aber es geschieht einfch nichts. ein paar beispiele:

- ostdeutschland liegt mitten im ost west transfer europas, es gibt jedoch kaum vernünftige speditionen in ostdeutschland oder sonstige tranzportunternehmen.
- darauf folgend sehe ich kaum das bemühen sich den neuen wirtschaftsraum im osten zu erschließen, die ostdeutschen lernen ja nicht einmal die sprachen ihrer nachbarn...
- es gibt in ostdeutschland viele schöne landschaften die touristisch genutzt werden könnten, bspw. der thüringer wald (ich war letztes jahr dort, glaubst du es gibt pansionen???, nein!!!)
- ebenso verhält es sich mit kultur, welche stadt in westdeutschland kann so liebevoll restaurierte städte wie in ostdeutschland vorweisen ( heidelberg und rothenburg mal ausgenommen) - es wird aber nichts gemacht, es ist gar nicht so ein fach in weimar!!! einen stadtführer zu bekommen.
- ostdeutschland hat die bests ausgerüsteten universitäten, so schlägt halle wittenberg in fast allen rankings die westunis um längen und das in den fächern medizin und biologie. es wäre ein leichtes dort firmen anzusiedeln, die sich mit den forschungsergebnissen beschäftigen.
- und vergessen wir nicht die niedrigen löhne, die subventionen der brd und eu.

daraus ist einfach nichts gemacht worden und ich finde es zeugt einfach nicht von respekt wenn sich die leute in ostdeutschland auf die straße stellen und das gleiche geld wie immer fordern. wärend man es im westen einfach nicht mehr aufbringen kann (43,7 milliarden € neuverschuldung!!!)
wenn sie das geld selbst erwirtschaften würden dann bitte, sie tun es aber nicht.
und im westen geht alles den bach runter. sieh dir mal ne uni im westen an oder städte im ruhrpott!!!

MfG

moxx

P.S. zu NPD und DVU,
diese parteien mögen zwar im westen gegründet worden sein und teils auch noch geleitet ( die zentrale der NPD ist in Berlin-köpenick ) aber ihre wähler und mitglieder stammen zu großem teil aus dem osten. und wie chester schon erkannt hat, sie haben im westen halt einfach keine chance.

Roter Prolet
01.10.2004, 16:02
So eben hab ich erfahren, dass Attac-Deutschland nicht aufhört an den Demos mitzumachen!!
Ich habs geahnt! Die bürgerlichen Medien versuchen jede Form von Kritik am Kapitalismus zu vertuschen...schon allein der angeblich zitierte Spruch des Attac-ler Wahl! Am 2. Oktober wird eine gross-demo stattfinden, deshalb ruf ich alle hier im Forum (Benutzer, Gäste, Googles und soweiter) auf sich massiv an der Demo zu beteiligen!! Es geht um die Zukunft!

moxx
01.10.2004, 16:52
am 2. oktober geh ich arbeiten, da hab ich keine zeit dafür zu demonstrieren, dass leute die nicht arbeiten, mehr bekommen als ich

schönen gruss

moxx

Roter Prolet
01.10.2004, 16:55
Du hast wohl auch noch die "faule-Sozialhilfeempfänger"-Mentalität im Kopf ,was?
Reaktionäres Gesülze!

moxx
01.10.2004, 17:00
weist du, dass lustige ist, dass ich mich wärend meiner arbeit um sozialhilfeempfänger kümmer (psychosoziale hilfe, nennt sich das)
und wenn ich mal so bemerken darf, es ist da ein ungeheures anspruchsdenken.
bspw.
-wie ich darf nicht in urlaub fahren (für 692€).
-oder, was habt ihr den dagegen wenn ich ne zwei zimmerwohnung habe.

hab ich alles schon erlebt,
da denke ich mir, wenn ich meine wohnung ansehe (1 zimmer), meinen urlaub, im zelt nach spanien. wieso soll ich denn arbeiten...

Paganasius
01.10.2004, 17:20
Soooo pauschal darf man das auch nicht sehen. Es gibt viele Menschen, denen der Gang zum Sozialamt äußerst schwer fällt. Manche trauen sich das erst gar nicht. Was allerdings seltsam ist: Menschen unter 25 gehen gegen Hartz IV auf die Straße - und das obwohl sie ab dem ersten Januar einen Ausbildungsplatz garantiert bekommen, ihn sogar einklagen können. Da beginne ich an der Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln...

moxx
01.10.2004, 17:49
nein so pauschal kann man es sicher nicht sagen. da gebe ich dir recht. das aber jeder sozialhilfeempfänger nur auf einen arbeitsplatz wartet und unbedingt einen haben will ist ebenso eine lüge.
ich habe bislang jedenfalls noch keinen gesehen.
hinzu kommt, der mit dem urlaub für fast 7ßß € hatte einen ausbildungsplatz, mit der einzigen auflage, keine drogen zu nehmen. nach 3 monaten kam er bis oben hin voller extasie zur arbeit. ich zweifel ob es richtig ist, sólchen leuten auch noch den arsch hinterher zu tragen.
was ist eigentlich mit dem lieben rotem ambos, wieso sagst du jetz nichts mehr.
vielleicht:

"Ignorantes gesülze!!!"

Paganasius
01.10.2004, 18:43
Nicht jeder wartet, aber sicher die Mehrheit. Es gibt allerdings auch solche, die sich mit Sozialgesetzbuch bewaffnet auf die Ämter stürzen. Aber so ist es ja überall.

Liegnitz
01.10.2004, 20:27
Warum wohl. Weil die Regierung ja doch macht was sie will. Da können Hunderttausende demonstrieren Alles umsonst.
Nur eine Revolution würde helfen.Eine friedliche wie damals 89 wird es nie mehr geben.
Und bei der richtigen muß leider Blut fließen. Und wer will das schon?

Benny
02.10.2004, 07:59
Warum wohl. Weil die Regierung ja doch macht was sie will. Da können Hunderttausende demonstrieren Alles umsonst.
Nur eine Revolution würde helfen.Eine friedliche wie damals 89 wird es nie mehr geben.
Und bei der richtigen muß leider Blut fließen. Und wer will das schon?

Wenn alle Montagsdemonstranten, also die Teilnehmer, die jemals an den Montagsdemos zu den Reformen des Sozial- und Arbeitsmarktes mitgemacht haben zusammenzählt, kommt man vielleicht auf "hunderttausende".
Das ist einfach zu wenig und zu kurz. Wenn bei einer einzigen Demo, sagen wir mal 100 000 Menschen teilnehmen würden, an einem Kundgebungsort sich versammeln würden, DANN hätte das eine Signalwirkung und möglicherweise einen Einfluß auf die Politik. Aber so ... Peanuts!

moxx
03.10.2004, 14:51
tja, es waren halt nur circa 50.000 die demonstrierten. aber mal was anderes, vielleicht haben die leute auch keinen bock ständig mit pds, dkp und mlpd gleichgesetzt zu werden.
kann ich auch verstehen, ich würde mich auch nicht in einen demo zug einreihen, bei dem es um harz 4 geht. wo überall plakate mit :"kapitalismus abschaffen!" stehen.

gruss

moxx

Kalmit
03.10.2004, 18:04
@Paganasius: Zu den vielen <25-Jährigen: Das hat auch mit den Grund, dass DIESE kommende Generation JETZT alle Hauptlasten aufgebrummt bekommt, weil vorherige Generationen missgewirtschaftet haben, WIR müssen wahrscheinlich unser ganzes Berufsleben diese Suppe auslöffeln, die andere uns eingebrockt haben... Und welche Perspektiven bietet man denn momentan Berufseinsteigern überhaupt noch?! Keinen wirklichen gesetzlichen Rentenanspruch, keine Absicherung gegen Langzeitarbeitslosigkeit, steigende Gesundheitskosten, private Vorsorge (mit welchem Geld auch immer...) usw.

Und wegen dem oft gepriesenen Clement-Märchen von wegen "jeder Junge Mensch hat einen sicheren Platz" - das ist eine schlichte Irreführung. Nicht jeder bekommt nämlich einen "echten" Ausbildungsplatz in einem Beruf angeboten, den er sein ganzes Leben ausüben will. Darunter sind nämlich auch sehr viele wirkungslose und statistikschönende simple "Qualifizierungsmaßnahmen" im ABM-Stil...

@moxx: Wegen deinem Beispiel mit dem zugeknallten Sozialhilfeempfänger! Natürlich gibt es solche Menschen, die den Sozialstaat so dann nicht verdient haben. In meiner Berufsschul-Klasse sitzen (ab und zu) ;) mehrere Leute einer staatlich unterstützten Maßnahme, die beim "Internationalen Bund" ihren Beruf erlernen sollen. Es gibt darunter auch vernünftige, aber ca. 50% der Leute kommen nur in die Schule, wenn sie mal Lust dazu haben. Und wirkliche Konsequenzen hat das Fehlen nie.

Also - um mal etwas versöhnlicher zu werden: JA, es gibt verdammt viele Asoziale in diesem Land, die die Errungenschaften des Sozialstaats ohne Hemmungen ausnutzen. Das kotzt mich genauso an wie dich auch. Nur: Es gibt auch viele Menschen, die auf diese Leistungen angewiesen sind und auch durch teilweise lange Jahre im Berufsleben einen moralischen Anspruch darauf haben (siehe Beispiel eines wg. Konkurs des Betriebes seit 2 Jahren arbeitslosen Arbeiters, der 30 Jahre in die ALV eingezahlt hat und nun ALG II aufgebrummt kriegt)... Hartz IV stellt alle auf eine Ebene, und zwar auf die derer, die sich zu Unrecht bedienen; sie unterstellt allen ehrlichen Beziehern Missbrauch! Anstatt vielleicht den Missbrauch einzudämmen, langt man nun einfach bei allen zu, Ausnahmen werden keine gemacht. Und den faulen wird das ganze am wenigsten wehtun! Nee, weil andere den Sozialstaat ausnutzen, sollen wirklich Bedürftige jetzt dafür bluten... Mir fehlt das Verständnis dafür!

Paganasius
04.10.2004, 05:45
Fressen und Gefressen werden. Warum herrscht denn der Trugschluss, dass sich der Staat von der Geburt bis zur Beerdigung um jeden seiner Bürger kümmern muss? Irgendwann muss jeder auch ohne Schwimmflügel schwimmen können. Und genau so ist es auch im Leben. Die DDR ist übrigens in Deutschland angekommen. Und so sollten auch die Bürger handeln. Fakt ist, dass nicht genügen Ausbildungsplätze vorhanden sind. Das ist aber kein Problem des Staates sondern eins der Wirtschaft. Und wenn der Staat dann für die Wirtschaft in die Bresche springt, sollten zumindest die, für die diese Möglichkeiten geschaffen werden, dankbar sein - denn sie werden wieder an die Hand genommen. In der DDR konnte übrigens auch nicht jeder machen, was er wollte. Trotzdem "war früher alles besser" - das ist bullshit. Warum sollte es denn heute anders sein. Hauptsache Arbeit, egal welcher Art.

Kalmit
04.10.2004, 05:56
Weil das nicht etwa DER Sinn eines Staats (= alle Menschen in einer Solidargemeinschaft) ist?! Ich weiß nicht, ob eine Gesellschaft von Egoisten, die viele hier anstreben wirklich wünschenswert ist... Leute wie Ihr sind abschreckende Beispiele dafür... Und Danke für den abgenudelten Spruch "Hauptsache Arbeit, egal welche" - darf ich fragen, ob das für dich auch gilt - oder du das Glück hattest, momentan mit dem deine Brötchen zu verdienen, was dir halbwegs von deiner Vorbildung und deinen Interessen her zusagt!?

Achja - und wegen der Berechtigung, die immer angezweifelt wird: Wofür bezahlen wir denn momentan horrende Beiträge zu den maroden Pflicht-Sozialversicherungszweigen?! ALSO haben wir auch so lange einen echten Anspruch, bis diese abgeschafft oder den Leistungen entsprechend im Preis abgesenkt werden...!!!

moxx
04.10.2004, 13:36
@kalmit,
nun natürlich kann man sagen, dass es ungerecht ist, jemanden der 30 jahre eingezahlt hat nun das ALG II aufzudrücken. aber es ist leider so, die arbeitslosen und sozialhilfe, sind zum fenster herausgeschmissenes geld, damit meine ich sie sind keine investition. jatzt kannst du natürlich hergehen und sagen, dass wäre eine viel zu betriebswirtschaftliche meinung oder sie wäre sogar assozial.
aber in gewissem sinne ist sie das eben nicht. das geld was für die hohen sozialkosten ausgegeben wird, fehlt nämlich an anderen ecken.
leider auch an dennen die eine investition sind, also in zukunft neues geld einbringen. bspw. an den universitäten
(nur mal so: in marburg würde dem fb wirtschaftswissenschaften einfach mal der pc pool gespert, weil kein geld mehr da um eine studentische hilfskraft zu bezahlen!!!, leider ist es der einzige pc pool auf dem sap r3 läuft (buchhaltungssoftware), wie sollen die leute es den lernen??? und wohl gemerkt es geht hier um nicht mehr als 400€ im monat).

so aber weiter, es ist eben notwendig auch geld einzunehmen. wenn dies nicht mehr gesichert ist, kollabiert das gesamte system. und dann wird sich jemand der 30 jahre eingezahlt hat vor der situation sehen, dass er gar nichts mehr bekommt.

also ums zusammenzufassen, ich habe nichts dagegen, wenn sozialhilfeempfänger weiter das geld in der a**** gesteckt bekommen. solange das geld da ist, okay. nur ist es eben nicht mehr da und das schadet auch mir (siehe obiges beispiel, ich hab die klausur deswegen verhauen). da hört dann solidarität auf, da sehe ich die sozialhilfeempfänger in der pflicht.

und noch etwas, es wird hier immer behauptet, es seien ja nicht alle sozialhilfeempfänger solche schmarotzer wie ich sie in den obigen beispielen beschrieben habe. bis jetzt hab ich nur solche kennengelernt und ich kenne einige.

MfG

moxx

Amida Temudschin
04.10.2004, 14:11
also ums zusammenzufassen, ich habe nichts dagegen, wenn sozialhilfeempfänger weiter das geld in der a**** gesteckt bekommen. solange das geld da ist, okay. nur ist es eben nicht mehr da und das schadet auch mir Falsch, es wird uns erzählt, es wäre kein Geld mehr da. Richtig wäre: Es ist kein Geld für das Volk da. Wäre wirklich kein Geld mehr da, könnten wir uns nicht die überhöhten Diäten, die aufgeblähte und größtenteils nutzlose Verwaltung und die massive Verschwendung von Steuergeldern leisten. Dann müßte auch das höhere Management Lohneinbußen hinnehmen. In einer wirklich maroden Wirtschaft würden sich Unternehmen freuen, wenn sie ihre Verluste begrenzen könnten. Stattdessen wird bei uns darüber gejammert, daß die Steigerungsrate der Gewinne nicht mehr so hoch wie früher ist.
Sätze wie "Das Sozialsystem ist nicht mehr haltbar." werden solange wiederholt, bis sie jeder glaubt. Dann wirft man denen, die keine Macht haben, auf die Politik einzuwirken, ein paar Krümel hin, damit sie sich bei dem Kampf darum gegenseitig zerfleischen. Indem man den Leuten erzählt, daß sie wegen der Sozialschmarotzer, der faulen Studenten oder wer auch immer gerade die Zielscheibe der von der Politik gesteuerten Presse ist leider auf ihren bisherigen Lebensstil verzichten müssen, verhindert man jede Solidarisierung und lenkt von den wahren Schuldigen ab. Die Abholzung des Sozialsystems ist weder zwangsläufig noch gottgegeben, aber "Reformen sind unabwenbar." hört sich nun mal besser an als "Eher verhungert ihr, als daß wir auf irgendwas verzichten würden.".

moxx
04.10.2004, 14:23
@amida

also ich halte die diäte für nicht zu hoch. sie sind hoch aber die leute müssen ja auch viel arbeiten. mal ehrlich würdest du für 2000€ im monat 16 stunden arbeiten und dich dann überall beschimpfen lassen???
ich würds nicht tun.
zur steuerverschwendung, du hast vollkommen recht, aber wie willst du die verhindern?
zu den monatsgehältern des oberen managements, wie willst du verhindern, dass den leuten diese löhne gezahlt werden, sie bekommen sie ja nicht vom staat sondern vom jeweiligen konzern.
übrigens was macht es für einen sinn den leuten das geld zu nehmen, damit die im ausland mehr verdienen und in deutschland die zweite reihe sitzt.
man sollte bei allen querellen in der wirtschaft immer bedenken (karstadt quelle, holzmann usw. ) die mehrheit macht ihren job gut. sonst würden ja alle deutschen AG und konzerne am abgrund stehen.

Amida Temudschin
04.10.2004, 15:13
also ich halte die diäte für nicht zu hoch. sie sind hoch aber die leute müssen ja auch viel arbeiten. mal ehrlich würdest du für 2000€ im monat 16 stunden arbeiten und dich dann überall beschimpfen lassen???
ich würds nicht tun.
1. Nach meinem Verständnis ist ein Bundestagsmandat immer noch ein Ehrenamt und kein Job.
2. Ich frage mich, wieviel Arbeit Politiker wirklich leisten und wieviel ihre Staatssekretäre, Referenten und Praktikanten. Ein Minister ist doch hauptsächlich dafür da, seinen Namen unter die Papiere zu setzen und Verantwortung zu übernehmen.
3. Selbst wenn man die Diäten für angemessen hält, bleiben noch die Einnahmen aus der legalen Bestechung, also Posten in Aufsichtsräten u.ä.. Das ist schließlich auch Geld, das die Wirtschaft verliert und stattdessen für Löhne ausgeben könnte.

zur steuerverschwendung, du hast vollkommen recht, aber wie willst du die verhindern?
Z.B. indem man dem Bundesrechnungshof wenigstens ein bißchen Macht gibt. Oder allgemein durch tranparentere Politik.

zu den monatsgehältern des oberen managements, wie willst du verhindern, dass den leuten diese löhne gezahlt werden, sie bekommen sie ja nicht vom staat sondern vom jeweiligen konzern.
übrigens was macht es für einen sinn den leuten das geld zu nehmen, damit die im ausland mehr verdienen und in deutschland die zweite reihe sitzt.
Damit will ich ja nicht der Wirtschaft schaden, sondern ihr helfen: Wenn es einem Unternehmen so schlecht geht, daß überall gespart werden muß, dann auch wirklich überall. Ich weiß nicht, wie es in Deutschland ist, aber in den USA sind Vorstand und Management gesetzlich dazu verpflichtet, immer zum Wohl der Aktionäre zu handeln, und überhöhte Gehälter schaden dem Unternehmen und damit den Aktionären nun mal. In Frankreich gab es mal die Idee, daß, wenn eine Firma gezwungen ist, Leute zu entlassen, die erste Person, die gehen muß, der Manager ist.

man sollte bei allen querellen in der wirtschaft immer bedenken (karstadt quelle, holzmann usw. ) die mehrheit macht ihren job gut. sonst würden ja alle deutschen AG und konzerne am abgrund stehen. Das meine ich ja gerade, aber stattdessen wird uns eingetrichert, wir ständen kurz vor einem Zusammenbruch der Wirtschaft.

Kalmit
04.10.2004, 15:34
zur steuerverschwendung, du hast vollkommen recht, aber wie willst du die verhindern?

Warum bist du aber in diesem Punkt nicht haargenau so Konsequent wie in der Forderung nach Abschaffung des Sozialstaats?! Denn gerade hier geht auch eine Unmenge deines hart erarbeiteten Steuergeldes hin, im letzten Jahr allein >30 Milliarden! Amida hat es auch gut angemerkt: An allen Ecken wird gespart - nur nicht an den Stellen, an denen das System krankt. Es wird immer von "Reformen" geredet, obwohl außer der Leistungskürzung nichts wirkliches angegangen wird. Die über alle Maßen wuchernde Bürokratie, das Beamtenwesen, Straftatbestand der Steuermittelverschwendung usw. - jeder kennt die Gründe - aber etwas dagegen tun - das wäre ja viel zu kompliziert, da müsste man ja arbeiten und ordentlich denken! Denn dann stehen die Lobbyisten sofort bei den Politikern auf der Matte (siehe Gesundheitsreform: Kassenverbände, Pharmazieverbände und Ärzteverbände) - und etwas Schmiere und Druck - und schon wird die einfachste Lösung gewählt - Abzocke beim Bürger!

Manfred_g
04.10.2004, 23:55
...Die über alle Maßen wuchernde Bürokratie, das Beamtenwesen, Straftatbestand der Steuermittelverschwendung usw. - jeder kennt die Gründe - aber etwas dagegen tun - das wäre ja viel zu kompliziert, da müsste man ja arbeiten und ordentlich denken! Denn dann stehen die Lobbyisten sofort bei den Politikern auf der Matte (siehe Gesundheitsreform: Kassenverbände, Pharmazieverbände und Ärzteverbände)...


Ja, diese Mißstände prangere ich auch an. Würde der Bürger sehen können, daß man hier auch aufräumt, bzw. es wenigstens ernsthaft versucht, wäre seine Bereitschaft selber Belastungen zu tragen vermutlich auch größer.

tabasco
05.10.2004, 08:47
Gestern Abend saß ich in der S-Bahn einem älteren Herrn gegenüber, seine Brust zierten so 4-5 Anstecker mit Schriftzügen "Montagsdemo - ich bin dabei", "Gegen Hartz 4 - für mehr Gerechtigkeit" etc. Ich musste mich an den Forum hier erinnern und grinste dabei. Der Herr verstand mein breites Grinsen als Einladung, mir seine politische Ansichten darzulegen...als wir bei der Frage angekommen waren, warum ich denn nicht demonstrieren gehe und ich darauf antworten musste, dass ich Montags wie auch Dienstags, Mittwochs, Donnestags, Freitags und auch gelegentlich Samstags und Sonntags arbeiten muss, habe ich mich fast geschämt ... dass es mir gut geht, die Arbeit Spaß macht und auch gut bezahlt ist ... ist doch irgendwie verkehrt ...

Müller
06.10.2004, 19:53
Wenn man sich die Position verdient hat, dann braucht man sich überhaupt nicht zu schämen.