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Vollständige Version anzeigen : "Alles Schauspieler!" - gibt es Alternativen zu Demokratie und Diktatur?



Beverly
01.01.2008, 12:05
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

lupus_maximus
01.01.2008, 12:09
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.
Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?


Man kann eine Demokratie etwas abmildern, indem man so vorgeht wie in einem Betrieb. Alle haben die Meinung des Chefs, wer sie nicht hat, verläßt den Betrieb, in diesem Fall, die Deutschland AG.

Freiherr
01.01.2008, 13:18
Man kann eine Demokratie etwas abmildern, indem man so vorgeht wie in einem Betrieb. Alle haben die Meinung des Chefs, wer sie nicht hat, verläßt den Betrieb, in diesem Fall, die Deutschland AG.

Bei dem Stichwort kann ich mir das nicht verkneifen. ;)

„Generaldirektor der Firma Deutschland AG“

Zeitgenössischer englischer Journalist über Wilhelm II.

lupus_maximus
01.01.2008, 13:24
Bei dem Stichwort kann ich mir das nicht verkneifen. ;)

„Generaldirektor der Firma Deutschland AG“

Zeitgenössischer englischer Journalist über Wilhelm II.
Du mußt aber zugeben, die Deutschland AG, von einem Mann geführt, war ziemlich effektiv. Die ganze Welt hatte Schiss vor der!
20 Jahre später, dasselbe Spiel!

Freiherr
01.01.2008, 13:50
Du mußt aber zugeben, die Deutschland AG, von einem Mann geführt, war ziemlich effektiv. Die ganze Welt hatte Schiss vor der!
20 Jahre später, dasselbe Spiel!

Das "führen" kann aber leicht missverstanden werden.
Schon allein deshalb, weil Wilhelm recht stark von der Verfassung
eingeschränkt war - die er nie überschritt.
Doch hatte er andere Möglichkeiten.
Sein Wort hatte Gewicht, wo er das Protektorat hatte,
wurde gefördert.
Die größte Leistung des Kaisers, der so vielen
Hemmungen unterworfen war, besteht darin, wie Goethe
es an Mirabeau rühmte, durch andere gewirkt
und im übrigen keinen gehemmt und behindert zu haben.

miname
01.01.2008, 22:05
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

siehe russland unter putin: demokratur.

Skald
01.01.2008, 22:34
Die einzige Alternative zur bürgerlichen Partei- und Parlamentsherrschaft auf der einen, und der Despotie/Tyrannei auf der anderen, ist die Etablierung einer freien nationalen Räterepublik.

lupus_maximus
01.01.2008, 22:51
Die einzige Alternative zur bürgerlichen Partei- und Parlamentsherrschaft auf der einen, und der Despotie/Tyrannei auf der anderen, ist die Etablierung einer freien nationalen Räterepublik.
Nein, nicht schon wieder!

Skald
01.01.2008, 23:33
Oh doch, und immer und immer wieder! :D

Bruddler
01.01.2008, 23:36
Oh doch, und immer und immer wieder! :D

Irgendwie finde ich Deine Beitraege lustig ! :D

Skald
01.01.2008, 23:38
Siehste, so hat jeder was er braucht. ;)

GnomInc
01.01.2008, 23:39
Oh doch, und immer und immer wieder! :D

Na dann liefere mal die Komponenten zur Verstetigung des Einflusses der
Masse auf die Besetzung der Räte und damit zur sicheren Verhinderung
der Machtergreifung durch die entschlossenste und skrupelosseste Gruppe
innerhalb der Räte.

Sonsz passiert das Altbekannte -->das Abdriften in eine Diktatur - von wem auch immer.

Skald
01.01.2008, 23:45
Kurz gefasst: Die Räte sind mit max. 15 Delegierten besetzt, die Hierarchie ist subsidiarisch organisiert. Daneben gibt es Spezialistenvereinigungen, die sich ebenfalls in Räten organisieren, trotzallem aber nur beratenden Charakter haben. Selbstbestimmung und Mitwirkung sind die obersten Richtlinien. Ob Entscheidungen durch das Durchsetzen der Meinung einer Elite, durch Mehrheitsbeschluß, oder Konsens ausgearbeitet werden, ist situationsabhängig. Eine natürliche Gleichheit der Menschen gibt es nicht, das ist anzuerkennen. Etwas völlig anderes hingegen ist die Sicherung der politischen Gleichheit zum Zwecke der bestmöglichen politischen Führung.

GnomInc
01.01.2008, 23:56
Kurz gefasst: Die Räte sind mit max. 15 Delegierten besetzt, die Hierarchie ist subsidiarisch organisiert. Daneben gibt es Spezialistenvereinigungen, die sich ebenfalls in Räten organisieren, trotzallem aber nur beratenden Charakter haben. Selbstbestimmung und Mitwirkung sind die obersten Richtlinien. Ob Entscheidungen durch das Durchsetzen der Meinung einer Elite, durch Mehrheitsbeschluß, oder Konsens ausgearbeitet werden, ist situationsabhängig. Eine natürliche Gleichheit der Menschen gibt es nicht, das ist anzuerkennen. Etwas völlig anderes hingegen ist die Sicherung der politischen Gleichheit zum Zwecke der bestmöglichen politischen Führung.

Schön.

Wir müssen beim letzten Satz verweilen.
Wie organisierst du diese Sicherung ?
Denkst du an ein Gewaltmonopol oder subsidiarische Gewalten ?
Wie kontrollierst und sicherst du diese Kräfte gegen Missbrauch ?

Lichtblau
02.01.2008, 00:00
Kurz gefasst: Die Räte sind mit max. 15 Delegierten besetzt, die Hierarchie ist subsidiarisch organisiert. Daneben gibt es Spezialistenvereinigungen, die sich ebenfalls in Räten organisieren, trotzallem aber nur beratenden Charakter haben. Selbstbestimmung und Mitwirkung sind die obersten Richtlinien. Ob Entscheidungen durch das Durchsetzen der Meinung einer Elite, durch Mehrheitsbeschluß, oder Konsens ausgearbeitet werden, ist situationsabhängig. Eine natürliche Gleichheit der Menschen gibt es nicht, das ist anzuerkennen. Etwas völlig anderes hingegen ist die Sicherung der politischen Gleichheit zum Zwecke der bestmöglichen politischen Führung.

Hallo Stahlhelm, Waldgänger, Anarch!

Skald
05.01.2008, 00:48
Schön.

Wir müssen beim letzten Satz verweilen.
Wie organisierst du diese Sicherung ?
Denkst du an ein Gewaltmonopol oder subsidiarische Gewalten ?
Wie kontrollierst und sicherst du diese Kräfte gegen Missbrauch ?

Das System ist nicht perfekt, wahrscheinlich wird es das auch nicht sein, keine Regierungsform war es jemals. Wer derartiges für die Zukunft annimmt, welgt sich entweder absichtlich, oder aus reiner Naivität in Illusionen einer unerfüllbaren Utopie. Darum kann es bei politischen Veränderungen auch gar nicht gehen. Wiegen wir die Möglichkeiten der Verbesserung zur derzeitigen Lage ab, bieten uns jedoch einige Vorteile, die wie gegenwärtig nicht genießen.

Der Souverän ist immer derjenige, der über den Ausnahmezustand entscheidet, sagte Carl Schmitt. Dem ist beizupflichten. Der höchste Rat, der Nationalrat, der den Präsidenten und die Minister stellt, hat das Gewaltmonopol und hat die Verpflichtung die nationale Genossenschaft der deutschen Stämme zusammenzuhalten. Alle anderen Gewalten sind nach dem Kriterium der Kompetenz verteilt. Dabei lehne ich mich an der Idee der geteilten Souveränität des Johannes Althusius an.

Dadurch, daß die Menschen direkt an den politischen und ökonomischen Prozessen teilnehmen, die Hierarchien flach gehalten sind, (was nicht bedeutet, daß es keine mehr geben wird, das wäre ziemlich unrealistisch) können Korruption und Machtmissbrauch zumindest auf ein möglichst übersichtliches Maß reduziert werden.

Rheinlaender
05.01.2008, 00:57
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste

Wirklich? Dann nenne mir doch bitte eine Staats- und/oder Gesellschaftsform, in der es der Masse der Bevoelkerung besser geht als in den westliche Demokratien - sei es aktuell oder historisch!


Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es.

Ein demokratischer Politker muss regelmaessig Rechenschaft stehen vor dem Waehler, und wenn er alzuviel Muell baut saegen ihn entweder seine eigenen Partei-"freunde" ab, oder die Opposition kommt dran. as will er nicht, also ...

Beverly
05.01.2008, 10:28
Ein demokratischer Politker muss regelmaessig Rechenschaft stehen vor dem Waehler, und wenn er alzuviel Muell baut saegen ihn entweder seine eigenen Partei-"freunde" ab, oder die Opposition kommt dran. as will er nicht, also ...

Da hast du ein Idealbild von Demokratie, das mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Wenn eine Partei etwa wie die CSU ein dickes Polster von Stammwählern hat oder wenn es - wie in den USA - die großen Parteien nahezu identische Politik betreiben, können sie die systemimmanenten Regelkreise ausschalten und so lage Politik im Interesse ihrer "Auftraggeber" machen, bis das ganze System zusammenbricht.
Nicht diese Parteien selbst oder von ihnen dominierte Parlamente bilden dann den Regelkreis sondern Druck von den Rändern des Systems oder von außen. So hat die Systemkonkurrenz mit dem Ostblock mehr zum sozialen Charakter der BRD beigetragen als das "S" in CSU und die sozialen Bewegungen in den 1960ern Jahren haben mehr zur Beseitigung des offenen Rassismus in den USA beigetragen als Republikaner und Demokraten.

In der heutigen BRD lässt sich Druck auch nur noch von den Rändern und hier v. a. vom linken Rand organisieren. Die Parteien der "Mitte" sind so daneben, dass ihr Austausch durch neue, unverbrachte Kräfte zu wünschen ist.

EUROFREUND
05.01.2008, 12:29
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

Ja, direkte Demokratie in Kombination mit der Todesstrafe für unfähige Politiker.

Beverly
06.01.2008, 09:02
Ja, direkte Demokratie in Kombination mit der Todesstrafe für unfähige Politiker.

wenn wir die Todesstrafe in Spitzbergen umwandeln, bin ich dabei :)

miname
07.01.2008, 15:55
Oh doch, und immer und immer wieder! :D

muss ich dir glatt beipflichten!!!
die können uns nicht ausrotten ohne sich selbst das genick zu brechen, umgekehrt geht das schon!

Fuchs
07.01.2008, 16:59
Man kann eine Demokratie etwas abmildern, indem man so vorgeht wie in einem Betrieb. Alle haben die Meinung des Chefs, wer sie nicht hat, verläßt den Betrieb, in diesem Fall, die Deutschland AG.

und wo ist dann der unterschied zur diktatur?

Lincoln
09.01.2008, 18:59
wer die Demokratie für entbehrlich hält dem empfehle ich einen längeren Aufenthalt in Ländern wie dem Iran oder Nordkorea. Dort herrschen noch "Zucht und Ordnung" und diese Länder besitzen noch richtige "Führer" anstelle von Labertaschen :rolleyes:


Also Leute, kauft euch am besten heute noch Flugtickets

Beverly
12.01.2008, 12:52
wer die Demokratie für entbehrlich hält dem empfehle ich einen längeren Aufenthalt in Ländern wie dem Iran oder Nordkorea. Dort herrschen noch "Zucht und Ordnung" und diese Länder besitzen noch richtige "Führer" anstelle von Labertaschen :rolleyes:


Also Leute, kauft euch am besten heute noch Flugtickets

aber im Iran herrscht doch eine parlamentarische Demokratie und das Land hat einen demokratisch gewählen Präsidenten :rolleyes:

Rheinlaender
12.01.2008, 13:22
aber im Iran herrscht doch eine parlamentarische Demokratie und das Land hat einen demokratisch gewählen Präsidenten :rolleyes:

War das jetzt ironisch?

leuchtender Phönix
12.01.2008, 15:37
aber im Iran herrscht doch eine parlamentarische Demokratie und das Land hat einen demokratisch gewählen Präsidenten :rolleyes:

Du solltest erst einmal nüchtern werden, bevor du hier diskutierst.

Beverly
13.01.2008, 07:43
War das jetzt ironisch?

Werter Rheinlaender, du solltest Form nicht mit Inhalt verwechseln.

Von der Form her ist der Iran seit dem Sturz des Schahs eine republikanische Ordnung mit gegliederten Institutionen. Unter Chomeini war es eine Monokratie, weil der Ayatollah letztendlich alles beherrschte. Nach dem Tode Chomeinis griffen aber Bestimmungen, die nicht unähnlich denen in den USA die dauerhafte Etablierung einer personalen Diktatur verhindern sollten. Bei den Präsidentenwahlen und den Wahlen zum Parlament herrscht Konkurrenz - eben wie in einer Demokratie.

Die Inhalte dieses republikanischen Systems mögen vorm Arsch sein, Repression, Folter, Todesstrafe und erzreaktionäre Gesellschaftspolitik. Aber auch andere "Demokratien" wie Israel und die Türkei, die USA und Großbritannien, standen und stehen diesbezüglich nicht immer mit weißer Weste da. Du wirst besser wissen als ich, wie illiberal es früher im britischen Parlamentarismus zuging. Die USA wurden erst durch die Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre richtig zivilisiert, nur um in den kommenden Jahrzehnten immer mehr zu einer Plutokratie zu verkommen.

Beverly
13.01.2008, 07:44
Du solltest erst einmal nüchtern werden, bevor du hier diskutierst.

bei dir ist selbst nüchtern Hopfen und Malz verloren

Rheinlaender
13.01.2008, 08:16
Werter Rheinlaender, du solltest Form nicht mit Inhalt verwechseln.

Von der Form her ist der Iran seit dem Sturz des Schahs eine republikanische Ordnung mit gegliederten Institutionen.

Der Form halber ja. Es gibt aber eine egeln, die dieses republikanische Ordnung nicht demokratisch erscheinen lassen (aus der irnischen Verfassung - habe keine dt. Uebesetzung):

"Article 91 [Guardian Council]
With a view to safeguard the Islamic ordinances and the Constitution, in order to examine the compatibility of the legislation passed by the Islamic Consultative Assembly with Islam, a council to be known as the Guardian Council is to be constituted with the following composition:
1. six religious men, conscious of the present needs and the issues of the day, to be selected by the Leader, and
2. six jurists, specializing in different areas of law, to be elected by the Islamic Consultative Assembly from among the Muslim jurists nominated by the Head of the Judicial Power."

Dieser Council hat eine Vetorecht gegen Gesetze:

"Article 94 [Review of Legislation]
All legislation passed by the Islamic Consultative Assembly must be sent to the Guardian Council. The Guardian Council must review it within a maximum of ten days from its receipt with a view to ensuring its compatibility with the criteria of Islam and the Constitution. If it finds the legislation incompatible, it will return it to the Assembly for review. Otherwise the legislation will be deemed enforceable."

und weiter kann er Kandidaten fuer das Parlament (Consultative Assembly) ablehnen:

"Article 99 [Supervision of Elections]
The Guardian Council has the responsibility of supervising the elections of the Assembly of Experts for Leadership, the President of the Republic, the Islamic Consultative Assembly,
and the direct recourse to popular opinion and referenda."

Diese Supervision sieht so aus, dass unbequeme Kandidaten von der Wahl ausgeschlossen werden.

Hinzu kommt der sog. Leader (Art. 107 ff.) der Verfassung. Dieser wird laut Verfassung von einem Expertengremium gewaehlt, desse Bestellung wiederum von "Guardian Council" kontrolliert wird:

"Article 108 [Experts]
The law setting out the number and qualifications of the experts, the mode of their election, and the code of procedure regulating the sessions during the first term must be drawn up by the religious men on the first Guardian Council, passed by a majority of votes and then finally approved by the Leader of the Revolution. The power to make any subsequent change or a review of this law, or approval of all the provisions concerning the duties of the experts is vested in themselves."

Dieser "Leader" hat nicht nur die Kontrolle ueber den Guardian Council, sondern auch weitgehende exekutive Kompetenzen:

"Article 110 [Leadership Duties and Powers]

(1) Following are the duties and powers of the Leadership:
1. Delineation of the general policies of the Islamic Republic of Iran after consultation with the Nation's Exigency Council.
2. Supervision over the proper execution of the general policies of the system.
3. Issuing decrees for national referenda.
4. Assuming supreme command of the Armed Forces.
5. Declaration of war and peace and the mobilization of the Armed Forces.
6. Appointment, dismissal, and resignation of:
a. the religious men on the Guardian Council,
b. the supreme judicial authority of the country,
c. the head of the radio and television network of the Islamic Republic of Iran,
d. the chief of the joint staff,
e. the chief commander of the Isalmic Revolution Guards Corps, and
f. the supreme commanders of the Armed Forces.
7. Resolving differences between the three wings of the Armed Forces and regulation of their relations.
8. Resolving the problems which cannot be solved by conventional methods, through the Nation's Exigency Council.
9. Signing the decree formalizing the election of the President of the Republic by the people. The suitability of candidates for the Presidency of the Republic, with respect to the qualifications specified in the Constitution, must be confirmed before elections take place by the Guardian Council, and, in the case of the first term of a President, by the Leadership. 10. Dismissal of the President of the Republic, with due regard for the interests of the country, after the Supreme Court holds him guilty of the violation of his constitutional duties, or after a vote of the Islamic Consultative Assembly testifying to his incompetence on the basis of Article 89.
11. Pardoning or reducing the sentences of convicts, within the framework of Islamic criteria, on a recommendation from the Head of judicial power.
(2) The Leader may delegate part of his duties and powers to another person."

Gegen die Gefahr, dass diese Verfassung demokratiesiert wird, wurde fuer die Verfassungsaenderung ein Extragremium eingerichtet, dass im wesentlichen sich vom religoesen Fueherer dominiert wird:

"Article 177 [Revision by Council and Referendum]

(1) The revision of the Constitution of the Islamic Republic of Iran, whenever needed by the circumstances, will be done in the following manner:
The Leader issues an edict to the President after consultation with the Nation's Exigency Council stipulating the amendments
or additions to be made by the Council for Revision of the Constitution which consists of:
1. Members of the Guardian Council;
2. heads of the three branches of the government;
3. permanent members of the Nation's Exigency Council;
4. five members from among the Assembly of Experts;
5. ten representatives selected by the Leader;
6. three representatives from the Council of Ministers;
7. three representatives from the judiciary branch;
8. ten representatives from among the members of the Islamic Consultative Assembly; and
9. three representatives from among the university professors."

---

Die Verfassung Irans ist die eine klerikalen Staates mit einem demokraitischen Korrekturelement.


Unter Chomeini war es eine Monokratie, weil der Ayatollah letztendlich alles beherrschte. Nach dem Tode Chomeinis griffen aber Bestimmungen, die nicht unähnlich denen in den USA die dauerhafte Etablierung einer personalen Diktatur verhindern sollten. Bei den Präsidentenwahlen und den Wahlen zum Parlament herrscht Konkurrenz - eben wie in einer Demokratie.

Nur haben diese nichts zu bestimmen.

Zum Nachlesen:

http://www.servat.unibe.ch/law/icl/ir00000_.html

---

Dazu noch eine Bemerkung: Die derzeitige Verfassung ist so konstruiert, dass sie immanent keine Abschaffung der Herrschaft des Klerus zulaesst, aehnlich wie das GG keine Abschaffung der liberalen Demokraite erlaubt. So wie die Verfassung des Iran konstruiert ist, ist eine Demokratiesierung nur durch die Neuetablierung der "pouvoir constituant originaire" moeglich - im Volksmund: Durch Revolution.

Don
13.01.2008, 09:10
Schön.

Wir müssen beim letzten Satz verweilen.
Wie organisierst du diese Sicherung ?
Denkst du an ein Gewaltmonopol oder subsidiarische Gewalten ?
Wie kontrollierst und sicherst du diese Kräfte gegen Missbrauch ?

Du brauchst da nicht nachzufragen. Die Machtsicherung verläuft nach dem bewährten Prinzip: Recht hat der mit den geringsten Hemmungen die Konkurrenz zu schlachten. Oder schlachten zu lassen, je nach Intelligenz.

Beverly
13.01.2008, 18:23
(...)Die Verfassung Irans ist die eine klerikalen Staates mit einem demokraitischen Korrekturelement.

Mag sein und ich will das entsetzliche reaktionäre System auch nicht in Schutz nehmen. Aber mit dem gleichen Recht könnte man die Verfassung der USA als Plutokratie mit einem demokratischen Korruekturelement bezeichnen.


Dazu noch eine Bemerkung: Die derzeitige Verfassung ist so konstruiert, dass sie immanent keine Abschaffung der Herrschaft des Klerus zulaesst, aehnlich wie das GG keine Abschaffung der liberalen Demokraite erlaubt. So wie die Verfassung des Iran konstruiert ist, ist eine Demokratiesierung nur durch die Neuetablierung der "pouvoir constituant originaire" moeglich - im Volksmund: Durch Revolution.

Treffender als ich es vermochte hast du damit den Charakter republikanischer resp. repräsentativer "demokratischer" Ordnungen auf den Punkt gebracht. Sie sollen eine bestimme ideologische Grundausrichtung und eine bestimmte Verteilung von Macht und Besitz absichern. Ein System von checks and balances vorzugsweise innerhalb der herrschenden Eliten und der das System tragenden Teile der Bevölkerung. Nimm nach dem Iran und der BRD noch die "Volksdemokratie" in den Ostblockstaaten dazu, dann ist das Prinzip komplett.

Die iranische Verfassung sichert die islamistische Ausrichtung des Staates, das GG der BRD sichert die liberalistisch-kapitalistische Ausrichtung und die Verfassung der seligen DDR oder der SU sicherten die kommunistische Ausrichtung. Im Iran steht politisch der Klerus resp. mit ihm liierte Politiker an der Spitze, in der BRD eine Kaste von Polit-Funktionären und die Diskurse des Systems tragender Intellektueller und im Ostblock war es die Nomenklatura.
Im Iran dürften Wirtschaft und Politik in einem prekären Gleichgewicht sein, in der BRD hat sich das Kapital die Politik unterjocht und im Ostblock die Politik das Kapital.

Alles "demokratisch" ;) und dass das Volk dabei nichts zu sagen hat, ist Sinn der Übung. Die "Demokratie" soll nur Amok laufenden Tyrannen in der Art von Hitler, Stalin oder Saddam Hussein keine Aufstiegschancen bieten und die Macht in den Eliten verteilen.
Das Volk darf dabei sein Kreuzchen machen oder in irgendwelchen staatlichen Organisationen mitmachen. DDR und SU boten da vielleicht Mitwirkungsmöglichkeiten, die nicht schlechter als anderswo waren. Aber wer etwa in der SED einen authentischen Sozialismus verwirklichen wurde, war schnell am Rand oder ganz draußen.

Eine Demokratie, die diesen Namen verdient und wo das Volk uneingeschränkt über ideologische Ausrichtung und die Verteilung von Macht und Besitz bestimmen kann, ist das alles nicht. Nur ein Schwindel, der IMHO auf die ollen Griechen zurückgeht.
Im übrigen glaube ich immer mehr, dass die WR der ernsthafteste Versuch zu einer wirklichen Demokratie auf deutschem Boden war. Verhältniswahlrecht ohne 5-Prozent-Hürde, reichsweite Volksabstimmungen und Direktwahl des Staatsoberhauptes. Nur scheiterte es an miesem Personal, katastrophalen Umständen und den Intrigen der herrschenden Kreise, welche die Demokratie scheuten wie der Teufel das Weihwasser.

Aldebaran
13.01.2008, 18:50
... das GG der BRD sichert die liberalistisch-kapitalistische Ausrichtung ...

Ein wirklich liberalistisch-kapitalistischer Staat sähe gewiss anders aus. Immerhin findet in diesem und jedem anderen europäischen Staat eine gewaltige Umverteilung statt, die man nicht mehr als Korrektur bezeichnen kann. 10% der Steuerzahler zahlen 50% der Lohn- und Einkommenssteuersumme, während 20% der Steuerpflichtigen nur 0,1% davon zahlt. Es gibt eine Progression und keine Kopfsteuer.

http://www.focus.de/finanzen/steuern/tid-7624/einkommensteuer_aid_135375.html

Das GG enthält sogar explizite Privatisierungshindernisse, wie man an der Flugsicherung und der Diskussion um das Schienennetz sehen konnte.

Beverly
13.01.2008, 21:47
Ein wirklich liberalistisch-kapitalistischer Staat sähe gewiss anders aus. Immerhin findet in diesem und jedem anderen europäischen Staat eine gewaltige Umverteilung statt (...)

Die primäre Umverteilung in kapitalistischen Systemen ist die Aneignung von Mehrwert durch die Unternehmer sowie andere ökonomische Mechanismen, die zu einer extremen Ungleichheit an Besitz und Einkommen führen. Diesbezüglich ist die BRD "voll im Trend" mit z. T. absurden Relationen zwischen den Superreichen und einfachen Menschen.

Bärwolf
13.01.2008, 22:43
So stellt sich die Frage: [b]Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

M O N A R C H I E !

Rheinlaender
13.01.2008, 23:06
Mag sein und ich will das entsetzliche reaktionäre System auch nicht in Schutz nehmen. Aber mit dem gleichen Recht könnte man die Verfassung der USA als Plutokratie mit einem demokratischen Korruekturelement bezeichnen.

Das geht eben so nicht direkt aus der US-Verfassung hervor. Das die USA z. T. so funktionieren hat nicht mit der Verfassung zu tun, sondern mit dem Desinteresse vieler potenzieller Waehler.


Treffender als ich es vermochte hast du damit den Charakter republikanischer resp. repräsentativer "demokratischer" Ordnungen auf den Punkt gebracht. Sie sollen eine bestimme ideologische Grundausrichtung und eine bestimmte Verteilung von Macht und Besitz absichern. Ein System von checks and balances vorzugsweise innerhalb der herrschenden Eliten und der das System tragenden Teile der Bevölkerung.

Das eben nicht - die parlamentarische Demokratie eroeglich das Auswechseln der Eliten, bzw. die Adaption von neuen Eliten. Das iranische System ist aber so konstruiert, dass sich die klerikale Elite nur durch sich selber erneuern kann.


Die iranische Verfassung sichert die islamistische Ausrichtung des Staates, das GG der BRD sichert die liberalistisch-kapitalistische Ausrichtung

Das GG ist hier neutral, es ermoeglich sogar die Vergesellschaftung von Schluesselindustrien, es schreibt sie auch nicht vor. Die Entscheidung zur Marktwirtschaft traf der dt. Waehler 1949 und in der Bestaetigung der CDU in der Regieurng bis 1969. Wo Du recht hast, ist dass ein liberales Wirtschaftssystem einmal eingefuerht, schwer wieder abzuschaffen ist.

Was aber viele vergessen ist, dass viele der Reformen, die jetzt "rueckabgewickelt" werden eben nicht aus den 1950/60ern stammen, sondern aus der Zeit der Sozialliberalen Koalition.

Aldebaran
13.01.2008, 23:56
Die primäre Umverteilung in kapitalistischen Systemen ist die Aneignung von Mehrwert durch die Unternehmer sowie andere ökonomische Mechanismen, die zu einer extremen Ungleichheit an Besitz und Einkommen führen. Diesbezüglich ist die BRD "voll im Trend" mit z. T. absurden Relationen zwischen den Superreichen und einfachen Menschen.

Mehrwert gibt es nicht. Es gibt auch keinen Wert. Das sind "hidden parameters", wie man in der Physik sagen würde. Es gibt nur Preise, Löhne und Gewinne.

Die BRD befindet sich zwar im Trend, aber nur sehr schwach. Der absolute Trendsetter ist China, das sich in nicht einmal 30 Jahren von der egalitärsten Gesellschaften zu einer gewandelt hat, die in Lateinamerika nicht mehr auffiele.

klartext
14.01.2008, 01:49
aber im Iran herrscht doch eine parlamentarische Demokratie und das Land hat einen demokratisch gewählen Präsidenten :rolleyes:

Du hast erkennbar nicht die geringste Ahnung von den inneren Verhältnissen des Iran.
Im übrigen, dort würdest du am Kran landen, wie alle Transen, Homos und Lesben.
Aber interessant, dein Hang zu autoritären Strukturen, auch zum Iran, sind mit den Rechtsradikalen deckungsgleich.
Einer der Eigenschaften von Demokratie ist eine frei Oppositonen. Diese gibt es im Iran nicht. Du bist ein Witzbold, wetterst gegen unseren angeblichen Überwachungsstaat und plädierst für den Iran. Du würdest dich über so wenig Freiheit wundern.

Beverly
14.01.2008, 08:20
(...)Einer der Eigenschaften von Demokratie ist eine frei Oppositonen. Diese gibt es im Iran nicht. [blubb blubb]

Was meinst du mit "freier Opposition"? Personen und Strömungen innerhalb des Systems, die einen etwas anderen Kurs wollen? Die gibt es im Iran schon und vielleicht sägen sie irgendwann Ahmedinejad ab, wenn der mit seinen außenpolitischen Aktionen nicht mehr von den Problemen im eigenen Land ablenken kann.
Wenn du mit "freier Opposition" äber Kräfte meinst, die ein grundsätzlich anderes System wollen - die haben in westlichen Demokratien keinen größeren Stellenwert und mehr Handlungsfreiheit als im Iran. Wer im Iran ein säkulares System will, ist am Rande oder außerhalb des Systems. Wer im Westen direkte und wirkliche Demokratie oder auch nur eine gerechte Verteilung von Einkommen und Besitz will, ist auch am Rande oder außerhalb des Systems.
Im Iran mag diese Opposition rabiater unterdrückt werden als im Westen, doch das sind nur Unterschiede in den Methoden. Das Ziel ist das gleiche: sie zu eliminieren. Und wer sich nicht kaufen lässt resp. zu gefährlich wird, mag auch in westlichen Systemen die eine oder andere Unannehmlichkeit erleiden. Von den Kennedys bis zum NPD-Funktionär sind da etliche eines unnatürlichen Todes gestorben :rolleyes:

Wirkliche Demokratie, wo die Menschen selbst entscheiden wollen ob sie klerikale Bevormundung oder die Herrschaft parasitärer Superreicher wollen, sucht man nicht nur im Iran vergebens.

Beverly
14.01.2008, 08:28
(...)Das eben nicht - die parlamentarische Demokratie eroeglich das Auswechseln der Eliten, bzw. die Adaption von neuen Eliten. Das iranische System ist aber so konstruiert, dass sich die klerikale Elite nur durch sich selber erneuern kann.(...)

Aber genau das ist nicht der Unterschied: weder in der iranischen noch in der westlichen "Demokratie" gelangt jemand in die Eliten, der nicht die herrschenden Diskurse nachplappert. Idealerweise sind dazu Papageien geeignet, denn Menschen, die beim Reden auch denken, werden hüben wie drüben Schwierigkeiten mit dem immanentem Dummfug und den Gegensätzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit haben.

Bärwolf
14.01.2008, 11:53
wer die Demokratie für entbehrlich hält dem empfehle ich einen längeren Aufenthalt in Ländern wie dem Iran oder Nordkorea. Dort herrschen noch "Zucht und Ordnung" und diese Länder besitzen noch richtige "Führer" anstelle von Labertaschen :rolleyes:


Also Leute, kauft euch am besten heute noch Flugtickets

Kann es auch Dubai sein? In einem der Luxushotels? Da wird die Demokratie sicher gar schröcklich vermißt :D

Rheinlaender
14.01.2008, 12:07
Kann es auch Dubai sein? In einem der Luxushotels? Da wird die Demokratie sicher gar schröcklich vermißt :D

Spaetestens wenn Du in Dubai Aerger mit der Polizei hast, wirst Du Dich in eine funktionierende Demokraite zureckwuenschen. Es ging vor ueber einem Jahr hier ein Fall durch die Presse, dass eine Britin, von ihrem Arzt wg. chronischer Schmerzen, mit einem groesseren Vorrat an Codein zur Injection legal ausgestattet, in Dubai deshalb festgenommen wurde. Es hat das FCO ueber vier wochen gekostest bis es die Frau wieder heraus geholt hat, obwohl der Fall sehr klar war und eindeutig belegt werden konnte, dass die Frau dieses Codeine legal und legitim besass.

Sie sah waerend dieser Zeit nicht ein einziges Mal einen Haftrichter.

Freiherr
16.01.2008, 17:31
M O N A R C H I E !

Wie treffend!

Bärwolf
16.01.2008, 17:51
...Eine Demokratie, die diesen Namen verdient und wo das Volk uneingeschränkt über ideologische Ausrichtung und die Verteilung von Macht und Besitz bestimmen kann, ist das alles nicht. ...

Bist du dir sicher, das wirklich zu wollen? :D

Bärwolf
16.01.2008, 17:54
Spaetestens wenn Du in Dubai Aerger mit der Polizei hast, wirst Du Dich in eine funktionierende Demokraite zureckwuenschen. Es ging vor ueber einem Jahr hier ein Fall durch die Presse, dass eine Britin, von ihrem Arzt wg. chronischer Schmerzen, mit einem groesseren Vorrat an Codein zur Injection legal ausgestattet, in Dubai deshalb festgenommen wurde. Es hat das FCO ueber vier wochen gekostest bis es die Frau wieder heraus geholt hat, obwohl der Fall sehr klar war und eindeutig belegt werden konnte, dass die Frau dieses Codeine legal und legitim besass.

Sie sah waerend dieser Zeit nicht ein einziges Mal einen Haftrichter.

Nun ja, wonach ich mich sehnen würde wäre eine Rechtstaatlichkeit, das ist aber nicht mit Demokratie gleichzusetzen.

Beverly
16.01.2008, 18:38
Bist du dir sicher, das wirklich zu wollen? :D

Wenn sich das "Volk" in der uneingeschränkten und totalen Demokratie nicht über die ideologische Ausrichtung und die Verteilung von Macht und Besitz einig wird, wird eines dieser Dinge passieren:

- man teilt sich in Gruppen, wo darüber Konsens besteht
- wenn eine Minderheit, die eine andere ideologische Ausrichtung haben will, sehr klein ist, muss sie halt gehen
- man versagt bei der friedlichen Trennung ebenso wie bei der Konsensfindung und schlachtet sich gegenseitig ab

Die totale Demokratie hat so gesehen auch ihre Risiken, da prinzipiell alles der Entscheidung des Souveräns - des "Demos" - unterworfen ist. Eigentum, Menschenrechte ... gilt alles nur so lange wie es der "Demos" will. Aber ein Volk, dass noch bei Verstand ist, wird z. B. nur dann in den Gebrauch von Eigentum eingreifen, wenn er solche Auswüchse angenommen hat, wie in unserer Konzern- und Millionärsdiktatur. Ebenso wird das Volk willkürliche Eingriffe in die Rechte Einzelner vermeiden, da dann niemand mehr sicher ist.
Wobei man nicht vergessen darf, dass das Risiko von Eingriffen ins Eigentum und in die persönliche Selbstbestimmung um so größer ist, je weniger demokratisch ein System ist. Rheinlaender brachte das Beispiel Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), wo es keine Demokratie gibt und die Willkür dadurch um so größer ist.
Selbst wenn in der totalen Demokratie eine Mehrheit in Krisenzeiten meint, den eisernen Besen schwingen zu müssen, so wären Systeme wie die der Nazis und Stalinisten mit ihr unvereinbar. Die Herrschaft der Bourgeoisie und reaktionärer bürgerlicher Kreise aber auch. Deshalb fürchten diese sie wie der Teufel das Weihwasser und deshalb werden uns Systeme wie die der ollen Griechen als Ahnherren der Demokratie verkauft, ohne zu fragen, ob es nicht Völker gab, die da schon in Urzeiten mehr und wirkliche Demokratie praktiziert hatten.
So halte ich das Prinzip der Thingversammlung für bedenkenswert: man trifft sich und redet Tacheles. Entweder werden Konflikte friedlich gelöst oder man trennt sich im Streit, schlägt sich schlimmstenfalls den Schädel ein. Dann ist so oder so Ruhe :rolleyes:;)

Beverly
16.01.2008, 18:39
Nun ja, wonach ich mich sehnen würde wäre eine Rechtstaatlichkeit, das ist aber nicht mit Demokratie gleichzusetzen.

autoritäre Systeme haben sie aber nie richtig zustande bekommen

Dr.Zuckerbrot
16.01.2008, 19:08
autoritäre Systeme haben sie aber nie richtig zustande bekommen

Wie sieht denn Ihre Definition von Rechtsstaat aus, und welche Prüfkriterien haben Sie dafür?

Bärwolf
16.01.2008, 23:53
Wenn sich das "Volk" in der uneingeschränkten und totalen Demokratie nicht über die ideologische Ausrichtung und die Verteilung von Macht und Besitz einig wird, wird eines dieser Dinge passieren:

- man teilt sich in Gruppen, wo darüber Konsens besteht
- wenn eine Minderheit, die eine andere ideologische Ausrichtung haben will, sehr klein ist, muss sie halt gehen
- man versagt bei der friedlichen Trennung ebenso wie bei der Konsensfindung und schlachtet sich gegenseitig ab

Die totale Demokratie hat so gesehen auch ihre Risiken, da prinzipiell alles der Entscheidung des Souveräns - des "Demos" - unterworfen ist. Eigentum, Menschenrechte ... gilt alles nur so lange wie es der "Demos" will. Aber ein Volk, dass noch bei Verstand ist, wird z. B. nur dann in den Gebrauch von Eigentum eingreifen, wenn er solche Auswüchse angenommen hat, wie in unserer Konzern- und Millionärsdiktatur. Ebenso wird das Volk willkürliche Eingriffe in die Rechte Einzelner vermeiden, da dann niemand mehr sicher ist.
Wobei man nicht vergessen darf, dass das Risiko von Eingriffen ins Eigentum und in die persönliche Selbstbestimmung um so größer ist, je weniger demokratisch ein System ist. Rheinlaender brachte das Beispiel Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), wo es keine Demokratie gibt und die Willkür dadurch um so größer ist.
Selbst wenn in der totalen Demokratie eine Mehrheit in Krisenzeiten meint, den eisernen Besen schwingen zu müssen, so wären Systeme wie die der Nazis und Stalinisten mit ihr unvereinbar. Die Herrschaft der Bourgeoisie und reaktionärer bürgerlicher Kreise aber auch. Deshalb fürchten diese sie wie der Teufel das Weihwasser und deshalb werden uns Systeme wie die der ollen Griechen als Ahnherren der Demokratie verkauft, ohne zu fragen, ob es nicht Völker gab, die da schon in Urzeiten mehr und wirkliche Demokratie praktiziert hatten.
So halte ich das Prinzip der Thingversammlung für bedenkenswert: man trifft sich und redet Tacheles. Entweder werden Konflikte friedlich gelöst oder man trennt sich im Streit, schlägt sich schlimmstenfalls den Schädel ein. Dann ist so oder so Ruhe :rolleyes:;)


Na immerhin bist du dir auch über die negativen Konsequenzen bewußt. :D

Bärwolf
16.01.2008, 23:59
autoritäre Systeme haben sie aber nie richtig zustande bekommen

Ich glaube das ist gar nicht so die Frage von "autoritär" oder nicht.
Es ist eher die Frage nach der Verläßlichkeit. Preußen unter Friedrich II, war auch autoritär, aber auf die Gestze und Gerichtsbarkeit konnte man sich verlassen, man konnte sogar den König vor den Kadi bringen. Versuch das mal mit unserer Bundeskanzlerin :D

Und in unserer BRD sieht es auch nicht so rosig aus, wenn man sein Recht bekommen will. Hohe bürokratische Hürden, überlastete Gerichte. Das Chaos pur. Was nützen da einem die schönsten Gestze?

Beverly
18.01.2008, 10:26
Na immerhin bist du dir auch über die negativen Konsequenzen bewußt. :D

Können denn die "negativen Konsequenzen" in einer totalen Demokratie überhaupt größer sein, als sie in Diktaturen wie denen Hitlers und Stalins offen zutage traten oder in vielen (Pseudo-)Demokratien in der Art der USA und Großbritanniens nur immerzu unter den Teppich gekehrt wurden?

Kann denn eine Volksversammlung noch größeren Mist beschließen als er von Hitler oder Stalin oder auch Blair und Bush unter Ausschaltung des Volkswillens durchgesetzt wurde? Wobei die besagten Herrschaften auch noch vorgaben, den Willen des Volkes zu erfüllen - ja, wer als Volk den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Selbst im Negativ-Fall wäre bei einer totalen Demokratie wenigstens klar, dass das "Volk" so tief gespalten ist, dass es als Einheit nicht mehr funktionieren kann. Das Volk als Ganzes wäre IMHO selbst dann aber eher bereit, diesen Konflikt friedlich zu lösen - und sei es durch Selbstauflösung - als mit Gewalt, weil es selbst die negativen Folgen einer gewaltsamen Lösung ausbaden muss.
Autoritären Eliten und Demagogen dagegen sind die Folgen von Gewalt egal, solange sie andere ausbaden müssen.

Aber im Positiv-Fall wäre uns viel Mist erspart geblieben. Selbst die Geschichte der Weimarer Republik belegt z. B., dass die Politik der Nazis auf demokratischem Wege nie hätte durchgesetzt werden können. Die NSDAP bekam niemals eine absolute Mehrheit und Hitler scheiterte bei der Wahl zum Reichspräsidenten. Obwohl die WR reichsweite Plebiszite kannte, haben sich die Nazis meines Wissens nie getraut, Dung in der Art von "Juden muss die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt werden" zur Abstimmung zu stellen. Warum wohl? Weil vielleicht einer Mehrheit der Kragen geplatzt wäre - und zwar nicht mit den Juden, sondern mit so dümmlicher Hetze?

Rheinlaender
18.01.2008, 10:35
Ich glaube das ist gar nicht so die Frage von "autoritär" oder nicht.
Es ist eher die Frage nach der Verläßlichkeit. Preußen unter Friedrich II, war auch autoritär, aber auf die Gestze und Gerichtsbarkeit konnte man sich verlassen, man konnte sogar den König vor den Kadi bringen.

Das war die Theorie - die praxis war so, dass der Monarch jeden Prozess stoppen konnte und in einer Person hoechster Richter, Excutive Gewalt und Gesetzgeber war. Ferner war die Moelichkeit der Mehrheit der preussischen Unterthanen sehr beschraenkt, da die Junker als Lehnherren gleichzeitg die Gerichtbarkeit inne hatte und den preussischen Unterthenen der Weg zum Reichskammergericht verwehrt war.

Wirksame Kontrolle geht eben nur in einem offenen demokratischenStaat mit offener Rechungsfuehrung und parlamentatrischer Kontrolle.


Versuch das mal mit unserer Bundeskanzlerin

Kein Problem.


Und in unserer BRD sieht es auch nicht so rosig aus, wenn man sein Recht bekommen will. Hohe bürokratische Hürden, überlastete Gerichte. Das Chaos pur. Was nützen da einem die schönsten Gestze?

Das haengt eher damit zusammen, dass Deutsche wohl Weltmeister im Prozessefuehren sind, man meint alles muese vor Gericht ausgehandelt werden, statt einen Kompromis zu machen. Ich selber hatte heir zwei legalen Aerger mit meinem Nachbarn - da ganze konnte jeweils, noch bevor Anwaelte oder gar Richter eingeschaltet wurden, durch einen Kompromis geloest werden.

Bärwolf
18.01.2008, 12:49
Können denn die "negativen Konsequenzen" in einer totalen Demokratie überhaupt größer sein, als sie in Diktaturen wie denen Hitlers und Stalins offen zutage traten oder in vielen (Pseudo-)Demokratien in der Art der USA und Großbritanniens nur immerzu unter den Teppich gekehrt wurden?

Kann denn eine Volksversammlung noch größeren Mist beschließen als er von Hitler oder Stalin oder auch Blair und Bush unter Ausschaltung des Volkswillens durchgesetzt wurde? Wobei die besagten Herrschaften auch noch vorgaben, den Willen des Volkes zu erfüllen - ja, wer als Volk den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Selbst im Negativ-Fall wäre bei einer totalen Demokratie wenigstens klar, dass das "Volk" so tief gespalten ist, dass es als Einheit nicht mehr funktionieren kann. Das Volk als Ganzes wäre IMHO selbst dann aber eher bereit, diesen Konflikt friedlich zu lösen - und sei es durch Selbstauflösung - als mit Gewalt, weil es selbst die negativen Folgen einer gewaltsamen Lösung ausbaden muss.
Autoritären Eliten und Demagogen dagegen sind die Folgen von Gewalt egal, solange sie andere ausbaden müssen.

Aber im Positiv-Fall wäre uns viel Mist erspart geblieben. Selbst die Geschichte der Weimarer Republik belegt z. B., dass die Politik der Nazis auf demokratischem Wege nie hätte durchgesetzt werden können. Die NSDAP bekam niemals eine absolute Mehrheit und Hitler scheiterte bei der Wahl zum Reichspräsidenten. Obwohl die WR reichsweite Plebiszite kannte, haben sich die Nazis meines Wissens nie getraut, Dung in der Art von "Juden muss die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt werden" zur Abstimmung zu stellen. Warum wohl? Weil vielleicht einer Mehrheit der Kragen geplatzt wäre - und zwar nicht mit den Juden, sondern mit so dümmlicher Hetze?

Ja, gute Frage. Die Machtergreifung von politischen Gruppen (man kann da ruhig dein Beispiel nehmen) funktioniert in einer repräsentativen Demokratie ganz vorzüglich. Wäre die Weimarer Republik eine direkte Demokratie gewesen, hätte es vermutlich so manch anderen Ausgang nehmen können. Aber da läßt sich viel spekulieren.
Aber auch in mehr direkten Demokratien, wie in der Schweiz, ist es nicht ausgeschlossen, das der Mehrheitswille des Volkes ausgehebelt wird, wie man beim "Staatsstreich" gegen Blocher von seiten linker Lobbygruppen erleben durfte ;)

wintermute
19.01.2008, 07:42
So stellt sich die Frage: [b]Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

Die Frage sollte lauten: Gibt es eine Alternative zur Verwaltungsbürokratie? Zum "Wer kriegt das Lob? Wer wird befördert? Wer wird geschaßt, wenn es Schwierigkeiten gibt? Kann es zu einer Veränderung der Machtstruktur kommen, die uns den Arbeitsplatz kostet? Oder könnte sie eine untergeordnete Dienststelle wichtiger machen als uns?". Diese System ist unter allen Herrschern dasselbe. Unabhängig von deren Idealen. Diese Bürokratie ist die wahre Macht im Staate. Sie entscheidet letzten Endes, wer die Profite macht und wer nicht. Wer nach oben gespült wird und wer sein Leben lang Befehlsempfänger bleibt. Nach ihren ganz eigenen Regeln. Sie erzwingt den Konformismus, das Mittelmaß, und erstickt blind jede Innovation, die ihr gefährlich werden könnte.

Bärwolf
19.01.2008, 11:05
Das war die Theorie - die praxis war so, dass der Monarch jeden Prozess stoppen konnte und in einer Person hoechster Richter, Excutive Gewalt und Gesetzgeber war. Ferner war die Moelichkeit der Mehrheit der preussischen Unterthanen sehr beschraenkt, da die Junker als Lehnherren gleichzeitg die Gerichtbarkeit inne hatte und den preussischen Unterthenen der Weg zum Reichskammergericht verwehrt war.

Wirksame Kontrolle geht eben nur in einem offenen demokratischenStaat mit offener Rechungsfuehrung und parlamentatrischer Kontrolle.

Was auch überwiegend Theorie bleibt, da in der Praxis die auf selbsterhalt entarteten Bürokratien das unterlaufen. Was du oben beschreibst, hat sich machtstrukturell in eben diese Bürokratien transformiert, mit all ihren Abhängigkeitsverhältnissen. ich würde hier gar nichts sagen, wenn man das wenigstens offen zugeben würde.


Kein Problem.
In der Theorie



Das haengt eher damit zusammen, dass Deutsche wohl Weltmeister im Prozessefuehren sind, man meint alles muese vor Gericht ausgehandelt werden, statt einen Kompromis zu machen. Ich selber hatte heir zwei legalen Aerger mit meinem Nachbarn - da ganze konnte jeweils, noch bevor Anwaelte oder gar Richter eingeschaltet wurden, durch einen Kompromis geloest werden.

Dürfte kein Hindernisgrund sein, wenn gleiches Recht für alle gelten soll. Ist dem nicht so, stimmt das Sytem nicht.

elas
19.01.2008, 11:16
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?

In der Demokratie ist es wie in jedem Verein.
Wer sich engagiert kommt an die Spitze und bestimmt die Richtung, die Pfründe und die Spezln.

Deshalb der erbitterte Kampf unter den Parteien.
Die Vereinsmitglieder sind nebensächliches Stimmvieh.

Deshalb, wer nicht von Vorstandentscheidungen profitiert, nicht wählen oder Außenseiter wählen zwecks Konfusion......oder mitmachen und profitieren.

Beverly
24.01.2008, 09:01
In der Demokratie ist es wie in jedem Verein.
Wer sich engagiert kommt an die Spitze und bestimmt die Richtung, die Pfründe und die Spezln.

Deshalb der erbitterte Kampf unter den Parteien.
Die Vereinsmitglieder sind nebensächliches Stimmvieh.

Deshalb, wer nicht von Vorstandentscheidungen profitiert, nicht wählen oder Außenseiter wählen zwecks Konfusion......oder mitmachen und profitieren.

Selbst in der alles andere als kritischen Sendung "Bye bye Volkspartei" kamen die folgenden Aussagen:

1. Die Besten (der Gesellschaft) gehen nicht in die Parteien


2. Die Besten in den Parteien kommen in ihnen nicht an die Spitze

Ist IMHO selbsterklärend.

Rheinlaender
24.01.2008, 09:51
Was auch überwiegend Theorie bleibt, da in der Praxis die auf selbsterhalt entarteten Bürokratien das unterlaufen. Was du oben beschreibst, hat sich machtstrukturell in eben diese Bürokratien transformiert, mit all ihren Abhängigkeitsverhältnissen. ich würde hier gar nichts sagen, wenn man das wenigstens offen zugeben würde.

Diese sich selbst erhaltende Buerokratie ist zu einem gewissen Masse wirklich ein Problem. Zum einen hat z. B. Deutschland in letzten Jahren vor etlichen Dummheiten bewahrt (so wollte Fischer, als frischgebackener Aussenminister Deutschland im Nahostkonflikt gewaltig intervenieren lassen und seine Beamten haben ihm das ausgeredet), zum aderen besitzt sie nur eine extrem indirekte demokratische KOnktrolle und Legitimation.


Ich habe fuer dieses Problem, dass man einerseits die Fachleute braucht, weil sie ihren Laden kennen, andererseit sie dardurch zur eigentchen Regieurng werden keine wirkliche Loesung.


Dürfte kein Hindernisgrund sein, wenn gleiches Recht für alle gelten soll. Ist dem nicht so, stimmt das Sytem nicht.

Das ist ein Hindernissgrund, wenn Gerichte mit nachbarschaftstreiteren und aehnlichen Krimskrams staendig ueberlastet werden.

elas
24.01.2008, 10:03
Selbst in der alles andere als kritischen Sendung "Bye bye Volkspartei" kamen die folgenden Aussagen:

1. Die Besten (der Gesellschaft) gehen nicht in die Parteien


2. Die Besten in den Parteien kommen in ihnen nicht an die Spitze

Ist IMHO selbsterklärend.

Wer bestimmt wer die Besten sind?

Es geht nicht um Beste im Leben es geht um Sieger!

Bärwolf
24.01.2008, 10:07
Diese sich selbst erhaltende Buerokratie ist zu einem gewissen Masse wirklich ein Problem. Zum einen hat z. B. Deutschland in letzten Jahren vor etlichen Dummheiten bewahrt (so wollte Fischer, als frischgebackener Aussenminister Deutschland im Nahostkonflikt gewaltig intervenieren lassen und seine Beamten haben ihm das ausgeredet), zum aderen besitzt sie nur eine extrem indirekte demokratische Konktrolle und Legitimation.

Stimmt. Dieses Problem der Bürokratisierung (also das Ausufern) ist interessanter Weise auf kein bestimmtes politisches System beschränkt. man muß das wohl als grundsätzlich in der "menschlichen Natur" angelegt sehen ;) . Bis zu einem gewissen grade ist Bürokratie nicht nur negativ (hast Du oben beschrieben), das sehe ich auch so. Es gibt eben auch Beispiele wo es funktional gut klappt. Zum Problem wird es m. e. erst, wo es eben zu einem überwiegend selbsterhaltendem System wird.

Ich habe fuer dieses Problem, dass man einerseits die Fachleute braucht, weil sie ihren Laden kennen, andererseit sie dardurch zur eigentchen Regieurng werden keine wirkliche Loesung.

Stimmt!


Das ist ein Hindernissgrund, wenn Gerichte mit nachbarschaftstreiteren und aehnlichen Krimskrams staendig ueberlastet werden.

So gesehen auch richtig. Vielleicht sollte man hier gesellschaftliche Institutionen schaffen, die vorgerichtliche Konfliktbereinigung betreiben. Ich bin ja nun wahrlich kein Freund der Ex-DDR, aber eine gute Einrichtung gab es da, die sog. Konfliktkommission. Eben aus genau dem Grund, damit die Gerichte nicht "überlaufen". Naja, bei den ollen Germanen gab´s sowas auch (und den Musels, ich weiß ;) ) :D

Beverly
24.01.2008, 16:11
Wer bestimmt wer die Besten sind?

Es geht nicht um Beste im Leben es geht um Sieger!

Wertes Plüschtier,

es geht darum, dass ich einen großen Teil der Gestalten, die in Parteien und Verbänden angeblich die Interessen ihrer jeweiligen Klientel vertreten sollen, entweder für korrupt oder unfähig oder gekauft halte. Viele dürften auch als Agenten in die jeweiligen Organisationen eingeschleust worden sein. Bei der NPD gibt das System das ganz offen zu, es ist aber auch bei anderen Parteien und Organisationen so gewesen.

Integere Menschen wurden von dem Mob ausgebootet, haben resigniert oder wurden schlimmstenfalls "fertiggemacht". Mord inklusive.
Barschel ertrank in der Badewanne, Möllemann fiel vom Fallschirm, ein NPD-Funktionär erlitt einen tödlichen Autounfall, Kelly und Bastian (Grüne) sollen Selbstmord begangen haben. Ebenso die RAF-Häftlinge in Stammheim. Rudi Dutsche starb an den Folgen einen Kopfschusses, Rosa Luxemburg wurde ermordert, ebenso von Schleicher und Gregor Strasser.
Ja, die "Sieger" wussten sich schon der Besten zu entledigen, egal in welcher politischen Strömung. Ob rechts oder links, ob homo oder hetero - egal. Übrigens lustig, was für eine lange Tradition politisch opportuner Todesfälle die BRD und ihre Vorgängersysteme haben :rolleyes:

Früher oder später fragt sich jeder angesichts des grenzwertigen Agierens der "Kräfte", die angeblich für ihn oder sie da sein sollen, ob es da mit rechten - oder linken oder liberalen - Dingen zugeht. Ich durfte das an so unterschielichen und gegensätzlichen Strömungen wie den Nationalisten in meiner Heimatregion und der Homo-Lobby in Berlin beobachten. Lebensmäßig und ideologisch sind dazwischen mehrere Universen - doch darin, nur die Stricher und Polit-Fakes für das "System" zu mimen, dürften sich da viele einig sein. Der Nationalist kämpft nicht für die Nation, der Homo-Aktivist kämpft nicht für die Homos - beide kämpfen viel mehr um Posten und Pöstchen. Es ist doch erstaunlich, wer sich alles im Mastdarm dieses verkommenen Systems begegnet. Ich frage mich nur, wie die es da miteinander aushalten.

Du schreibst von Siegern. Du erwähnst aber nicht, dass es Sieger in Kämpfen sind, wo das Ergebnis von vornherein feststeht und dass die Sieger nicht siegen, weil sie kämpfen, sondern weil sie sich in die Gunst der wirklich Herrschenden einschleimen und von diesen als Marionetten gebraucht werden.

elas
25.01.2008, 11:00
Wertes Plüschtier,

es geht darum, dass ich einen großen Teil der Gestalten, die in Parteien und Verbänden angeblich die Interessen ihrer jeweiligen Klientel vertreten sollen, entweder für korrupt oder unfähig oder gekauft halte. Viele dürften auch als Agenten in die jeweiligen Organisationen eingeschleust worden sein. Bei der NPD gibt das System das ganz offen zu, es ist aber auch bei anderen Parteien und Organisationen so gewesen.

Integere Menschen wurden von dem Mob ausgebootet, haben resigniert oder wurden schlimmstenfalls "fertiggemacht". Mord inklusive.
Barschel ertrank in der Badewanne, Möllemann fiel vom Fallschirm, ein NPD-Funktionär erlitt einen tödlichen Autounfall, Kelly und Bastian (Grüne) sollen Selbstmord begangen haben. Ebenso die RAF-Häftlinge in Stammheim. Rudi Dutsche starb an den Folgen einen Kopfschusses, Rosa Luxemburg wurde ermordert, ebenso von Schleicher und Gregor Strasser.
Ja, die "Sieger" wussten sich schon der Besten zu entledigen, egal in welcher politischen Strömung. Ob rechts oder links, ob homo oder hetero - egal. Übrigens lustig, was für eine lange Tradition politisch opportuner Todesfälle die BRD und ihre Vorgängersysteme haben :rolleyes:

Früher oder später fragt sich jeder angesichts des grenzwertigen Agierens der "Kräfte", die angeblich für ihn oder sie da sein sollen, ob es da mit rechten - oder linken oder liberalen - Dingen zugeht. Ich durfte das an so unterschielichen und gegensätzlichen Strömungen wie den Nationalisten in meiner Heimatregion und der Homo-Lobby in Berlin beobachten. Lebensmäßig und ideologisch sind dazwischen mehrere Universen - doch darin, nur die Stricher und Polit-Fakes für das "System" zu mimen, dürften sich da viele einig sein. Der Nationalist kämpft nicht für die Nation, der Homo-Aktivist kämpft nicht für die Homos - beide kämpfen viel mehr um Posten und Pöstchen. Es ist doch erstaunlich, wer sich alles im Mastdarm dieses verkommenen Systems begegnet. Ich frage mich nur, wie die es da miteinander aushalten.

Du schreibst von Siegern. Du erwähnst aber nicht, dass es Sieger in Kämpfen sind, wo das Ergebnis von vornherein feststeht und dass die Sieger nicht siegen, weil sie kämpfen, sondern weil sie sich in die Gunst der wirklich Herrschenden einschleimen und von diesen als Marionetten gebraucht werden.

Danke für deine ausführlichen Kommentare.
Wir sind ja gar nicht weit auseinander.
Die Welt ist nun mal nicht von Idealisten regiert sondern von Opportunisten.
Ich erinnere mich an ein Lied aus vergangener Zeit:

"Wildgänse rauschen durch die Nacht
mit wildem Schrei nach Norden
unstete Fahrt, habt Acht, habt Acht
die Welt ist voller Morden."

Als Kind verstand ich das nicht recht.
Aber der Sinn wird mit den Jahren immer klarer.

Rheinlaender
25.01.2008, 11:17
Stimmt. Dieses Problem der Bürokratisierung (also das Ausufern) ist interessanter Weise auf kein bestimmtes politisches System beschränkt. man muß das wohl als grundsätzlich in der "menschlichen Natur" angelegt sehen . Bis zu einem gewissen grade ist Bürokratie nicht nur negativ (hast Du oben beschrieben), das sehe ich auch so. Es gibt eben auch Beispiele wo es funktional gut klappt. Zum Problem wird es m. e. erst, wo es eben zu einem überwiegend selbsterhaltendem System wird.

Es ist nicht so sehr die menshcliche Natur, sondern die Komplexitaet moderner Gesellschaften. Die Roemsiche Republik oder das alte Athen konnte noch von Hobby-Politkern regiert werden, das Roemische Reich nicht mehr. selbst der maechtige Kaiser brauchte seine Fachleute in der Form der Freigelassenen, die die Kanzlei betrieben.

In Europa wuerde den Beginn dieser Entwicklung irgentwann im 16. Jhrdt. ansetzen. Die Politik (und hier ist es fast egal, ob es sich um einen Fuersten oder gewaehlte Politker handelt) kann bestimmte Vorgaben setzen, die eigentliche Arbeit machen aber die Fachleute in den Ministerien und diese bestimmen in letzter Instanz die Politik erheblich mit.

Wie schon gesagt: Ich habe keine Loesung fuer das daraus entstehende demokratische Dilema.


So gesehen auch richtig. Vielleicht sollte man hier gesellschaftliche Institutionen schaffen, die vorgerichtliche Konfliktbereinigung betreiben. Ich bin ja nun wahrlich kein Freund der Ex-DDR, aber eine gute Einrichtung gab es da, die sog. Konfliktkommission. Eben aus genau dem Grund, damit die Gerichte nicht "überlaufen". Naja, bei den ollen Germanen gab´s sowas auch (und den Musels, ich weiß ;) ) :D

Nun, die "ollen Germanen" hatten ziemlich primitive Gesellschaften. Die britische Loesung ist anders: Anwaelte sind so teuer, dass man sich eine Zivilprozess dreimal ueberlegt. Zum teil sind im Gesetz auch andere Fachleute vorher einzuschalten. Ich selber hatte eine solchen Fall vorher mit meinen Nachbarn bezueglich einer gemeinsamen Hausmauer. Bevor ein Gericht einen solchen Fall annehmen wuerde muss nach Gesetz zunaechst bis zu drei Gutachten von Charted Surveyors (etwa "Vereidigte Bausachverstaendige") vorgelegt werden. Erst dann wuerde ein Gericht den Fall ueberhaupt annehmen. Es ist also in fast allen Faellen sehr viel billiger sich zu eignigen, bevor ein Richter involviert wuerde.

---

Zum Nachlesen: Party Wall etc. Act 1996 (http://www.opsi.gov.uk/acts/acts1996/ukpga_19960040_en_1)

Prokne
27.01.2008, 12:38
Die Demokratie: "Schauspieler mit großer Klappe"

"Die Politiker sollte man alle vergasen!"

Diesen Satz illustriert wie mies es um das Ansehen der Demokratie - "Herrschaft des Volkes" - beim Volk bestellt ist. Die Wahlbeteiligungen gehen zurück und immer mehr Menschen wählen radikale Parteien. Dass denen vorgeworfen wird, gegen die Demokratie zu sein, schreckt die wenigsten ab. Denn unter "Demokratie" verstehen viele nur noch Folgendes:

- bei Wirtschaft und Sozialem eine Politik von der nur noch eine privilegierte Minderheit profitiert
- Ausverkauf des Staates und öffentlicher Leistungen an Privatunternehmen, wodurch viele Dienstleistungen schlechter und teurer werden
- Verschlechterung ihrer materiellen Situation und nicht enden wollende Existenängste
- in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft drittklassige Eliten, die durch eine Negativauslese Karriere gemacht haben, die Schauspieler eben
- eine Politik, die weder wirkliche Chancen zu nutzen weiß noch auf reale Probleme Antworten gibt, aber den Menschen immer neue "Einschnitte" aufzwingt
- "demokratische Parteien der Mitte", die sich inhaltlich gleichen wie ein Ei dem anderen
- ein alles beherrschenden "mittigen" Diskurs, der keine Alternativen zulässt
- nicht enden wollenden Hetze gegen Menschengruppen, die zu Sündenböcken und Blitzableitern für das Versagen von Politik und Wirtschaft gemacht werden
- nur zu oft offener Wahlbetrug und Handeln gegen die Interessen derjenigen, von denen man gewählt wurde

All die Parteien, Institutionen, Unternehmen, Medien und Verbände, die angeblich Vielfalt, Wahlmöglichkeiten und Freiheit einer "offenen Gesellschaft" ausmachen, scheinen vom gleichen Funktionärstyp infiziert worden zu sein. Gekauften Apparatschiks, die im Dienste der wirklich Herrschenden überall dafür sorgen, dass die Dinge laufen, wie sie laufen sollen. Ein Freund, der mit beiden Beinen im Leben steht, sprach angesichts des Wirkens dieser Gestalten von Ohnmacht, da gegen ihre Machenschaften kein Kraut gewachsen zu sein scheint.
Der "Demokrat" ist nur noch jemand, der in eine Partei oder ein Unternehmen geht, immer brav die angesagten Diskurse nachplappert und zwanzig Jahre Bürosessel abnutzt. Hat er oder sie es dann an die Spitze geschafft, so darf unser Demokrat einige Jahre die Wünsche der herrschenden Kreise erfüllen. Dann wird er oder sie abgelöst und nicht selten - so man zu profiliert geworden ist - gibt es dabei noch einen Tritt. Siehe Stoiber in Bayern, siehe Chirac in Frankreich: auf dem Höhepunkt ihrer Karrieren waren sie Bayern resp. Frankreich, jetzt kennt sie keiner mehr.

Klappt dieses von den ollen Griechen zwecks Abfederung und Bemäntelung einer extrem ungleichen und elitären Herrschaft erfundene Sch***spiel etwa in Arabien oder Afrika nicht so reibungslos wie hier, haben unsere "Demokraten" natürlich eine Erklärung parat: nicht ihr System versagt, sondern die Menschen. Wie in allen Ideologien ist schließlich der Mensch für die Ideologie da und nicht umgekehrt :)

Vor allem wenn es die "Demokraten" dann dank prokapitalistischer Orientierung geschafft haben, ihre Völker in Armut zu wirtschaften, haben die die Schnauze voll. Aber was dann kommt, ist in der Regel "from bad to worse" :rolleyes:

Die Diktatur: "Ein Schauspieler mit ganz großer Klappe!"

Von Lenin bis Nasser, von Mussolini bis Peron und von Hitler bis Ulbricht sahen viele das Heil in der Diktatur. Ein starker Staat, Führerprinzip oder Diktatur des Proletariats sollten das Chaos und die Ungerechtigkeit einer nur zu oft von den Oberschichten beherrschten Demokratie beseitigen.
Der eine oder andere hatte da durchaus Anfangserfolge. Lenin prügelte Russland in die Moderne und Nasser setzte in Ägypten eine Landreform durch. Doch wenn der Schwung verpufft ist, kippt es ins andere Extrem. Entweder baut der jeweilige Duce selbst Mist oder sein Nachfolger tut es. Mussolini ließ sich mit Hitler ein, auf Lenin kam Stalin und Ägypten hat mit der Abfolge Nasser > Sadat > Mubarak einen personellen Niedergang an der Führungsspitze erlebt.
Klüngel, Oligarchie, Intrigen und Vetternwirtschaft feiern fröhliche Urständ. Der erste Diktator mag noch voll Tatendrang gewesen sein, seine Nachfolger dämmern oft nur noch dahin. Die Ohnmacht angesichts von Intriganten, denen sich niemand wirksam widersetzt, dürfte spätestens mit dem Aufstieg Stalins zur absoluten Macht in der SU Ausmaße angenommen haben, verglichen mit denen selbst die Zustände in einer Schröder-SPD noch heile Welt sind.

Schließlich erweisen sich in der Diktatur gefahrene etatistische Konzepte von Wirtschaft ungeachtet von Teilerfolgen insgesamt als untauglich. Siehe China, wo die Genossen mangels echter wirtschaftlicher Alternativen zum (Brutal-)Kapitalismus zurückgekehrt sind.

Nicht zu vergessen, dass in der Diktatur zu den Mängeln der Demokratie noch so schöne Dinge wie Folter, Hinrichtungen, Zensur, willkürliche Eingriffe ins Privatleben kommen :rolleyes:

Irgendwann haben die Menschen auch davon die Schnauze voll. Dann wollen sie Demokratie und sind nur zu oft davon enttäuscht.

So stellt sich die Frage: Gibt es Alternativen zu (formaler) Demokratie und offener Diktatur?



Das Beste ist immer noch die autokratische Monarchie.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Deutscher Bund, Deutsches Kaiserreich, dass war unsere große Zeit.

Rheinlaender
27.01.2008, 13:10
Das Beste ist immer noch die autokratische Monarchie.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, Deutscher Bund, Deutsches Kaiserreich, dass war unsere große Zeit.

Das Heilige Roemische Reich war nun alles moegliche, aber ganz bestimmt keine "autokratische Monarchie". Der Dt. Bund noch weniger, einige seiner Mitglieder hatte sogar demokratische bzw. konstituionelle Verfassungen.

Prokne
27.01.2008, 13:15
Das Heilige Roemische Reich war nun alles moegliche, aber ganz bestimmt keine "autokratische Monarchie". Der Dt. Bund noch weniger, einige seiner Mitglieder hatte sogar demokratische bzw. konstituionelle Verfassungen.


:rolleyes:

Was glaubst du, warum hinter dem ersten Satz ein Punkt und kein Komma ist!?
Der zweite Satz war im allgemeinen auf Monarchie bezogen und hatte nichts mit dem daüber zu tun... :rolleyes:

Bärwolf
27.01.2008, 14:06
Das Heilige Roemische Reich war nun alles moegliche, aber ganz bestimmt keine "autokratische Monarchie". Der Dt. Bund noch weniger, einige seiner Mitglieder hatte sogar demokratische bzw. konstituionelle Verfassungen.

Vielleicht besteht der Erfolg in der guten Mischung, sozusagen bei einigen lebenswichtigen Institutionen eher autoritär (z.B. Militär, Polizei, etc.), ansonsten eine gute Gewaltenteilung auf staatlicher Ebene (Rechtsstaatlichkeit), soviel liberale Freiheit wie möglich im ökonomischen Bereich (lieber mehr als weniger), eine tonangebende mehrheitliche Leitkultur und ethnoplurale Lebensbereiche, die der Leitkultur nicht feindlich gesinnt sind, aber in Eigenständigkeit existieren.
An der Staatsspitze ein Monarch oder Präsident mit nicht zu wenig macht (wie in Frankreich oder USA). Vor allem müssen sich gesellschaftliche Gruppen (Kirchen, Vereine, Verbände, etc.) frei organisieren, d. h. sie können selber darüber entscheiden, ob sie sich demokratisch oder autoritär organisieren wollen, das schützt vor fremdideologischen Übernahmen über bürokratische Strukturen (z.B dem heutigen Gendermainstreaming/ Multikulti, etc.).
Die Forderung einer vollkommenen demokratischen Durchorganisierung der Gesellschaft ist fatal, da das in ideologische Sackgassen führt und die Freiheit des Individuums zu gunsten ideologischer Demagogen einschränkt, es genügt der rechtstaatliche Rahmen, um das wichtigste zu regeln. Ein starker Minimalstaat, mit sowenig Bürokratie wie möglich und soviel förderativen Strukturen wie möglich, durch direkte Beteiligung der Bürger (statt bürokratischer Entmündiungsinstitutionen).